Handbuch Grüner Gockel der Protestantischen Matthäuskirchengemeinde Landau Wollmesheimer Höhe

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Inhaltsverzeichnis Stand: 12.11.07 Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 5 1.1 Schritt für Schritt zum Grünen-Gockel: eine Prozess-Übersicht 5 1.2 Kirchliches Umweltmanagement Der Grüne Gockel 9 1.3 Handbuch Grüner Gockel 16 1.4 Öffentlichkeitsarbeit 19 1.5 Weiterbildung von Mitarbeiter/Innen der Kirchengemeinde 19 1.6 Glossar 20 2 Projektstart 25 2.1 Idee, Anstoß und Beschluss 25 2.2 Projektvorbereitung 26 2.3 Auftaktveranstaltung 28 3 Schöpfungsleitlinien 30 3.1 Schöpfungsleitlinien entwerfen 30 3.2 Schöpfungsleitlinien verabschieden und veröffentlichen 30 4 Umweltbestandsaufnahme 31 4.1 Einführung durch kirchliche/n Umweltauditor /in 31 4.2 Umweltrelevante Bereiche 31 4.3 Erläuterung der Checklisten 32 4.4 Vorgehensweise festlegen 33 4.5 Datenerfassung und Ergebnisbericht 33 4.6 Überprüfung der Rechts - und Sicherheitskonformität 34 4.7 Lieferantendialog und Beschaffungsorganisation 34 4.8 Weitere Ideen für das Umweltprogramm (vergleiche Kapitel 5 ) 35 4.9 Präsentation und Bewertung der Ergebnisse im Umweltteam 35 4.10 Veröffentlichung der Ergebnisse und der Bewertung der Bestandsaufnahme 36 5 Umweltprogramm 37 GrünesBuch Verantwortlich ist der/die Umweltbeauftragte Seite 3 von 48

Inhaltsverzeichnis Stand: 12.11.07 5.1 Sammeln und prüfen möglicher Maßnahmen 37 5.2 Vereinbarung des Umweltprogramms 37 5.3 Verabschiedung und Veröffentlichung des Umweltprogramms 38 5.4 Umsetzung des Umweltprogramms 38 6 Umweltmanagementsystem 39 6.1 Organisation 39 6.2 Kommunikation 41 6.3 Dokumentation 42 7 Validierung 43 7.1 Kirchliche Umweltrevisor/innen und Umweltgutachter 43 7.2 Anfrage bei der Geschäftsstelle Grüner Gockel 43 7.3 Ablauf der Validierung 44 8 Jahr für Jahr 46 8.1 Allgemeines 46 8.2 Kennzahlen und Umweltprogramm 46 8.3 Revalidierung 47 9 Umweltteamsitzung 48 9.1 Terminplanung 48 9.2 Protokolle 48 GrünesBuch Verantwortlich ist der/die Umweltbeauftragte Seite 4 von 48

Einleitung Stand: 12.11.07 1 Einleitung 1.1 Schritt für Schritt zum Grünen-Gockel: eine Prozess-Übersicht GrünesBuch Verantwortlich ist der/die Umweltbeauftragte Seite 5 von 48

Einleitung Stand: 12.11.07 GrünesBuch Verantwortlich ist der/die Umweltbeauftragte Seite 6 von 48

Einleitung Stand: 12.11.07 GrünesBuch Verantwortlich ist der/die Umweltbeauftragte Seite 7 von 48

Einleitung Stand: 12.11.07 GrünesBuch Verantwortlich ist der/die Umweltbeauftragte Seite 8 von 48

Einleitung Stand: 12.11.07 1.2 Kirchliches Umweltmanagement Der Grüne Gockel 1.2.1 Umweltmanagement und Nachhaltige Entwicklung: Ein Auftrag der Kirchen Im Umweltschutz ist nachhaltiges Wirtschaften eng an die Endlichkeit der Ressourcen gekoppelt. Neben der rein ökologischen und ressourcenbezogenen Betrachtung kommt noch eine entwicklungspolitische Dimension hinzu, nämlich die Frage, wie gerecht die Ressourcen räumlich und zeitlich, d.h. in den verschiedenen Ländern dieser Erde und über die Generationen hinweg verteilt werden. Die UNCED- Konferenz für Umwelt und Entwicklung hat daher im Jahr 1992 in Rio de Janeiro die Agenda 21 formuliert: eine Zielvereinbarung für eine nachhaltige Entwicklung, die weit über das bisherige Selbstverständnis des Umwelt- und Naturschutzes hinausgeht. Es soll eine Einheit zwischen Ökonomie, Ökologie und Sozialem gebildet werden. Außerdem wurde die Klimarahmenkonvention ins Leben gerufen. Ein Schritt zur Umsetzung der Agenda 21 war beispielsweise der Lissabonner Aktionsplan, bei dem 1996 Vertreter/innen von Kommunen die Grundgedanken der Agenda 21 aufgriffen. Sie machten Vorschläge, wie diese insbesondere auf kommunaler Ebene umgesetzt werden können. Ergebnis war die Lokale Agenda 21, die auch in zahlreichen deutschen Städten und Gemeinden mittlerweile eingeführt wurde. Auf der 3. Nachfolgekonferenz zur Klimarahmenkonvention von Rio 1997 in Kyoto wurden konkrete Verpflichtungen der Industrieländer zur Reduktion der Treibhausgasemissionen vereinbart ( Kyoto- Protokoll ). Im Februar 2005 trat das Kyoto-Protokoll in Kraft. Allerdings haben die USA als größter CO 2 - Emittent das Protokoll nicht ratifiziert. Auch Bündnisse wie die EU und die OPEC tun sich mit vielen Vereinbarungen schwer und etlichen so genannten Entwicklungsländern gelingt kaum eine rasche Realisierung der nachhaltigen Entwicklung. Umweltschutzmaßnahmen, die auf regionale Verhältnisse und soziale Bedürfnisse der Bevölkerung Rücksicht nehmen, scheitern oftmals an den Rahmenbedingungen der Länder. Zur Lösung globaler Umweltprobleme ist ein weltweites gemeinsames Handeln im Sinne einer Entwicklungs- und Umweltpartnerschaft erforderlich. Genau hier liegt eine der Stärken und Kompetenzen der Kirchen. Seit Mitte/Ende der 1990er Jahre beschäftigten sich in Deutschland kirchliche Einrichtungen mit der Einführung von Umweltmanagementsystemen. Sowohl konzeptionell als auch beratend war von Anfang an der Verein KATE e.v. (Kontaktstelle Umwelt und Entwicklung) in Stuttgart ein Hauptmotor dieses kirchlichen Umweltmanagements. In den Jahren 2001-2003 beteiligten sich an einem bundesweiten Projekt, gefördert durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt, 16 kirchliche Einrichtungen an dem speziellen Projekt Kirchliches Umweltmanagement. Nahezu zeitgleich begann in der evangelischen Landeskirche Württemberg das Projekt Grüner Gockel. Es wurde versucht, den Aufwand und die Kosten für das Umweltmanagement nach EMAS zu minimieren. Beide Projekte verliefen äußerst erfolgreich. Mehr als 100 Kirchengemeinden, Verwaltungen, Klöster und Tagungshäuser sind inzwischen nach EMAS validiert oder haben das Zertifikat Grüner Gockel bzw. Grüner Hahn erhalten. Der Weg zu beiden Systemen ist gleich und wird als kirchliches Umweltmanagement bezeichnet. GrünesBuch Verantwortlich ist der/die Umweltbeauftragte Seite 9 von 48

Einleitung Stand: 12.11.07 Und die Entwicklung geht weiter. Immer mehr Landeskirchen und Diözesen, Verwaltungen, Tagungshäuser, Altenheime und Klöster haben mit der Einführung des kirchlichen Umweltmanagements begonnen, bzw. stehen kurz vor der Einführung. Aktuell sind rund 170 Kirchengemeinden und Einrichtungen auf dem Weg. Der Grüne Gockel ist aktive Ökumene. Das kirchliche Umweltmanagement stellt heute ein ausgereiftes System dar, welches kontinuierlich weiterentwickelt wird. Eine Stärke des Systems liegt im Austausch zwischen den Landeskirchen und Diözesen. Diese haben sich im ökumenischen Netzwerk Kirchliches Umweltmanagement (= KirUm) zusammengeschlossen, um einen möglichst bundesweit einheitlichen Standard zu gewährleisten. Die weitere Entwicklung sieht die Integration in bestehende Qualitätsmanagements bzw. die Einführung von integrierten Nachhaltigkeitsmanagements vor. Beides ist bereits erprobt und wird derzeit zur Serienreife entwickelt. 1.2.2 Kirchliches Umweltmanagement: Vom Reden zum Tun Wir Menschen sind Teil der Schöpfung Gottes, mit dem Auftrag, sie zu bebauen und zu bewahren. Aus diesem Auftrag heraus wurde 1983 der konziliare Prozess Frieden, Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung angestoßen. Im Bereich Bewahrung der Schöpfung haben sich in Kirchengemeinden und kirchlichen Einrichtungen viele Menschen an die konkrete Umsetzung gemacht. Das Potential des kirchlichen Umweltmanagements wurde auch von der Landessynode erkannt. Auf der Frühjahrssynode 2003 wurde auf Grund der positiven Erfahrungen in der Evangelischen Landeskirche Württemberg der Beschluss gefasst, eine Geschäftsstelle einzurichten und sie mit der Förderung des Konzeptes Grüner Gockel in Kirchengemeinden und kirchlichen Einrichtungen zu beauftragen. Ferner wurden die ökologischen Leitlinien für die Evangelische Landeskirche in Baden verabschiedet. Am 18. August 2003 wurde in der Ev. Landeskirche der Pfalz bei der Arbeitsstelle Frieden & Umwelt ebenfalls eine Stelle für eine Umweltbeauftragte besetzt (Frau Bärbel Schäfer). Als Anwältin der sprachlosen Schöpfung soll die Umweltbeauftragte der Evangelischen Kirche der Pfalz mit theologischer Begründung und ökologischem Fachwissen helfen, dass Christen sich als Teil der gesamten Schöpfung entdecken. Sie soll dazu ermutigen, neue Maßstäbe und Lebensformen für einen bewahrenden Umgang mit der Umwelt zu entwickeln. Sie beobachtet die für die Fragen der Umwelt wichtigen Vorgänge in der Öffentlichkeit, hält Kontakte zu Institutionen und gesellschaftlichen Gruppen, verbreitet Informationen und Anregungen und berät auf Anforderung die Kirchenleitung, Gemeinden und sonstige kirchliche Körperschaften. Zur Auftaktveranstaltung der ersten Gruppe von Kirchengemeinden, die mit dem Grünen Gockel im Oktober 2004 starteten, sagte Landesbischof Dr. Ulrich Fischer (evangelischen Landeskirche Württemberg): Umweltmanagement ist nicht nur ein Beitrag für eine umweltgerechtere Zukunft, sondern auch ein Schritt zu einer Kirche mit Zukunft. Die Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung ist GrünesBuch Verantwortlich ist der/die Umweltbeauftragte Seite 10 von 48

Einleitung Stand: 12.11.07 keine abseitige Tätigkeit von ökologisch Angehauchten; sie ist eine zentrale Aufgabe der Kirche in all ihren Handlungsfeldern. Mit dem kirchlichen Umweltmanagement soll eine Chance ergriffen werden, die vielfältigen theologischen Reflexionen, Verlautbarungen und Empfehlungen im eigenen Handeln zu konkretisieren. Die Entwicklung aus dem europäischen Öko-Audit heraus ermöglicht die Einführung moderner Ansätze für ein nachhaltiges Wirtschaften und dokumentiert, dass die Kirche sich ganz bewusst einem allgemein akzeptierten Standard stellt ohne einen eigenen Sonderweg zu suchen. Somit können die Kirchengemeinden auf der Basis eigener Praxis glaubwürdig und wirksam zu einer nachhaltigen Entwicklung in der Gesellschaft beitragen. 1.2.3 EMAS - Grüner Gockel Das kirchliche Umweltmanagement trägt den Namen Grüner Gockel. Was ist darunter zu verstehen und wie ist die Beziehung zu anderen Umweltmanagementsystemen? Als Instrumente für den Aufbau eines Umweltmanagements standen bisher die DIN EN ISO 14000ff zur Verfügung. Hinter der DIN-Norm verbirgt sich ein privatwirtschaftlich organisierter und für den Umwelt- und Qualitätsaspekt vergleichbar aufbereiteter weltweit gültiger Normenkatalog. Für die Europäische Union wurde als staatlich gefördertes, präventives Instrument das Eco Management and Audit Scheme (EMAS, Verordnung (EG) Nr. 761/2001) entwickelt. In diese EMAS-Verordnung wurde die DIN EN ISO 14000ff integriert. EMAS geht über diese hinaus, beispielsweise in der Pflicht zur Veröffentlichung der Umwelterklärung. Der Grundgedanke eines Umweltmanagementsystems ist es, Arbeitsabläufe so zu organisieren, dass eine kontinuierliche Verbesserung des Umweltschutzes erreicht wird. Im Optimalfall ist Umweltmanagement ein sich organisch in die spezifischen Bedürfnisse des Unternehmens und seiner Mitarbeitenden einfügendes System. Dabei wird die kontinuierliche Optimierung des Umweltschutzes durch Zuordnung und Neuordnung von Verantwortlichkeiten und durch an bestehende Arbeitsabläufe bestmöglich angepasste Arbeits- und Verfahrensanweisungen erreicht. Für den kirchlichen Bereich wurde der Grüne Gockel entwickelt. Er ist speziell auf die Bedürfnisse von Kirchengemeinden angepasst. Viele in der Industrie relevante Umweltaspekte sind hier nachrangig. Im Vordergrund stehen die indirekten Umweltauswirkungen. Die wichtigsten Elemente bei der Vorgehensweise sind: Die Information und Unterstützung durch die Geschäftsstelle im EOK Karlsruhe und der Arbeitsstelle Frieden & Umwelt der ev. Kirche der Pfalz die Betreuung durch ehrenamtliche kirchliche UmweltauditorInnen die Entwicklung und Bereitstellung des Leitfadens zur Durchführung und zur Erfassung der Umweltaspekte sowie weiterer Materialien für die Praxis und die Öffentlichkeitsarbeit. GrünesBuch Verantwortlich ist der/die Umweltbeauftragte Seite 11 von 48

Einleitung Stand: 12.11.07 Die Bewahrung der Schöpfung steht im Zentrum des kirchlichen Umweltmanagementsystems Grüner Gockel. Es ergeben sich aber noch weitere positive Effekte. So können Schwachstellen, insbesondere an Schnittstellen zwischen Arbeits- bzw. Verantwortungsbereichen, erkannt und beseitigt werden, Haftungsrisiken durch Prüfung gesetzlicher Umweltvorschriften vermindert werden, Ressourcen besser genutzt und Kosten gespart werden, Mitarbeitende sensibilisiert werden, ihre Arbeitsabläufe zu hinterfragen, Organisationsentwicklungspotenziale idealer weise unter Beteiligung aller Mitglieder einer Einrichtung realisiert werden, die Logos Grüner Gockel und EMAS für die Darstellung nach außen genutzt werden. die Idee in die Privathaushalte und Betriebe getragen werden (Kirche als Vorbild und Multiplikator). Wenn eine Gemeinde nach dem Grünen Gockel (d.h. nach diesem Leitfaden) arbeitet, hat sie im Ergebnis ein vollständiges Umweltmanagementsystem aufgebaut. Der Qualitätsstandard des Grünen Gockels ist mit EMAS identisch. Der einzige Unterschied liegt in der erweiterten Wahlmöglichkeit bei der Zertifizierung des Systems: Es steht einer Gemeinde frei, einen EMAS-Gutachter zu Validierung zu beauftragen oder das System durch eine/n kirchliche/n Umweltrevisor/in abnehmen zu lassen. 1.2.4 Vier gute Gründe für kirchliches Umweltmanagement Vielleicht werden Sie sich fragen: Umweltmanagement in meiner Kirchengemeinde ist das nicht übertrieben? Wenn Sie die Umweltauswirkungen einer Kirchengemeinde, mit denen eines Chemieunternehmens vergleichen, dann ist diese Frage berechtigt. Aber auch für Kirchengemeinden gilt: Viele Kilowattstunden Strom, viele Kubikmeter Gas, Öl, Wasser werden eingesetzt, um einen reibungslosen Betrieb zu gewährleisten. Zu bedenken sind auch die Abfallmengen die Woche für Woche entstehen. Zum Teil wird dadurch die Umwelt unnötig belastet, und es entstehen Kosten, die vermeidbar wären. Alle diese Punkte werden durch ein Umweltmanagement einer kritischen Prüfung und Verbesserung unterzogen. Aber es gibt weitere gute Gründe sich auf ein kirchliches Umweltmanagement einzulassen: Vom Projekt zum Prinzip Die Bewahrung der Schöpfung ist eine zentrale Aufgabe der Kirche. Sie ist verwurzelt im 1. Artikel des Glaubensbekenntnisses, in dem wir unseren Glauben an Gott den Schöpfer ausdrücken. Umweltmanagement ist ein systematischer Weg, das Umwelthandeln und damit die Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung in kirchlichen Strukturen und Arbeitsabläufen zu verankern. Durch Umweltmanagement entwickelt sich kirchlicher Umweltschutz vom manchmal belächelten Projekt einzelner zum Prinzip kirchlichen Handelns. GrünesBuch Verantwortlich ist der/die Umweltbeauftragte Seite 12 von 48

Einleitung Stand: 12.11.07 Ein Weg aus der Glaubwürdigkeitskrise Eine Kirche die Wein predigt politisch mehr Umweltschutz, einen anderen Lebensstil, Maßnahmen gegen den Treibhauseffekt fordert und im eigenen Bereich Wasser austeilt, erleidet einen Glaubwürdigkeitsverlust. Auch falsche Strukturen predigen. Umweltmanagement führt kontinuierlich vom Reden zum Tun in der Kirche. Es stärkt die kirchliche Glaubwürdigkeit nach innen und außen und schafft motivierende, beteiligungsorientierte Strukturen der Zusammenarbeit. Kirchliches Umweltmanagement ist kommunikativer Gemeindeaufbau Das Selbstverständnis von Kirche und Kirchengemeinde drückt Paulus mit dem Bild des Leibes, der sich aus vielen Gliedern zusammensetzt bzw. mit dem Bild des einen Geistes, der viele Gaben hat (1.Kor. 12), aus. Für eine lebendige Gemeinde, die die Menschenfreundlichkeit Gottes auf Erden bezeugt, sind alle Gemeindeglieder mit ihrer von Gott gegebenen Einzigartigkeit, mit ihren unterschiedlichen Ideen, Talenten und Fähigkeiten wichtig. Die Einführung von Umweltmanagementsystemen in Kirchengemeinden schafft zunächst für einen Teilbereich neue dem paulinischen Bild von der Gemeinde als Organismus entsprechende Strukturen. Jede/r einzelne ist eingeladen sich an dem kontinuierlichen Verbesserungsprozess zu beteiligen. Seine Talente, sein Wissen und Können sind gefragt. Außenstehende werden angesprochen und arbeiten mit. Gerade weil Umweltschutz oft als ein ziemlich zentrales Betätigungsfeld angesehen wird, kann eine neue Gemeindekultur erprobt werden, die richtungweisend für einen erfolgreichen Gemeindeaufbau sein kann. Kirchliches Umweltmanagement erschließt und fördert den Reichtum an Fähigkeiten und Talenten unter den Gemeindegliedern. Es hilft, eine neue kommunikative Kultur in Kirchengemeinden und kirchlichen Einrichtungen aufzubauen. Menschen werden motiviert, ihre Fähigkeiten und Kompetenzen zu entdecken und in das Gemeindeleben einzubringen. Umweltmanagement ist somit ein wichtiger Beitrag zu einer kommunikativen Gemeindepraxis und daher nicht nur ein Beitrag für eine umweltgerechtere Zukunft im Allgemeinen, sondern auch ein Schritt zu einer Kirche / Kirchengemeinde mit Zukunft. Kirchliches Umweltmanagement ist betriebswirtschaftlich wichtig und ökologisch bedeutsam In Zeiten knapper werdender Mittel müssen neue finanzielle Spielräume geschaffen werden. Nicht wenige Kirchengemeinden müssen heutzutage Haushaltsstrukturmaßnahmen durchführen. Umweltmanagement ermöglicht einer Gemeinde, durch das systematische Erfassen und Analysieren der Ist- Situation Schwachstellen und Potentiale zu erkennen. Das hat auf den ersten Blick nicht viel mit Umwelt zu tun. Ökologie ist jedoch auch immer verknüpft mit der Frage eines effizienten Umganges mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen. Genau dies wird im Grünen Gockel angestrebt. Bezogen auf das Umweltmanagement bedeutet dies drastisch ausgedrückt: Es gilt kwh statt Menschen arbeitslos werden zu lassen! Es gilt, Mittel für die Arbeit mit Menschen und möglichst nicht für den kostenträchtigen Betrieb der betagten Heizung bereitzustellen! Dies soll an einigen wenigen Zahlen einer Studie verdeutlicht werden, die 1994/95 den Energieverbrauch der EKD und ihrer Gliedkirchen untersucht hat. GrünesBuch Verantwortlich ist der/die Umweltbeauftragte Seite 13 von 48

Einleitung Stand: 12.11.07 Danach setzte die Evangelische Kirche in Deutschland in ihren Kirchengemeinden, Tagungseinrichtungen, Verwaltungen und Einrichtungen der Diakonie soviel Energie um wie die Stadt Hannover. Dabei wurde soviel CO 2 emittiert, wie die afrikanischen Länder Sudan und Kenia zusammen. Dies verursacht jährliche Kosten von 460 Mio.. Das wirtschaftliche Einsparpotential wurde auf 37 % geschätzt. Dies ist allein auf die Evangelische Kirche in Deutsch land (EKD) bezogen ein gewaltiges Einsparpotential, das mit Hilfe von Umweltmanagementsystemen systematisch erfasst und ökologisch umgesetzt werden kann. Der Grüne Gockel hat daher in doppelter Hinsicht ein sehr großes Potential: auf der Ebene der Gemeinde und auf der Ebene der Landeskirche bzw. EKD. GrünesBuch Verantwortlich ist der/die Umweltbeauftragte Seite 14 von 48

Einleitung Stand: 12.11.07 1.2.5 Kirchliches Umweltmanagement im Überblick Der Grüne Gockel ist so konzipiert, dass er in der Regel im Verlauf von 1,5 Jahren in einer Kirchengemeinde eingeführt werden kann. GrünesBuch Verantwortlich ist der/die Umweltbeauftragte Seite 15 von 48

Einleitung Stand: 12.11.07 1.3 Handbuch Grüner Gockel 1.3.1 Handhabung Das Handbuch Grüner Gockel ist ein Leitfaden für Kirchengemeinden, die ihr Umwelthandeln kontinuierlich und dauerhaft durch ein Umweltmanagementsystem verbessern und das Zertifikat Der Grüne Gockel anstreben. Das Handbuch Grüner Gockel wird Sie Schritt für Schritt zum Zertifikat Der Grüne Gockel führen. Es besteht aus einem Textteil sowie den eigenen Unterlagen, mit denen Sie die Durchführung des Projektes systematisch bewältigen können. Damit ermöglicht es gemeinsam mit den kirchlichen Umweltauditor/innen eine eigenständige Durchführung. Das Handbuch Grüner Gockel ist das Ergebnis der Arbeit mit kirchlichen Umweltauditor/innen und Kirchengemeinden, die sich nach der EMAS II Verordnung validieren lassen. Es wird erstellt und gepflegt von KATE (Kontaktstelle Umwelt und Entwicklung in Stuttgart) und der Geschäftsstelle Grüner Gockel im EOK (Evangelischer Oberkirchenrat) der Ev. Landeskirche in Baden in Kooperation mit der Evangelischen Landeskirche Württemberg. Ihre eigenen, zu den jeweiligen Kapiteln relevanten Unterlagen heften Sie bitte auch in diesem Buch ab. Der Leitfaden ist in einer sich immer wiederholenden Systematik aufgebaut. Die jeweilige Kapitelüberschrift beschreibt, um was es in diesem Kapitel geht. Es folgt eine Erläuterung des es. Unter Arbeitshilfen und Beratung ist angegeben, welche Materialien Sie wo finden oder welche Personen Sie zur Beratung hinzuzuziehen können. Hinter den beiden Trennblättern heften Sie bitte jeweils Ihre eigenen Unterlagen ab. Sie finden dort ein Verzeichnis, das die abgehefteten eigenen Unterlagen zu dem Kapitel auflistet. Mit diesem Leitfaden erhalten Sie eine Handbuch-CD, die Ihre primäre weiterführende Informationsquelle ist. Die CD enthält neben dem Leitfaden die Formularblätter (F) sowie Exceldateien mit den Checklisten für die Bestandserfassung. Darüber hinaus finden Sie eine Vielzahl von zusätzlichen Materialien aus der Praxis bzw. zur weiteren Vertiefung der Themen dieses Handbuches. Diese Informationen sind auf der CD entsprechend den Kapiteln des Handbuches in Ordnern abgelegt. Unter der o.g. Rubrik Arbeitshilfen finden Sie zusätzlich weitergehende Informationsmöglichkeiten. So erlauben z.b. die dort angegeben Internet-Seiten aktuelle Entwicklungen aufzugreifen, die noch nicht auf der CD berücksichtigt werden konnten. Mit diesem Leitfaden erhalten Sie eine Handbuch-CD, die Ihre primäre weiterführende Informationsquelle ist. Die CD enthält neben dem Leitfaden die Formularblätter (F) sowie Exceldateien mit den Checklisten für die Bestandserfassung. Darüber hinaus finden Sie eine Vielzahl von zusätzlichen Materialien aus der Praxis bzw. zur weiteren Vertiefung der Themen dieses Handbuches. Diese Informationen sind auf der CD entsprechend den Kapiteln des Handbuches in Ordnern abgelegt. Unter der o.g. Rubrik Arbeitshilfen finden Sie zusätzlich weitergehende Informationsmöglichkeiten. So erlauben z.b. die dort angegeben Internet-Seiten aktuelle Entwicklungen aufzugreifen, die noch nicht auf der CD berücksichtigt werden konnten. Mit dem Handbuch Grüner Gockel erhalten Sie ein Hilfsmittel, mit dem Sie Ihre Kirchengemeinde sicher zur Validierung nach EMAS bzw. nach Der Grüne Gockel führen können. Die Validierung wird entweder von einem Umweltgutachter oder von einem/r kirchlichen Umweltrevisor/in durchgeführt. GrünesBuch Verantwortlich ist der/die Umweltbeauftragte Seite 16 von 48

Einleitung Stand: 12.11.07 Voraussetzung dafür ist: Das Umweltteam stellt die für die Kirchengemeinde notwendigen eigenen Unterlagen (s.u.) zusammen. Wichtiger als die Erfüllung der äußeren Form ist aber, dass es gelingt, in der Gemeinde die Motivation zur Bewahrung der Schöpfung zu erkennen, zu erhalten und zu stärken. Dazu ist das Umweltmanagement ein hervorragender Weg, und das Handbuch macht Sie mit allen Details vertraut. Was Papier aber nicht ersetzten kann, ist der menschliche Kontakt. Das Umweltmanagement lebt vom Miteinander im Team und in der Gemeinde. Legen Sie deshalb größten Wert auf die soziale Seite des Umweltmanagements. Das Handbuch Grüner Gockel ist ein sehr gutes Hilfsmittel, aber eben nur ein Hilfsmittel und kann deshalb Ihr Engagement und Ihre Initiative nur unterstützen. Der Umfang des Leitfadens und der Arbeitsmaterialien soll Sie nicht abschrecken. Im 1. Jahr während der Einführung ist der Arbeitsaufwand durch die Umweltbestandsaufnahme deutlich höher als später. Die Erfahrung zeigt, dass die Umweltteams in den Kirchengemeinden zum Teil mit großem Engagement weit mehr erfassen als es der Pflichtteil des Grünen Gockels erfordert. Die Checklisten und Formulare berücksichtigen diese Kür -Möglichkeiten. Umgekehrt kann dadurch auch der Eindruck erweckt werden, dass vor allem bei der Bestandserfassung der Aufwand nicht im Verhältnis zum Nutzen stehen kann. Sprechen Sie deshalb besonders in diesem Schritt Ihr Vorgehen mit Ihren Umweltauditor/Innen ab. GrünesBuch Verantwortlich ist der/die Umweltbeauftragte Seite 17 von 48

Einleitung Stand: 12.11.07 P F L I C H T U N T E R L A G E N U N D F O R M U L A R E I M H A N D B U C H GR Ü N E R G O C K E L Diese Übersicht hilft Ihnen zu kontrollieren, ob bis zur Validierung alle notwendigen Unterlagen zusammengestellt worden sind. Inhalt Pflicht Formular Kapitel Beschluss Presbyterium zur Einführung des Umweltaudits X 2 F1 Beteiligte Personen X F1 2 F2 Zeitplan F2 2 Organigramm der Kirchengemeinde X 2 F3 Ideenspeicher Umweltprogramm F3 5 Schöpfungsleitlinien X 3 Ausgefüllte Checklisten X 4 F4 Rechtskataster X F4 4 Lokale Satzungen X 4 F5 Lieferantenbefragung F5 4 F6 Portfolioanalyse X F6 4 F7 Umweltprogramm X F7 5 F8 Umweltorganigramm X F8 6 F9 Umweltbetriebsprüfung X F9 6 Protokolle der Umweltteamsitzungen X 9 Protokolle der jährlichen Umweltbetriebsprüfung X 6 Bewertung durch die oberste Leitung (management review) X 6 Umwelterklärung X 6 Gültigkeitserklärung der Umwelterklärung X 7 Zertifikat EMAS / Grüner Gockel X 7 GrünesBuch Verantwortlich ist der/die Umweltbeauftragte Seite 18 von 48

Einleitung Stand: 12.11.07 1.4 Öffentlichkeitsarbeit Das kirchliche Umweltmanagement Grüner Gockel fußt auf einer möglichst breiten Information aller haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen der Kirchengemeinde, aber auch weiterer Akteure innerhalb der politischen Gemeinde. Öffentlichkeitsarbeit ist daher ein wichtiger Aspekt Ihrer Arbeit, der sie über den gesamten Zeitraum begleiten sollte. Nicht selten erreicht man auf diesem Wege auch bisher wenig engagierte Kirchenmitglieder. Versuchen Sie möglichst umfassend die Menschen über Ihr Tun in Kenntnis zu setzen. Hierfür gibt es vielerlei Möglichkeiten, exemplarisch seien genannt: Gemeindebrief und Gemeinde-Infoschaukasten die eigene Auftaktveranstaltung Lokale Presse bei Veranstaltungen Grüne Wand : meist im Foyer des Gemeindehauses. Sie informiert über die aktuelle Arbeit des Umwelt-Teams und zeigt z.b. die Ergebnisse der Bestandsaufnahme Stellwände bei kirchlichen Veranstaltungen Die Geschäftsstelle Grüner Gockel bietet eine Reihe von Werbematerialien an. Jede Kirchengemeinde stehen DIN A2-Plakate zur Verfügung mit einer frei verfügbaren Fläche in der unteren Hälfte. Für größere Veranstaltungen können Banner ausgeliehen werden (Maße: 2,60 x 3,50m (z.b. Hauswand); 0,60 x 2,50m (z.b. Eingang), 0,50 x 1,00 m (z.b. Rednerpult); Zusammenstellung siehe Datei Werbematerialien auf der Handbuch-CD)). 1.5 Weiterbildung von Mitarbeiter/Innen der Kirchengemeinde Im Rahmen der Einführung des Grünen Gockels können Mitarbeiter/Innen der Gemeinde an Schulungen teilnehmen, die von der Geschäftsstelle angeboten werden. Zurzeit werden jeweils zweimal pro Jahr Tageskurse zu den Themen Umweltfreundliche Haustechnik und Kommunikation und Prozessplanung angeboten. Ziel der Schulungen ist es, die gemeindliche Kompetenz zum Thema Umweltmanagement zu stärken. Ob jemand und welche Person in der Kirchengemeinde daran teilnimmt, ergibt sich meist aus dem Tätigkeitsfeld der Mitarbeiter. So nehmen am ersten Kurs vor allem Hausmeister und Kirchendiener teil, am zweiten eher Personen aus dem Sekretariatsbereich oder dem Umweltteam selbst. Die Teilnahme ist freiwillig, die Kosten inklusive Anreise trägt die Geschäftsstelle Grüner Gockel. Von dort wird auch rechtzeitig über die Termine informiert. Ort der Schulung ist immer eine der teilnehmenden Grüner Gockel-Gemeinden. GrünesBuch Verantwortlich ist der/die Umweltbeauftragte Seite 19 von 48

Einleitung Stand: 12.11.07 1.6 Glossar Arbeitsanweisungen: Arbeitsanweisungen sind Regelungen für sehr spezifische Tätigkeiten in begrenzten Arbeitsbereichen. Sie können z.b. im Umwelthandbuch der Gemeinde/Einrichtung dokumentiert werden. Audit: (siehe auch Umweltbetriebsprüfung) Audits sind Überprüfungsverfahren, die mit dem Ziel durchgeführt werden, die Wirksamkeit und Vollständigkeit eines Managementsystems zu überprüfen. Dazu wird der Ist-Zustand erfasst, dieser mit dem Soll-Zustand verglichen und Schwachstellen bzw. Verbesserungsmöglichkeiten werden aufgezeigt. Aufbau- und Ablauforganisation: Die Ablauforganisation regelt Abläufe und Verfahren innerhalb der Gemeinde/Einrichtung, d.h. Tätigkeiten im Rahmen des Umweltmanagementsystems werden organisiert. Die Aufbauorganisation regelt die Zuständigkeiten und Strukturen für die Durchführung der Abläufe, d.h. die Zuständigkeiten der Mitarbeiter/Innen und Mitarbeiter innerhalb des Umweltmanagementsystems werden damit festgelegt. Die Darstellung der Aufbauorganisation erfolgt in einem Organigramm. Checklisten: Die Checklisten sind eine unentbehrliche Dokumentationsform während der Umweltbestandsaufnahme. Die Checklisten liegen als Excel-Datei vor und erlauben neben dem reinen Erfassen der Daten auch eine solide Auswertung der Daten sowie Darstellung der Ergebnisse. Diese Darstellungen lassen sich gut für die Öffentlichkeitsarbeit und die Umwelterklärung verwenden. Der Grüne Gockel : Bezeichnung für das Umweltmanagement in Kirchengemeinden und kleineren kirchliche Einrichtungen. Die Überreichung des Zertifikates Der Grüne Gockel erfolgt durch die Landeskirche, wenn der/die kirchliche Umweltrevisor/in nach der Prüfung des Handbuchs Grüner Gockel und des Vor-Ort- Besuchs bestätigt, dass die Gemeinde systematisch und nachvollziehbar kontinuierlich durch ihr Handeln und ihre Umwelt-Organisation zu einer Entlastung der Umwelt beiträgt und dieses Handeln öffentlich macht. EMAS Verordnung: Abkürzung für eco management and audit scheme Verordnung bzw. Verordnung (EG) Nr. 761/2001 des Europäischen Parlamentes und des Rates vom 19. März 2001 über die freiwillige Beteiligung von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem für das Umweltmanagement und die Umweltbetriebsprüfung. GrünesBuch Verantwortlich ist der/die Umweltbeauftragte Seite 20 von 48

Einleitung Stand: 12.11.07 Emissionen: Emissionen sind von einer Anlage oder Gemeinde ausgehende Luft- und Wasserverunreinigungen, Geräusche, Erschütterungen, Licht, Wärme, Strahlen und ähnliche Erscheinungen. Gradtagzahlen: Die Gradtagszahlen ermöglichen es, die Wärmeenergieverbräuche von witterungsbedingten Schwankungen zu bereinigen. So ist ein realistischer Vergleich der Verbrauchswerte verschiedener Jahre möglich. Gültigkeitserklärung: Die Gültigkeitserklärung ist ein vom Umweltgutachter ausgestelltes Schriftstück, das die Umwelterklärung eines von ihm geprüften Standortes für gültig erklärt, da sie mit den Anforderungen der EMAS- Verordnung übereinstimmt. Handbuch Grüner Gockel: Das Handbuch Grüner Gockel ist das Ergebnis der Zusammenarbeit von kirchlichen Umweltauditor/innen mit Kirchengemeinden, die sich nach der EMAS II Verordnung zertifizieren lassen. Das vorliegende Handbuch baut auf dem Grünen Buch der Evangelischen Landeskirche Württemberg auf. Es wird erstellt und gepflegt von KATE e.v. und der Geschäftsstelle Grüner Gockel im EOK der Evangelischen Landeskirche in Baden. Es ist eine Anleitung, die Kirchengemeinden zum Zertifikat Der Grüne Gockel führt. Kirchliche/r Umweltauditor/in: Der/die kirchliche Umweltauditor/in begleitet die Gemeinde bei der Einführung des Umweltmanagementsystems. Er/sie hat dazu an einer entsprechenden Ausbildung teilgenommen. In der Regel wohnt der/die kirchliche/r Umweltauditor/in in einer anderen Gemeinde als der betreuten. Kirchliche/r Umweltrevisor/in: Der/die kirchliche Umweltrevisor/in prüft das Umweltmanagementsystem der Gemeinde und führt die Validierung gemäß den Vorschriften des Grünen Gockels durch. Er/sie ist durch die Landeskirche zugelassen und muss die erforderlichen Voraussetzungen wie Zuverlässigkeit, Unabhängigkeit und Fachkunde erfüllen. Kontinuierliche Verbesserung: Der kontinuierliche Verbesserungsprozess im Umweltschutz ist das grundlegende Ziel eines Umweltmanagementsystems. Der Prozess soll dabei messbare Ergebnisse hinsichtlich der wesentlichen Umweltaspekte liefern. GrünesBuch Verantwortlich ist der/die Umweltbeauftragte Seite 21 von 48

Einleitung Stand: 12.11.07 Öko-Audit Öko-Audit wird häufig als Begriff für die erste Verordnung zum Umweltmanagement benutzt. Im Sinne der EG-Verordnung ist es ein Managementinstrument zur systematischen Bewertung der Leistungen des Umweltschutzes und des Managements. Schöpfungsleitlinien (Umweltpolitik): Die Schöpfungsleitlinien umfassen die umweltbezogenen Gesamtziele und Handlungsgrundsätze Ihrer Gemeinde. Sie sind mittel- bis langfristig angesetzt ohne einen konkreten Zeithorizont. Standort: Das Gelände, das der Kontrolle der Gemeinde untersteht und an dem die Dienstleistung erbracht wird, einschließlich der dazugehörigen Ausstattung und Infrastruktur. Umweltaspekte: Umweltaspekte sind Aspekte, die Wirkungen auf die Umwelt haben und in Zusammenhang mit den Tätigkeiten der Gemeinde/Einrichtung stehen. Es kann sich um direkte Umweltaspekte (direkt beeinflussbar, Wirkung messbar, z.b. Heizenergie, Wasserverbrauch, CO 2 -Ausstoß) oder um indirekte Umweltaspekte (nur indirekt zu beeinflussen, Wirkung nicht so leicht messbar, z.b. Bildungsarbeit, Beschaffung, Geldanlagen) handeln. Für Kirchengemeinden liegen große Potentiale im Bereich der indirekten Umweltaspekte. Umweltauswirkungen: Die Gemeinde ist hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Umwelt zu prüfen und zu beurteilen. Dies umfasst alle positiven oder negativen Veränderungen der Umwelt, die ganz oder teilweise, direkt oder indirekt mit der Kirchengemeinde zusammenhängen. Umweltbericht: Der Umweltbericht ist eine Zusammenstellung der umweltbezogenen Informationen. Er dient der Kommunikation über die Umweltaspekte innerhalb der Gemeinde. Im Gegensatz zur Umwelterklärung gibt es für den Inhalt des Umweltberichts keine Vorgaben und er wird nicht vom Gutachter für gültig erklärt. Umweltbestandsaufnahme (Umweltprüfung): Die Umweltbestandsaufnahme ist die erste, umfassende Analyse der Umweltfragen, Umweltauswirkungen und der Umweltleistungen der Gemeinde. Sie dient der Ermittlung und Bewertung der wesentlichen Umweltaspekte und bildet damit die Grundlage für die Schaffung eines Umweltmanagementsystems. Die Methodik, Ergebnisse und Schlussfolgerungen der Umweltbestandsaufnahme sollten schriftlich in einem Umweltbericht festgehalten werden. Während sich die Umweltbestandsaufnahme auf den Ist-Zustand vor Einführung des Umweltmanagementsystems bezieht, ist die Umweltbetriebsprüfung eine Prüfung, die das bereits eingerichtete Umweltmanagementsystem überprüft. GrünesBuch Verantwortlich ist der/die Umweltbeauftragte Seite 22 von 48

Einleitung Stand: 12.11.07 Umweltbetriebsprüfung (Internes Audit): Die Umweltbetriebsprüfung ist ein Managementinstrument und dient dazu, die Funktionsfähigkeit des Umweltmanagementsystems und die Umsetzung des Umweltprogramms in regelmäßigen Abständen systematisch zu überprüfen, zu dokumentieren und objektiv zu bewerten. Umwelterklärung: Die Umwelterklärung ist eine für die Öffentlichkeit bestimmte Erklärung über die umweltrelevanten Aspekte der Gemeinde. Sie ist das Aushängeschild des gesamten Umweltmanagementsystems der Gemeinde und nach außen gerichtet. Die Umwelterklärung wird in kleinen Einrichtungen wie Kirchengemeinden alle drei Jahre erstellt und durch den unabhängigen Umweltgutachter geprüft und für gültig erklärt. Umweltgutachter: Der Umweltgutachter prüft die Konformität des Umweltmanagements gemäß den Vorgaben der EMAS-Verordnung. Er ist von der zu begutachtenden Gemeinde unabhängig und gemäß EMAS-VO Art. 4 zugelassen. Umweltkennzahlen: Umweltkennzahlen informieren über einen zahlenmäßig erfassbaren Tatbestand. Umweltkennzahlen lassen sich unterscheiden in: Umweltleistungskennzahlen (Kenngrößen für die physikalischen Aspekte, z.b. Energieverbrauch), Umweltmanagementkennzahlen (Maßzahlen für die organisatorische Leistungsfähigkeit, z.b. Anzahl von Schulungen), Umweltzustandskennzahlen (Indikatoren für den Zustand der betroffenen Umwelt, z.b. Raumluftqualität). Umweltleistungen: Umweltleistungen sind die Ergebnisse, die das Umweltmanagement hinsichtlich der verschiedenen Umweltaspekte vollbringt. Umweltmanagementbeauftragte/r (Schöpfungsbeauftragte/r): Ziel der Arbeit der/des Umweltmanagementbeauftragten ist eine Überwachung des Umweltmanagementsystems unter Berücksichtigung der EMAS-Verordnung (EG) Nr. 761/2001 bzw. des Grünen Gockels. Sie/er koordiniert die Tätigkeiten innerhalb der Organisation bzgl. des Umweltmanagementsystems. Umweltmanagementsystem: Das Umweltmanagementsystem beschreibt die Organisationsstrukturen, Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten, Verhaltensweisen, Verfahrensanweisungen, Abläufe und Mittel, die für die Umsetzung und Aufrechterhaltung der Schöpfungsleitlinien (Umweltpolitik) notwendig sind. GrünesBuch Verantwortlich ist der/die Umweltbeauftragte Seite 23 von 48

Einleitung Stand: 12.11.07 Umweltprogramm: Das Umweltprogramm beschreibt konkrete Zielsetzung der Gemeinde, um den Umweltschutz zu verbessern. Es werden konkrete Maßnahmen zur Erreichung der Umweltschutzziele mit Verantwortlichkeiten, Fristen und Mitteln, die zur Umsetzung notwendig sind, beschrieben. Umweltschutzziele: Umweltschutzziele sind die Ziele, die sich für die Gemeinde aus der Umweltpolitik ergeben. Sie sollten möglichst quantifizierbar sein. Die Umweltzielsetzung ist dabei ein Gesamtziel, das sich in Umwelteinzelziele unterteilen lässt, die ebenfalls quantifizierbar sein sollen. Im Umweltprogramm werden den Umweltzielsetzungen und -einzelzielen Maßnahmen, Fristen, Verantwortlichkeiten und benötigte Mittel zugeordnet. Umweltteam: Das Umweltteam fungiert als zentrale Steuerungs- und Kommunikationseinheit im Rahmen des Umweltschutzes. Es sollte vorbereitend an allen Aufgaben und Entscheidungen, die den Umweltschutz betreffen, mitwirken, bevor diese von der Gemeindeleitung in Kraft gesetzt werden. Umweltzirkel: Umweltzirkel sind in der EMAS-VO nicht festgeschrieben. Sie können Arbeitskreise sein, die Sie zu konkreten Fragestellungen einberufen. Über Umweltzirkel in den Arbeitsbereichen der Gemeinde können Sie sicherstellen, dass Belegschaftswissen über vorhandene ökologische Schwachstellen und Ihre Behebung in die Entwicklung des Umweltmanagementsystems einfließen kann. Validierung: Die Validierung ist die Überprüfung des Umweltmanagementsystems durch einen Umweltgutachter bzw. eine/n kirchlichen Umweltrevisor/in. Dabei wird geprüft, ob eine Umweltschutzpolitik festgelegt wurde, ein vorschriftsmäßiges Umweltmanagementsystem und ein Umweltprogramm bestehen, ob die Umweltprüfung und -betriebsprüfung den Vorgaben der EMAS-Verordnung bzw. des Grünen Gockels gemäß durchgeführt wurden und ob die Umwelterklärung alle Voraussetzungen für die Ausstellung einer Gültigkeitserklärung erfüllt. Verfahrensanweisungen: Verfahrensanweisungen definieren bestimmt wiederkehrende Arbeitsabläufe für die verschiedenen Bereiche der Gemeinde. Sie können z.b. im Umweltmanagementhandbuch der Gemeinde dokumentiert werden. GrünesBuch Verantwortlich ist der/die Umweltbeauftragte Seite 24 von 48

Projektstart Stand: 12.11.07 2 Projektstart 2.1 Idee, Anstoß und Beschluss 2.1.1 Erstinformation und Klärung des finanziellen Aufwands Interessierte aus der Gemeinde informieren sich über das Projekt Grüner Gockel und planen die weitere Vorgehensweise. Es ist hilfreich, wenn schon zu diesem Zeitpunkt ein kleiner Kreis von interessierten Personen in der Gemeinde besteht oder sich ein bestehender Ausschuss diesem Thema widmet, um das Presbyterium vom Sinn des Vorhabens zu informieren. Zudem muss die Finanzierung des Projektes bedacht werden. Da die wesentliche Arbeit in der Gemeinde von ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen geleistet werden soll, ist der Prozess mit begrenztem finanziellem Aufwand verbunden. Unter Berücksichtigung der bisherigen Erfahrungen (Stand 03/2005) liegen die Gesamtkosten für die Einführung des Grüner Gockels in einer Kirchengemeinde bei ca. 5.500 über einen Zeitraum von 12-18 Monaten. Der Anteil für die Kirchengemeinde liegt inklusive Validierung bei 750-900. Hierzu gehören die Aufwandsentschädigung für die kirchlichen Umweltauditor/innen (25 pro Abend zuzüglich Fahrt- und Sachkosten) sowie anteilig 250 für die Validierung. Eine genauere Aufstellung gibt die Datei Kosten. 2.1.2 Angebot: Referent /innen einladen Ein Informationsabend, bei dem das Projekt Grüner Gockel von einer/m kompetenten Referentin/en vorgestellt wird, ist hilfreich, um Interessierte aus der Gemeinde und vor allem auch das Presbyterium gezielt zu informieren. In vielen Fällen übernimmt der Leiter der Geschäftsstelle Grüner Gockel; André Witthöft-Mühlmann, diese Aufgabe. 2.1.3 Beschluss des Presbyteriums Da es sich um ein längerfristiges, verbindliches Projekt handelt, das kontinuierliche Veränderungen im Umweltbereich zur Folge haben wird, ist ein Beschluss des Presbyteriums die Voraussetzung für die Durchführung. Das Presbyterium ist besser vom Vorhaben zu überzeugen, wenn es kompetent informiert wird der Finanzaufwand absehbar ist schon Leute gewonnen werden konnten, die an einer Mitarbeit interessiert sind. Ein Auszug aus dem Beschlussprotokolls des Presbyterium wird im Handbuch Grüner Gockel festgehalten. GrünesBuch Verantwortlich ist der/die Umweltbeauftragte Seite 25 von 48

Projektstart Stand: 12.11.07 2.1.4 Einsetzung einer /s Schöpfungs oder Umweltbeauftragten Das Presbyterium setzt auf Vorschlag aus dem Kreis der Umwelt-Aktiven in der Gemeinde eine/n Schöpfungsbeauftragte/n oder Umweltbeauftragte/n ein. Diese/r organisiert die Einführung und Aufrechterhaltung des Grünen Gockel. Die/der Schöpfungsbeauftragte / Umweltbeauftragte ist zusammen mit dem zukünftigen Umwelt Team dafür verantwortlich, dass die Weitergabe von Informationen, die Koordination und Kooperation mit der Leitung der Kirchengemeinde und anderen Gruppierungen organisiert ist. Ist er /sie selbst nicht Mitglied des Presbyteriums, ist eine Person des Presbyterium als Ansprechperson für den/die Schöpfungsbeauftragte/n zu benennen oder den/die Schöpfungsbeauftragte/n zusätzlich in das Presbyterium zu berufen. Somit ist der Informationsfluss zur Leitung der Kirchengemeinde gewährleistet. 2.1.5 Mitteilung an die Geschäftsstelle Grüner Gockel im EOK Die Gemeinde teilt der Arbeitsstelle Frieden & Umwelt der ev. Kirche der Pfalz den Beschluss des Presbyterium zur Teilnahme und die Einsetzung des/der Schöpfungsbeauftragten mit. Die Geschäftsstelle ist die Kooperations- und Koordinationsstelle des Projektes Grüner Gockel. 2.2 Projektvorbereitung 2.2.1 Die Geschäftsstelle Grüner Gockel beauftragt ein oder zwei kirchliche Umweltauditoren/Umweltauditorinnen Jeweils ein bis zwei ausgebildete kirchliche Umweltauditor/innen begleiten die Gemeinden in der Phase der Einführung des Grünen Gockels. Sie haben die Aufgabe, die Gemeinde während der Zeit vom Beschluss bis zur ersten Begutachtung (Validierung) zu betreuen und zu unterstützen. Nach Möglichkeit sollten sie nicht aus der Gemeinde selber kommen. Die Geschäftsstelle nimmt telefonisch mit dem/der Schöpfungsbeauftragten, sowie dem/der potentiellen Umweltauditor/in Kontakt auf und beauftragt diese in gegenseitigem Einvernehmen. Sie vermittelt jemand aus der näheren Umgebung und schickt der Gemeinde vor dem ersten Treffen mit den Umweltauditor/innen das Handbuch Grüner Gockel zu. GrünesBuch Verantwortlich ist der/die Umweltbeauftragte Seite 26 von 48

Projektstart Stand: 12.11.07 2.2.2 Treffen des/der kirchlichen Umweltauditors/in mit der Gemeindeleitung und/oder der/dem Schöpfungsbeauftragten Bei dem Treffen der Gemeindeleitung oder/und des/der Schöpfungsbeauftragten sowie des schon bestehenden Kreises an Umweltinteressierten mit der/dem kirchlichen Umweltauditor/in wird das Handbuch Grüner Gockel besprochen. Inhalt und Ablauf können so diskutiert werden. Die Informationen für die Gemeinde, die Suche nach Mitarbeiter/innen und die Auftaktveranstaltung können geplant werden. Ein gemeinsamer Zeitplan (F2) wird beschlossen und die Meilensteine zeitlich festgelegt. Auch wenn dieser Punkt erst am Schluss kommt, sollte möglichst frühzeitig entschieden werden, welche Form der unabhängigen Überprüfung gewählt wird. Hierbei kann entweder eine kirchliche/r Umweltrevisor/in prüfen oder ein zugelassener Umweltgutachter der Deutschen Akkreditierungsstelle für Umweltgutachter beauftragt werden. Die badische Landeskirche befürwortet die Prüfung durch eine/n Umweltgutachter/in. Der Weg bis zur Überprüfung ist in beiden Fällen identisch. Für Details siehe Kapitel 7 Validierung. 2.2.3 Information der Gemeinde Der/die Schöpfungsbeauftragte sorgt in Zusammenarbeit mit der Gemeindeleitung dafür, dass die Gemeinde über das Projekt informiert wird. Je früher dies geschieht, desto besser. Dabei soll das Projekt konkret, überschaubar, motivierend und den Möglichkeiten der Gemeinde entsprechend dargestellt werden. Der/Die Umweltauditoren/innen unterstützen Sie hierbei gerne. 2.2.4 Ausschauhalten nach möglichen Mitarbeiter /innen Der/die Schöpfungsbeauftragte und andere schon vorhandene Interessierte sprechen gezielt mögliche Mitarbeiter/innen für das Umweltteam an. Oft finden sich Personen, die in der Gemeinde noch nicht aktiv mitarbeiten, aber gerade für den Bereich Umwelt und Schöpfung ansprechbar sind. Persönliche Beziehungen / persönliche Anfragen spielen dabei eine wichtige Rolle. Sinnvoll ist es oft, ein Organigramm der eigenen Kirchengemeinde zu erstellen, um dann aus dem ganzen Spektrum der Gemeindeglieder und der ehren- und hauptamtlichen Arbeit Mitglieder für das Umweltteam oder einzelne Aufgaben zu gewinnen. Das Organigramm ist darüber hinaus bereits eine wichtige Orientierung, welche Hierarchien in der Kirchengemeinde existieren. Welche Gruppen und Personen gibt es, welche Funktion bzw. Aufgabe erfüllen diese und wer trifft welche Entscheidungen? Mit diesem Wissen wird es Ihnen im Verlauf des Prozesses leichter fallen, Verantwortlichkeiten festzulegen. GrünesBuch Verantwortlich ist der/die Umweltbeauftragte Seite 27 von 48

Projektstart Stand: 12.11.07 Die Erfahrung zeigt, dass das Erstellen eines Organigramms und die Diskussion in den wichtigsten Gremien den ganzen Grüner Gockel-Prozess stimuliert. Die Menschen erkennen, dass hier wirklich grundlegend die Kirchengemeinde erschaut wird. Nicht selten geschieht das Hinterfragen des Wer macht eigentlich was in unser Gemeinde? zum ersten Mal. 2.3 Auftaktveranstaltung 2.3.1 Planung der Auftaktveranstaltung Der/die Schöpfungsbeauftragte, kirchliche/r Umweltauditor/in und weitere Interessierte planen eine Auftaktveranstaltung. Diese ist der offizielle Start des Projektes in der Gemeinde. Sie ist für den weiteren erfolgreichen Ablauf ein wichtiger Baustein, der gut vorbereitet sein will. Die Gestaltung kann sich an Vorlagen anderer Gemeinden orientieren. Sie soll situationsgerecht und kreativ sein. Eine (persönlich gehaltene) Einladung an die vorhandenen Gruppierungen in der Gemeinde und an Schlüsselpersonen sowie öffentlich wirksame Pressemitteilungen erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass viele Gemeindemitglieder der Einladung folgen. 2.3.2 Erste Ideen zum Umweltprogramm Ein wichtiger Baustein der Auftaktveranstaltung ist die Sammlung von bereits vorhandenen Umweltaktivitäten und das Sammeln erster Ideen zu weiteren Umweltaktivitäten. Die Teilnehmenden werden damit ernst genommen und konkret beteiligt. Die Ideen werden in einer Liste, dem Ideenspeicher Umweltprogramm, gesammelt. HINWEIS: Machen Sie Fotos von der Auftaktveranstaltung. Diese können Sie gut für die Öffentlichkeitsarbeit und für die Umwelterklärung (Kap. 6.2.4) verwenden 2.3.3 Bildung des Umweltteams Mit der Auftaktveranstaltung ist das Ziel verbunden, ein arbeitsfähiges Umweltteam zu bilden (ca. 3-8 Personen), das gemeinsam mit dem /der Schöpfungsbeauftragten und mit Unterstützung der/des kirchlichen Umweltauditors/in für die Einführung des Grünen Gockel zuständig ist, die erforderlichen Maßnahmen plant und eventuell mit weiteren Beteiligten durchführt. Das Umweltteam trifft sich bis zur ersten Validierung etwa alle 4-8 Wochen. Von allen Sitzungen werden Protokolle (mit Anwesenheitsliste und Ergebnissen) angefertigt. Verantwortlichkeiten sowie der Zeitplan werden im Team immer wieder besprochen und geklärt. Aber letztlich gilt: Umfang des Teams und Häufigkeit der Sitzungen bestimmen Sie als Team selbst. GrünesBuch Verantwortlich ist der/die Umweltbeauftragte Seite 28 von 48

Projektstart Stand: 12.11.07 2.3.4 Öffentlichkeitsarbeit Berichte über die Auftaktveranstaltung in der lokalen und regionalen Presse, dem eigenen Gemeindeblatt und auf der eigenen Homepage können eine breite Öffentlichkeit für das Thema sensibilisieren und das Handeln in der Kirche transparent und bekannt machen. In diese Veröffentlichungen gehören auch Informationen über den Grünen Gockel in der Kirchengemeinde und über das Umwelt-Team wer Ansprechpartner/in ist (i.d.r. Schöpfungsbeauftragte/r) ist und über den aktuellen Stand bei der Einführung. E I G E N E U N T E R L A G E N K A P I T E L 2 Protokollauszug des Presbyterium mit Beschluss zur Einführung des Umweltaudits F1 Beteiligte Personen Kopie der Mitteilung an die Geschäftsstelle Grüner Gockel F2 Zeitplan Veröffentlichungen und Informationsmaterialien für die Gemeinde Organigramm der Kirchengemeinde Ablaufplanung der Auftaktveranstaltung Einladungen Ergebnisprotokoll der Auftaktveranstaltung Berichte / Presseartikel über die Auftaktveranstaltung der Gemeinde die mit gekennzeichneten Unterlagen sind Pflicht GrünesBuch Verantwortlich ist der/die Umweltbeauftragte Seite 29 von 48

Schöpfungsleitlinien Stand: 12.11.07 3 Schöpfungsleitlinien 3.1 Schöpfungsleitlinien entwerfen Die Schöpfungsleitlinien beschreiben in allgemein gehaltener Form das große Ziel des kirchlichen Umweltmanagements, d.h. in welche Richtung sich die Kirchengemeinde in ihrer Schöpfungsverantwortung kontinuierlich entwickeln (verbessern) will und wo sie daher zukünftige Akzente und Schwerpunkte setzen will. Mit den Schöpfungsleitlinien werden Grundsätze des Umweltschutzes in der Kirchengemeinde festgehalten. Sie dienen der mittel- bis langfristigen Orientierung für alle umweltrelevanten Entscheidungen und Handlungen und müssen daher der Gemeinde und der Öffentlichkeit bekannt gemacht werden. Der Zeitpunkt für die Erarbeitung der Schöpfungsleitlinien ist variabel. Ebenso die Dauer des Entstehungsprozesses. Sie können (was zu empfehlen ist) zu Beginn des Prozesses entstehen, zu einem späteren Zeitpunkt oder über einen längeren Zeitraum, jedoch müssen sie vor der ersten Validierung fertig sein (das heißt: spätestens dann, wenn der Umweltgutachter oder -revisor das Handbuch zur Prüfung zugeschickt bekommt. Das ist in der Regel sechs Wochen vor dem Besuchstermin in der Kirchengemeinde). Einige Aspekte müssen in den Schöpfungsleitlinien verpflichtend erwähnt werden (s. Material).Um eine breite Grundlage in der Gemeinde zu erreichen, ist eine möglichst hohe Beteiligung der Gemeindemitglieder bei der Erarbeitung und Formulierung anzustreben. Dieses Verfahren ist zwar aufwändig, aber für den Verlauf des weiteren Prozesses hilfreich, da die Schöpfungsleitlinien die umwelt- / schöpfungsbezogene Verfassung der Gemeinde darstellen und von möglichst vielen mitgetragen werden sollten. Der Entwurf wird dem Presbyterium vom Umweltteam zur Beschlussfassung vorgelegt. Schöpfungsleitlinien anderer Gemeinden oder die ökumenischen Schöpfungsleitlinien der ACK können eine Hilfe sein. 3.2 Schöpfungsleitlinien verabschieden und veröffentlichen Die Schöpfungsleitlinien werden der Leitung der Kirchengemeinde, bzw. dem Presbyterium vorgelegt, dort diskutiert und verabschiedet. Durch die Veröffentlichung der Schöpfungsleitlinien in der Kirchengemeinde und der Presse wird die Verbindlichkeit erhöht und die Ernsthaftigkeit des Anliegens glaubwürdig. Kirchengemeindemitglieder können die Leitlinien für sich übernehmen und im eigenen Leben umsetzen. E I G E N E U N T E R L A G E N K A P I T E L 3 Beschlossene Fassung der Schöpfungsleitlinien Veröffentlichung der Schöpfungsleitlinien der Gemeinde die mit gekennzeichneten Unterlagen sind Pflicht GrünesBuch Verantwortlich ist der/die Umweltbeauftragte Seite 30 von 48