Vortrag zur Tagung Familien in Trennung und Scheidung Evangelische Akademie Tutzing, 06.06.2011 Kinder in Trennungs- und Fortsetzungsfamilien: Risiken, Chancen und Herausforderungen Prof. Dr. Sabine Walper Ludwig-Maximilians-Universität München
Übersicht: 1. Scheidungskinder im Spiegel der Forschung 2. Zentrale Etappen der Familienentwicklung: vor und nach der Trennung/Scheidung 3. Risikofaktor Elternkonflikte 4. Ein Fokus auf getrennt lebende Väter 5. Stieffamilien 6. Fazit: Was Scheidungskindern hilft
1. Scheidungskinder im Spiegel der Forschung Absolute Häufigkeit von Scheidungen, Zahl der Scheidungen mit minderjährigen Kindern sowie Zahl der von Ehescheidung betroffenen Kinder im Zeitraum 1985-2008
1. Scheidungskinder im Spiegel der Forschung Zahl der Scheidungen im Verhältnis zu 100 Heiraten in Deutschland seit 1900 60 50 40 46,4 51,9 30 20 10 0 26,6 23,8 17,2 14,6 7,2 8 8,1 1,9 3 4,2 1900 1910 1920 1930 1939 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2005
Hohe Quoten nichtehelicher Geburten vor allem in den neuen Bundesländern (> 60%) Trennungsrisiko für Eltern nichtehelich geborener Kinder in den ersten vier Lebensjahren des Kindes: 21%
Trennungs-/Scheidungskinder in der Forschung Scheidungswaisen? Kinder zwischen zwei Welten? Kleine Erwachsene? Kriegskinder?
1. Scheidungskinder im Spiegel der Forschung Wie stark sind die Belastungen von Scheidungskindern im Vergleich zu Kindern aus Kernfamilien? 1950 1979 1980 1989 Schulische Leistungen -.25 -.09 Verhaltensprobleme -.29 -.19 Psychische Anpassung -.06 -.09 Selbstkonzept -.22 -.07 Sozialbeziehungen -.14 -.14 Durchschnittliche adjustierte Effektstärken Quelle: Amato (2001)
1. Scheidungskinder im Spiegel der Forschung Wie stark sind die Belastungen von Scheidungskindern im Vergleich zu Kindern aus Kernfamilien? 1950 1979 1980 1989 1990-1999 Schulische Leistungen -.25 -.09 -.17 Verhaltensprobleme -.29 -.19 -.23 Psychische Anpassung -.06 -.09 -.21 Selbstkonzept -.22 -.07 -.14 Sozialbeziehungen -.14 -.14 -.15 Durchschnittliche adjustierte Effektstärken Quelle: Amato (2001)
1. Scheidungskinder im Spiegel der Forschung Wie geht s den Kindern? im Spiegel einfacher Vergleiche von Kindern aus Trennungs- und Kernfamilien in Deutschland: Kurzfristig hohe Belastungen direkt nach der Trennung Mittelfristig (innerhalb von 3 Jahren) merklicher Rückgang, kaum Unterschiede zur Normalpopulation (Schmidt-Denter, 2000) im Grundschulalter keine Auffälligkeiten der Kinder von Alleinerziehenden (Walper & Wendt, 2005; Wendt & Walper, 2007) Im Jugendalter kaum Unterschiede zwischen Jugendlichen aus Kern-, Mutter- und Stiefvaterfamilien
Unterschiedliche Entwicklungsverläufe der Kinder nach Trennung der Eltern: z.b. Schmidt-Denter (2001): durchgängig hochbelastete Kinder (48%) Belastungsbewältiger (34%) durchgängig gering belastete Kinder (18%)
Die Scheidungs-Stress-Bewältigungsperspektive Scheidung Stressoren Folgen für Eltern und Kinder Protektionsfaktoren
Die Scheidungs-Stress- Bewältigungsperspektive
2. Zentrale Etappen der Familienentwicklung Finanzielle Risiken des Alleinerziehens für Männer und Frauen Arbeitslosengeld / Sozialhilfe 2005 Männer Frauen Prozen 35 30 25 20 15 10 5 0 31,3 16,5 18,2 14,9 9,1 5 in Ehe in Lebenspartnerschaft Alleinerziehend Quelle: Mikrozensus Deutschland 2005
Die Selektions-Perspektive Selektionsfaktoren Scheidung Folgen für Eltern und Kinder
Die Selektions-Perspektive Jugend-Delinquenz Trennung Erhöhtes Problemverhalten der Kinder z.b. Emery, Waldron, Kitzman & Aaron (1999): Erhöhtes Problemverhalten von Kindern alleinerziehender Mütter ließ sich zumindest teilweise auf die erhöhte Delinquenzbelastung der Mütter in deren Jugendalter (weit vor Geburt der Kinder) zurückfrühren.
Integration von Selektions- und Scheidungs-Stress-Bewältigungsperspektive Selektionsfaktoren Scheidung Stressoren Folgen für Eltern und Kinder Protektionsfaktoren
2. Zentrale Etappen der Familienentwicklung (2) Zentrale Etappen der Familienentwicklung: Vor und nach der Trennung / Scheidung Die Vorgeschichte der Trennung Welche Faktoren tragen zur Trennung bei? Welche Belastungsfaktoren finden sich im Vorfeld der Trennung? Wie werden die Kinder informiert?
2. Zentrale Etappen der Familienentwicklung Bodenmann et al (2006): Subjektive Sicht Geschiedener auf scheidungserleichternde und erschwerende Bedingungen Scheidungserleichternde Gründe: Entfremdung als wichtigster Scheidungsgrund Weniger wichtig: Alternativen sozialer Druck Scheidungsbarrieren: Kinder als wichtigster Grund für Frauen und Männer Für Frauen: finanzielle Probleme Wenig bedeutsam: religiöse und moralische Standards
2. Zentrale Etappen der Familienentwicklung Welche Belastungsfaktoren finden sich im Vorfeld der Trennung/ Scheidung? Amato & Sobolewski (2001): Konflikte zwischen den Partnern Scheidung Belastungen der Eltern-Kind- Beziehung 19
2. Zentrale Etappen der Familienentwicklung z.b. Block, Block & Gjerde (1986, 1988): Probleme in der Eltern- Kind Beziehung erhöhte Verhaltensprobleme der Kinder Scheidung Zeit vor Scheidung: bis zu 12 Jahre vorher vermehrte Probleme 20
2. Zentrale Etappen der Familienentwicklung Wie erfahren Kinder von der Trennung der Eltern? Weber, Karle & Klosinski (2004): Auswertung von 45 Sorgerechtsgutachten für 89 Kinder aus den Jahren 1996-1999 und 62 Katamnesebögen der Eltern Nur in 48,9% der Familien wurde ein Gespräch über die Trennung geführt Mit 35,5% der Kinder war nicht gesprochen worden 12,4% der Kinder wurden von ihren Eltern bezüglich der Trennung belogen Aber: kein Zusammenhang zur Trennungsbewältigung der Kinder
2. Zentrale Etappen der Familienentwicklung allein erziehende Väter allein erziehene Mütter Die Scheidung und die Zeit danach 87% Gemeinsames Sorgerecht, Umgangsrecht und erhöhte Anforderungen an elterliche Kooperation Sorgerechtsregelungen in D: 86% gemeinsames Sorgerecht 12% alleiniges Sorgerecht Mutter 1% alleiniges Sorgerecht Vater
Die Zeit danach 18 Monate nach der Trennung: konflikthaftes Coparenting ~20% ~30% kooperatives Coparenting ~50% paralleles Coparenting (Ahrons, 1981; Hetherington & Kelly, 2003; Sbarra & Emery, 2005) # 23
(3) Risikofaktor Eltern-Konflikte In Familien mit Kindern sind Trennungshürden höher und Scheidungen konfliktträchtiger Handgreiflichkeiten im Zuge der Scheidung sind nicht selten. (Amendt, 2004: 31,8%, davon 45% mehr als 2mal) Elternkonflikte belasten Kinder in (Kernund) Trennungsfamilien (z.b. Graf, 2002; Walper & Gerhard, 2003; Walper & Beckh, 2006) Vermehrte Konflikte in der Beziehung zwischen den leiblichen Eltern erklären erhöhte Belastungen von Scheidungskindern (z.b. Schick, 2002)
3. Risikofaktor Elternkonflikte Höhere Belastungssymptome von Trennungskindern + Kindern aus konfliktbelasteten Ehen gegenüber Kindern aus harmonischen Kernfamilien (Reis & Meyer-Probst, 1999; Ständer et al., 2007) Problemverhalten nach Familientyp 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 internalsierend externalisierend Gesamt Alleinerziehende geringe Partnerschaftsqualität hohe Partnerschaftsqualität Quelle: Ständer, Kuschel, Heinrichs, Bertram, Naumann & Hahlweg (2007) S.242
3. Risikofaktor Elternkonflikte Befunde aus dem Projekt Kinderschutz bei hochstrittiger Elternschaft : Besonderheiten der Beziehungsdynamik: Hohe emotionale Beteiligung und Feindseligkeiten Typische eskalierende Vorwürfe (v.a. bzgl. Verhalten gegenüber dem Kind) trotz Wissen um Bedeutung einer streitfreien, sachlichen Kommunikation Strategische Nutzung der Dialogbereitschaft des anderen Elternteils # 26
3. Risikofaktor Elternkonflikte Wie wirken Elternkonflikte auf die Kinder? Ungünstiges Rollenvorbild Emotionale Verunsicherung
Langfristige Kosten: Effekte von Trennung der Eltern und Konflikten zwischen Eltern auf die Qualität der Paarbeziehungen der Heranwachsenden Trennung der Eltern Ambivalenz Liebesverl. lichkeit Angst v. Verläss-.24* + + - Elterliche Konflikte.27** Emotionale Unsicherheit in Partnerbeziehg. 1996-1997 2002
3. Risikofaktor Elternkonflikte Wie wirken Elternkonflikte auf die Kinder? Ungünstiges Rollenvorbild Emotionale Verunsicherung Ausstrahlung in die Eltern-Kind- Beziehung und Erziehung
Negative Kommunikation der Mutter in Abhängigkeit von Elternkonflikten in Kern- und Trennungsfamilien
Negative Kommunikation des Vaters in Abhängigkeit von Elternkonflikten in Kern- und Trennungsfamilien Depressivität Somatische Beschwerden
Unterstützendes Erziehungsverhalten des Vaters in Abhängigkeit von Elternkonflikten in Kern- und Trennungsfamilien Selbstwert Peer-Akzeptanz
3. Risikofaktor Elternkonflikte Coparenting nach der Trennung: conflictual coparenting ~20% ~30% cooperative coparenting ~50% parallel coparenting (Ahrons, 1981; Hetherington & Kelly, 2003; Sbarra & Emery, 2005) Sabine Walper 8.7.2010 # 33
2. Hochstrittige Scheidungsfamilien Einflüsse der Beziehungsdynamik auf Coparenting nach Trennung / Scheidung: Geschlecht Kind Männer (n = 46) Frauen (n = 48) Alter Kind Juristische Strittigkeit -.28* -.13 Eskalierter Konflikt -.18 -.37* Verbundenheit Negative Attribution -.46*** -.33* R 2.62***.53*** Quelle: Bröning (2009) # 34
3. Risikofaktor Elternkonflikte Wie wirken Elternkonflikte auf die Kinder? Ungünstiges Rollenvorbild Emotionale Verunsicherung Ausstrahlung in die Erziehung Koalitionsdruck der Eltern
Zwischenfazit: Intensive und unversöhnliche Elternkonflikte sind ein starker und langfristiger Risikofaktor für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Denn: Sie unterminieren die elterlichen Erziehungskompetenzen, tragen (dadurch) zu vermehrter Unsicherheit der Kinder in Beziehung zu ihren Eltern bei und erhöhen das Risiko für Koalitionsdruck und damit auch für Loyalitätskonflikte der Kinder.
Aber: Langfristige Bedeutung von Konflikten zwischen Eltern vor der Trennung? Auswirkungen bis ins Erwachsenenalter: Stärkste langfristige Gewinne aus einer Trennung bei starken Konflikten der Eltern vor Trennung Stärkste langfristige Beeinträchtigungen bei Trennung ohne vorher erkennbare Konflikte. Unterschiedliche Sinnhaftigkeit der Trennung?
4. Getrennt lebende Väter (4) Die Beziehung zum getrennt lebenden Vater Starke Unterschiede hinsichtlich der Präsenz getrennt lebender Väter im Leben ihrer Kinder Die Kontakthäufigkeit nimmt nach der Trennung/ Scheidung der Eltern mehrheitlich ab Ca. ein Drittel der Kinder verliert längerfristig den Kontakt zum Vater.
Risikofaktoren für Vater- Kind-Kontakt: Kein Sorgerecht des Vaters Geringes Einkommen des Vaters Geringes Alter des Kindes bei Trennung Geringe Selbstwirksamkeit in Vaterrolle Räumliche Distanz Vater-Kind- Kontakt Zeit seit Trennung Probleme in der Beziehung zur Mutter des Kindes Neue Partnerin Kind im Jugendalter Probleme mit dem Kind
4. Getrennt lebende Väter Was zählt für das Kindeswohl? Väterliches Engagement und die Entwicklung der Kinder Der Vater als Ernährer Der Vater als Bezugsperson Kontakthäufigkeit Emotionale Nähe Der Vater als Erzieher
4. Getrennt lebende Väter Meta-Analyse zum Zusammenhang zwischen dem Engagement getrennt lebender Väter und dem Wohlergehen ihrer Kinder: Durchschnittliche adjustierte Effektstärken für diverse Indikatoren des väterlichen Engagements Unterhaltszahlungen Kontakthäufigkeit Gefühl der Nähe autoritative Erziehung Schulische Leistungen.09***.03*.06*.15*** Externalisierendes Problemverhalten Internalisierendes Problemverhalten -.08*** -.02 -.05* -.11*** -.01 -.03* -.07** -.12** Quelle: Amato (2001) Quelle: Amato & Gilbreth (1999)
4. Getrennt lebende Väter erhöhte Belastung Kind Häufiger Kontakt verminderte Belastung Kind
Körperliche Beschwerden in Abhängigkeit von Kontakthäufigkeit und Koalitionsdruck 1,7 1,65 Beschwerden 1,6 1,55 1,5 1,45 1,4 selten häufig Kontakthäufigkeit wenig Koalitionsdruck viel Koalitionsdruck
4. Getrennt lebende Väter Das Henne-Ei-Problem: Involviertheit des Vaters Positive Entwicklung der Kinder
4. Getrennt lebende Väter Hawkins, Amato & King (2007): 3.394 Jugendliche mit getrennt lebendem Vater Involviertheit des Vaters 1995 Involviertheit des Vaters 1996 Wohlergeben der Jugendlichen 1995 Wohlergeben der Jugendlichen 1996
4. Getrennt lebende Väter Hawkins, Amato & King (2007): Angaben der Jugendlichen zu: - Kontakthäufigkeit - gemeinsame Aktivitäten - Kommunikation mit Vater - Emotionale Nähe zum Vater 3.394 Jugendliche mit getrennt lebendem Vater Involviertheit des Vaters 1995 Involviertheit des Vaters 1996 Wohlergeben der Jugendlichen 1995 Wohlergeben der Jugendlichen 1996
4. Getrennt lebende Väter Hawkins, Amato & King (2007): 3.394 Jugendliche mit getrennt lebendem Vater Involviertheit des Vaters 1995 Externalisierendes Problemverh. 1995.76***.52***.00 Involviertheit des Vaters 1996 -.24* Externalisierendes Problemverh. 1996 Unter Kontrolle von ethnischer Zugehörigkeit, Alter + Geschlecht des Kindes, eheliche Geburt, Kind hat mit Vater zusammengelebt, Dauer des Zus.lebens, Bildung des Vaters, Vater in USA geb., Bildung Mutter, Mutter in USA geboren, Mutter getrennt lebend, Stiefvater im Haushalt, emot. Nähe zur Mutter
4. Getrennt lebende Väter Hawkins, Amato & King (2007): 3.394 Jugendliche mit getrennt lebendem Vater Involviertheit des Vaters 1995 Internalisierendes Problemverh. 1995.75***.73***.00 Involviertheit des Vaters 1996 -.17 + Internalisierendes Problemverh. 1996 Unter Kontrolle von ethnischer Zugehörigkeit, Alter + Geschlecht des Kindes, eheliche Geburt, Kind hat mit Vater zusammengelebt, Dauer des Zus.lebens, Bildung des Vaters, Vater in USA geb., Bildung Mutter, Mutter in USA geboren, Mutter getrennt lebend, Stiefvater im Haushalt, emot. Nähe zur Mutter
4. Getrennt lebende Väter Hawkins, Amato & King (2007): 3.394 Jugendliche mit getrennt lebendem Vater Involviertheit des Vaters 1995 Schulische Leistungen 1995.76***.77***.00 Involviertheit des Vaters 1996.08* Schulische Leistungen 1996 Unter Kontrolle von ethnischer Zugehörigkeit, Alter + Geschlecht des Kindes, eheliche Geburt, Kind hat mit Vater zusammengelebt, Dauer des Zus.lebens, Bildung des Vaters, Vater in USA geb., Bildung Mutter, Mutter in USA geboren, Mutter getrennt lebend, Stiefvater im Haushalt, emot. Nähe zur Mutter
4. Getrennt lebende Väter Hawkins, Amato & King (2007): 3.394 Jugendliche mit getrennt lebendem Vater Involviertheit des Vaters 1995 Schulische Leistungen 1995.76***.77***.00 Involviertheit des Vaters 1996.08* Schulische Leistungen 1996 Unter Kontrolle von ethnischer Zugehörigkeit, Alter + Geschlecht des Kindes, eheliche Geburt, Kind hat mit Vater zusammengelebt, Dauer des Zus.lebens, Bildung des Vaters, Vater in USA geb., Bildung Mutter, Mutter in USA geboren, Mutter getrennt lebend, Stiefvater im Haushalt, emot. Nähe zur Mutter
4. Getrennt lebende Väter -Unterhaltszahlungen Eigene Daten aus dem Projekt Familienentwicklung nach -Kontakthäufigkeit Trennung der Eltern (Pröls & Walper, - Kontaktzufriedenheit 2010): 182 Jugendliche mit getrennt lebendem - autoritative Vater, Kontakt Erziehung besteht T1 T2 Engagement des Vaters Engagement des Vaters e1 Depressivität/ Aggressivität Depressivität/ Aggressivität e2 # 52
4. Getrennt lebende Väter Eigene Daten aus dem Projekt Familienentwicklung nach Trennung der Eltern (Pröls & Walper, 2010): 182 Jugendliche mit getrennt lebendem Vater, Kontakt besteht T1 T2 Kontaktzufriedenheit Jgdl. Kontaktzufriedenheit Jgdl. e1 Aggressivität -.19* Aggressivität e2 # 53
4. Getrennt lebende Väter Eigene Daten aus dem Projekt Familienentwicklung nach Trennung der Eltern (Pröls & Walper, 2010): 182 Jugendliche mit getrennt lebendem Vater, Kontakt besteht T1 T2 Autoritative Erziehung Autoritative Erziehung e1 Aggressivität -.17* Aggressivität e2 # 54
4. Getrennt lebende Väter T1 autoritative Erziehung T2 Autoritative Erziehung e3.27** -.15* -.13 Kontakt- Zufriedenheit Kontaktzufriedenheit e4 Aggressivität Aggressivität Chi 2 = 5,972 df = 8; p =,650; CFI = 1;000 RMSEA =.000; SRMS =.0321 # 55
4. Getrennt lebende Väter Zwischenfazit: Bei einer problematischen Beziehung zwischen den Eltern leiden die Vater-Kind-Kontakte und die Qualität der Vater- Kind-Beziehung. Die Kontakthäufigkeit ist per se für die Entwicklung der Kinder wenig bedeutsam. Bei starkem Koalitionsdruck beider Eltern wirken häufige Kontakte zum Vater sogar belastend für die Kinder. Im Jugendalter ist das Engagement der getrennt lebenden Väter stärker von der Entwicklung der Kinder abhängig als umgekehrt: Probleme der Kinder führen zum Rückzug der Väter
Zwischenfazit: Engagement der Väter scheint auch auf die Brückenfunktion der Mutter angewiesen zu sein. Allerdings ist die Befundlage nicht eindeutig. Umgekehrt profitieren die Kinder vom väterlichen Engagement vor allem bei hoher Kontaktzufriedenheit. Dies begünstigt auch mehr autoritative Erziehung seitens der Väter.
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(5) Stieffamilien (5) Stieffamilien Theoretische Perspektiven: Soziobiologische Perspektive: geringere elterliche Investitionen, erhöhte Risiken für Kindesmisshandlung und vernachlässigung These der unvollständigen Institutionalisierung : unklare Definition von Rollen und Beziehungen Familiensystemische Perspektive: vermehrte Anforderungen an Offenheit des Systems Stresstheoretische Position: Belastungen durch erneute Umstellungen
(5) Stieffamilien Stieffamilien nach Trennung / Scheidung Nachteile: Erneute Notwendigkeit kindlicher Anpassungsleistungen Gefahr einer Ausgrenzung des getrennt lebenden Elternteils Erhöhtes Risiko wiederholter Trennungserfahrungen Vorteile: 2 Bezugspersonen und Rollenmodelle Bessere ökonomische Ressourcen Entlastung des alleinerziehenden Elternteils Geringere Gefahr der Parentifizierung
(5) Stieffamilien Amato & Sobolewski (2001): Scheidungskinder im frühen Erwachsenenalter - Effekte mehrfacher Veränderungen im Familiensystem 4+ Übergänge Befindlichkeit 1 Übergang 2 Übergänge 3 Übergänge -.17 -.19 -.27* -.42**
(5) Stieffamilien Welche Auswirkungen hat der Einzug eines Stiefvaters auf die Beziehungen in der Familie? Befunde einer US-amerikanischen Längsschnittstudie mit 1.753 Jugendlichen (King, 2009): Mütter als Brückenbauer : Eine enge Beziehung zur Mutter vor Einzug des Stiefvaters erleichtert den Aufbau einer guten Beziehung zum Stiefvater Vater-Beziehung keine Konkurrenz: Vorherige Beziehung zum getrennt lebenden Vater hat keinen Einfluss auf die Qualität der Beziehung zum Stiefvater Beziehung zum getrennt lebenden Vater: wird kaum beeinflusst 62
Wie entwickelt sich die Beziehung zum Stiefvater? Befunde für (5) 83 Stieffamilien Kernfamilien und 64 Stiefvater-Familien mit Jugendlichen: Stärkere Verschlechterung der Beziehung in Stieffamilien 63
Aber: 2 unterschiedliche Verläufe der Beziehung zum Stiefvater 64
(5) Stieffamilien Risikofaktoren für ungünstigen Verlauf der Beziehung zum Stiefvater: Ausgeprägte strenge Kontrolle des Stiefvaters ( Mein Stiefvater lässt sich nicht von seinen Regeln und Verboten abbringen. ) Häufige + andauernde Konflikte zwischen Mutter und Stiefvater ( Nach einem Streit sind sie weiter gemein zueinander. ) Kind ist Gegenstand dieser Konflikte ( Sie streiten sich über Dinge, die ich mache. ) Kind kann nicht zwischen Mutter und Stiefvater vermitteln. ( Wenn sie sich streiten kann ich etwas tun, damit sie aufhören. = invertiert)
(5) Stieffamilien Zwischenfazit: In Stieffamilien besteht ein hohes Risiko, daß sich die Beziehung der Kinder bzw. Jugendlichen zu ihrem Stiefvater verschlechtert. Stiefväter können dem entgegenwirken, indem sie sich gegenüber ihren Stiefkindern wenig streng-kontrollierend verhalten. Auch die Gestaltung d. Partnerschaft ist wesentlich. Günstig sind: geringe Konfliktpersistenz, Konflikte, die sich nicht um die Kinder drehen, sowie Einflußmöglichkeiten für die Kinder. 66
(6) Fazit Sehr unterschiedliche Entwicklungsverläufe der Familienbeziehungen und der Kinder nach einer Trennung! Zentral: (1) Die Beziehung zwischen den Eltern Hat einen weit reichenden Einfluss auf die Kinder Beeinflusst die Beziehung der Kinder zu Mutter + Vater Beeinflusst, ob Kinder von den Kontakten zum Vater profitieren (2) Elternkompetenzen von Mutter und Vater (3) Die ökonomischen Rahmenbedingungen (4) Die Stabilität des Familiensystems nach Trennung / Scheidung
Was Kindern nach einer Trennung der Eltern hilft: Emotionale Sicherheit: eine verlässliche Beziehung zu Mutter und/oder Vater Stabilität im Erziehungsverhalten, der Familiensituation und den finanziellen Ressourcen Feinfühlige Unterstützung bei der Trennungsbewältigung Orientierung & Perspektive: Angemessenes Wissen um die veränderte Situation und die nächsten Schritte Erfolgreiche Friedensverhandlungen der Eltern Starke Eltern (6) Fazit
Kinder im Blick Ein Präventionsangebot für Trennungsfamilien Sabine Walper Sonja Bröning Mari Gauger Christian Pröls Katrin Normann Stefan Mayer und Team
Theoretische Grundlagen Kinder im Blick Systemische Systemische Perspektive Perspektive Kommunikationsund Konflikttheorie Emotionale Erziehungsund Kompetenz Emotionale Kompetenz
Inhalte WIR KIND ICH
Inhalte Einheit 6 ICH WIR unser KIND Gegenwart und Zukunft Einheit 1 ICH WIR unser KIND in der Trennungssituation Einheit 5 WIR haben etwas gemeinsam: Unser KIND WIR KIND ICH Einheit 2 Meine Ziele für mein KIND: Wo kommt das WIR ins Spiel? Einheit 4 Wenn mein KIND unangenehme Gefühle hat Einheit 3 Mein KIND und ICH: Eine gute Beziehung pflegen
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Kontakt: walper@lmu.de www.kinderimblick.de
Literatur: Walper, S. (2009). Trennung und Scheidung - Folgen für Kinder im Spiegel deutscher Forschung. In S. Höfling (Ed.), Interventions for the Best Interest of the Child in Family Law Procedures. Interventionen zum Kindeswohl (pp. 29-55). München: Hanns Seidel Stiftung. online: http://www.hss.de/uploads/tx_ddceventsbrowser/suc8-kindeswohl.pdf Walper, S. & Beckh, K. (2006). Adolescents' development in high-conflict and separated families. Evidence from a German longitudinal study. In A. Clarke- Stewart & J. Dunn (Eds.), Families count: Effects on child and adolescent development (pp. 238-270). Cambridge, MA: Cambridge University Press. Walper, S. & Gödde, M. (2005). Jugendliche und ihre Beziehung zum Vater. Ein Vergleich von Kern-, Trennungs- und Stieffamilien. In B. Schuster, H.-P. Kuhn & H. Uhlendorf (Eds.), Entwicklung in sozialen Beziehungen - Heranwachsende in ihrer Auseinandersetzung mit Familie, Freunden und Gesellschaft (pp. 65-89). Stuttgart: Lucius & Lucius.
Fortsetzung Literatur: Walper, S. & Krey, M. (2011). Elternkurse zur Förderung der Trennungsbewältigung und Prävention von Hochkonflikthaftigkeit. Das Beispiel Kinder im Blick. In S. Walper, J. Fichtner & K. Normann (Eds.), Hochkonflikthafte Trennungsfamilien. Forschungsergebnisse, Praxiserfahrungen und Hilfen für Scheidungseltern und ihre Kinder (pp. 189-212). Weinheim: Juventa. Walper, S., Fichtner, J. & Normann, K. (Eds.). (2011). Hochkonflikthafte Trennungsfamilien. Forschungsergebnisse, Praxiserfahrungen und Hilfen für Scheidungseltern und ihre Kinder. Weinheim: Juventa.