Milchmarkt 2012: Schwankendes Milchaufkommen, schwankende Preise

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Transkript:

Milchmarkt 2012: Schwankendes Milchaufkommen, schwankende Preise 2012 war die Lage am Milchmarkt in Deutschland durch verstärkte saisonale Schwankungen der Milchanlieferung, die starke Preisschwankungen nach sich gezogen haben, gekennzeichnet. Bei guten Absatzmöglichkeiten im In- und Ausland wurden die Angebotsmengen vom Markt komplett aufgenommen und Bestände abgebaut. Die Milchauszahlungspreise konnten sich auf dem Vorjahresniveau dennoch nicht halten und gaben um schätzungsweise 8 % auf ca. 32 Cent pro Kilogramm Milch mit 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß nach.

2 Gesamtwirtschaftliches Umfeld mit Unsicherheiten Die deutsche Milchwirtschaft konnte sich 2012 in einem günstigeren gesamtwirtschaftlichen Umfeld bewegen als die Mitbewerber in vielen europäischen Nachbarländern. Im Vergleich zum Vorjahr war allerdings auch in Deutschland eine Abkühlung der Konjunktur zu verzeichnen. Das Bruttoinlandsprodukt wuchs kalenderbereinigt um 0,9 % und damit wesentlich schwächer im Vorjahr um damals 3,8 %. Der Export deutscher Produkte ins Ausland florierte weiter. Die Gesamtausfuhren von Waren und Dienstleistungen haben voraussichtlich erneut die Marke von 1 Billion Euro überschritten. Die privaten Konsumausgaben sind weiter gestiegen, und zwar schätzungsweise um 0,7 % und damit wieder langsamer als im Vorjahr. Die Teuerungsrate hat sich indessen von 2,5 auf 2,1 % abgeschwächt. Die Arbeitslosigkeit lag mit voraussichtlich 6,8 % weiter niedrig. Allerdings nahm gegen Jahresende die Kurzarbeit bei sinkenden Auftragseingängen in der Industrie wieder leicht zu. Die Zahl der Konsumenten in Deutschland schrumpft nicht mehr weiter. 2011 wurden mit 81,844 Mio. erstmals seit 2002 wieder mehr Einwohner in Deutschland gezählt als im Vorjahr. 2012 ist die Bevölkerungszahl nach bislang vorliegenden Daten stabil geblieben. Überschattet wurde die gesamtwirtschaftliche Lage 2012 durch die Euro- und Schuldenkrise, die für anhaltende Unsicherheit sorgen. Milchanlieferung saisonal stärker schwankend Der deutsche Milchmarkt ist 2012 weiter gewachsen. Die Molkereien haben einschließlich der Lieferungen von Erzeugern aus benachbarten EU-Ländern voraussichtlich erstmals mehr als 30 Mio. t Milch erfasst und verarbeitet. Bereinigt um den Schalttag am 29. Februar 2012 waren es mit 30,2 Mio. t 1,2 % mehr als im Vorjahr. Das Wachstum des Milchaufkommens hat sich damit im Vergleich zum Vorjahr mit einer Zunahme um 2,4 % halbiert. Seit 2006 nimmt das Rohstoffaufkommen der Molkereien kontinuierlich zu, was mit der Liberalisierung des Quotensystems unmittelbar in Zusammenhang steht. Nachdem die Quoten drei Jahre in Folge unterliefert worden waren, kam es im Quotenjahr 2011/12 erstmals wieder zu einer leichten Überlieferung um 0,1 %. In der ersten Hälfte des Quotenjahres 2012/13 ist das Milchaufkommen langsamer gestiegen als im Vorjahr. Bis Ende Dezember zeichnete sich keine deutliche Gefahr einer erneuten Quotenüberschreitung ab. 2.700 2.600 Deutschland: Milchanlieferung 2012 2.500 2.400 2011 2.300 2.200 2.100 1.000 t, Standardmonat, Erzeugerstandort. Quelle: BMVEL, BLE. 2010 ZMB Jan. März Mai Juli Sept. Nov. Das Wachstum der Milchanlieferung ist in Deutschland regional unterschiedlich ausgeprägt. Über längere Zeit hat die Anlieferung von Erzeugern aus den neuen Bundesländern stagniert. 2012 war

3 dort entgegen dem langjährigen Trend eine stärkere Zunahme zu verzeichnen als in den alten Bundesländern. In den ersten zehn Monaten von 2012 lieferten Milcherzeuger mit Standort in Ostdeutschland 2,1 % mehr Milch an als im Vorjahreszeitraum, während das Aufkommen im früheren Bundesgebiet lediglich um 0,7 % zulegte. Die größten Steigerungsraten waren 2012 in Sachsen zu beobachten mit einem Plus von 4,6 %. In Niedersachsen waren die Zunahmen weiterhin überdurchschnittlich. Rückläufig war das Milchaufkommen 2012 bislang in der Region Rheinland- Pfalz, Saarland, Hessen. Im Jahresverlauf war die Entwicklung des Milchaufkommens unterschiedlich. Das erste Halbjahr war noch von expansiven Tendenzen wie das Vorjahr gekennzeichnet. Im zweiten Halbjahr flachten die Zuwachsraten merklich ab. Zeitweise wurde das Vorjahresniveau sogar unterschritten. In den meisten Nachbarländern waren die Rückgänge ab der Jahresmitte noch wesentlich stärker ausgeprägt. Damit hat sich das Rohstoffangebot EU verknappt. Die starken saisonalen Schwankungen beim Milchaufkommen haben starke Preisschwankungen an den Spotmärkten nach sich gezogen. Um die Milchspitze im April und Mai waren die Verarbeitungskapazitäten knapp, was die Rohstoffpreise unter Druck setzte. In der zweiten Jahreshälfte fehlte Rohstoff, zumal die Abschwächung der Anlieferungen in der ausgeprägten Form überraschend kam, was wiederum starke Preissteigerungen am Spotmarkt nach sich zog. Die Schwankungen am Flüssigmarkt beeinflussten auch das Preisgeschehen insgesamt. Cent/kg Rohstoffwert und Milchpreise 45,00 40,00 Rohstoffwert Milchpreis* 35,00 30,00 25,00 20,00 15,00 ZMB *Milchpreis ab Hof, bei 4,0 % Fett, Bundesdurchschnitt. Quellen: BMELV, BLE, ife-ev Mehr Milchkühe bei weniger Haltern Die Zahl der Milchkühe in Deutschland ist in den letzten Jahren leicht steigend. Diese Entwicklung hat sich auch 2011 und in der ersten Hälfte von 2012 fortgesetzt. Im Mai 2012 wurden in Deutschland 4,19 Mio. Milchkühe gezählt, das waren 0,2 % mehr als ein Jahr zuvor. In Bayern hat die Zahl der Milchkühe leicht abgenommen und in Niedersachsen zugenommen. Eine leichte Zunahme war außerdem in den neuen Bundesländern zu beobachten. Die Zahl der Milchkuhhaltungen nimmt indessen ab. Im Mai 2012 wurden noch 84.900 Milchkuhställe registriert, das waren rund 5 % weniger als ein Jahr zuvor. Der durchschnittliche Kuhbestand je Haltung ist damit auf 49,4 Tiere gestiegen und war damit um fast 5 Kühe größer als noch zwei Jahre zuvor. Die kleinsten Durchschnittsbestände sind in Bayern mit 31,5 Kühen anzutreffen, die größten in Brandenburg mit durchschnittlich 210,8 Kühen je Haltung. Der Strukturwandel schreitet schnell voran. Die Anzahl an Haltungen mit weniger als 100 Kühen hat 2011 abgenommen. Nur in der Kategorie mit

4 mehr als 100 Kühen war noch Wachstum zu verzeichnen. 2011 standen rund 38 % der Milchkühe in Ställen mit mindestens 100 Kühen. Zehn Jahre zuvor hatte ihr Anteil noch knapp 23 % gelegen. Das schwächere Wachstum des Milchaufkommens 2012 im Vergleich zum Vorjahr war voraussichtlich durch eine schwächere Zunahme der Milchleistungen bedingt. Diese dürften durch sparsamere Gaben von Kraftfutter aufgrund der höheren Kosten ausgelöst worden sein. Milchpreise korrigiert Die Milchauszahlungspreise konnten sich 2012 auf dem Rekordwert des Vorjahres nicht halten und haben nachgegeben. Für Milch mit 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß ab Hof ohne Mehrwertsteuer sind schätzungsweise etwa 32 Cent je Kilogramm ausgezahlt worden. Das war im Vergleich zum Vorjahr ein Preisrückgang um 8 %. Die Preise haben aber das Niveau von 2010 weiterhin übertroffen. Außerdem handelt es sich immerhin um den dritthöchsten Preis im letzten Jahrzehnt. Allerdings sind die Milcherzeuger in den letzten Jahren mit erheblichen Kostensteigerungen konfrontiert, wie die nachstehende Grafik zeigt. 200 180 160 Einkaufspreise für landwirtschaftliche Betriebsmittel Preisindizes ohne Mehrwertsteuer, 2005=100 landwirtschaftliche Betriebsmittel gesamt Energie und Schmierstoffe Düngemittel Futtermittel 140 120 100 ZMB Quelle: ZMB, destatis. 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012x

5 2011 und 2012 sind vor allem die Preise für Futtermittel und Düngemittel weiter kräftig gestiegen. Außerdem haben sich die Pachtpreise für landwirtschaftliche Flächen in den letzten Jahren deutlich verteuert. Erneut mehr Milchprodukte exportiert Mit dem steigenden Milchaufkommen gewinnt der Export, der in der deutschen Milchwirtschaft seit vielen Jahren eine große Rolle spielt, noch mehr an Bedeutung. 2012 ist der Export von Milch insgesamt weiter gewachsen. Steigerungen waren vor allem beim Käse festzustellen. Der Käseexport dürfte 2012 einen neuen Rekordwert erreicht haben. Er bewegt sich bereits seit zwei Jahren bei über einer Million Tonnen jährlich. Zurückgegangen sind in den ersten drei Quartalen von 2012 die Exporte von loser Milch, was auf ein schwaches Italiengeschäft im ersten Halbjahr zurückzuführen ist. Gegen Jahresende ist die Nachfrage nach flüssigem Rohstoff aus Italien bei insgesamt knappem Angebot in Europa dann wieder angestiegen. Der überwiegende Teil der Exporte der deutschen Milchwirtschaft geht nach wie vor in andere Länder der Europäischen Union. Inzwischen sind aber auch deutlich steigende Drittlandsexporte festzustellen. Am stärksten zugenommen haben 2012 die Ausfuhren von abgepackter Trinkmilch nach Drittländern. Auch die Absätze von Magermilchpulver, Käse und Kondensmilch am Weltmarkt sind deutlich gestiegen. Weltmarktpreise nachgegeben Die Lage am internationalen Milchmarkt war im ersten Halbjahr von 2012 von einem ungewöhnlich hohen Milchaufkommen weltweit geprägt. Zwar florierte auch die Nachfrage und der Markt hat die zusätzlichen Mengen aufgenommen. Dennoch war Preisdruck zu beobachten, der sich auf die Märkte in den Exportländern ausgewirkt hat. Von Mitte 2011 bis Mitte 2012 war am Weltmarkt ein kontinuierlicher Rückgang der Preise für Standardmilchprodukte wie Butter, Magermilchpulver und Vollmilchpulver festzustellen. Mit dem Erreichen des saisonalen Tiefs des Milchaufkommens in den wichtigsten Exportländern im Juli 2012 und der Abschwächung der expansiven Tendenzen in den meisten Regionen der Welt ist eine Wende eingetreten und die Preise zogen wieder an. Im Jahresdurchschnitt von 2012 fielen aber die Preise für die genannten Standardprodukte durchweg niedriger aus als im Vorjahr. Am stärksten ausgeprägt war der Preisrückgang bei Butter, am wenigsten stark bei Magermilchpulver. Abweichend von der allgemeinen Tendenz entwickelten sich die Preise für Molkenpulver. Am Weltmarkt ist eine deutlich steigende Nachfrage nach Molkenprodukten festzustellen und für Molkenpulver wurden im Jahresdurchschnitt höhere Preise erzielt als im Vorjahr. Dies gilt für lokale Märkte wie auch für den Weltmarkt.

6 Mehr Käse produziert, verbraucht und exportiert Der deutsche Käsemarkt ist 2012 wieder schneller gewachsen als im Vorjahr. Für die Erzeugung liegen bislang wegen technischer Umstellungen des Meldeverfahrens nach der Meldeverordnung Milch nur lückenhafte Daten vor. Die Gesamterzeugung könnte nach Schätzungen der ZMB 2012 auf einen neuen Rekordwert von 2,4 Mio. t gestiegen sein. Die Produktion von Schnittkäse, die 2010 leicht eingeschränkt worden war, hat aller Voraussicht nach wieder zugelegt und ebenfalls ein neues Allzeithoch erreicht. Der Verbrauch im Inland hat weiter zugenommen. Neben steigendem Konsum in der der Außerhausverpflegung und der weiterverarbeitenden Industrie haben auch die Haushalte mehr Käse eingekauft. Das GfK Consumer Tracking weist für die ersten zehn Monate von 2012 einen Anstieg der Einkäufe der privaten Haushalte um 0,3 % aus.

7 Die Ausfuhren sind 2012 ebenfalls weiter gestiegen und haben vermutlich die Marke von 1,1 Mio. t erstmals übertroffen. Trotz der Krise in Südeuropa sind die Exporte in die südeuropäischen Länder weiter angestiegen. Auch die Ausfuhren nach Russland wuchsen, obwohl eine Reihe von Werken vom russischen Veterinärdienst für Lieferungen nach Russland gesperrt ist. Im dritten Quartal war eine besonders starke Käsenachfrage vom Weltmarkt zu beobachten, was zu einer Verknappung des Angebots an Schnittkäse und steigenden Preisen mit beigetragen hat. Die Notierungen für Schnittkäse fielen im Jahresdurchschnitt von 2012 niedriger aus als im Vorjahr. Sie gaben bis zur Jahresmitte zunächst nach und zogen dann seit September mit der Verknappung des Angebots wieder spürbar an. Am Jahresende haben die Preisfeststellungen wieder das Vorjahresniveau erreicht. Preisschwankungen bei Konsummilch Am Markt für Konsummilch waren 2012 starke Preisschwankungen zu beobachten. Das europaweit hohe Milchaufkommen in den ersten Monaten von 2012 übte auch im weißen Sortiment Preisdruck aus. Ab Mai kam es zu einer deutlichen Absenkung der Preise für Trinkmilch im deutschen Einzelhandel. Im November wurden die Preise korrigiert und wieder deutlich angehoben. Für die Produktion liegen aufgrund der technischen Umstellung nach der Meldeverordnung Milch noch keine belastbaren Daten vor. Eine steigende Nachfrage nach abgepackter Konsummilch ist wie bereits erwähnt auf den Drittlandsmärkten zu verzeichnen, was zu steigenden Ausfuhren führt. Während der Verbrauch in Deutschland insgesamt in den letzten Jahren recht konstant war, ist bei den Einkäufen der privaten Haushalte ein kontinuierlicher Rückgang festzustellen. In den ersten zehn Monaten von 2012 kauften die Haushalte laut GfK Consumer Tracking erneut 2,2 % weniger Konsummilch ein als im Vorjahreszeitraum. Der Außerhauskonsum scheint in den letzten Jahren, nicht zuletzt durch die zunehmende Beliebtheit von Kaffeespezialitäten, gestiegen zu sein. Die Joghurteinkäufe der Haushalte sind nach einem Anstieg im Vorjahr ebenfalls geschrumpft. Für den Zeitraum Januar bis Oktober 2012 weist das GfK Consumer Tracking einen Rückgang um 3,3 % aus. Butterpreise gesunken Bei Butter war im Vergleich zum Spitzenjahr 2011 in 2012 ein starker Preisrückgang zu beobachten. Im Jahresdurchschnitt gaben die Preise um etwa 90 Cent pro Kilogramm nach. Damit stellten sich die Butterpreise im langjährigen Vergleich auf einem etwa durchschnittlichen Niveau ein. Von Ende 2011

8 bis Mai 2012 war ein kontinuierlicher ausgeprägter Rückgang der Preise zu beobachten. Ab Juni setzte mit der Verknappung des Milchangebots in der EU wieder eine Erholung der Preise ein. 5,00 4,50 EUR/kg Butterpreise 4,00 3,50 3,00 2,50 2,00 Butter, Blockware Jahresschnitt ZMB 1,50 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Notierung Hannover, ab Okt. 2011 nationale Notierung Kempten. Die Butterproduktion in Deutschland und in anderen EU-Ländern war im ersten Halbjahr von 2012 noch weiter expansiv. Mit dem Ende der expansiven Tendenzen bei der Milchanlieferung ab Juli ist auch die Butterproduktion unter das Vorjahresniveau gesunken. In Deutschland wurden 2012 schätzungsweise 465.000 t Butter produziert, das waren rund 10.000 t weniger als im Vorjahr, aber mehr als in den beiden Jahren zuvor. Der Butterkonsum hat sich von seinen Rückgängen in den Jahren 2009 und 2010 erholt und auf höherem Niveau stabilisiert. Außerdem erfreuen sich Mischfette mit hohem Butteranteil steigender Beliebtheit bei den Verbrauchern. Während der Margarinekonsum schrumpft, steigt der Marktanteil von Butter im Streichfettmarkt an. Bei dem hohen Butteraufkommen in den ersten Monaten von 2012 wurde mehr Butter im Rahmen der privaten Lagerhaltung eingelagert. In Deutschland haben die Bestände Anfang August das Vorjahresniveau um fast 7.000 t übertroffen. Im Herbst sank das Angebot aus der laufenden Produktion stärker als saisonal üblich. Bei hohen Preisen für Industrierahm wurde die Butter zügig wieder ausgelagert und vom Markt reibungslos aufgenommen. Der Butterexport nach Drittländern blieb etwa auf dem schwachen Vorjahresniveau stabil. Diese reichten aus, um den Markt in der zweiten Jahreshälfte im Gleichgewicht zu halten. Preise für Magermilchpulver leicht nachgegeben Die Preise für Magermilchpulver gaben im Jahresdurchschnitt um etwa 60 EUR/Tonne auf 2.354 EUR/Tonne für Ware Lebensmittelqualität nach. Der Preisrückgang fiel damit wesentlich moderater aus als bei Butter. 2011 hatte bei Magermilchpulver allerdings kein Höhenflug der Preise stattgefunden, der dem bei Butter vergleichbar gewesen wäre. Die Preissteigerungen bei Magermilchpulver waren 2011 durch die hohen Mengen, die aus den Interventionsbeständen in den Markt gegeben wurden, gedeckelt. Dies wirkte sich auf 2012 noch aus, obwohl EU-weit lediglich nur ein Drittel der Bestandsware im Vergleich zum Vorjahr auf den Markt kam. Die Produktion ist in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr voraussichtlich wieder geschrumpft, war in den ersten Monaten des Jahres aber noch expansiv. Im langfristigen Vergleich konnten 2011 und 2012 ungewöhnlich hohe Mengen auf den Weltmarkt exportiert werden. Dies hat den raschen Abbau der Interventionsbestände aus dem Jahr 2009 ermöglicht.

9 Deutschland: Preise für Magermilchpulver EUR/t Lebensmittelware 3.000 2012 2.500 2011 2.000 2010 1.500 ZMB Jan. März Mai Juli Sept. Nov. Von der generellen Marktentwicklung abgekoppelt hat sich Molkenpulver. Nahezu das ganze Jahr über wurden höhere Preise erzielt als im Vorjahr. Dies ist auf die steigende Nachfrage nach Molkederivaten zurückzuführen, die das Angebot an Molkenpulver begrenzt, sowie auf eine steigende Exportquote. Molke leistet einen zunehmenden Beitrag zur Käsereiverwertung. Was bringt 2013? Die Ausgangsbedingungen für 2013 stellen sich aus heutiger Sicht recht günstig mit stabilen Preiserwartungen dar. Die Bestände an Milchprodukten bei den Molkereien sind zum Jahresende leergefegt. Bis unmittelbar vor den Feiertagen gingen bei den Herstellern Anfragen für Butter und Milchpulver ein. Dies zeigt, dass auch die Käufer mit niedrigen Warenbeständen in das neue Jahr starten. Gleichzeitig bewegt sich das Milchaufkommen in der EU auf niedrigerem Niveau als vor Jahresfrist. Die Interventionsbestände sind vollständig abgebaut, so dass von dieser Seite keine Ergänzung des Angebots möglich ist. Auch außerhalb der EU ist die Angebotsentwicklung moderater. Eine weltweite Milchschwemme wie im ersten Halbjahr von 2012 wird es aller Voraussicht nicht geben können. Die unterdurchschnittlichen Grundfutterqualitäten in den westlichen EU-Ländern und die gestiegenen Kraftfutterkosten werden sich zumindest bis zum Beginn der neuen Grundfuttersaison dämpfend auf das Milchaufkommen wirken. Wie die neue Saison ausfällt wird maßgeblich wiederum von den Witterungsverhältnissen abhängen. Vermutlich wird die Milchmenge in der EU im zweiten Halbjahr von 2013 wieder wachsen. In Deutschland könnte die Milchanlieferung etwa im Rahmen der Quotenerhöhung zunehmen. Die Steigerung der Milchmenge in Deutschland und der EU dürfte 2013 geringer ausfallen als noch 2012. Die saisonalen Schwankungen des Angebots werden voraussichtlich weniger extrem ausfallen als im Vorjahr, so dass auch extreme Preisausschläge am Spotmarkt eher ausbleiben dürfte. Vor allem für die saisonale Milchspitze lässt dies mehr Stabilität erwarten. Allerdings beginnt das neue Jahr mit teilweise höheren Preisniveaus für Milchprodukte als das Vorjahr, was sich nachfragedämpfend auswirken könnte. Dies ist insbesondere für die Eiweißkomponente der Fall, während sich die Preise für Butter und Käse auf ähnlichem Stand wie im Vorjahr zum Jahreswechsel bewegen. Was wichtig bleibt für eine ausgeglichene Marktsituation, ist das Exportgeschäft. Der Absatz von Milchprodukten auf den Weltmarkt aus der EU ist in den vergangenen vier Jahren mit dem wachsenden Angebot deutlich gestiegen. Da der Verbrauch an Milch in der Gemeinschaft insgesamt

10 kontinuierlich etwas zunimmt, keine Bestände mehr vorhanden sind und nur ein leichtes Wachstum der Milchmenge zu erwarten ist, sind 2013 vermutlich keine weiteren Exportsteigerungen notwendig, um den Markt im Gleichgewicht zu halten. Eine stark steigende Weltmarktnachfrage würde aller Voraussicht nach Preissteigerungen auslösen. Impressum: Herausgeber: ZMB Zentrale Milchmarkt Berichterstattung GmbH Wilhelmsaue 37 10713 Berlin +49 30 4060 7997 20 info@milk.de www.milk.de Verantwortlich für den Inhalt: Monika Wohlfarth Titelbild: Dudarev Mikhail - Fotolia.com ZMB 12/2012