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Transkript:

Übung zur Vorlesung Grundlagen der Wirtschaftspolitik Mo, 10:15-11:45 Uhr, HS 3 Sprechstunde Susanne Fricke: nach Vereinbarung susanne.fricke@uni-jena.de 1

Übungsfragen 1. Ökonomen sprechen immer davon, dass wir in einer Welt grundsätzlich knapper Ressourcen leben. Was meinen Ökonomen damit und welche Rolle spielt der Begriff der Opportunitätskosten dabei? 2. Die ökonomische Realität ist sehr komplex. Ökonomische Modelle wirken dagegen auf den ersten Blick sehr einfach. Warum kann ein solch einfaches Vorgehen dennoch sinnvoll sein? 3. Wann sprechen Ökonomen von statischer und wann von rationaler Erwartungsbildung? Welchen Fehler begeht die WP, wenn sie ihre Empfehlung aus empirischen Modellen ableitet und von statischen Erwartungen ausgeht? 4. Was ist normative und was positive wirtschaftspolitische Analyse. Welche Rolle spielen starke und schwache Werturteile dabei? 5. Was ist und wozu dient eine Soziale Wohlfahrtsfunktion? Welchen Werturteilen folgen die neoklassischen Wohlfahrtsfunktionen und was ist der Unterschied zwischen der Ermittlung einer SWF nach Bergson und Samuelson oder nach Arrow? Warum sind SWF in der angewandten WP nicht sinnvoll einsetzbar? 6. Welche Schlussfolgerungen für staatliche Umverteilungsmaßnahmen lassen sich aus den Aussagen von Bentham, Rawls und Bernoulli abgeleiteten Sozialen Wohlfahrtsfunktionen ziehen? In welche Typ von SWF wird das paretiansiche Werturteil nicht erfüllt? 7. Beschreiben Sie die Axiome für Arrows Ansatz zur Ermittlung einer SWF. Erläutern Sie anschließend die Intuition von Arrows Unmöglichkeitstheorem und gehen Sie für den Fall der Intransitivität von einem Beispiel mit 3 Individuen und 3 zur Wahl stehenden Alternativen aus. 8. Was spricht für und gegen Wirtschaftswachstum als Oberziel der Wirtschaftspolitik? Aus welchen ökonomischen Argumenten lässt sich ein Wachstumszwang ableiten? 9. Erläutern Sie an selbstgewählten wirtschaftspolitischen Zielen: horizontale Zielkonflikte, komplementäre Ziele, Wandel der Zielbeziehungen in der kurzen oder langen Frist, vertikale Zielbeziehungen 10. Was bedeutet der Begriff Assignment in der Wirtschaftspolitik und wieso ist ein möglichst eindeutiges A. vorteilhaft? 2

Übungsfragen 3. Wann sprechen Ökonomen von statischer und wann von rationaler Erwartungsbildung? Welchen Fehler begeht die WP, wenn sie ihre Empfehlung aus empirischen Modellen ableitet und von statischen Erwartungen ausgeht? 3

Statische und rationale Erwartungsbildung Beispiel Phillips-Kurve Grundlagen: Ursprüngliche Ph.-Kurve (Phillips, 1958): Beschäftigungssituation determiniert die Nominallohnentwicklung (sinkende ALQ steigende Löhne und vice versa) Modifizierte Ph.-Kurve (Samuelson, Solow, 1960): Arbeitslosenquote determiniert die Inflationsrate (konstante Produktivitätsentwicklung vorausgesetzt) Um Erwartungen erweiterte Ph.-Kurve: Zum Zeitpunkt der Lohnfestsetzung ist tatsächliche Inflation nicht bekannt erwartete Inflationsrate relevant Anmerkung: Graphiken siehe Tafel 4

Statische und rationale Ertwartungsbildung Beispiel Phillips-Kurve Kritik: Ursprünglich unterstellte Kausalität: ALQ bestimmt Inflation Festgestellte Zusammenhang aus Zeiten mit stabiler Inflation erwartete und tatsächliche Inflation waren hier nahezu gleich Lucas-Kritik: statistische Zusammenhang kann nicht dauerhaft ausgenutzt werden Samuelson/Solow erklären, dass dieser Zusammenhang nur kurzfristig stabil ist Friedman/Phelps weisen darauf hin, dass der Zusammenhang (ursprüngliche Ph- Kurve) nur für die Reallöhne, nicht für die Nominallöhne gelten kann langfristige Phillips-Kurve 5

Übungsfragen 4. Was ist normative und was positive wirtschaftspolitische Analyse. Welche Rolle spielen starke und schwache Werturteile dabei? 6

Die Rolle von Werturteilen Normative Aussagen benötigen meist Werturteile. Wir verwenden schwache Werturteile, d.h. sie sind unverfänglich und werden von dem Großteil der Bevölkerung geteilt weitgehende Unabhängigkeit von der ideologischen Position des Betrachters. Wir arbeiten im Wesentlichen mit 2 Werturteilen: 1. Individualistisches Werturteil Kennzeichen: - Methodologischer Individualismus, d.h. es existiert kein gesellschaftlicher Wille, die gesellschaftliche Wohlfahrt ist eine Aggregation der individuellen Wohlfahrt. - Konsumentensouveränität und Faktoranbietersouveränität - Paternalismusverbot: die Präferenzen stehen nicht zur Disposition 2. Paretianisches Werturteil Die gesellschaftliche Wohlfahrt steigt, wenn die Wohlfahrt eines Individuums steigt und die aller anderen mindestens konstant bleibt. 7

Übungsfragen 5. Was ist und wozu dient eine Soziale Wohlfahrtsfunktion? Welchen Werturteilen folgen die neoklassischen Wohlfahrtsfunktionen und was ist der Unterschied zwischen der Ermittlung einer SWF nach Bergson und Samuelson oder nach Arrow? Warum sind SWF in der angewandten WP nicht sinnvoll einsetzbar? 8

Soziale Wohlfahrtsfunktionen Ziel: Ermittlung einer sozialen Wohlfahrtsfunktion Gesellschaftliche Wohlfahrt wird traditionell in Form einer sozialen Wohlfahrtsfunktion dargestellt W = W z 1, z 2,, z n mit W als Niveau der sozialen Wohlfahrt und z i als Einflussgrößen Suche nach einer Funktion W( ) und den Variablen z i, sodass die gesellschaftliche Werte angemessen widergespiegelt werden Es sind 2 Grundvarianten denkbar: 1. Kollektivistische Ermittlung Gesellschaftliche Wohlfahrt wird ohne Rücksicht auf individuelle Präferenzen von einer zentralen Entscheidungsinstanz definiert Diese trifft damit die Entscheidung über die Determinanten des gesellschaftlichen Wohlstandes z i und die Form der Funktion W( ) Aggregation durch wohlwollenden Diktator 9

Soziale Wohlfahrtsfunktionen 2. Individualistische Ermittlung Bergson-Samuelson-Ansatz (1938/1947) Die SWF ist eine Funktion der individuellen Nutzenfunktionen W = W(U 1, U 2,, U n ) W/ U i > 0 (Individualistisches Werturteil) (Paretianisches Werturteil) Aus den individuellen Nutzenfunktionen sollen gesellschaftliche Indifferenzkurven konstruiert werden Entlang einer Indifferenzkurve gilt: dw = W U 1 du1 + W U 2 du2 +... + W Un dun (Totales Differential) Da die Wohlfahrtsgewichte unklar sind, wird ein starkes Werturteil gefällt, das sich nicht aus den individuellen Präferenzen ableiten lässt. subjektive SWF: W i = (U 1, U 2,, U n ) Aggregation zu allg. SWF: W = W(W 1, W 2,, W n ) 10

Soziale Wohlfahrtsfunktionen Grundidee: Individuen wissen selbst am besten, welche gesellschaftliche Wohlfahrt sie anstreben. Um diese gesellschaftliche Wohlfahrtfunktion zu erhalten, benötigt man eine Abstimmungsregel zur Aggregation der Präferenzen. Aggregation der gesellschaftlichen Wohlfahrt W durch Abstimmungsregel subjektiver SWF W i der Individuen (Arrow-Ansatz, 1963) Diese Regel basiert auf fünf Axiomen, die alle erfüllt sein müssen (siehe Frage 7) Probleme des Bergson-Samuelson-Ansatzes: o Es gibt keine Entscheidungsverfahren, das alle diese Axiome gleichzeitig erfüllt o Bei der Festlegung der Wohlfahrtsgewichte ist ein starkes Werturteil bzgl. der funktionalen Form der SWF nötig (Verteilung) o Notwendigkeit interpersoneller Nutzenvergleiche und damit kardinaler Nutzenmessung - methodisch allerdings unmöglich/sehr problematisch o Ergebnis wie soziale Wohlfahrt = 1000 daher nicht möglich 11

Übungsfragen 6. Welche Schlussfolgerungen für staatliche Umverteilungsmaßnahmen lassen sich aus den Aussagen von Bentham, Rawls und Bernoulli abgeleiteten Sozialen Wohlfahrtsfunktionen ziehen? In welche Typ von SWF wird das paretiansiche Werturteil nicht erfüllt? 12

Schlussfolgerungen aus versch. Formen von SWF Für den Verlauf der Bergson-Samuelson-Nutzenfunktion verschiedene Varianten denkbar. Im Folgenden exemplarisch für 2 Individuen: Steigung der Indifferenzkurve: auflösen des totalen Differentials nach du 1 W U 1 du 2 = W U 2 Varianten der Nutzenaggregation: a) Die Utilitaristische Variante (Bentham 1789) Das größte Glück der größten Zahl U 2 Jedes Individuum trägt in gleicher Weise zur Gesamtwohlfahrt bei: W = U 1 + U 2 Die Wohlfahrtsverteilung zwischen den Individuen ist also egal. du 1 = W U 2 du 2 W = 1 = 1 U 1 1 du du 1 2 1 U 1 13

Schlussfolgerungen aus versch. Formen von SWF b) Die Rawls sche Variante (Rawls 1971) Die gesellschaftliche Wohlfahrt wird nur vom Nutzen der ärmsten Mitglieder bestimmt. W = min (U 1, U 2 ) Maximin Wohlfahrtsfunktion: Im Wohlfahrtsmaximum ist der Nutzen aller Individuen gleich (egalitäre Gesellschaft). U 2 45 c) Bernoulli-Nash SWF (Nash 1950) U 1 W = U 1 U 2 Die gesellschaftliche Wohlfahrt wird bei sehr geringem Wohlfahrtsniveau eines Individuums auch nur eine geringes Niveau annehmen. Impliziert, im Vergleich zu Bentham, ausgeglicheneres individuelles Nutzenniveau im Optimum. Im Gegensatz zu Rawls steigt die Wohlfahrt aber auch noch, wenn der Nutzen der Reichsten steigt. du 1 = W U 2 du 2 W (< 0) U 1 U 2 du du 1 2 0 U 1 14

Übungsfragen 7. Beschreiben Sie die Axiome für Arrows Ansatz zur Ermittlung einer SWF. Erläutern Sie anschließend die Intuition von Arrows Unmöglichkeitstheorem und gehen Sie für den Fall der Intransitivität von einem Beispiel mit 3 Individuen und 3 zur Wahl stehenden Alternativen aus. 15

Arrows Unmöglichkeitstheorem Problem des Arrow-Ansatzes: Unmöglichkeitstheorem : Kein Abstimmungsverfahren ermöglicht die Erfüllung aller 5 Axiome. Kein Wahlverfahren ist fähig, die Präferenzen der Bevölkerung konsistent zu aggregieren. Unbeschränkter Definitionsbereich Jede denkbare Konstellation individueller Präferenzen ist zugelassen, hieraus lässt sich eine transitive Rangordnung aller Alternativen bilden. Pareto-Regel Die individuellen und gesellschaftlichen Bewertungen müssen positiv korreliert sein ( Pareto- Regel): Steigt die Wohlfahrt des einen (und die der anderen bleibt gleich), steigt die soziale Wohlfahrt. Paarweise Rangordnungsregel Die gesellschaftliche Rangordnung zweier Wohlfahrtszustände muss gleich bleiben, wenn sich die individuelle Rangordnung der beiden Alternativen nicht ändert. Änderungen der Rangordnung anderer Alternativen dürfen hierauf keinen Einfluss haben. Demokratie-Regel Die Wohlfahrtsfunktion (Reihung der Alternativen) darf nicht durch einen Einzelnen (Diktator) festgelegt werden. Bürgersouveränität Die Wohlfahrtsfunktion darf nicht völlig unabhängig von den Präferenzen der Gesellschaftsmitglieder sein. 16

Einfaches Beispiel: Condorcet-Paradoxon (Marquis de Condorcet 1785) 3 Individuen, 3 Alternativen Arrows Unmöglichkeitstheorem Condorcet-Paradoxon Präferenz höchste mittlere 1: 2: Abstimmung: A gegen B: 2:1 A > B B gegen C: 2:1 B > C C gegen A: 2:1 C > A geringste 3: A B C Programme A>B>C>A Ergebnis ist zyklisch (intransitiv, inkonsistent), es existiert kein (Condorcet-) Gewinner. Verstoß gegen Regel der Bürgersouveränität. Grund: Mehrgipfligkeit des Präferenzprofils von 2. 17

Übungsfragen 9. Erläutern Sie an selbstgewählten wirtschaftspolitischen Zielen: horizontale Zielkonflikte, komplementäre Ziele, Wandel der Zielbeziehungen in der kurzen oder langen Frist, vertikale Zielbeziehungen 18

Übungsfragen 10. Was bedeutet der Begriff Assignment in der Wirtschaftspolitik und wieso ist ein möglichst eindeutiges A. vorteilhaft? 19

wirtschaftspolitisches Assignment und Tinbergen - Prinzip Gemäß Tinbergen (1952) muss es für jedes unabhängige Ziel mindestens ein Mittel geben, welches für kein anderes Ziel benötigt wird. Begründung: Zielkonflikte. Beispiel: Geldpolitik Darüber hinaus muss jedem Ziel eine federführende Institution zugeordnet sein. Begründung: Kompetenzgerangel, Unklarheit der Verantwortung, effektive Arbeitsteilung Neoklassisches Assignment ( ideale Welt ): Zentralbank Geldmenge Preisniveau Tarifparteien Reallohnsatz Beschäftigungsgrad Staat Ordnungsrahmen; Fiskalpolitik Behebung von Marktversagen Quelle: Hein, Eckhardt (2002): Koordinierte Makropolitik in der EWU Zur Notwendigkeit und zu den Problemen der Umsetzung. WSI-Mitteilungen 5/2002, S. 251-259. WS 14/15, Susanne Fricke 20

wirtschaftspolitisches Assignment und Tinbergen - Prinzip Aber Assignment in der realen Welt muss auch Mitverantwortliche berücksichtigen: Ziel Hauptverantwortung Mitverantwortung Beschäftigungsgrad Preisniveaustabilität Wirtschaftswachstum Notenbank (Geldpolitik) Tarifparteien (Lohnpolitik) Nach Donges, Freytag (2009) S. 32 Staat (Ordnungsrahmen, Fiskalpolitik) Staat: indirekte Steuern, Subventionen, Preisadministration Tarifparteien: Lohnstückkosten Notenbank: Inflation Reallohn Staat: Lohnnebenkosten, Steuern, Regulierung des Arbeitsmarktes Notenbank: Zinsen, Inflation Tarifparteien: Lohnkosten, Nachfrage nach Regulierung Assignment: diejenige Institution soll eine Aufgabe umsetzen, welche tatsächlich die effektivsten Mittel hat zur Zielerreichung hat Institutionen dürfen nicht damit rechnen, dass ihre Fehler durch andere Institutionen ausgebügelt werden (Lohnabschlüsse und Arbeitslosigkeit, Staatsverschuldung und Geldpolitik ) Ziel ist nicht Schuldzuweisung, sondern klare Verantwortlichkeit gegenüber den Bürgern bzw. der ganzen Gesellschaft um Fehlentwicklungen anzusprechen und zu korrigieren 21