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Mediennutzung bei Kindern und Jugendlichen Friedrich Krotz / Uwe Hasebrink: Kinder und ihre wechselnde Medienumgebung [Children and their changing media environment An european comparative study] In diesem Text geht es um die Frage, inwiefern neue Medien 'neu' sind und welchen Platz diese in der Medienumwelt bzw. in der Mediennutzung der Jungen einnehmen. Was bedeutet 'neu'? [What is 'new'?] Zu verschiedenen Epochen wurden verschiedene Medien als 'neue Medien' angesehen. Z.B. 1950 TV; 1970 Video; 1980 Kabel und Satellitenfernsehen. Im Kontext dieses Texts bzw. dieser Studie werden alle computerbasierten Applikationen und Dienstleistungen als neue Medien angesehen. Der Begriff 'neu' im Zusammenhang mit Medien bedeutet nicht, dass diese Medien erst kürzlich erfunden wurden, sondern dass sie erst jüngst eine erste Verbreitungsphase (Diffusion) erlebt haben. In dieser Hinsicht, sind neue Medien ein soziales Konstrukt, welches unterschiedliche Bedeutungen besitzt. Für manche sind die neuen Medien immer noch unbekannt, manche benutzen sie bereits. Das heisst, obwohl der Inhalt bzw. die Bezeichnung dieselbe ist, ist die soziale Bedeutung und die Qualität des 'neu sein' verschieden für unterschiedliche Gruppen. Damit hängt auch eine unterschiedliche Einschätzung gegenüber diesen neuen Medien. Z.B. sind solche Leute, welche das neue Medium noch nicht kennen und benutzen meistens eher skeptisch eingestellt, während jene die bereits erste Erfahrungen damit sammeln konnten, entweder hell begeistert oder enttäuscht sind. Für die Jugend von heute sind PC und Internet nicht neu, da sie mit diesen Medien aufgewachsen sind, können aber begreifen, wieso ihre Eltern und allgemein die Erwachsenen diese Medien als neu bezeichnen. Es lässt sich (parallel mit der Diffusion der computerbasierten Applikationen und Dienstleistungen) nicht auch eine spezifische Gruppe von neuen Mediennutzern definieren, da praktisch alle Kinder und Jugendlichen in diese Gruppe gehören Wichtig ist vor allem der Diffusionsprozess neuer Medien (siehe folgender Abschnitt) Diffusion als konstruktiver Prozess [Diffusion as a constructive process] Bei der Diffusion neuer Medien geht es nicht nur um die Verbreitung der entsprechenden Technik, sondern auch um einen kulturellen und sozialen Prozess (vgl. mit vorangehenden Texten, wo gewisse im Haushalt vorhandenen Medien nicht genutzt werden, z.t. aus sozialen Gründen, oder der unterschiedlichen sozialen Nutzungsform gewisser Medien, z.b. TV zusammen, Buch alleine etc.). Diese kulturellen und sozialen Prozesse sind von besonderem Interesse. Wie werden die Medien in den Alltag
eingebunden? Welcher Art entspricht das schlussendlich (kulturell und sozial) konstruierte neue Medium? Im Text wird zwischen Computer und Internet (=computervermittelte Kommunikation) unterschieden, da zur Zeit der Studie 1997 die PC-Nutzung schon 'älter' ist als jene des Internets. Die Studie ist ein Vergleich mehrerer Länder (S.248 Prozentualer Anteil von Kindern mit Zugang zum Internet). Zwischen den unterschiedlichen Ländern der Studie, lassen sich sehr grosse Unterschiede feststellen, auch bei den unterschiedlichen Altersgruppen (nicht dieselbe Altersgruppe dominiert in allen Ländern bei der Internet-Nutzung. Die Diffusion eines neuen Mediums ist kein linearer Prozess. So kann nicht angenommen werden, dass in ein paar Jahren die Länder alle den gleichen Verbreitungsgrad des Internets bei den Jungen aufweisen. Dies lässt sich u.a. eben auch mit kulturellen und sozialen Unterschieden der Länder erklären. Institutionelle und private Wege zu neuer Mediennutzung [Institutional and private paths toward new media use] Es lassen sich zwei Verbreitungskanäle für die Nutzung von PC und Internet erkennen: Schule (institutioneller Weg) Familie (privater Weg) Zwischen den Ländern bestehen starke Differenzen bezüglich dem Zugang zum Internet von zu Hause aus, oder von der Schule. Dabei spielen sowohl politische als auch kulturelle und wirtschaftliche Faktoren eine Rolle. Dabei ist wichtig, dass die Kinder nur geringfügig darüber entscheiden können, ob sie sich ein neues Element technischer Ausrüstung kaufen wollen oder nicht Sie sind von den Eltern oder anderen Erwachsenen abhängig, die mit den neuen Medien meistens nicht so verstraut sind und deshalb einen Kauf nicht unbedingt unterstützten. Auf der anderen Seite betonen die Politiker, Lehrer und manche Eltern die Bedeutung medialer Erziehung und den Umgang mit dem PC. Das heisst: Ob Kinder nun Frühabnehmer neuer Medien sind oder nicht, hängt stark von den Eltern ab, ihrer Schule und ihrer kulturellen und sozialen Umwelt. Wo bekommen die Jungen Zugang zu Computer und Internet? Der Zugang zu einem Computer zu Hause bedeutet nicht, dass er überhaupt benutzt wird oder benutzt werden darf. Die Computer-Nutzung zu Hause scheint attraktiver zu sein als in der Schule. Es ist keine generelle Aussage möglich, die auf alle Länder zutrifft. Viele Eltern haben mit den neuen Medien ihre Mühe, wissen nicht wie sie diese Nutzen können oder wie sie am besten in den Alltag zu integrieren wären (in ihrer Position als
Entscheidungsinstanz über die Anschaffung neuer Medien ist diese Ausgangslage natürlich sehr schlecht). Es entsteht eine Wissenskluft bzw. ein Kompetenzgraben zwischen den Jungen und ihren Eltern. Der unterschiedliche Zugang zum Internet hat auch eine unterschiedliche Nutzung zur Folge (Eigener Hinweis: dies hängt mit der Art der Sozialisierung zu neuen Medien zusammen Dies weist erneut auf die Bedeutung hin, dass ein neues Medium an sich noch nichts über die Nutzung aussagt, sondern vielmehr kulturelle und soziale Faktoren eine wesentliche Rolle in der Nutzung neuer und allgemein aller Medien spielt). Der Zugang zum Internet in der Schule hat eine eher lern-orientierte Nutzung zur Folge, während der Zugang zum Internet von Zuhause oder bei Freunde aus, eine eher unterhaltende, entdeckende Nutungscharakteristik zur Folge hat. Vgl. auch mit folgendem Abschnitt. Nutzungsmuster neuer Medien: Spielen und arbeiten [Patterns of new media use: Playing and working] Eine Charakteristik der neuen Medien (gilt für die spezifischen Medien PC und Internet) ist, dass sie für verschiedene Zwecke benützt werden können. Die Hauptnutzung der PCs bezieht sich auf das Spielen und das Schreiben. Wird also kaum verwendet für den Zugang zum Internet und zum Mails schreiben? Zu Hause: Spiele spielen, gefolgt vom Schreiben und Zeichnen. In der Schule: Schreiben, gefolgt vom Spiele spielen. Zudem auch für Mathematik und Datenbanken eingesetzt. Die multifunktionale Nutzung der PCs variiert nach Land, Alter und dem Geschlecht. Normalerweise nimmt die Varietät der PC-Nutzung mit dem Alter zu (ausser in Israel). Die geschlechterspezifischen Unterschiede in der Nutzung sind gering (m.e. Erstaunlich, vor allem was das Spielen betrifft!). Obwohl es bei der Benutzung des PCs zu Hause und in der Schule Unterschiede gibt, kann man nicht von zwei verschiedenen Medien (Spielzeug und Arbeitsinstrument) sprechen. Die kann mit zwei Tendenzen zusammenhängen, die in den letzten Jahren einen Einfluss auf die Wahrnehmung der PCs gewirkt haben: 1) Lehrer betrachten die PCs nicht länger als Spielzeuge von 'Spezialisten' oder 'Freaks' an, sondern als Spielzeuge für alle ihre Schützlinge Damit wird der PC auch didaktisch verwendet. 2) Eltern unterstützen die Jungen Kinder in der Benutzung der PCs, damit diese die Computer bedienen können (und sich damit in der Informationsgesellschaft zurecht finden). EINWAND: Seit einiger Zeit müssen die Jungen eher umgekehrt, den Eltern erklären wie die Computer und die Technologien allgemein funktionieren.
Verschiedene Attitüden gegenüber neuen Medien: intrinsische und extrinsische Motivation [Attitudes toward new media: Intrinsic and extrinsic motivation] Es lassen sich fünf Gruppen von Motivationen definieren, die einen Einfluss auf die Computernutzung aufweisen. Es wären dies: - Schwache Motivation - Geringe bis mittlere Motivation - Extrinsische Motivation Computer sind wichtig (zukunftsgerichtete Sicht), dabei werden die Computer allerdings nicht als spannend empfunden und der Umgang mit den Computern ist ungewohnt. - Intrinsische Motivation Computer werden als spannend bezeichnet und der Umgang mit ihnen ist gewohnt. Die Wichtigkeit der Computer wird bei dieser Motivationsgruppe aber nicht betont. - Grosse (volle) Motivation Kombination der extrinsischen und intrinsischen Motivation. Man mag Computer und gleichzeitig werden sie als wichtig empfunden. Die grösste der unterschiedlichen Gruppen wird von Personen mit intrinsischen Motivation gebildet (Computer sind spannend und gewohnter Umgang; Wichtigkeit bleibt unbetont), die kleinste Gruppe bildet sich aus Personen mit extrinsischer Motivation (Computer werden als wichtig angesehen, ohne dass deren Umgang spannend oder gewohnt wäre). Die Gruppe der 'grossen Motivation' ist am meisten bei den Jungen aus 'DE' ausgeprägt (vgl. Tabelle S. 254), was ein Gegensatz zum ihrem limitiertesten Zugang zu PCs/Internet (aus anderer Tabelle der Studie ersichtlich) bedeutet. Mögliche Gründe dafür können sein: (1) Durch die noch geringe Diffusion stehen die 'DE' dem neuen Medium noch erwartungsvoller gegenüber als anderen Länder; oder (2) Positive Haltung gegenüber der neuen Medien als Effekt einer Vermarktung. Hinsichtlich den verschiedenen Altersgruppen und der Motivation lässt sich erkennen: Extrinsische Motivation wird stärker, je älter die Jungen werden (Computer werden als wichtig angesehen, ohne dass deren Umgang spannend oder gewohnt wäre). Die Gruppe derjenigen, welche eine schwache Motivation aufweisen, sind konstant vorhanden. und Intrinsiche Motivation sowie grosse Motivation findet man eher bei Jungs, die anderen drei Motivationsgruppen eher bei Mädchen Intrinsische und extrinsische Motivation sind mehr unter den reicheren Jungen verbreitet Eine Beziehung zwischen der Motivation und der Nutzung der Medien lässt sich aufweisen, indem Jungen mit intrinsischer und extrinsischer Motivation einen erleichterten Zugang zu Computer haben und diesen auch oft gebrauchen.
Die Jüngsten mit Eltern die ein geringes Einkommen haben (und damit oft zu Hause keinen Computer haben) weisen eine mittlere Motivation auf. Welches Medium ist am Besten dazu geeignet, gewisse Bedürfnisse zu decken? Das am meisten genannte Medium ist Fernsehen (Spannung). Für Junge der Gruppen mit intrinistischer und voller Motivation stehen elektronische Spiele an zweiter Stelle. Für extrinistisch und stark motivierte Gruppen stehen die elektronischen Spiele erst an fünfter Stelle, nach Bücher lesen, Videos schauen und Telefongespräche führen. Um zu lernen steht immer noch das Buch an erster Stelle. Doch für die voll motivierte Gruppe kommt das Buch erst an dritter Stelle, nach TV und Internet. Schlussfolgerungen [conclusions] Neue Medien bieten diverse Möglichkeiten für die Kommunikation an und je nach Nutzen erhalten die neuen Medien einen unterschiedlichen Stellenwert und eine andere Rolle im Leben von Jungen. Wichtig ist die Feststellung, dass je nach Einführung in der Schule oder durch Institutionen die Mediennutzung verschieden laufen wird, als bei einer Einführung im Rahmen der Familie. Es gibt verschiedene Auffassungen von den neuen Medien und verschiedene Typen von neuen-medien- Nutzer. Diese werden charakterisiert durch den Zugang zu den neuen Medien, den gemachten Nutzen, verschiedenen Gründe für die Nutzungshaltung gegenüber den neuen Medien und unterschiedlichen Motivationen für die Nutzung Der typische Nutzer neuer Medien gibt es aber nicht! Der Platz, den die neuen Medien im Alltag einnehmen ist durch politische, soziale und kulturelle Rahmenbedingungen beeinflusst. Generelle Thesen zur Rolle neuer Medien im Leben von Jungen sind: 1) Die Rolle der neuen Medien ist durch wirtschaftliche Interessen beeinflusst. Die Einführung und Diffusion digitaler Medien ist in erster Linie ein ökonomisch motivierter Prozess. 2) Computer und Internet werden immer wichtiger werden für die Sozialisation und Artikulation des einzelnen. Junge sozialisieren sich mit der Nutzung von Computern, vor allem mit Spielen. 3) Unterschiedliche Diffusion der neuen Medien sind verbunden mit den unterschiedlichen Kompetenzen innerhalb und zwischen verschiedenen Kulturen und Gesellschaften