Ramon, der galante Verweigerer Ramon Bichler ist 8 Jahre alt. Er hat eine Seh-Behinderung und seine Entwicklung ist verzögert. Ramon hat kurze, dunkelbraune Haare. Er trägt Kontaktlinsen. Deshalb tränen seine Augen. Er hat 20 Dioptrien. Das bedeutet, dass es sehr schlecht sehen kann. Er besucht die Freie Montessori Schule in Altach. In jeder Klasse sind Kinder mit unterschiedlichem Alter. Das nennt man jahrgangs-übergreifend. Alle Kinder sind jetzt in der Klasse. Nur einer fehlt: Ramon. Leon, ein Schulkollege, findet ihn im Keller. Ramon sitzt neben seinem Garderobenschrank. Er findet seine Patschen nicht. Aber das macht ihm nichts aus. Er geht mit Leon nach oben. Unterwegs schaut er neugierig ins Direktoren-Zimmer. Leon sagt: Für Ramon müsste man Schienen verlegen, damit er nicht vom Weg abkommt. Ramon geht das erste Jahr hier zur Schule. Leon ist schon im 3. Jahr. Beide nehmen im Sitzkreis platz. Die Lehrerin berichtet, was heute alles dran ist. 3 Stunden Freiarbeit, Singen, Geburtstag feiern. Jeder macht sich an die Arbeit. Neben Ramon sitzt seine persönliche Assistentin Carmen.
Sie kommt an 3 Vormittagen. Sonst besucht sie die Kathi-Lampert-Schule. An einem Vormittag in der Woche kommt die Blindenlehrerin Gertrud für 2 Stunden. Am 5. Tag hilft ihm die Freiarbeits-Lehrerin. Ramons Tisch ist mit einer extra Lampe beleuchtet. Alles was nahe da ist, sieht er besser. Jetzt schreibt er Tagebuch. Aber zuerst mal einen Schluck Wasser. Mit dem blauen Stift malt er einen Kritzel ins Buch. Carmen fragt, ob sie was dazuschreiben soll? Nein danke, heute nicht. Um halb neun will er wissen, ob schon Pause ist. Aber zuerst rechnet er mit Chips mit den Zahlen 1 bis 10. Das kann er gut. Er versorgt die Zahlen in eine Schachtel. Dabei muss er mehrmals ausleeren und einräumen, bis der Deckel zugeht. Dann stempelt er mit roter Farbe Kreise auf ein Papier. Seine Finger werden rot. Ist das Blut? Er geht sich die Hände waschen. Ein anderes Kind braucht Carmens Hilfe. Ben geht in der Zwischenzeit zu Ramon und schaut, dass er alles richtig macht. Leon erzählt, dass Ramon rechnen möchte wie die Großen. Zahlen interessieren ihn sehr. Auch Nina sagt das. Sie ist eine 2.Klässlerin.
Sie berührt Ramon an der Schulter. Dann sagt sie ihm, dass er wieder an seinen Platz soll. Das funktioniert gut. Sie sagt: Ramon beobachtet immer lange und macht dann nicht weiter. In der Pause spielt Ramon Fußball. Er kennt fast alle Schülerinnen und Schüler mit dem Namen. Er ist der Kumpel von fast allen. Er ist zu allen nett. Man kann ihm keinen Wunsch abschlagen. Ramon geht 3 Jahre in den Kindergarten, Denn seine Klassenlehrerin Silke Falch, die Direktorin, die Blindenlehrerin und auch die Eltern finden, dass er noch nicht schulreif ist. Silke Falch ist eine studierte Sonder-Pädagogin. Sie freut sich auf die 2 Integrationskinder, die in ihre Klasse kommen. In der Schule will Ramon anfangs nichts machen. Er geht herum, setzt sich nicht in den Kreis. Er macht nur, wozu er Lust hat. Bei allem sagt er: Nein, danke. Die anderen Kinder fühlen sich für ihn verantwortlich. Sie übernehmen das, wozu er keine Lust hat, Schuhe binden zum Beispiel. Die Lehrerinnen besprechen gemeinsam, was sie ihm zumuten können, was er selbst tun muss. Aber auch, wo er Hilfe braucht. Am Anfang ist er noch nicht sauber. Das ist für Silke eine große Herausforderung.
An der Schule, wo sie vorher war, gab es dafür Pflege-Kräfte. Silke sagt über Ramon: Er ist ein liebevoller Mensch, und ich denke mir oft: Schön, dass er da ist. Aber der Weg war nicht einfach. Ramon kommt als 4. Kind nach einer Risiko-Schwangerschaft als gesundes Kind nach Hause. Aber seine Mutter Doris und auch die Kinderkrankenschwester merken, dass etwas nicht stimmt. Er nimmt nicht zu. Erst eine Kinderärztin bemerkt, dass er einen unreifen Kehlkopf hat. Dadurch hat er Probleme beim Schlucken. Er kann sich auch nicht vom Rücken auf den Bauch drehen. Er spielt nur mit seinen Händen. Der Physiotherapeut stellt Wahrnehmungs-Störungen fest. Als Ramon ein Jahr alt ist, kann er nicht krabbeln und aufstehen. Aber seine Feinmotorik ist sehr gut ausgebildet. Er kann die Zeitung umblättern und interessiert sich für Bücher. Der Kinder-Neurologe vergleicht ihn mit einem Boskop Apfel: Die Späten sind die Besten. Als Ramon mit 20 Monaten immer noch nicht läuft, wird ein Schädel-MRT gemacht. Das ist eine Untersuchung des Gehirns. Das ist aber unauffällig. Endlich wird herausgefunden, dass Ramon auf beiden Augen 8 Dioptrin hat. Er sieht also nur 12 Centimeter weit richtig gut. Er sieht nichts was weiter weg ist.
Jetzt fängt Ramon an zu laufen. Er bekommt Physiotherapie, weil seine Beine schwach sind. Seine Sprache verbessert sich nicht. Seine Mutter Doris wendet sich an die Frühförderstelle Sehsam. Von nun an kommt jede Woche eine Frühförderin zu Ramon nach Hause. Sie stellt fest, dass er trotz Brille nur wenig sieht. Er hat anscheinend während der ersten 2 Lebensjahre das Sehen nicht gelernt. Ramons Mutter Doris leitet das Eltern-Kind-Zentrum in Feldkirch. Hier ist Ramon in die Spielgruppe gegangen. Er hat ein absolutes Gutachten. Der Waldorf-Kindergarten und der Montessori-Kindergarten nehmen Ramon danach nicht auf. Er kommt in eine Integrationsgruppe im Regelkindergarten. Alle sind glücklich. Dann beginnt die Suche nach einer Schule. Doris schaut sich das Schulheim Mäder, die Sonderschule und die Waldorfschule in Schaan an. Sie benutzt die Familiengutscheine und versucht herauszufinden, wo sich Ramon wohlfühlt. Dann entdeckt sie die freie Montessori Schule in Altach. Das ist eine private Schule. Deshalb wollen manche Behörden zuerst keine Assistenz für Ramon bezahlen. Doris lässt nicht locker. Jetzt geht er hier zur Schule und es scheint, als gehe es ihm gut.