Sprachen Dominique Behlau Der spanische Jakobsweg im Spiegel der Selbst- und Fremdwahrnehmung Spaniens Magisterarbeit
Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg Fachbereich Hispanistik Institut für Romanistik Magisterarbeit Im Fach Hispanistik Thema: Der spanische Jakobsweg im Spiegel der Selbst- und Fremdwahrnehmung Spaniens. Autor: Dominique Behlau Abgabetermin: 01.05.2011
Eidesstattliche Erklärung Hiermit erkläre ich, Dominique Behlau, an Eides Statt die vorliegende Arbeit ohne fremde Hilfe und ohne Benutzung anderer als der angegebenen Quellen angefertigt zu haben. Alle Ausführungen, die wörtlich oder sinngemäß übernommen wurden, sind als solche gekennzeichnet.... Ort, Datum, Unterschrift
Inhalt 0. Einleitung... 6 A. Die Entwicklung des Jacobuskultes und seine Funktionen in Spanien und Europa von der Geschichte bis zur Gegenwart Ein theoretischer Abriss 1.0 Die Ursprünge des Jacobuskults... 9.1 Jacobus in der Bibel... 9.2 Die Jacobuslegende...11 2.0 Die Ausbreitung des Jacobuskults in Europa durch das Liber Sancti Jacobi und die Legenda Aurea... 12 2.1 Das Jakobsbuch (Liber Sancti Jacobi)... 12 2.2 Das 13. Jahrhundert und die Legenda Aurea... 15 2.2.1 Die ikonographische Darstellung des Hl. Jacobus als Pilger im 13. Jahrhundert... 16 2.3 Zusammenfassung... 18 3.0 Der Ausbau des Hl. Jacobus zu einem Politischen Heiligen : Die politische und ökonomische Instrumentalisierung des Jacobuskults (von der Reconquista bis zum Franco-Regime)... 19 3.1 Die politische Funktion des Hl. Jacobus in der Reconquista (711-1492)...... 20 3.2 Die Bedeutung Compostelas für die Kirchenpolitik Diego Gelmírez... 25 3.3 Zwischen Sinnsuche und Kommerz Das Geschäft der Katholischen Kirche mit dem Jacobuskult... 27 3.3.1 Die Votos de Santiago... 27 3.3.2 Die Patronatsstellung des Hl. Jacobus im 17. Jahrhundert... 28
3.4 Die Funktion des Hl. Jacobus und des Jakobsweges im Franco-Regime (1939-75)... 30 4.0 Postfranquistische Versuche der Integration Spaniens in Europa... 34 4.1 Der Jakobsweg als erste Europäische Kulturstrasse und UNESCO-Weltkulturerbe... 34 4.2 Gegenwärtige Tendenzen einer Säkularisierung und Kommerzialisierung des Jakobsweges... 36 4.3 Touristische Vermarktungsstrategien des Jakobsweges am Beispiel des Xacobeos... 36 4.3.1 Der Plan Xacobeo... 38 4.4 Überlegungen zum Jakobsweg als kulturtouristisches Produkt... 39 B. Analyse der Selbstdarstellung Spaniens am Beispiel der Berichterstattung über den Xacobeo 2010 in El País und El Mundo 1.0 Zielsetzung... 41 2.0 Besonderheiten der spanischen Printmedien... 43 3.0 El País... 45 3.1 PRISA... 46 3.2 Allgmeine Aspekte der Berichterstattung in El País... 46 3.3 Der Jakobsweg als Element der spanischen Tradition... 47 3.4 Fortschreitende Kommerzialisierungstendenzen... 49 3.5 Der Jakobsweg als europäisches Kulturgut... 51 3.6 Die religiöse Bedeutung des Xacobeos in Europa... 52 3.7 Zusammenfassung : Das Spanienbild in El País... 54
4.0 El Mundo... 56 4.1 Unidad Editorial... 57 4.2 Allgemeine Aspekte der Berichterstattung in El Mundo... 57 4.3 Spanien und der Xacobeo im Fokus Europas... 58 4.4 Der Xacobeo- Eine galicische oder spanische Angelegenheit?... 61 4.5 Campaña de sensibilación... 64 4.6 Der Jakobsweg - Un lugar de Encuentro... 66 4.7 Verlust der religiösen Wurzeln in Spanien... 67 4.8 Zusammenfassung : Das Spanienbild in El Mundo... 70 C. Ergebnisse / Kritik 1.0 Die Selbstdarstellung Spaniens über den Jakobsweg im Vergleich... 71 1.1 Parallelen zwischen den historischen und gegenwärtigen Funktionen des Jacobuskults... 72 1.2 Der Hl. Jacobus als Patron Spaniens... 73 2.0 Der Jakobsweg als Versuch der Stiftung einer Europäischen Identiät...... 75 Abschließende Betrachtung... 79 Literaturverzeichnis... 82
0. Einleitung In der Online-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung aus dem Jahr 2007 beschäftigte den Autor eines Artikels die Frage: Hat Hape Kerkeling den Jakobsweg ruiniert? 1 Es geht um das Unverständnis, welches der spanische Gemischtwarenhändler Javier den deutschen Pilgern entgegenbringt. Javiers Geschäft liegt in der Stadt Santo Domingo de la Calzada, welche tagtägich von Jakobspilgern auf ihrem Weg nach Santiago de Compostela durchquert wird. Der Händler berichtet, dass die meisten deutschen Pilger in seinem Geschäft nichts kaufen sondern lediglich die Decke anstarren würden. Schließlich klärte man ihn darüber auf, dass der Grund dafür in dem Buch Ich bin dann mal weg von Hape Kerkeling liegen würde. In diesem erzählt Kerkeling nicht nur von seinen Erlebnissen auf dem Jakobsweg sondern beschreibt auch detailliert Land- und Ortschaften. So vermuten die deutschen Pilger anscheinend, dass es sich bei Javiers Laden um ein bestimmtes Geschäft handelt, welches Kerkeling un seinem Buch beschreibt. Mit 2,2 Mio. verkauften Exemplaren zählt Ich bin dann mal weg zu den erfolgreichsten deutschen Sachbüchern. Kurze Zeit nachdem das Buch 2007 erschien, strahlte ein deutscher TV-Sender eine Serie aus, in welcher Prominente bei ihrer 12-tägigen Pilgerfahrt auf dem Jakobsweg von Fernsehkameras begleitet wurden. Das Format ähnelte sehr dem Big Brother - Prinzip und gestaltete den Jakobsweg regelrecht zu einer Art Theaterkulisse um. 2 Der historische Pilgerweg, dessen Pfade zur Heiligen Grabstätte des Apostels Jacobus in die Kathedrale von Santiago de Compostela führen, scheint in Deutschland unlängst zum Schauplatz von Anekdoten und menschlichen 1 Reng, R. Unter: http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/4245/ 2 Ebd.
Dramen zweckentfremdet zu werden. Innerhalb der Forschungsliteratur hat sich der Camino de Santiago zu einem interdisziplinären Thema entwickelt. Verschiedene Wissenschaften wie etwa die Soziologie, Ökonomie, Theologie, Kunstgeschichte, Ethnographie, Geographie, Literatur- und Musikwissenschaft oder die Politik unterziehen sowohl den Camino als auch den mit ihm verbundenen Kult um den Hl. Jacobus ihren jeweils eigenen Betrachtungen. Die vorliegende Arbeit macht es sich zur Aufgabe den Jakobsweg als eine Art politisches und kulturelles Medium zwischen Spanien und Europa in den Blick zu nehmen. Im Speziellen ist zu fragen, welche Rolle der Jakobsweg für die Selbstdarstellung- und wahrnehmung Spaniens in Europa spielt. Da der Camino de Santiago lediglich ein Phänomen des europaumgreifenden Jacobuskults darstellt, wird es nicht ausschließlich um den Camino de Santiago (als Pilgerweg) gehen. Auch andere Aspekte wie etwa der Heilige Apostel Jacobus, die Stadt Santiago de Compostela oder der Xacobeo verbinden sich zu Elementen, welche sowohl innerhalb der Geschichte Spaniens als auch in der Gegenwart eine bedeutende Rolle spielen. Die Arbeit gliedert sich in drei große Themenkomplexe: Der erste Teil (A) konzentriert sich auf die Entwicklungen des Jacobuskults in Spanien. Dabei wird nicht nur die Ausbreitung des Kults in Europa in den Blick genommen, welche vornehmlich durch schriftliche Zeugnisse vorangetrieben wurde. Überdies wird auch die systematische politische Instrumentalisierung und Kommerzialisierung Jakobsweges verfolgt, wobei sich die Betrachtungen auf die drei historischen Epochen der Reconquista, des Franco-Regimes und der Postfranquistischen Epoche konzentrieren. Im zweiten Teil (B) erfolgt eine Analyse der gegenwärtigen Darstellung des Jacobuskults und des Jakobsweges in den spanischen Printmedien. Exemplarisch sollen dabei die Berichterstattungen der El País und der El Mundo über den Xacobeo 2010 untersucht werden. Der dritte Teil (C) fasst das gewonnene Bild des Jakobsweges und Spaniens, welche sich aus den Untersuchungen ergibt zusammen und zieht Parallelen zur