DIE RADIODOKTOR-INFOMAPPE

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DIE RADIODOKTOR-INFOMAPPE Ein Service von: ORF A-1040 Wien, Argentinierstraße 30a Tel.: (01) 50101/18381 Fax: (01) 50101/18806 Homepage: http://oe1.orf.at Österreichische Apothekerkammer A-1091 Wien, Spitalgasse 31 Tel.: (01) 404 14-600 Fax: (01) 408 84 40 Homepage: www.apotheker.or.at Österreichisches Bundesministerium für Gesundheit A-1030 Wien, Radetzkystr. 2 Tel.: (01) 71100-4505 Fax: (01) 71100-14304 Homepage: www.bmg.gv.at/ RADIODOKTOR MEDIZIN UND GESUNDHEIT 1

RADIODOKTOR MEDIZIN UND GESUNDHEIT Die Sendung Die Sendereihe Der Radiodoktor ist seit 1990 das Flaggschiff der Gesundheitsberichterstattung von Ö1. Jeden Montag von 14.05 bis 14.40 Uhr werden interessante medizinische Themen in klarer informativer Form aufgearbeitet und Ö1- Hörerinnen und -Hörer haben die Möglichkeit, telefonisch Fragen an das hochrangige Expertenteam im Studio zu stellen. Wir über uns Seit September 2004 moderieren Univ.-Prof. Dr. Karin Gutiérrez-Lobos, Univ.-Prof. Dr. Manfred Götz, Univ.-Prof. Dr. Markus Hengstschläger und Dr. Christoph Leprich die Sendung. Das Redaktionsteam besteht aus Mag. Nora Kirchschlager, Dr. Nadja Kwapil, Dr. Doris Simhofer, Dr. Michaela Steiner, Dr. Ronny Tekal und Dr. Christoph Leprich. Das Service Seit dem 3. Oktober 1994 gibt es das die Sendereihe flankierende Hörerservice, das auf größtes Interesse gestoßen ist. Die zu jeder Sendung gestaltete Infomappe mit ausführlichen Hintergrundinformationen, Buchtipps und Anlaufstellen wird kostenlos zur Verfügung gestellt und ist bereits am Sendungstag auf der Ö1-Homepage zu finden. Diese Unterlagen stellen in der Fülle der behandelten Themen ein Medizin- Lexikon für den Laien dar. Die Partner Ermöglicht wird die Radiodoktor-Serviceleiste durch unsere Partner: die Österreichische Apothekerkammer und das Österreichische Bundesministerium für Gesundheit. An dieser Stelle wollen wir uns ganz herzlich bei unseren Partnern für die gute Zusammenarbeit bedanken! Wir bitten um Verständnis, dass wir aus Gründen der besseren Lesbarkeit in dieser Infomappe zumeist auf die weiblichen Endungen, wie z.b. PatientInnen, ÄrztInnen etc. verzichtet haben. RADIODOKTOR MEDIZIN UND GESUNDHEIT 2

DIE NADEL IM HEUHAUFEN 100 URSACHEN FÜR BAUCHSCHMERZEN Mit Univ.-Prof. Dr. Manfred Götz 15. April 2013, 14.05 Uhr, Ö1 Sendungs- und Infomappengestaltung: Dr. Nadja Kwapil Redaktion: Dr. Christoph Leprich RADIODOKTOR MEDIZIN UND GESUNDHEIT 3

INHALTSVERZEICHNIS INHALTSVERZEICHNIS DIE NADEL IM HEUHAUFEN 5 100 URSACHEN FÜR BAUCHSCHMERZEN 6 VOLKSKRANKHEIT BAUCHSCHMERZEN 6 ORGANISCH ODER FUNKTIONELL 7 UNTERSUCHUNGEN UND DIAGNOSE 7 SYMPTOME ALS ALARMSIGNAL 8 ACHTUNG NOTFALL 9 CHRONISCHE DARMENTZÜNDUNGEN 9 TUMORERKRANKUNGEN 10 THERAPIEMÖGLICHKEITEN 11 TIPPS FÜR DIE DARMGESUNDHEIT 12 MÖGLICHE URSACHE SEXUELLER MISSBRAUCH 12 ANLAUFSTELLEN 13 QUELLEN UND LINKS 14 SENDUNGSGÄSTE 15 RADIODOKTOR MEDIZIN UND GESUNDHEIT 4

DIE NADEL IM HEUHAUFEN 100 URSACHEN FÜR BAUCHSCHMERZEN Das liegt mir noch immer im Magen, Was ist Dir denn über die Leber gelaufen?. Der Darm ist der Sitz der Gesundheit! Sie kennen diese Redewendungen. Manche dieser Phrasen können unter bestimmten Umständen auch tatsächlich zutreffen. Als psycho-vegetatives Organ ist unser Bauch besonders anfällig für unterschiedlichste Umwelteinflüsse und somit für Beschwerden aller Art. Ob akuter oder chronischer Schmerz, stechend oder dumpf die Ursachen für Bauchschmerzen sind so zahlreich wie die möglichen Schmerzqualitäten. Herzinfarkt, Darmverschluss und Nierenkoliken all diese Erkrankungen können sich durch Bauschschmerzen erstmals bemerkbar machen. Manchmal können es auch Gallensteine sein, die akute Schmerzen auslösen oder ein Reizdarm, der zu chronischen Beschwerden führt. Oft treten Schmerzen im Bauchraum aber auch ohne organische Ursache auf Beispiele sind der Reizmagen und der Reizdarm. Und umgekehrt können Schmerzen bei schweren Erkrankungen, wie bei Tumoren, vorerst gänzlich ausbleiben. Viszeralschmerzen nennt man zusammengefasst all jene Beschwerden, die die Eingeweide betreffen, die unter der Bauchdecke liegen. Anlässlich des weltweiten Jahres des Viszeralschmerzes, das im Oktober letzten Jahres begonnen hat, widmen auch wir uns der Problematik, um das Bewusstsein für die Vielzahl von Erkrankungen im Bauchraum zu schärfen. Quellen: International Study of Pain Association : http://www.presseportal.de/pm/68502/2343286/iasp-sponsert-weltweites-jahrgegen-viszeralschmerz http://www.focus.de/gesundheit/diverses/pharmaindustrie-iasp-sponsertweltweites-jahr-gegen-viszeralschmerz_aid_838679.html RADIODOKTOR MEDIZIN UND GESUNDHEIT 5

ÜBER 100 MÖGLICHE URSACHEN Das Wort Viszeral stammt aus dem lateinischen: viscera bedeutet Eingeweide, bezeichnet also jene Organe, die unter der Bauchdecke liegen, wie Speiseröhre, Magen, Dickdarm, Dünndarm, Leber, Bauchspeicheldrüse und Milz. Diese Organe bzw. der gesamte Bauchraum sind besonders empfindlich. Bauchschmerzen als Volkskrankheit Zahlen und Fakten Rund 25 Prozent, also ein Viertel der Bevölkerung leidet an Viszeralschmerzen und das weltweit. Da der Bauchraum eng mit unserer Ernährung zusammenhängt und (daher) unsere Lebensqualität erheblich beeinflussen bzw. beeinträchtigen kann, wird der Arzt relativ rasch und oft aufgesucht. Grundsätzlich sind mehr Frauen als Männer betroffen. Das mag daran liegen, dass die Eingeweide unter der Bauchdecke psychovegetative Organe und Frauen empfindsamer als Männer sind bzw. empfindsamer reagieren, meint unser Sendungsgast ao Univ. Prof. Dr. Anton Stift, Facharzt für Allgemein und Viszeralchirurgie, Spezialist für Krebserkrankungen des Bauchraumes, Oberarzt am AKH Wien. Spezifisch alterstypische Krankheiten im Bauchraum gibt es indessen nicht, Beschwerden können daher Kinder wie Erwachsene gleichermaßen betreffen. Ob die Erkrankungen im Bauchraum in den letzten Jahren angestiegen sind, ist umstritten. Das ist sicher so, meint etwa Stift. Stress bzw. das Prinzip schneller, höher, weiter würden Beschwerden bzw. Erkrankungen begünstigen. Unser zweiter Sendungsgast Prim. Dr. Michael Häfner ist Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologie und Hepatologie und Leiter der Internen Abteilung im Krankenhaus St. Elisabeth Wien. Er betrachtet die Situation differenziert: Es ist fraglich, ob die Erkrankungen tatsächlich ansteigen, oder wir nur mehr Diagnosen stellen, da sich bestimmte Erkrankungen in den letzten Jahren verstärkt haben, wie z.b. Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Nahrungsmittelintoleranzen. Wir haben heute wesentlich mehr Tests, Diagnosemöglichkeiten, als noch vor 20 Jahren. Mögliche Erkrankungen Die Vielzahl von Krankheitsbildern lassen sich in verschiedene Kategorien einteilen. Ganz grundsätzlich können akute Erkrankungen von den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen unterschieden werden. Letztere sollen hier jedoch nicht Thema sein wir haben in einer unserer Sendungen vor wenigen Wochen darüber informiert (11.2.2013). RADIODOKTOR MEDIZIN UND GESUNDHEIT 6

Zu den akuten Erkrankungen, die unter dem Oberbegriff Viszeralschmerz zusammengefasst werden, zählen vor allem die akute Bauchspeicheldrüsenentzündung (akute Pankreatitis), die akute Divertikulitis (akute Entzündung der Darmschleimhaut), die akute Appendizitis (akute Blinddarmentzündung), Entzündungen der Speiseröhre (Refluxkrankheit), Gallensteine, aber auch Beschwerden im Unterbauch, wie Blasenbeschwerden, gynäkologische Schmerzen oder Beckenschmerzen. Besondere Vorsicht ist jedoch bei der Interpretation des Schmerzes bzw. des Schmerzwahrnehmung geboten, denn Quelle der Schmerzen können auch Herzerkrankungen sein. In diesen Fällen darf sich der untersuchende Arzt nicht in die Irre leiten lassen, da sonst wertvolle Zeit verstreichen würde, und muss eine umfassende Diagnostik anordnen. Quelle: http://www.netdoktor.at/beschwerden/schmerzen/bauchschmerzen.shtml Organisch oder funktionell Unterscheiden lassen sich die verschiedenen Krankheitsbilder aber nicht nur entlang der Schmerzen bzw. der Schmerzfrequenz sondern auch nach den Auslösern: bei den bereits genannten Krankheiten ist jeweils ein Organ erkrankt, die Krankheit hat also organische Ursachen. Es können aber auch Schmerzen auftreten, die keinerlei organische Ursachen haben, also auch dann, wenn kein Organ erkrankt ist. Ein Beispiel wäre der Reizdarm. Dann spricht man funktionellen Störungen, die durch Stress oder chronische Überlastungen ausgelöst werden können, erklärt der Internist Häfner. Sie sind besonders schwer zu diagnostizieren und zu heilen. Umgekehrt gibt es aber auch Krankheitsbilder, im Bauchraum die vorerst bzw. sehr lange gar keine Beschwerden verursachen. In diese Kategorie fallen in der Regel Tumoren. Das liegt daran, dass Tumoren keine Entzündungen sind, bzw. lange Zeit keine Schwellungen hervorrufen, also, einen Dehnungsreiz verursachen, der zu Schmerzen führt. Tumoren werden daher meist durch einen Zufalls-Befund entdeckt oder erst dann, wenn der Tumor so groß ist, dass er auf ein anderes Organ oder auf Nervenfasern drückt. UNTERSUCHUNG UND DIAGNOSE Eine Abklärung durch den Arzt ist bei sehr drastischen oder länger andauernden Beschwerden unbedingt nötig. Dieser wird mit Ihnen eine ausführliche Anamnese RADIODOKTOR MEDIZIN UND GESUNDHEIT 7

durchführen, das heißt, sie eingehend zu ihren Beschwerden und ihrer Krankheitsgeschichte befragen, um zur Ursache ihrer Schmerzen vorzustoßen. Die Untersuchung beginnt also ganz altmodisch, wie es Michael Häfner bezeichnet, mit einer klinischen Untersuchung. Fragen zu Krankheiten in der Familie, zu früheren Erkrankungen, Ernährungsgewohnheiten, Medikamenteneinnahme stehen im Zentrum des Gesprächs. Anschließend wird der Arzt einen Tastbefund erheben. Je nachdem in welche Richtung sich die Verdachtslage erhärtet, folgen weitere Untersuchungen, wie Tests auf Nahrungsmittelallergien bzw. Nahrungsmittelintoleranzen, Blutabnahmen, Stuhluntersuchungen, Ultraschall oder Röntgen; Eine Koloskopie, also eine Magenspiegelung, oder Computertomographien erfolgen in der Regel erst am Ende einer längeren Untersuchungsreihe oder dann, wenn die Symptome stark auf ein bestimmtes Krankheitsbild verweisen. SYMPTOME ALS ALARMSIGNAL Bohrend, stechend, dumpf, krampfartig oder ziehend so unterschiedlich können Beschwerden im Bauchraum sein. Die Art des Schmerzes, also die Schmerzqualität hängt stark davon ab, welches Organ betroffen ist und wo das erkrankte Organ sitzt. So deuten gürtelförmige Beschwerden auf eine Erkrankung der Bauchspeicheldrüse hin, Beschwerden im Unterbauch, die meist krampfartig auftreten, auf eine Blindarmentzündung oder einen Reizdarm. Treten Beschwerden unterhalb der Brust auf, ist meist der Magen betroffen. Brennende Schmerzen hinter dem Brustbein weisen auf eine Speiseröhrenentzündung hin. Bei Geschwüren, im Magen oder im Zwölffingerdarm, treten Schmerzen meist nur vorübergehend auf, in der Regel nach den Mahlzeiten. Bei Nierenkoliken ist der Schmerz besonders schlimm, sagt der Chirurg Stift - man spreche in diesem Fall von einem Vernichtungsschmerz. Warum dieser Schmerz so heißt: Wenn Ihnen jemand im Moment eines solchen Schmerzens eine Pistole vor das Gesicht hält und ihr potenzieller Mörder sie fragt, ob er nun abdrücken soll, dann werden sie mit hundertprozentiger Sicherheit bejahen, so der Chirurg. Quelle: Tabellarische Zusammenfassung: http://www.internisten-imnetz.de/de_bauchschmerzen-ursachen_1084.html RADIODOKTOR MEDIZIN UND GESUNDHEIT 8

ACHTUNG NOTFALL Schmerzen sind zunächst immer als Alarmsignale des Körpers zu werten. Ein brettharter Bauch, Übelkeit und Erbrechen, Fieber, Unruhe und Schockzustände sind gefährliche Symptome. Von Vernichtungsschmerz sprechen Mediziner, wenn die Pein unerträglich ist. Ein Darmverschluss, die Einklemmung einer Hernie, akute Entzündungen von Blinddarm und Bauchspeicheldrüse, Nierensteine, das Platzen eines Eileiters, sind mögliche Ursachen. In einer solchen Situation müssen Sie sofort den Notarzt oder die Rettung verständigen. CHRONISCH ENTZÜNDLICHE DARMERKRANKUNGEN Die Zahl chronisch entzündlicher Darmerkrankungen (CED) hat so wie auch die anderer chronisch entzündlicher Erkrankungen wie Asthma, Typ-1-Diabetes oder Multiple Sklerose in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Hinzu kommt, dass sich bei den CED das Erkrankungsalter, dessen Gipfel bisher im jungen Erwachsenenalter lag, immer mehr zu den Kindern hin verschiebt. Die Ursachen für Morbus Crohn und Colitis ulcerosa - diese beiden unheilbaren Darmerkrankungen machen den Hauptteil der CED aus - sind nicht geklärt und damit ist auch die Tatsache, dass immer mehr Kinder erkranken, ein derzeit ungelöstes Rätsel. Gesichert ist, dass bei einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung eine Dysbalance im Bereich des Immunsystems besteht. Es gibt im Bereich des Dünnund Dickdarms sehr viele Lymphknoten und eine Vielzahl von Abwehrzellen, da der Darm eine sehr große Oberfläche hat und Keime sowie andere Umwelteinflüsse an der Darmschleimhaut einen guten Angriffspunkt finden. Die Immunzellen im Bereich der Schleimhaut von Dünn- und Dickdarm reagieren bei Menschen mit CED überschießend gegen Anteile der eigenen Darmflora. Zusätzlich Faktoren sind möglicher Weise die Einflüsse von falscher Ernährung, Antibiotika, Rauchen, chronischem Stress o.ä. Während am Beginn des Morbus Crohn oft unspezifische Symptome wie Bauchschmerzen, Müdigkeit, Gewichtsabnahme und Fieber stehen, beginnt die Colitis ulcerosa häufig mit starken krampfartigen Schmerzen und flüssigen RADIODOKTOR MEDIZIN UND GESUNDHEIT 9

blutigen Stühlen. Aus diesem Grund wird die Colitis ulcerosa in der Regel relativ rasch diagnostiziert, während bis zur gesicherten Diagnose des Morbus Crohn mehrere Monate (früher sogar mehrere Jahre) vergehen können. Weitere umfangreiche Informationen zu den entzündlichen Darmerkrankungen finden Sie unter: http://oe1.orf.at/programm/328258 TUMORERKRANKUNGEN Krebs ist in vielen Fällen gut heilbar, sofern er früh entdeckt wird. Leider macht er sich zumeist kaum oder nur schwer bemerkbar. Bei Tumoren ist daher besondere Vorsicht und ein hohes Maß an Achtsamkeit und Selbstbeobachtung geboten. Blut im Stuhl oder ungewollter Gewichtsverlust binnen kurzer Zeit, sind ernstzunehmende, alarmierende Symptome. Hier heißt es, sofort ins Spital, so der Internist Häfner. Zu oft käme es vor, dass Patienten still vor sich hinbluten, also, entweder die Blutbeimengungen am Stuhl ignorieren oder es sogar als angenehm und vorteilhaft erleben, wenn die Kilos purzeln. Oder sie spüren sehr wohl, dass etwas nicht mit ihnen stimmt, verschließen aber dennoch die Augen oder verharmlosen ihre Beobachtungen - aus Angst. Natürlich könnten es auch Hämorrhoiden, die bluten, aber das gilt es auf jeden Fall abzuklären, so der Chirurg Stift. Aufwendigere Untersuchungen wie eine Darmspiegelung oder Computertomographie können Aufschluss geben. Ist die Diagnose Krebs einmal gestellt, hängt die weitere Vorgehensweise vom Tumorstadium ab. Bei folgenden Diagnosen, so Anton Stift, ist ein chirurgischer Eingriff unumgänglich. Perforationen des Darms Mechanischer Verschluss des Darms (Ileus) Blutungen im Magen-Darmtrakt Entzündliche Prozesse und Abszesse Eingeweidebrüche (Hernien) Bauchtrauma RADIODOKTOR MEDIZIN UND GESUNDHEIT 10

BEHANDLUNG MEDIKAMENTE UND THERAPIEN Je nach Krankheitsbild stehen verschiedene Medikamente und Therapien zur Verfügung. Die medikamentöse Behandlung kommt in der Regel bei allen Erkrankungen in Frage, die keinen chirurgischen Eingriff erfordern, also auch vom niedergelassenen Arzt behandelt werden können. Medikamentöse Behandlung und alternative Methoden Bei funktionellen Störungen, wie dem Reizmagen und Reizdarm, werden häufig auch Antidepressiva verabreicht, da diese Substanzen die Schmerzempfindsamkeit entscheidend dämpfen und der Darm sich entspannen kann. Bei Reizdarmpatienten kommen aber auch Probiotika in Betracht, also gute Darmkeime, die die bösen Darmkeime unter Kontrolle halten. Bei akuten Entzündungen, wie bei der Entzündung von Darmaussackungen (akute Divertikulitis), werden in der Regel Antibiotika verschrieben. Bei der Refluxkrankheit bzw. einer Entzündung der Speiseröhre können Protonenpumpeninhibitoren und weitere Magenschutzpräparate die Beschwerden lindern. Auch Ernährungsfehler können die Auslöser von Magenbeschwerden sein - Ernährungsgewohnheiten sind hier zusätzlich zu beobachten und umzustellen. Gleiches gilt bei Nahrungsmittelallergien, Lactose- oder Fructoseintoleranzen, die in den letzten Jahren zugenommen haben. Mittels Blut- oder Atemtests lassen sich Nahrungsmittelunverträglichkeiten und -intoleranzen gut diagnostizieren. Anti-Histaminika können die Symptome lindern. TIPPS FÜR DIE DARMGESUNDHEIT Wie immer gilt: Bewegung und eine ausgewogene Ernährung sind wichtig für die Magen/Darmgesundheit. Tagsüber sollten mehrere kleine Mahlzeiten eingeplant werden. Große Mengen und sehr fettes Essen - vor allem am Abend sollten vermieden werden. Auch während mancher Erkrankungen (Nahrungsmitteltoleranzen, nach Operationen, etc.) sind häufig bestimmte Diäten einzuhalten. Ernährungsmythen Mit Ernährungsvorschriften kann man es aber auch übertreiben, meint der Internist Häfner. Bestimmte Hausrezepte, wie Haferschleim bei Gastritis, seien heute nicht mehr wirklich gängig und meist auch gar nicht hilfreich, RADIODOKTOR MEDIZIN UND GESUNDHEIT 11

möglicherweise sogar kontraproduktiv, wie bei allen Diagnosen in Eigenregie, die ohne ärztliche Abklärung erfolgen. Es gibt zahlreiche, gut verträgliche Magenschutz-Mittel, die relativ schnell Linderung bringen, es hat sich hier sehr viel getan. In jedem Fall empfiehlt es sich, zum Arzt zu gehen, wenn Beschwerden über längere Zeiträume auftreten bzw. fortbestehen. BAUCHSCHMERZ ALS INDIZ FÜR SEXUELLEN MISSBRAUCH Symptome Bauchschmerzen können auch ein Hinweis auf sexuellen Missbrauch sein. Die Beschwerden könnten durch Verletzungen der inneren Organe bedingt sein, aber auch ohne organische Ursachen zu Schmerzen führen. Eine Vergewaltigung bzw. Missbrauch kann die Psyche eines Menschen massiv verändern. Besonders dann, wenn organische Ursachen nicht ausfindig gemacht werden können, muss sich der Arzt im Rahmen der Anamnese durch gezieltes, aber vorsichtiges Fragen nach den Lebensumständen, an die Seele der Patientin herantasten. Laut deutschem Ärzteblatt gibt es bisher kaum Studien zu Bauchschmerzen, die durch Missbrauch ausgelöst wurden. Quelle: http://www.aerzteblatt.de/archiv/121264/sexueller-missbrauch Schuld und Schamgefühle Dieser Umstand, sowie Schuld und Schamgefühle, erschweren es, sexuellen Missbrauch zu erkennen. Vor allem dann, wenn es sich nur um einen kurzen Besuch bei einem nicht vertrauten Arzt handelt. Es ist wirklich schwer für einen Arzt, in einem einzelnen, vielleicht kurzen Gespräch herauszufinden, ob sexueller Missbrauch vorliegt, meint Häfner. Umgekehrt seien auch vorschnelle Schlüsse aus einem vermeintlich auffälligen Verhalten zu vermeiden. RADIODOKTOR MEDIZIN UND GESUNDHEIT 12

ANLAUFSTELLEN ANLAUFSTELLEN Krankenhaus St. Elisabeht Landstraßer Hauptstraße 4a A-1030 Wien Tel.: +43/1/71126-0 office@elisabethinen-wien.at Homepage: http://www.elisabethinenwien.at/medizin/ambulanzen/schmerzambulanz/team oder http://www.elisabethinen-wien.at/interne-abteilung Klinische Abteilung für Allgemeinchirurgie am AKH Wien Währinger Gürtel 18-20 A-1090 Wien Tel.: +43/1/404 00/6916 (Sekretariat) Email: postakhchiac@akhwien.at Homepage: http://www.akhwien.at/default.aspx?pid=392 Beratungsstelle für sexuell missbrauchte Mädchen und junge Frauen Theobaldgasse 20/1/4/9 A-1060 Wien Tel.: +43/1/5871089 Fax: +43/1/5870355 Email: maedchenberatung@aon.at Homepage: www.maedchenberatung.at RADIODOKTOR MEDIZIN UND GESUNDHEIT 13

QUELLEN UND LINKS QUELLEN UND LINKS Informationen zum weltweiten Jahr gegen Viszeralschmerz: http://www.presseportal.ch/de/pm/100013612/100726452/iasp-sponsert-weltweitesjahr-gegen-viszeralschmerz FOCUS-Artikel: http://www.focus.de/gesundheit/diverses/pharmaindustrie-iasp-sponsertweltweites-jahr-gegen-viszeralschmerz_aid_838679.html International Association for the Study of Pain (IASP): http://www.iasp-pain.org/about Im Einzelnen: IASP - Zum Jahr gegen Viszeraleschmerzen http://www.iasppain.org/content/navigationmenu/globalyearagainstpain/globalyearagainstvisceral Pain/FactSheets/default.htm Internisten im Netz Der Bauchschmerz http://www.internisten-im-netz.de/de_bauchschmerzen-ursachen_1084.html http://www.medicoconsult.de/wiki/bauchschmerzen Vorlesungen der Medizin-Uni Wien Bauchschmerz und akutes Abdomen http://www.medicalforum.ch/pdf/pdf_d/2009/2009-30/2009-30-033.pdf Aufsätze zur Viszeralchirurgie nur mit Passwort https://www.thieme-connect.com/ejournals/toc/viszeralchirurgie Beratungsstellen mit Fachgebiet sexueller Missbrauch: http://www.beratungsstellen.at/fachgebiete/beratungsstellen-mit-fachgebietsexueller-missbrauch-in-wien/ges2/5/0/w/0 RADIODOKTOR MEDIZIN UND GESUNDHEIT 14

SENDUNGSGÄSTE SENDUNGSGÄSTE In der Sendung Radiodoktor Medizin und Gesundheit vom 15. April 2013 waren zu Gast: Prim. Dr. Michael Häfner Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologie & Hepatologie Leiter der Internen Abteilung - Krankenhaus St. Elisabeth Landstraßer Hauptstraße 4a A-1030 Wien Tel.: +43/1/71126/969 E-Mail: michael.haefner@elisabethinen-wien.at Homepage: http://www.elisabethinen-wien.at/interne-abteilung Ao. Univ.-Prof. Dr. Anton Stift Facharzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie Spezialist für Krebserkrankungen des Bauchraumes Oberarzt am AKH Wien Klinische Abteilung für Allgemeinchirurgie Leiter der Darm- und Rektumambulanz Währinger Gürtel 18-20 A-1090 Wien Tel.: +43/1/404 00/6492 E-Mail: anton.stift@meduniwien.ac.at Homepage: http://www.akhwien.at/default.aspx?pid=392 RADIODOKTOR MEDIZIN UND GESUNDHEIT 15