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Silvia Schibli Katja Supersaxo Einführung in die Supervision Haupt Verlag Bern Stuttgart Wien

Silvia Schibli-Meier, Erstberuf Primarlehrerin, später Ausbildung zur dipl. Erwachsenenbildnerin. Weiterbildungen mit zertifizierten Abschlüssen als NLP- Trainerin und systemische Familientherapeutin (DGSF). Supervisionsausbildung am Institut für Angewandte Psychologie in Zürich. Seit 1992 als selbstständige Supervisorin und Coach tätig, u. a. als Lehrsupervisorin. Mitglied des Schweizerischen Berufsverbandes (BSO). Lebt in Aarau (CH). Katja Supersaxo, dipl. Sozialarbeiterin FH und MA in Soziologie/Politologie. Supervisionsausbildung an der Akademie für Jugendfragen in Münster (D). Langjährige Tätigkeit als Dozentin an einer Fachhochschule für Sozialarbeit. Seit über 30 Jahren als Supervisorin berufstätig, u. a. organisationsintern im Gesundheitswesen und mit Erfahrung in Ausbildungs- und Lehrsupervision. Lebt in Zürich. 1. Auflage: 2009 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-8252-3249-8 Alle Rechte vorbehalten. Copyright 2009 by Haupt Berne Jede Art der Vervielfältigung ohne Genehmigung des Verlages ist unzulässig. Satz: Die Werkstatt, Göttingen Printed in Germany www.haupt.ch

Inhalt Einleitung.................................................................... 9 I Die geschichtliche Entwicklung von Supervision...................... 13 1. Die geschichtliche Entwicklung von Supervision in den USA............. 13 1.1 Begriff und Definitionen............................................... 13 1.2 Phasen der geschichtlichen Entwicklung................................... 15 1.2.1 Anfänge und Konsolidierung....................................... 15 1.2.2 Die Professionalisierung der Funktion «supervision»..................... 17 1.2.3 Einfluss der Psychoanalyse......................................... 18 2. Die geschichtliche Entwicklung von Supervision in Deutschland, Österreich und der Schweiz................................ 19 2.1 Begriffe und Definitionen.............................................. 19 2.1.1 Definition der Berufsverbände..................................... 20 2.1.2 Definitionen in Fachpublikationen.................................. 22 2.2 Phasen der geschichtlichen Entwicklung................................... 23 2.2.1 Begriffsklärung und Definition von Professionalisierung.................. 23 2.2.2 Pionierphase (1950 1965)......................................... 24 2.2.3 Expansions- und Konsolidierungsphase (1966 1990).................... 30 2.2.4 Phase der expansiven Professionalisierung (ab 1991)..................... 34 2.3 Schlussbemerkungen.................................................. 34 II Supervision als Prozess................................................... 35 1. Supervision als Prozessberatung.......................................... 35 1.1 Das Prozessberatungsmodell in der Supervision.............................. 36 1.2 Das Phasenmodell.................................................... 38 1.2.1 Beschreibung der einzelnen Phasen.................................. 40 1.2.2 Schlussbemerkungen zum Phasenmodell.............................. 54 2. Die Dynamische Urteilsbildung als Prozessmodell........................ 56 2.1 Das Modell.......................................................... 57 2.2 Anwendung der Dynamischen Urteilsbildung in der Supervision................ 63 2.2.1 Leitung und Strukturierung von Supervisionsprozessen.................. 65 2.2.2 Auswertung und Reflexion des Supervisionsprozesses.................... 68 2.2.3 Modell zur Erarbeitung eines Lernprofils.............................. 69 2.3 Schlussgedanken zur Dynamischen Urteilsbildung........................... 70 3. Interventionen und ihre Bedeutung im Beratungsprozess................. 71 3.1 Bedeutung von Interventionen in der Supervision............................ 71 3.2 Die Beratungsperson als Intervention..................................... 72 3.3 Präsenz in den Interventionen........................................... 74 3.4 Intervention als Methode und Handwerkszeug.............................. 75

6 Inhalt III Theoretische Grundlagen................................................. 79 Einleitung................................................................. 79 1. Konzepte der Psychoanalyse............................................. 80 1.1 Wichtige Erkenntnisse aus der Psychoanalyse............................... 80 1.2 Entstehung von psychischen Störungen und Widerständen.................... 81 1.3 Das Verständnis von Widerstand in der Psychoanalyse........................ 82 1.3.1 Die Abwehrmechanismen nach Anna Freud........................... 84 1.4 Übertragung und Gegenübertragung...................................... 86 1.4.1 Übertragung.................................................... 86 1.4.2 Gegenübertragung............................................... 86 1.5 Umgang mit Widerstand in der Psychoanalyse.............................. 87 1.6 Folgerungen für einen konstruktiven Umgang mit Widerstand in der Supervision....................................... 88 1.7 Bearbeitungsformen des Widerstands in der Supervision....................... 89 1.8 Psychoanalytisch geprägte Vorgehensweise in der Supervision................... 91 1.8.1 Konkretes Vorgehen............................................. 91 1.9 Wie hilfreich ist die Psychoanalyse in der Supervision?........................ 93 2. Integrative Supervision.................................................. 94 2.1 Gestalttherapie....................................................... 95 2.2 Integrative Therapie.................................................. 96 2.3 Das Verständnis von Supervision im integrativen Ansatz....................... 97 2.3.1 Metatheoretische Ebene........................................... 98 2.3.2 Theoretische Ebene.............................................. 99 2.3.3 Supervisionstheoretische Ebene................................... 101 2.3.4 Praxeologische Ebene............................................ 102 2.4 Methodenvielfalt.................................................... 102 2.5 Das Psychodrama.................................................... 107 2.5.1 Das Psychodrama in der integrativen Supervision...................... 107 2.5.2 Vorgehensweise und Methoden im Psychodrama...................... 108 2.6 Wirkungen der Methodenvielfalt....................................... 110 3. Systemische Supervision................................................ 112 3.1 Entwicklung der verschiedenen systemtheoretischen Strömungen............... 112 3.2 Grundgedanken zum Konstruktivismus.................................. 114 3.3 Systemverständnis nach Niklas Luhmann................................. 117 3.4 Systemische Elemente in therapeutischen und sozialen Settings................ 118 3.5 Auswirkungen der konstruktivistischen Erkenntnisse auf die Grundannahmen der Kommunikationstheorie von Paul Watzlawick...... 119 3.6 Auswirkungen der konstruktivistischen Erkenntnisse auf die systemische Therapie und Beratung............................... 121 3.7 Folgerungen der verschiedenen Systemtheorien und des Konstruktivismus für die Supervision................................. 125 3.7.1 Vorgehensweisen in der systemischen Supervision und Beratung.......... 128 3.7.2 Interventionsformen im systemischen Ansatz......................... 130 4. Einfluss der Organisationskultur in der Supervision..................... 139 4.1 Definitionen........................................................ 140

Inhalt 7 4.2 Funktionen der Organisationskultur..................................... 143 4.3 Kulturänderungsprozesse.............................................. 144 4.4 Bedeutung der Organisationskultur in der Supervision....................... 146 4.5 Anwendung in der Praxis............................................. 148 5. Rollenberatung........................................................ 149 5.1 Der Begriff der Rolle................................................. 150 5.2 Rollenkonzepte in der Supervision....................................... 152 5.3 Vorgehen in der Rollenberatung......................................... 156 5.4 Methoden in der Rollenberatung........................................ 157 IV Organisationen, Organisationsberatung und Supervision........... 163 1. Die Organisation....................................................... 163 1.1 Definition.......................................................... 163 1.2 Zentrale Eigenschaften von Organisationen................................ 165 2. Organisationsentwicklung und -beratung............................... 169 2.1 Prinzipien von Organisationsentwicklung und -beratung..................... 169 2.2 Vier Modelle aus der Organisationsentwicklung und -beratung................ 170 2.2.1 Modell Subsysteme einer Organisation.............................. 170 2.2.2 Modell der sieben Basisprozesse von Organisationsentwicklung........... 176 2.2.3 Modell Entwicklungsphasen einer Organisation....................... 185 2.2.4 Modell Teamentwicklung......................................... 189 2.3 Interventionen in der Organisationsberatung.............................. 191 2.3.1 Definition..................................................... 191 2.3.2 Klassifikation von Interventionen.................................. 192 2.3.3 Beratungsarchitektur und -design.................................. 193 2.4 Organisationsberatung und Supervision.................................. 195 3. Organisationsbezogene Supervision..................................... 199 3.1 Begriffsklärungen und Definitionen...................................... 200 3.1.1 Definition Organisationssupervision................................ 200 3.1.2 Die organisationsunabhängige Supervision........................... 201 3.2 Supervision und ihre Rahmenbedingungen in der Organisation................ 202 3.2.1 Der Stellenwert von Supervision in der Organisation................... 202 3.2.2 Einrichtung und Rahmenbedingungen des Beratungssystems............. 204 3.3 Teamsupervision und Organisationsdimension............................. 209 3.4 Arbeit mit Organisationsmodellen in der Teamsupervision.................... 212 3.4.1 Die sieben Wesenselemente der Organisation......................... 213 3.4.2 Die sieben Basisprozesse......................................... 217 3.5 Zusammenfassung/Schlussfolgerungen................................... 233 Exkurs: Widerstand und Macht zwei wiederkehrende Themen in der Beratung........................... 234 1. Widerstand............................................................ 234 2. Macht.................................................................. 239 2.1 Definitionen von Macht............................................... 240

8 Inhalt 2.2 Funktionen von Macht............................................... 242 2.3 Lösungsmöglichkeiten bei Machtkonflikten............................... 243 V Zusammenfassung und Ausblick....................................... 247 Literaturverzeichnis........................................................... 251 Index............................................................................ 261

9 Einleitung Das Unterfangen, ein Buch zur Beratungsform Supervision zu schreiben, bedeutet, eine Reise durch mehr oder weniger bekannte Landschaften zu unternehmen und fortlaufend zu entscheiden, auf welchem Weg das Ziel am besten erreicht werden kann. Mit dieser Einführung in die Supervision soll ein möglichst umfassender Zugang zur Beratungsprofession Supervision eröffnet werden. Wir wollen den Leserinnen und Lesern eine breite Basis von Theorien und Beratungsansätzen vorstellen und Möglichkeiten zur Vertiefung anbieten. Die getroffene Themenauswahl ist aufgrund einer vielschichtigen Literatur und einer längeren Diskussion über das Beratungsformat Supervision entstanden. Wir haben uns ebenfalls mit den Supervisionsansätzen, die an den Fachhochschulen und Ausbildungsstätten im deutschsprachigen Raum gelehrt werden, auseinandergesetzt. Auch die Angaben auf den Websites der drei Berufsverbände (Deutschland, Österreich, Schweiz) sind in die Konzeption mit einbezogen. Grundsätzlich haben wir uns von der geschichtlichen Entwicklung der Supervision, unserem fachlichen Hintergrund und der langjährigen praktischen Erfahrung in dieser Beratungsform führen lassen. In der Auseinandersetzung mit verschiedenen Theorien und den darin enthaltenen Grundsätzen sind wir auf ein beträchtliches Spannungsfeld gestoßen. Die Ausdifferenzierung von Gegensätzen hat sowohl in der Auswahl der theoretischen Ansätze in der Supervision als auch in der Reflexion unseres eigenen Beratungsverständnisses in dieser Profession stattgefunden. Wir sind davon überzeugt, dass es für das Verständnis und das Erfassen komplexer Beratungssituationen unterschiedliche Theorien braucht. Damit soll jedoch nicht der Anspruch gefördert werden, als Beraterin alles verstehen zu müssen. Vielmehr ermöglicht ein breit gefächertes Spektrum von Theorien und Methoden die jeweils nötigen Schritte zur Reduktion in einer gegebenen Komplexität. Bei der Aufteilung der Themen haben wir uns von unseren Ausbildungen und Berufserfahrungen leiten lassen. Um eine organische Entwicklung der Themen

10 Einleitung zu gewährleisten und unseren unterschiedlichen Sichtweisen gerecht zu werden, nehmen wir einzelne thematische Überschneidungen in Kauf. Von Katja Supersaxo stammen die Teile «Die geschichtliche Entwicklung von Supervision» (Kapitel I), «Die dynamische Urteilsbildung als Prozessmodell» (Kapitel II/2) sowie «Organisationen, Organisationsberatung und Supervision» (Kapitel IV). Silvia Schibli-Meier behandelt die Themen «Supervision als Prozessberatung» (Kapitel II/1), «Interventionen im Beratungsprozess» (Kapitel II/3), «Theoretische Grundlagen» (Kapitel III) sowie die Exkurse «Widerstand» und «Macht». Inhaltsübersicht Im ersten Kapitel ist die Geschichte der Supervision dargestellt. Sie zeigt die Entwicklung der Supervision bis in die Gegenwart auf. Das Kapitel umfasst die Anfänge in den USA und konzentriert sich anschließend auf die Professionalisierungs- und Methodenentwicklung in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Definition von Supervision leitet über zum Kapitel über das Prozess- und Phasenmodell von Supervision. Darin werden die einzelnen Abschnitte des Prozesses beschrieben und mit praktischen Beispielen veranschaulicht. Zum Abschluss dieses Kapitels erfolgt eine Einführung in die dynamische Urteilsbildung, ein Modell, das den Beratungsprozess mithilfe der Lemniskate strukturiert. Den zentralen Teil des Buchs bilden die theoretischen Grundlagen. Darin werden die wichtigsten Hintergrundtheorien und Modelle beschrieben, welche die weitere Entwicklung der Supervision zu einer professionellen Beratungsform geprägt haben. Anhand von Beispielen werden die theoretischen Hintergründe in die Praxis übertragen. In Kapitel IV werden zuerst systemische Modelle aus der Organisationsentwicklung und -beratung vorgestellt, die auch Eingang in die Supervision gefunden haben. Anschließend werden die Rahmenbedingungen von Supervision in Organisationen unter verschiedenen Aspekten kommentiert, um mit einem praxisorientierten Teil abzuschließen, der auf organisationsorientierte Arbeitsweisen in der Teamsupervision fokussiert. In Kapitel V fassen wir die zentralen Aufgaben von Organisationsberatung, Coaching und Supervision zusammen und versuchen, die drei Beratungsformate in

Einleitung den Rahmen des gegenwärtigen Wandels von Arbeitsbedingungen und Organisationsstrukturen zu stellen. In der Folge wird in einem kurzen Ausblick auf mögliche Veränderungstendenzen der Beratungsform Supervision hingewiesen. Ein selbstverständlicher sprachlicher Umgang mit der weiblichen und männlichen Form ist uns wichtig. Deshalb haben wir uns entschieden, die männliche und weibliche Schreibweise abwechselnd zu gebrauchen. Wir meinen, dass dadurch die Gleichwertigkeit und der Lesefluss gewährleistet sind. Zum Schluss möchten wir uns bei all denjenigen Personen bedanken, die bereit waren, Teile des Manuskripts kritisch durchzulesen. Ein besonderer Dank gilt der Berufskollegin Dr. phil. Yvonne Herzog, die mit viel Engagement, gezielten Fragen und Kommentaren zum Gelingen dieses Projekts beigetragen hat. Werner Schibli hat viele Texte mit dem Blick des Außenstehenden gelesen und verschiedene grafische Darstellungen erstellt.

I Die geschichtliche Entwicklung von Supervision Supervision blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück, die die Profession, wie sie sich heute darstellt, in hohem Maße geprägt hat. Es ist eine länderspezifische Entwicklung: Sie war von Anfang an von den sozialen, wirtschaftlichen und politischen Gegebenheiten eines Landes geprägt. Dies erklärt unter anderem die unterschiedlichen Entwicklungswege, die Supervision in den USA und in Europa wir beziehen uns hier auf Deutschland, Österreich und die Schweiz genommen hat. Konzeption und Weiterentwicklung liefen in den angelsächsischen Ländern in eine grundsätzlich andere Richtung als in den deutschsprachigen Ländern und weisen dementsprechend heute wenige Berührungspunkte auf. Da jedoch das Entstehen und die ersten Entwicklungsschritte für das vertiefende Verständnis wichtig sind, wird in diesem Kapitel, in zwei umfassenderen Teilen, sowohl die Geschichte der Supervision in den USA als auch die im deutschsprachigen Europa ab 1945 dargestellt. Jeder Teil enthält zuerst eine Kurzfassung der definitorischen Entwicklung des Begriffs Supervision, um eine schnelle Information zu gewährleisten. Anschließend wird die Geschichte der Supervision ausführlicher «erzählt», für Leserinnen und Leser, die sich weiter in Geschichtsthemen vertiefen wollen. 1. Die geschichtliche Entwicklung von Supervision in den USA 1.1 Begriff und Definitionen Vom lateinischen Begriff «supervidere» ausgehend, ist Supervision im deutschsprachigen Bereich am ehesten mit «Über-Sicht» zu übersetzen, «aus einer gewissen Distanz etwas überschauen», «eine Perspektive von außen einnehmen». Im angelsächsischen Raum hat sich der Begriff «supervisor» oder «to supervise» in der engeren Bedeutung von «beaufsichtigen», «kontrollieren», «überwachen» erhalten. Die Tätigkeit des heutigen «supervisor» hat seinen Ursprung in den USA, im Sozialwesen des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Seine Vorläufer wurden «paidagent» und später «agent-supervisor» genannt und hatten die Aufgabe, «friendly

14 I Die geschichtliche Entwicklung von Supervision visitors» (vgl. Abschnitt 1/2) zu koordinieren, anzuleiten und zu schulen. In ersten Lehrgängen ab 1911 und später sukzessiv ausgebauten Hochschulstudiengängen etablierte sich «supervision» als stabile berufliche Funktion im Sozialwesen. Ein neuer Entwicklungsschub erweiterte ab 1933 das Ausbildungscurriculum für «supervisors» mit psychoanalytischem Wissen und führte so zur beruflichen Funktion des «supervisor», wie sie noch heute in den USA ausgeübt wird. Diese geschichtlichen Entwicklungen führten zu einer Definition, die drei verschiedene Funktionen umfasst: eine ausbildende, eine administrative und eine unterstützende Funktion. Die Akzentsetzung auf den einzelnen Funktionen war zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Arbeitsfeldern unterschiedlich, mit Ausnahme der klinischen Supervision, bei der die Ausbildung stets im Vordergrund stand. 1 Erläuterungen zu den drei Funktionen: Ausbildende Funktion: Sie ist zusammen mit der administrativen Supervision die erste 1936 in der Fachliteratur erwähnte Funktion von Supervision. Sie war eng mit der Aufgabe eines «paid-agent» verknüpft, der die «caseworker» im Feld anleitete, weiterbildete und Verantwortung übernahm für die Qualität des «casework». 2 Überragende Bedeutung erlangte die ausbildende Funktion in der analytisch-klinischen Arbeit in der Psychiatrie (Kadushin, Alfred, 1990, S. 14, bezieht sich auf Literatur von 1972). Administrative Funktion: Der «supervisor» in den amerikanischen Sozialorganisationen war seit den Anfängen von Sozialarbeit und Supervision als Personalverantwortlicher mit Beratungsfunktionen auf der mittleren Hierarchieebene angesiedelt: «Er ist autorisiert, die Arbeit der Angestellten, für die er Verantwortung trägt, zu leiten, zu koordinieren und zu verbessern und ihre Ausführung zu bewerten» (Kadushin, 1990, S. 22). Unterstützende oder befähigende Funktion: «Das eigentliche Ziel von Supervision ist, dass das Hilfsangebot an den Klienten in der Weise durchgeführt werden kann, wie es für ihn am wirksamsten und nützlichsten ist. Als Beitrag hierzu 1 Die ersten in der Fachliteratur genannten Definitionen (1936) betonten den Ausbildungsaspekt von Supervision im Sozialwesen (Kadushin, Alfred, 1990 S. 21, zitiert: Robinson, Virginia, S. 53). In der Enzyklopädie der Sozialarbeit, 1965, wird Supervision ebenfalls als Ausbildungsprozess definiert, während in den Ausgaben 1971 und 1977 dieser Enzyklopädie die administrative Komponente in den Vordergrund gestellt wird (Kadushin, Alfred, 1990, S. 21). Es gibt auch Definitionen, die sowohl die ausbildende als auch die administrative Aufgabe in den Vordergrund stellen (Kadushin, Alfred, 1990, S. 21, zitiert: Towle, Charlotte, 1945). 2 Kadushin, Alfred, 1990 S. 21, zitiert: Robinson, Virginia, S. 53, in: «supervision in social work».

1. Die geschichtliche Entwicklung von Supervision in den USA 15 koordiniert der Supervisor die Arbeit des Personals untereinander, ermöglicht den Workern eine größere Fertigkeit in der Ausführung ihrer Aufgaben, unterstützt sie und erhält ihre Motivation bei der Arbeit» (Kadushin, 1990, S. 22). Es fällt auf, dass die befähigende Funktion von Supervision in der damaligen Literatur kaum erwähnt wird und damit in ihrer Bedeutung hinter die ausbildende und administrative Funktion zurückfällt. Dass Letzteren mehr Bedeutung zugemessen wird, ist vermutlich auf Institutionalisierungsprozesse zurückzuführen, die Supervision sowohl in der Sozialadministration als auch in der Psychiatrie durchlaufen hat. Zusammenfassung und Schlussfolgerung Supervision verdankt ihre Entstehung einem umfassenden sozialpolitischen Programm zur Armutsbekämpfung. Parallel mit Kontrolle von und Übersicht über Organisation und Vergabe von Geldern an unterstützungsbedürftige Familien setzte sich die Anleitung und Unterstützung der ehrenamtlichen Helferinnen durch den «supervisor» durch. 3 Es ging nicht nur um Kontrolle, sondern zum ersten Mal wurde, noch vor dem Aufkommen der Psychoanalyse, eine institutionalisierte Form entwickelt, um Menschen, die mit anderen Menschen berufsmäßig arbeiten, psychosozial zu begleiten und fachlich-methodisch anzuleiten. Mit dem Aufkommen der psychoanalytischen Methode rückte die Ausbildung ehrenamtlicher Helfer und zunehmend auch sozialer und psychiatrischer Berufsleute ins Zentrum von Supervision. Das «social casework», basierend auf einer sozialen Diagnose und daraus abgeleiteten Interventionen, wurde mit psychoanalytischen Wissenselementen und ausgewählten Interventionen erweitert. 1.2 Phasen der geschichtlichen Entwicklung 1.2.1 Anfänge und Konsolidierung Im 18. Jahrhundert entstanden die ersten großen Städte im Osten der USA. Armut und Verelendung waren in diesen Ballungszentren für jedermann ersichtlich. Hilfe wurde jedoch nur zögerlich gewährt, bestand doch die Annahme, dass es hier um einen «natürlichen» Ausleseprozess ging und die Tüchtigen überleben würden, Teil der gesellschaftlich akzeptierten Werte (Federn/Weigand, 3 Die geschlechterspezifische Formulierung entspricht hier der damaligen Situation: Die ehrenamtliche Arbeit wurde von Frauen gemacht, die Funktion des «supervisor» wurde von Männern ausgeübt.