Zum Grundsätzlichen: Konsum von Biogenen Drogen

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Transkript:

Zum Grundsätzlichen: Konsum von Biogenen Drogen Stuttgart, 28.01. 2004 40. Kongress der BZÄ-Nordwürtemberg Klinik für Psychiatrie & Psychotherapie, Christophsbad, Göppingen Priv.-Doz. Dr. med. Leo Hermle Biogene Drogen - Naturdrogen - Ayahuasca (Dimethyltryptamin / Harmin) Psilocybe (Psilocybin) Fliegenpilz (Muscimol / Ibotensäure) Bilsenkraut (Skopolamin, Hyoscyamin u.a.) Cannabis sativa Zweigspitze von Erythroxylum coca 1

Lebenszeitprävalenz 18-24-Jähriger für illegale Drogen in der BRD-West* * 8,5 Mio. (=22%) Personen (18-59 Jahre) haben Erfahrungen mit illegalen Drogen % 40 35 30 25 20 15 10 5 0 Illegale Substanzen Cannabis Ecstasy Amphet. LSD Opioide Kokain Pilze *Bundesstudie zum Gebrauch psychoaktiver Substanzen, 2000 N=8139 (18-59 Jahre) Sucht 47:2001 Psilocybin 2

Biogene Sedativa-Hypnotika - Narkotika downers Legale Sedativa Baldrian Hopfen Alkohol Illegale Sedativa Opium (Papaver somniferum) Cannabis sativa Cannabis sativa-epidemiologie Cannabis ist nach Alkohol und Nikotin die weltweit verbreiteste Droge! ca. 400 Mill. Menschen konsumieren Cannabis (laut WHO)! ca. 2,5-3 Mill. Cannabiskonsumenten in Deutschland! etwa 20 % der Cannabiskonsumenten betreiben einen fast täglichen Konsum. Davon weisen ca. 25-40 % eine Abhängigkeit auf! Drogenkonsum Jugendlicher (N=1674; 14-21 Jahre) in der Techno-Party-Szene : " 49 % dieser Jugendlichen haben Erfahrungen mit Cannabis, 44 % mit Amph./Ecstasy, 37 % mit Halluzinogenen, 31 % mit Kokain! (P. Tossmann & W. Heckmann 1997; Kraus & Augustin 2001) 3

Biogene Stimulanzien uppers Legale Stimulanzien Kaffee Tee Kakao Guarana Mate Illegale Stimulanzien Kat (Catha edulis) Ephedrin (Ephedra spp.) Kokain (Erythroxylum coca) Osthänge der Anden 1500-500 m Kokain Erythroxylum coca Erythr. novogranatense 600 v. Chr.: Funde von Grabstätten peruanischer Indianer belegen den frühen Gebrauch von Cocablättern Zweigspitze E. coca O getrocknete Blätter 0,5-2 % Kokain OCH 3 1859 Niemann (Inhaltstoff) 1884 Freud (Psychiatrie) 1884 Koller (Augenoperation) 1898 Willstätter (Konstitution) H N H 3 C H 5S 1R 2R H O H 3s O 4

Biogene Halluzinogene all arounders Klassische Halluzinogene Phenethylamine (z.b.meskalin, Myristicin & Elemicin) Indolamine (z.b. Psilocybin; Dimetyltryptamin (DMT) Harmin, Ibogain, LSD-Derivate) (Cannabinoide( 9-THC):? Atypische Halluzinogene Anticholinergica (Piperidinderivate: z.b. Atropin, Hyoscyamin, Scopolamin) Isoxazolderivate (Ibotensäure, Muscimol) Terpentene (Salvinorin A und B) klassische Halluzinogene ( 1. Ordnung ) Phenethylamine atypische Halluzinogene ( 2. Ordnung ) dissoziative Anästhetika NMDA-Rezeptorantagonisten H 3 CO CH 2 CH 2 NH 2 H 3 CO OCH 3 Meskalin N Phencyclidin(PCP) Cl NH CH 3 O Ketamin Indol-Derivate Anticholinergika O P O OH OH N O CH 2 N(CH 3 ) 2 CH 2 C N C 2 H 5 C 2 H 5 N CH 3 HO CH 2 CH O C O N CH 3 Atropin H N Psilocybin 5-HT 2A -Rezeptoragonisten H LSD HO CH 2 CH O C O O + N Scopolamin CH 3 CH 3 5

Psychotrope Wirkungen von biogenen Drogen downers dämpfend angstlösend entspannend abschirmend Aktivität Antrieb Opioide (z.b. Mohn, Opium) Beruhigungs- u. Schlafmittel (z.b. Baldrian, Hopfen) Cannabis uppers Kat (Catha edulis) Ephedrin Coca ) stimulierend Aktivität Antrieb Stimmung Muskatnuss (Elemicin Myristicin) all arounders Nachtschattengewächse Fliegenpilze Salvia divinorum Meskalin Ayahuasca (DMT; Harmin) Psilocybinbewußtseinsverändernd (-erweiternd) halluzinogen Sekundäre Suchtentwicklung Modell der Affektregulierung Patienten mit hohen Werten für Neurotizismus & emotionaler Instabilität (z.b. abhängige, zwanghafte PS) sind eher motiviert, Alkohol, Cannabis;Opium, etc. zur Symptomerleichterung zu gebrauchen Patienten mit hohen Werten für Impulsivität/ Enthemmung (sog. Cluster B-Störungen:z.B. antisoziale PS, Borderline-impulsiver Typus) nehmen Suchtstoffe eher zur Aktivierung novelty seeking behavior " bevorzugen eher psychostimulatorische Drogen! 6

Experimentelle Studien mit pflanzlichen Halluzinogenen L. Lewin: Berlin, 1886 A. Heffter: Leipzig, 1898 E. Knauer & Maloney: München 1913 Lophophora Lewinii: Meskalin, Anhalonidin, Anhalonin Lophophorin Timothy Leary (1920-1995) 1. Drogenerfahrung 1960 mit mexikanischen Zauberpilzen (Psilocybin) Turn on, tune in, drop out In seinen letzten Lebenswochen bestand seine Arznei tgl. aus: -250 mg Kokain -45 mg Ketamin i.m. -DMT -2 Marihuana-Plätzchen -12 Luftballons N2O 7

DMT Psilocybin Klassische Halluzinogene Psychotrope Wirkungen LSD Wahrnehmungsstörungen, Halluzinationen assoziative Lockerung verzerrtes Zeiterleben abnormes Bedeutungserleben Entfremdungserlebnisse starke affektive Auslenkungen Meskalin Halluzinogenrausch = qualitative Bewußtseinsveränderung = Psychosemodell Psychische Störungen durch Halluzinogenkonsum nach ICD-10 (F16.x) (F1x.0) Akute Intoxikation (F16.0) Restzustände (F16.7x) (F1x.7x) Schädlicher Gebrauch (F1x.1) (F16.1) a) a) Flashbacks (F16.70) (F1x.70) Abhängigkeitssyndrom (F1x.2) (F1x.2) b) b) Persönlichkeits-oder Entzugssyndrome Entzugssyndrome (F1x.3) (F16.3) Verhaltensstörungen (F16.71) (F1x.71) Entzugssyndrom Entzugssyndrom mit mit Delir Delir (F1x.4) (F16.4) c) c) affektive Störungen (F16.72) (F1x.72) Psychotische Störungen*(F1x.5) Störungen*(F16.5) a) a) d) d) anhaltende kognitive Beeinträchtigungen (F16.74) (F1x.74) Be- schizophreniform (F1x.50) (F16.50) b) b) vorw. wahnhaft (F1x.51) (F16.51) c) c) vorw. halluzinat. (F1x.52) e) e) verzögert auftretende (F1x.52) d) d) vorw. polymorph (F1x.53) psychotische Störung* (F1x.53) (F1x.75) e) e) vorw. affektiv (F1x.54-56) (F16.75) (F16.54-56) Amnestisches Syndrom (F1x.6) (F16.6) *Tritt direkt nach Ingestion oder innerhalb von 2 Wochen nach Substanzkonsum auf! *Beginnt >2Wochen, aber nicht mehr als 6 Wochen nach Substanzkonsum 8

Psychotische Störungen durch biogene, Halluzinogene Psychotischer Rauschverlauf: ICD-10: Fx.0x) starke halluzinogene Effekte Verlust der Einsicht in die künstliche Natur des Erlebens für die Dauer der pharmakologischen Wirkung der Substanz (Minuten bis Stunden) Drogeninduzierte Psychose: ICD-10: Fx.5x u.fx.75) über die Dauer der pharmakologischen Rauschwirkung der Substanz hinaus d.h. Tage bis Wochen! z.b.: -Schizophrenieähnliche Cannabispsychose -Schizophrenieähnliche Halluzinogenpsychose Interaktion von Substanzwirkungen und Psychose Biogene Drogen (z.b. THC, Halluzinogene etc) können schizophreniforme Psychosen (d.h. genuine Drogenpsychosen!) induzieren: (Intoxikation: F1x.0; Psychotische Störung: F1x.5) "o.g. Drogen können eine endomorphe Psychose bei vulnerablen Individuen auslösen und deren Verlauf modifizieren 9

Substanzkonsum & Psychose Was ist Henne, was ist Ei? THC und andere Biodrogen.,.. Entstehungsmodell für psychotische Rauschverläufe und drogeninduzierte Psychosen bei Cannabis, Amphetaminen, Kokain, Halluzinogenen, Ecstasy D S D S D Psychose Schwelle V S D V V S V V V V V normaler psychischer Zustand V = individuelle neurobiologisch verankerte Vulnerabilität Pat. mit Doppeldiagnose sind bei der S = Stressoren D = Biodrogen Erstmanifestation ihrer Psychose jünger! 10

Atropin Scopolamin Atypische Halluzinogene Psychotrope Wirkungen Wahrnehmungsstörungen, Halluzinationen assoziative Lockerung PCP verzerrtes Zeiterleben N abnormes Bedeutungserleben Entfremdungserlebnisse starke affektive Auslenkungen Verwirrtheit Orientierungsstörungen bei höheren Dosen Somnolenz vegetative Entgleisung Muscimol, Ibotensäure atypischer Halluzinogenrausch = qualitative (+ quantitative) Bewußtseinsveränderung Denken Unterschiede / Gemeinsamkeiten Akute Psychose assoziativ gelockert bis zerfahren, Gedankenabreissen Halluzinogenrausch geordnet bis assoziativ gelockert, Gedankenabreissen Affekt Ich-Erleben Wahrnehmungsveränderungen / Halluzinationen katatone Phänomene Einsicht / Wahn variabel; ängstlich-depressiv / gelassen / gehoben-glücklich; Schwankungen Entfremdungserlebnisse; überwiegend negative affektive Tönung? Akustisch? Körpersphäre optisch psychomotorische Erregung, Stereotypien, Mutismus, Stupor meistens keine Einsicht, verändertes Bedeutungserleben, subjektive Gewissheit sehr starke Schwankungen Entfremdungserlebnisse; Positive und/oder negative affektive Tönung optisch Körpersphäre (akustisch) Synästhesien seltener (hohe Dosen, psychotischer Rauschverlauf) in der Regel reflektierender Ich-Rest / intaktes Beobachter-Ich 11

Halluzinogenwirkungen am Serotonin-System Psilocin Das dopaminerge Belohnungssystem Rauscherfahrungen Motivation # Wohlbefinden Ekstase GABA β-endorphin Dopaminerge A-10 Neurone DA# Opioide DA-Rezeptoren Nordrenalin Serotonin (HT) Glutamat (GLU) Ventrales Tegmentum (VTA) stimulierend hemmend HT Dynorphin Nucleus accumbens modifiziert nach Wetterling & Veltrup, 1997 12

Metabolische Hyperfrontalität unter Psilocybin F.X. Vollenweider et al., Neuropsychopharmacology 16: p 363, 1997 Hyperfrontale Aktivitätsverteilung im Tc-HMPAO-SPECT unter Meskalin 13

Tropanalkaloide- Rausch durch Nachtschattengewächse Stechapfel (Datura stramonium) Tollkirsche (Atropa belladonna) Bilsenkraut (Hyoscyamus niger) Hauptwirkstoffe der Nachtschattenpflanzen Alle Pflanzenteile von Tollkirsche, Bilsenkraut, Stechapfel &Alraune enthalten Tropanalkaloide. Den höchsten Alkaloidgehalt weisen mit ca.1% diewurzeln der Tollkirsche auf: 4-20 Beeren können tödlich sein! (S)-Scopolamin (S)-Hyoscyamin - (R,S)-Hyoscyamin =Atropin 14

Anitcholinerges Syndrom (modif. nach Soyka) Zentrale Symptome psychomotorische Unruhe, Angst Desorientierung-Verwirrtheit-Delir, Halluzinationen (v.a.opt.) mnestische Störung Erregungszustände, Dysarthrie Ataxie, Myoklonien Krampfanfälle,Koma, Atemstillständ Periphere Symptome Mydriasis, Glanzaugen Tachycardie warme, trockene Haut Darmmotilität vermindert Harnverhalt Fieber in schweren Fällen Herzstillstand Anticholinerges Delir Therapie: bei leichten Fällen: 10 mg Diazepam i.v. Physiostigmin (1-2 mg langsam i.v.); falls nach 20 Min. keine Besserung nochmals 1 mg i.v. Cave: bradycarde Rhythmusstörung koronare Herzkrankheit Asthma bronchiale Injektion nur unter EKG-Monitoring! nach M. Soyka 1998 15

Der Rote Fliegenpilz (Amanita muscaria) und seine Wirkstoffe OH GABAerge Wirkung! Psilocybe semilanceata (=Magic mush-rooms) P. cubensis, P. mexicana, P. cyanescens 1936: Entdeckung durch R. Schultes & R. Weitlaner 1955: R.G. Wasson nimmt erstmals an ein Pilzzeromonie teil 1955: A.Hofmann isoliert Psilocybin &Psilocyn 1956: Botanische Zuordnung durch R. Heim Dosis ca. 10 mg= 3-6 getrocknete Pilze 16

Ayuahasca Banisteriopsis caapi: Hauptwirkstoffe:β-Carboline: Psychotria viridis: Hauptwirkstoff: N,N-Dimethyltryptamin (DMT) Herbal Ecstasy Inhaltsstoffe: Ephedra spp. Chinese Ginseng Brazilian Guarana African Cola Nut Gingko biloba Myristica sp. In den USA 300 Mio. $ Umsatz 1996! seit Sommer 1996 Werbung für Ephedra free Herbal Ecstasy 17

Salvia divinorum( Magic Mint) Wahrsagesalbei Salvinorin A ist neben THC der einzige bekannte stickstofffreie psychoaktive Pflanzenwirkstoff Stoffklasse: Diterpene Dosis: 200-500 µg Kappa-Opioid-Rezeptor# Verwendung: als Priem, Tinktur via Mundschleimhaut oder mit der Glaspfeife geraucht oder mit Vaporizer inhaliert Wirkdauer: 10-15 Minuten Salvia divinorum Phänomenologie der Wirkung beim Menschen Sich in ein materielles Objekt verwandeln Visionen verschiedener, zweidimensionaler Oberflächen, Filme und Membranen Orte aus der Vergangenheit (v.a.aus der Kindheit) werden wieder aufgesucht Verlust des Körpergefühls oder der Identität Von äußeren Mächten bewegt werden Unkontrollierbares Lachen Eindruck, zur gleichen Zeit an mehreren Orten zu sein D. Siebert 1994: J. Ethnopharmacol. 43:53-56 18

Myristica fragans Muskatnußbaum Pharmakologische Behandlung psychotischer Störungen durch Biogene Drogen Neurolepika sind bei psychotischen Störungen durch Halluzinogene nicht wirksam! Falls ein beruhigendes Gespräch (talking down) nicht ausreicht, haben sich Benzozepine als am wirksamsten erwiesen Physiostigmin (1-2 mg langsam i.v.) ist bei anticholinergen Delir wirksam Probatorisch können SSRIs, Clonidin oder Naltrexon eingesetzt werden (stützt sich auf Expertenmeinung, kontrollierte Studien fehlen!) R. Thomasius et al. 2004 19

Fazit: Substanzinduzierte psychische Störungen durch biogene Drogen $ Substanzinduzierte psychische Störungen sind zeitlich häufig an Intoxikationen Intoxikations-und bzw.entzugszustände ge- gekoppelt. Die Die Symptome remittiereninnerhalb Stunden vonbis Tagen (& bis wenige spätestens Wochen) in vier in Wochen der Regel in spontan. der Regel spontan. $ Substanzinduzierte psychische Störungen werden von einer primären psychischen Erkrankungen (z.b. Schizophrenie) unterschieden, unterschieden, indem Beginn, indem Verlauf, Beginn, Verlauf, bestimmte bestimmte neuropsychiatrische neuropsychiatrische Symptome Symptome sowie Laborwerte sowie Laborwerte berücksichtigt berücksichtigt werden. werden. 20