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Transkript:

apofokus aporesearch Anlageinformation Investieren in Rohstoffe > Was ist an Rohstoffen anders? > Worin besteht der Mehrwert? > Was sind die Fallstricke? Ausgabe 8 2007

apofokus aporesearch Anlageinformation Die Deutsche Apotheker- und Ärztebank eg, Düsseldorf, unterliegt der Aufsicht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Bonn/Frankfurt. Die in diesem apofokus enthaltenen Informationen stellen keine Anlageberatung dar. Sie zielen nicht auf das individuelle Anlageprofil des Empfängers ab, sondern enthalten allgemeine Informationen, die eine selbstständige Anlageentscheidung erleichtern sollen. Mit dem apofokus ist keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf verbunden. Der apofokus beruht auf von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten. Die vorliegende Publikation gibt unsere unverbindliche Auffassung über den Markt und die Produkte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wieder. Die Inhalte sind sorgfältig recherchiert. Eine Haftung/Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann im Einzelfall aber nicht übernommen werden. Nachdruck nur mit Genehmigung der Deutschen Apotheker- und Ärztebank. 2

Investieren in Rohstoffe Inhalt Einleitung 4 Ausgewählte Rohstoffe und ihre Märkte 5 Rohstoffhandel über Futures 9 Eigenschaften: Was ist an Rohstoffen anders? 11 Was bewegt Rohstoffpreise? mögliche Fallstricke 19 Überlebensdauer von Rohstoffberatern 22 Die Vorhersehbarkeit von Rohstoffpreisen 23 Der kleine Unterschied: Rohstoffe und Rohstoffaktien 24 Preisbildung von Rohstoff-Futures 25 Bestimmen Investoren den Markt? 28 Index-Konzepte 29 Der China-Faktor 32 Zusammenfassung 35 3

apofokus aporesearch Anlageinformation Einleitung Einleitung Rohstoffe: Spannend, lohnend und riskant Haben Sie schon mal auf den steigenden oder fallenden Preis von magerem Schwein oder Aluminium gewettet? Mittlerweile sind Rohstoffe ja investierbar geworden, seitdem die Emittenten von Zertifikaten und Fonds mit dem Anziehen der Rohstoffnotierungen auf breiter Front immer mehr Produkte herausgeben, damit jeder an dem wahrscheinlich mehrere Jahre anhaltenden Zyklus teilhaben kann. Vor wenigen Jahren war dies noch nicht der Fall. Da waren Investitionen in Kupfer, Soja und Erdöl für den gemeinen Anleger so exotisch wie unerreichbar. Heute jedoch kann man die Menge der Produkte schon fast nicht mehr überblicken. Alles scheint möglich, auf fast alle gängigen Rohstoffe gibt es Papiere, die auf steigende oder fallende Preise, zum Teil gehebelt, setzen. Und immer wieder ist vom Superzyklus und der Nachfrage von China und Indien die Rede. Vielleicht haben sie aber auch erst einmal nur zugeschaut und die Entwicklung an den Rohstoffmärkten beobachtet. Dann haben Sie auch bestimmt vom Aufstieg und Fall so mancher Metallpreise gehört und sich gefreut, dass Sie nicht ein selbsternannter Marktkenner für Nickel gewesen sind, der nun an Erfahrung reicher ist. Wie auch immer heute kann jeder je nach seiner Rohstoffmeinung unkompliziert investieren. Da die Preisbildung dieser relativ neuen Anlageklasse jedoch sehr launisch ist, ist erst einmal Aufklärung angesagt. Was macht Rohstoffe aus? Auf was muss man achten? Für wen sind die Produkte geeignet? Wie funktioniert die Preisbildung? Wie investiert man am sinnvollsten? Damit werden wir uns auf den folgenden Seiten beschäftigen. Den hohen Schwankungen dieses Segments entsprechend müssen wir uns leider mit dem Thema Risiko etwas intensiver befassen. Legen Sie die Lektüre dennoch nicht gleich weg. Denn um es gleich vorweg zu nehmen ein Engagement in Rohstoffe lohnt sich ausdrücklich und ist spannend! 4

Investieren in Rohstoffe Ausgewählte Rohstoffe und ihre Märkte Ausgewählte Rohstoffe und ihre Märkte Ausgewählte Metalle Die meisten Industrieländer leiden unter Mangel an Metallen Viele Metalle lassen sich nicht ersetzen Die meisten Industrieländer sind von der Einfuhr von metallischen Rohstoffen in hohem Maß abhängig, denn leider ist die Anzahl der metallproduzierenden Länder überschaubar. Die Förderstaaten der Metalle sind häufig politisch instabil und anfällig für Krisen. Besonders die so genannten strategischen Rohstoffe lassen sich so gut wie nicht ersetzen. Sie finden besonders im militärischen Bereich Verwendung. Rohstoffe wie Yttrium, Tellur, Germanium, Indium, Strontium, Gallium und Rhenium werden weltweit nur im Kilogrammbereich produziert. Daher haben Sie den einen oder anderen Namen bestimmt noch nie gehört. Auch beim bekannteren Cadmium kann man mit 50 Millionen Euro die komplette Jahresweltproduktion aufkaufen. Die Hälfte der Welt-Kobaltreserven befindet sich im Kongo (früher: Zaire). Das Metall wird für Legierungen in Triebwerken verwendet. Außerdem stellt man damit Akkus her, die in Mobiltelefonen, Laptops und sonstigen Elektronikartikeln eingesetzt werden. Mit Wolfram wird Stahl gehärtet. In den 80er Jahren unterbot das Förderland China den großen Teil seiner Konkurrenten. Mittlerweile ist mit der gestiegenen Nachfrage nach Stahl (v. a. in den Schwellenländern) auch die Nachfrage nach Wolfram deutlich gestiegen. Nachdem China den Export zuerst subventioniert hat, drehte es den Spieß um: Mit Wirkung vom 1. Juni 2007 erhob das chinesische Finanzministerium Exportzölle zwischen 5 % und 10 % auf mehr als 80 Stahlerzeugnisse und hob Zölle auf Stahlwalzblöcke, Masseln und Roheisen von 10 % auf 15 % an. Kupfer wird wegen seiner herausragenden Leitfähigkeit in elektrischen Kabeln, Leiterbahnen und in Wärmeleitern verwendet. Hausdächer, Armaturen, Münzen, Rohrleitungen, Musikinstrumente und Kessel sind aus Kupfer. Es ist leicht verformbar, besitzt eine hohe Zähigkeit und ist eine häufige Beimengung verschiedener Legierungen, die sich durch gute Verarbeitbarkeit auszeichnen. Die bedeutendsten Legierungen sind Bronze (Kupfer-Zinn- Legierung) und Messing (Kupfer-Zink-Legierung). Hauptabbauregionen sind Chile, Peru, die USA, Indonesien, Kanada, Australien und Russland. Nickel: Als sächsische Bergleute vor rund 300 Jahren auf ein rötliches Erz stießen, glaubten sie, sie hätten Kupfer entdeckt. Sie erkannten jedoch schnell ihren Irrtum und nannten den Fund ärgerlich Kupfer-Nickel (Nickelin), d. h. vom Nickel (einem Berggeist) verhextes Kupfer. Der Chemiker Cron- 5

apofokus aporesearch Anlageinformation Ausgewählte Rohstoffe und ihre Märkte stedt untersuchte es 1751 und fand darin ein neues Metall, das er Nickel nannte. Es wird verwendet in der Erdöl-, der chemischen, in der Fernseh-, Rundfunk-, Telefon- und Rüstungsindustrie, ferner für Akkumulatoren (Nickel- Cadmium- und Wasserstoffzellen). Agrarrohstoffe Zu den Agrarrohstoffen gehört alles, was man anpflanzen oder züchten kann. Eine natürliche Knappheit existiert hier nicht, denn sie sind (in gewissem Rahmen) immer wieder reproduzierbar Agrarrohstoffe sind alle die Produkte, die sich aufziehen oder anpflanzen lassen. Zu ihnen zählen unter anderem Mais, Weizen, lebende und geschlachtete Tiere, Kakao und Baumwolle. Bis vor wenigen Jahren waren sie ausschließlich eine Spielwiese für Spezialisten. Bis noch vor wenigen Jahren gab es für die breite Masse der Anleger quasi keine adäquaten Finanzvehikel. Dies hat sich jedoch deutlich geändert. Mittlerweile kann man die Angebote an Zertifikaten fast nicht mehr überblicken. Privatanleger können heute auf so ziemlich alles wetten. Was dabei jedoch nicht erspart bleibt, ist eine Prognose. Wer beispielsweise auf Kaffee setzen will, dem bleibt erst einmal eine Prognose nicht erspart, die das Wetter in Brasilien, die Landwirtschaftspolitik in Vietnam oder die Strategie von Starbucks einschließt. Erst dann lässt sich ein entsprechendes Instrument (z. B. Zertifikat auf steigende Kurse) auswählen. Das macht es nicht gerade leichter, von dem Megatrend Rohstoffe zu profitieren, den so viele Produktanbieter sehen. Kakao: 40 % der Kakao-Weltproduktion stammen aus dem westafrikanischen Land Elfenbeinküste (Côte d Ivoire), zusammen mit Ghana und Nigeria sind es sogar rund zwei Drittel. Aufgrund der dortigen politischen Instabilität wirken sich Probleme in diesen Staaten besonders auf den Weltmarktpreis aus. Als 1999 die Kakaopreise quasi in den Keller fielen, hatte das eine Wirtschaftskrise in diesen Ländern zur Folge. Ein Militärputsch führte zum Jahresende 1999 zum Sturz des ivorischen Präsidenten. Nach einer manipulierten Wahl kam 2000 ein neuer Präsident an die Macht. Seit diesem Zeitpunkt herrscht ein Bürgerkrieg, der jedoch immer wieder von Waffenstillständen unterbrochen wird. Entsprechend lückenhaft ist die Nachrichtenlage. Damit wird es aus der Distanz schwierig, den Stand der kommenden Ernte zu beurteilen oder die Menge Kakaosäcke zu schätzen, die über den Hafen Abidjan das Land verlassen. Animiert Sie das, in Kakao zu investieren? 6

Investieren in Rohstoffe Ausgewählte Rohstoffe und ihre Märkte Baumwolle benötigt unter den Agrarrohstoffen am meisten Wasser und Dünger. Dies ist nicht ohne Folgen. Weizen ist der wichtigste Agrarrohstoff. Er findet in Rohstoffindizes ein entsprechendes Gewicht. Der Zuckerpreis leidet derzeit unter einem Welt-Überangebot. Auch die Ethanolindustrie kam noch nicht in die Gänge. Baumwolle ist der wichtigste Rohstoff der Textilindustrie. Die jährliche Weltproduktion beträgt rund 100 Millionen Ballen (ein Ballen entspricht 60 kg). Die größten Produzenten sind China (25 % der Welternte), die USA (20 %) sowie Indien und Pakistan (22 %). China ist gleichzeitig der größte Verbraucher. Die Textilindustrie des Landes hat 2006 18 Millionen Ballen auf dem Weltmarkt eingekauft. Im Jahr 1995 wurde der bisher höchste Preis erzielt (132 Cent pro kg). Baumwolle braucht unter den Agrarrohstoffen am meisten Wasser und Dünger. Das führte in den Anbaugebieten der früheren Sowjetunion zu zum Teil dramatischen Konsequenzen für die Umwelt (z. B. Versandung des Aralsees und des Kaspischen Meeres). Weizen: Der wichtigste Agrarrohstoff wird in verschiedene Sorten unterschieden. Weizen ist ein Grundnahrungsmittel und wird zur Fütterung von Tieren verwendet. Die am häufigsten genannten Sorten sind der Soft Red Winter Wheat oder Chicago-Weizen und der Hard Red Winter-Wheat (Kansas- Weizen). Winter" bezieht sich auf den Zeitpunkt der Saat, während hard" bzw. soft" die klimatischen Bedingungen beschreibt, unter denen die Pflanzen heranwachsen. Das Hauptanbaugebiet von Chicago-Weizen liegt in den feuchteren Regionen (Mitteltexas bis zu den großen Seen). Kansas-Weizen ist unter den Agrarrohstoffen mit einer Wertentwicklung von 71 % (Stand: 10.12.2007) der große Gewinner seit Beginn des Jahres. Der Preis erreichte Anfang September den Höhepunkt, nachdem u. a. die Nachricht Kanadas, die Ernte werde wegen einer geringeren Anbaufläche (die Anbaufläche für Mais wurde vergrößert) und extremer Trockenheit 20 % hinter dem Niveau von 2006 zurückbleiben, zu Panikkäufen geführt hat. Auch in Deutschland meldete der Deutsche Bauernverband eine Ernte von 40 Mio. Tonnen. Dies ist ein Rückgang um 9 % gegenüber dem ohnehin schon gebeutelten Vorjahr. Die Gewinnung von Zucker aus der Zuckerrübe ist erst rund 200 Jahre alt. Vor dieser Zeit kannte man lediglich eingedickten Zuckerrohrsaft. Europa war bis dahin von den Lieferungen aus den Plantagen Südamerikas abhängig. Um dies zu umgehen, suchten Wissenschaftler nach einem Ersatz. Im Jahr 1749 entdeckte der Berliner Apotheker Marggraf, dass der Zucker aus der heimischen Runkelrübe mit dem des tropischen Zuckerrohrs identisch ist. Später wurden Rüben mit einem höheren Zuckergehalt gezüchtet. Seit dem Jahr 1798 wurde Rübenzucker industriell produziert. Die größten Zucker- Produzenten sind Brasilien, Indien, die EU und China. Sie gehören gleichzeitig zu den größten Verbrauchern, da sie sich westlichen Ernährungsgewohnheiten annähern. In der EU wird der teuerste Zucker produziert (dreifacher Weltmarktpreis). Der Zuckerpreis an den Terminmärkten ist derzeit 7

apofokus aporesearch Anlageinformation Ausgewählte Rohstoffe und ihre Märkte infolge eines Welt-Überangebots unter Druck. Viele Beobachter sehen indes in der Ethanol-Branche eine Quelle großer zusätzlicher Nachfrage, die den Zuckerpreis nach oben treiben könnte. Der Alternativtreibstoff lässt sich am effizientesten aus Zuckerrohr herstellen. Jedoch verzeichnet die Ethanolherstellung derzeit kaum Erfolge. Die Alkoholbranche leidet unter sinkenden Preisen für ihr Zuckerdestillat, da überschüssiger Zucker verspritet wurde. Bei den brasilianischen Produzenten erhöht ferner der steigende Real die Kosten. Energie Der wichtigste Rohstoff ist Erdöl Bei einem hohen Ölpreis gewinnen alternativ gewonnene Öle einen wachsenden Stellenwert Unter den Rohstoffen haben die Energierohstoffe (Erdöl, Erdgas) den größten Anteil. Rund ein Drittel des globalen Primärenergieverbrauchs wird über Rohöl gedeckt. 2005 erreichte der Erdölverbrauch mit 3,85 Mrd. Tonnen einen historischen Höchstwert. Besonders starke Erdölverbraucher sind Nordamerika, Asien inkl. Australien und Europa. Rund 70 % der Erdölreserven befinden sich in einem relativ eng begrenzten Gebiet. Man nennt dies die strategische Ellipse. Diese reicht vom Nahen Osten über den Kaspischen Raum bis nach Nordwest-Sibirien. Ölsorten jenseits der klassischen Ölreserven wie Schwerstöl, Ölsande oder Ölschiefer werden in der Zukunft eine immer größere Rolle spielen. Derzeit schätzt man, dass ihr Anteil an den gesamten Ölreserven etwa rund 50 % beträgt. Schwerstöl kommt reichlich in Venezuela vor, Ölsande sind vor allem in Kanada zu finden. Die Gewinnung dieser Öle ist jedoch wiederum sehr energieintensiv und teuer. Bei Ölsanden muss ungefähr ein Drittel einer geförderten Einheit wiederum dafür aufgewandt werden, um sie wegzutransportieren und aufwendig zu waschen. Nach dieser mühseligen Prozedur bleibt ein Rohstoff übrig, der nicht gerade von höchster Qualität gekennzeichnet ist. Dennoch lohnt ein Abbau beim derzeit hohen Preisniveau. Unverbleites Benzin ist das wichtigste Raffinerieprodukt, das aus Rohöl gewonnen wird. Wie teuer Benzin ist, hängt vor allem vom Rohölpreis und der Verfügbarkeit von Raffineriekapazitäten ab. Der wichtigste Futureskontrakt ist der NYMEX Division New York Harbor Unleaded Gasoline Future. Der NYMEX Light Sweet Crude Future ist der meistgehandelte Rohstofffuture der Welt Light Sweet Crude Oil Futures werden an der NYMEX in Einheiten von 1.000 Barrel gehandelt. Light Sweet Crude ist ein Überbegriff für mehrere Ölsorten mit einem Schwefelgehalt von bis zu 0,42 %. Hierzu gehören West Texas Intermediate, New Mexican Sweet und Oklahoma Sweet. Diese Ölsorten sind leicht und lassen sich damit effizient zu qualitativ hochwertigen Produkten 8

Investieren in Rohstoffe Rohstoffhandel über Futures weiterverarbeiten. Der NYMEX Light Sweet Crude Future ist der meistgehandelte Rohstoffkontrakt der Welt. Er ist ein hochliquides Instrument und wird vor allem zur Absicherung eingesetzt. Der Rohölpreis (Sorte Brand) befindet sich derzeit mit rund 93 USD pro Fass (Stand: 14.12.07) nahe seines historischen Hochs. Als vor zwei Jahren die Investmentbank Goldman Sachs eine Prognose von 105 USD veröffentlichte, hielten das viele Marktteilnehmer für unseriös oder fassten sich gar an den Kopf. Mittlerweile sind wir nicht mehr weit davon entfernt. Was ist passiert? Hurrikane im Golf von Mexiko haben dieses Jahr keine großen Ausfälle provoziert und es ist kein politischer Konflikt eskaliert, der eine Verknappung des täglichen Ölflusses vermuten lässt. Aus der politisch instabilen Kurdenregion an der türkisch/irakischen Grenze stammen nur etwa 0,5 % der Welttagesproduktion. Eine Kältewelle ist noch nicht in Sicht. Richtig nachvollziehen lässt sich dieses Preisniveau nicht. Falls jedoch ein Konflikt in einem bedeutenden Förderland ausbrechen sollte oder der Winter extrem kalt wird, dann müssen wir uns alle wohl richtig warm anziehen. Rohstoffhandel über Futures Historischer Rückblick Uralt: Der Handel mit Rohstoffen Rohstoff-Termingeschäfte gab es schon v. Chr. Der Handel mit Rohstoffen ist so alt wie die Menschheit selbst. Immer wenn es darum ging, Rohstoffe zu bekommen, die man nicht hat und dafür Rohstoffe herzugeben, die die andere Partei nicht besitzt, mussten sich die Menschen Gedanken über ein Tauschverhältnis dieser Waren machen. So wurden früh Routinen entwickelt, um Qualitäten und Mengen zu standardisieren und um Preisrisiken zu begrenzen, z. B. bei Ernteausfällen. Die ersten Termingeschäfte auf Rohstoffe sind deutlich älter als Aktien, die um das Jahr 1600 ins Leben gerufen wurden. Im Jahr 500 v. Chr. wurde der erste Terminkontrakt auf Oliven gehandelt. Um sich gegen das Risiko sinkender Preise abzusichern, handelten die Olivenproduzenten schon im Vorjahr der Ernte einen bestimmten Preis mit den Käufern aus. Aber auch die Käufer konnten sich gegen die Folge eines Ernteausfalls, nämlich steigende Preise, absichern. Es ist überliefert, dass der Mathematiker Thales damals in großem Stil Optionen für den Betrieb von Olivenpressen kaufte und diese sehr gewinnbringend weiterverkaufte. Er machte damit ein Vermögen, weil er in der Lage war, die künftige Ernte zu schätzen. 9

apofokus aporesearch Anlageinformation Rohstoffhandel über Futures USA: Vom ersten Rohstoff- Future (Mais) zu Wetterfutures Die Ursprünge der Rohstoffmärkte nach heutigem Standard befinden sich in den USA. Der Raum Chicago entwickelte sich zu einem bedeutenden Umschlagplatz für Getreide und Vieh. Hier wurde 1848 von 82 Rohstoffhändlern das Chicago Board of Trade gegründet, die älteste Terminbörse der Welt. In dieser Einrichtung verhandelten die Anbieter und Nachfrager nicht nur Waren, sondern auch deren Ausstattung und Preis. Um das Risiko zukünftiger Ernten und Viehbestände möglichst klein zu halten, etablierte sich der Terminhandel. 1851 wurde dort der erste Rohstoff-Future eingeführt. Er bezog sich auf 3.000 Scheffel Mais. Durch die Möglichkeit der Absicherung wurden diese Instrumente schnell weiter ausgebaut und erreichten schnell eine große Popularität. Die gehandelten Rohstoffe hatten außerdem den Vorteil, völlig austauschbar zu sein. So war gewährleistet, dass bei allen Angeboten derselben Kategorie die gleiche Qualität zugrunde lag. 1898 wurde das Chicago Butter and Egg Board gegründet. Hier wurden anfangs tatsächlich nur Butter und Eier gehandelt. Über die zurückliegenden Jahrzehnte hat sich dies gewandelt. Die Börse heißt seit 1919 Chicago Mercantile Exchange, gehört heute zu den größten Börsen der Welt und bietet den Zugang zu Rohstoffen, Währungen und Indizes (über 50 Kontrakte). Im Jahr 1999 wurden erstmals Wetterfutures und Optionen auf Wetterfutures angeboten. Standardisierung der Kontrakte Investoren haben an Rohstoffen eigentlich kein echtes Interesse In der Mehrheit sind Rohstoffkäufer überhaupt nicht an der physischen Lieferung interessiert, sondern nur an der Wertsteigerung. Somit wurden Rohstoff-Futures zu gängigen Instrumenten, um in diese Anlageklasse zu investieren. Aus diesem Grund ist die Zertifikate-Industrie in den vergangenen Jahren auch so aktiv geworden, um so könnte man meinen gleich die ganze Nation aus dem bisherigen Unvermögen zu befreien und endlich zu Rohstoffinvestoren zu machen. Ein Future funktioniert so: heute wird festgelegt, welcher Rohstoff (z. B. Nickel oder Kaffee) in welcher Menge (z. B. Bushel oder Barrel) und zu welchem zukünftigen Preis geliefert oder abgenommen werden muss. Dieses standardisierte Verfahren gibt Käufern und Verkäufern mehr Planungssicherheit, als wenn sie an den so genannten Spotmärkten zu aktuellen Tagespreisen (die stark schwanken können) gegen sofortige Bezahlung liefern bzw. abnehmen müssen. Mit einem Future ist es demnach für einen Landwirt möglich, dass er heute schon seine gesamte Ernte (z. B. Weizen) für einen heute festgelegten Preis verkauft und das Getreide aber erst dann liefern muss, wenn es eingefahren wurde. Die Planungssicherheit ist mit diesem Verfahren sichergestellt, auch wenn das Risiko besteht, dass der zukünftige Preis höher ist als der heutige. Futures 10

Investieren in Rohstoffe Eigenschaften: Was ist an Rohstoffen anders? haben aber noch einen weiteren Vorteil. Denn sie können kurz vor der Fälligkeit wieder verkauft werden. Der Erlös wird dann in einen Vertrag mit späterer Fälligkeit investiert. Dieses Verfahren nennt man Rollen und wird an späterer Stelle noch genauer betrachtet. Durch diese Methodik wird der Rohstoff nie physisch geliefert. Unterschätzen Sie diesen Vorteil nicht. Ansonsten dürften Sie nämlich nicht überrascht sein, wenn Ihnen ein Lieferant einen Container Rinderhälften, hunderte 159-Liter Fässer Rohöl oder mehrere Tonnen Kupfer direkt vor die Haustüre stellt, eine hohe Transportrechnung zückt und Ihnen mit der erstandenen Ware viel Freude wünscht. Zum Glück muss sich niemand um die Transportkosten und vor allem die Lagerung der erstandenen Waren kümmern, zumindest, wenn man das nicht will. Und das ist mit Sicherheit bei den meisten Kontrakten der Fall. Einheiten von Rohstoff-Futures US bushel US bu amerikanischer Scheffel 35,239 Liter UK bushel UK bu britischer Scheffel 36,368 Liter US bushel corn bu Scheffel Mais 25,401 kg US bushel oats bu Scheffel Hafer 14,514 kg US bushel soybeans bu Scheffel Sojabohnen 27,215 kg US bushel wheat bu Scheffel Weizen 27,215 kg US hundredweight cwt amerikanischer Zentner 45,359 kg UK hundredweight UK cwt britischer Zentner 50,802 kg pound lb Pfund (GB + US) 0,4535 kg bale b Ballen Baumwolle 216,81 kg ounce oz Unze 28,349 g troy ounce oz tr Feinunze 31,103 g US gallon US gal amerikanische Gallone 3,7854 Liter barrel bbl amerikanisches Fass Öl 158,98 Liter Eigenschaften: Was ist an Rohstoffen anders? Rohstoffe haben keine Bewertung Rohstoffe sind nicht zu teuer oder zu billig Eine Aktie mit einem KGV von 150 würde man gemeinhin als teuer bezeichnen, ein KGV von 2 hingegen als billig. Anders ist dies jedoch bei Rohstoffen: sie können nicht durch Kennzahlen bewertet werden. Demnach lässt sich also auch nicht am Preis ablesen, ob Kupfer oder Weizen teuer oder günstig sind, Inflationsbereinigung hin oder her. Hier entscheiden allein das Angebot und die Nachfrage. Über dieses Verhältnis herrscht oft Uneinigkeit unter den Marktteilnehmern. Zuweilen werden sie auch bewusst auf die falsche Fährte geschickt, denn Zahlen über Angebot und Nachfrage sind durchaus manipulierbar. Dennoch ist dieses Verhältnis bzw. dessen Erwartung die einzige 11

apofokus aporesearch Anlageinformation Eigenschaften: Was ist an Rohstoffen anders? Grundlage, die für Preisveränderungen verantwortlich ist. So schwierig es ist, die Richtung einer Preisänderung vorauszusehen, so banal ist der Prozess, mit dem dies geschieht: Sie wären ja auch bereit, für einen Liter Mineralwasser auf einer Wüstenirrfahrt 1.000 Euro zu bezahlen, wenn sie sicher sind, dadurch ihr Leben zu retten. Ähnlich irreal reagieren auch oft die Preise von Rohstoffen. Rohstoffe tendieren zur Mitte Historisch betrachtet nähern sich Rohstoffpreise im Laufe der Zeit tendenziell einem langfristigen Mittelwert an. Um diesen Wert können sie jedoch stark schwanken oder über einen längeren Zeitpunkt auf einem völlig anderen Niveau verharren. Begründet wird dies mit der Tatsache, dass langfristig die Nachfrage und das Angebot sich decken, wobei kurzfristige Verwerfungen auftreten können (z. B. Dürreperioden, lange Anlaufzeiten bei der Goldexploration usw.). Zyklische Preisbewegungen Bestimmte Preismuster tauchen bei Rohstoffen immer wieder auf Rohstoffe weisen oft Preisbewegungen auf, die sich in der Stärke des Preisausschlages und in der Dauer von den rein zufälligen Preisbewegungen abheben. Sie sind vielmehr zyklisch und damit wiederkehrend. Diese Muster können zum einen saisongebunden sein. Ein typisches Saisonmuster ist der Preis von Henry-Hub-Erdgas: Anfang September steigt der Gaspreis tendenziell an und findet seine Höhepunkt im Dezember, um dann bis Ende März nachzugeben. Grund hierfür ist das Heizverhalten in den USA, das der Henry Hub-Future abbildet. Übrigens: Henry Hub ist der wohl wichtigste Pipeline- Kreuzungspunkt für Erdgas in den USA (Bundesstaat Louisiana). Die Einheit dieses Future ist USD pro mmbtu (Million British Thermal Unit = 293 KWh). Das zyklische Verlaufsmuster wird oft durch eine sehr starke Preisbewegung am Beginn eines Aufschwunges gestartet. Damit könnte ein statistischer Vergleich der mittleren Preisausschläge um den Mittelwert (s. o.) ein wichtiges Signal liefern. Es existieren aber auch langjährige Zyklen (sie werden auch Superzyklen genannt). Sie funktionieren analog dem Schweinezyklus: hohe Preise verlocken zu neuen Investitionen (z. B. Erweiterung von Anbauflächen, Inbetriebnahme neuer Goldminen). Diese wirken sich erst einmal verzögert auf das Angebot aus, da die Erweiterung von Anbauflächen oder die Suche nach Gold Zeit in Anspruch nimmt. Wenn im Anschluss daran das vergrößerte Angebot auf den Markt kommt, sinken die Preise für die jeweiligen Rohstoffe. Nach 12

Investieren in Rohstoffe Eigenschaften: Was ist an Rohstoffen anders? und nach scheiden dann Rohstoffproduzenten bzw. einzelne Minen aus, weil sie nicht mehr rentabel arbeiten können. Dann verringert sich auch wieder die Produktion, da sie im Vergleich zu anderen Aktivitäten unattraktiver wird. Ein solches Muster ließ sich bei Zucker beobachten. Im Februar 2006 hatte der Zuckerpreis an der New Yorker Warenbörse (Nybot) den höchsten Stand seit 25 Jahren erreicht. Seither befindet er sich auf Talfahrt. Brasilien, der bei weitem größte Anbieter, aber auch Indien, China, Thailand, die USA und die Produzenten in der ehemaligen Sowjetunion haben ihre Anbauflächen drastisch erweitert. Gründe hierfür waren Ernteausfälle und die anschließende Panik vor Verknappungen sowie der rasant steigende Bedarf an Zucker für den Biosprit Ethanol. Allgemeiner Rohstoffzyklus Nachfrageüberhang hohe Rohstoffpreise niedrige Produktion 1995 2002 2006 Investitionen im Rohstoffsektor 1990 2010 ausbleibende Investitionen 1982 2015? höhere Produktion Preisverfall Angebotsüberhang Rohstoffe entwickeln sich am besten, wenn Aktien und Renten am schlechtesten abschneiden Kein Gleichklang Quelle: Deutsche Rohstoff AG Rohstoffe weisen historisch betrachtet fast keine Übereinstimmung mit den Preisbewegungen von Aktien und Anleihen auf. Zum Teil vollziehen sie sogar eine entgegen gesetzte Preisbewegung. Diese Eigenschaft nennt man auch negative Korrelation. Dies bedeutet, dass Rohstoffe in der Regel bei einem fallenden Aktienindex um 1 % sich entweder nicht bewegen (keine Korrelati- 13

apofokus aporesearch Anlageinformation Eigenschaften: Was ist an Rohstoffen anders? on) oder in den positiven Bereich tendieren (bei -1 %: perfekte negative Korrelation). Dies macht sie attraktiv als Diversifikationsinstrument. Unter Diversifikation versteht man die Verteilung von Risiken auf mehrere Risikoträger mit einem möglichst geringen Gleichlauf. Dadurch kann das Gesamtrisiko eines Portfolios erheblich vermindert werden. Diese Risikominderung ist in Phasen von Turbulenzen und in inflationärer Umgebung am dringendsten nötig. In einem derartigen Umfeld können Rohstoffe ihren Vorteil sogar noch steigern, denn die Korrelation kann mit zunehmenden Turbulenzen noch negativer werden. Rohstoffe entwickeln sich am besten, wenn die anderen Anlageklassen am schlechtesten abschneiden. Korrelationen von Rohstoffen mit Aktien und Renten Indizes 2000-2005 1990er 1980er 1970er Aktien Rohstoffe Anleihen Rohstoffaktien Aktien 1 Rohstoffe -0,121 1 Anleihen 0,5366 0,0151 1 Rohstoffaktien 0,7277-0,0487 0,3508 1 Aktien 1 Rohstoffe 0,1848 1 Anleihen 0,2721-0,0799 1 Rohstoffaktien 0,7943 0,283 0,0182 1 Aktien 1 Rohstoffe -0,0488 1 Anleihen 0,4055 0,0063 1 Rohstoffaktien 0,5632 0,4082 0,2458 1 Aktien 1 Rohstoffe -0,0145 1 Anleihen -0,2419 0,0061 1 Rohstoffaktien 0,6371 0,3435-0,0291 1 Aktien S&P 500 Rohstoffe Goldman Sachs Commodity Index Anleihen Lehman Aggregate Bond Index Rohstoffaktien Goldman Sachs Natural Ressources Index Verfügbare Reserven sind hoch Quelle: Feri Trust Rohstoffe gibt es genügend, um die Nachfrage zu befriedigen. Zumindest theoretisch. Auch wenn unsere Erde nur eine begrenzte Menge an Bodenschätzen liefert, ist die langfristige Versorgung mit vielen nicht nachwachsenden Rohstoffen nicht gefährdet. Agrarrohstoffe werden sowieso jedes Jahr neu produziert. 14

Investieren in Rohstoffe Eigenschaften: Was ist an Rohstoffen anders? Erdöl gibt es genug, leider nicht dort, wo es primär gebraucht wird Nehmen wir das Beispiel Erdöl: Seit den 70er Jahren wird die statische Reichweite der Ölreserven unverändert mit knapp 40 Jahren angenommen. Wäre dies vor Jahren richtig gewesen, dann würden wir Erdöl nur aus Erzählungen und aus Filmen kennen. Jedoch wurden zunehmend Förderstätten entdeckt (in den letzten Jahren jedoch immer weniger), außerdem kamen immer neue Fördertechniken hinzu, von der Tiefseeförderung bis zur Ausbeutung der Ölsande. Leider ist die gegenwärtige Situation aufgrund der ungleichen Verteilung des Öls angespannt. Soll heißen: ein Großteil der Ölreserven liegt nicht dort, wo er primär gebraucht wird. Außerdem ist es häufig so, dass die Ölvorkommen in Ländern mit einem hohen politischen Risiko liegen. Dies macht die Ölproduktion im Zweifelsfall immer teurer als sie sein müsste. Zum Teil ist ein Zugriff auf Ölfelder überhaupt nicht möglich. Ähnlich ist das Bild bei Metallen: Diese werden in Minen gewonnen. Da diese Minenprojekte in den vergangenen Jahren zum Teil sträflich vernachlässigt wurden - weil etwa der erzielbare Preis in der Vergangenheit niedrig war ist die Förderung erst einmal verzögert. Neu aufgenommene Projekte sind meist klein und weisen eine schlechtere Mineralkonzentration auf als etablierte Projekte in der Vergangenheit. Dieser Umstand erhöht die Gesamtkosten deutlich. Energiereserven (Mehrfachnennungen) Rohöl (Billionen Barrel) Erdgas (Billionen Kubikmeter) Verbrauch Produktion Reserven Verbrauch Produktion Reserven OPEC-Staaten 8% 41% 75% 11% 17% 44% OECD-Staaten 60% 25% 7% 52% 41% 8% Mittlerer Osten 7% 31% 62% 9% 10% 41% ehemalige UdSSR 5% 14% 10% 22% 28% 33% China 8% 4% 1% 2% 2% 1% USA 25% 9% 3% 24% 20% 3% Gesamt 81 81 1189 2,7 2,7 179,5 Absicherung Quelle: Commerzbank Rohstoffe schützen nicht nur vor Inflation, sie können von ihr sogar profitieren Rohstoffe bieten eine Sicherung vor Inflation. In Phasen mit starken Wachstumsüberhitzungen und hohen Preissteigerungen entwickeln sich Aktien und Renten eher schlecht. Rohstoffe sind von der Tendenz her eher Gewinner der Inflation und häufig sogar Ursache. Vor allem die Energierohstoffe (Erdöl, Erdgas) bremsten in der Vergangenheit die Konjunktur und ließen die Preise (Heizen, Autofahren, Flugreisen ) steigen. Die Korrelation zwischen Rohstoffpreisen und Inflation ist positiv und hoch, ganz im Gegensatz zu Aktien und vor allem Renten, wo sie gering oder sogar negativ ist. Rohstoffe jedoch 15

apofokus aporesearch Anlageinformation Eigenschaften: Was ist an Rohstoffen anders? haben das Zeug dazu, dass sie sich besonders gut entwickeln, wenn das allgemeine Preisniveau zunimmt. Stößt die Wirtschaft an ihre Kapazitätsgrenzen, sind Aktien und Renten die schlechtere Wahl Rohstoffe weisen im Vergleich zu Aktien und Renten die beste Wertentwicklung auf, wenn die Kapazitätsgrenze der Wirtschaft erreicht ist und damit Inflationsrisiken existieren, die Aktien und Renten belasten. In Rezessionsphasen dreht sich dieses Muster um: dann sind Aktien und Renten meistens eine attraktivere Wahl. Rohstoffmärkte orientieren sich in erster Linie am aktuellen Verhältnis von Angebot und Nachfrage. Auf Renten- und Aktienmärkte hingegen versuchen die Akteure hingegen, einen Trend vorauszusagen und damit vorwegzunehmen. Aus diesem Grund ist die Entwicklung sehr gegensätzlich. Gold ist ein Sonderfall, der in diesem Zusammenhang erwähnt werden soll. Es ist nicht nur ein Grundstoff, der einfach weiterverarbeitet wird (z. B. Schmuck), sondern ein eigenes Anlagemedium, das als sicherer Hafen fungiert. Keimen Ängste auf, die nicht mit Inflation zu tun haben (z. B. Lähmung der Wirtschaft durch internationalen Terror), ist gerade Gold oft der große Gewinner, während Aktien und Renten die Verlierer sind. Stilisiertes Asset Allocation-Modell Freie Kapazitäten, zurückgehendes Wachstum Freie Kapazitäten, schnelles Wachstum Enge Kapazitäten, schnelles Wachstum Enge Kapazitäten, zurückgehendes Wachstum +2 Renten Aktien Rohstoffe Rohstoffe +1 Cash Renten Aktien Renten 0-1 Aktien Rohstoffe Renten Cash -2 Rohstoffe Cash Cash Aktien Assetklassen mit der besten Performance Hohe Renditeschwankungen Quelle: Goldman Sachs Aktien wie auch Rohstoffe weisen ein Maß an Renditeschwankungen auf, welches seinen Ursprung in den positiven und negativen Überraschungen der jeweiligen Segmente hat. In den meisten Fällen jedoch ist maximale Schwankung in einem Monat bei Rohstoffen stärker als bei Aktien. Bildet man für ausgewählte Rohstoffe und Aktien aus dem Dow Jones Average aus 16

Investieren in Rohstoffe Eigenschaften: Was ist an Rohstoffen anders? den 240 Extremwerten (12 Monate mal 20 Jahre) den Durchschnittswert, so kommt eine Zahl heraus, die positiv oder negativ sein kann. Dies hängt davon ab, ob der Extremwert in den vergangenen 240 Monaten überwiegend positiv oder negativ war. Diese Durchschnittswerte sind bei Rohstoffen zum einen überwiegend positiv, zum anderen sind die absoluten Zahlenwerte höher. In der Grafik sehen Sie, dass keine durchschnittliche Schwankung von 1987 bis 2006 höher war als die von Nickel. Die Aktie JP Morgan wies indes den größten negativen Durchschnittswert der vergangenen 240 Monate auf, da die Extremschwankungen in den meisten Zeiträumen überwiegend im Minus lagen. Daraus kann man schließen, dass Rohstoffe im Vergleich zu Aktien statistisch über einen längeren Zeitraum positiver auf Nachrichten an den Finanzmärkten reagieren als Aktien. Dies heißt jedoch nicht, dass negative und falsch gedeutete Meldungen nicht dennoch großes Enttäuschungspotenzial offen legen können. 17

apofokus aporesearch Anlageinformation Eigenschaften: Was ist an Rohstoffen anders? Renditeschwankungen als Maß positiver und negativer Überraschungen (Vergleich von Rohstoffen und Aktien Januar 1987 bis Dezember 2006) -25% -15% -5% 5% 15% 25% 35% 45% JP Morgan Am. Express Intel Boeing Sojabohnen Mais Citigroup Futtervieh Platin IBM Ø-Aktie* Gold Baumwolle General Electric Aluminium Lebendvieh Soja Dow Jones AIG Coca-Cola Mageres Schwein Alcoa Silber Weizen Palladium Ø-Rohstoff Kupfer Zink Rohöl Heizöl Home-Depot Zucker Kaffee Orangensaft Bleifreies Benzin Microsoft Erdgas Nickel * Dow Jones-Av.-Index Quelle: Gresham Investment Management, LLC 18

Investieren in Rohstoffe Was bewegt Rohstoffpreise? mögliche Fallstricke Was bewegt Rohstoffpreise? mögliche Fallstricke Meldungen aus dem jeweiligen Segment können manipuliert sein. Selbst wenn die Nachricht richtig ist, ist oft nicht klar, ob dies gut oder schlecht für den Rohstoffpreis ist! Um es vorweg zu nehmen die Preise für Rohstoffe sind sehr launisch und oft unberechenbar. Die Prognostizierbarkeit ist ja bei normalen Aktien bereits begrenzt. Bei Rohstoffen ist die Lage insofern anders, als dass nur sehr rudimentär fundamental investiert werden kann. Selbst wenn man bei Aktien nicht weiß, welche Aktie in den nächsten Tagen steigen wird, kann man zumindest in eine günstig bewertete investieren. Dafür gibt es Kennzahlen. Da diese bei Rohstoffen fehlen, muss man sich auf Nachrichten verlassen, die jedoch auch manipuliert sein können oder die eine nicht eindeutige Wirkung auf den jeweiligen Rohstoffpreis haben. Daher gelten die Rohstoffe als schwierigste Anlageklasse. Bitte vergessen Sie dies nicht, wenn Sie ein Engagement erwägen. Welche Nachrichten Rohstoffpreise bewegen können bzw. welche Fallstricke dabei existieren, sollen nachfolgende Beispiele illustrieren: > Der Preis für Platin ist in der letzten Woche in seiner Spitze auf ein Allzeithoch von 1.402,50 $ je Unze gestiegen. Als Spekulationserwartungen über die Auflegung eines börsennotierten Platinfonds nicht erfüllt wurden, fiel der Preis innerhalb zweier Tage wieder um 20 %. Quelle: Rohstoff Report, 27.11. 2006 > Preis für Ethanol enttäuscht Investoren. Ethanol hat sich in 2007 als schlechteste Energie-Investition erwiesen. Der Preis für den Treibstoff auf Mais-Basis sackte gegenüber dem Höchststand 2006 um 57 % ab und ließ den Getreidepreis in die Höhe schießen. Zudem reduziert der Treibstoff Experten zufolge den Ölbedarf nicht, weil die Produktion mehr Energie verbraucht als freisetzt. Quelle: Handelsblatt, 20.11. 2007 > Die Notierungen für schwarzen Pfeffer haben erneut nachgegeben. Der Handel, der seinen unmittelbaren Bedarf eingedeckt hat, hält sich jetzt offenbar in Erwartung noch niedrigerer Preise mit Käufen zurück. Die letzte Notierung in Europa lag bei 1.175 USD je Tonne. Noch im Mai waren Preise um 1.500 USD registriert worden. Über dem Markt lastet jetzt die Erwartung, dass nicht nur die brasilianische Ernte wesentlich über der Vorjahresernte von 30.000 t liegen wird, sondern dass vor allem aus Indien ein massives Exportangebot kommen könnte. Quelle: NZZ, 16. 11. 1982 19

apofokus aporesearch Anlageinformation Was bewegt Rohstoffpreise? mögliche Fallstricke > Bei Zucker betreibt der Fast-Monopolist Brasilien (über 60 % Marktanteil) eine Angebotspolitik, die für ständig steigende Preise sorgt. Erreicht Zucker nicht das gewünschte Preisniveau, wird das Zuckerrohr in die Ethanolherstellung umgeleitet. der brasilianische Export von Ethanol wächst von Jahr zu Jahr. Abnehmer sind hier vor allem die "Freunde" aus China, aber ganz massiv auch Japan. Natürlich würde die Ethanolerzeugung sofort wieder runtergefahren, sollte der Preis für Benzin stark sinken. Insofern besteht eine direkte Verbindung zwischen Zucker, Erdöl und Benzin. Quelle: ROHSTOFF-REPORT 1/2006 > Die Subventionen der Industrieländer zur Gewinnung alternativer Treibstoffe steigen, denn Subventionen zur Energiesenkung lassen sich bei hohen Benzinpreisen politisch einfach durchsetzen. Das verzerrt ebenfalls die Preise. Quelle: Handelsblatt 23.11. 2007 > Sojabohnen kosteten in Chicago über 1.100 Dollar je Tonne. So teuer waren Sojabohnen zuletzt im Juni 1973. Getrieben wurden die Notierungen durch Spekulationen, dass China seine Importe an Ölsaaten aufstocken könnte. Davon profitierte auch Mais. 14 der Befragten empfahlen den Kauf von Mais. Quelle: Handelsblatt, 27.11. 2007 > Die Preise von Kakao sind am Mittwoch an den internationalen Rohstoffbörsen gestiegen. Rebellen aus dem Norden der Elfenbeinküste, dem weltweit größten Kakaoproduzenten, weigern sich, den abgeschlossenen Friedensvertrag einzuhalten. Die Kakaoproduktion in Côte d Ivory liegt dieses Jahr bereits um 11 % unter dem Vorjahreswert, weil einige Kakaobauern ihre Farmen aus Sicherheitsgründen verlassen haben. Gleichzeitig lassen die Wetteraussichten auch beim zweitgrößten Kakaoproduzenten, Ghana, eine um 7,9 % geringere Ernte erwarten. Kakao verteuerte sich im Handel in New York um 3,4 % auf 1.553 USD je Tonne. Auf Märkten mit hohen politischen Risiken ist die Nachrichtenlage oft schlecht oder sie ist manipuliert. Quelle: Bloomberg, 16.06.2005 Schauen wir uns doch die letzte Meldung aus der Kakao-Welt etwas genauer an: Wer weiß denn genau, ob die Produktion 11 % unter dem Vorjahreswert liegt? Dies zu messen ist ohnehin schwer genug. In der Elfenbeinküste gehört Gewalt zwischen den Volksgruppen zum Alltag, Todesschwadronen tyrannisieren die Bevölkerung, Massaker sind alltäglich. Die Zahl von 11 % kann stimmen oder nicht, keiner weiß das. Ein Staat im Bürgerkrieg zieht nicht ausländische Beobachter an, die sich die Ernte genau unter die Lupe 20