Möglichkeiten der palliativmedizinischen und hospizlichen Versorgung

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Möglichkeiten der palliativmedizinischen und hospizlichen Versorgung 28. Juni 2014 Ars moriendi nova - Die neue Kunst zu sterben Vom bewussten Umgang mit dem Ende des Lebens Evangelische Akademie Lutherstadt Wittenberg Dietmar Beck Leitender Arzt im Palliative Care Team Stuttgart

Palliativmedizinische und hospizliche Versorgung 1. Kurative Medizin in der Diskussion 2. Entwicklung der Palliativ- und Hospizversorgung 3. Gesamtkonzept Palliative Care: medizinisch-pflegerisch und psychosozial

1 Zunahme von Krebserkrankungen Weltweit: 8 % aller Todesfälle Deutschland: 25 % aller Todesfälle bis 2040: 40 % aller Todesfälle Prävalenz (2010, Schätzung) 1 324 000 Patienten 136 000 436 500 Inzidenz (jährlich) 106 000 (80%) 1952 (Schätzung) 192 100 (44%) 2010* Letalität (jährlich) *Krebsinformationsdienst (KID), 2010; Robert-Koch-Institut: Verbreitung von Krebserkrankungen in Deutschland, 2012

Demographisches Bild in Deutschland 1960 1,2 1980 2,1 1998 2,9 2020 5,3 Mill. Personen >80 J. 36 % single-haushalte Durchschnittliche Pflegezeiten in Deutschland: 8 9 Jahre Robert-Koch-Institut 2002

Lebensqualität Diagnose - Heilung oder Palliativphase Krebskrankheiten: absehbar, sich ständig verschlechternder Verlauf 100% Heilung Palliative Therapie Keine Therapie Indadäquate Therapie keine Tod Zeit?

Krankenhauskosten in der Sterbephase: Einsparungen durch Palliativmedizin Hanson LC et al. Clinical and economic impact of Palliative Care Consultation: J. Pain and Symptom Management 2008

2 Palliative Care Dame Cicely Saunders Pallium = Mantel, palliare = lindern

Cicely Saunders You matter because you are, and you matter to the last moment of your life Du zählst, weil du bist. Und du wirst bis zum letzten Augenblick deines Lebens eine Bedeutung haben Das Wichtigste ist, die Bedürfnisse des Patienten zu erkennen und zu behandeln aber auch die Bedürfnisse der Familie, um das Leid zu mildern, anstatt eine Krankheit zu bekämpfen

Entwicklung der Palliativ- und Hospizversorgung in Deutschland 1983 1. Palliativstation 1986 1. Hospiz 1994 DGP 1996 1. nationaler Kongress 1997 Curriculum / Lehrbuch 1999 1. Professur für Palliativmedizin 2000 Zeitschrift für Palliativmedizin 2002 ÄAppO 2003 Musterweiterbildungsordnung 2007 > 110 Palliativstationen, > 100 stationäre Hospize 2007 Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung

2013: Hospiz- und Palliativversorgung in Deutschland 150 Stationäre Hospize 15 Betten / 1 Million EW 150 Palliativstationen 15 Betten / 1 Million EW Kinderhospize 12 PM-Konsiliardienste ca. 30 Hospizinitiativen ca. 1000 Palliativversorgung stationär ca. 7% der Palliativpatienten Gesundheitsreform 2007 Rechtsanspruch gem. SGB V: 37 b, 132 d (spez. ambulante Versorgung)

Schmerztherapie: auch Verständnis und Zuwendung

Wohnliches Versorgungskonzept

3 Palliative Care Palliativmedizin (WHO) ist die aktive und umfassende Versorgung von nichtheilbaren Patienten (onkologisch und nichtonkologisch) mit einer voranschreitenden Erkrankung mit Schmerzen oder Beschwerden körperlicher, psychosozialer und spiritueller Art Ziel der Versorgung: Verbesserung der Lebensqualität für Patienten und ihre Familien (Bezugspersonen) mod. nach Petersen et al. J Clin Epidemiol 2006 / www.dgpalliativmedizin.de

Palliative Versorgung Medizin Pflege Verbundenes Miteinander in einem multiprofessionellen Team von: Psychosoziale Begleitung (Seelsorger, Psychologe, Sozialdienst) Haupt- und Ehrenamt einschließlich Hospizdienst, Sitzwache Elke Schölper (2004) Sterbende begleiten lernen Das Celler Modell zur Vorbereitung Ehrenamtlicher in der Sterbebegleitung - Gütersloher Verlag

Konzepte palliativer Versorgung altes Modell Kurative Therapie Palliative Therapie Tod Kurative Therapie Zeitachse Palliative Versorgung Trauerbegleitung neues Modell Canc. Pain Relief and Palliat. Care Tech. Rep.; 804, Genf WHO 1990

Versorgungsaufgabe Palliative Care ist als umfassendes Begleitungskonzept mehr als "Symptomatologie" Medizinisch-pflegerische Versorgung Grundpflege (Waschen, Lagerung, Prophylaxe) Behandlungspflege ( Wundversorgung, Tracheostoma ) Spezielle Symptombehandlung (SAPV) Überwachungsmaßnahmen Komplikationsbehandlung Psychosoziales und spirituelles Betriebskonzept Akzeptanz des Schicksals Förderung gesunder Anteile: Hilfe bei kritischer Neubesinnung Unterstützung bei Entscheidungen am Lebensende Begleitung vom Handlungsdruck zur inneren Ruhe

Die palliative Versorgung in Stuttgart - Partner Palliativmediziner PC / Pflegeheim

Allgemeine und spezialisierte Palliativversorgung

Die palliative Versorgung in Stuttgart - Struktur

Palliativmedizin wie und wo? Setting Ambulanter Palliativdienst (PCT) Palliativstation Palliativmedizinischer Konsiliardienst Tagesklinik (day care) Ziel Unterstützung von Familie, Hausarzt ambulantem Pflegedienst Krisenintervention zur Symptomkontrolle und Rehabilitation Unterstützung der Regelstation / Pflegeheim mit ärztlicher / pflegerischer Spezialkompetenz zeitlimitierte Behandlung

Hospizversorgung wie und wo? Setting Hospizinitiative Ambulanter Hospizdienst Ambulantes Hospiz Stationäres Hospiz Ziel Gemeindenahe Unterstützung im Ehrenamt (Ideelle Motive) Ehrenamtliche Betreuung (psychosoziale Hilfe) + Koordination ( 39b) Amb. HD + fachspezifische Pflege Fachspezifische Pflege / ehrenamtliche Versorgung des terminalen Patienten Kooperation mit weiteren Versorgern

Spezielle Schmerztherapeutische Verfahren PCA Regionalanästhesie rückenmarksnahe Verfahren: PDK, SPK Nervenblockaden Implantierbare Schmerzpumpen

Dietmar Beck Stuttgart

Häusliche Versorgung

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