Erzieherische Hilfe im Jahr 2008

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Dipl.-Betriebswirtin (FH) Stefanie Lehmann, Franz-Josef Kolvenbach, M. A. Erzieherische Hilfe im Jahr 28 Im nachfolgenden Beitrag werden die Ergebnisse der Statistik über erzieherische Hilfen, Eingliederungshilfe bei (drohender) seelischer Behinderung und Hilfe für junge Volljährige für das Jahr 28 vorgestellt. Zugleich wird damit an das 2-jährige Bestehen des Kinderund Jugendhilfegesetzes erinnert, das 11 das Jugendwohlfahrtsgesetz abgelöst hat. Der Perspektivenwechsel in der Kinder- und Jugendhilfe, insbesondere der Ausbau familienunterstützender Hilfen sowie präventiver Maßnahmen, wie er sich in den Jahren zuvor vollzogen hatte, fand damals auch seinen Niederschlag in den Vorschriften über die statistischen Erhebungen im Bereich der Jugendhilfe. Ein Personensorgeberechtigter hat bei der Erziehung eines Kindes oder eines Jugendlichen Anspruch auf Hilfe (Hilfe zur Erziehung), wenn eine dem Wohl des Kindes oder des Jugendlichen entsprechende Erziehung nicht gewährleistet ist und die Hilfe für seine Entwicklung geeignet und notwendig ist. ( 27 Absatz 1 SGB VIII) Am 1. Januar 11 trat das neue Kinder- und Jugendhilfegesetz als Kernstück des Achten Buches Sozialgesetzbuch (SGB VIII) in Kraft. Es löste das Jugendwohlfahrtsgesetz von 11 ab, das in wesentlichen Inhalten noch auf das Reichsjugendwohlfahrtsgesetz (RJWG) von 122 zurückging. Hilfe zur Erziehung ist laut 1 Absatz Nr. 2 SGB VIII eine der grundlegenden Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe. Eltern oder andere Personensorgeberechtigte haben einen Rechtsanspruch auf erzieherische Hilfe, sofern das Wohl des jungen Menschen gefährdet ist ( 27 Abs. 1 SGB VIII). Gerade wenn sich Familien in Belastungs- und Krisensituationen befinden und sich überfordert fühlen, zum Beispiel wenn sich die Eltern trennen, durch finanzielle Sorgen, Gewalt oder Drogenkonsum, benötigen sie häufig professionelle Beratung und Unterstützung von außen. Um je nach Art und Intensität der familialen Probleme handeln zu können, gibt es vonseiten der Erziehungsberatungsstellen und Jugendämter eine Reihe von differenzierten Angeboten. Sie lassen sich nach Einzelhilfen in ambulanter oder (teil-) stationärer Form sowie familienorientierte Hilfen unterscheiden. Mill. 25 2 1 5 Schaubild 1 JungeMenscheninDeutschland28 1) 8,8 Mill.,4 Mill. 1,4 Mill. 1) Jahresdurchschnittsbevölkerung. junge Erwachsene ( bis 2 Jahre) Jugendliche (14 bis 17 Jahre) Kinder ( bis 1 Jahre) 21-1 - 24 Der vorliegende Artikel beleuchtet die im Jahr 28 begonnenen Hilfen zur Erziehung für junge Menschen anhand der Ergebnisse der ab 27 nach einem neuen Erhebungskon- Statistisches Bundesamt Wirtschaft und Statistik 4/21

zept durchgeführten Statistik. 1 ) Im Mittelpunkt stehen dabei alters- und geschlechtsspezifische Aspekte der begonnenen erzieherischen Hilfen. Insgesamt wurden im Jahr 28 rund 4 Einzelhilfen für junge Menschen durch Jugendämter und Erziehungsberatungsstellen neu gewährt. Dabei betrafen 7 dieser Hilfen eine Erziehungsberatung, bei der Hilfen wurden junge Menschen stationär außerhalb des Elternhauses untergebracht. Mehr als 5 weitere Hilfen richteten sich an Familien. In diesen Familien lebten knapp 1 junge Menschen. Zusammengenommen begannen 28 rund 45 erzieherische Hilfen, mit denen mehr als eine halbe Million junger Menschen erreicht wurde. Tabelle 1: Begonnene Hilfen 28 nach Art der Hilfe zur Erziehung Art der Hilfe Begonnene Hilfen Junge Menschen und junge Männer deutlich in der Überzahl. Nur jeweils gut ein Viertel der Hilfebeziehenden in diesen beiden Hilfearten waren Mädchen bzw. junge Frauen. Außer in der Vollzeitpflege waren die männlichen Hilfebeziehenden auch bei allen anderen Erziehungshilfen in der Mehrheit. Ihr Anteil schwankte zwischen 1 bei der Unterstützung durch einen Erziehungsbeistand bzw. Betreuungshelfer und 5 bei der Heimerziehung und sonstiger betreuter Wohnform. In den stationären, familienersetzenden Hilfearten der Vollzeitpflege und Heimerziehung erreichten Mädchen und junge Frauen ihre jeweils höchsten Anteile. Bei der Vollzeitpflege waren sie gegenüber den Hilfebeziehern sogar knapp in der Mehrzahl. Schaubild 2 Begonnene erzieherische Hilfen 28 nach Art der Hilfe männlich weiblich Hilfe zur Erziehung insgesamt... 45 28 51 541 Einzelhilfen zusammen... 42 71 X ambulant/teilstationär zusammen... 51 11 X flexible Hilfe ( 27 SGB VIII)... 75 X Erziehungsberatung ( 28 SGB VIII)... 7 44 X soziale Gruppenarbeit ( 2 SGB VIII).. 8 X Erziehungsbeistand/Betreuungshelfer ( SGB VIII)... 22 471 X Erziehung in einer Tagesgruppe ( 2 SGB VIII)... 5 X stationär zusammen... 51 X flexible Hilfe ( 27 SGB VIII)... 8 X Vollzeitpflege ( SGB VIII)... 1442 X Heimerziehung ( 4 SGB VIII)... 2 X intensive sozialpädagogische ( 5 SGB VIII)... 111 X Familienorientierte Hilfen zusammen... 557 878 flexible Hilfe ( 27 SGB VIII)... 1171 141 sozialpädagogische Familienhilfe ( 1 SGB VIII)... 1 74 Damit nahmen 28 rund aller jungen Menschen unter 21 Jahren in Deutschland das Angebot erzieherischer Hilfe durch das Jugendamt oder in einer Erziehungsberatungsstelle neu in Anspruch. Familienorientierte Erziehungshilfen Sozialpädagogische Familienhilfe Flexible Familienhilfe nach 27 SGB VIII Einzelhilfen Intensive sozialpädagogische Heimerziehung, sonstige betreute Wohnform Vollzeitpflege Erziehung in einer Tagesgruppe Soziale Gruppenarbeit Erziehungsberatung 5,7 4, 55,4 44, 5, 4,1 5,2 4,8 4,7 5, 7, 27, 1, 8,7 74, 25,7 55, 44,4 Geschlechts- und altersspezifische Verteilung Jungen und junge Männer haben andere Probleme als Mädchen und junge Frauen und beide Geschlechter haben spezifische Arten, mit ihren Problemen umzugehen und diese zu lösen. Dies zeigt sich auch bei der Inanspruchnahme erzieherischer Hilfe, sei es durch die Eltern, wenn die Kinder noch jünger sind, sei es durch die Heranwachsenden selbst. Der erste Unterschied fällt bereits bei der Häufigkeit der von beiden Geschlechtern neu in Anspruch genommenen erzieherischen Hilfe auf. Im Jahr 28 begann für mehr Jungen und junge Männer eine erzieherische Hilfe als für Mädchen und junge Frauen. Der Anteil der männlichen Hilfebeziehenden lag bei 5. Vor allem bei sozialer Gruppenarbeit und bei Erziehung in einer Tagesgruppe waren Jungen Flexible Hilfe nach 27 SGB VIII 5,4 4, 2 4 8 1 21-1 - 25 Kombiniert man die Differenzierung nach Geschlecht mit dem jeweiligen Alter der Hilfeempfänger, so wird deutlich, dass Jungen im Alter von sechs bis unter neun Jahren am häufigsten Hilfen zur Erziehung neu in Anspruch nahmen. Mädchen waren bei Beginn einer Erziehungshilfe am häufigsten etwa doppelt so alt, nämlich bis unter Jahre. Einige Hilfearten wurden Jungen und Mädchen jeweils im gleichen Alter am häufigsten neu gewährt. Dazu zählen die Erziehungsberatung und die stationären Hilfen der Vollzeitpflege sowie der Heimerziehung und sonstigen betreu- 1) Zur Neukonzeption der Statistik über erzieherische Hilfen, Eingliederungshilfe bei (drohender) seelischer Behinderung und Hilfe für junge Volljährige siehe Kolvenbach, F.-J./Taubmann, D.: Statistik der erzieherischen Hilfe neu konzipiert in WiSta 1/2, S. 148 ff. Statistisches Bundesamt Wirtschaft und Statistik 4/21 7

ten Wohnform. Im Folgenden werden die einzelnen Hilfearten im Hinblick auf die alters- und geschlechtsspezifische Gewährungspraxis getrennt betrachtet. Familienorientierte Hilfen Sozialpädagogische Familienhilfe häufig für Familien mit Kleinkindern Tabelle 2: Junge Menschen in familienorientierter Erziehungshilfe 28 nach persönlichen Merkmalen und Art der Hilfe Persönliche Merkmale Insgesamt 1 ) zusammen Familienorientierte 27-Hilfe vorrangig ambulant/ teilstationär ergänzende bzw. sonstige Hilfe Sozialpädagogische Familienhilfe Anzahl Insgesamt... 8 78 1 41 1 4 1 7 4 Alter von... bis unter... Jahren unter 1... 8 85 1 54 1 444 7 1 1... 11 8 11 552 42... 1712 2581 175 81 1411... 1775 441 254 7 1424... 115 42 25 14 7... 14254 7 2 77 87... 127 278 17 87 7514 unter... 5 28 4 881 5 72 77 285 und älter 2 ) 2 852 788 57 251 2 4 Insgesamt... 1 1 1 1 1 Alter von... bis unter... Jahren unter 1... 8,8 7,,8 7,4,2 1... 11,8 8,7 8,5,2,5... 17,4 1, 1, 1,8,4... 17, 17,7 17,5,1,... 1,4 17, 17, 17,7 1,1... 14,4 17, 17,8 1,2 1,7... 1,4 14, 14,7 1,4,5 unter... 7,1 5,, 5,8 7,4 und älter 2 ) 2, 4,1 4, 4,2 2, 1) Junge Menschen, die in den entsprechenden Hilfen betreut werden. 2) Junge Erwachsene als ältere Geschwister in den Familien, nicht als primäre Hilfeempfänger. Im Jahr 28 begannen insgesamt rund Familien eine sozialpädagogische Familienhilfe ( 1 SGB VIII). Der Anteil neu gewährter Hilfen war für Familien mit unter dreijährigen Kindern am höchsten. Mehr als jedes fünfte Kind in dieser Erziehungshilfe hatte das dritte Lebensjahr noch nicht vollendet. Bei dieser Hilfeart werden nicht einzelne Kinder oder Jugendliche bzw. deren Eltern betreut, sondern die gesamte Familie zusammen. Vom Jugendamt bestellte Familienhelfer/-innen besuchen regelmäßig die Familien und bieten Hilfen an, um Alltagssituationen zu bewältigen. Adressaten sind vornehmlich Familien, in denen verschiedene Problemlagen zusammentreffen. Typische Unterstützungsschwerpunkte sind neben Hilfen zur Kindererziehung und -versorgung auch, Lösungswege zur Konfliktbewältigung auszuarbeiten, Haushaltstätigkeiten zu strukturieren oder die Hilfe bei Kontakten mit Ämtern und Institutionen. Da häufig Kinder unter einem Jahr und Kleinkinder in den Familien leben, kann angenommen werden, dass Familien durch die Geburt eines (weiteren) Kindes in für sie schwierige Lebenssituationen geraten, in denen ihnen die alltäglichen Aufgaben und Angelegenheiten über den Kopf wachsen. Mit zunehmendem Alter der Kinder wurde sozialpädagogische Familienhilfe seltener begonnen. Zum größten Teil (4 ) wurden Familien mit einem Kind betreut. Familien mit zwei Kindern waren zu vertreten, Familien mit drei Kindern zu 1. Familien mit vier oder mehr Kindern hatten mit 11 den geringsten Anteil an den zu betreuenden Familien. Bei über einem Drittel der Fälle von Familien mit einem Kind (4 ) wurde als Hauptgrund 2 ) dafür, dass sozialpädagogische Familienhilfe gewährt wurde, die eingeschränkte Erziehungskompetenz der Eltern oder Personensorgeberechtigten angegeben. Als zweithäufigster Grund wurde die unzureichende Förderung, Betreuung bzw. Versorgung des Kindes/der Kinder genannt. Sozialpädagogische Familienhilfe ist eher langfristig angelegt und erfordert die Mitwirkungsbereitschaft der gesamten Familie. Die im Jahr 28 beendeten Familienhilfen dauerten durchschnittlich 14 Monate an. 27-Hilfe als flexible Familienhilfe Ein so klares Bild lässt sich von der familienorientierten flexiblen Hilfe, der sogenannten 27-Hilfe, nicht zeichnen. Unter die Kategorie der Sonstigen Hilfen zur Erziehung gemäß 27 Abs. 2 SGB VIII fallen Hilfen, die keine Verbindung zu den Hilfearten der 28 bis 5 SGB VIII aufweisen. 27-Hilfe soll eine flexible Ausgestaltung und Kombination unterschiedlichster Unterstützungskomponenten gewährleisten. Im Unterschied zur sozialpädagogischen Familienhilfe lag bei den 28 begonnenen 27-Hilfen der Altersschwerpunkt der Kinder nicht bei den Jüngsten. Zwar hatten die unter Dreijährigen hier auch einen Anteil von knapp 1 an den Hilfeempfängern, mehr als die Hälfte dieser Hilfen verteilte sich aber auf die Sechs- bis 14-Jährigen, also Kinder im schulpflichtigen Alter. Bei der sozial pädagogischen Familienhilfe sanken die Anteile der Kinder, die diese Hilfe erhielten, dagegen bereits mit dem Ende der Grundschulzeit, das heißt ab dem Alter von neun Jahren. Ab dem Alter von sieben Jahren begann bei Jungen, jeweils anteilig an der entsprechenden Hilfe, eher eine familienorientierte 27-Hilfe als eine sozialpädagogische Familienhilfe. Bei Mädchen trat diese Wende erst zwei Jahre später ein. Dies kann darin begründet sein, dass sozialpädagogische Familienhilfe generell eher für Familien mit jüngeren Kindern geeignet erscheint und der Vorteil der flexiblen Ausgestaltungsmöglichkeiten der flexiblen Hilfe nach 27 SGB VIII vor allem bei älteren Kindern und Jugendlichen stärker zum Tragen kommt. 2) Bei jeder Hilfe können neben einem Hauptgrund noch bis zu zwei weitere Gründe genannt werden, die zu der Hilfegewährung führten. 8 Statistisches Bundesamt Wirtschaft und Statistik 4/21

Einzelhilfen Erziehungsberatung ist die zahlenmäßig bedeutendste Hilfeart Eine Erziehungsberatung nach 28 SGB VIII bietet Eltern und jungen Menschen, die sich in schwierigen Lebensumständen oder Entwicklungsphasen befinden, Unterstützung und therapeutische Begleitung. Solche Situationen können zum Beispiel durch eine (geplante) Trennung oder Scheidung der Eltern, bei anstehendem Schulwechsel oder durch die Pubertätsphase bedingt sein. Erziehungsberatung wird in Erziehungs-, Jugend- und Familienberatungsstellen durchgeführt und ist aufgrund ihres niedrigschwelligen Charakters häufig die erste Kontaktstelle für Hilfe suchende Eltern oder junge Menschen. Im Jahr 28 wurde für mehr als 7 junge Menschen ( je 1 unter 21-Jährige) eine Erziehungsberatung begonnen. Mit einem Anteil von 7 an allen begonnenen Hilfen ist Erziehungsberatung die am häufigsten gewährte Form der erzieherischen Einzelhilfen. Erziehungsberatung richtete sich sowohl bei Mädchen als auch bei Jungen in der Mehrzahl an sechs- bis achtjährige Kinder. Nahezu ein Viertel aller Jungen, für die im Jahr 28 eine Erziehungsberatung begann, gehörte dieser Altersgruppe an. Bei Mädchen traf dies für jedes fünfte zu. Ab dem. Lebensjahr nahmen Mädchen und junge Frauen häufiger eine Erziehungsberatung in Anspruch als Jungen und junge Männer. Für Kleinkinder und junge Erwachsene begann dagegen eher selten eine Erziehungsberatung. Als meistgenannte Gründe für den Beginn einer Erziehungsberatung bei den sechs- bis achtjährigen Kindern wurden Schaubild neben der Belastung durch familiäre Konflikte vor allem schulische Probleme aufgeführt. Neben familienbedingten Problemlagen wirken der Eintritt in die Schule bzw. schulische Anforderungen in einem Großteil der Fälle als Auslöser für eine Erziehungsberatung. Mädchen im Alter von bis 17 Jahren begannen im Jahr 28 überwiegend aufgrund familiärer Konflikte eine Erziehungsberatung. Bei nahezu jeder fünften Jugendlichen (1 ) wurden Entwicklungsauffälligkeiten und seelische Probleme als Hauptgrund für den Beratungsbeginn angeführt. Soziale Gruppenarbeit häufig für männliche Jugendliche 28 nahmen 8 junge Menschen eine soziale Gruppenarbeit entsprechend 2 SGB VIII neu in Anspruch, das entspricht etwa 5 je 1 jungen Menschen unter 21 Jahren. Soziale Gruppenarbeit wies den höchsten Unterschied in der Inanspruchnahme zwischen den Geschlechtern aus: An dieser familienunterstützenden Hilfe nahmen überwiegend Jungen und junge Männer teil. Ihr Anteil belief sich auf 74 (siehe Schaubild 2). Ein möglicher Grund für diesen hohen Anteil ist in der Zielsetzung der Hilfeart zu finden. Mit sozialer Gruppenarbeit sollen Entwicklungsschwierigkeiten und Verhaltensprobleme durch soziales Lernen in der Gruppe überwunden werden, Probleme, die häufiger bei Jungen und jungen Männern zu dieser Hilfe führen. In acht von zehn Fällen der - bis 17-jährigen männlichen Jugendlichen wurde als hauptsächlicher Grund für die Hilfe dissoziales Verhalten genannt. Dissoziales Verhalten umfasst Verhaltensauffälligkeiten wie beispielsweise Isolation, Weglaufen, das Begehen von Straftaten, Drogen- oder Alkoholkonsum. Für männliche Jugendliche begann in dieser Altersgruppe viermal so häufig eine soziale Gruppenarbeit wie für weibliche Jugendliche. 25 2 Begonnene Erziehungsberatungen 28 nach Altersgruppen männlich weiblich Erziehungsbeistand/Betreuungshelfer für junge Frauen bei dissozialem Verhalten Die Unterstützung junger Menschen durch einen Erziehungsbeistand bzw. einen Betreuungshelfer (; SGB VIII) soll dem jungen Menschen helfen, selbstständiger zu werden, ohne ihn aus seinem sozialen Umfeld zu lösen. Im Jahr 28 begannen mehr als 22 junge Menschen (1 je 1 Personen unter 21 Jahren) eine solche erzieherische Hilfe. 1 5 unter 1 1 21 21 27 21-1 - 2 Diese Hilfe richtet sich ähnlich wie die soziale Gruppenarbeit hauptsächlich an Jugendliche. Rund 2 der Hilfen begann für beide Geschlechter im Alter zwischen und 17 Jahren. Junge volljährige Frauen begannen die Hilfe relativ häufiger als ihre männlichen Altersgenossen. - bis 17-jährige männliche Jugendliche erhielten die Hilfe in vier von zehn Fällen hauptsächlich aufgrund von auffälligem Sozialverhalten, oftmals in Verbindung mit schulischen Problemen. Bei Mädchen und jungen Frauen war dissoziales Verhalten mit einem Anteil von 1 hauptsächlicher Grund für den Beginn einer. Häufiger wurde dies als Hauptgrund nur bei der sozialen Gruppenarbeit genannt (5 ). Statistisches Bundesamt Wirtschaft und Statistik 4/21

4 2 1 unter 1 1 Schaubild 4 Begonnene 1) 28 nach Altersgruppen männlich Erziehung in einer Tagesgruppe bei unzureichender Erziehungskompetenz der Eltern 1) Erziehungsbeistand/Betreuungshelfer. weiblich 27 21-1 - 27 familienergänzende Hilfen in Form einer Tagesgruppenerziehung ( 2 SGB VIII) wurden 28 neu gewährt ( je 1 junge Menschen unter 21 Jahren). Diese Hilfe richtet sich ganz überwiegend an Kinder im Grundschulalter und im Übergang auf eine weiterführende Schule. Nahezu drei Viertel (71 ) aller Mädchen und Jungen, die diese teilstationäre Hilfe neu aufnahmen, waren im Alter von sechs bis elf Jahren. Allerdings übersteigt die Zahl der Jungen, die diese Hilfeart bekamen, in allen Altersstufen die der Mädchen deutlich. Insgesamt lag der Anteil der Jungen an allen Empfängern dieser Hilfeart mit 7 auf ähnlich hohem Niveau wie der bei der sozialen Gruppenarbeit. Bei der Erziehung in der Tagesgruppe steht neben der sozialemotionalen Förderung auch die schulische Förderung im Vordergrund. Durch eine besonders intensive Betreuung, die in einer Einrichtung oder bei einer Pflegefamilie stattfindet, soll eine Fremdunterbringung vermieden werden. Gründe für eine derartige Hilfegewährung lagen in erster Linie in einer eingeschränkten Erziehungskompetenz der Eltern bzw. der Personensorgeberechtigten. Jedem zweiten jungen Menschen wurde unter anderem aus diesem Grund eine Tagesgruppenerziehung gewährt (einschl. der Nennungen als zweiter oder dritter Grund). Auffälliges Sozialverhalten, schulische Probleme sowie unzureichende Förderung, Betreuung oder Versorgung im Elternhaus waren weitere häufig genannte Auslöser für diese Erziehungshilfe. Vollzeitpflege häufig für Kinder im Vorschulalter Im Zuge einer Vollzeitpflege ( SGB VIII) werden Kinder bzw. Jugendliche zeitweise oder langfristig außerhalb des Elternhauses in einer Pflegefamilie untergebracht. 28 begann für 14 4 junge Menschen eine Vollzeitpflege ( je 1 junge Menschen unter 21 Jahren). Vollzeitpflege ist in erster Linie an junge Menschen gerichtet, die in der Herkunftsfamilie nicht ausreichend versorgt oder gefördert werden und bei denen unter Umständen eine Gefährdung des Kindswohls droht. Vollzeitpflege ist die einzige erzieherische Hilfe, bei der die Zahl der neu gewährten Hilfen für Mädchen und junge Frauen die der für Jungen und junge Männer gewährten Hilfen übersteigt. Der Anteil der Mädchen und jungen Frauen an allen Empfängern dieser Hilfeart liegt bei 5,. Die Fremdunterbringung erfolgte meist in einer nicht-verwandten Familie. Nur etwa jeder fünfte junge Mensch (21 ) wurde in einer verwandten Familie aufgenommen. Vollzeitpflege hat im Jahr 28 am häufigsten für Kinder unter einem Jahr begonnen. Danach nahm die Häufigkeit mit jedem weiteren Lebensjahr bis zum Alter von elf Jahren bei Jungen bzw. zwölf Jahren bei Mädchen stetig ab. Eine Eingliederung von jüngeren Kindern in eine Pflegefamilie gestaltet sich möglicherweise unproblematischer als die von älteren Kindern und Jugendlichen. Ab dem Alter von elf Jahren wiesen Mädchen eine höhere absolute Inanspruchnahme von Vollzeitpflege auf als die Jungen gleichen Alters. In der Altersgruppe von bis 17 Jahren lag ihr Anteil an allen Empfängern dieser Hilfeart bei 58. Offensichtlich haben Mädchen in der Pubertät bessere Chancen, in dem schwierigen Alter eine aufnahmebereite Pflegefamilie zu finden, die ihnen ein Aufwachsen in einem familiären Umfeld ermöglicht, als Jungen. Heimerziehung oft für junge Menschen in der Pubertät Heimerziehung oder eine sonstige betreute Wohnform ( 4 SGB VIII) ist die wohl älteste und auch bekannteste Hilfe zur Erziehung. Ähnlich wie Vollzeitpflege kann die Betreuung eines jungen Menschen während einer Heimerziehung kurzzeitig oder dauerhaft angelegt sein. Grundsätzlich besteht auch hier die Zielsetzung, den Kindern nach Möglichkeit die Rückkehr in ihre Familie zu ermöglichen. Die absolute Inanspruchnahme dieser Art der Erziehungshilfe ist gegenüber der von Vollzeitpflege mehr als doppelt so hoch. 28 wurden 2 2 junge Menschen neu in Heimerziehung oder einer betreuten Wohnform untergebracht (1 je 1 junge Menschen unter 21 Jahren). Heimerziehung und sonstige betreute Wohnform erfolgt meist in Ein- oder Mehrgruppeneinrichtungen, kann aber auch in der eigenen Wohnung des jungen Erwachsenen oder im Ausland stattfinden, wobei diese beiden Möglichkeiten mit 5 bzw. knapp 1 an allen Erziehungshilfen dieser Art im Jahr 28 eher selten gewährt wurden. Im Gegensatz zur Vollzeitpflege richtet sich die Heimerziehung in erster Linie an Jugendliche im Pubertätsalter. Für Kinder unter 1 Jahren begann vergleichsweise selten eine Heimerziehung. Ab 4 Statistisches Bundesamt Wirtschaft und Statistik 4/21

Tabelle : Begonnene Hilfe zur Erziehung für junge Menschen 28 nach persönlichen Merkmalen und Art der Hilfe Persönliche Merkmale Insgesamt 27-Hilfen Erziehungsberatung Erziehung in einer Tagesgruppe Vollzeitpflege Soziale Gruppenarbeit Heimerziehung und sonstige betreute Wohnform Intensive sozialpädagogische Anzahl Insgesamt... 42 71 5 7 44 8 22 471 5 14 42 2 111 unter 1... 8 211 58 148 4 271 552 1... 48 22 147 12 241 224 77... 5227 44 485 4 271 58... 775 117 57 88 4 1 211 2577... 757 1 117 17 2258 552 17 841 17... 71 2 515 1 571 17 15 782 7... 52 117 4288 12 8 5 1481 unter... 72 74 5 2 287 82 874 17 84 5 14 1 2 1 2 27 und älter... 27 424 1141 4487 44 2885 844 Männlich... 22 85 82 17 827 5 5 1 784 828 7 1 17 144 1 7 unter 1... 48 2775 78 8 14 2 1... 154 14 84 7 11 422... 15 242 277 24 21 144 21... 4752 72 57 85 822 225 7 1... 4277 71 55 1 8 24 75 2457 17... 78 52 27717 52 17 758 4 77... 458 557 4 44 4827 242 48 544 84 unter... 211 88 11 7 4 11 2 828 85 4 1 54 und älter... 141 214 1 2545 4 145 4 Weiblich... 175 2 2 11 1 7 2 5 8 87 2 528 7 254 54 1 42 unter 1... 821 1 28 7 2 128 28 1... 842 14 57 5 1 111 75... 22144 12 175 1 114 7 7... 7 45 21 42 82 88 12 11... 248 425 248 28 8 4 42... 221 4 24242 481 21 82 514 2... 44 4 2244 7 2 4 887 2 41 unter... 1 8 2 11 1 11 745 2 528 7 4 1 1 1 und älter... 21 152 148 142 22 145 42 Männlich... 1 1 1 1 1 1 1 1 1 unter 1... 1,,2 1,,, 14,5 1, 1... 4,4 4, 4,7,7 2, 1, 2,5... 1, 7,2, 1,7,2 2,1 5,4... 2, 2,8 2,1 14,5,,,2 8,8... 2,4 22,5 21,4 22,5 11,5 8, 11,1 14, 7,7... 17,5 1, 1,2 2,4 2,1 1,1 1, 24, 21,...,2 1,5 11,7 25, 5,,5, 4,7 47,5 unter...,4,7 4, 8, 81,5 1 7,4 1,5 7,5 und älter...,, 5,4 1,7,5 2, 8,5 2,5 Weiblich... 1 1 1 1 1 1 1 1 1 unter 1... 2,2 4,5 1,7,8 1, 14,2 1, 1... 4,8, 4,8 1,1 4,1, 2,5..., 8, 14,5 1, 4,5 17, 4,2... 17,2,8 1,1 2,5 4,4 4,8 14,1 7,... 1,8,4,,5 7,7, 11,2,2,1..., 14,7 17,7 2,4 24,4,5, 2, 17,1... 1, 1, 1,4,4 7,,7,2 42, 47,8 unter... 1,5, 2,2 2,8 77, 1 7,,5 8, und älter... 8,5,1 7,8 7,2 22,4,,5 2, Statistisches Bundesamt Wirtschaft und Statistik 4/21 41

Schaubild 5 1 Begonnene Vollzeitpflege und Heimerziehung 28 nach dem Alter Heimerziehung, sonstige betreute Wohnform 1 Vollzeitpflege 8 8 4 4 unter 1 1 2 2 4 4 5 5 7 7 8 8 1 1 11 11 1 1 14 14 1 1 17 17 1 1 2 2 21 21 27 21-1 - 28 dem 1. Lebensjahr stieg die Inanspruchnahme der Hilfe stark an, bis sie sowohl bei Jungen als auch bei Mädchen im Alter von 1 Jahren am höchsten ist. Auch danach nahmen anteilig mehr Jugendliche und junge Volljährige eine Heimerziehung als eine Vollzeitpflege neu in Anspruch. Absolut betrachtet begannen Mädchen zwischen dem. und 17. Lebensjahr häufiger eine Heimerziehung (52 ) als gleichaltrige Jungen. Nimmt man die Vollzeitpflege noch hinzu, wurden Mädchen deutlich häufiger stationär untergebracht als männliche Jugendliche. Als Hauptgrund für eine Heimerziehung von Mädchen im Alter von bis 17 Jahren wurde am häufigsten die eingeschränkte Erziehungskompetenz der Eltern genannt ( ), gefolgt von Belastungen der Jugendlichen durch familiäre Konflikte (1 ) und dissozialem Verhalten (1 ). Für jede zehnte Jugendliche dieser Altersgruppe begann hauptsächlich aufgrund von Vernachlässigung bzw. körperlicher, psychischer oder sexueller Gewalt in der Herkunftsfamilie eine Heimerziehung. Intensive sozialpädagogische für besonders gefährdete junge Menschen Intensive sozialpädagogische nach 5 SGB VIII ist die am seltensten neu gewährte Erziehungshilfe. Deutschlandweit begann im Jahr 28 für rund 1 junge Menschen (rund 2 je 1 junge Menschen unter 21 Jahren) eine derartige Hilfe. Das entspricht einem Anteil von weniger als einem Prozent an allen begonnenen Einzelhilfen. Die intensive sozialpädagogische bietet die Möglichkeit zu besonders flexibler Hilfe zur Erziehung junger Menschen in hochproblematischen und sie gefährdenden Lebenssituationen, beispielsweise für Straßenkinder oder Jugendliche im Drogenmilieu, denen durch eine besonders nachdrückliche Unterstützung die Integration in ein soziales Umfeld und eine eigenverantwortliche Lebensführung ermöglicht werden soll. Da sich die Hilfe üblicherweise an ältere Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene richtet, weicht das Altersspektrum entsprechend gegenüber dem der anderen Erziehungshilfen ab. Mehr als zwei Drittel der Jugendlichen, die mit dieser Hilfe neu erreicht wurden, waren zwischen und 17 Jahren alt. Fast ein Drittel der jungen Frauen, für die 28 eine intensive sozialpädagogische begann, hatte bereits die Volljährigkeit erreicht. In diesem Alter nahmen junge Frauen sogar häufiger eine intensive sozialpäda- Schaubild Begonnene intensive sozialpädagogische 28 nach Altersgruppen 21 21 27 männlich 7,5 2,5 2,1 7, 5,7 4, 4,5 5,5,,7 weiblich 2 4 8 1 21-1 - 2 42 Statistisches Bundesamt Wirtschaft und Statistik 4/21

gogische neu in Anspruch als ihre männlichen Altersgenossen. Als Hauptgrund wurde bei Mädchen und jungen Frauen, die diese Hilfe neu aufgenommen hatten, am häufigsten die Belastung durch familiäre Konflikte genannt. Bei den männlichen Hilfebeziehern wurde der Beginn einer intensiven sozialpädagogischen dagegen in der Mehrheit mit auffälligem sozialen Verhalten begründet. Mädchen und junge Frauen 28 häufig in stationärer Erziehungshilfe... Insgesamt nahmen im Jahr 28 Jungen und junge Männer mit einem Anteil von 5 an allen Hilfen häufiger eine Hilfe zur Erziehung neu in Anspruch als Mädchen und junge Frauen. Beide Geschlechter begannen am häufigsten eine Erziehungsberatung. Für jeden Fünften der jungen Menschen, die Hilfe in Anspruch nahmen, begann eine familienorientierte Erziehungshilfe. In diesen beiden Hilfekonstellationen sind männliche und weibliche Hilfebeziehende relativ jeweils ähnlich häufig vertreten. Bei der Betrachtung der Einzelhilfen ohne Erziehungsberatung werden geschlechtsspezifische Unterschiede deutlich (siehe Schaubild 7). Von allen Mädchen und jungen Frauen, die derartige Einzelhilfen begannen, erhielt mehr als die Hälfte (57 ) eine Hilfe mit einer Unterbringung außerhalb des Elternhauses, entweder in einer Pflegefamilie oder in einem Heim bzw. in einer betreuten Wohnform. Von den Jungen und jungen Männern wurden dagegen nur 1 8 4 2 Schaubild 7 Begonnene Einzelhilfen 28 nach Art der Hilfe 1) 1,,2,,8,2 24, 1, 4,1 männlich: 5 2 Einzelhilfen 1) Ohne Erziehungsberatung. 2,1,4 8,4,5,4 22,1 5,2,8 Mill. weiblich: 25 Einzelhilfen flexible Hilfe vorrangig stationär intensive sozialpädagogische Heimerziehung, sonstige betreute Wohnform Vollzeitpflege Erziehung in einer Tagesgruppe soziale Gruppenarbeit flexible Hilfe vorrangig ambulant/ teilstationär 21-1 - 24 4 außerhalb des Elternhauses untergebracht. Dagegen begannen im geschlechtsspezifischen Vergleich etwa doppelt so viele Jungen und junge Männer eine Tagesgruppenerziehung bzw. eine soziale Gruppenarbeit wie Mädchen und junge Frauen. Erziehungshilfe durch Unterstützung von Erziehungsbeiständen und Betreuungshelfer sowie die am jungen Menschen orientierte flexible Hilfe nach 27 SGB VIII wurden beiden Geschlechtern in etwa ähnlich häufig neu gewährt. Während mehr als einem Drittel der Jungen und jungen Männer ( ) eine Einzelhilfe hauptsächlich aufgrund von auffälligem, dissozialen Verhalten sowie schulischer oder beruflicher Probleme neu gewährt wurde, begann für Mädchen oder junge Frauen nur in 2 der Fälle aus diesen Problemlagen heraus eine derartige Erziehungshilfe. Als Grund einer Einzelhilfe bei weiblichen Hilfebeziehenden wurde mit 1 am häufigsten eine eingeschränkte Erziehungskompetenz der Eltern angegeben. Danach folgten mit einem Anteil von jeweils 1 die Gefährdung des Kindeswohls, beispielsweise durch Vernachlässigung des Mädchens oder Gewaltausübung, und auffälliges Sozialverhalten. Diese Problemlagen können möglicherweise die relativ häufigere stationäre Unterbringung von Mädchen und jungen Frauen im Gegensatz zu Jungen und jungen Männern erklären. Letztere erhielten häufiger Einzelhilfen in Form von ambulanter bzw. teilstationärer Gruppenarbeit, was auf spezifische Kompetenzdefizite bei Jungen und jungen Männern hindeutet, denen mit erzieherischer Hilfe begegnet werden soll. Entwicklungsziele wie soziales Lernen, Eingehen auf Andere, Toleranz und Teamorientierung scheinen wesentliche Aspekte zu sein, die bei der Auswahl einer Erziehungshilfe für Jungen und männliche Jugendliche zum Tragen kommen.... wie schon 22 Seit dem Berichtsjahr 22 wird neben der Zahl der am Jahresende bestehenden und der im Jahresverlauf beendeten ambulanten erzieherischen Hilfen auch die Zahl der begonnenen ambulanten Erziehungshilfen ausgewertet. Ein Vergleich der Ergebnisse aus den Jahren 22 ) und 28 zeigt, dass sich lässt man die Erziehungsberatung außer Betracht die Inanspruchnahme von Einzelhilfen in der geschlechtsspezifischen Aufteilung nur geringfügig verändert hat. Und dies, obwohl sich die Gesamtzahl der neu gewährten Hilfen um 2 von 7 8 auf 5 Hilfen erhöht hat. Die Zahl der neu gewährten Hilfen für Mädchen und junge Frauen ist dabei deutlich stärker gestiegen, nämlich um knapp 7, als die der Hilfen für Jungen und junge Männer (+ 24 ). Prinzipiell zeigten sich aber bereits im Jahr 22 ähnliche geschlechtsspezifische Verteilungen über die einzelnen Hilfearten wie 28. Der Anteil stationärer Erziehungshilfen bei Mädchen und jungen Frauen war im Jahr 22 mit 7 sogar noch etwas höher als 28 und damals auch deutlich höher als der entsprechende Anteil bei Jungen und jungen Männern mit 48. Diese erhielten im Jahr 22 ähnlich wie im Jahr 28 doppelt so häufig soziale Gruppenarbeit und Tagesgruppenerziehung (27 ) wie die Hilfebezieherinnen (14 ). ) Im Jahr 22 ohne die Hilfen nach 27 SGB VIII, die erst seit 27 statistisch erfasst werden. Statistisches Bundesamt Wirtschaft und Statistik 4/21 4

Die Gewährung einer erzieherischen Hilfe durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Jugendämter erfolgt also doppelt selektiv. Die einzelnen Hilfearten nach den 2 bis 5 SGB VIII zeigen jeweils spezifische Charakteristika hinsichtlich ihrer Gewährung an Mädchen oder Jungen und nach dem Alter der jungen Menschen. Die Angebote und die inhaltliche Ausgestaltung der verschiedenen Hilfearten des SGB VIII werden in der Praxis der Kinder- und Jugendhilfe differenziert nach Problemlagen, aber auch geschlechtsund alterssensitiv zielgruppenorientiert eingesetzt. Damit werden die jungen Menschen und ihre Eltern bestmöglich unterstützt. 44 Statistisches Bundesamt Wirtschaft und Statistik 4/21

Auszug aus Wirtschaft und Statistik Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 21 Vervielfältigung und Verbreitung, auch auszugsweise, mit Quellenangabe gestattet. Herausgeber: Schriftleitung: Internet: Ihr Kontakt zu uns: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden Roderich Egeler Präsident des Statistischen Bundesamtes Verantwortlich für den Inhalt: Brigitte Reimann, 5 Wiesbaden Telefon: +4 () 11/75 2 8 www.destatis.de www.destatis.de/kontakt Statistischer Informationsservice Telefon: +4 () 11/75 24 5 Telefax: +4 () 11/75 Vertriebspartner: HGV Hanseatische Gesellschaft für Verlagsservice mbh Servicecenter Fachverlage Postfach 11 4 D-725 Kusterdingen Telefon: +4 () 7 71/ 5 5 Telefax: +4 () 7 71/ 5 5 destatis@s-f-g.com www.destatis.de/publikationen Erscheinungsfolge: monatlich