Nebenwirkungsmanagement

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Nebenwirkungsmanagement Robert Dengler Schwerpunktpraxis und Tagesklinik für Hämatologie und Onkologie, Hämostaseologie, Palliativmedizin Dr. A. Kröber, Dr. C. Stosiek, Dr. T. Zilch, PD Dr. C. Schambeck, Dr. R. Dengler Regensburg - Schwandorf - Wörth www.die-onkologen.de

Es ist schon alles gesagt Nur noch nicht von jedem! 2

Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker! Alles klar? 3

Krebstherapie ist ein strukturierter Prozess mit schrittweise zeitlichem Ablauf. Nebenwirkungen können zu jedem Zeitpunkt auftreten. Jeder Beteiligte hat seine Aufgaben. 4

Patientenrechtegesetz 2013 Patienten müssen umfassend, vollständig und richtig aufgeklärt werden, was für die Behandlung wichtig ist Diagnose. Entwicklung. richtige Therapie. Risiken. Chancen.Behandlungsalternativen..verständlich. Schriftliche Einwilligung! ( Behandlungsvertrag ) 5

Maßnahme die Angst erzeugen und belasten kann dazu führen kann, daß sich der Betroffene danach schlechter fühlt dazu führen kann, daß u.u. eine erforderliche und nützliche Therapie nicht durchgeführt wird 6

Aufklärung kann wie eine schlechte Therapie wirken, weil sie.. Angst erzeugen und belasten kann dazu führen kann, daß sich der Betroffene danach schlechter fühlt dazu führen kann, daß u.u. eine erforderliche und nützliche Therapie nicht durchgeführt wird - juristisch nötig, aber ein Dilemma 7

Nebenwirkungen unerwünschte, aber (immer bis selten) auftretende zusätzliche Wirkungen der Therapie (nicht nur, aber auch Medikamente) 8

Management = etwas geschickt bewerkstelligen, verwalten 9

Was heißt Nebenwirkungsmanagement in der Krebstherapie für Patienten? Über Nebenwirkungen informieren/aufklären Patient zur aktiven Teilnahme ermutigen befähigen, begleiten 10

Krebstherapie ist ein strukturierter Prozess mit schrittweise zeitlichem Ablauf. Nebenwirkungen können zu jedem Zeitpunkt auftreten. Jeder Beteiligte hat seine Aufgaben 11

Nebenwirkungsmanagement ist ein PROZESS 12

Gedacht heißt nicht gesagt Gesagt heißt nicht gehört Gehört heißt nicht verstanden Verstanden heißt nicht einverstanden Einverstanden heißt nicht angewendet angewendet heißt nicht beibehalten Konrad Lorenz 13

Ärzte Tumortherapie Patient/in Pflegende Angehörige

Patient Was will ich eigentlich wissen? Was muss ich wissen? Individuelle Entscheidung! Verpflichtung zur Mitwirkung des Patienten! 15

Wann treten Nebenwirkungen in der Onkologie auf? Diagnostik, Gespräche vor der Behandlung Aufklärung über Diagnose, Stadium, Therapie etc. Operation Strahlentherapie Medikamentöse Therapie Rehabilitation Nachsorge 16

Nebenwirkungen Leicht Akut Harmlos Selten Nicht Nicht Nicht Nicht Nicht Spektrum stark chronisch/dauerhaft gefährlich immer sehr stark spürbar sehr unangenehm vermeidbar behandelbar (hilfreich) 17

Medikamentöse Therapie Es gibt keine Therapie ohne Nebenwirkungen! 18

VII. INTERNATIONAL CANCER CONFERENCE PERUGIA MULTINATIONAL ASSOCIATION OF SUPPORTIVE CARE IN CANCER ( MASCC ) KONSENSUS KONFERENZ ZUR ANTIEMETISCHEN PROPHYLAXE UND THERAPIE PERUGIA, 29.-31. März 2004 Organisation und Vorstand: Richard J. Gralla, MD Fausto Roila, MD Maurizio Tonato, MD MASCC - Consensus Conference Perugia 2004 www.mascc.org (Übers. Petra Feyer)

Nebenwirkungen Medikamentöse Therapie Schweregrad bzw. Behandlung/Prophylaxe möglich Gar nicht: - bis stark/sehr gut: ++++ 20

Nebenwirkungen Chemotherapie akut (1-7 Tage) Art Unangenehm Gefährlich Prophylaxe Behandlung Übelkeit +++ ++ ++++ Erbrechen ++++ + bis ++++ ++++ Appetitlosigkeit ++ ++ ++ Mattigkeit +++ ++ + Müdigkeit ++ - + 21

Nebenwirkungen Chemotherapie chronisch-langwierig / dauerhaft Organ Häufigkeit Schwere Behandlung Herz ++ + bis ++++ ++ Leber ++ + - Nieren + bis ++++ + bis ++++ ++ Lunge + + bis ++++ + Gehirn ++? ++?? Nerven +++ + bis ++++ - / + Bewegungsapparat + +++ + 22

Gespräch (Ärzte, Pflegende) Adäquates Umfeld (Raum, kein Telefon etc.) Gespräch als wichtig hervorheben, Zeit nehmen zugewandt, offen, Fragen stellen, nachfragen Bedenken ernst nehmen Begriffswahl Patienten-individuell dosieren (nicht zu viel, nicht zu wenig Informationen) Was ist für diesen Patienten wichtig? Wahrhaft bleiben, relevante Dinge nicht verschweigen Wenn möglich stufenweise, Zeit lassen für Entscheidungen, Wiederkommergespräche Alternativen erläutern Verhaltensregeln mitgeben 23

Arzt Nebenwirkungen genau kennen (Expertise) individuelle Organfunktionen / Reserven des Patienten genau kennen bei der Therapiewahl berücksichtigen, evtl. schwere Folgen einkalkulieren Risiko/Nutzen abwägen Patienten aufklären (Risiko, Art, Schwere, Folgen) ihre Behandlung beherrschen, in den Therapieplan einbauen, wenn möglich vermeiden aufmerksam überwachen, kontrollieren, reagieren wenn geboten, Therapieplan ändern (gemeinsam) 24

Patient Nebenwirkungen (wenn möglich) Kennen, Aufklärung annehmen (Risiko, Art, Schwere, Folgen) Selbsteinschätzung: Schaffe/will ich das? ( Preis?) Bei der Therapiewahl berücksichtigen, evtl. schwere Folgen einkalkulieren Risiko/Nutzen abwägen Therapiewunsch, Zustimmung oder Ablehnung Vermeiden (Therapiewahl, richtiges Verhalten Vertrag!) Sich aufmerksam überwachen, reagieren, Arzt informieren Ihre Behandlung annehmen, den Therapieplan einhalten Empfehlungen/Vereinbarungen einhalten Wenn geboten, Therapieplan ändern (mit Arzt) 25

Angehörige Nebenwirkungen (wenn möglich) Kennen, an der Aufklärung teilnehmen (Risiko, Art, Schwere, Folgen) Bei der Selbsteinschätzung und bei der Therapiewahl unterstützen, evtl. schwere Folgen einkalkulieren Risiko/Nutzen abwägen Zustimmung Aufmerksam mitüberwachen, reagieren, informieren Behandlung annehmen, helfen bei Therapieplan einhalten Wenn geboten, sich melden und ggf. Therapieplan ändern (mit Arzt) 26

Nebenwirkungsmanagement Fazit: Ist ein kontinuierlicher Prozeß machbar, in hoher Qualität integraler Bestandteil der Krebstherapie, kann komplex sein verlangt hohen Kenntnisstand, an Leitlinien orientiert, Erfahrung und Engagement aller Beteiligten hohe Anforderungen auch an Patienten, Angehörige, Pflegende etc. nur durch die Beherrschung ist der Erfolg einer Krebstherapie gewährleistet (so wichtig wie Therapie selbst) Akzeptanz unvermeidbarer Nebenwirkungen und Langzeitfolgen 27

Gemeinsam!!! 28

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