Sprechen lernen ist nicht schwer Sprache dagegen sehr? Dipl.-Med. Kerstin Lange Sachgebietsleiterin des Kinder- und Jugendärztlichen Dienstes 21.04.2015
Sprachstörungen im Vor- und Grundschulalter nach ICD-10: 5 8 % aller Kinder haben Sprachauffälligkeiten Verhältnis Mädchen : Jungen = 1 : 2-3 Beeinträchtigungen in Lautdifferenzierung auditiver Merkfähigkeit Lesefertigkeiten Aufmerksamkeit Verhalten ( oppositionell, aggressiv, zurückgezogen, ängstlich)
Mögliche Hinweise auf Sprachverständnisstörungen in der Spontansprache Das Kind zeigt häufig keine Reaktion auf sprachliche Äußerungen gibt oft nur ungenaue Antworten zeigt eine ausgeprägte visuelle Orientierung nutzt bevorzugt nonverbale Kommunikationstechniken (Gestik, Mimik) spricht in kurzen, einfachen Sätzen vermeidet komplizierte grammatische Strukturen hat Schwierigkeiten, Abläufe folgerichtig zu schildern hat Schwierigkeiten, Mehrdeutigkeiten oder übertragene Bedeutungen zu verstehen (Probleme bei Aufgabenverständnis und Informationsverarbeitung) zeigt emotionale, psychische oder Verhaltensauffälligkeiten Quelle: Kinder- und Jugendarzt 43. Jg. (2012) Nr. 5
Organisch bedingte Ursachen, z. B. Hörstörungen, zentral bedingte Bewegungsstörung, frühkindliche Hirnschädigung Sozial bzw. soziokulturell bedingte Störungen, z. B. mangelnde sprachliche Anregung/Anforderung, Milieuschädigung, Konfliktsituationen Ursachen für Störungen des Sprechens und der Sprache Genetisch bedingte Ursachen, z. B. angeborene Sprachschwäche, vererbbare Krankheiten Psychische Ursachen, z. B. Interaktionsprobleme in der Familie, neurotische Fehlentwicklungen Quelle: Handbuch für Kindertageseinrichtungen, Freistaat Sachsen, Sächs. Staatsministerium für Soziales
Sprachentwicklungs- und Redeflussstörungen Leitsymptome: 1.) Gestörte Sprachentwicklung (SES) Wortschatz- und Sprachverständnisstörung Phonetisch-phonologische Störungen (Artikulationsstörungen, Dyslalien) Dysgrammatismus 2.) Störungen im Redefluss Stottern Poltern 3.) Störungen der Stimmbildung Dysphonie Näseln
Sprachteste und Unterteste Bestandteil der Untersuchung der 4-jährigen in der Kita und der Schuleingangsuntersuchung Pseudowörter nachsprechen auditive Merkfähigkeit und Konzentrationsfähigkeit Wörter ergänzen Sprachverständnis, Wortspeicherung, auditive Wahrnehmung Sätze nachsprechen Sprachmerkfähigkeit, aktive Sprache, grammatikalische Strukturen Artikulation Quelle: Dr. G. Trost-Brinkhues Aachen, An der Rust 47, SHZ Aachen
Logopädie-Praxen im Vogtlandkreis
Befunde der untersuchten Schulanfänger nach Häufigkeiten Vogtlandkreis, Einschulungsjahr 2014 Befundhäufigkeiten (in %) 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 Sprachauffälligkeiten 41,7 Störung der Feinmotorik Herabsetzung der Sehschärfe 24,2 23,9 Störung der visuellen Wahrnehmung 15,2 Emotional-psychosoziale Verhaltensauffälligkeiten Atopien Störung der Grobmotorik 8,8 10,1 9,9 Übergewicht Herabsetzung des Hörvermögens Adipositas Sigmatismus Untergewicht Haltungsschwäche Wirbelsäulendeformation 6,4 5,7 4,6 3,7 3,5 2,4 1,6 Quelle: Landratsamt Vogtlandkreis, Kinder- und Jugendärztlicher Dienst
45 Anteil der Schulanfänger mit Sprachauffälligkeiten/ -störungen Vogtlandkreis, Einschulungsjahre 2008-2014 40 Anteil der Kinder mit Sprachstörungen (in %) 35 30 25 20 15 10 3,3 14,3 6,0 14,4 5,8 14,4 7,4 18,0 7,8 10,8 10,9 17,6 17,7 17,4 5 8,4 11,8 10,8 11,2 13,1 11,6 12,3 0 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 jugendärztliche Überweisung In Behandlung geringfügiger Befund Quelle: Landratsamt Vogtlandkreis, Kinder- und Jugendärztlicher Dienst
Sprachvorbilder: Eltern keine Baby-Sprache Hinweise viel reden, vorlesen, begleiten Sie Ihre Tätigkeiten mit Reimen, Versen und Liedern Investition von Liebe und Zeit für spielerische Kontakte (Sprache entsteht nicht im luftleeren Raum) nicht offensichtliche, spielerische Korrektur von fehlerhaften Äußerungen Fernseh-/Computerzeiten für Vorschulkinder max. ½ Stunde Fernseher und PC ersetzen nicht das Gespräch in der Familie Quellen: Ilona Bachmann, Logopädin, Zwickau, FF 07.02.2015 Stadt Leipzig, Gesundheitsamt