Schönschrift, Handschrift, Kalligrafie, Satzschrift

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Transkript:

Schrift Schönschrift, Handschrift, Kalligrafie, Satzschrift Von der in der Grundschule gelernten und geschriebenen Schönschrift bis zur Satzschrift für den professionellen industriellen Einsatz sind wir regelmäßig auf verschiedenste Art und Weise mit Schrift konfrontiert. Man schreibt in seiner individuellen Handschrift und ist von der handwerklichen Präzision kalligrafischer Arbeiten fasziniert. Im Feld der Typografie stehen die professionellen Satzschriften im Vordergrund, handgeschriebene Schrift oder kalligrafische Arbeiten spielen heute einer untergeordnete Rolle. Schrift Heute Ob industrielle Massenware oder wertvolles Designprodukt Schrift kann heute auf fast jeder Computerplattform uneingeschränkt eingesetzt werden. Dabei bestehen neben dem standardmäßigen Einsatz auch zahlreiche Möglichkeiten einzelne Parameter einer Schrift zu verändern. Nicht nur Schriftgröße, Zeilenabstand oder die Laufweite können individuell eingestellt werden, vielmehr ist jeder Buchstabe in seiner Form selbst veränderbar. Ergebnis sind Unmengen von Schriftvariationen und Hybridschriften, die mit der ursprünglich verfügbaren Schrift und der Intention des Schriftgestalters nur noch wenige Gemeinsamkeiten aufweisen. An dieser Stelle ist der professionelle Umgang mit Schrift gefragt. Bei allen Möglichkeiten die für die Kreation individueller Schriftschnitte und Schriften gegeben sind, besteht immer auch die Gefahr der funktionalen und formalen Schriftenverunstaltung. TypografieLayout 0402. Blatt 15

Schrift erkennen I Schrift erkennen und einordnen Das formale Repertoire industriell verwendeter Zeichensätze geht immer auf den handwerklichen Herstellungsprozess einer Urschrift zurück. Im Laufe der Zeit verändern sich Druckschriften sukzessive von Federzugimitaten über Kupferstichimitaten hin zur dynamischen Schrift. Durch Einsatz von in Bezierkurven gezeichneten Lettern in Verbindung mit aktueller Computertechnologie wird Schrift zum bewegten Gestaltungsmittel. Daneben werden pixelorientierte Schriften entwickelt die ihren Einsatz in digitalen Ausgabemedien finden. Hierzu gehören Bildschirmschriften für Webanwendungen oder spezielle Zeichensätze für Displays in Minimalgröße (Mobiltelefon, Taschenrechner). In den 1960er Jahren wurden in Deutschland Schriften eingeteilt und an die Klassifikation der Association Typographique Internationale angeglichen. Diese Klassifizierung ist zur Orientierung innerhalb der Vielzahl an verfügbaren Schriften wichtig. Hierbei dient sie dazu, neue Schriften einzuordnen und zu beschreiben und setzt einen Maßstab für den Vergleich von Schriften. Renaissance-Antiqua Gruppe I/ II Aus der humanistischen Minuskel des 15. Jahrhunderts sind die Schriftschnitte der Renaissance-Antiqua hervorgegangen. Nicolaus Jenson gibt 1470 in Venedig die erste Antiqua-Druckschrift heraus (venezianische Renaissance-Antiqua). Heute weitaus bekannter sind die Schriftschnitte von Claude Garamond, die erstmals 1540 Verwendung fanden (französische Renaissance-Antiqua). venezianisch: Schrägansätze bei den Kleinbuchstaben und ausgerundete Serifen. Die Achsen der Rundungen (o) sind leicht nach links geneigt. Die Strichführung zeigt im Vergleich zu anderen Schriftklassen keine betonten Gegensätze. Der Querstrich des kleinen e liegt schräg. französisch: Neben den gleichen Eigenschaften wie dem schrägen Ansatz und den gerundeten Serifen, ist die Stellung der Achsen deutlicher nach links gestellt und in der Strichführung sind die Kontraste ausgeprägter. Der Querstrich des kleinen e liegt waagerecht. Nicolaus Jenson Claude Garamond TypografieLayout 0402. Blatt 17

Schrift erkennen II Barock-Antiqua Gruppe III William Caslon Die Barock-Antiqua hat ihren Höhepunkt um 1750. Im Vergleich zur Renaissance-Antiqua treten des Kupferstichs stärker hervor. Der Federduktus (wachsende und schwindende Linienstärke) geht allmählich verloren. Wichtige Vertreter sind Anton Janson, William Caslon und John Baskerville. Im Vergleich zur Renaissance-Antiqua sehr deutliche Gegensätze in der Strichführung. Die Serifen sind feiner und weniger ausgerundet und die Ansätze fast gerade. Die Achsen der Rundungen stehen fast senkrecht. Die Ouerstriche liegen waagerecht. Klassizistische Antiqua Gruppe IV Giambattista Bodoni Justus Erich Walbaum Die Klassizistische Antiqua zeigt den klaren Duktus des Kupferstichs. Die handschriftlichen des Federduktus sind verschwunden. Blütezeit ist um 1800. Wichtige Schriftkünsler sind Giambattista Bodoni, Firmin Didot und Justus Erich Walbaum. Kräftige senkrechte und kontrastreiche Strichführung und feine waagerechte Ansätze bestimmen das formale Repertoire. Die Achsen der Rundungen stehen senkrecht und die feinen Serifen bilden mit den Grundstrichen einen rechten Winkel. Die Querstriche liegen waagerecht. TypografieLayout 0402. Blatt 18

Schrift erkennen III Serifenbetonte Linear-Antiqua Gruppe V In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wächst der Bedarf an auffallenden Reklameschriften, die Serifenbetonte Linear-Antiqua wird entwickelt. Es wird unter den Varianten Egyptienne (Schrift, bei der die Serifen stark ausgeprägt sind, meist ebenso stark oder stärker als die Senkrechten), Clarendon (Sie besitzt nahezu quadratische Serifen mit zum Teil abgerundeten Übergängen) und Italienne (bei ihr sind die Waagerechten deutlich fetter als die Senkrechten) unterschieden. Dabei ist die Italienne eine reine Auszeichnungsschrift. Ansätze und Serifen sind blockartig betont und in der Regel von gleicher Stärke wie die Grundstriche. Wie bei der Klassizistischen Antiqua bilden die Serifen mit den Grundstrichen einen rechten Winkel. Bei der Clarendon sind die Ansätze der Serifen leicht ausgerundet, bei der Italienne sind Ansätze und Serifen dicker als die Grundstriche. Die Achsen der Rundungen sind senkrecht und die Strichstärke ist fast gleichbleibend. Serifenlose Linear-Antiqua Gruppe VI Parallel zur Serifenbetonten Linear-Antiqua kam in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch die Serifenlose Linear-Antiqa auf den Markt. Da Serifen und Ansätze erstmals komplett fehlen, wirkt die neuartige Schrift anfangs grotesk. So werden Schriften der Gruppe auch als Grotesk-Schriften bezeichnet. Eric Gill Klare Strichführung, keine Serifen und Ansätze. Kaum Unterschiede in den Strichstärken. Im Detail kann die Linear-Antiqua sehr schlicht bis charakterstark ausgeprägt sein. TypografieLayout 0402. Blatt 19

Schrift erkennen IV Antiqua Varianten Gruppe VII Alle Antiqua-Schriften, die den genannten Gruppen aufgrund ihrer Erkennungsmerkmale nicht eindeutig zugeordnet werden können zählen zu dieser Gruppe. Dazu gehören Zierschriften oder Schriften mit ornamentalem Charakter ebenso wie Outline-Schriften, schattierte und texturierte Schriften. Man nennt sie auch Varia- oder Bastart-Schriften. Aufgrund der technischen Möglichkeiten ist es heute ein Leichtes, einer den Schriftgruppen klar zuzuordnenden Schrift einen texturierten oder schattierten Schnitt beizufügen. In diesem Fall ist es problematisch, von einer neuen Schriftklasse zu sprechen. Schriften aus dieser Gruppe können mit Ornamenten verziert oder schraffiert sein. Manche sind innen ausgespart, mit einem Schlagschatten versehenoder mit einer feinen Linie umzogen. Schreibschrift Gruppe VIII Hermann Berthold Zu den Schreibschriften gehören alle Schriften, die sich von der ursprünglichen lateinischen Handschrift ableiten lassen. Das ursprüngliche Schreibgerät kann Spitzfeder, Breit- oder Rundfeder, Pinsel oder Kreide sein. Die Strichführung hat in der Regel den Charakter eines Wechselzuges. Die Buchstaben sind oft durch Verbindungsstriche miteinander verbunden. Handschriftliche Antiqua Gruppe IX Sie umfasst die Schriften, die in der Schrifteigenschaft den Charakter eines Pinsels oder ähnlichen Schreibgeräts aufweist bzw. die in persönlicher Weise vom Schriftkünstler handschriftlich abewandelt sind. Die Strichführung hat nur eine Zugrichtung. Sie sind bewegter als die Antiqua-Grundformen. TypografieLayout 0402. Blatt 20

Schrifterkennen V Gebrochene Schriften Gruppe X Ab dem 13. Jahrhundert treten Schriften auf, bei denen Buchstabenrundungen gebrochen sind. Neben den runden und gebrochenen Schriften gibt es Zwischenformen, die Bastardschriften. Zu Beginn des 21. Jahrhundert wirken gebrochene Schriften ungewohnt und unleserlich. Sie finden ihre Nutzung vorwiegend in der illustrativen Typografie, selten als Überschrift. Gebrochene Schriften werden in fünf Untergruppen aufgeteilt: Gotisch Gruppe Xa Sie sind aus den gotischen Schriften des 14. und 15. Jahrhunderts abgeleitet. Gotische Schriften sind extrem gebrochene und schmalhoch. Sie wurden in zeitgenössischen Kirchenbüchern verwendet. Johannes Gutenberg dient sie als Vorbild seiner ersten Druckschrift Eng und Hochstrebend. Alle Teile der Kleinbuchstaben sind gebrochen. Ansätze und Endungen wirken Würfelförmig. Gitterwirkung der Senkrechten. Großbuchstaben sind meist mit Haarstrichen verziert. Rundgotisch Gruppe Xb Diese rundgotische Schrift beruht auf der Rotunda der Frühzeit, eine gebrochene Schrift aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Sie hat stark betonten Senkrechten, aber gemilderte Brüche, einen breiteren Duktus als die Gotisch und runde Züge. Im 15. Jahrhundert war die Rotunda auch in Deutschland weit verbreitet. Rundungen die teilweise gebrochen sind. Die Endungen einzelner Buchstaben sind unten glatt. Die Großbuchstaben sind nicht verziert. TypografieLayout 0402. Blatt 21

Schrift erkennen VI Schwabacher Gruppe Xc Die Schwabacher entsteht Ende des 15. Jahrhunderts unter Einfluss der Buchkursiven und der Rundgotisch in Süddeutschland. Die Schrift ist breiter und runder als die Gotische. Sie wurde Druckschrift für die deutsche volkstümliche Literatur. Normalbreite Buchstaben mit einzelnen Spitzbogenformen. Die Oberlängen der Kleinbuchstaben b, h, k, l haben ein flaches Dach. Fraktur Gruppe Xd Justus Erich Walbaum Die Fraktur stammt aus dem 16. Jahrhundert und geht aus dem Kulturkreis Kaiser-Maximilians hervor. Im Jahre 1514 verwendet sie der Hofdrucker Johann Schönsperger erstmals als Druckschrift. Überwiegend schmale Kleinbuchstaben, halb rund und halb gebrochen. Die Oberlänge der Kleinbuchstaben b, h, k, l haben Kelchformen. Die Großbuchstaben sind schwungvoll ausgeprägt (Elefantenrüssel). Fraktur-Variant Gruppe Xe In diese Gruppe gehören alle gebrochenen Schriften, die in ihrer Strichführung vom Charakter der anderen Untergruppen abweichen. Wie zum Beispiel die Kanzleischriften, die im 19. Jahrhundert als Zierschriften verwendet werden, und die als Druckschrift geschnittenen deutschen Schreibschriften. Fremde Schriften Gruppe XI Arabisch So nennt man Schriften, deren Schriftzeichen nicht auf unserem Zeichensatz basieren. Darunter fallen zum Beispiel die chinesischen, japanischen, russischen oder hebräischen Schriftzeichen. TypografieLayout 0402. Blatt 22