Finanzierung der Energiewende aus Sicht der Verbraucherzentrale NRW Finanzierung der Energiewende: Wer trägt die Kosten, IEK-STE; gste 26.02.2015 Bereichsleiter Energie der Verbraucherzentrale NRW
Inhalt Ein Stimmungsbild der Verbraucher Wer zahlt die Energiewende? Verbraucher wollen die Energiewende weiterhin mitgestalten aber die Rahmenbedingungen stimmen oft nicht (mehr)! Lösungsansätze und Fazit Inhalt
Die Energiewende ist weiterhin Konsens Das Ziel der Energiewende finden eher nicht richtig weiß nicht/k.a. gar nicht richtig 8 2 40 48 völlig richtig eher richtig Quelle: forsa/vz nrw; 10/2014 Frage: Finden Sie das Ziel der Energiewende, also den Ausstieg aus der Atomenergie und die langfristige Energieversorgung mit erneuerbaren Energien (bei weitgehendem Verzicht auf fossile Brennstoffe wie Öl und Gas)...? Basis: 2.127 Befragte in NRW Angaben in Prozent Knapp 90 Prozent der Bürger unterstützen weiterhin die Energiewende
Trotz Zustimmung: Kritik an der Umsetzung der Energiewende Die Umsetzung der Energiewende finden gar nicht richtig 11 2 völlig richtig 38 eher richtig eher nicht richtig 38 weiß nicht/k.a. Quelle: forsa/vz nrw; 10/2014 Frage: Finden Sie die Umsetzung der Energiewende, also die Art und Weise, wie der Umstieg auf die erneuerbaren Energien in Deutschland durchgeführt wird...? Basis: 2.127 Befragte in NRW Angaben in Prozent
Die Kostendiskussion hat die Einstellung zur Energiewende geprägt! Durch die Energiewende...... steigen die Kosten für die Bürger wegen höherer Strompreise, Umlagen usw. voll und ganz/eher 72 Der jeweiligen Aussage stimmen zu voll und ganz 28 44 eher eher nicht überhaupt nicht 19 4 eher/ überhaupt nicht 23... wird kaum etwas erreicht, solange andere Länder nicht mitziehen 61 22 39 26 10 36... erhöht sich die Gefahr von Engpässen bei der Energieversorgung... wird die Landschaft durch Windräder und andere Anlagen verschandelt... werden Bürger und Wirtschaft abhängiger von politischen Entscheidungen 43 39 38 9 11 11 34 28 27 38 39 38 11 21 13 50 59 51... wird die Landschaft durch neue Stromtrassen verschandelt 36 9 27 43 17 60... werden die sozialen Gegensätze zwischen Reich und Arm verstärkt 33 10 23 36 20 56... steigt die Belästigung durch Lärm und Geruch wegen der Windräder und Biomasseanlagen... hat der Staat nicht mehr genug Geld für andere Aufgaben bzw. die Verschuldung steigt 29 23 6 6 Frage: Im Folgenden sind einige Nachteile der Energiewende aufgeführt, die andere Personen genannt haben. Inwieweit stimmen Sie diesen Aussagen jeweils selbst zu? Basis: 2.127 Befragte in NRW Angaben in Prozent 17 23 46 48 21 17 weiß nicht/k.a. Quelle: forsa/vz nrw; 10/2014 65 67
Inhalt Ein Stimmungsbild der Verbraucher Wer zahlt die Energiewende? Verbraucher wollen die Energiewende weiterhin mitgestalten aber die Rahmenbedingungen stimmen oft nicht mehr! Lösungsansätze und Fazit Udo Inhalt Sieverding
Energiewende? Welche Energiewende? und was würde Keine Energiewende kosten?
Die Erneuerbaren führten 2013 zu Einsparungen in Höhe von 11,2 Milliarden Euro für die von der EEG-Umlage befreiten Unternehmen wäre eine Welt ohne Erneuerbare besonders teuer geworden Quelle: FAU, Lehrstuhl für Energieverfahrenstechn k
Die Strompreise haben sich seit 2000 verdoppelt
(Nur) Wer als Profi Strom einkauft, kann profitieren Handelsteilnehmer: Stromlieferanten und Stadtwerke Industrieunternehmen Banken und Stromhändler ct/kwh 7 6 5 4 Phelix Baseload Jahresfuture Quelle: EEX
Verbraucher haben derzeit das Nachsehen Sinkende Strombörsenpreise erhöhen über den Merit-Order-Effekt die EEG- Umlage werden von Versorgern unzureichend an Privathaushalte weitergegeben
Strompreisuntersuchung 2014 Untersuchung der Grundversorgungstarife der 106 Grundversorger in NRW über einen Zeitraum von Dezember 2010 bis Juni 2014 Ergebnisse: die Unternehmensspanne (Einkauf, Vertrieb, Marge) ist von 2010 bis 2014 unverändert geblieben im gleichen Zeitraum sind die Strombörsenpreise um ca. ¼ gesunken seit 2010 ist der Anteil von Vertrieb und Marge im Branchendurchschnitt um 33% gestiegen Annahme für 2015: konstante Grundversorgungstarife
Die EEG-Umlage 2014 wird zu über einem Drittel von Privathaushalten getragen Dabei beträgt der Anteil der Privathaushalte am gesamten Stromverbrauch nur ¼. Quelle: BDEW
Energieintensive Unternehmen beteiligen sich kaum an der Finanzierung der Energiewende Unternehmen aus 219 Branchen können eine Befreiung von der EEG-Umlage beantragen Jahr 2007 2012 2013 2014 2015 Unternehmen und Schienenbahnen Befreiungsvolum en in Mrd. Euro *vorläufig Bafa 372 734 1.716 2.098 2.110 0,58 2,72 4 5,1* 4,5 (Prognose) Quelle: noch breitere Industriebefreiungen bei Netzentgelten und Stromsteuer
und profitieren von sinkenden Stromkosten Jahr 2007 2012 2013 2014 Unternehmen 372 734 1716 2078 Befreiungsvolumen in Mrd. Euro 0,58 Mrd. 2,72 Mrd. 4 Mrd. 5,1 Mrd.
Wettbewerbsfähig? Der Preis allein ist nicht entscheidend Energiestückkosten = nominale Energiepreise / Bruttowertschöpfung sektorspezifische Berechnung möglich berücksichtigt Energieeffizienz und Arbeitsproduktivität Quelle: Germeshausen, Löschel, 2014
Zwischenfazit Jeder Letztverbraucher, der nicht privilegiert ist, zahlt die Energiewende. Dies sind vor allem Privathaushalte sowie nicht energieintensive oder mittelständische Unternehmen ABER: vor allem einkommensbenachteiligte Haushalte profitieren nicht von den Vorteilen der Energiewende (Rendite durch Photovoltaikanlagen, sinkende Börsenstrompreise, )
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Vorteile Stromverkauf an Mieter Mieter können mit günstigem Strom beliefert werden entspricht dem Bedürfnis nach mehr Unabhängigkeit vom EVU und größerer Autarkie entspricht Wunsch nach Beitrag zur Energiewende erhöht die Akzeptanz ermöglicht neues Geschäftsmodell für PV/KWK- Strom
Rahmenbedingungen für Stromverkauf an Mieter lassen sich verbessern! Möglichkeiten, Mieter mit günstigem Strom zu beliefern, werden zur Zeit nicht genutzt: mit dem EEG 2014 fällt beim Stromverkauf die volle EEG-Umlage an Alternative Modelle (z.b. Pachtmodelle) wirtschaftlicher, aber rechtlich sehr unsicher komplizierte Vertragsgestaltung Forderung: klarer rechtlicher Gestaltungsrahmen für Stromverkaufsmodelle
Bürger an der Finanzierung des Netzes beteiligen durch attraktive Modelle Bürgerbeteiligung nur bei gleichzeitiger Minimierung des Anlagerisikos: Abfederung des Anlegerrisikos durch den Bund, z.b. durch Garantie des Kapitalerhalts bei einer möglichen Insolvenz alternativ: Herausgabe der Bürgeranleihe als Zinsprodukt, das unter die Einlagensicherung fällt kein Totalverlustrisiko für Bürger (bad-practice: Tennet- Anleihe!) Auszug aus dem Koalitionsvertrag
Faire Rahmenbedingungen für Prosumer schaffen Eigenversorgung aus EEG-/KWK-Anlagen EEG-Umlage von 30% auf selbst genutzten Strom, ab 2017: 40% Ausnahme: Bagatellgrenze von 10 kw industrielle Eigenversorgung: 15% EEG-Umlage steuerliche Schlechterstellung des Eigenverbrauchs bei PV: eine Besteuerung des selbst verbrauchten Stroms erfolgt seit Ende 2014 auf Grundlage des vor Ort üblichen Strompreises, anstatt auf der Grundlage von Herstellungskosten (auch hier Schlechterstellung im Vergleich zu Gewerbetreibenden) verpflichtende Teilnahme am Einspeisemanagement ( 6 EEG)
Wärmeeffizienz Beratung und Information zu Sanierung und effizienten Heiztechniken Verhaltensorientierte Beratung zum richtigen Lüftungsund Heizverhalten Fördermittel aufstocken, um Sanierungsrate anzukurbeln Steuerliche Absetzbarkeit der Gebäudesanierung ermöglichen Heizkostenzuschuss zur Unterstützung einkommensschwacher Haushalte
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Die Energiewende anders finanzieren: Altschuldenfonds und Steuerfinanzierung Ungerechtigkeit durch EEG-Finanzierung über Stromletztverbraucher Lösung: Ein Teil der Altschulden (zukünftiger EEG- Finanzierungsbedarf für Bestandsanlagen in Höhe von 192 Mrd. Euro) wird zukünftig über einen Vorleistungsfonds finanziert und die EEG-Umlage wird gesenkt Finanzierung nach Leistungsstärke-Prinzip statt Verursacherprinzip weitere zukünftige Energiewendefinanzierung stärker über öffentliche Haushalte. Vorteile: Gerechtigkeit und Hoffnung auf mehr Kosteneffizienz durch stärkeren politischen Wettbewerb
Fazit: Kosteneffizienz und gerechte Lastenteilung die Energiewende ist eine GESAMTgesellschaftliche Aufgabe Lasten müssen gerechter verteilt werden; bisherige Finanzierung benachteiligt Privathaushalte und schützt nicht die Schutzbedürftigen Kosteneffizienz muss als Maxime der Finanzierung gelten EE-Ausbau, Netzausbau, Versorgungssicherheit müssen stärker und Industriepolitik, Strukturhilfen vollständig steuerfinanziert werden statt über kwh sichere und unkomplizierte Beteiligungsmöglichkeiten für Verbraucher eröffnen
private Haushalte zu Energiewende Gewinnern machen udo.sieverding@vz-nrw.de