Vorbildliche Ingenieurinnen Interview mit den RWTH-Absolventinnen Dipl.-Ing. Nicole Friedrich und Dr.-Ing. Stefanie von Andrian-Werburg

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Transkript:

MAGAZIN FÜR EHEMALIGE DER RWTH AACHEN UNIVERSITY SS 2012 N 53 Vorbildliche Ingenieurinnen Interview mit den RWTH-Absolventinnen Dipl.-Ing. Nicole Friedrich und Dr.-Ing. Stefanie von Andrian-Werburg Portrait: Achim Ladwig, Pendler zwischen den Welten Wissenschaft & Wirtschaft: Der Schreibtisch als digitales Werkzeug Öcher Leben: Aachener Georouten

Allgemeiner Studierendenausschuss der RWTH Aachen Anzeige Sie und wir können helfen! Aachen erwartet bis 2015 rund 7.000 zusätzliche Studierende. Prognosen gehen davon aus, dass in diesen Jahren über 45.000 Studierende eingeschrieben sein werden. Daraus resultieren nicht nur besondere Anforderungen an die Lehrbedingungen, für die die Hochschulen bestens gerüstet sind. Es muss auch ausreichend Wohnraum zur Verfügung stehen. Die Initiative EXTRARAUM ist eine Kooperation der Hochschulen und der Stadt Aachen, welche alle Aachener Bürger, Investoren und Vermieter dazu aufruft, Wohnraum zu schaffen. Dabei hilft ihnen: WWW.EXTRARAUM-AACHEN.DE Diese Webseite bietet Themen rund um Wohnen und Vermieten in Aachen. Zusätzlich bietet sie jedem Vermieter die Möglichkeit, seine Wohnungen in einer kostenlosen Wohnbörse online zu stellen. Dies ist auch telefonisch möglich, unter: RWTH ASTA 0 24 1/80 93 792 Mo - Fr 10-14 Uhr FH ASTA 0 24 1/6009 52 807 Mo - Fr 10-13 Uhr MITMACHEN UNTER WWW.EXTRARAUM-AACHEN.DE STUDENTEN-LEBEN IN AACHEN

VORWORT Chancengleichheit ist an einer Technischen Hochschule wie der RWTH Aachen aufgrund des Ungleichgewichts zwischen weiblichen und männlichen Studierenden sowie dem Anteil von Frauen und Männern innerhalb der Professorenschaft eine Herausforderung. In den letzten Jahren ist jedoch im Rahmen der Exzellenzinitiative viel in Bewegung gekommen, da die durchgängige strukturelle Verankerung von Gleichstellung an der RWTH Aachen von der Hochschulleitung bewusst vorangetrieben wird. So wurde ein ganzes Bündel an Maßnahmen durch das Gender-Dreieck - bestehend aus der Rektoratsstabsstelle Integration Team Human Resources, Gender and Diversity Management (IGaD), der Gleichstellungsbeauftragten und den Professuren für Gender Studies initiiert und umgesetzt. Diese Rahmenbedingungen ermöglichen mir als Prorektorin für Personal und wissenschaftlichen Nachwuchs, die geschlechtergerechte Organisations- und Personalentwicklung zu steuern. Eines der Hauptanliegen ist hierbei die Steigerung der Anzahl von Absolventinnen und des Professorinnenanteils, der in den letzten fünf Jahren von fünf auf 14 Prozent angehoben werden konnte. Nach wie vor sind jedoch Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Professorinnen vor allem in den ingenieurwissenschaftlichen und naturwissenschaftlichen Fächern den so genannten MINT-Fächern unterrepräsentiert. Aufgrund des demographischen Wandels sind wir zwingend auf die paritätische Beteiligung der exzellent ausgebildeten Frauen in Forschung und Entwicklung angewiesen. Hierbei muss die Akquirierung des weiblichen akademischen Nachwuchses schon in der Schule durch aktive Sensibilisierung für die MINT-Fächer beginnen. Erfreulicherweise konnte in den letzten Jahren festgestellt werden, dass sich verstärkt weibliche Studierende für die interdisziplinären und anwendungsspezifischen Forschungsaufgaben interessieren. Prof. Dr. rer. nat. Doris Klee, Prorektorin für Personal und wissenschaftlichen Nachwuchs Foto: Peter Winandy Absolventinnen der RWTH Aachen In dem vorliegenden Alumni-Magazin werden Ihnen die Karrierewege von zwei exzellenten RWTH- Absolventinnen, die unter die 25 TOP-Ingenieurinnen Deutschlands gewählt worden sind, vorgestellt. Somit sind Stefanie von Andrian-Werburg von der EnBW Kraftwerke AG und Nicole Friedrich von der Deutsche Bahn AG positive Vorbilder für unseren weiblichen akademischen Nachwuchs in den MINT-Fächern. Zur weiteren Steigerung der Absolventinnen in den MINT-Fächern sind auf der Ebene der Nachwuchsförderung von Doktorandinnen und Wissenschaftlerinnen in den MINT-Fächern an der RWTH verschiedene Mentoring-Programme etabliert. Von besonderer Bedeutung für die Professorinnen, Wissenschaftlerinnen und Studentinnen ist jedoch die familiengerechte Gestaltung der Arbeits- und Studienbedingungen an der Hochschule, unterstützt durch ein umfassendes Angebot des Familienservices. Hier hat unsere Hochschule in den letzten zwei Jahren große Fortschritte gemacht. So wurde das Bewusstsein gestärkt, dass die geschlechtergerechten Veränderungen bei der Vereinbarkeit von Karriere und Familie beiden Geschlechtern zu Gute kommen. Ihre VORWORT 3

14 Seite Pendler zwischen den Welten EU-Berater Achim Ladwig unterstützt die Entwicklungshilfe in Sierra Leone Seite 21 Wie die Sonnenblumen Neuartiges Layout für Spiegel-Solarkraftwerke Seite 27 Rektorbesuch in Süd-Korea NEWS RWTH Aachen receives award for ideas competition 6 Lebendiges Alumni-Netzwerk 7 Die RWTH bleibt exzellent! 8 Auszeichnung für das weltweit kleinste Kunstherz 8 Berchem-Preis an Professor Burkhard Rauhut 9 Vorsitzender des RWTH-Hochschulrates unerwartet verstorben 9 ALUMNI IM PORTRAIT Interview: Vorbildliche Ingenieurinnen 10 INHALT Zum 90sten ein Besuch im Institut 13 Neue Professur zu Geschlechtergerechtigkeit und Vielfalt 13 Pendler zwischen den Welten 14 Innovationsberater zwischen Technik und Jura 16 4

30 Seite Campus-Bahn Ein innovatives Verkehrssystem soll die Innenstadt mit den Campusbereichen verbinden INHALT Seite 34 Buchtipp Aachener Georouten WISSENSCHAFT & WIRTSCHAFT Ankommen, bevor der Akku leer ist 17 Der Schreibtisch als digitales Werkzeug 18 Tabakpflanzen ermöglichen Impfschutz gegen HIV 20 Wie die Sonnenblumen 21 Profs & Proms: Solarenergie auf dem Weg ins Schattenreich? 22 Roboter sollen besser kommunizieren 24 Freunde der RWTH Aachen, Förderer von jungen Talenten 25 Weichenstellung Richtung Zukunft 26 Rektorbesuch in Südkorea 27 T-Shirts auf Reisen 28 Neue Geschäftsführerin der RWTH-Außenstelle New York 29 Öcher leben WUEC 2012: Alumni-Kinder fragen, Reiterinnen und Reiter antworten 30 Die Campus-Bahn elektrisiert Aachen 31 Region Aachen zeigt Flagge in China 32 INHALT Impressum 33 Aachener Georouten 34 5

Photo: Alexander von Humboldt-Foundation Text Reena James Prof. Dr. Peter Russell and Dr. Ana de la Varga of RWTH Aachen University accepting the award from Dr. Georg Schütte, Federal Ministry for Education and Research (left) and Prof. Dr. Helmut Schwarz, President of the Alexander von Humboldt Foundation (right) at the award ceremony on 19 January, 2012 in Berlin. RWTH Aachen receives award for ideas competition NEWS For its concept in the ideas competition Research Alumni of German Universities RWTH Aachen University was officially awarded at this year`s New Year Reception of the Alexander von Humboldt Foundation in Berlin. The competition, which is part of the Promote Innovation and Research in Germany initiative, highlights best-practice models for strengthening the cooperation with the former international scientists and scholars of a university. RWTH Aachen presented a concept that convinced the expert jury with its approach to embed the particular needs of research alumni within the internationalization strategy of the university. Important features of the project Research Alumni at RWTH will be supplementary offers in interdisciplinary continuing education and Web 2.0 as well as an information overview about research grants and projects for research alumni at RWTH. In addition, RWTH wants to strengthen the cooperation in alumni work with partner universities and research institutions. Research alumni will be actively involved in informing about scientific topics, study and research opportunities and information exchange among current and former researchers of RWTH Aachen. Female research alumni in particular are called upon to act as role models and help increase the number of women at RWTH. More information about the project on the RWTH Alumni website: www.rwth-aachen.de/alumni WANTED: Research Alumni of RWTH Aachen University Are you a non-german alumnus of RWTH Aachen University or have you completed a research stay at our university in the past? Do you now hold a research position at a non-german university or research institution? Or are you currently a guest scientist, postdoc or doctoral student from abroad conducting research at RWTH Aachen University? Then you are who we are looking for todays and tomorrow s international research alumni of RWTH Aachen University! We d like to hear from you, your ideas and suggestions to improve services and activities planned for the research alumni of our university and help us spread the word about the manifold study and research opportunities at RWTH. To get in touch with us, please email: reena.james@zhv.rwth-aachen.de. We look forward to hearing from you! You can also help us by completing a short survey on our website www.rwthaachen.de/alumni. As a token of our gratitude all (future) research al umni who participate in the survey may take part in the drawing of a one-year subscription of an international science magazine! 6

Come together RWTH-Alumni zu Besuch bei Lebendiges Alumni- Netzwerk Foto: RWTH/K. Stahl der GILDEMEISTER AG in Bielefeld unternehmensfreudig In vielen Städten und Regionen bietet das Alumni-Netzwerk den RWTH-Absolventen und Ehemaligen bei Unternehmensbesichtigungen Möglichkeiten, nicht nur neue Einblicke und Eindrücke zu gewinnen, sondern ebenso andere RWTHler und Persönlichkeiten kennen zu lernen. Ein besonderer Dank gilt den Alumni, die diese Treffen in ihren Firmen ermöglicht haben!... weiterbildend 2004 startete der erste Executive MBA der RWTH Aachen University (EMBA) damals noch für Technologiemanager im Titel. Mittlerweile haben 129 Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieses besondere Weiterbildungsangebot der RWTH erfolgreich absolviert. Erstmalig fand in den neuen Räumlichkeiten der RWTH International Academy in der Kackertstraße ein EMBA- Alumni-Treffen statt, an dem 40 EMBA-Absolventinnen und Absolventen teilnahmen. Professor Frank Pillar, seit April neuer Studiendirektor des EMBA, machte bei seinem Rückblick auf zahlreiche Neuerungen des Kurses aufmerksam. Gerne nutzten die EMBA-Alumni die Veranstaltung zum Erfahrungsaustausch. >> www.rwth-academy.com und sportlich exaix vs. Aix lautete kürzlich das sportliche Duell zwischen den ehemaligen sowie den aktiven Spielerinnen und Spielern der Hochschul-Softball-Gruppe Aixplosives auf dem Sportgelände am Königshügel. Nach längerer Zeit trafen sich die Softball-Alumni wieder, die in der Vergangenheit etliche Erfolge feiern konnten: Seit 2004 gewann die Aixplosives zweimal die College Series, die inoffiziellen Deutschen Hochschulmeisterschaften, sowie 2007 die Champions League, die damals noch inoffiziellen Deutschen Meisterschaften. Die Form und Fitness der exaix stimmt auch heute noch, und mit ihrer großen Erfahrung gewannen sie schließlich das Spiel gegen die jüngeren Softballer für sich. >> www.aixplosives.de Foto: Oliver Langen Foto: RWTH Academy/H. Kobsch Foto: RWTH/K. Stahl Foto: RWTH/K. Stahl der Lufthansa Technik in Hamburg im Industriepark Hoechst Erstes EMBA Alumni-Treffen 2012 Ehemalige und Aktive der Aix... 7

NEWS Foto: Martin Lux Die RWTH bleibt exzellent! Bereits zum zweiten Mal ist die RWTH Aachen im Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder erfolgreich. Das Zukunftskonzept RWTH 2020: Meeting Global Challenges. The Integrated Interdisciplinary University of Technology wurde am 15. Juni 2012 in Bonn vom zuständigen Bewilligungsausschuss genehmigt. Neben dem Zukunftskonzept befürwortete er drei weitere Fortsetzungsanträge für die Förderung einer Graduiertenschule sowie zweier Exzellenzclustern. Die RWTH sieht damit ihre Spitzenposition in der deutschen Wissenschaftslandschaft bestätigt. Die Exzellenzentscheidung stärkt aber ebenso die internationale Position der Aachener Universität. Die Reputation, in dieser Liga spielen zu dürfen, ist für unsere Hochschule insbeson- dere im Ausland ganz wichtig. Wir haben beispielsweise sehr viele Alumni, Ehemalige, die im Ausland tätig sind, so RWTH-Rektor Ernst Schmachtenberg im WDR-Lokalfernsehen. Die Freude über die erneute Exzellenz ist an der RWTH allerdings nicht ungetrübt, denn sowohl die Neuanträge zweier Graduiertenschulen und eines Exzellenzclusters als auch das bisherige Exzellenzcluster UMIC (Ultra High-Speed Mobile Information and Communication) werden im Rahmen der Exzellenzinitiative nicht gefördert. Manche Siege erringt man nicht ohne Gegentore, formulierte Ernst Schmachtenberg diese negative Entscheidung der Jury sportlich. Mit einer Auslauffinanzierung sieht er in der Weiterführung vieler Teile von UMIC dennoch eine Zukunftsperspektive für das Cluster. Auszeichnung für das weltweit kleinste Kunstherz Im Rahmen der Kampagne Germany at its best: Nordrhein-Westfalen wurde jetzt das Aachener Kunstherz ReinHeart ausgezeichnet. ReinHeart ist das weltweit kleinste Kunstherz, entwickelt vom Institut für Angewandte Medizintechnik der RWTH Aachen (AME). Viele Patienten, für die kein Spenderherz zur Verfügung steht, setzen ihre Hoffnung in dieses Projekt. Das Kunstherz wiegt unter einem Kilogramm und ähnelt im Aufbau seinem menschlichen Vorbild. Erste Labormuster von ReinHeart stehen zur Verfügung, das System könnte zukünftig aufgrund seiner Größe und der geplanten Implantationstechnik für 80 Prozent aller betroffenen Patienten geeignet sein. Neuentwicklungen dieser Art stellen besonders vielschichtige Anforderungen. So haben sich die Entwickler das Ziel gesetzt, dass Reinheart ohne Schläuche und Drähte nach außen auskommen soll. Ein weiteres wichtiges Ziel des Projektes ist die Dauerfestigkeit des Kunstherzens. Hier wird zunächst ein Zeitraum von fünf Jahren angestrebt. >> www.ame-hia.de 8 Foto: Institut für Angewandte Medizintechnik der RWTH Aachen (AME)

Berchem-Preis an Professor Burkhard Rauhut Foto: GUtech/Manuela Gutberlet Professor Dr. Burkhard Rauhut, ehemaliger Rektor der RWTH Aachen, wurde kürzlich vom DAAD mit dem erstmals vergebenen Theodor Berchem-Preis ausgezeichnet. Durch die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung würdigt der DAAD Persönlichkeiten, die Internationalität und Interkulturalität in herausragender Weise gelebt und gefördert haben. Seit 2008 ist Rauhut Rektor der German University of Technology (GUtech) im Oman. Eine international besetzte Jury hat Professor Burkhard Rauhut als ersten Preisträger ausgewählt. Während seiner Amtszeit als RWTH-Rektor habe Rauhut die Internationalisierung der Aachener Hochschule beispielgebend vorangetrieben. Außerdem war er Mitbegründer des Konsortiums für internationales Hochschulmarketing GATE Germany und trug somit zum Erfolg des internationalen Marketings für die deutschen Hochschulund Forschungseinrichtungen bei. Als besonders zukunftweisendes Projekt hob die Jury die erfolgreiche Einrichtung der German University of Technology (GUtech) im Oman hervor. Die GUtech soll sich zu einer der führenden technischen Hochschulen in der Region entwickeln, die Lehre und Forschung auf internationalem Spitzenniveau anbietet. >> www.daad.de Der Vorsitzende des Hochschulrates der RWTH Aachen, Dr. Alfred Oberholz, ist am 2. Februar unerwartet verstorben. Mit ihm verliert die RWTH Aachen einen wichtigen Berater und einen äußerst engagierten wie hoch geschätzten Hochschulratsvorsitzenden, betonen Hochschulrat, Senat und Rektorat in ihrem Nachruf. Die Angehörigen und Mitglieder der Aachener Hochschule haben die Nachricht über den frühen Tod von Oberholz mit großer Bestürzung aufgenommen. Im April 1952 geboren, absolvierte Alfred Oberholz von 1970 bis 1976 ein Chemiestudium an der RWTH Aachen mit dem Diplomabschluss. Nach seiner Promotion in Aachen im Jahre 1980 durchlief er verschiedene berufliche Positionen bei den Chemischen Werken Hüls AG bis hin zum Vorstandsmitglied. In den Nachfolgegesellschaften Degussa-Hüls AG, Degussa AG und Degussa GmbH hatte er ebenfalls Führungspositionen inne, zuletzt bis 2008 als Mitglied des Vorstandes der Evonik Industries AG. Von 2004 bis 2009 war Dr. Alfred Oberholz außerdem Vorsitzender der DECHEMA, die gemeinnützige Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie. Im Jahr 2007 wurde der Hochschulrat der RWTH Aachen durch die Regierung des Landes Nordrhein-Westfalen offiziell eingesetzt. Zu den Aufgaben des Hochschulrates gehören unter anderem die Wahl und Abwahl der Rektoratsmitglieder sowie die Aufsicht über die Geschäftsführung des Rektorats. Als erster Vorsitzender leistete Oberholz wesentliche konzeptionelle und strategische Beiträge zur Entwicklung der RWTH Aachen. Dazu gehörten vor allem seine Mitwirkung an der Erarbeitung der Hochschulstrategie, des Exzellenzkonzeptes und seine Unterstützung der Campus-Initiative. Sein besonderes Engagement galt auch dem nachhaltigen Klimaschutz und einem bewussten Umsatz mit knappen Ressourcen. Schon vor Gründung des Hochschulrates förderte Alfred Oberholz die RWTH Aachen durch seine Arbeit als Kuratoriumsmitglied. Vorsitzender des RWTH- Hochschulrates unerwartet verstorben Foto: Peter Winandy NEWS 9

Text Dietrich Hunold Vorbildliche Interview mit den RWTH-Absolventinnen Dipl.-Ing. Nicole Friedrich und Dr.-Ing. Stefanie von Andrian-Werburg Es gibt erfolgreiche Ingenieurinnen in Deutschland, aber in der Öffentlichkeit sind sie kaum zu sehen, sagt Sylvia Kegel, Vorstandsmitglied des deutschen ingenieurinnenbundes e.v., Ziel der Aktion TOP25 war es daher auch, den Blick auf besonders erfolgreiche Ingenieurinnen zu lenken, um die Vorbilder, die es inzwischen gibt, öffentlich vorzustellen. Anlässlich seines 25-jährigen Bestehens im vergangenen Jahr zeichnete der deutsche ingenieurinnenbund e.v. (dib) die 25 einflussreichsten Ingenieurinnen Deutschlands aus, unter ihnen drei Absolventinnen sowie eine aktive Professorin der RWTH (siehe auch keep in touch 52 ). Insgesamt wurden über 200 Ingenieurinnen nominiert. Für die Top 25 wurden Frauen mit einem Studienabschluss oder einer Promotion in den Ingenieurwissenschaften mit deutscher Staatsbürgerschaft oder mit einem Arbeitsort in Deutschland berücksichtigt. Entscheidend für die Auswahl war die aktuelle Position, die die Ingenieurin besetzt. Zur Jury gehörte auch Professorin Dr. Rita Süssmuth, Bundestagspräsidentin a. D.: Solche Preise heben diese Frauen heraus und zeigen: Es hat sich eine Menge verändert. An der RWTH konnte beispielsweise durch die Maßnahmen der Exzellenzinitiative der Anteil der Professorinnen von fünf auf 14 Prozent gesteigert werden, jedoch bleibt im Hinblick auf die Förderung des weiblichen Wissenschaftsnachwuchses vor allem im natur- und ingenieurwissenschaftlichen Bereich viel zu tun. Im Interview mit der keep in touch äußern sich mit Nicole Friedrich, Regionalbereichsleiterin Produktion Bereich Mitte der DB Netz AG, und Stefanie von Andrian- Werburg, Leiterin des Bereichs Verfahrenstechnik/Dampferzeuger der EnBW Kraftwerke AG, zwei der drei TOP 25 ausgezeichneten RWTH-Absolventinnen zu den Anforderungen ihrer Vorbild- und Führungsrolle sowie zur Förderung des weiblichen Ingenieurnachwuchses. PORTRAIT 10 Sehr geehrte Frau Friedrich, sehr geehrte Frau von Andrian- Werburg, Sie sind kürzlich von einer namhaften Jury als eine der einflussreichsten Ingenieurinnen Deutschlands gewählt worden. Was möchten und können Sie mit Ihren Einflussmöglichkeiten bewirken? Nicole Friedrich: Zunächst möchte ich in meinem persönlichen Einflussbereich wirken, d. h. eine gute Führungskraft sein, für Verlässlichkeit, Nachhaltigkeit und eine Unternehmenskultur stehen. Des Weiteren möchte ich als Vorbild agieren, viele junge Mädchen für den Ingenieurberuf begeistern und dabei mithelfen, dass mehr Frauen sich zutrauen, eine Führungsposition zu übernehmen. Beispielsweise bei Kaminabenden, im Rahmen von Förderungsprogrammen oder persönlichem Mentoring motiviere ich junge Menschen, einen ähnlichen Weg zu gehen. Die Deutsche Bahn entwickelt gerade in ihrem Programm Vielfalt Maßnahmen zur Unterstützung des Ziels bis 2015 den Frauenanteil auf 25 Prozent und den Anteil von Frauen in Führungspositionen auf 20 Prozent zu erhöhen. Dabei geht es um Themenfelder wie flexible Arbeitszeitmodelle, Mentoring oder Vereinbarkeit Familie und Beruf. Ein praktisches Beispiel ist unser Karriere-Express, der Anfang November 2012 diesmal nur für weibliche Studierende durchgeführt wird. Mit dem Sonderzug werden wir uns gemeinsam die Praxis bei der Bahn anschauen. Das geht über die Besichtigung von Baustellen, Stellwerken und Werkstätten bis hin zu Speeddating und den Austausch mit erfahrenen Führungskräften. Stefanie von Andrian-Werburg: Ziel des Deutschen Ingenieurinnenbundes war es, durch diese Auszeichnungen auf die vielfältigen Arbeitsgebiete von Ingenieuren hinzuweisen und Vorbilder in einem männlich dominierten Bereich vorzustellen. Wenn ich zurückblicke und an die Anfänge meines Maschinenbaustudiums in Aachen mit einem Frauenanteil unter vier Prozent denke, kann ich sagen, dass mir ein Vorbild geholfen hätte. Das Durchhalten wäre einfacher gewesen. Zeitweise habe ich mich gefragt, ob ich wirklich in diese Männerwelt hineingehöre. Heute weiß ich, dass ich die richtige Entscheidung getroffen und eine Arbeit gefunden habe, die mir viel Freude bereitet. Ich freue mich sehr über die Auszeichnung und hoffe, dass sie hilft, den sehr schönen Beruf als Ingenieurin in der Foto: DB Netz AG Dipl.-Ing. Nicole Friedrich beim regionalen Zukunftsdialog in Offenbach, hier mit Dr. Klaus Vornhusen, Konzernbevollmächtiger für das land Hessen. Energietechnik bei Mädchen und jungen Frauen stärker bekannt zu machen, um somit schließlich auch in unserer Branche eine breitere Basis für Ingenieurinnen in Führungspositionen zu schaffen. Mit welchen Vorstellungen und vielleicht auch Träumen sind Sie nach dem Studium in den Beruf gegangen? Nicole Friedrich: Zuerst mal habe ich mich bewusst gegen eine Promotion entschieden, da ich schnell in die Praxis wollte. Ich wollte das theoretische Wissen anwenden und etwas bewegen. Wie sich heraus stellte, war auch sehr vieles, was in Aachen gelehrt wird, direkt anwendbar. Insbeson-

PORTRAIT Ingenieurinnen Dr.-Ing. Stefanie von Andrian-Werburg dere habe ich mich für den Bereich Produktion interessiert: Fertigungsprozesse, Logistik und Produktionsmanagement sind meine Spezialgebiete. Hier konnte ich mit meinem Wissen von Anfang an einen wichtigen Beitrag in meinem Unternehmen leisten. Es hat mich dann aber doch positiv überrascht, wie schnell man bei der Bahn Verantwortung übernehmen kann. Die Karriere kam dann fast automatisch. Stefanie von Andrian-Werburg: Während meines Maschinenbaustudiums wurde mein Interesse an der Thermodynamik geweckt und ich habe mich daher im Hauptdiplom für die Fachrichtung Wärmetechnik entschieden. Die zusätzlichen Wahlfächer haben mir ermöglicht, mich bereits früh auf dem Gebiet der Kraftwerkstechnik zu spezialisieren. Nach verschiedenen Praxisphasen bei Energieversorgungsunternehmen und meiner Promotion über Brennstoffzellensysteme lag der Berufsstart in einem Energieversorgungsunternehmen nahe. Mein Traum war es, mich an der Entwicklung innovativer Lösungen zur Energieversorgung zu beteiligen und dieser Wunsch erfüllte sich in meiner ersten beruflichen Station im Bereich der Grundsatzfragen und erneuerbaren Energien nahezu perfekt. Mittlerweile arbeiten Sie beide in großen Konzernen in sehr verantwortungsvollen Positionen. Welche Fähigkeiten und Eigenschaften sind neben dem ingenieurfachlichen Wissen bei Ihrer aktuellen Tätigkeit besonders gefragt. Nicole Friedrich: In meiner Position muss ich unglaublich viel kommunizieren, zuhören, überzeugen, vermitteln. Ich habe es mit vielen unterschiedlichen Gesprächspartnern Kollegen, Mitarbeiter, Kunden, Vorständen und selbstverständlich auch Politikern - zu tun. Da gehen die Interessenlagen schon mal auseinander. In dem Spannungsfeld trotzdem eine von allen getragene Lösung zu entwickeln, ist dabei eine große Herausforderung. Als Führungskraft ist es zudem sehr wichtig, Menschen auf dem Weg mitzunehmen und begeistern zu können. In den zurückliegenden Jahren hat bei der Deutschen Bahn ein hoher Personalabbau stattgefunden. Mittlerweile stellen wir jedes Jahr mehr 7.000 Mitarbeiter neu ein, das Unternehmen ist auf vielen Gebieten führend in Europa und sogar weltweit. Damit rücken Themen wie Rekrutierung, Bindung, Beschäftigungsfähigkeit und natürlich auch Vielfalt Foto: EnBW stärker in den Vordergrund. Mitarbeiterführung und entwicklung ist daher eine Kernkompetenz für eine Führungskraft, die man ständig weiterentwickeln muss. Schließlich ist es mir persönlich wichtig, bestimmte Werte zu verkörpern wie zum Beispiel Verlässlichkeit, Integrität, Entscheidungsfreude und die Einstellung Betroffene zu Beteiligten zu machen. Stefanie von Andrian-Werburg: Ich leite im Engineering der EnBW Kraftwerke AG die Einheit Verfahrenstechnik/Dampferzeugung, in der sich das Know-how des EnBW-Konzerns auf den Gebieten Verfahrenstechnik und Dampferzeugung bezüglich Planung und Bau von Energieumwandlungsanlagen konzentriert. Das Team umfasst über 20 Planungsingenieure und -ingenieurinnen, die alle Phasen von Kraftwerksprojekten begleiten angefangen bei der Standortbewertung und Projektierung über die Ausschreibung bis hin zur Bauüberwachung und Inbetriebnahmekoordination. Grundsätzliche Untersuchungen und Erstellung von Studien in dem Fachgebiet Verfahrenstechnik/Dampferzeuger und in verwandten Gebieten runden das Aufgabengebiet ab. Das breite Aufgabengebiet der Organisationseinheit erfordert eine hohe Flexibilität bezüglich projektspezifischer Arbeitsgebiete und auch die Fähigkeit, sich schnell in neue Aufgabengebiete einzuarbeiten. Neben meinen klassischen Führungsaufgaben wie Arbeitsorganisation und Kapazitätssteuerung, Priorisierung, Delegation und Kontrolle, kommt daher der Unterstützung bei der fachlichen und persönlichen Weiterentwicklung meines Teams wie auch dem Management von Wissen eine besondere Bedeutung zu. Insbesondere die erfolgreiche Einarbeitung junger Mitarbeiter war eine wesentliche Leistung der letzten Jahre und erforderte neben der fachlichen Kompetenz, Integrationsvermögen und die Fähigkeit der Mitarbeiterentwicklung. Welche Tipps würden Sie Studentinnen geben, die als Ingenieurinnen in Industrie und Forschung Karriere machen möchten? Nicole Friedrich: Vor allem Durchhaltevermögen. Tiefschläge gibt es immer, aber es kommen auch wieder Phasen, wo man etwas bewegen kann. Also bitte nicht vom Weg abbringen lassen. Das gilt aber generell für alle Studenten. Die Studentinnen sollten unbedingt darauf achten, nicht Männerverhalten zu adaptieren, sondern vielmehr ihre weiblichen Stärken auszuspielen: Sie sind in der Regel gründlicher, ausgleichend, haben ein besseres Einfühlungsvermögen und sind nachhaltiger in der Führung. Frauen sollten viel mehr von sich überzeugt sein und sich auch mal den Sprung ins kalte Wasser zutrauen. Stefanie von Andrian-Werburg: In erster Linie ist die Klarheit über die eigenen Ziele und Werte eine unabdingbare Voraussetzung: Führung muss man wollen! Nur so bleibt die notwendige Motivation erhalten. Danach gilt es, Gelegenheiten zum Glänzen beherzt beim Schopf zu packen. Für Zweifel ist oftmals keine Zeit. Daher sollte man sich sicher sein, dass man auch in der Position wachsen kann. Was können Ihrer Meinung nach die Professoren tun, um die Karriere der noch wenigen Studentinnen in den Ingenieurwissenschaften in Industrie und Forschung zukünftig stärker zu fördern. Nicole Friedrich: Das ist eine etwas schwierige Frage für mich, da ich schon länger aus dem Studium raus bin und die Lehrinhalte nicht mehr so genau kenne. Ich war damals eine von fünf Frauen unter Hunderten von männlichen Kommilitonen, trotzdem habe ich mich nie als Exotin gefühlt. Ich wurde von den Professoren immer gleich behandelt, das PORTAIT 11

Vorbildliche Ingenieurinnen PORTRAIT 12 war für mich sehr wichtig. Vielleicht könnte man künftig mehr Aspekte im Studium einbringen, die die weiblichen Kommilitoninnen unterstützen wie beispielsweise mehr weibliche Professorinnen, erfolgreiche Ingenieurinnen aus der Industrie als Gastdozentinnen oder sogar einen eigenen technischen Studiengang für Frauen. Ein Thema, das man im Ingenieurstudium ebenso vermitteln sollte, ist das Thema Führung. Viele Ingenieure kommen nach dem Berufseinstieg irgendwann in Führungspositionen. Häufig fehlen dann aber die Qualifikationen, um Mitarbeiter gut zu führen. Stefanie von Andrian-Werburg: Ich glaube, dass sich viele junge Frauen nicht für den Ingenieurberuf entscheiden, weil sie sich nach wie vor in dem Berufsfeld fremd fühlen. Es fehlen Vorbilder, die Abiturientinnen zu einem technischen Studiengang ermutigen und es Ihnen erleichtern, am Ball zu bleiben. Als Absolventinnen eines Ingenieurstudiums haben sie dann später gerade im Hinblick auf den Fachkräftemangel sehr gute berufliche Aussichten. Professoren sollten sich daher auf das am Ball bleiben konzentrieren. Mentoring- Programme können hier sicher einen Beitrag leisten. Aber auch die Erhöhung der Präsenz von Frauen in den Instituten HiWinen, Doktorandinnen und weibliche Post-Docs und schließlich Professorinnen würde Studentinnen deutlich signalisieren Hier bin ich richtig!. In Kooperation mit femtec (Hochschulkarrierezentrum für Frauen in den Ingenieur- und Naturwissenschaften) fördert auch die EnBW Studentinnen in MINT-Fächern. Das liegt mir persönlich sehr am Herzen. Frauenquote oder unternehmerische Selbstverpflichtung? Schon seit Längerem wird in der Politik diskutiert, welcher Weg zu mehr Frauen in Führungspositionen führt. Welche Vorschläge würden Sie machen? Nicole Friedrich: In dieser Diskussion stehe ich auf der Seite von Frau von der Leyen (Ursula von der Leyen ist Bundesministerin für Arbeit und Soziales, Anm. d. R.) und plädiere für eine Quotenregelung, allerdings eine Quotenregelung auf Zeit. Ich war lange Zeit dagegen, habe inzwischen jedoch feststellen müssen, dass eine Selbstverpflichtung der Unternehmen keine nennenswerten Verbesserungen gebracht hat. Eine zeitlich begrenzte Frauenquote kann allerdings dazu führen, bestimmte Denk- und Verhaltensmuster aufzubrechen. Nach meiner Meinung haben sich viele männliche Führungskräfte insbesondere mit dem Thema Familie und Beruf noch gar nicht richtig auseinander gesetzt. Den Frauen wird Familie und Beruf gar nicht zugetraut. Es gibt zu wenig Modelle in Unternehmen, die beides unterstützen. Langfristig gesehen wird das Problem ohnehin durch die demografische Entwicklung geregelt, so dass in einigen Jahren eine Quotenregelung nicht mehr notwendig sein wird. Da heute über 50 Prozent der Hochschulabgänger Frauen sind, wird mit der meist deutlich geringer angesetzten Quote auch niemand diskriminiert. In Zukunft kann es sich der Standort Deutschland gar nicht mehr leisten, dass gut ausgebildete Frauen nicht arbeiten gehen. Stefanie von Andrian-Werburg: Ich befürworte ebenso die Einführung einer gesetzlichen Frauenquote. Eine Quote ist sicherlich nicht die beste Lösung, aber meiner Meinung nach die beste, die uns zur Zeit zur Verfügung steht. Ein internationaler Vergleich zeigt mir auch, dass es funktioniert und sich Erfolge bereits zügig einstellen. Die Beiträge im Rahmen der unternehmerischen Selbstverpflichtung sind aber auch unverzichtbar. Die EnBW hat bereits verschiedene Maßnahmen ins Leben gerufen, um den Anteil von Frauen in Fach- und Führungspositionen zu erhöhen. Es werden beispielsweise Zielkorridore für den Anteil von Frauen in Fach- und Führungspositionen zentral vereinbart. Darüber hinaus gibt es das Netzwerk Frauen @EnBW. Es bietet EnBW-Mitarbeiterinnen aus verschiedenen Bereichen und Hierarchien eine Plattform, um Erfahrungen und Informationen auszutauschen. Auch setzt die Ausbildung verstärkt darauf, junge Frauen in technischen Ausbildungsberufen zu gewinnen. So richtet der Konzern beispielsweise das Mädchen Technik-Camp in der Erzeugung aus und nimmt am bundesweiten Informationstag Girl s Day teil. Sehr großen Wert legt die EnBW außerdem auf familienfreundliche Rahmenbedingungen für berufstätige Eltern. Sie haben beide jeweils ein Kind und damit auch wichtige familiäre Verpflichtungen. Wie ist es Ihnen persönlich gelungen, Beruf und Familie zu vereinbaren? Nicole Friedrich: Für mich stellte sich nie die Frage Kind oder Karriere?. Ich wollte immer beides. Das habe ich auch nie als Belastung empfunden, ganz im Gegenteil: Ein Kind bereichert. Es hilft, vom Berufsalltag abzuschalten und wieder neue Kraft zu sammeln, öffnet den Blick und entwickelt die eigene Persönlichkeit weiter. Man arbeitet effizienter, denn die verfügbare Zeit ist ja begrenzt. Notwendige Voraussetzung ist aber ein gutes Betreuungsumfeld, das auch Ausnahmesituationen wie beispielsweise die Krankheiten des Kindes auffängt. Darüber hinaus ist es wichtig, sich bestimmte Spielregeln zu geben und das Umfeld zu sensibilisieren. Zum Beispiel müssen Freunde Verständnis haben, dass spontane Verabredungen schlechter möglich sind. Ebenso sollte man mit dem Chef die Erreichbarkeit abstimmen. Erfreut habe ich festgestellt, dass sich diesbezüglich in unserer Gesellschaft langsam aber sicher ein Wandel vollzieht. Stefanie von Andrian-Werburg: Beruf und Familie lassen sich gut miteinander vereinbaren, wenn sich die Familie einig ist, wie viel Raum und welche Priorität man dem Thema Karriere gibt. Ohne die partnerschaftliche Unterstützung meines Ehemannes wäre meine jetzige Lebensphase mit Beruf und einem dreijährigen Kind nicht zu meistern. Dabei sind mein Mann und ich beide in Vollzeit berufstätig und teilen uns konsequent die Familienpflichten. Unverzichtbar ist bei unserem Modell allerdings eine Ganztagsbetreuung in einer guten Kindertagesstätte mit flexiblen Öffnungszeiten. Leider gibt es in diesem Bereich nur wenige Angebote. Diese sind nach meinen Erfahrungen ausschließlich privat organisiert und haben ihren Preis. Wichtig für die eigene Motivation ist es zudem, die Fremdbetreuung nicht als Notlösung anzusehen. Die zusätzlichen Beziehungen zu Erzieherinnen und den überwiegend gleichaltrigen Spielkameraden bieten entscheidende Entwicklungsvorteile. Mütter und Väter, die ihre Kinder bereits sehr früh in eine Kita geben, sind keine Rabeneltern. Zu alldem gehört zusätzlich eine gute Organisation und die Bereitschaft, die privaten Aktivitäten zumindest für eine Übergangszeit einzuschränken. Das flexible Arbeitszeitmodell der EnBW hilft dabei, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. Zudem bietet die EnBW an den zentralen Konzernstandorten Belegplätze für die Regelbetreuung an. Ein weiteres sehr reizvolles Angebot sind die Kinderbüros. Das sind komplett ausgestattete PC-Arbeitsplätze, zu denen eine Spielecke gehört. Falls die Betreuung einmal ausfallen sollte, gibt es also die Möglichkeit, Kinder mit zur Arbeit zu bringen. Sehr geehrte Frau Friedrich, sehr geehrte Frau von Andrian-Werburg, herzlichen Dank für das Gespräch.

Gerta Statz und Dr. Kowaldt im ITMC. Foto: Martin Lux Zum 90sten ein Besuch im Institut Unvergessliche Studienzeit. Sehr gerne hat Gerta Statz, geb. Otten, ihrer Familie von ihrem Studium der Technischen Chemie bei Professor Karl Kellermann in Aachen erzählt. Es war eine besondere Zeit, denn Gerta Statz studierte von 1941 bis 45 also mitten in den Wirren des Zeiten Weltkriegs. Diese Erinnerungen brachten ihre Kinder auf die Idee, ihr zum 90sten Geburtstag unter anderem einen Besuch im Institut für Technische und Makromolekulare Chemie (ITMC), dem Nachfolgeinstitut des damaligen Instituts für Technische Chemie, zu organisieren. Dr. Frank Kowaldt führte die Geburtstags-Jubilarin durch die Labore des Instituts am Worringer Weg. Mit unserem damaligen Institut kann man das natürlich nicht vergleichen. So große Apparaturen hat es damals aber im Chemiewerk in Leuna gegeben, wo ich in den Semesterferien gearbeitet habe, so Gerta Statz. Großes Interesse zeigte sie insbesondere beim Thema Entschwefelung von Gasen, über das sie ihre Diplomarbeit geschrieben hatte. Dazu hatte Gerta Statz natürlich viele Fragen, und ihre sachkundige Anmerkungen machten deutlich, dass sie von ihren Chemiekenntnissen nach den vielen Jahren kaum etwas verlernt hatte. Neue Professur KURZ & KOMPAKT Wieder Top-Ranking für RWTH Beim neuesten Ranking des Magazins WirtschaftsWoche küren die Personalchefs der größten deutschen Unternehmen die RWTH Aachen erneut zur besten Universität. Nach Herkunft der bevorzugten Absolventinnen und Absolventen befragt, setzen sie die RWTH als einzige Universität in Deutschland gleich in vier Bereichen auf den Spitzenplatz. So belegen die Fächer Elektrotechnik, Maschinenbau, Naturwissenschaften und Wirtschaftsingenieurwesen der RWTH den ersten Platz. In der Informatik rückt sie zudem im Vergleich zum Vorjahr vom dritten auf den zweiten Platz vor. Kaiserpfalz-Preis für das IME Ein Forscherteam des Instituts für metallurgische Prozesstechnik und Metallrecycling (IME) der RWTH Aachen ist mit dem Kaiserpfalz-Preis ausgezeichnet worden. Der mit 50.000 Euro dotierte Preis würdigt die Entwicklung eines Verfahrens zur Herstellung von Nano-Pulver für medizinische und umwelttechnische Anwendungen sowie für E-Mobility-Batterien. Der Kaiserpfalz- Preis ist der höchsten Preis der Ressourcentechnologiebranche und wird im Rahmen des Tages der Metallurgie verliehen. RWTH Aachen neuer Partner im Climate KIC-Netzwerk Die RWTH Aachen ist Affiliate Partner des deutschen Climate- KIC Centers. Climate-KIC, eine öffentlich-private Partnerschaft (Knowledge and Innovation Community), die vom Europäischen Institut für Innovation und Technologie (EIT) finanziert wird, fördert die Zusammenarbeit zwischen europäischen Forschungseinrichtungen, Universitäten, Regierungen und Unternehmen auf dem Gebiet des Klimawandels. Rund einhundert Universitäten, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen und führende Unternehmen in ganz Europa arbeiten bereits als Partner im Climate-KIC zusammen. >> www.climate-kic.org Biomedica Collaboration Award für Aachener Forscher Anlässlich der Biomedica, der führende internationale Kongress für die Lebenswissenschaften in der Top-Technology- Region Belgien, Deutschland und Niederlande, wurde das Aachener F&E-Projekt MiGi Multifunctional Image Guided Interventions mit dem Collaboration Award ausgezeichnet. Das Forschungsprojekt MiGi ist Teil des Aachener Medizintechnikverbunds innovating medical technology in.nrw Der mit 10.000 EUR dotierte Preis wurde in diesem Jahr erstmals verliehen und zeichnet die grenzüberschreitende Zusammenarbeit von Unternehmen und akademischen Einrichtungen aus. >> www.medtec-innrw.de Foto: Felicatas Matern Die RWTH hat jetzt eine Professur für Gender und Diversity in den Ingenieurwissenschaften. Ziel ist es, Perspektiven für Geschlechtergerechtigkeit und Vielfalt in die Breite der ingenieurwissenschaftlichen Fächer in Forschung und Lehre zu integrieren und zum Schwerpunkt der Einbeziehung von Vielfalt in Expertenorganisationen und Unternehmen zu forschen. Mit dieser Brückenprofessur zwischen Sozial- und Ingenieurwissenschaften - angesiedelt in der Fakultät für Bauingenieurwesen - hat die RWTH Aachen einen weiteren Baustein geschaffen, um die interdisziplinäre Forschung in gesellschaftlich und wissenschaftlich relevanten Zukunftsthemen zu stärken. Berufen wurde die Politikwissenschaftlerin Dr. phil. Carmen Leicht-Scholten. Leicht-Scholten studierte Politische Wissenschaften in Heidelberg, Aachen und Sevilla und promovierte an der Universität Hamburg. Seit 2007 hatte sie die Leitung der Stabsstelle Integration Team, Human Resources, Gender and Diversity Management an der RWTH Aachen inne. Eine Gastprofessur Gender und Diversity Management in den Ingenieurwissenschaften nimmt sie seit 2010 an der Technischen Universität Berlin wahr. Ministerin Steffens eröffnet Modellstudiengang Logopädie Ab dem Wintersemester 2012/13 wird die Logopädie-Ausbildung in Aachen optimiert und verkürzt. Der neue duale Studiengang Logopädie am Aachener Universitätsklinikum kombiniert die Ausbildung in der Schule für Logopädie und den Studiengang. NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens überbrachte jetzt der Medizinischen Fakultät den Genehmigungsbescheid, der die Umgestaltung des Bachelor-Studiengangs gemäß der Modellklausel der Landesregierung ermöglicht. E.ON Energy Research Center bezieht neues Hauptgebäude Die Zeit der umständlichen Wege und Interimslösungen ist endgültig vorbei: Seit Kurzem arbeiten die mehr als 170 Wissenschaftler, Techniker und Verwaltungsangestellten des E.ON Energy Research Centers (E.ON ERC) der RWTH Aachen in ihrem neuen Hauptgebäude am nördlichen Rand des Campus-Geländes auch räumlich unter optimalen Bedingungen. Das neue Hauptgebäude des E.ON Energy Research Centers bietet auf vier Ebenen eine Gesamtnutzfläche von mehr als 4.000 Quadratmetern. Der Umzug von der benachbarten, aber schnell zu klein gewordenen Interimslösung in die großzügig gestalteten und besonders energieeffizient mit Licht, Wärme und Kälte versorgten neuen Räume wurde abgeschlossen und das neue Gebäude offiziell eingeweiht. PORTRAIT 13

Achim Ladwig: Die Arbeit in Krisenregionen habe ich mir selbst ausgesucht. Man kann dort nämlich noch etwas bewirken. Fotos: privat Auch in der Hauptstadt Freetown sind die Lebensbedingungen teilweise ohne Strom und Wasser recht schwierig. Text Katja Stahl Pendler zwischen den Welten: Sierra Leone Brüssel Aachen RWTH Als EU-Berater untstützt Achim Ladwig die Entwicklungshilfe in Sierra Leone PORTRAIT 14 Kurz vor Ostern traf das Alumni-Team Achim Ladwig, Berater der Delegation der Europäischen Union (EU) in Sierra Leone, für ein Interview im Alumni- Büro in Aachen. Achim Ladwig pendelt zwischen den Welten. Er hat an der RWTH Elektrotechnik und Soziologie studiert, war für die EU erst im Sudan damals mit Frau und drei Kindern dann im Irak und seit zwei Jahren ist er Berater der Delegation der Europäischen Union in Sierra Leone. Seine Familie lebt inzwischen wieder in Aachen und er hat auch einen Lehrauftrag für Europastudien an der RWTH. Es war eine bewusste Entscheidung der gesamten Familie, das Pendlerdasein zwischen Sierra Leone, Brüssel und Aachen in Kauf zu nehmen. Und es funktioniert. Als wir ihn nach seinem Leben in Sierra Leone fragen, zögert er: Wie beschreibt man das Unbeschreibliche? Die Lebensrealitäten sind so unterschiedlich, dass man es erleben muss, um es verstehen zu können. Die westafrikanische Republik zählt zu den ärmsten Ländern der Welt. Bei den Erwachsenen (Personen über 15 Jahren) liegt die Analphabetenrate bei über 65 Prozent (Quelle: Auswärtiges Amt). Kein Wunder, dass es wenig qualifiziertes Personal gibt. Selbst in der Hauptstadt ist alles heruntergewirtschaftet das Land ist nach dem Bürgerkrieg ausgeblutet. Wie hilft man Menschen ohne Strom, ohne Wasser, ohne Zugang zu Saatgut? Die Armut ist so groß, dass man Selbstschutzmechanismen braucht, um effektiv arbeiten und helfen zu können, erklärt Achim Ladwig. Es gelte, eine feine Balance zu finden: Man dürfe einerseits die Lebensumstände nicht zu nahe an sich herankommen lassen, andererseits aber auch nicht zynisch werden. Es ist ein schwieriges Unterfangen. Hier hilft es auch, rational, ingenieurmäßig Projekte zu analysieren. Etwas, was er an der RWTH gelernt hat. Achim Ladwig beschreibt uns seine konkreten Aufgaben in Freetown: Ein Hauptfokus ist der Aufbau der Verwaltung und hier insbesondere einer Umweltschutzagentur. Im Agrarsektor werden Projekte zur nachhaltigen, ökonomisch sinnvollen Landwirtschaft unterstützt, beispielsweise sollen sich Bauern zu Agrargemeinschaften zusammenschließen. Das Fischereipotenzial des Landes soll besser genutzt werden, indem die Verarbeitung nach EU Standards erfolgt, um dem Land Einnahmen durch den Export von Fisch zu ermöglichen. Man überlegt, wie Rohprodukte wie Kakao oder Kaffee innerhalb des Landes verarbeitet werden können, so dass das Land von einem größeren Teil der Wertschöpfungskette profitieren kann. Neben diesen großen Projekten geht es aber auch um Saatgutverteilung und unzählige kleinere Projekte. Es sind schwierige Aufgaben, aber neben der wirtschaftlichen Unterstützung geht es eben auch darum, den Staat politisch zu stabilisieren.

PORTRAIT Bildung und Beratung der Menschen auf dem Lande gehört ebenso zu den Aufgaben Achim Ladwigs. Aber das komplexe Umfeld macht für Achim Ladwig die Arbeit auch so spannend: Man habe viel Gestaltungsfreiheit, man lerne viel über fremde Sitten, Gebräuche und Denkweisen. Die Wertigkeit von Dingen, der Umgang mit Zeit, alles sei anders und es sei bereichernd, dieses Anders zu erleben. Wir sind fasziniert und wollen wissen, ob es nicht seltsam ist, nach Monaten in Afrika wieder nach Aachen zurückzukehren. Achim Ladwig lächelt und schüttelt den Kopf. Aber dann fällt ihm doch etwas ein: Wenn man lange in Entwicklungsländern war, regt man sich beispielsweise nicht mehr über Verspätungen bei der Deutschen Bundesbahn auf, erklärt er, oder darüber, dass mal der Strom ausfällt anderenorts freut man sich, wenn überhaupt Strom da ist! Und manchmal erschlägt einen schier die Vielfalt in den Regalen im Supermarkt. Vielfalt und Verfügbarkeit an Nahrungsmitteln sei eben auch ein Luxus, den nicht jeder habe. Als Pendler zwischen den Welten zieht es ihn nicht nur immer wieder zur Familie nach Aachen, sondern glücklicherweise auch zur RWTH: Im Masterprogramm Europastudien (MES) www.mes.rwth-aachen.de vermittelt er einmal im Semester Europakompetenz in einer Die Lebensrealitäten sind so unterschiedlich, dass man es erleben muss, um es verstehen zu können. Blockveranstaltung. Den Studierenden mitzugeben, was Europa wirklich ausmacht und Fehlinformationen zu beseitigen, ist ihm ein großes Anliegen. Europa ist mehr als Forschungsgelder aus Brüssel, so Ladwig. Und auch mehr als Verordnungen über Bananenkrümmungen. Für Achim Ladwig wäre die RWTH aufgrund ihrer geografischen Lage auch prädestiniert dafür, eine Europakompetenz auf- und nachhaltig auszubauen. Den Studierenden würde er mehr Neugierde, ein vernetztes Denken über das Fachthema hinaus und ein breiteres Interesse wünschen. Viele Studierende seien sehr fokussiert auf ihr Fach, dabei sei es doch auch sehr bereichernd über den Tellerrand zu schauen und nicht nur die Dinge zu machen, die direkt berufsrelevant sind. Am Ende des Gesprächs bleibt der Eindruck, dass der Brückenschlag von Sierra Leone über Brüssel nach Aachen zur RWTH und wieder zurück eine gewaltige Aufgabe ist. Sierra Leone Sierra Leone ist eine Republik in Westafrika; sie grenzt an Guinea, Liberia und den Atlantik. Nach einem Jahrzehnt blutigen Bürgerkrieges ist das Land seit 2000 mit seinem Wiederaufbau und der Aufarbeitung der jüngeren Geschichte beschäftigt. Das Land zählt weiterhin zu den ärmsten Ländern der Welt und nahm beim Human Development Index 2010 den 158. Platz (von 169) ein. Die Bevölkerung beläuft sich auf ca. 5,29 Millionen Menschen, die Bevölkerungsdichte beträgt etwa 73 Menschen je Quadratkilometer. Die Lebenserwartung lag nach WHO-Angaben für 2006 bei 42,6 Jahren. Damit zählt Sierra Leone zu den fünf Ländern mit den niedrigsten Lebenserwartungen weltweit. Laut dem Kinderhilfswerk UNICEF hält Sierra Leone bei der Kinder- und Müttersterblichkeit traurige Rekorde: Fast jedes dritte Kind erlebt hier nicht einmal seinen fünften Geburtstag. Knapp zwei Prozent aller Frauen sterben während der Schwangerschaft oder der Geburt eines Kindes. Viele Kinder sind chronisch mangelernährt und daher besonders anfällig für Infektionskrankheiten wie Malaria. Für ein Drittel aller Todesfälle bei Kleinkindern ist Malaria verantwortlich. Die Kinderarbeit ist extrem hoch. 48 Prozent aller Kinder zwischen fünf und 14 Jahren müssen teilweise schwere Arbeiten verrichten. Zahlreiche Kinder wurden während des Bürgerkrieges als Kindersoldaten zwangsrekrutiert. Quelle: Wikipedia PORTRAIT PORTRAIT 15

Text Dietrich Hunold Innovationsberater zwischen Technik und Jura Text Dietrich Hunold Während der Diplomarbeit entschloss sich Andreas Rochford-Holzwarth für die Ausbildung zum Patentanwalt Physiker können alles, nur nichts richtig. Dieser Spruch sorgt nicht nur unter Studierenden der RWTH Aachen für ein Schmunzeln. Dass studierte Physiker nicht alles, aber vieles richtig gut können, zeigt Andreas Holzwarth-Rochford. Der RWTH-Alumnus ist als Patentanwalt bei der amerikanischen Wirtschaftskanzlei Jones Day tätig. Insbesondere die facettenreiche Ausbildung während seines Physikstudiums an der RWTH ermöglicht es ihm, sich in seinem täglichen Berufsleben schnell und gezielt in die vielfältigen technischen Sachverhalte einzuarbeiten. Schon als kleiner Junge habe ich mich für Elektrotechnik, Maschinenbau und Physik interessiert. Bei der Suche des Studienganges fiel meine Entscheidung auf Experimentalphysik und auf die Hochschule in Aachen. Der gute Ruf hat mich überzeugt sagt Holzwarth-Rochford. Gerne erinnert sich der 38-Jährige an die Vorlesungen der Experimentalphysik von Professor Günter Flügge. Dieser war es auch, der ihm ein Themen übergreifendes Studium ermöglichte. Durch einen Patentanwalt in der Familie wurde der angehende Physiker auf das Berufsbild des Patentanwalts aufmerksam. Sein Interesse an dem Beraterleben zwischen Technik und Jura konnte er an der RWTH sehr gut vertiefen: Einerseits im Rahmen der Vorlesung für Patent- und Markenrecht von Professor Ulrich Vollrath, andererseits ermöglichten ihm RWTH-nahe Institute, wie das Fraunhofer Institut für Lasertechnik oder das Helmholtz-Institut für Biomedizinische Technik, experimentell und praktisch auf den verschiedensten Gebieten der Technik tätig zu sein. Weiterhin hatte ich als Mitglied der akademischen Fliegergruppe FVA in Aachen auch die Möglichkeit, Erfahrungen im Bereich der Luft- und Raumfahrt zu sammeln erinnert sich Holzwarth-Rochford. Im Zweitstudium studierte Holzwarth- Rochford noch Betriebswirtschaft, was sich ebenfalls als gute Vorbereitung auf den Beruf des Patentanwalts erwies. Während seiner Diplomarbeit am Institut für Halbleitertechnik bei Professor Heinrich Kurz fiel die Entscheidung, nach dem Studium die dreieinhalbjährige Ausbildung als Patentanwalt zu beginnen. Nach einigen Praktika im Inund Ausland sowie ein Amtsjahr am Deutschen Markenund Patentamt später stand die Zulassung als deutscher und europäischer Patentanwalt. 2009 wechselte Andreas Holzwarth-Rochford zu Jones Day, einer amerikanischen Wirtschaftskanzlei, für die weltweit 2.500 und in Deutschland 80 Anwälte arbeiten. Er berät dort Unternehmen zu gewerblichen Schutzrechten, das heißt: Patente, Gebrauchsmuster, Geschmacksmuster und Marken. Dem Leitsatz one firm worldwide folgend, arbeitet er dabei zumeist im Team mit klassischen Rechtsanwälten anderer Rechtsgebiete. Eine große Herausforderung stellt etwa die rasant steigende Zahl von Patentanmeldungen in den Ländern wie China dar, die als schlafende Giganten gelten. Die Beratung Als Patentanwalt kennt sich Andreas Rochford-Holzwarth sehr gut mit Technik, wie hier mit dem Innenleben eines Schalldämpfers, aus. in diesen Ländern wird immer mehr an Bedeutung gewinnen. So scheint sich dort das Verständnis für gewerbliche Schutzrechte zu wandeln. Wurde es bisher als Wertschätzung für den Schöpfer angesehen, wenn eine Innovation kopiert wurde, zeigt sich nun, dass die inländischen Firmen in diesen Ländern die gewerblichen Schutzrechte selbst zum Schutz der eigenen Innovationen einsetzen. Auf Grund der enormen Anzahl von Ingenieurabsolventen in den Ländern ist das Innovationspotential hier besonders hoch. Für ausländische Firmen, die in diesen Märkten tätig sind, bedeutet dies, dass sie künftig auch ihre eigenen Innovationen in diesen Ländern schützen müssen. Insbesondere zeichnet sich ab, dass sich die Gerichtsverfahren zur Durchsetzung von Schutzrechten an die Standards der anderen Industriestaaten annähern werden. So sollte sich die Durchsetzbarkeit der eigenen Schutzrechte verbessern. Der Beruf des Patentanwalts ist ein sehr kommunikativer Job, geprägt von ständigem Austausch mit Mandanten, mit Erfindern und Entwicklern, mit der Geschäftsleitung von Unternehmen, aber auch mit den Patentsachbearbeitern in unserer Kanzlei. Der Umgang mit Behörden und Gerichten gehört dabei ebenso zum Tagesgeschäft. Darüber hinaus ist das Internet für den Patentanwalt inzwischen nicht mehr wegzudenken, beispielsweise um online Informationen zum Status von Schutzrechten abzurufen oder Recherchen in Patentdatenbanken online durchzuführen. Das Internet selbst hat aber auch viele Innovationen hervorgebracht, die von Holzwarth-Rochford für seine Mandanten geschützt Der Beruf des Patentanwalts ist ein sehr kommunikativer Job und diese Schutzrechte dann durchgesetzt werden. Den Patentanwalt verbindet seit langem viel mit Aachen. Neben bestehenden beruflichen Beziehungen auch aus ganz persönlichen Gründen. Aachen ist die Stadt, in der ich geheiratet habe. Die Stadt, deren europäische Geschichte mich immer beeindruckt hat. Die Stadt mit der Hochschule, an der meine technische Neugier weiter unterstützt wurde und die zu zahlreichen Freundschaften geführt hat. Foto: Helmut Stettin Patentinformationen an der RWTH Aachen PORTRAIT 16 An der RWTH Aachen entstehen fortlaufend neue wissenschaftliche Erkenntnisse und Technologien, die das Innovationspotenzial der Gesellschaft, insbesondere der Wirtschaft, steigern sollen. Voraussetzung hierfür ist ein hochwertiger und effektiver Technologietransfer, der unter anderem einen professionellen Umgang mit dem Schutz des Geistigen Eigentums erfordert. Die Abteilung Technologietransfer der Zentralen Hochschulverwaltung bietet wissenschaftlichen Mitarbeitern in diesem wichtigen Prozess - von der Idee zum Produkt - gerne ihre Expertise in Form von Beratung und aktiver Unterstützung durch ihre PatentScouts an. Zum Beispiel erarbeiten die Scouts gemeinsam mit den Forschern unter Berücksichtigung der jeweiligen Projektsituation die passende Schutzrechts- und Verwertungsstrategie. E-Mail: patentscouts@rwth-aachen.de Auch das Patent- und Normenzentrum (PNZ) der Hochschulbibliothek bietet praxisnahe Dienstleistungen an. So können beispielsweise kostenlose Erfindererstberatungen durch regionale Patentanwälte in Anspruch genommen werden. Darüber hinaus besteht u.a. auch die Möglichkeit, Recherchen in professionellen Patentdatenbanken selber vorzunehmen oder in Auftrag zu geben. Bitte Anmeldung unter Tel.: 0241-80-94480, E-Mail: pnz@bth.rwth-aachen.de