Kruse 2013 Risikowahrnehmung von Sturmfluten und Klimawandel durch Hamburger BürgerInnen Prof. Dr. Beate M.W. Ratter Institut für Integrative Geographie beate.ratter@uni-hamburg.de Dipl.- Geogr. Nicole Kruse Institut für Integrative Geographie nicole.kruse@uni-hamburg.de Sturmfluten in Hamburg? Aber sicher! 40 Jahre Sturmflut 1976 gestern, heute, morgen Fachtagung am 20. April 2016
Klimawandel und Sturmfluten in Hamburg Auch wenn die Hochwasserschutzanlagen in Hamburg einem sehr hohen Schutzstandard entsprechen, erhält die Aufgabe, das Bewusstsein für die Sturmflutgefahr in der Bevölkerung wach zu halten, durch den Klimawandel noch größere Bedeutung (BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG 2013)
Wahrnehmung des Klimawandels Weder das Klima = Statistik: Der Durchschnittswert aller an einem Ort vorkommenden Wetterzuständen über einen längeren Zeitraum (30 Jahre) noch der Wandel des Klimas ist wahrnehmbar. Wahrnehmung des Klimawandels = wetterbedingte Phänomene Wahrnehmung und Verständnis des Klimawandels ist leichter, wenn er mit bekannten Ereignissen in Verbindung gebracht wird
Einstellung und Betroffenheit zum Klimawandel Was verbinden die Hamburger BürgerInnen mit dem Klimawandel? Sehen sie den Klimawandel in ferner Zukunft oder bereits vorhanden? Sehen sie sich persönlich vom Klimawandel betroffen? Seit 2008 jährliche Telefonumfrage am Helmholtz-Zentrum Geesthacht (HZG) unter ca. 500 Hamburger BürgerInnen über ihre Einstellung und persönliche Betroffenheit zum Klimawandel
Aktuelle Probleme in Hamburg (2008-2015) Welches sind Ihrer Meinung nach zur Zeit die drei wichtigsten Probleme in Hamburg? Offene Frage
Bedrohung Hamburgs durch den Klimawandel (2015) 42% 36% 12% 8% Wie groß schätzen Sie das Risiko ein, dass Hamburg vom Klimawandel bedroht ist? Geschlossene Frage
Bedrohung Hamburgs durch den Klimawandel (2008-2015) % 40 30 20 sehr groß groß weniger groß nicht gegeben 10 0 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
Besorgnis bzgl. Klimawandel in Hamburg & USA % 70 65 60 55 50 45 62 65 66 61 60 53 52 48 51 55 47 58 50 60 59 55 54 Hamburg USA 40 44 35 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
Persönliche Betroffenheit von Klimawandel Na, ich ärgere mich ja nicht, wenn es im Winter wärmer ist. Dann brauche ich weniger zu heizen. Ich seh den ganzen Klimawandel für uns als Hamburger noch nicht so negativ. Aber ich weiß, dass das nicht gut ist - und dass das für andere viel stärkere Auswirkungen hat. (Wilhelmsburg) Nee, im Moment für Hamburg noch nicht. [ ] Ist ja nicht sichtbar im Moment (HafenCity) Oh, das ist schwierig. Eigentlich könnte ich mich jetzt nicht als Betroffene outen. Höchstens in der Angst vor der Zukunft. Oder so diese Frage, was für eine Welt hinterlassen wir für die Kinder? (HafenCity) Im Moment noch mini, mini. Es taucht ja nicht immer auf. Sie wissen ja, die Menschheit ist so, wenn einen das nicht ständig belästigt und nur ab und zu mal, denn sagt man zwar ja, aber ist eigentlich noch nicht so beunruhigt (Bille) Persönliche Interviews mit Hamburger BürgerInnen (Kruse 2012)
Auswirkung der Klimafolgen in Hamburg % 40 30 20 bereits heute in 10 Jahren in 30 Jahren in mehr als 30 Jahren 10 0 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
Naturkatastrophe mit den potentiell schwersten Folgen für Hamburg % 90 80 70 60 50 40 30 20 10 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 0 Sturmfluten/ Überschwemmungen Stürme Starkregen Hitzewellen Welche der folgenden Naturkatastrophen hätte i.m.n. die schwersten Folgen für Hamburg? Geschlossene Frage
Persönliche Betroffenheit von Sturmfluten Nein, betroffen gar nicht. Ich weiß, dass es sie gibt [ ]. Ich fühle mich da gar nicht betroffen (HafenCity) Hier jetzt wieder auch nicht so direkt. Das heißt zwar hier Deich [ ], aber es ist immer noch so abstrakt, wo man jetzt denkt, äh, wo kommt denn das Wasser jetzt her? (Billwerder) Ich glaube mal, wir brauchen in Hamburg nicht solche Angst zu haben. Ich sage immer, das sind Fachleute und die machen sich auch ihre Gedanken. Die wissen, wovon sie reden. Ich schenke denen das Vertrauen, das ist einfach so (Wilhelmsburg) Persönliche Interviews mit Hamburger BürgerInnen (Kruse 2012)
Für das Risikomanagement bedeutet das Der Klimawandel wird zeitlich und räumlich als eher entfernt wahrgenommen. Die meisten Hamburger Bürgerinnen und Bürger verknüpfen Sturmfluten zwar mit Klimawandel, fühlen sich aber sicher vor Sturmfluten. Für das Risikomanagement kann das negative Folgen haben: In Zeiten, in denen es keine Besorgnis mehr vor Sturmfluten und noch keine vor Klimawandel gibt, bleibt es schwierig, Bürger zum Handeln zu motivieren/engagieren.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit