Gliederung. 5. Aufbereitungsverfahren qualitativer Datensammlung



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Transkript:

Gegenüberstellung qualitativer und quantitativer Forschung und Aufbereitungsverfahren und Auswertungsverfahren qualitativer Forschungsergebnisse Referat im Fach Soziologie Referenten: Gereon Falck / Susanne Tramberend Studiengang Pflege Gliederung 1. Einleitung 2. Definitionen 3. Grundorientierung der einzelnen Richtungen 3.1. Quantitative Sozialforschung 3.2 Qualitative Sozialforschung 3.2.1 Phänomenologie 3.2.2.Hermeneutik 4. Forschungslogik 5. Aufbereitungsverfahren qualitativer Datensammlung 5.1 Wahl der Darstellungsmittel 5.2 Transkription 5.2.1 wörtliche Transkription 5.2.2 kommentierte Transkription 5.3. Protokolle 5.3.1 zusammenfassendes Protokoll 5.3.2 selektives Protokoll 5.4. Konstruktion deskriptiver Ergebnisse 6. Auswertungsverfahren qualitativer Datensammlung 6.1 Überblick über fünf Auswertungsverfahren 6.2 Qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring 6.3 Sozialwissenschaftliche hermeneutische Paraphrase 1

1. Lieber ein Glas Bordeaux trinken als zwei Liter Lambrusco? Der auf den ersten Blick etwas unwissenschaftlich wirkende Vergleich von Weinsorten dient dazu einen Zugang zu den unterschiedlichen Forschungsweisen darzustellen. Wenn Ihr die Begriffe Bordeaux und Lambrusco hört, so verbindet Ihr damit eine Wertung in guten oder schlechten Wein: Bordeaux steht für teure Weine, für lange Lagerungsfähigkeit, für das gute Leben in Frankreich, also für einen qualitativ hochwertigen Wein. Lambrusco hingegen steht für einen Massen Wein der eher der Pizza Lieferung beigefügt wird, und nicht unbedingt einen exquisiten Lebensstil vermuten lässt. Beides sind sicherlich trinkbare Weine, aber Qualität und Quantität sind im Geschmack nicht zu vergleichen. Womit die Begriffe Qualität und Quantität zum ersten Mal Eingang in diese Abhandlung gefunden haben. Die Auswahl der Weine hängt von der Zielsetzung des Trinkers und der jeweiligen Situation ab, in der sich der Trinker befindet. Auf einer Party wird der Gastgeber sicherlich nicht 10 Flaschen eines zwanzig Jahre alten Bordeaux zum betrinken reichen... Die Frage, wann wir in der Sozialforschung quantitative oder qualitative Methoden einsetzen ist ebenso ziel- und situationsabhängig. Sinn dieser Abhandlung kann es daher nicht sein, den wissenschaftstheoretischen Diskurs im Sinne einer Wertung desselben durchzuführen. Vielmehr geht es uns darum, die unterschiedlichen Positionen qualitativer/ quantitativer Sozialforschung aufzuzeigen. 2

Dies geschieht zu einem indem die wissenschaftstheoretische Grundorientierung beider Richtungen ansatzweise skizziert wird. Zum zweiten wird exemplarisch der forschungslogische Ablauf, d.h. wie sich aus den unterschiedlichen Grundorientierungen die praktische Sozialforschung ergibt, aufgezeigt. Zum guten Schluss wird versucht einen großen Bogen zu schlagen. Ohne auf die qualitativen Datenerhebungsverfahren eingehen zu können, werden sofort die Aufbereitungs- als auch die Auswertungsverfahren dargestellt. 2. Definitionen In jeder halbwegs gelungen wissenschaftlichen Arbeit ist es notwendig einen vertiefenden Einblick in die jeweilige Materie mittels einiger Definitionen herzustellen. Wir befinden uns in dem Seminar Einführung in die empirische Sozialforschung im Fach Soziologie. Die Soziologie, als Teilwissenschaft der Sozialwissenschaften ist die Wiss. von der Gesellschaft, ihren Formen, Gesetzlichkeiten und ihrer Entwicklung. Die empirische Sozialforschung versucht Forschungshypothesen durch Ansammeln von Tatsachenmaterial ( Erhebungen, Gruppenexperimente ) zu untermauern. 1 Den Begriff Quantität definiert der Brockhaus wie folgt: Quantität die, Menge, Größe; 2. Nun muss noch der der Begriff Qualität definiert werden: Qualität die, Güte, Beschaffenheit; 3 Schon anhand dieser Definitionen lässt sich ein Unterschied zwischen den beiden Traditionen herauskristallisieren: 1 Zit. aus: Brockhaus in einem Band ;9.Auflage; Brockhaus Verlag Leipzig; 2000; Seite 852 2 Zit. aus: Brockhaus in einem Band ;9.Auflage; Brockhaus Verlag Leipzig; 2000; Seite 727 3 Zit. aus: Brockhaus in einem Band ;9.Auflage; Brockhaus Verlag Leipzig; 2000; Seite 727 3

Während sich die quantitative Sozialforschung eher mit großen Stichproben beschäftigt, so wird sich die qualitative Sozialforschung eher mit einer kleineren Stichprobe befassen. Diese zunächst offensichtlichen Unterschiede werden nun im folgenden Kapitel noch weiter ausgeführt 3. Grundorientierung der einzelnen Richtungen 4 3.1 Quantitative Sozialforschung Wie schon in der Einleitung beschrieben beinhaltet der Begriff Quantität keine Beurteilung der Qualität der Forschungsleistung. Vielmehr hat die Quantitative Sozialforschung eine andere wissenschaftliche Grundorientierung. Diese Grundorientierung ist naturwissenschaftlich. Um eine Grundorientierung zu begründen benötigt eine Wissenschaft eine wissenschaftstheoretische Haltung. Aus dieser wissenschaftstheoretischen Position, auch metatheoretischen Position genannt, lässt sich erklären warum die quantitative Sozialforschung ihre Forschungswerkzeuge entwickelt hat. Eine Metatheoretische Ebene der quantitativen Sozialforschung ist unter anderen die des Kritischen Rationalismus. Im Folgenden soll diese Positionen kurz dargestellt werden 3.1.1 Kritischer Rationalismus Popper beschreibt die Wissenschaft in einem Zitat wie folgt: Wissenschaft baut nicht auf Felsengrund. Es ist eher ein Sumpfland, über dem sich die kühne Konstruktion ihrer Theorien erhebt; sie ist ein Pfeilerbau, dessen Pfeiler sich von oben her in den Sumpf senken - aber nicht bis zu einem 'gegebenen' Grund. Denn nicht deshalb hört man auf, die Pfeiler tiefer hineinzutreiben, weil man auf eine 4 vgl. im folgenden Lamnek 1995 Seite 258 4

feste Schicht gestoßen ist: wenn man hofft, daß sie das Gebäude eines Tages tragen werde, beschließt man, sich vorläufig mit der Festigkeit der Pfeiler zu begnügen" 5. Für Popper ist der Mensch ein rationales Wesen. Die Gesetzte der Logik gelten für ihn genauso wie für alles Leben auf der Erde und sind damit im Popperschen Sinne objektive Strukturen der Welt. Eine gesicherte Wahrheit ist für Menschen nach Popper unerreichbar, die Möglichkeit eines Irrtums bleibt immer bestehen. Es wird jedoch versucht sich der Wahrheit anzunähern, um die Welt immer besser erklären zu können. Die Idee der objektiven, wenn auch nicht vollständig erkennbaren Wahrheit ist zentral für den Ansatz von Popper. Der Versuch, der Wahrheit näher zu kommen ist damit Ziel der Wissenschaft. Die Aussagen einer empirischen Wissenschaft, ihre Hypothesen und Theorien, müssen nach Popper an der Erfahrung scheitern können also falsifiziert werden. Es handelt sich bei den Ergebnissen der Wissenschaft um empirisch überprüfbare bzw. bereits möglichst mit Erfolg streng geprüfte Aussagen, um empirisch bewährte universelle Theorien. 3.2 Qualitative Sozialforschung Die qualitative Sozialforschung hat eine geisteswissenschaftliche Grundorientierung. Als eine wissenschaftstheoretische Haltung wird die Phänomenologie und die Hermeneutik dargestellt. 3.2.1. Phänomenologie Die Phänomenologie ist keine identische, klar abgegrenzte wissenschaftliche Fachrichtung. Lamnek beschreibt zum einem die Phänomenologie als eine streng philosophische Phänomenologie, die sich als die Philosophie überhaupt versteht und bis zur angewandten Phänomenologie in den Geistes und Sozialwissenschaften 6 reicht. 5 Popper, Logik der Forschung, 1982, Seite 75 5

Edmund Husserl der Entwickler der Phänomenologie beansprucht im Gegensatz zu den positivistischen Wissenschaften zu denen auch der kritische Rationalismus Poppers gehört, eine absolut sichere Basis für alle anderen Wissenschaften zu sein. Sie strebt nach letzter Klarheit, ihre Aufgabe besteht darin Phänomene so zu erfassen wie sie sind und nicht, wie sie uns aufgrund von Vorurteilen oder Theorien erscheinen 7 Der Philosoph Heidegger beschreibt die Phänomenologie als Das was sich zeigt, so wie es sich von ihm selbst her zeigt, von ihm selbst her sehen lassen. Phänomene, daher der Begriff der Phänomenologie, sind Erscheinungen. Diese beinhalten keine Theorie die anhand von Hypothesen widerspruchsfrei belegt werden müssen. Es geht darum, zu den Dingen an sich vorzudringen. Das zu untersuchende Objekt wird zum Phänomen. Es existieren keine Gesetze der Logik als objektive Strukturen der Welt. Vielmehr schafft die subjektive Wahrheit des Menschen die Wirklichkeit. 8 3.2.2. Hermeneutik: Gegenstand der Hermeneutik ist die Auslegung menschlicher Lebensäußerungen 9. Dabei nimmt der Begriff des Verstehens eine zentrale Rolle ein. Verstehen ist das Erkennen eines Inneren an dem Äußeren eines Zeichens 10 Dabei spielt das Sinn- Verstehen also das Suchen nach der Sinnhaftigkeit der Dinge die bedeutendste Rolle. Die hermeneutische Theorie will nicht das Weltganze und auch nicht die Individualität einzelner Menschen komplett erfassen. Es geht vielmehr um ein 6 vgl. Lamnek 1995 Seite 58 7 vgl. Lamnek ;1995; S. 59 / 60 8 vgl. Lamnek ;1995; S. 259 9 vgl. Lamnek, 1995; S.87 10 Dilthey, 1957 6

wirkliches Erleben, Erfahren, Ausdrücken und Verstehen und die Wechselwirkung zwischen diesen Komponenten. 11 4. Forschungslogik Quantitative Sozialforschung Qualitative Sozialforschung Forschungslogik Erklären Verstehen deduktiv induktiv objektiv subjektiv Generalisierung Typisierung Replizierbarkeit Singularität Distanz Identifikation Zweck Sozialforschung zum Zwecke der Theorieüberprüfung Sozialforschung als Instrument der Theorieentwicklung Forschungs- Interesse Theoretisches und technologisches Interesse Kritisch-emanzipatorisches, praktisches Erkenntnissinteresse 5. Aufbereitungsverfahren qualitativer Datensammlung Wie im vorangegangen Absatz beschrieben ist ein deutlicher Unterschied zwischen beiden Forschungsrichtungen deutlich geworden. Ohne hier und jetzt auf die Aufbereitungsverfahren in der quantitativen Aufbereitungsverfahren eingehen zu wollen ist eine exakte Aufbereitung des Materials ist deshalb in der qualitativen Sozialforschung von immenser Bedeutung., 11 vgl. Hermeneutischer Zirkel nach Dilthey 7

weil die exakte und angemessene Deskription Anliegen der qualitativen Sozialforschung ist. Die erhobenen Daten müssen festgehalten, aufgezeichnet, aufbereitet und geordnet werden. Ohne eine exakte Vorgehensweise in diesen Bereichen kann die interessanteste Forschung zunichte gemacht werden. Für die untenstehenden Punkte werden nun einige Techniken aufgezeigt, die einer Gegenstandsbezogenen Beschreibung dienlich sind. 5.1 Wahl der Darstellungsmittel Das Hauptdarstellungsmittel des Forschers ist die geschriebene Sprache. dennoch steht eine Fülle weitere Mittel zur Verfügung, die kreativ einsetzbar sind. Zwei Richtlinien für die Wahl der Darstellungsmittel sind dabei maßgeblich: Zum einen müssen die Darstellungsmittel dem Gegenstand angemessen sein: Zum Beispiel lassen sich komplizierte Sinnzusammenhänge im direkten Zitat gut darstellen. Fotos dienen bei Situationsanalysen, Handlungszusammenhängen oder wenn es um emotionale Aspekte geht einer geeigneten Untermauerung. Wenn das Material gut zu ordnen ist, empfiehlt sich auch eine graphische Darstellung in beispielsweise Tabellen. Zum zweiten ermöglicht eine kreative, vielfältige Kombination der Darstellungsmittel ein leichteres Verständnis und eine effektivere Auswertung. Eine besondere Methode graphischer Darstellungen liegt dann vor, wenn die Beforschten selbst zu ihr greifen, etwa bei der Aufzeichnung ihrer Einschätzungen in eine Kurve im Rahmen der Lebenslinientechnik. Hier verwischen die Bereiche Datenerhebung und Aufbereitung. Im Folgenden werden einige Darstellungsmittel aufgelistet: 12 schriftlicher Text 8

audio-visuelle Darstellung o Bildmaterial o Filmmaterial o Tonbandmaterial Graphische Darstellung: o Tabelle: das Material wird in bestimme Kategorien eingeordnet o Prozessmodell: Abläufe werden in Einheiten zerlegt o Kontextmodell: Zuordnung der Gegenstände zu unterschiedlichen Kontextmerkmalen o Strukturmodell: Systematisches in Verbindung setzen der Gegenstände 5.2 Transkription Wenn gesprochene Sprache verschriftlicht wird, spricht man von Transkription. Transkriptionen sind häufig sehr aufwendig, bilden jedoch die Basis für eine exakte Auswertung. 5.2.1 wörtliche Transkription Hier erfolgt eine vollständige Texterfassung. Dabei gibt es unterschiedliche Vorgehensweisen zu transkribieren. Die genauste Form stellt die Nutzung des internationalen Phonetischen Alphabets dar, mit dem Dialekte und Besonderheiten der gesprochenen Sprache am besten vermittelt werden können. Jedoch sind solche Texte schwer zu lesen und oft spielt der Dialekt keine entscheidende Rolle. Dialekte können aber auch in literarischer Umschreibung niedergeschrieben werden. Wenn die inhaltliche Ebene im Vordergrund steht wird der Text in normales Schriftdeutsch übertragen, wobei Satzbaufehler bereinigt und der Stil somit geglättet wird. 12 vgl Mayring, 1999, S. 67 9

5.2.2 kommentierte Transkription Bei der kommentierten Transkription werden wichtige Informationen, die über das Wortprotokoll hinausgehen, ebenfalls erfasst. das sind zum Beispiel: Sprachpausen, Senken des Stimme, Frageintonation, Lachen, schnelles Reden. Die Kommentierung kann im Text erfolgen, was aber auf Kosten der Lesbarkeit geht, oder in einer weiteren Spalte separat neben dem Text stehen. 5.3. Protokolle Die beiden folgenden Protokolltechniken zeigen auf, wie sich die Materialfülle bei der Aufarbeitung sinnvoll reduzieren lässt. 5.3.1 zusammenfassendes Protokoll Als Technik der Zusammenfassung des Protokolls bietet sich die qualitative Inhaltsanalyse an. Somit werden die Zusammenfassungen nicht dem Zufall überlassen sondern können kontrolliert methodisch erfolgen. Dabei wird das Allgemeinheitsniveau des Materials vereinheitlicht und schrittweise höher gesetzt. 13 Man bedient sich bei der Verallgemeinerung 6 Elementen zur Reduktion des Materials: Auslassen: jede Aussage, die an mehreren Stellen bedeutungsgleich auftritt, wird ausgelassen Generalisieren: Aussagen(entspr. Propositionen), die durch übergeordnete Aussagen bereits impliziert sind, werden durch diese ersetzt Integration: Eine Aussage, die in einer anderen Aussagenkonstruktion aufgeht, kann weggelassen werden. 13 vgl. Mayring, 1999, S. 73 10

Selektion: zentrale Aussagen werden unverändert beibehalten, da sie wesentliche Textbausteine darstellen Bündelung: Inhaltlich zusammengehörende, im Text aber weit verstreute Aussagen, werden zusammengefasst. Konstruktion: aus mehreren Aussagen wird eine globale Aussage zusammengefasst Mit dieser Technik lassen sich große Materialmengen bearbeiten. Sie ist allerdings nur zu verwenden, wenn man an der inhaltlich-thematischen Seite interessiert ist und weniger an emotionalen Aspekten 5.3.2 selektives Protokoll Bei dieser Protokoll Technik wird anhand von vorher gewählten Kriterien einige nicht notwendige Aspekte weggelassen. 5.4. Konstruktion deskriptiver Systeme 14 Diese Technik ist am ehesten im Bereich der Auswertung anzusiedeln. Bei der Erstellung deskriptiver, d.h. beschreibender Systeme, wird das Material unterschiedlichsten Überschriften zugeordnet. Diese werden Kategorien zugeordnet. Diese Kategorien werden theoriegeleitet am empirischen Material überprüft. 11

6.2 Auswertungsverfahren Bei der Vorstellung der Auswertungsverfahren wird hauptsächlich Bezug genommen auf Mayrings Einführung in die qualitative Sozialforschung (1999). Mayring stellt sieben Auswertungsverfahren vor, um einen Überblick über die Bandbreite moderner qualitativer Forschung zu geben. Die Bandbreite der vorgestellten Verfahren reicht von strukturierten bis zu weniger strukturierten Vorgehensweisen. Im Folgenden werden zwei Verfahren exemplarisch ausführlicher dargestellt, die restlichen werden nur kurz umrissen. Generell ist zu bemerken, dass die qualitativen Analyseansätze nicht nur isoliert gesehen werden sollten, sondern miteinander kombinierbar sind. Wichtig ist, dass die Zusammenstellung des Analyseinstrumentariums auf den Gegenstand der Untersuchung bezogen sein muss und nicht durch persönliche Vorlieben vorbestimmt werden sollte. 6.1 Verfahrensüberblick 6.1.1 Gegenstandsbezogene Theoriebildung Die gegenstandsbezogene Theoriebildung ist ein Vertreter der unstrukturierten Auswertungsverfahren. Von der Vorgehensweise her, werden schon während der Datensammlung Hypothesen oder theoretische Konzepte entwickelt und verknüpft, so dass sich Erhebung und Auswertung der Daten überschneiden. Die Konzeptbildung findet also während der Datenerhebung statt, so dass sich ein theoretischer Bezugsrahmen herauskristallisiert, der schrittweise vervollständigt wird. Wenn der theoretische Rahmen aussagekräftig genug ist, kann die Datenerhebung abgebrochen werden. Bsp.: Untersuchung von Arbeitslosen in einem österreichischen Dorf Während der Datenerhebung fiel in allen untersuchten Feldern (Kultur, Politik, Arbeitssuche) eine vorherrschende Müdigkeit und Interesselosigkeit auf. Das sich daraus ergebende theoretische Konstrukt sagte folgendes aus: Trotz Arbeitslosigkeit im Sinne von nicht beschäftigt sein herrscht Energielosigkeit vor. 12

Solche Konstrukte können verfeinert und mit weiteren Konstrukten verknüpft werden. Zur Anwendung kommt die gegenstandsbezogene Theoriebildung besonders bei der teilnehmenden Beobachtung, vor allem, wenn der zu erforschende Bereich noch unerforscht ist. 6.1.2 Phänomenologische Analyse Bei dem Verfahren der Phänomenologischen Analyse werden Phänomene aus der Sicht des betroffenen Subjektes beschrieben. Anschließend wird versucht, das Phänomen auf seine wesentlichen Kernaussagen zu reduzieren. Bsp.: Befragung zum Erleben der Wochenbettdepression Im Verlauf der Auswertung kam es zur Reduktion auf folgende Aussagen als wesentliche Elemente: Einsamkeit Zwangsvorstellung, eine schlechte Mutter zu sein Angst, Schuldgefühle Konzentrationsunfähigkeit Unsicherheit 6.1.3 Objektive Hermeneutik Mittels der Objektiven Hermeneutik sollen zum Einen subjektive Bedeutungen erfasst werden, um dann die dahinter liegenden objektivierbaren Sinnstrukturen zu erkennen. Um das zu erreichen wird in einem aufwändigen Verfahren schrittweise ein systematischer Vergleich von möglichen und tatsächlichen Bedeutungsinhalten des vorliegenden Materials vorgenommen. Das Material wird zu diesem Zweck zerlegt und die einzelne Handlung in gedachte andere Kontexte eingebunden. Aus diesen anderen Kontexten, in die diese Handlung ebenfalls passen würde, wird auf allgemeine Struktureigenschaften für den Kontext dieser Handlung gefolgert. Als letzten Schritt kommt es zu einer allgemeinen Aussage über die Struktur für diesen Handlungskontext. 13

Wegen des aufwändigen Verfahrens ist die Technik der Objektiven Hermeneutik nur geeignet, um kleine Materialausschnitte zu bearbeiten und mit erheblichem Ressourceneinsatz verbunden. 6.1.4 psychoanalytische Textinterpretation Mit Hilfe der psychoanalytischen Textinterpretation soll mit psychoanalytischen Mitteln das Material analysiert und verdrängte Gehalte freigelegt werden. In der Anwendung ist man an den vorgegebenen Theoriehintergrund der Psychoanalyse gebunden. Die Fragestellung muss demzufolge in diesen Zusammenhang passen. 6.1.5 typologische Analyse Im Rahmen der typologischen Analyse werden vorher Kriterien festgelegt, nach denen die Bestandteile aus dem Text herausgefiltert werden, die ihn besonders charakterisieren. Mit Hilfe der typologischen Analyse kann man Ordnung in eine große Menge exploratives Material bringen und trotzdem einen Fall detailliert beschreiben. 6.2 Qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring Bei der Qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring handelt es sich um ein strukturiertes Verfahren der Auswertung. Wichtig ist hierbei die systematische Vorgehensweise nach der das vorliegende Material bearbeitet wird. Das Material wird im Vorfeld zergliedert und dann bearbeitet, in dem ein Kategoriensystem theoriegeleitet am Material entwickelt wird, wobei die Analyseaspekte vorher festgelegt werden. An dieser Stelle soll noch eine Begriffsklärung erfolgen: Der Begriff Kategorie kommt aus dem Griechischen und bedeutet Grundaussage oder allg.: Typ, Klasse, Sorte. 15 15 Zit. aus: Meyers grosses Taschenlexikon1992, S.212 14

Der Begriff abstrakt kommt aus dem Lateinischen und bedeutet: von sinnlich wahrgenommenen lösen, unanschaulich, theoretisch 16. Eine Paraphrase ist eine Formulierung, die anstelle des ursprünglichen Materials stehen kann. Die qualitative Inhaltsanalyse wurde im Rahmen eines größeren Forschungsprojektes an transkribierten Protokollen offener Interviews erarbeitet. Bei dem Forschungsprojekt handelte es sich um eine Untersuchung der Situation arbeitsloser Lehrer. Es wurden 75 Lehrer über ein Jahr hinweg sieben mal interviewt. In diesem Zusammenhang hat Mayring folgendes Ablaufmodell bei inhaltsanalytischem Vorgehen entwickelt. 17 Stufe 1: Festlegung des Materials, das analysiert werden soll: Auswahl der Textstellen, in denen sich der Befragte auf die Forschungsfrage bezieht Stufe 2: Analyse der Entstehungssituation: Informationen über den Entstehungszusammenhang des Interviews sammeln Stufe 3: Untersuchung der formalen Characteristika des Materials: in welcher Form liegt das Material vor? Wie wurde transkribiert? Stufe 4: Bestimmung der Richtung der Analyse: auf welchen Gegenstand soll sich die Analyse richten? Stufe 5: Differenzierung der Fragestellung anhand des theoretischen Hintergrundes. Anbindung der Fragestellung der Analyse an die Ergebnisse der bisher erfolgten Forschung 16 zit.aus: Meyers grosses Taschenlexikon 1992, S. 46 17 vgl. Lamnek, 1995, S. 207ff. 15

Stufe 6: Bestimmung der anzuwendenden Analysetechnik: Auswahl aus drei Verfa Stufe 7: Definition der Analyseeinheit: Bestimmung der Textteile, die ausgewertet werden sollen Festlegung der Beschaffenheit einer Phrase, die als Kategorie fungieren soll Definition des Begriffes Kategorie in diesem Zusammenhang: Merkmale des Textes, die der Forscher ermittelt hat, um den Text zu beschreiben 18 Stufe 8: Analyse des Materials. hier werden drei Grundformen unterschieden: 8.1 Zusammenfassung: Das Ziel der zusammenfassenden Analyse ist es, das Material auf seine wesentlichen Inhalte zu reduzieren mit dem Ergebnis eines überschaubaren, abstrakten Textes. Dieses Ziel wird erreicht, in dem das Material paraphrasiert und über Auslassung, Generalisierung, Konstruktion, Integration, Selektion und Bündelung reduziert wird. Auslassung: nicht inhaltstragende Textteile streichen Generalisierung: inhaltstragende Teile auf eine einheitliche Sprachebene übersetzen und in grammatikalische Kurzform bringen, dann die Gegenstände der Paraphrasen generalisieren und auf die definierte Abstraktionsebene bringen Bündelung: Zusammenfassen von Paraphrasen mit ähnlichen Aussagen Selektion: bedeutungsgleiche Paraphrasen streichen Konstruktion, Integration: zusammenfassen von Paraphrasen mit unterschiedlicher Aussage zu einem Gegenstand oder mit gleichen Aussagen zu unterschiedlichen Gegenständen Anschließend werden die neuen Paraphrasen zu einem Kategoriensystem zusammengefasst. Das Kategoriensystem wird am Ausgangsmaterial überprüft und evtl. überarbeitet. 18 vgl. Lamnek 1995, S.208 16

8.2 Explikation Mit Hilfe der Explikation sollen fragliche und unverständliche Textteile erläutert werden. Hierzu wird weiteres Material zur Erklärung an die betreffenden Aussagen herangetragen. Zuerst wird die zu erklärende Textstelle bestimmt und versucht über lexikalische oder grammatikalische Prüfung zu klären. Danach wird festgelegte woher das zusätzliche Material stammen soll. Hier gibt es die Möglichkeit den direkten Textkontext hinzuzuziehen oder über den weiteren Textkontext eine Klärung zu finden, z.b. über Verfasser, Adressaten, kulturelles Umfeld. Aus dem zugefügten Material wird eine Paraphrase entwickelt, die dem Text statt der ursprünglichen Fassung zugefügt wird. Diese wird im Textkontext überprüft. 8.3 Strukturierung Die strukturierende Analyse soll eine bestimmte Struktur des Materials herausfiltern 19 oder unter vorher festgelegten Ordnungskriterien einen Querschnitt durch das Material zu legen oder das Material aufgrund bestimmter Kriterien einzuschätzen. 20 Zuerst werden die Merkmale festgelegt, nach denen das Material strukturiert werden soll, z.b. Formalien, Inhalt, bestimmte Typen, Skalen. Danach werden Kategorien definiert und für jede Kategorie ein typisches Beispiel formuliert, die sogenannten Ankerbeispiele. Um eine eindeutige Zuordnung der Textteile zu den Kategorien zu ermöglichen müssen Kodierregeln aufgestellt werden. Diese regeln die Abgrenzung zwischen den einzelnen Kategorien. Das erstellte System muss ebenfalls im Materialdurchlauf überprüft werden. Für die Erstellung von Kategorien gibt es folgende Regeln: sie sollten erschöpfend sein sie sollten sich gegenseitig ausschließen der Abstraktionsgrad der Kategorien sollte zu dem untersuchten Gegenstand und der Fragestellung passen 19 Zit aus:mayring, 1999, S.75 17

Stufe 9: Interpretation Die Ergebnisse der Analyse werden auf dem Hintergrund der vorhandenen theoretischen Erkenntnisse bewertet. Über eine fallübergreifende Generalisierung des Einzelfalles durch den Forscher kommt es zu einer Gesamtdarstellung typischer Fälle. Allgemein ist zu bemerken, dass mit Hilfe der qualitativen Inhaltsanalyse große Mengen an Material bewältigt werden können. 6.3 Sozialwissenschaftlich- hermeneutische Paraphrase Die sozialwissenschaftlich - hermeneutische Paraphrase soll als ein Vertreter der wenig strukturierten Verfahren hier näher erläutert werden. Über eine hermeneutische Vorgehensweise soll durch dieses Verfahren die subjektive Perspektive des Befragten/Beobachteten erarbeitet werden. Der Begriff der Hermeneutik wurde im ersten Teil dieses Referates bereits vorgestellt. Im Bezug auf dieses Verfahren soll er das Vorverständnis, mit dem die Deutung vorgenommen wird deutlich machen. Die Forscher bringen ihren gesamten Hintergrund, ihre persönlichen Erfahrungen, ihr Alltagsverständnis und ihr theoretisches Wissen in die Analyse ein. Diese sollen im Analyseprozess schrittweise verändert werden. Der Begriff sozialwissenschaftlich bedeutet in diesem Zusammenhang, dass das Hauptaugenmerk der Analyse auf der sozialen Eingebundenheit der Subjekte liegt. Im Analyseverfahren legen mehrere Forscher nach einer ersten Lesung des Materials eine vorläufige Deutung vor. Diese wird im Plenum begründet und diskutiert. In der folgenden Überarbeitung werden die Faktoren, welche die Interpretationen beeinflusst haben, systematisiert und gewichtet. Aus der entwickelten Fassung sollten die Kernaussagen identifiziert werden können, die dann mit dem Beobachteten/ Interviewten selbst kommuniziert und überprüft werden. 20 Zit. aus: Mayring, 1999,S.53 18

Diese Technik der Analyse ist geeignet für eine detaillierte Textinterpretation von offenem, wenig strukturiertem Material. Literatur: Brockhaus, Lexikon in einem Band, Leipzig 2000: Brockhaus Verlag, 9. Auflage Dilthey, W., Die Entstehung der Hermeneutik in: Gesammelte Schriften V, Stuttgard/Göttingen 1957, 2. Auflage Lamnek, S., Qualitative Sozialforschung Band 2, Weinheim: Beltz, Psychologie Verlags Union 1995, 3. Auflage Mayring, P., Einführung in die qualitative Sozialforschung, Weinheim: Psychologie Verlags Union 1999, 4. Auflage Meyers großes Taschenlexikon, Mannheim/Leipzig/Wien/München 1992,4.Auflage Popper, K.R., Logik der Forschung, Tübingen 1984, 8. Auflage Rennen-Althoff,B.; Schaeffer,D., Handbuch Pflegewissenschaft, Weinheim/München 2000 19

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