Krise, Umbau und Zukunft des Sozial-Staats

Ähnliche Dokumente
Das Wahl-Programm der SPD für die Bundestags-Wahl in Leichter Sprache

Kurz-Wahl-Programm. in Leichter Sprache. Anmerkung: Das sind wichtige Dinge. aus dem Landtags-Wahl-Programm. in leichter Sprache.

Kurz-Wahl-Programm in leichter Sprache

Gesundheit und Pflege gerecht finanzieren

Für einen linken Feminismus

Gut für alle. Gerecht für alle. Frieden für alle.

IG Metall Deine Stimme für ein Gutes Leben

In welcher Gesellschaft leben wir?

Unser Nordrhein-Westfalen. Das Wahl-Programm der SPD für die Landtags-Wahl in Leichter Sprache

Kurz-Wahl-Programm in leichter Sprache

Das Regierungs- Baden-Württemberg leben

Landesamt für Soziales und Versorgung Brandenburg

Kurz-Wahl-Programm in leichter Sprache

»100 Prozent sozial«für eine inklusive Gesellschaft ohne Hindernisse!

Diese Sachen will DIE LINKE machen! Damit die Zukunft für alle Menschen besser wird

Armut und Behinderung: Menschen mit Behinderungen müssen vor Armut geschützt werden.

Das Kurzwahl-Programm von der Partei DIE LINKE in Leichter Sprache

wenig haben. für die Land-Tags-Wahl 2018 für die Landtagsund Bezirkswahlen 2018 in Bayern. in leichter Sprache Spenden

Nur mit uns: Frieden, soziale Gerechtigkeit und Demokratie. Die Fraktion DIE LINKE im Bundestag stellt sich in leichter Sprache vor.

Auf Lesbarkeit geprüft von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Westfalenfleiß ggmbh, Münster

#UNSERBREMEN KANNMEHR WAHLPROGRAMM 2019 DER CDU BREMEN IN LEICHTER SPRACHE.

Das neue Budget für Arbeit.

Der Antrag für Grund-Sicherung

Text zur Rede von Sabine Zimmermann über den Armuts- und Reichtums-Bericht

WAHLPROGRAMM. zur Landtagswahl von der SPD Nordrhein-Westfalen. Das wollen wir in den Jahren 2017 bis 2022 tun. Zusammenfassung in Leichter Sprache

Das Kurz-Wahl-Programm für die Europa-Wahl in Leichter Sprache

Der Antrag für Grund-Sicherung. Wichtige Informationen in Leichter Sprache

Informations-Blatt in leicht verständlicher Sprache zu den Themen:

Reha: So wird Ihr Kind wieder gesund

Positions-Papier. Inklusion in der beruflichen Bildung. in Leichter Sprache. 28. Mai 2014

Zusammen-Fassung vom Rechts-Gutachten über das Verfahren zur Beantragung von speziellen Hilfen.

Regierungs-Programm von CDU und CSU für die Jahre 2017 bis In Leichter Sprache

Regierungs-Programm von CDU und CSU für die Jahre 2017 bis In Leichter Sprache

Diakonie-Charta für ein Soziales Europa. in Leichter Sprache

Gleiche Rechte und Hilfen für alle Menschen mit Kinder-Wunsch

Macht mehr möglich. Der Grüne Zukunfts-Plan für Nordrhein-Westfalen. Das Wahl-Programm von BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN

Das Persönliche Budget leicht erklärt. Selbstbestimmt Leben mit dem Persönlichen Budget.

Mitreden und selbst bestimmen. NRW macht die Gesundheits-Versorgung besser.

Wir haben viele neue Ideen: Das wollen wir in den nächsten 4 Monaten machen

Das Leitbild der Lebenshilfe Schwabach Roth e.v. Wer sind wir?

POLITISCHE KULTUR ANHANG IM FREISTAAT THÜRINGEN. Ergebnisse des Thüringen-Monitors Michael Edinger Andreas Hallermann Karl Schmitt

TNS Infratest MetallRente Jugend, Vorsorge, Finanzen Sozialforschung

Wahl-Programm im Leichter Sprache. Am 28. Oktober 2018 ist die Landtags-Wahl in Hessen. Wählen Sie die SPD. Mit beiden Stimmen.

Die Wirtschafts-Krise in Europa ist für Jugendliche besonders schlimm.

Der Grüne Zukunfts-Plan für Nordrhein-Westfalen

Parlamentarischen Abend 2010 der Bundesvereinigung Lebenshilfe

WIR MÜSSEN ETWAS FÜR EUROPA TUN. AM 26. MAI IST DIE EUROPA-WAHL.

Erklärung zum Formular: Antrag für einen Unterhalts-Vorschuss Erklärung

Beispiel: Ich möchte Arbeit finden.

Das Persönliche Budget

Die Europäische Union will etwas gegen Schwarz-Arbeit machen.

So machen wir Europa sozial

Parlamentarischer Abend 2019 der Bundesvereinigung Lebenshilfe

DAS GRÜNE WAHLPROGRAMM BREMEN 2011.

Sie bekommen ein Kind Sie haben ein Kind

7 Forderungen an die Politiker für die Bundestags-Wahl 2017 vom Bundes-Verband Caritas Behinderten-Hilfe und Psychiatrie e.v.

Das Persönliche Budget Leicht erklärt. Selbstbestimmtes Leben mit dem Persönlichen Budget

Zusammenfassung von der Elternbroschüre: Für Ihr Kind die katholische Kindertageseinrichtung. in Leichter Sprache

> Wer wir sind > Was wir machen > Wo Sie uns finden

AM 24. SEPTEMBER IST DIE WAHL ZUM DEUTSCHEN BUNDES-TAG.

10 Vorurteile über Flüchtlinge

Wie bekommen Sie die Hilfe, die Sie brauchen?

100% SOZIAL. Auch nach der Wahl. DIE LINKE. Unser Wahl-Programm in Leichter Sprache. Für einen Politik-Wechsel für Hessen. Seite 1

UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen: Menschen-Rechte für behinderte Frauen, Männer und Kinder auf der ganzen Welt

Persönliches Budget für Menschen mit Behinderung in Leichter Sprache. Persönliches Geld für Menschen mit Behinderung.

Denken wir neu. in einfacher Sprache. Zusammenfassung vom Wahlprogramm der FDP

Was die Steuer-Verwaltung Hamburg macht

Wien, Das Persönliche Budget Was es ist und wie es geht

Europawahl 2019 Wahlprogramm in einfacher Sprache. Seite 1.

Betreuungs-Vertrag. für das ambulant Betreute Wohnen für Menschen mit einer geistigen Behinderung. Erklärung in Leichter Sprache

Eva Douma: Die Vorteile und Nachteile der Ökonomisierung in der Sozialen Arbeit

Rede von Barbara Stamm in Leichter Sprache. Präsidentin vom Bayerischen Landtag Vorsitzende vom Landesverband der Lebenshilfe Bayern

Das Eingangs-verfahren und der Berufs-bildungs-bereich

Jeder in der Europäischen Union hat das Recht auf ein Basis-Konto

Zeitung des Projektes Ausgabe Nr. 24, August 2013 Politische Interessenvertretung behinderter Frauen. Leicht gesagt

Parlamentarischer Abend 2014 der Bundesvereinigung Lebenshilfe

Ihr Recht auf gute Verwaltung

Bericht an den Bundes-Behinderten-Beirat

zur Bundestags-Wahl 2017 Wahl-Prüfsteine von der Lebenshilfe Übersetzung in Leichte Sprache

Nachricht von Martin Hagen

Werkstatt-Rat und Arbeits-Schutz

Wie bekomme ich Leistungen zur Teilhabe? Neue Regelungen nach dem Bundes-Teilhabe-Gesetz

1 Die Infos im Sozial-Kompass Europa. Die Infos im Sozial-Kompass Europa. Der Sozial-Kompass Europa

Jeder Mensch darf Kinder haben. Sie bekommen ein Kind. Sie haben ein Kind. Dieses Geld können Sie bekommen. Leichte Sprache

Das Wahl-Programm der SPD für die Bundestags-Wahl in Leichter Sprache

Landesaktionsplan Schleswig-Holstein

Kurz-Wahl-Programm 2013 in leichter Sprache 10 Punkte für mehr soziale Gerechtigkeit

Die Stiftung Lebenshilfe Weimar /Apolda

Diakonie Standortbestimmung und Herausforderung

Wie bekommen Sie die Hilfe, die Sie brauchen?

Aktions-Plan Inklusion der Stadt Trier TRIER WIRD. Ein Plan für die Rechte von Menschen mit Behinderung. in Leichter Sprache.

Satzung für den Behinderten-Beirat der Stadt Fulda - Übersetzt in Leichte Sprache -

Hinweise zur Schweige-Pflicht-Entbindung

Transkript:

Krise, Umbau und Zukunft des Sozial-Staats Dr. Christoph Butterwegge Professor für Politik an der Uni in Köln. Dieser Text ist eine Zusammen-Fassung in Leichter Sprache. Herr Butterweggge fragt: Welche Probleme hat der Sozial-Staat? Welche Lösungs-Vorschläge gibt es? Und welche Folgen hat das? Welche Probleme hat der Sozial-Staat? Im Fernsehen und in der Zeitung hört man oft, welche Probleme der Sozial-Staat hat, und was man dagegen tun kann. Butterwege erklärt diese Probleme. Und es sagt, warum sie nicht wahr sind. Butterwegge: Krise, Umbau und Zukunft des Sozial-Staates 1

1. Der Sozial-Staat ist zu großzügig. Manche Menschen sagen: Deutschland gibt zu viel Geld aus für arme Menschen. Zum Beispiel: Die Arbeitslosen bekommen zu viel Geld. Butterwege sagt: Deutschland gibt nicht mehr für Soziales aus, als andere Länder auch. Deutschland ist nicht zu großzügig. Deutschland gibt nicht mehr Geld für Arbeitslose aus, als vor 30 Jahren. Deutschland gibt jetzt zwar mehr Euro aus. Aber jetzt gibt es auch viel mehr Arbeitslose, als früher. 2. Leistungs-Mißbrauch Manche Menschen sagen: Die Menschen nutzen den Sozial-Staat aus. Zum Beispiel: Manche Menschen gehen zum Arzt, obwohl sie nicht krank sind. Sie gehen nur deshalb, weil sie nichts dafür bezahlen müssen.butterwege sagt: Ja, manche Menschen nutzen den Sozial-Staat aus. Aber das sind nur sehr wenige. Aber das Fernsehen und die Zeitung berichtet sehr viel darüber. Diese Menschen kosten den Staat nicht viel Geld. Der Staat verliert viel mehr Geld dadurch, dass reiche Menschen zu wenig Steuern bezahlen. Butterwegge: Krise, Umbau und Zukunft des Sozial-Staates 2

3. Es gibt zu viele alte Menschen. Heute werden die Menschen älter als früher. Zum Beispiel, weil es bessere Medizin gibt. Und es werden weniger Kinder geboren. Mehr alte Menschen brauchen aber mehr Pflege und Rente. Und die Pflege und die Renten kosten Geld. Manche Menschen sagen: Die Pflege-Versicherung und die Renten-Versicherung kann das nicht mehr bezahlen. Die Menschen sollen eine private Versicherung bezahlen. Butterwege sagt: Eine private Versicherung können aber nur die reichen Menschen bezahlen. Wenn man sagt: Die alten Menschen kosten uns zu viel Geld. Dann macht man damit die alten Menschen schlecht. Es gibt nicht zu viele alte Menschen. Und es gibt nicht zu wenig junge Menschen. Sondern: Zu wenig Menschen zahlen in die Kassen ein. Wenn mehr Menschen eine richtige Arbeit haben, dann zahlen auch mehr Menschen in die Kasse ein. Also muss man etwas gegen die vielen Arbeitslosen machen. Butterwege sagt: Wenn die reichen Menschen mehr Geld in die Kranken-Kasse bezahlen, dann gibt es auch genug Geld für die Kranken-Kasse. Butterwegge: Krise, Umbau und Zukunft des Sozial-Staates 3

Zum Beispiel: Wer 3.600 Euro im Monat verdient, der zahlt etwa 305 Euro für die Kranken-Kasse. Aber wer 6.000 oder 10.000 Euro und mehr verdient, der zahlt auch nur 305 Euro. 4. Der Sozial-Staat ist schlecht für die Wirtschaft. Viele Menschen sagen: Der Sozial-Staat kostet zu viel Geld. Und der Sozial-Staat ist schlecht für die Wirtschaft. Darum geht es Deutschland schlechter als den anderen Ländern. Wenn Deutschland weniger Geld für Soziales ausgibt, dann geht es der Wirtschaft besser. Butterwegge sagt: Deutschland ist eines der reichsten Länder der Welt. Es ist genug Geld da. Aber das Geld ist ungerecht verteilt. Wenn Deutschland sparen will, dann soll man bei den Reichen sparen. Butterwegge: Krise, Umbau und Zukunft des Sozial-Staates 4

Der Umbau des Sozial-Staates Viele Menschen sagen: Wir müssen etwas ändern. Wir müssen den Sozial-Staat umbauen. Es gibt 2 Vorschläge: 1. Es gibt weniger Sozial-Leistungen: Zum Beispiel: Es gibt weniger Rente. Man bekommt die Rente erst mit 67 Jahren, statt mit 65. Das heißt: Man muss 2 Jahre länger arbeiten, und man bekommt 2 Jahre weniger Rente. 2. Und man soll sich selbst absichern. Man soll eine private Versicherung abschließen. Butterwegge sagt: Das ist kein Umbau. Das ist ein Abriss. Die Zukunft des Sozial-Staates. Welche Folgen hat das? Butterwegge zählt 5 Möglichkeiten auf, was passieren kann. Der Sozial-Staat wird zu einem Wettbewerbs-Staat Es geht nur noch ums Geld. Man fragt nicht mehr danach: Was ist die beste Lösung für die Menschen? Sondern nur: Was ist die billigste Lösung? Butterwegge: Krise, Umbau und Zukunft des Sozial-Staates 5

Der Sozial-Staat wird zum Minimal-Staat. Oft sagt man auch: der schlanke Staat. Es gibt nur noch eine Grund-Versorgung. Das heißt: Der Staat sorgt dafür, dass die Menschen nicht erfrieren und nicht verhungern. Der Sozial-Staat wird zum Kriminal-Staat. Wenn es den armen Menschen noch schlechter geht, dann kann es vielleicht mehr Gewalt geben. Es gibt zum Beispiel Hilfen für Drogen-Abhängige und für arbeitslose Jugendliche. Wenn der Staat diese Hilfen nicht mehr bezahlt, dann gibt es vielleicht mehr Drogen-Abhängige und mehr Gewalt. Dann muss der Staat mehr Geld für Polizei und Gefängnisse ausgeben. Fördern und Fordern Fördern heißt: Der Staat gibt Hilfe. Fordern heißt: Man muss auch selbst etwas tun. Butterwegge sagt: Aber es werden die falschen gefördert und es werden die falschen gefordert. Es werden die falschen gefordert: Man sagt zum Beispiel: Die vielen Arbeitslosen sind selbst Schuld. Wer arbeiten will, der findet auch eine Arbeit. Aber: Es gibt nicht genug Arbeits-Plätze für alle. Butterwegge: Krise, Umbau und Zukunft des Sozial-Staates 6

Es werden die falschen gefördert. Und es wird sehr wenig für die Menschen getan, die es besonders schwer haben. Zum Beispiel: Die Agentur für Arbeit macht viel für arbeitslose Menschen, die eine gute Ausbildung haben. Aber diese Menschen finden auch ohne Hilfe eine neue Arbeit. Aber die Agentur für Arbeit macht wenig für Menschen, die es schwer haben. Bei Langzeit-Arbeitslosen und älteren Menschen sagt man, dass es sich nicht lohnt. Eigen-Verantwortung und Privat-Initiative, Der Sozial-Staat macht nur noch die Grund-Versorgung. Er schützt die Menschen vorm Erfrieren und vorm Verhungern. Wer mehr will, der muss sich selbst darum kümmern. Und wer mehr will, der muss auch mehr bezahlen. Wer nicht mehr bezahlen kann, der braucht private Hilfe. Zum Beispiel von der Familie oder von ehren-amtlichen Helfern. Butterwegge: Krise, Umbau und Zukunft des Sozial-Staates 7