Einführung in das Finanzmarktrecht Exkurs: Der internationale und nationale Handel mit Emissionsrechten

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Transkript:

Einführung in das Finanzmarktrecht Exkurs: Der internationale und nationale Handel mit Emissionsrechten Jonas Prangenberg, MLaw, LL.M. jonas.prangenberg@iwr.unibe.ch Institut für Wirtschaftsrecht Universität Bern

Überblick Das internationale Emissionshandelssystem (Kyoto) Das Schweizer Emissionshandelssystem (CH-EHS) Das EU-Emissionshandelssystem (EU-ETS) Verknüpfung des CH-EHS mit EU-ETS Auswirkung von Finanzmarktregeln auf das Emissionshandelssystem EU (MiFID) CH (FinfraG/FIDLEG) Ausblick 2

Das internationale Emissionshandelssystem 1. Grundstein für ein Emissionshandelssystem 1992: Rio de Janeiro (Klimarahmenkonvention) 1995: «Berliner Mandat» (1. Klimakonferenz) 1996: «Genfer Deklaration» (2. Klimakonferenz) 1997: «Kyoto-Protokoll» vom 11.12.1997 Erstmalig völkerrechtlich verbindliches Abkommen zum Klimaschutz Ratifiziert von 191 Staaten sowie der EU Ratifiziert durch die Schweiz im Jahr 2003 Nicht ratifiziert von den USA; Ausstieg Kanadas per Ende 2012 3

Das internationale Emissionshandelssystem 2. Ziele des Kyoto-Protokolls Reduktion des Ausstosses von Treibhausgasen Referenzjahr 1990 Anhang B des Kyoto-Protokoll definiert länderspezifisch die Emissionsreduktionsverpflichtung Reduktion um durchschnittlich 5,2% (Industrieländer) EU-MS: durchschnittlich -8% (interner Lastenausgleich) Verpflichtungsperiode 2008-2012 (Mittelwert) Verbindliches Ziel für die CH: 92% auf Basis von 1990 (-8%) 4

Das internationale Emissionshandelssystem 3. Mechanismen des Kyoto-Protokolls 1) Emissionsrechtehandel (Emissions Trading) Art. 17 KP 2) Gemeinsame Umsetzung (Joint Implementation/JI) Art. 6 KP 3) Mechanismus für umweltverträgliche Entwicklung (Clean Development Mechanism/CDM) Art. 12 KP Flexibilität der Teilnehmerstaaten («Genfer Deklaration») 5

Das internationale Emissionshandelssystem Emissionsrechtehandel = Cap/Trade System I. Internationales System (zwischen Staaten = Kyoto System) II. Nationales/regionales System (zwischen z.b. Unternehmen) I. Internationales System (Kyoto-System) Assigned Amount Unit (AAU) = 1 Tonne CO2eq = Cap AAU Vertragspartei 1 Vertragspartei 2 6

Das internationale Emissionshandelssystem I. Internationales System (Kyoto-System) (Fortsetzung) Neben AAU können auch weitere Einheiten gehandelt werden: Emissionsreduktionseinheiten = ERU (generiert durch JI- Projekte) Zertifizierte Emissionsreduktionen = CER (generiert durch CDM-Projekte) Neben diesen Kyoto-Mechanismen können die VS aber auch eigene, weitergehende Massnahmen zur Reduktion von Treibhausgasemission ergreifen (nationale/regionale Systeme/Gebäudevorschriften etc). 7

Das Schweizer Emissionshandelssystem (CH-EHS) II. Nationale/regionale Systeme (CH-EHS) 1) Rechtliche Grundlagen CO2-Gesetz (1999; 2011) CO2-Verordnung (2007; 2012) 2) Beginn des Emissionshandels 1. Verpflichtungsperiode: 2008-2012 (Kyoto-Phase) Erhebung der CO2-Abgabe ab 1.1.2008 Befreiung von der Abgabe durch Verpflichtung zur Begrenzung der CO2-Emissionen (Emissionsrechte) 8

Das Schweizer Emissionshandelssystem (CH-EHS) 3) Zweck und Ziel der CO2-Gesetzgebung Verminderung von Treibhausgasemissionen Senkung um 10% bis 2010 (Referenzjahr 1990) CO2-Gesetz von 1999 Senkung um 20% bis 2020 (Referenzjahr 1990) CO2-Gesetz von 2011 Langfristig soll bis 2050 der CO2 Ausstoss auf -50% (Referenzjahr 1990) gesenkt werden. 9

Das Schweizer Emissionshandelssystem (CH-EHS) 4) Ergriffene Massnahmen zur Emissionsreduktion CO2-Abgabe Emissionshandel Gebäudevorschriften Emissionsvorschriften bei Personenwagen Anrechnung von Bescheinigungen für Emissionsverminderungen im Inland Anrechnung von Emissionsminderungszertifikate (ERU/CER) 10

Das Schweizer Emissionshandelssystem (CH-EHS) 5) Funktionsweise des Schweizer Emissionshandelssystems (CH-EHS) Jährliche Abgabe von Emissionsrechten/- minderungszertifikaten im Umfang der effektiven Emissionen eines jeden EHS-Unternehmen bei Überschuss Übernahme in nächste Verpflichtungsperiode möglich oder Verkauf (Trade) bei Unterdeckung Einkauf am Markt (Trade); andernfalls: Busse von CHF 125/Tonne CO2eq im Umfang der ungenügenden Abgabe; Pflicht zur Abgabe bleibt bestehen 11

Das Schweizer Emissionshandelssystem (CH-EHS) 6) Akteure (EHS-Unternehmen) (1) Teilnahmepflicht für gewisse Unternehmen: Bestimmte Tätigkeit gemäss Anhang 6 CO2-Verordnung Ausnahme von der Teilnahmepflicht: Unternehmen, deren Treibhausgasemissionen in den vergangenen drei Jahren weniger als 25 000 Tonnen CO2eq pro Jahr betrugen (2) Freiwillige Teilnahme am CH-EHS Bestimmte Tätigkeiten gemäss Anhang 7 CO2-Verordnung Aktuell insgesamt 55 EHS-Unternehmen 12

Das Schweizer Emissionshandelssystem (CH-EHS) 7) Modus operandi (Cap-Trade System): Aktuelle Verpflichtungsperiode: 2013 2020 Emissionsobergrenze (Cap) 2013: 5.63 Mio. Tonnen CO2eq Reduzierung der Emissionsobergrenze um 1,74% jährlich (2020 = 4,9 Mio.) Kostenlose Zuteilungen (2013 = 5.35 Mio. Emissionsrechte) Versteigerung der restlichen Emissionsrechte (BAFU) ggf. Ver-/Zukauf auf dem Markt (Trade) ggf. Anrechnung von Kyoto-Einheiten (ERU/CER) 13

Das Schweizer Emissionshandelssystem (CH-EHS) 8) Handelsteilnehmer und Handelsplätze (Sekundärmarkt) a. Handelsteilnehmer: EHS-Unternehmen Sonstige Unternehmen Sonstige nat. Personen b. Handelsplätze: BEKB (OTC-X) kein einziger Trade seit 2012 Bilateral Handel in der Schweiz inexistent 14

Das Schweizer Emissionshandelssystem (CH-EHS) 9) Resultate der bisherigen Massnahmen Ziel: -8% (Referenzjahr 1990 = 48.6 Mio. Tonnen CO2eq) 1. Verpflichtungsperiode 2008 2012: 1990: 52.8 Mio. Tonnen CO2eq Mittel der 1. VP: 52.3 Mio. Tonnen CO2eq Berücksichtigung Emissionsminderungszertifikate und Senkeleistung des CH-Waldes: -4.1 Mio. Tonnen CO2eq Kyoto-Ziel erreicht (Nettoemissionen: 48.2 Mio. Tonnen) Beachte: Bevölkerung +19% (seit 1990) Wirtschaftsleistung und beheizte Wohnfläche +36% (seit 1990) ca. 57 Mio. Tonnen CO2eq ohne Massnahmen 15

Das EU-Emissionshandelssystem (EU- ETS) 1. Handelsphasen a. Phase 1: 2005-2007 (Testphase und Vorbereitung auf 2. Phase) Nationale Emissionsobergrenzen (Cap) Kostenlose Zuteilung Busse 40.-/to CO2eq Handelspreis für Emissionszertifikate generiert Errichtung der notwendigen Infrastrukturen (Überwachung, Berichterstattung und Kontrolle) 16

EU-Emissionshandelssystem (EU-ETS) b. Phase 2: 2008 2012 Nationale Emissionsobergrenzen (Cap) Teilnahme von EFTA-MS Island, Liechtenstein und Norwegen Kostenlose Zuteilungen nur noch zu 90%; Rest Versteigerung Busse 100.-/to CO2eq Zukauf von Emissionsminderungszertifikaten (EUR/CER) erlaubt Integrierung des Flugverkehrs in das EU-ETS Finanzkrise führte zu Verfall des Emissionszertifikatwertes (Überangebot) 17

EU-Emissionshandelssystem (EU-ETS) c. Phase 3: 2013 2020 Emissionsobergrenze (Cap) festgelegt durch EU Kommission Reduzierung der Obergrenze jährlich um 1,74% 2020: -21% im Vergleich zu 2005 Versteigerungsniveau mind. 48%; Rest kostenlose Zuteilung 2013: 40% der Emissionszertifikate versteigert Versteigerungen stehen im Vordergrund Kostenlose Zuteilung beruht auf harmonisierten Regeln (Benchmarks) Massnahmen gegen Überangebot (Finanzkrise) 900 Mio. Zertifikate werden erst 2019-2020 versteigert Marktstabilisierungsreserve (operationell 1.1.2019) 18

EU-Emissionshandelssystem (EU-ETS) 2. Handel mit Emissionszertifikaten a. Handelsgegenstand Emissionszertifikat = 1 Tonne CO2 Rechtsnatur von Emissionszertifikaten: EU-Rechtsrahmen: keine Definition (de lege lata) Änderung mit MiFID II D: negative Definition AU: Emissionszertifikat = «Ware» UK: Emissionszertifikat = «intangible property» (case law) CH: keine Definition (de lege lata) 19

EU-Emissionshandelssystem (EU-ETS) b. Handelsplätze Primärmarkt: 1. Versteigerungen (Börse; EEX Leipzig) 2. Gratiszuteilung (EU-Mitgliedsstaat) Sekundärmarkt: 1. Börsen/geregelter Markt (z.b. European Energy Exchange) 2. Multilaterale Handelssysteme (MTF) (z.b. Turquoise) 3. Organisierte Handelssysteme (OTF) neu durch MiFID II 4. Bilateral 20

Unterschiede CH EU Systeme CH-EHS Luftverkehr nicht erfasst Versteigerung durch BAFU Keine Aufsicht bei Versteigerung Beschränkter Bieterkreis Eingeschränkte Handelsmöglichkeiten Originärer Handel mit CHU untersteht nicht der Finanzmarktregulierung Aufsicht der Handelsaktivitäten EU-ETS Luftverkehr erfasst (EU/EWR) Versteigerung an einer Börse Aufsicht bei Versteigerungen Umfassender Bieterkreis Verschiedene Handelsplätze Handel (orig./deriv.) untersteht Finanzmarktregulierung (MiFID II) Aufsicht durch Finanzmarktregeln 21

Verknüpfung der beiden Systeme 1. Ziel Verknüpfung der beiden Systeme um einen gemeinsamen CO2- Markt zu schaffen 2. Gründe aus CH-Sicht ein grösserer und etablierter Markt ist liquider und führt zu stabileren Preisen der kleine Schweizer Markt erschwert den Handel und die Preisbildung europäische und schweizerische Emissionsrechte wären zur Erfüllung der gesetzlichen Verpflichtungen gleichwertig Schweizer Unternehmen könnten im selben Emissionsmarkt operieren wie ihre Geschäftspartner im EU-Raum grössere Flexibilität für Unternehmen hinsichtlich ihrer CO2- Ziele dank Zugang zum EU-Markt 22

Verknüpfung der beiden Systeme 3. Chronologie des Verfahrens 2011: Aufnahme von Verhandlungen 2015: Paraphierung des Abkommens durch die CH 2016: Paraphierung des Abkommens durch die EU Ratifizierung und Inkrafttreten offen Mit Inkrafttreten soll auch die Luftfahrt in das CH-EHS aufgenommen werden 23

Auswirkungen der MiFID-RL auf den Emissionshandel 2007: Inkrafttreten von MiFID I Rechtsrahmen für die Erbringung von Wertpapierdienstleistungen im Zusammenhang mit Finanzinstrumenten Gleichmässig hohes Schutzniveau für Anleger von Finanzinstrumenten (Aktien, Obligationen, Derivate, strukt. Produkte) in der EU Emissionszertifikate werden nicht als Finanzinstrumente erfasst (nur indirekt als Basiswert bei Derivaten) 2014: Inkrafttreten von MiFID II Ersetzt MiFID I Finanzkrise hat Schwächen von MiFID I offengelegt (v.a. OTC- Handel) Ausdehnung des Anwendungsbereichs (Definition «Finanzinstrumente») 24

Auswirkungen der MiFID-RL auf den Emissionshandel Neuer Anwendungsbereich von MiFID II «Emissionszertifikate in vollem Umfang in den Anwendungsbereich dieser Richtlinie ( ) einbezogen werden» (Erw. 11 RL 2014/65/EU) Neu: Emissionszertifikat = Finanzinstrument Nationale Anpassungen notwendig bezüglich Definition; CH? Auswirkung auf den Emissionshandel Handel mit Emissionszertifikaten untersteht vollständig der EU- Finanzmarktregulierung OTFs werden reguliert (Auffangtatbestand) Transparenz- und Berichterstattungsvorschriften Aufsichtspflichten Anwendung MiFID II Ursprünglich ab 3.1.2017 Neu: 3.1.2018 25

Anpassungen in der Schweiz? 1. Emissionszertifikat als Effekte? Definition Effekte: «vereinheitlichte und zum massenweisen Handel geeignete Wertpapiere, Wertrechte, Derivate und Bucheffekten» (Art. 2 Bst. b FinfraG; Art. 3 Bst. c FIDLEG-Entwurf) a) Wertpapier? b) Wertrechte? c) Derivate? d) Bucheffekte? Keine Subsumtion möglich 26

Anpassungen in der Schweiz? 2. Emissionszertifikat als Finanzinstrument? Definition von Finanzinstrumenten (Art. 3 Bst. b E-FIDLEG): Beteiligungspapiere (Effekten) Forderungspapiere (Effekten) Anteile an kollektiven Kapitalanlagen Strukturierte Produkte Derivate Lebensversicherungen Einlagen Anleihensobligationen 27

Anpassungen in der Schweiz? 3. Mögliche gesetzgeberische Lösung? De lege ferenda: Definierung von «Emissionsrecht» als Finanzinstrument sui generis in E-FIDLEG (Art. 3 Bst. b Ziff. 9 E-FIDLEG) und/oder Anpassung der Definition von «Effekten» (Art. 2 Bst. b FinfraG) Keine (saubere) Subsumierung unter die jetzige Definition von «Effekten» möglich Unterstellung der Aktivitäten des Sekundärmarktes (OTFs) unter die Finanzmarktregeln Bis jetzt kein gesetzgeberisches Tätigwerden ersichtlich 28

Ausblick I Fahrplan nach Kyoto 2008-2012? 2005: Anstoss für eine 2. Verpflichtungsperiode 2013-2020 2012: Doha-Vereinbarung Zusatz zum Kyoto-Protokoll («Kyoto II») EU: -20% (-30%) bis 2020 (nicht ratifiziert) Schweiz: -20% (-30%) bis 2020 (ratifiziert) Total: 63 Staaten ratifiziert (Inkrafttreten bei 144 Staaten) Wichtiger: Grundlage für ein neues verbindliches Abkommen «Kleiner Kompromiss» (nur 15% der globalen Emittenten) Nicht in Kraft (geringe Bedeutung) 29

Ausblick II Fahrplan nach Kyoto 2008-2012? Klimakonferenz vom 12. Dezember 2015 in Paris: Begrenzung des weltweiten Temperaturanstiegs auf unter 2 Grad Celsius (max. 1.5 Grad) Abkommen ist für alle Staaten (195) rechtlich verbindlich Alle fünf Jahre neues Reduktionsziel (Eigenregie) Keine Unterscheidung mehr zwischen Industrie- und Schwellenbzw. Entwicklungsländern (Verpflichtungsadressaten) 2020 als Startdatum anvisiert Voraussetzung: Ratifikation von mind. 55 Staaten, die 55% der globalen Emissionen verursachen Genauer Fahrplan somit (noch) offen (2018?) 30

Der internationale und nationale Handel mit Emissionsrechten Schluss Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Quelle: http://www.startribune.com/best-days-of-may-weekend-thunder-finally-feels-like-a-real-spring/121945454/ 31