Manuelle Lymphdrainage nach Dr. Vodder

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Transkript:

Manuelle Lymphdrainage nach Dr. Vodder Hildegard Wittlinger Dieter Wittlinger Andreas Wittlinger Maria Wittlinger 205 Abbildungen Georg Thieme Verlag Stuttgart New York

Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar Wichtiger Hinweis: Wie jede Wissenschaft ist die Medizin ständigen Entwicklungen unterworfen. Forschung und klinische Erfahrung erweitern unsere Erkenntnisse, insbesondere was Behandlung und medikamentöse Therapie anbelangt. Soweit in diesem Werk eine Dosierung oder eine Applikation erwähnt wird, darf der Leser zwar darauf vertrauen, dass Autoren, Herausgeber und Verlag große Sorgfalt darauf verwandt haben, dass diese Angabe dem Wissensstand bei Fertigstellung des Werkes entspricht. Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann vom Verlag jedoch keine Gewähr übernommen werden. Jeder Benutzer ist angehalten, durch sorgfältige Prüfung der Beipackzettel der verwendeten Präparate und gegebenenfalls nach Konsultation eines Spezialisten festzustellen, ob die dort gegebene Empfehlung für Dosierungen oder die Beachtung von Kontraindikationen gegenüber der Angabe in diesem Buch abweicht. Eine solche Prüfung ist besonders wichtig bei selten verwendeten Präparaten oder solchen, die neu auf den Markt gebracht worden sind. Jede Dosierung oder Applikation erfolgt auf eigene Gefahr des Benutzers. Autoren und Verlag appellieren an jeden Benutzer, ihm etwa auffallende Ungenauigkeiten dem Verlag mitzuteilen. c 2009 Georg Thieme Verlag KG Rüdigerstraße 14 D-70469 Stuttgart Unsere Homepage: http://www.thieme.de Printed in Germany Umschlaggestaltung: Thieme Verlagsgruppe Zeichnungen: Emil Wolfgang Hanns, Schriesheim Satz: Hagedorn Kommunikation GmbH, Viernheim (Gesetzt auf 3B2) Druck: Offizin Andersen Nexö Leipzig GmbH, Zwenkau ISBN 978 3-13 140071 0 123456 Geschützte Warennamen (Warenzeichen) werden nicht besonders kenntlich gemacht. Aus dem Fehlen eines solchen Hinweises kann also nicht geschlossen werden, dass es sich um einen freien Warennamen handele. Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Vorwort Das erste Buch Lehrbuch der Manuellen Lymphdrainage nach Dr. Vodder wurde von Günther und Hildegard Wittlinger auf Anregung von Dr. Emil Vodder geschrieben und im Haug Verlag Heidelberg 1978 veröffentlicht. Es sind seither 12 Auflagen mit etlichen Nachdrucken und Überarbeitungen erschienen. Fremdsprachige Ausgaben gab es in englisch, französisch, spanisch, italienisch, schwedisch und niederländisch. Der Schritt, ein neues Buch über die Manuelle Lymphdrainage nach Dr. Vodder zu schreiben, war mir ein Anliegen und Verpflichtung. Der Theorieteil wurde mit aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen erweitert. Bilder im großen Praxisblock geben den Lehrgangsteilnehmern die Möglichkeit, bei schwierigen Grifftechniken ihre Handhaltung zu überprüfen. Kombinationsmöglichkeiten verschiedener Therapien mit der Manuellen Lymphdrainage werden dort beschrieben. Vor allem den Lehrgangsteilnehmern der ML-Kurse dient dieses Buch mit seinem umfassenden Praxisteil als Arbeitsgrundlage. Ich widme dieses Buch meinem Mann, Günther Wittlinger, und danke meinen Söhnen Dieter und Andreas und meiner Schwiegertochter Maria für die Mitarbeit und die Umsetzung vieler guter Ideen. Es ist sozusagen ein Familienbuch geworden, das den Geist Vodders und sein Lebenswerk die Manuelle Lymphdrainage nach Dr. Vodder wach hält. Den Therapeuten möge es bei der Erlernung der Methode hilfreich sein. Hildegard Wittlinger im Oktober 2008

Anschriften Professor Hildegard Wittlinger, Andreas Wittlinger Dieter Wittlinger, Maria Wittlinger Wittlinger Therapiezentrum Dr. Vodder Schule Alleestraße 30 6344 Walchsee Österreich www.vodderschule.com office@vodderschule.com

Inhaltsverzeichnis A Theoretische Grundlagen der Manuellen Lymphdrainage... 1 1 Anatomie und Physiologie des Blutkreislaufes... 2 1.1 Das Blut... 2 1.1.1 Rote Blutkörperchen (Erythrozyten) 3 1.1.2 Weiße Blutkörperchen (Leukozyten) 3 1.1.3 Blutplättchen (Thrombozyten)..... 5 1.2 Das Herz-Kreislauf-System... 5 1.2.1 DasarterielleSystem... 6 1.2.2 DieKapillaren... 7 1.2.3 DasvenöseSystem... 7 2 Anatomie der Lymphgefäße und Lymphknoten... 8 2.1.1 Initiale Lymphgefäße (Lymphkapillaren)... 8 2.1.2 Präkollektoren... 9 2.1.3 Lymphkollektoren... 10 2.1.4 Lymphknoten... 11 2.1.5 Lymphstämme... 13 2.2 Die großen Lymphbahnen... 13 2.2.1 LymphgefäßsystemderHaut... 13 2.2.2 LymphbahnenderBeine... 15 2.2.3 LymphbahnenderArme... 16 2.3 Abflüsse aus dem Bauchraum... 18 2.4 Abflüsse aus dem Thorax... 18 2.5 Abflüsse aus dem Gehirn... 19 2.6 Anastomosen... 19 3 Physiologie des Lymphsystems, der Lymphe und des Interstitiums... 20 3.1 Das lockere Bindegewebe... 20 3.1.1 Fixe und bewegliche Zellen...... 20 3.1.2 Fasern... 21 3.1.3 Grundsubstanz... 21 3.1.4 FunktionundAufgabe... 22 3.1.5 Fettgewebe... 23 3.1.6 Wasserhaushalt... 24 3.1.7 Der Eiweißkreislauf und -transport 24 3.2 Physiologie des interstitiellen Stoffaustausches in der terminalen Strombahn... 25 3.2.1 Molekularbewegung... 25 3.2.2 Starling-Gleichgewicht... 28 3.3 Funktion des Lymphgefäßes... 30 4 Das Lymphödem... 31 4.1 Primäres Lymphödem... 32 4.2 Sekundäres Lymphödem... 32 4.3 Mögliche Komplikationen von Lymphödemen... 33 4.3.1 Entzündung... 33 4.4 Körpereigene Reaktionen auf ein Lymphödem... 34 4.5 Weitere Indikationen zur Manuellen Lymphdrainage... 35 4.5.1 Phlebödem (venöses Ödem, phlebostatischesödem)... 35 4.5.2 Lipödem... 35 4.5.3 Lipohypertrophie... 35 4.6 Übungsfragen... 36

VIII Inhaltsverzeichnis B Manuelle Lymphdrainage... 41 5 Gleichgewicht und Ausgewogenheit als Ziel der Massage... 42 5.1 Das Badewannen-Beispiel... 42 5.2 Flüssigkeitsgleichgewicht... 43 5.3 Das Gleichgewicht in den alternativen Heilmethoden... 43 6 Indikationen und Kontraindikationen der Manuellen Lymphdrainage.. 44 6.1 Indikationen... 44 6.2 Absolute Kontraindikationen... 44 6.2.1 RelativeKontraindikationen... 45 7 Wirkung der ML auf die glatte Muskulatur der Blutgefäße und Lymphangione... 46 8 Befundung und Ödemmessung... 47 C Technik der Manuellen Lymphdrainage... 49 9 Grifftechniken... 50 9.1 Art der Massage... 50 9.2 Dosierung der Massage... 52 9.3 Gestaltung der Umgebung für eine optimalen Behandlung... 52 9.4 Behandlungsprinzipien der Manuellen Lymphdrainage... 52 10 Behandlung einzelner Körperpartien... 53 10.1 Behandlung des Halses... 53 10.2 Behandlung des Gesichts... 56 10.3 Behandlung des Arms... 61 10.4 Behandlung des Beines... 64 10.5 Behandlung des Nackens... 68 10.6 Behandlung des Rückens... 71 10.7 Behandlung der Lende... 75 10.8 Behandlung der Brust... 78 10.9 Behandlung des Bauches... 81 11 Sondergriffe... 84 11.1 Sondergriffe am Kopf... 84 11.2 Sondergriffe am Arm... 88 11.3 Sondergriffe am Bein... 89 11.4 Sondergriffe an der Schulter... 91 11.5 Sondergriffe am Rücken... 95 11.6 Sondergriffe an der Hüfte... 96 11.7 Sondergriffe an der Brust... 98 11.8 Sondergriff am Bauch... 99 12 Behandlungsschema sekundärer Lymphödeme... 100 12.1 Behandlung eines sekundären Armlymphödems... 100 12.2 Behandlung eines sekundären Beinlymphödems... 105

Inhaltsverzeichnis IX D Ergänzende Behandlungen... 111 13 Ergänzende Behandlungen... 112 13.1 Hautpflege... 113 13.2 Kompressionstherapie... 114 13.2.1 Bandagierung... 114 13.2.2 Kompressionsstrümpfe... 126 13.3 Bewegungs- und Atemtherapie.. 128 13.3.1 Bewegungstherapie... 128 13.3.2 Atemtherapie... 130 13.3.3 MeditativeAspekte... 130 13.4 Kinesio-Taping... 130 13.5 Weitere Informationen... 134 E Historisches... 137 Historisches... 138 Vorwort zur 1. Auflage... 139 Die Lymphdrainage eine neue therapeutische Methode im Dienste der Schönheit... 144 Emil Vodder sein Leben und die Manuelle Lymphdrainage... 147 Sachverzeichnis... 150

A Theoretische Grundlagen der Manuellen Lymphdrainage 1 Anatomie und Physiologie des Blutkreislaufes 2 1.1 Das Blut 2 1.2 Das Herz-Kreislauf-System 5 2 Anatomie der Lymphgefäße und Lymphknoten 8 2.2 Die großen Lymphbahnen 13 2.3 Abflüsse aus dem Bauchraum 18 2.4 Abflüsse aus dem Thorax 18 2.5 Abflüsse aus dem Gehirn 19 2.6 Anastomosen 19 3 Physiologie des Lymphsystems, der Lymphe und des Interstitiums 20 3.1 Das lockere Bindegewebe 20 3.2 Physiologie des interstitiellen Stoffaustausches in der terminalen Strombahn 25 3.3 Funktion des Lymphgefäßes 30 4 Das Lymphödem 31 4.1 Primäres Lymphödem 32 4.2 Sekundäres Lymphödem 32 4.3 Mögliche Komplikationen von Lymphödemen 33 4.4 Körpereigene Reaktionen auf ein Lymphödem 34 4.5 Weitere Indikationen zur Manuellen Lymphdrainage 35 4.6 Übungsfragen und Antworten 36

2 1 Anatomie und Physiologie des Blutkreislaufes 1 Anatomie und Physiologie des Blutkreislaufes 1.1 Das Blut Blut kann als flüssiges Organ betrachtet werden. Es zirkuliert im Körper, angetrieben von einer Pumpe, unserem Herz. Es macht etwa 7 8 % der Körpermasse aus, was bei einem Körpergewicht von ca. 70 kg etwa 4,5 6 l Blut bedeutet. Das Blut setzt sich aus der Blutflüssigkeit (Plasma) und aus den Zellen, den Blutkörperchen (Erythrozyten, Leukozyten, Thrombozyten) zusammen (Abb. 1.1). Als Erythrozyten bezeichnet man die roten Blutkörperchen, die sich wie alle Blutzellen aus pluripotenten ( alleskönnenden ) Stammzellen im Knochenmark entwickeln (Abb. 1.2). Sie sind Träger des Hämoglobins, das den Sauerstoff transportiert. Sie haben keine Eigenbeweglichkeit, sondern bewegen sich mit dem Blutplasma. Die weißen Blutkörperchen sind die Leukozyten. Zu ihnen zählen die Granulozyten (neutrophile, basophile, eosinophile), Lymphozyten, Plasmazellen und Monozyten. Die Thrombozyten sind die Blutplättchen, die eine wichtige Rolle bei der Blutgerinnung spielen. Im Blutplasma findet man gelöste anorganische und organische Moleküle. Den größten Anteil der Plasmaproteine bilden die Albumine, die in der Leber aufgebaut werden und als Vehikel (z. B. für Hormone) dienen. Sie haben, wie alle anderen Plasmaproteine, ebenfalls ein Wasserbindungsvermögen und sorgen somit für den kolloidosmotischen Sog des Blutes. Die Immunglobuline (oder Antikörper) sind die molekulare Front der körperlichen Immunabwehr. Sie werden von bestimmten Lymphozyten, den Plasmazellen, an das Blut abgegeben. Fibrinogen ist im Blut aber auch in der Lymphe enthalten und spielt bei der Gerinnung des Blutes und der Lymphe eine Rolle. Die organischen Substanzen des Blutes sind z. B. Fette und Fett-Eiweiß- Verbindungen (Lipoproteine), Hormone, Vitamine, Aminosäuren und Gallenfarbstoffe. (Als organische Substanzen bezeichnet man alle Moleküle, die das Kohlenstoffatom C enthalten.) Anorganische Substanzen sind z. B. Phosphat, Jod, Eisen (Fe), Kalium (K), Natrium (Na). Die Hauptaufgabe des Blutes ist der Transport. Mithilfe der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) wird der Sauerstoff aus der Lunge direkt zu sämtlichen Körpergeweben transportiert und das Kohlendioxid von dort wieder zur Lunge. Von diesem direkten Austausch ausgeschlossen sind lediglich der Gelenkknorpel, ein kleiner Teil des Knochen- Sehnen-Übergangs sowie Teile der Bandscheibe. Weiterhin transportiert das Blut als flüssiges Medium Nährstoffe aus dem Darm in die Gewebe und Abbauprodukte des Stoffwechsels zu den Ausscheidungsorganen. Abb. 1.1 Feste und flüssige Blutbestandteile (aus: van den Berg 2005, nach Schwegler).

Das Blut 3 Abb. 1.2 Stammbaum der Blutzellen (aus: van den Berg 2005, nach Schäffler u. Schmidt). Ü46 1.1.1 Rote Blutkörperchen (Erythrozyten) Die kernlosen Erythrozyten machen 99 % der korpuskulären Bestandteile des Blutes aus. Ihre Funktion ist der Transport von Sauerstoff und Kohlendioxid, die in der Zelle an Hämoglobin, dem eisenhaltigen Blutfarbstoff, gebunden sind. Sie werden im Knochenmark gebildet und haben eine Lebensdauer von 120 Tagen, wonach sie in der Milz abgebaut werden. Sie sind im ausgereiften Zustand etwa 6 7 mm groß, womit sie größer als der Durchmesser der Kapillaren sind. Da sie über keinerlei Eigenbeweglichkeit verfügen, müssen die Erythrozyten sehr formbar sein, um durch die Kapillaren gedrückt werden zu können (Abb. 1.3). 1.1.2 Weiße Blutkörperchen (Leukozyten) Abb. 1.3 Verformung der roten Blutkörperchen bei der Passage von Kapillaren (aus: van den Berg 2005, nach Klinke u. Silbernagl). Die Leukozyten sind keine einheitliche Zellgruppe, sondern umfassen in den drei Hauptgruppen so unterschiedliche Zellen wie die Lymphozyten, die Granulozyten und die Monozyten. Die Granulozyten machen als unspezifische Abwehrzellen 60 % der Leukozyten aus. Man unterscheidet bei ihnen drei Gruppen (Abb. 1.4a c): y neutrophile Granulozyten (95 %), y eosinophile Granulozyten (3 %), y basophile Granulozyten (2 %).

4 1 Anatomie und Physiologie des Blutkreislaufes Abb. 1.4a c Granulozyten (aus: van den Berg 2005, nach Bucher u. Wartenberg) a neutrophil b eosinophil c basophil. Sie sind mit 10 17 mm Durchmesser wesentlich größer als Erythrozyten. Im Blut halten sie sich nur kurze Zeit auf und wandern dann aus ins Gewebe und besonders in die Schleimhäute, wo sie ihre Abwehraufgaben erfüllen, indem sie durch Phagozytose Bakterien beseitigen. Lymphozyten machen etwa 30 % der weißen Blutkörperchen aus und sind hinsichtlich ihrer Größe mit 7 12 mm Durchmesser zwischen den Erythrozyten und den Granulozyten angesiedelt. Nur rund 4 % sind im Blut anzutreffen. Die meisten Lymphozyten halten sich in den lymphatischen Organen auf: Milz, Thymus, lymphatisches Darmgewebe, Lymphknoten. Sie teilen sich in zwei Untergruppen: die im Thymus geprägten T-Lymphozyten und die im Knochenmark (bone marrow) geprägten B-Lymphozyten. Beide Gruppen stehen in Wechselwirkung zueinander. Bestimmte T-Zellen, die T-Helfer-Zellen, können B-Lymphozyten stimulieren, nachdem diese durch ein Antigen sensibilisiert wurden. Die B-Lymphozyten entwickeln sich dann zu Plasmazellen, die auf Antikörperproduktion spezialisiert sind. T-Supressor-Zellen hemmen die Immunantwort der B-Lymphozyten und anderer T-Zellen. Spezialisierte B-Lymphozyten stellen das Antigengedächtnis dar. Ü39 Lymphozyten treten im Lymphknoten in Kontakt mit einem Antigen, d. h., sie werden dort sensibilisiert und vermehren sich. Sie verlassen den Lymphknoten über die efferenten Lymphgefäße und gelangen so ins Blut, ins Gewebe und wieder zurück in den Lymphknoten. Lymphozyten verbringen den größten Teil ihres Lebens in Lymphknoten oder anderen lymphatischen Geweben und nur Stunden oder einen Tag im Blut. Ü10 Monozyten halten sich nur wenige Tage im Blut auf und wandern dann ins Gewebe, wo sie als Makrophagen Monate und Jahre verbleiben. Sie werden daher auch als Gewebsmakrophagen bezeichnet. Der Anteil der Makrophagen an der Immunabwehr ist unspezifisch. Sie phagozytieren z. B. Zelltrümmer und abgestorbene Zellen. Mit 12 20 mm sind sie recht groß und verfügen über eine starke amöboide Eigenbeweglichkeit (Abb. 1.5). Ü47 Abb. 1.5 Monozyt (aus: van den Berg 2005).

Das Herz-Kreislauf-System 5 1.1.3 Blutplättchen (Thrombozyten) Thrombozyten sind kleine, platte und rundliche kernlose Körperchen von 1 4 mm Durchmesser. Ihre Lebensdauer im Blut beträgt 9 12 Tage. Ihre Aufgabe sind die kontrollierte Blutgerinnung und der Wundverschluss. Wird das Endothel der Gefäßinnenwand geschädigt, kommt es zur Agglutination (Verklumpung) der Blutplättchen an dieser Stelle. Thrombozyten enthalten Serotonin, das eine Vasokonstriktion bewirkt, wodurch der Blutaustritt aus dem geschädigten Gefäß verhindert und die Blutstillung gefördert werden soll. 1.2 Das Herz-Kreislauf-System Das Herz-Kreislauf-System besteht aus dem Herzen, der Lunge und den Blutgefäßen. Alle Zellen des Körpers werden durch dieses System mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Gleichzeitig sorgt das System für den Abtransport von Stoffwechselendprodukten wie Kohlendioxid und harnpflichtigen Substanzen. Im Körperkreislauf wird das sauerstoffhaltige Blut, das aus der Lunge kommt, von der linken Herzkammer über die Aorta, die Arterien und Arteriolen, die Präkapillaren und schließlich die Kapillaren in die Peripherie gepumpt. Im Kapillarsystem liegt der Übergang zum venösen System. Von dem venösen Teil der Kapillaren gelangt das Blut in die Venolen und die Venen. Von dort fließt es durch verschiedene, sich ergänzende Effekte zurück zur rechten Herzhälfte (Abb. 1.6). Mit der Muskelpumpe wird bei Körperbewegung besonders in den Beinen ein wiederholter Druck auf die Venen ausgeübt. Die Venenklappen lenken das Blut in die gewünschte Richtung. Ferner führt bei der Einatmung der Unterdruck im Thoraxraum gegenüber dem Bauchraum zu einem Sogeffekt auf das venöse Blut zum Herzen hin. Auch die Pumpaktion der rechten Herzhälfte übt einen Sog auf die Hohlvene aus, wodurch das Blut zum Herzen hin gezogen wird. Hier beginnt nun der Lungenkreislauf oder kleine Kreislauf. Die rechte Herzkammer pumpt das Blut in die Lunge. Analog zum Kapillarsystem findet in den Lungenalveolen der Sauerstoffaustausch statt, bei dem Kohlendioxid (CO 2 ) abgegeben und Abb. 1.6 Schematische Darstellung des Kreislaufs (aus: van den Berg 2005). frischer Sauerstoff (O 2 ) aufgenommen wird. Der Sauerstoff diffundiert in die Erythrozyten, wo er mit dem Hämoglobin reagiert und zu Oxyhämoglobin wird. Das Blut gelangt von der Lunge wieder in die linke Herzkammer und der Kreislauf schließt sich. Die Arterien bilden also den Zufluss zum Gewebe und die Venen den Abfluss (Abb. 1.7). In den Arterien herrscht ein relativ hoher Blutdruck, der entsprechend der Verzweigung des Systems absinkt (z. B. in der A. brachialis des Oberarms, wo in der Regel der Blutdruck gemessen wird, 120 140/80 90 mmhg beim gesunden Erwachsenen). In den Arteriolen wird der Druck durch Sphinkteren auf ca. 30 mmhg in der Blutkapillare abgesenkt. Im venösen System herrscht ein Druck von 10 25 mmhg, der in den herznahen Venen schließlich sogar auf 2 4 mmhg abfällt. Die Blutdruckregulation erfolgt über komplexe Vorgänge, z. B. über das vegetative Nervensystem, über Hormone oder auch Ionen. Vasoaktive Substanzen sind auch Histamin, Prostaglandin, Seroto-