Abhängigkeit: Krankheit oder Schwäche? Prof. Ion Anghelescu Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
SCHULD vs. KRANKHEIT SUCHT vs. ABHÄNGIGKEIT ABHÄNGIGKEIT vs. MISSBRAUCH PSYCHISCHE vs. PHYSISCHE ABHÄNGIGKEIT
Kriterien des Missbrauchs Kriterien Missbrauch (DSM-IV) Wiederholter, unangepasster Substanzkonsum (12 Monate) und klinisch bedeutsame(s) Leiden/ Beeinträchtigung Versagen bei Rollenaufgaben körperliche Gefährdung Gesetzliche Probleme Fortsetzung des Gebrauchsmusters trotz substanzbezogener sozialer und zwischenmenschlicher Probleme
Kriterien der Abhängigkeit Kriterien Abhängigkeit (DSM-IV) Unangepasster Substanzkonsum und klinisch bedeutsame(s) Leiden/ Beeinträchtigung (1) Toleranzentwicklung (2) Entzugssymptome (3) Kontrollverlust (4) erfolglose Versuche zu verringern (5) Hoher Zeitaufwand (6) Versagen bei Rollenaufgaben (7) Fortgesetzter Gebrauch trotz körperlicher/psychischer Probleme
2 Regeln 1. Für die Diagnose einer Abhängigkeit spielt die absolute Menge des Konsums keine Rolle. 2. Für die Diagnose einer Abhängigkeit spielt die Häufigkeit der Einnahme keine Rolle.
RISIKOFAKTOREN FÜR DIE ENTWICKLUNG EINER (ALKOHOL)ABHÄNGIGKEIT Ethnische Unterschiede (keine einheitlichen Befunde) Kultur (Steuern, Religion) Subkultur / Schichten (US: Armut, Schweden: Überfluß) Familie ( Klima ) Gruppendynamik Persönlichkeit (v.a. antisoziale PS, aber auch alle anderen) Kognition (z.b. Defizite in Aufmerksamkeitstests)
Verstärkereffekte Spannungsabbau Streß-Eindämmung Selbstmedikationshypothese Konsum, um zu behandeln : Angst Depression Dysphorie
Konzeptuelles Rahmenmodell von Risikofaktoren Vulnerabilitäten Risiko +Exposition modifizierende Variablen Konsequenzen Personfaktoren Alter, Geschlecht, Persönlichkeit, Temperament, Gewicht, genetische und biologische Vulnerabilität, Aktivität der HPA-Achse Soziale Faktoren Drogenmilieu, Markt, soziale Schicht, soziales Netzwerk, Einstellungen, Normen, Rituale, Erziehung Substanz- Konsum Dosis, Frequenz Typ der Droge Variabilität Verfügbarkeit, Kontext Stress, Belastungen, Erwartungen, psychische Störungen, Coping, Life Skills Lernprozesse Entwicklung, Dauer des Konsums Erstkonsum --- regelm. Konsum Abhängigkeit Toleranz, Entzug, etc. Akute Konsequenzen Probleme bei der Arbeit, Beziehungen, Familie, Unfälle, Gesundheit, Gewaltbereitschaft Langfristige Konsequenzen somatische, psychische, soziale Einschränkungen Abhängigkeit/ Missbrauch
Zahlen! 5 Mio.---------------gefährdet! 2 Mio.------------------abhängig! 60%------------------------Hausarzt! 10%----------------------------Entgiftung! 5%-----------------------------------Selbsthilfegruppe! 1%----------------------- --------------------stat. LZ-Entwöhnung
Ausmaß des Problems In Deutschland 2005: 4 Mio Deutsche zeigen schädlichen Gebrauch oder Abhängigkeit Eines von vier Kindern unter 18 ist familiären Alkoholproblemen ausgesetzt 20%-40% der stat. Aufnahmen sind alkoholassoziiert
Kumulative Verteilung des Alkoholkonsums Percent of Consumption 100 80 60 40 20 0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Percentile Group Source: Greenfield and Rogers; J. Stud. Alcohol 60:; 79-89, 1999
Pharmakodynamische Effekte auf das ZNS
Komorbidität einer aktuellen (12 Monate) Alkoholabhängigkeit mit anderen Abhängigkeiten Erkrankung Alkoholabhängigkeit Nikotinabhängigkeit 6.4 x Andere Abhängigkeitserkrankungen 36.9 x
Komorbidität mit Persönlichkeitsstörungen Disorder Antisozial Vermeidend Dependent Histrionisch Anankastisch Paranoid Schizoid Alcohol Dependence 7.1 x 3.8 x 6.1 x 7.5 x 2.2 x 4.6 x 2.9 x NIAAA National Epidemiologic Survey on Alcohol and Related Conditions, 2003.
Ersterkrankungsalter Percentage in each age group who begin using alcohol 35.0% 30.0% 25.0% 20.0% 15.0% 10.0% 5.0% 0.0% 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 Age Source: NIAAA National Epidemiologic Survey on Alcohol and Related Conditions, 2003
Lebenszeitprävalenz in Abh. des ersten Konsums und einer positiven Familienanamnese 60 % Prevalence 50 40 30 20 10 FHP Total FHN 0 13 14 15 16 17 18 19 20 21 Age at First Alcohol Use Grant and Dawson. J Subst Abuse. 1998;10(2):163-73.
WICHTIGE FRAGEN AN PATIENTEN Wann haben Sie zuletzt Alkohol getrunken? Wieviel haben Sie in der letzten Woche getrunken? Erzählen Sie bitte von Ihrer ersten Erfahrung mit Alkohol? Erzählen Sie bitte von Ihrer letzten Erfahrung mit Alkohol? Warum trinken Sie Alkohol?
NICHT VERGESSEN Alkoholabhängigkeit ist eine Krankheit, wie z.b. arterielle Hypertonie und Abstinenz ist auch kein 6er im Lotto