Zum Abschluss des Projektes kfd Pflegebegleitung Prof. Dr. Elisabeth Bubolz-Lutz, Düsseldorf

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Transkript:

Zum Abschluss des Projektes kfd Pflegebegleitung 23.02.2012 Prof. Dr. Elisabeth Bubolz-Lutz, Düsseldorf Ich freue mich, zum Abschluss des kfd-projektes Pflegebegleitung Sie noch einmal teilnehmen zu lassen an meinem Blick auf dieses Projekt, das die kfd über eineinhalb Jahre ausgerichtet hat und dass nun seinen ersten Zielpunkt erreicht hat. Mein Rück-Blick und Aus-Blick auf dieses Projekt geschieht aus ganz unterschiedlichen Perspektiven: als Initiatorin des Modellprojektes Pflegebegleiter 2004-2008 liegt mir natürlich an einer weiteren Verbreitung der Idee die inzwischen bundesweit 2.500 Freiwillige bereits umsetzen als Forschende und hier in der Rolle der wissenschaftlichen Begleitung bin ich interessiert daran herauszufinden, welche Faktoren zum Gelingen bei der Umsetzung dieses innovativen Vorhabens beigetragen haben könnten...und als eine in ein normales Familienleben eingebundene Frau weiß ich darum, dass das Pflege und Sorge innerhalb der Familie ein wirkliches Lebensthema darstellt. 1. Einleitung: Pflege als Lebensthema Pflege und Sorge ist ein normatives Lebensereignis : In unserer Lebensplanung vergessen wir leicht, dass Pflege, das Sich Kümmern und Sorgen um hilfs- und pflegebedürftige Verwandte ein zu erwartendes Lebensereignis darstellt. Es steht uns allen ins Haus. Eines jedoch ist interessant: Nur selten sprechen wir darüber. Da sind die Kinder, die Abitur machen und studieren, da ist die eigene Berufstätigkeit, die den Lebensunterhalt und das Alter sichern soll. So hat die Sorge eher einen Platz in der zweiten Reihe jedenfalls in unserem Bewusstsein und in unseren Gesprächen. Und das, obwohl sie so viele Kräfte braucht... Und wenn wir darüber sprechen, dann oftmals mit negativem Vorzeichen: wir übersehen gern, dass es sich bei der Übernahme der Verantwortlichkeit zwar um eine schwierige Herausforderung handelt, dass das Kümmern aber auch positive Seiten birgt: die Möglichkeit einer Vertiefung von Beziehungen, einer Versöhnung, einer Konzentration auf das Wesentliche, ein Erleben von Solidarität. Statt uns also darauf einzulassen, dass sowohl das Pflegen als auch das gepflegt Werden zum menschlichen Leben einfach dazugehören, entwickeln wir sehr unterschiedliche Mechanismen, damit umzugehen. Anstatt beides als Entwicklungsaufgaben frühzeitig in den Blick zu nehmen, uns damit anzufreunden, schauen wir lieber weg...nach dem Motto: Ich will es nicht herbeireden...dann trifft es uns wie ein Schlag aus heiterem Himmel...Viele Pflegende ziehen sich dann zurück, versuchen, den Schicksalsschlag alleine zu meistern und werden darüber oft selbst krank. 2. Das Projekt Pflegebegleitung die Idee Das Projekt Pflegebegleitung greift genau diese unsere Schwierigkeiten auf es will das Thema Pflege aus der Tabuzone holen, dem Gespräch zugänglich machen. Es will Pflege 1

mitten ins Leben holen...und damit auch die beglückenden Momente in den Blick rücken, die in der Sorge um andere liegen können. Pflegebegleitung wird konkret und fassbar durch das Angebot von Freiwilligen, pflegende Angehörige zu unterstützen und zu stärken. Sie ist ein Angebot zugehender psychosozialer Begleitung, und für die Angehörigen zum Nulltarif zu haben. In diesem kfd Projekt Pflegebegleitung geht es aber noch um etwas ganz spezielles, einen besonderen Akzent: Hier wollen sich kfd-frauen um andere kfd-frauen kümmern, die gerade pflegen. Ein besonderes, persönliches Angebot der Solidarität von Frauen für Frauen und gleichzeitig eine gesellschaftlich bedeutsame Aufgabe, die hier übernommen wird: Pflege wird auch in der Öffentlichkeit zum Thema gemacht z.b. n einem Gottesdienst für Demenzerkrankte und ihre Angehörigen. Wichtigstes Prinzip von Pflegebegleitung ist das Empowerment-Prinzip : pflegende Angehörige sollen dazu ermutigt werden, über sich zu sprechen, laut nachzudenken...ihre Kräfte zu sammeln. Durch Wertschätzung ihrer Leistung und durch aktives Zuhören sollen sie zu neuen Kräften finden können. Pflegebegleitung hilft dann bei der Erschließung von Ressourcen, die man zur Unterstützung nutzen kann. Vor allem aber: pflegende Angehörige sollen einbezogen und eingebunden werden. Pflegebegleiterinnen wollen nicht die Welt retten, sondern einen kleinen, ganz speziellen Beitrag leisten. Es sind drei Eckpfeiler, auf denen das Profil der Pflegebegleitung beruht: o wir kümmern uns nur um die pflegenden Angehörigen o keine Pflegeleistungen, sondern psychosoziales, zugehendes Angebot o sind unentgeltlich tätig, also keine Quasi Dienstleister. Im Vordergrund steht das Gesprächs- und Beziehungsangebot, und dann das Verweisungswissen, dass sich die Pflegebegleiterinnen angeeignet haben: sie ermutigen, fremde Hilfe in Anspruch zu nehmen und wissen, wer was wann anbietet. So verstehen sich die Pflegebegleiterinnen als Frauen mit offenen Ohren / Frauen mit einem dritten Ohr wie eine Pflegebegleiterin aus diesem Kreis es genannt hat, und als Brückenbauerinnen zum Hilfssystem vor Ort. Sie messen dem Gespräch über die Nöte und Freuden der Pflege Bedeutung zu und schaffen dafür Räume. 3. Grundlagen des Konzeptes Von Beginn an setzen sich Pflegebegleiterinnen und Pflegebegleiter für das Recht auf Selbstbestimmung ein denn pflegende Angehörige scheuen nichts mehr als die Abhängigkeit und Gängelung von außen. Der Gedanke der Selbstbestimmung zieht sich durch das gesamte Projekt auf allen Ebenen: die Qualifizierung der Projekt-Initiatoren, die Kurse für die Freiwilligen und durch die Begleitungen. Das Besondere von Begleitung ist ja: Den pflegenden Angehörigen soll das Recht auf Selbstbestimmung gelassen werden, sie sollen darin sogar noch bestärkt werden. Um dies einzuüben, wird im Kurs selbst Selbstbestimmung eingeübt. Das ist zunächst mühsam, weil Klärungsprozesse lange Zeit in Anspruch nehmen. Aber es zahlt sich aus. So gehört der partizipative Ansatz das Mitmischen und Mitentscheiden der Teilnehmenden zu den Gewinnen und besonders geschätzten Aspekten des gemeinsamen Lernens in der Qualifizierung. 4. Pflegebegleitung in der kfd 2

Von außen erkennt man Pflegebegleitung an drei Merkmalen: Sie setzt auf Bildung: Kompetenzentwicklung in Kursen und Gesprächsgruppen Sie setzt auf Engagement für pflegende Angehörige und mit pflegenden Angehörigen Sie setzt auf das Herstellen von Öffentlichkeit und Aktionen der Wertschätzung und insofern haftet ihr durchaus etwas Kämpferisches an. Die kfd hat diese oben genannten drei Anliegen aufgegriffen und zu ihren eigenen gemacht. Sie hat zunächst auf die Kompetenzentwicklung gesetzt und einen Kurs für Pflegebegleiterinnen und Projekt-Initiatoren auf Bundesebene angeboten. In insgesamt 5 Modulen die meisten haben hier in Mainz stattgefunden ging es darum, die Idee in den Blick zu nehmen und etwas über Pflege durch Angehörige zu erfahren. Die Teilnehmerinnen wurden ermutigt, sich selbst ins Feld zu begeben und Erfahrungen zu machen, etwa in einem Pflegeheim. Es ging weiterhin darum, wie man Gruppen aufbauen und andere Freiwillige kfd-frauen gewinnen kann, und wie man durch spezielle Aktionen das Thema in die kfd-gruppen bringen könnte aber auch darüber hinaus in die öffentliche Diskussion vor Ort. Im Rahmen dieser Qualifizierung wurden wichtige Einsichten gewonnen - formuliert als Antworten auf die Fragen in den Fragebögen, die am Schluss jeder Einheit zu beantworten waren Grundeinsicht war: Pflege ist ein Lebens- und damit ein Lernthema; wir müssen uns alle damit befassen! Pflege ist in der kfd immer da viele Frauen pflegen/ oft mehrere Personen gleichzeitig Pflege ist - in der kfd ganz besonders - ein Tabuthema. Deshalb müssen wir nach innen wirken und darüber sprechen, dass es sinnvoll ist, Hilfe anzunehmen. Pflege ist ein Beziehungsthema: hier sind verschiedenen Facetten berührt - es geht um Balancierungsprozesse von Geben und Nehmen, von Fürsorge und Selbstsorge. Deshalb ist es zunächst einmal wichtig, dass sich die pflegenden Frauen fragen: was sind eigentlich meine eigenen Bedürfnisse und Grenzen? Pflege ist nicht nur Privatsache: sie hat eine gesellschaftliche Bedeutung. Pflege zu Hause/ durch Angehörige braucht eine Lobby, ein öffentliches Sprachrohr, damit unsere Gesellschaft ihre Menschlichkeit nicht verliert. 5. Was hat die Teilnehmenden motiviert und was haben sie gewonnen? Was hat nun die Teilnehmenden bewegt und angetrieben? Hierzu einige Befragungs- und Beobachtungsergebnisse: Die kfd Pflegebegleiterinnen sind Frauen, die von ihren Werten getragen werden ihr christlicher Glaube scheint immer wieder durch und trägt ihr Engagement; Frauen, die oft selbst über Pflegeerfahrungen verfügen: Ich habe selbst gepflegt.../ Konnte meine eigenen Pflegeerfahrungen noch einmal überdenken ; Frauen, die durch die Qualifizierung und das Engagement...den eigenen Weg das Alterns finden wollen; Frauen, die stark identifiziert sind mit den allgemeinen Anliegen und Grundsätzen der kfd: Sie sind überzeugt, dass das Anliegen zu den kfd Grundsätzen passt...sie wollen 3

bewußt etwas für andere kfd Frauen tun und damit auch die kfd als Ganzes mit prägen: Wir tun etwas für unsere eigenen Frauen dass die kfd auch so gesehen wird, liegt uns am Herzen. Ich will einiges herausgreifen, was die Pflegebegleiterinnen selbst berichten über das, was sie in diesem Projekt für sich persönlich gelernt haben. Existentielle Haltungen wurden gelernt: o Wir haben Antennen bekommen für Begleitungssituationen o Das hat meinen Blick verändert o Ich habe ein drittes Ohr bekommen o Dass ich das aushalte, was da an Elend kommt o Das Zuhören fällt leichter; Ich spreche jetzt anders mit pflegenden Angehörigen o ich habe Sicherheit gewonnen im Umgang mit dem Thema Pflege. Bezogen auf die eigene Person wurden Glücksmomente benannt wie o das Gefühl, jemandem helfen zu können o dass man selbst geduldiger wird im Zuhören o dass man merkt, dass einem das Gespräch auch selbst gut tut o eine neu hilfreiche Perspektive zu entwickeln: zu verstehen und mitzufühlen o die Zeit des Kurses hat meinen Blick auf den Nächsten und seine Hilfsbedürftigkeit geschärft. In Bezug auf ihre Begleitungserfahrungen äußern sie: o Meine Begleitung ist ein Angebot, das angenommen wird und wirkt. o Dass ich das Vertrauen geschenkt bekomme danke für diese Offenheit o Es war ihr großer Trost (für die pflegende Frau), dass ich jederzeit hätte kommen können In Bezug auf die kfd-qualifizierung gab es auch Glücksmomente, von denen berichtet wurde: o Die Solidarität unter uns kfd-frauen wächst, lässt uns stolz darauf sein, Mitglied der kfd zu sein, was ansteckend auf unsere anderen Frauen wirken könnte. o Erfahrungen der Gemeinschaft wurden gemacht: Da sind kfd-lerinnen mit gleichen Erfahrungen und die finden sich o Erfahrungen mit dem gemeinsamen Lernen wurden hervorgehoben: Partizipatives und wertschätzendes Lern-Klima, vertrauensvoll im Miteinander. Was generell als förderlich bei der Fortbildung hervorgehoben wird, stimmt mit den Ergebnissen der Lernforschung überein: eine Hohe Motivation entsteht, wenn Kompetenzentwicklung, Selbstbestimmung und Eingebundenheit zusammenkommen in einem Rahmen, der Sicherheit vermittelt (Deci und Ryan). In Bezug auf die kfd Verbandsarbeit zeigt sich: o Die Pflegebegleiterinnen merken die Chancen für die kfd selbst an: Der Diözesanverband hätte die Möglichkeit über das Projekt Pflegebegleitung Mitglieder zu werben, Mitgliedern zu zeigen, dass er etwas für sie tut. o Eine Teilnehmerin verweist auf die gesellschaftliche Bedeutung: Die kfd will die Gesellschaft sensibilisieren für die Pflegesituation in der Familie, sie will in der Öffentlichkeit eine Wertschätzung der Arbeit pflegender Angehöriger erreichen. Sie fordert eine bessere Vereinbarkeit von Pflege und Beruf, die 4

Anrechnung der Pflegezeit auf die Rente. So wird die kfd in Kirche, Politik und Gesellschaft zum Sprachrohr für die Belange der Frau. In ihrem Lernen und Engagement angespornt wurden die Pflegebegleiterinnen durch Erlebnisse wie: die Aufnahme des Anliegens in Diözesanausschuss, kfd-vorständetag, Bundesausschusssitzung eine Vertreterin der Bundesebene Frau Bernal Copano - war immer wieder da und hat großes Interesse gezeigt, die Projektleiterin Frau Klingbeil-Weber von der Bundesgeschäftsstelle hat den ganzen Kurs begleitet. Besonders aber motiviert: Dass es weitergeht mit Pflegebegleitung in der kfd: dass es zwei weitere Treffen mit Fallarbeit in 2012 gibt; dass eine Diözese sich bereits entschlossen hat, das Projekt weiterzuverfolgen, dass sich die kfd auch auf politischer Ebene durch den Vorstand seit vielen Jahren für die Anliegen pflegender Frauen einsetzt. Es wird aber auch deutlich benannt, vor welchen Herausforderungen sich die Pflegebegleiterinnen sehen: Immer wieder darüber reden. Denn: Alle sind begeistert von der Idee, aber keiner macht mit so bringt es eine Teilnehmerin kurz und knapp auf den Punkt. Und die besondere Schwierigkeit wird immer wieder benannt: mit der Scheu pflegender kfd- Frauen umzugehen, wenn es darum geht, Hilfe in Anspruch zu nehmen. 6. Stolpersteine bei der Projektentwicklung Ich möchte meinen Blick aber auch auf die Stolpersteine richten Was hat die Projektentwicklung gehindert? Aus der Sicht der Teilnehmerinnen und aus meiner Sicht der teilnehmenden Beobachterin dazu folgendes: Die offene Lernsituation hat zunächst verunsichert: Das Passende im Abgleich mit dem Fremden (dem Pflegebegleiter-Projekt) zu entwickeln, erzeugte zunächst ein hohes Maß an Verunsicherung und Druck - aber es galt zu akzeptieren: Der Weg musste selbst gefunden werden. Und so wurden viele ganz unterschiedliche neue Wege gesucht und gefunden. Ungleiche Voraussetzungen machten das gemeinsame Weiterkommen zunächst schwer: Aufgabe war hier, jeden an seinem Punkt zu lassen und doch in eine gemeinsame Richtung zu gehen. Auch hier war ein Entwicklungsprozess zu erkennen: zunehmend konnten die eigenen Stärken und die der anderen gesehen und genutzt werden. Die eher hierarchische Tradition der kfd: Hierarchischen Strukturen sehen nur ein begrenztes Maß an Selbstbestimmung und Selbstbeauftragung vor. Aber gerade das wird in dem Pflegebegleitungsvorhaben ja gebraucht. So war es eine besondere Lernherausforderungen, zu erkennen, dass man an Widerständen wachsen kann. Hier wurde viel Erfindungsreichtum an den Tag gelegt... So war es z.b. für eine Teilnehmerin völlig neu und ungewohnt, einen Katalog an Vorschlägen und Forderungen an die kfd aufzustellen: Was wollen wir, dass getan 5

werden muss? Sie war immer nur davon ausgegangen, dass die kfd sagt, was die kfd Frauen alles tun müssen. Aber auch die Bundesebene selbst hat sich im Verlauf zunehmend stärker an den Ideen und Wünschen der Teilnehmerinnen orientiert auch dies ein Lernprozess, der noch nicht zu Ende ist. 7. Gelingensfaktoren ein Resümée Gefragt nach den Gelingensfaktoren möchte ich aus meiner derzeitigen Einschätzung folgende Faktoren hervorheben: 1. Der klare Wille der Bundesgeschäftsstelle, das Thema anzugehen, ein Projektangebot zu machen, und dieses auch kontinuierlich zu begleiten. Dazu gehörte auch, es in öffentlichen Diskussionen bekannt zu machen und sich für das Anliegen der pflegenden Angehörigen in politischen Gremien einzusetzen. 2. Eine Schar von wirklich aufrechten und engagierten Frauen die sich ehrlich und mit ihrer ganzen Persönlichkeit einsetzen und sich in Teamarbeit üben; die mutig sind und sich nicht scheuen, Kritik und Unverständnis zu ernten. Das zu erleben, hat mich begeistert und auch angerührt in diesem Projekt. 3. Ein Anliegen, das sich wirklich lohnt; ein Problem das zum Himmel schreit weil pflegende Angehörige wirklich bisher kaum beachtet werden und weil es die Frauen in der kfd wirklich betrifft. 4. Ein gutes Konzept, etwas daraus zu machen und glaubwürdige Trainerinnen, die mit ihrem Partizipativen Ansatz erlebbar machen, wie viele Kräfte freiwerden, wenn man begleitet und nicht führt oder vorgibt. Hier gilt mein ausdrücklicher Dank Iren Steiner, die leider nicht dabeisein kann und Petra Kümmel. Ihr habt das wunderbar gemacht. Eine besondere Herausforderung sehe ich nun darin, den Prozess auf Diözesanebene weiter zu entwickeln: Die Diözesanverbände sind anzusprechen, damit sie die Anregung aufgreifen und gute Bedingungen für die Arbeit vor Ort schaffen denn Pflegebegleitung selbst entfaltet ihre Wirkungen vor Ort. Hier wird im Diözesanverband Paderborn schon Konkretes geplant: ein Vorbereitungskurs für kfd-pflegebegleiterinnen auf Stadtebene und auch andere Diözesen suchen nach Möglichkeiten der Verbreitung von Pflegebegleitung in der kfd. Schlussbemerkung Als ich vor wenigen Wochen persönlich mit dem Pflegethema konfrontiert war, gab es drei Schlüsselsätze / kurze SMS Botschaften, die mich gestärkt haben: 1. Die Bereitschaft anderer: Ich komme, wenn Du mich brauchst 2. Das Eingeständnis, dass mir Hilfe gut tun würde: Ich würde mich sehr freuen, wenn Du kommst 3. Und immer zwischendurch die Botschaft Wir schaffen das gemeinsam. Die Idee von Pflegebegleitung lässt sich in diesen 3 zentralen Botschaften zusammenfassen: 1. Das Angebot der Pflegebegleiterinnen: Ich bin da, ich bin in der Angelegenheit Pflege für Dich zu sprechen! Sag Du, wann es passt und wo und wie Du mich treffen willst. 6

2. Dieses Angebot braucht aber eine ganz klare Botschaft von der anderen Seite: Ich freue mich, wenn Du kommst und Jetzt brauche ich Dich. Das ist eine wirkliche Entwicklungsaufgabe für viele Frauen, den eigenen Unterstützungsbedarf sich selbst gegenüber und anderen gegenüber einzugestehen. Davon Abschied zu nehmen: ich muss das alles alleine schaffen. Und hierfür bieten kfd-gruppen eine große Chance: darüber zu sprechen, wie wichtig es ist, Hilfe anzunehmen. 3. Das führt zu der dritten wichtigen Botschaft: Wir schaffen das gemeinsam. Darin liegt eine neue Qualität: wir stellen uns Seite an Seite. Pflegebegleiterinnen und pflegende Angehörige richten ihren Blick gemeinsam auf die Aufgaben, die anstehen. Pflege wird als gemeinsame Aufgabe definiert. Wenn wir mit diesem kfd-projekt dazu den Anstoß gegeben haben, dass dies deutlich wird und dass sich dieses neue Denken gemeinsam in kleinen Schritten in die Tat umsetzen lässt, dann hat diese kleine Gruppe viel erreicht. Mit diesem Projekt haben wir gemeinsam einen großen Stein ins Wasser geworfen: die einzelnen Teilnehmerinnen, die jetzt Pflegebegleiterinnen und Projekt-Initiatorinnen sind, die Bundesebene der kfd, einzelne Landesverbände, die beiden Trainerinnen des Netzwerk-Pflegebegleitung Iren Steiner und Petra Kümmel. Ich wünsche mir und uns allen von Herzen, dass diese Initiative nun weitere Kreise zieht: innerhalb der kfd, aber auch darüber hinaus... 7