Streiflichter auf aktuelle Änderungen im Vollstreckungsund Sachenrecht

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Transkript:

Generalversammlung 2011 des Aargauischen Juristenvereins Streiflichter auf aktuelle Änderungen im Vollstreckungsund Sachenrecht www.studer-law.com

Inhaltsübersicht I. Vollstreckungsrecht (1.1.2011) II. Sachenrecht (1.1.2012) Folie 2

Vollstreckungsrecht Sachenrecht I. Vollstreckungsrecht Die vollstreckbare öffentliche Urkunde Folie 3

Vollstreckungsrecht Sachenrecht 1. Begriff der vollstreckbaren öffentlichen Urkunde Privat-autonom geschaffener Vollstreckungstitel. Vollstreckung einer Leistungspflicht aus sich selbst ohne vorgängigen Prozess. Folie 4

Vollstreckungsrecht Sachenrecht 2. Gegenstand und Inhalt der vollstreckbaren Urkunde (I) Leistungen aller Art: Geldforderungen z.b. Verzinsung und Rückzahlung eines Darlehens Sachleistungen z.b. Lieferung einer beweglichen Sache Abgabe einer Willenserklärung z.b. Grundbuchanmeldung zur Übertragung von Grundeigentum Folie 5

Vollstreckungsrecht Sachenrecht 2. Gegenstand und Inhalt der vollstreckbaren Urkunde (II) Ausnahmen: Nicht vollstreckbar sind gemäss Art. 348 ZPO Urkunden über Leistungen basierend auf: Gleichstellungsgesetz Miete und Pacht von Wohn- und Geschäftsräumen sowie landwirtschaftliche Pacht Mitwirkungsgesetz Arbeitsverhältnis- und Arbeitsvermittlungsgesetz Konsumentenverträge Faktisch nicht vollstreckbare Pflichten, z.b. Beistands- und Treuepflicht unter Ehegatten Folie 6

Vollstreckungsrecht Sachenrecht 2. Gegenstand und Inhalt der vollstreckbaren Urkunde (III) Keiner Vollstreckung bedürfen: Feststellungserklärungen, wie Wir, A und B erklären, dass der PW Audi A3 Stamm-Nr. 1234 im Eigentum von B steht. Gestaltungserklärungen, wie Ich, A, kündige das Arbeitsverhältnis mit B fristgemäss auf den 31.12.2011. Folie 7

Vollstreckungsrecht Sachenrecht 2.1 Ausdrückliche Anerkennung der direkten Vollstreckung durch die verpflichtete Partei Unterwerfungserklärung = einseitige Willenserklärung prozessrechtlicher Art. Gläubiger muss Annahme nicht erklären. Die Unterwerfung hat keinen vertraglichen Charakter. Die Unterwerfung wirkt nicht gegenüber den Rechtsnachfolgern (neuer Schuldner / neuer Gläubiger). Art. 347 lit. a ZPO Folie 8

Vollstreckungsrecht Sachenrecht 2.2 Erwähnung des Rechtsgrundes der geschuldeten Leistung Verpflichtungsgrund wie Kauf, Darlehen, etc., ist anzugeben. Abstraktes Schuldversprechen im Sinn von Art. 17 OR genügt nicht. Verpflichtungsgeschäft muss grundsätzlich nicht in der öffentlichen Urkunde begründet werden (Verweis auf extern zulässig); ausnahmsweise doch, wenn gesetzlich vorgeschrieben (z.b. Grundstückkauf). Auch dann: Separate öffentliche Urkunden möglich. Art. 347 lit. b ZPO Folie 9

Vollstreckungsrecht Sachenrecht 2.3 Genügend bestimmte Leistung Geldleistungen: Ziffernmässig festgestellt oder zweifelsfrei berechenbar. Bestand und Höhe der Forderung: Befristung und Suspensivbedingung sind zulässig, soweit eindeutig. Realleistungen: Exakte Bezeichnung der zu liefernden Sache, der Handlungen / Unterlassungen allenfalls mit präziser Zeit und Ortsangabe Art. 347 lit. c Ziff. 1 ZPO Folie 10

Vollstreckungsrecht Sachenrecht 2.4 Von der schuldpflichtigen Partei anerkannte geschuldete Leistung Schuldanerkennung durch Verpflichteten in Urkunde Schuldanerkennung = materielles Zivilrecht: Nicht an aktuellen Gläubiger gebunden Leistung ist abtretbar (z.b. Darlehen). Art. 347 lit. c Ziff. 1 ZPO Folie 11

Vollstreckungsrecht Sachenrecht 2.5 Fälligkeit der geschuldeten Leistung Bei Errichtung der vollstreckbaren öffentlichen Urkunde muss geschuldete Leistung noch nicht fällig sein. Fälligkeit vgl. Art. 75 OR: Fälligkeit = urkundenunabhängige Vollstreckungsvoraussetzung. Vollstreckung möglich, wenn Geldleistung: Schuld fällig spätestens im Zeitpunkt der Zustellung des Zahlungsbefehls. Realleistungen: Schuld im Zeitpunkt der Zustellung der Urkunde an die verpflichtete Partei im Sinne von Art. 350 Abs. 1 ZPO fällig. Art. 347 lit. c Ziff. 3 ZPO Folie 12

Vollstreckungsrecht Sachenrecht 3. Verurkundung eines Mediationsvergleichs siehe schriftlichen Referatstext. Folie 13

Vollstreckungsrecht Sachenrecht 4. Errichtung der öffentlichen Urkunde siehe schriftlichen Referatstext. Folie 14

Vollstreckungsrecht Sachenrecht 5. Beispiele (I) Beispiel für Geldforderung (Darlehen): (Notarielle Einleitungsformel mit Nennung des sich Verpflichtenden) Ich anerkenne, Graf Ulrich von Lenzburg, Schloss, 5600 Lenzburg, aus Darlehen vom 16. Juni 2011 den Betrag von CHF 100 000.- (Schweizer Franken hunderttausend) zu schulden. Das Darlehen ist jederzeit auf sechs Monate kündbar. Für den Betrag von CHF 100 000.- (Schweizer Franken hunderttausend) anerkenne ich die direkte Vollstreckung gemäss Art. 347 ff. der Schweizerischen Zivilprozessordnung. (Öffentliche Beurkundung) Folie 15

Vollstreckungsrecht Sachenrecht 5. Beispiele (II) Beispiel für Sachleistung: (Notarielle Einleitungsformel mit Nennung des sich Verpflichtenden) Ich anerkenne, Graf Ulrich von Lenzburg, Schloss, 5600 Lenzburg, aus Kaufvertrag vom 16. Juni 2011 die Eigentumsverschaffung am Bild Frau am Tisch, von Kurt Hediger, unten links signiert K.Hediger und datiert (19)57, rückseitig datiert 1957/58, Öl auf Leinwand, 80,5 x 65 cm, zu schulden. Übergabetermin: 30. August 2011, 13.30 Uhr, Übergabeort: Hotel Krone, Lenzburg. Bezüglich Eigentumsverschaffung und Übergabe des Gemäldes anerkenne ich die direkte Vollstreckung gemäss Art. 347 ff. ZPO. (Öffentliche Beurkundung) Folie 16

Vollstreckungsrecht Sachenrecht 6. Vollstreckung (Geldleistung) Vollstreckbare Urkunde über eine Geldleistung = definitiver Rechtsöffnungstitel nach Art. 80 f. SchKG (Art. 349 ZPO). aber: Keine Beschränkung der Einwendungen auf Tilgung, Stundung, Verjährung. sondern: Alle sofort beweisbaren formellen und materiellen Einwendungen sind zulässig (Art. 81 Abs. 2 SchKG) Rö-Richter prüft Voraussetzungen v.a.w. Folie 17

Vollstreckungsrecht Sachenrecht 7. Vollstreckung (andere Leistung / Realleistung) (I) Notifikation durch Urkundsperson (Art. 350 Abs. 1 ZPO): Ist eine Urkunde über eine andere Leistung zu vollstrecken, so stellt die Urkundsperson der verpflichteten Partei auf Antrag der berechtigten Partei eine beglaubigte Kopie der Urkunde zu und setzt ihr für die Erfüllung eine Frist von 20 Tagen. Die berechtigte Partei erhält eine Kopie der Zustellung. Folie 18

Vollstreckungsrecht Sachenrecht 7. Vollstreckung (andere Leistung / Realleistung) (II) Gesuch an Vollstreckungsgericht (Art. 350 Abs. 2 ZPO) 2 Nach unbenütztem Ablauf der Erfüllungsfrist kann die berechtigte Partei beim Vollstreckungsgericht ein Vollstreckungsgesuch stellen. Folie 19

Vollstreckungsrecht Sachenrecht 7. Vollstreckung (andere Leistung / Realleistung) (III) Gesuch: Voraussetzungen der Vollstreckbarkeit darlegen erforderlichen Urkunden beilegen (vollstreckbare öff. Urkunde, Zustellnachweis Notar etc.) Örtliche Zuständigkeit: Zwingend zuständig ist Gericht: am Wohnsitz oder Sitz der unterlegenen Partei (Schuldner) am Ort, wo die Massnahmen zu treffen sind (am Ort, wo der zu vollstreckende Entscheid gefällt worden ist) Folie 20

Vollstreckungsrecht Sachenrecht 7. Vollstreckung (andere Leistung / Realleistung) (IV) Summarisches Verfahren. Das Vollstreckungsgericht prüft die Vollstreckbarkeit von Amtes wegen, holt eine Stellungnahme des Schuldners ein (Art. 341 Abs. 2 ZPO). Sämtliche sofort beweisbaren formellen und materiellen Einwendungen möglich. Folie 21

Vollstreckungsrecht Sachenrecht 7. Vollstreckung (andere Leistung / Realleistung) (V) (Gegen-) Massnahmen Schuldner: Feststellungsklage im ordentlichen Verfahren. Z.B. Anspruch besteht nicht oder nicht mehr / ist gestundet. Aufpassen: Aufschub der Vollstreckung bedarf Erlass einer vorsorglichen Massnahme. Gläubiger: Leistungsklage im ordentlichen Verfahren. Folie 22

Vollstreckungsrecht Sachenrecht II. Sachenrecht Neuerungen 1.1.2012 Folie 23

Vollstreckungsrecht Sachenrecht Änderungen unter anderem: Miteigentum Gegenstand des Grundeigentums Richterliche Massnahmen Verantwortlichkeit des Grundeigentümers Nachbarrecht Durchleitungen Stockwerkeigentum Errichtung von Dienstbarkeiten Bauhandwerkerpfandrecht Schuldbrief Anmerkung öffentlich-rechtlicher Beschränkungen Folie 24

Vollstreckungsrecht Sachenrecht Inhaltsübersicht Sachenrecht 1. Richterliche Massnahmen 2. Bauhandwerkerpfandrecht 3. Register-Schuldbrief Folie 25

Vollstreckungsrecht Sachenrecht (Richterliche Massnahmen) 1. Richterliche Massnahmen Folie 26

Vollstreckungsrecht Sachenrecht (Richterliche Massnahmen) 1.1 Richterliche Massnahmen - Begriff Gemeint sind richterliche Massnahmen im Zusammenhang mit Grundstücken, bei denen die Verfügungsberechtigten nicht auffindbar sind bzw. bei juristischen Personen nicht verfügungsfähig sind. Folie 27

Vollstreckungsrecht Sachenrecht (Richterliche Massnahmen) 1.2 Richterliche Massnahmen bei unauffindbarem Eigentümer Wenn: Identifikation des im Grundbuch eingetragenen Eigentümers (oder seiner Erben) nicht möglich ist (gleicher Name). Der Wohnort unbekannt ist. Folie 28

Vollstreckungsrecht Sachenrecht (Richterliche Massnahmen) 1.2.1 Verfahrensart und Zuständigkeit Auf Antrag / freiwillige Gerichtsbarkeit. Summarisches Verfahren. Örtlich: Gericht am Wohnsitz / Sitz des Gesuchstellers, sofern das Gesetz nichts anderes bestimmt (Art. 19 ZPO). zwingende Bestimmung? (z.b. bei Verschollenenerklärung) Dienstbarkeit zu löschen Gericht rei sitae (Art. 29 Abs. 4 ZPO). Antragsteller = Grundbuchamt rei sitae wohl Gericht am Kantonshauptort (Art. 10 lit. d ZPO). Sachverhaltsfeststellung von Amtes wegen. Folie 29

Vollstreckungsrecht Sachenrecht (Richterliche Massnahmen) 1.2.2 Gerichtliche Anordnung von Massnahmen (I) indirekte Massnahme: Ernennung eines Vertreters Befugnisse auf Antrag Regel: erhaltende Massnahmen (gewöhnliche Verwaltungshandlungen), Ausnahme: (rechtliche) Verfügungen über das Grundstück direkte Massnahme (z.b. Einleitung des Verfahrens auf Verschollenerklärung). Folie 30

Vollstreckungsrecht Sachenrecht (Richterliche Massnahmen) 1.2.2 Gerichtliche Anordnung von Massnahmen (II) Beispiele: Anordnung / Überwachung bautechnischer Sicherungsmassnahmen bei drohendem Gebäudeeinsturz. Schuldbrieferhöhung zwecks Finanzierung des Umbaus. Einleitung Verschollenerklärung des eingetragenen Grundeigentümers. Folie 31

Vollstreckungsrecht Sachenrecht (Richterliche Massnahmen) 1.2.3 Legitimation Grundbuchverwalter rei sitae jede Person mit schutzwürdigem Interesse: Personen, denen eine dingliche Rechtsposition am Grundstück zusteht (Dienstbarkeit), Gemeinwesen Nachbarn sogar eine potenzielle Käuferschaft (Botschaft, BBl 2007 5305). Folie 32

Vollstreckungsrecht Sachenrecht (Richterliche Massnahmen) 1.2.4 Ausserordentliche Ersitzung Richterliche Massnahmen unterbrechen die 30-jährige Frist für die ausserordentliche Ersitzung nicht. Folie 33

Vollstreckungsrecht Sachenrecht (Richterliche Massnahmen) 1.3 Richterliche Massnahmen bei Fehlen der vorgeschriebenen Organe Wenn die als Eigentümerin eingetragene juristische Person nicht mehr über die vorgeschriebenen Organe verfügt: Demission ohne Ersatz; Tod ohne Ersatz; Jur. Person selbst besteht nicht mehr. Folie 34

Vollstreckungsrecht Sachenrecht (Bauhandwerkerpfandrecht) 2. Bauhandwerkerpfandrecht Folie 35

Vollstreckungsrecht Sachenrecht (Bauhandwerkerpfandrecht) 2.1 Ausweitung der Leistungskategorien Neben Bauten und anderen Werken neu für Gerüstbau Baugrubensicherung Abbrucharbeiten Art. 837 Abs.1 Ziffer 3 nzgb Folie 36

Vollstreckungsrecht Sachenrecht (Bauhandwerkerpfandrecht) 2.2 Ausweitung des Bestellerkreises Neben Auftragerteilung durch Grundeigentümer oder Unternehmer neu auch: Mieter, Pächter oder andere am Grundstück berechtigte Person (z.b. Nutzniesser), falls der Grundeigentümer seine Zustimmung zur Ausführung der Arbeit erteilt hat. Art. 837 Abs. 1 Ziffer 3 und Abs. 2 nzgb Folie 37

Vollstreckungsrecht Sachenrecht (Bauhandwerkerpfandrecht) 2.3 Verlängerung der Frist Neu: Eintragung spätestens vier Monate nach Vollendung der Arbeit Art. 839 Abs. 1 nzgb Folie 38

Vollstreckungsrecht Sachenrecht (Bauhandwerkerpfandrecht) 2.4 Grundstücke im Verwaltungsvermögen nicht pfändbar. Stärkung der Position des Handwerkers v.a. wenn der Besteller Grundeigentümer (Gemeinwesen). Wenn keine Schuldpflicht des Eigentümers aus Vertrag Haftung des Gemeinwesens nach den Bestimmungen über die einfache Bürgschaft (Art. 839 Abs. 6 nzgb). Zugehörigkeit zu Verwaltungsvermögen strittig vorläufige Eintragung des Pfandrechts (4-Monatsfrist; Art. 839 Abs. 6 nzgb). Bei Feststellung = Verwaltungsvermögen: Löschung der vorläufigen Eintragung, ersetzt durch Bürgschaft (Art. 839 Abs. 6 nzgb). Art. 839 Abs. 4 ff. nzgb Folie 39

Vollstreckungsrecht Sachenrecht (Register-Pfandrecht) 3. Register-Schuldbrief (I) Art. 857 ff. nzgb Folie 40

Vollstreckungsrecht Sachenrecht (Register-Pfandrecht) 3. Register-Schuldbrief (II) Heute in Papierform: Inhaberschuldbrief. Namenschuldbrief Neu zusätzlich ab 1.1.2012: Papierloser Schuldbrief (Register-Schuldbrief) Entstehung: Eintragung im Grundbuch, ohne Wertpapier. Übertragung: Eintragung des neuen Gläubigers im Grundbuch. Aufhebung der Gült. Folie 41

Schlussbemerkung Weitere Details zu den sachenrechtlichen Änderungen: Basler Kommentar ZGB II, Art. 457-977 ZGB und Art. 1-61 SchlT ZGB 4. Auflage, Basel 2011 (erhältlich ab Herbst) v.a.: Rey Heinz / Strebel Lorenz, u.a. zu den Art. 664-712 und 780 ZGB Folie 42

Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit www.studer-law.com Folie 43