Umgang miteinander Feedbackkultur

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Transkript:

Rede der Präsidentin der Kultusministerkonferenz und Ministerin für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen, Sylvia Löhrmann Umgang miteinander Feedbackkultur Frühjahrsplenartagung Bundeselternrat 23. Mai 2014 Es gilt das gesprochene Wort.

Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Heißt es. Doch gilt dieses Sprichwort immer und überall? mit dieser Frage begrüße auch ich Sie sehr herzlich zur Frühjahrsplenartagung des Bundeselternrats hier in Potsdam. Umgang miteinander Feedbackkultur heißt Ihr diesjähriges Tagungsthema. Ein Tagungsthema, das Ihre Arbeit und unsere Zusammenarbeit pointiert zusammenfasst. Ob Gespräche, Briefwechsel, Begegnungen auf Veranstaltungen oder die Einbeziehung des Bundeselternrats im Vorfeld schulpolitischer Entscheidungen in den vergangenen Jahren ist aus einer ganzen Reihe von regelmäßigen Kontakten eine vertrauensvolle Zusammenarbeit gewachsen. Zum Wohl der uns anvertrauten Kinder und für eine chancengerechte und leistungsorientierte Schulentwicklung. Falls Schweigen also tatsächlich Gold ist, ist richtig Reden Platin und unsere Zusammenarbeit Vorbild für die gesamte Feedbackkultur im Schulbereich. 2

3 verstehen wir eine Kultur des Feedbacks in diesem Sinne als richtiges Reden bezogen auf ein gemeinsames Ziel, ist sie sowohl ein Instrument als auch eine Frage der Haltung Sie ist ein gemeinsames Anliegen und legt Wert auf die innere Bereitschaft aller Beteiligten, aussagekräftige Feedbacks zu geben, einzuholen, aufzunehmen und als Chance für eine systematische und qualitativ hochwertige Weiterentwicklung unseres Bildungssystems zu nutzen. Leitender Grundgedanke ist dabei, dass sich Entwicklungsprozesse weder von oben verordnen lassen noch auf Knopfdruck geschehen. Entwicklung besonders auch eine qualitativ hochwertige und systematische Schulentwicklung braucht Partizipation und Zeit. Und genau dies unterstützt eine konstruktive Kultur des Feedbackgebens und -nehmens: Sie ermöglicht, gegenwärtige Prozesse und Momentaufnahmen differenziert wahrzunehmen, vielfältige Facetten zu berücksichtigen und impliziert und das ist besonders wichtig auf Seiten aller Beteiligten: die Bereitschaft zur Veränderung.

4 Zielgerichtet und systematisch. Mit Blick auf die Potentiale. Für ein leistungsstarkes und chancengerechtes Bildungssystem. Dabei müssen wir beachten, dass Feedback in der Bildungspolitik zwei Ebenen umfasst, die aufeinander wirken und sich gegenseitig bedingen: die Makroebene, das Bildungssystem in seiner Gesamtheit, und die Mikroebene, die Ebene einzelner Schulen. Auf beiden Ebenen gibt es unterschiedliche Formen von Feedback, auf die ich im Folgenden eingehen möchte. für die Makroebene ist die Gesamtstrategie zum Bildungsmonitoring zentral. Sie wurde im Juni 2006 von der Kultusministerkonferenz beschlossen und hat das Ziel, unser Bildungssystem systematisch und wissenschaftlich zu analysieren. Im Sinne einer nachhaltigen Feedbackkultur werden die erhaltenen Daten und Informationen dann für eine systematische Weiterentwicklung genutzt und Ergebnisse sinnvoll mit Maßnahmen zur Unterrichtsund Qualitätsentwicklung verknüpft.

5 So können sie potentialorientiert der konkreten Arbeit jeder einzelnen Schule zugute kommen. Das Bildungsmonitoring umfasst vier konzeptionell miteinander verbundene Bereiche: Internationale Schulleistungsuntersuchungen (zum Beispiel PISA und IGLU), Zentrale Überprüfung des Erreichens der Bildungsstandards im Ländervergleich, Vergleichsarbeiten zur landesweiten Überprüfung der Leistungsfähigkeit einzelner Schulen (VERA), Bildungsberichterstattung. Schauen wir uns das erhaltene Feedback aus diesen Bereichen an, erkennen wir zum Beispiel anhand der Ergebnisse der letzten PISA-Studie, dass wir die Ergebnisse internationaler Schulleistungsuntersuchungen in den letzten Jahren konsequent für eine systematische Weiterentwicklung unseres Bildungssystems genutzt und Makro- und Mikroebene sinnvoll miteinander verknüpft haben: Deutschland zählt zu den wenigen Ländern, die sich in allen Bereichen kontinuierlich verbessert haben, liegt deutlich über dem OECD-Durchschnitt und hält

6 inzwischen Anschluss an die internationale Spitzengruppe. Der Zusammenhang von sozialer Herkunft und Bildung nimmt ab. Und Schülerinnen und Schüler mit Zuwanderungshintergrund haben sich in ihren Leistungen spürbar verbessert. Wir sind auf einem guten Weg, dürfen jetzt aber nicht inne halten. Im Gegenteil: Diese Ergebnisse machen Mut, unseren Weg hin zu einem leistungsstarken und chancengerechten inklusiven Schulsystem konsequent und intensiv weiter zu gehen. Auch die Vergleichsarbeiten in zentralen Fächern in Klasse 3 und 8 (VERA) haben maßgeblich zur Unterrichts- und Schulentwicklung jeder einzelnen Schule beigetragen. Natürlich umfasst Schule mehr als die Leistungen in bestimmten Fächern, aber hier geht es um die fachliche Qualität von Schule und Unterricht. Zudem bietet VERA den Lehrkräften auch insofern ein wichtiges Feedback, als dass sie sich über die Ergebnisse von Parallelklassen an einer Schule oder auch landesweit informieren können. In einem sogenannten fairen Vergleich sogar auch mit Klassen ähnlicher sozialer Zusammensetzung.

7 unser Bildungssystem ist transparenter geworden. Die Bildungspolitik hat mit dem von ihr eingeleiteten Paradigmenwechsel selbst dafür gesorgt, dass sie sich für die Ergebnisse ihrer Maßnahmen zur Qualitätsentwicklung stärker verantworten muss als das früher der Fall war. Mit einem Wort: Bildungspolitik hat sich auf nationaler und internationaler Ebene einem intensiven Feedback gestellt. Und das Feedback hat gewirkt! Wichtig ist dabei: Feedback ist keine Einbahnstraße. Die Rückmeldungen von Lehrerinnen und Lehrern, von Eltern und auch aus der Wissenschaft gaben und geben uns gleichzeitig wichtige Hinweise zur Weiterentwicklung der Gesamtstrategie zum Bildungsmonitoring. Diese Weiterentwicklung werden wir im Rahmen der von der Kultusministerkonferenz beschlossenen Überarbeitung der Gesamtstrategie angehen. In diesen Prozess werden wir wie bereits in der Vergangenheit geschehen zum Beispiel natürlich auch die Anregungen zur Weiterentwicklung von VERA, die

GEW, VBE und Grundschullehrerverband Anfang Mai in Form eines Manifests veröffentlicht haben, einbeziehen. Erziehung und Bildung ist die Aufgabe von Eltern, Gesellschaft und Staat. Sie so zu verbinden, dass sie zu einer gemeinsamen Angelegenheit wird, verbessert die Chancen vieler Kinder und Jugendlicher deutlich. Dabei kommt es auf die Mikroebene an und in unseren Schulen vor allem auf eine ganz konkrete Zusammenarbeit zwischen Eltern, Lehrerinnen und Lehrern an. Kurz: auf eine von allen Beteiligten getragene Bildungs- und Erziehungspartnerschaft. Elternarbeit war schon immer wichtig für die Schulentwicklung. Wenn das Erziehungsverhalten im Elternhaus mit der Schule abgestimmt wird, erleben Schülerinnen und Schüler Eltern und Lehrkräfte als Vorbilder, die ihnen Orientierung geben. Dies gibt ihnen Vertrauen und Sicherheit und bildet die Grundlage für eigenverantwortliche Lernprozesse. In den Schulgesetzen der Länder wie auch in formulierten Kriterien für Schulqualität tragen wir der enormen Bedeutung der Partizipation von Eltern an 8

9 schulischen Entwicklungsprozessen Rechnung. Ich nenne in diesem Zusammenhang Elternsprechtage, Sprechstunden, Elternabende, aber auch Fördervereine, Tage der offenen Tür und Schulfeste. Gerade die Atmosphäre ist für funktionierende Bildungs- und Erziehungspartnerschaften nicht zu unterschätzen, da bin ich nochmal bei der Haltung: Wichtig sind Wertschätzung und Respekt statt erhobenem Zeigefinger und Schuldzuweisungen. Und zwar von Anfang an: Ein einladendes und freundliches Schulklima hilft Schülerinnen, Schülern und ihren Eltern ab dem Tag der Einschulung bei der Orientierung. Und Willkommensrituale erleichtern den Einstieg in die Schulgemeinschaft. Auch Elternabende sind von großer Bedeutung für eine gelingende Zusammenarbeit. Neben Informationen bieten sie Gelegenheit zum gegenseitigen Kennenlernen, zum Austausch der Eltern untereinander und mit den Lehrerinnen und Lehrern. Die von Eltern getragenen Fördervereine an Schulen helfen darüber hinaus bei Schulveranstaltungen, Ausflügen, Exkursionen und Klassenfahrten. Sie haben eine große soziale Funktion in unserem Schulleben

10 übernommen, und sie sind wesentliche Eckpfeiler der Erziehungspartnerschaft Elternhaus Schule! Besonders wichtig ist zudem die Arbeit, die Elternvertreterinnen und -vertreter als Klassenelternsprecherinnen/-sprecher oder Elternbeiräte in den Schulgremien leisten. Mit ihrem Ehrenamt üben sie einen ganz nachhaltigen Einfluss auf die Entwicklung ihrer Schule aus, geben und nehmen Feedback im Zusammenwirken mit Lehrkräften und Schulleitung. Ich bin froh, dass wir es in Nordrhein-Westfalen geschafft haben, für die Schulkonferenz eine Drittelparität einzuführen. Diese stärkt nicht nur die Schülerinnen und Schüler, sondern auch die Eltern! für eine nachhaltige und wirksame Bildungs- und Erziehungspartnerschaft zwischen Schule und Elternhaus ist die an vielen Stellen des Schullebens statt findende Kultur des Feedback-Gebens und -Annehmens entscheidend. Sie basiert auf einer Haltung, in der das Wohl unserer Kinder und Jugendlicher im Vordergrund steht, und auf der Bereitschaft, einander zuzuhören.

Auf der Mikroebene in Schulen ist Feedbackkultur also ein Verfahren, dialogisch und auf gleicher Augenhöhe miteinander zu kommunizieren, zu diskutieren, zu reflektieren. Dem Modell nach scheint das nicht schwer zu sein. In der Praxis wird Feedback aber leider noch allzu oft defizitorientiert gesehen und als persönliche Kritik verstanden. "Wir verstehen Feedback als Beurteilung. Deshalb nehmen wir häufig eine Verteidigungshaltung ein, anstatt die Entwicklungschance zu erkennen", sagt dazu der Mannheimer Wirtschaftspsychologe Karsten Müller. Auf schulischer Ebene liegt dies vor allem an fehlenden Bildungs- und Erziehungspartnerschaften die Betonung liegt auf Partner. Konstruktives Feedback benötigt ein eingeübtes Miteinander von Lehrerinnen, Lehrern und Eltern. Eine wertschätzende und vertrauensvolle Dialogkultur. Auf einer Kommunikationsbasis, die von gegenseitigem Respekt und gewachsenem Vertrauen gekennzeichnet ist, lassen sich Probleme auch viel leichter lösen. 11

12 Das zu erreichen, ist nicht immer einfach. An vielen Schulen gibt es auf der einen Seite motivierte Eltern, die gerne am Schulleben ihrer Kinder mitwirken und auf der anderen Seite Eltern, die sich aus unterschiedlichen Gründen weniger oder gar nicht beteiligen. Dafür gibt es viele Gründe einer davon ist sicherlich auch, dass einige Eltern aufgrund mangelnder deutscher Sprachkenntnisse oder auch fehlender eigener Schulerfahrung Schwierigkeiten haben, unseren Abläufen in der Schule zu folgen. Wichtig wäre, zu versuchen auch diese Eltern mitzunehmen und sie mit einzubeziehen. Hinzu kommt: Eltern wissen zwar grundsätzlich um ihr Mitbestimmungs- und Mitgestaltungsrecht. Andererseits sind wirkliche Formen der Kooperation und Unterstützung wenig ausdifferenziert, so dass noch zu oft wichtiges Potential verloren geht. Dem könnten wir vorbeugen. Ich möchte abschließend ein paar weitere Beispiele für die Elternbeteiligung und Feedbackmöglichkeiten nennen: 1. Eltern, Schülerinnen und Schüler und Lehrkräfte können das schulische Leitbild und Schulprogramm gemeinsam erarbeiten.

2. Eltern können in die Schulgestaltung einbezogen werden. 3. Eltern könnten als Experten Unterricht bereichern. 4. Eltern können sich an Unterstützungssystemen beteiligen: als Betreuerinnen und Betreuer am Nachmittag, als Schülerlotsen, im Förderverein usw. 5. Eltern können Integrationsarbeit leisten: Schule kann ein Ort sein, an dem aktive Elternarbeit zur Integration von Familien in die Schulgemeinschaft geleistet wird. Elterncafes können zum Beispiel die Eintrittsschwelle zur Beteiligung von Eltern am Schulleben senken. Über diese und weitere zielgerichtete Zusammenarbeiten können Eltern entscheidende Beiträge zur Schulentwicklung leisten. Hier liegt ein großes Potential an unseren Schulen, das noch ausbaufähig ist. Respekt und gegenseitige Wertschätzung, Kommunikation und Feeback, sind Voraussetzung, Mittel und Ziel einer Schulkultur, die alle Talente und 13

14 Möglichkeiten für das Zusammenleben an einer Schulen nutzen will. Eltern brauchen dafür Anlässe und Strukturen, damit sie ihr Potential in die Schulen einbringen können. Solche Anlässe und Gelegenheiten zu schaffen, ist eine zentrale Aufgabe moderner Führung durch eine gute Schulleitung. Meine Kolleginnen und Kollegen in der Kultusministerkonferenz haben im vergangenen Jahr eine gemeinsame Erklärung zu Bildungs- und Erziehungspartnerschaften von Schule und Eltern verabschiedet. Sie greift viele der heute hier von mir genannten Aspekte auf und gibt auch ganz praktische Empfehlungen zur Umsetzung. Aus dieser Erklärung wird ganz deutlich: Kooperation kann gelingen, wenn alle Partner sich den gleichen Zielen verbunden fühlen und ihre Anstrengungen gemeinsam bündeln. damit bin ich am Ende meiner Ausführungen angelangt und möchte selbst mit einem Feedback schließen: Im Namen meiner Kolleginnen und Kollegen in der Kultusministerkonferenz möchte ich mich beim

15 Bundeselternrat für die konstruktive und von gegenseitigem Vertrauen getragene Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren herzlich bedanken. Engagierte Eltern leisten in den schulischen Gremien und in der bildungspolitischen Diskussion von der Ebene der Stadtteile bis hinauf zur Bundesebene, einen wertvollen Beitrag. Bei aller unterschiedlichen Ausgangs- und Interessenlage eint Eltern und die Bildungspolitik das Ziel, für gute Bildung, guten Unterricht und gute Schulen zu sorgen. Ihr Einsatz, meine Damen und Herren, ist von unschätzbarem Wert für unsere Gesellschaft und den Bildungsstandort Deutschland. Auch Sie geben Lehrkräften, Schulleitungen und der Bildungspolitik wichtige Impulse. Ich bin mir sicher und wünsche dem Bundeselternrat, dass er sich als Sprachrohr und Interessenvertretung aller Eltern von schulpflichtigen Kindern und Jugendlichen in ganz Deutschland auch in Zukunft mit seinem Feedback hinreichend Gehör verschafft und Beachtung findet. Vielen Dank!