Beispiel für eine Internetplattform mit einem vielfältigem Angebot

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Transkript:

www.drugcom.de Beispiel für eine Internetplattform mit einem vielfältigem Angebot 1

Screenshot drugcom 2

Urheber: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) Ziel: Junge Menschen über legale und illegale Substanzen zu informieren und sie dazu anzuregen, ihren Konsum kritisch zu reflektieren 3

Nutzerinnen und Nutzer: konsumierende Jugendliche und junge Erwachsene (2/3 sind jünger als 25 Jahre) Fachpersonen (besonders über Newsletter) Besucherzahlen 2009: 764 885 im ganzen Jahr 2 096 pro Tag (Durchschnitt) 4

Zugriffe auf Drugcom 5

Angebote Allgemeine Infos / News zu Drogen (Topthema) Meinungsumfrage / Abstimmung Infos zu einzelnen Drogen / Mischkonsum Wissenstest Selbsttests (Tests zum eigenen Konsum) Hilfen zur Reduktion / bzw. zum Stopp des Konsums Beratung 6

Selbsttests (Tests zum eigenen Konsum) Cannabis Check Check your Drinking Hilfen zur Reduktion / Aufhörhilfen Quit the Shit Change your Drinking Beratung Chat-Beratung E-Mail-Beratung Beratungsstellen FAQ 7

Akzeptanz Hohe Weiterempfehlungsquote (alle Bildungsniveaus) Hohe Verständlichkeit der Texte (alle Bildungsniveaus) 8

Zufriedenheit mit Design Kritik vor allem von Jüngeren 9

Infos zu verschiedenen Substanzen 10

Präferenzen Wissenstests Selbsttests Hypothese: Die interaktiven Tests tragen erheblich zur Attraktivität von Drugcom bei. 11

Werbung: Wie findet man zu Drugcom? Erwähnungen in der Presse Bannerwerbung Verweise von anderen Kampagnen der BZgA Google 12

Cannabis Check Ziel: kritische Reflexion des eigenen Konsumas Vorgehen: Onlinefragebogen zu Indikatoren des Konsums Häufigkeit Gründe Situationen Konsumgeschichte Etc. Feedback: Automatische individualisierte Rückmeldung Empfehlung: Bei riskantem Konsum Verweis auf Online-Beratung Quit the Shit 13

Quit the Shit: wer? 2009: 549 Teilnehmer Geschlecht: 71% männlich Die meisten zwischen 20 und 29 Jahre alt Mehr als 50% mit gymnasialer Bildung 62% kiffen täglich Konsummenge in 30 Tagen: Median 17 Gramm Hoher Grad an Cannabisabhängigkeit: 98% (nach zwei verschiedenen Skalen) Ziel: Reduktion oder Abstinenz oder Konsumpausen 14

Quit the Shit: Wie? Eingangsbefragung Eingangschat (nach Terminvereinbarung) 50-Tage Konsumtagebuch mit wöchentlichen Feedbacks von Berater (NICHT automatisiert) Abschlussgespräch im Chat Zusätzlich: bis zu 4 verschiedene Übungen Forum exklusiv für angemeldete Personen 15

Chat Eingangschat - 1:1-30-40 Minuten - Zielvereinbarung Abschlussgespräch im Chat - Veränderung Konsummuster - Erfolgreiche Strategien - Sichern der Nachhaltigkeit - Weiterer Beratungs- / Unterstützungsbedarf? Der Chat wird durch einen Berater der kooperierenden Fachstellen durchgeführt 16

Quit the Shit: weitere Hilfsmittel 50-Tage Konsumtagebuch mit wöchentlichen Feedbacks von Berater (NICHT automatisiert) - Tägliche Einträge: Wann, wieviel, warum, mit wem, etc.? Zusätzlich: bis zu 4 verschiedene Übungen - Risikosituationen und Kontrollstrategien - Entscheidungsbarometer ( Vor- und Nachteile des Kiffens ) - Alternative Aktivitäten ( Lebensqualität verbessern ) - Abschiedsbrief an das Suchtmittel Forum exklusiv für angemeldete Personen 17

Quit the Shit: Evaluationen Pre-Post (Tensil, Jonas & Postmann 2007): 3 Monate nach Abschluss Durchschnittlich nur noch 7 statt 17 Gramm pro Monat Durchschnittlich nur noch 10 statt 23 Tage Konsum pro Monat 30% der TN haben Konsum ganz eingestellt Randomisiert mit Warte-Kontroll-Gruppe (Tossmann et al. 2010) Interventionsgruppe hat gegenüber Kontrollgruppe deutlich geringeren Konsum Interventionswerte hat gegenüber Kontrollgruppe deutlich verbesserte Werte bei psychischen Parametern (Depression, Angstsymptome, Lebenszufriedenheit) Begründung: Hohe Akzeptanz Verständliche, interessante und nützliche Informationen Guter Kontakt zu Beratungsteam Tagebuch und Feedbacks werden als sehr hilfreich beurteilt 18

Kommentar eines Nutzers Es war eine gute Ergänzung zur Therapie. Ich weiß nicht, ob es mir allein geholfen hätte, aber gemeinsam war es gut. Ich fand es sehr vorteilhaft, mich jeden Tag bewusst damit auseinandersetzen zu müssen (Tagebuch). Auch die "Gespräche" waren sehr hilfreich. Ich konnte ehrlich sein und wurde nicht verurteilt, was sonst häufig passiert - oder mir so vorkommt. Immer wurde das Positive hervorgehoben und bewusst gemacht. Das habe ich als sehr große Hilfe empfunden, zumal ich zum negativen Denken neige und sehr häufig unzufrieden mit mir bin. 19

20

Check your Drinking: analog zu www.checkyourdrinking.net? Umfassende Fragen zu den Konsumgewohnheiten - Menge - Frequenz - Situationen - Gründe - Etc. Feedback: Automatische individualisierte Rückmeldung; normativer Vergleich Empfehlung: Bei riskantem Konsum Verweis auf Change your Drinking 21

Check your Drinking: Evaluation Riper et al. (2009): einmalige Interventionen ohne therapeutische Begleitung mit personalisiertem Feedback sind eine günstige und brauchbare Möglichkeit, den Alkoholkonum bei breiten Bevölkerungsgruppen zu reduzieren Potentieller Einstieg zu einem vertieften Beratungsangebot Cunningham et al. (2010): 3 und 6 Monate nach Intervention positiver Effekt 12 Monate Follow up zeigt keinen signifikanten Effekt 22

Change your Drinking Informationen zur Reduzierung des Alkoholkonsums Selbsttest Check your Drinking persönliches Ziel für die nächsten 10 Tage festlegen Trink-Tagebuch über 10 Tage individuelle Rückmeldung zum Konsumverhalten der letzten 10 Tage 23

Anmeldungen für Change your Drinking grosses Potential wenig Bereitschaft, den Alkoholkonsum zu reduzieren 24

Change your Drinking: Evaluation Tensil & Strüber (2008): Geringe Stichprobe geringe Aussagekraft Hohe Akzeptanz des Programms unter Teilnehmern 6 Wochen nach Programmende: Interventionsgruppe hat signifikant geringeren Alkoholkonsum als Kontrollgruppe 25

Zusammenfassung Drugcom sehr breites und vielfältiges Angebot - Wissen - Wissenstests - Selbsttests - Chat - Beratung - Aufhör- / Reduktions-Hilfen Zielgruppe: konsumierende Jugendliche und junge Erwachsene Ziel: kritische Reflexion des Konsums (Verringerung, Abstinenz) 26

Zusammenfassung Drugcom Hohe Akzeptanz bei Zielgruppen: - Jugendliche und junge Erwachsene mit Konsum - Fachpersonen niederschwelliger Zugang zu Zielgruppe (Anonymität) Nachhaltigkeit der Interventionen noch unzureichend evaluiert 27

und manchmal nützt alles nichts Danke für ihre Aufmerksamkeit!!! 28