1. Querbauwerke und nicht vorhandenen lineare Durchgängigkeit 2. Lebensraumveränderungen durch Aufstau 3. Wasserkraftnutzung 4. Ausleitung und Mindestwasserregelung an Wasserkraftanlagen, Wasserentnahme 5. Gewässerausbau und Gewässerunterhaltung 6. Gewässergüte 7. Abwasserbelastungen 8. Ablassen von Gewässern, Stauraumspülungen, Folie: 1, 2. Juni 2006
Lineare Durchgängigkeit Für die Existenz natürlicher Fischbestände ist die Vernetzung des Lebensraums bzw. die uneingeschränkte Durchwanderbarkeit des Gewässers in beide Richtungen (Aufstieg und Abstieg) zwingend notwendig. Schwimmschwache Arten scheitern bereits an kleinen Querbauwerken. Verrohrung an einem Waldweg, Folie: 2, 2. Juni 2006 Wehr in der Forellenregion Wanderhindernisse: Wehre Staudämme Verrohrungen Schwellen Abstürze
Lineare Durchgängigkeit Fischwanderungen bzw. Ortsveränderungen dienen dem Aufsuchen: von Laichplätzen (Wanderung in Oberläufe, Nebengewässer, Altarme) geeigneter Winterruheplätze (meist Altarme oder Abstieg in Unterlauf) wechselnder Nahrungsgründe (z.b. Nebengewässer, Altarme, Küste, Meer) geschützter Bereiche (Hochwasser, Trockenheit, Eisgang, Belastungsschübe) neuer Habitate (u.a. Ausbreitung der Jungfische) angestammter Habitate (Wiederbesiedlung, z.b. nach Fischsterben, Verdriftung, Katastrophen) Laichwanderungen finden statt: innerhalb Süßwasser (potamodrom) - fast alle Fluss- und Bachfischarten vom Meer ins Süßwasser (anadrom) - Lachs, Meerforelle, Maifisch, Fluss- und Meerneunauge vom Süßwasser ins Meer (katadrom) - Aal, Flunder, Folie: 3, 2. Juni 2006 Lachsaufstieg
Lebensraumveränderungen durch Aufstau Staubereiche in Fließgewässern wirken sich auf den standorttypischen Fischbestand negativ aus: herabgesetzte Fließgeschwindigkeit führt zu Lebensraumverlust für strömungsliebende Arten verringerte Transportkraft des Wassers führt zu Sedimentationsprozessen (Feinsedimente) Laichplatzverluste für Kieslaicher Veränderungen des Wasserchemismus (Temperaturerhöhung, Algenbildung und anschließende Sauerstoffzehrungsprozesse, ph-wert - Erhöhung) Starker Fraßdruck durch Vögel (u.a. Kormoran) und Raubfische, insbesondere auf abwandernde Fische (u.a. Smolts von Lachs und Meerforelle, Aal) Feinsedimentablagerung, Folie: 4, 2. Juni 2006 Kormorane im Staubereich
Wasserkraftnutzung Fischschäden durch Wasserkraftanlagen hängen vom Standort, vom Turbinentyp und von der Fischart bzw. Fischgröße ab. Bekannt sind folgende Schädigungsarten: Direkte Verletzungen durch Kontakt mit Turbinenteilen führen zu Frakturen, Quetschungen, Durchtrennungen, Schuppenverlusten, Hautschäden) Rechenreinigungsanlagen führen zu Quetschungen und Verletzungen, wenn hohe Anströmung keine Flucht zulässt Platzen von Gefäßen und der Schwimmblase durch Druckschwankungen. Durch Kavitation entstandene Gasblasen, die beim Implodieren starke Druckwellen entstehen lassen, führen zum Platzen von Gefäßen und der Schwimmblase sowie Kiemenblutungen, Folie: 5, 2. Juni 2006
Wasserkraftnutzung WKA Turbinenopfer Nase Rechenreinigungsopfer Aal Turbinenopfer Lachsmolts, Folie: 6, 2. Juni 2006 An Wasserkraftanlagen geschädigte Fische werden nur selten aufgefunden, weil die Strömung die Tiere weit abtreibt und sie für Fressfeinde schnelle Beute werden...
Mindestwasserregelung und Wasserentnahme Ungenügende Mindestwassermengen in Ausleitungsstrecken von Wasserkraftanlagen verursachen schwere Schäden an der Lebensgemeinschaft der Fließgewässer. Zur Vermeidung von: Verödung durch Trockenfallen und starker Erwärmung, massenhaftem Algenwachstum, negativen Veränderungen des Wasserchemismus im weiteren Verlauf (ph-wert - Erhöhung, Temperaturerhöhung, Sauerstoffzehrung) und Unterbrechungen der linearen Durchgängigkeit müssen - in Anlehnung an natürliche Abflussschwankungen - dynamische Mindestwasserabflüsse unter Einbeziehung ökologischer Aspekte festgelegt werden (LAWA). Dabei ist stets ein nicht zu unterschreitender Sockelbetrag einzuhalten und baulich zu gewährleisten., Folie: 7, 2. Juni 2006
Mindestwasserregelung und Wasserentnahme Lebensraumentwertung durch intensive Wasserkraftnutzung zur Stromproduktion: Ökologisch verödete Ausleitungsstrecken wegen fehlender Mindestwasserregelung sind kaum für Fische besiedelbar und behindern die lineare Durchgängigkeit., Folie: 8, 2. Juni 2006
Gewässerausbau und Gewässerunterhaltung Naturferner Gewässerausbau hat einen besonders negativen Einfluss auf die Fischfauna. Der Ausbau hat Auswirkungen auf die Artenvielfalt und die Besiedlungsdichte, weil: wichtige Lebensräume für anspruchsvolle Arten zerstört werden, Reproduktionsflächen verloren gehen (Kiesflächen, Altarme, Wasserpflanzenbestände), Jungfischlebensräume vernichtet werden (Flachwasserbereiche in Rauschenstrecken, strömungsberuhigte und flache Uferlinien) und die Selbstreinigungskraft herabgesetzt ist. Die im Trapezprofil ausgebaute hessische Nidda bei Frankfurt - ein monotoner Kanal mit schwersten ökologischen Defiziten und verarmter Fischfauna, Folie: 9, 2. Juni 2006
Gewässerausbau und Gewässerunterhaltung Folgende Ausbauweisen führen zu besonders gravierenden Strukturdefiziten: Begradigung, Laufverkürzung, Abtrennung von Altarmen Uferbefestigung Sohlenbefestigung (Stickung) Verrohrung, Kanalisierung Querbauwerke Gewässerräumung, Folie: 10, 2. Juni 2006
Gewässerausbau und Gewässerunterhaltung Ausgebaute Gewässer Gestickte Gewässersohle Steile Ufer, fehlender Gehölzsaum Begradigung und mangelnde Dynamik Überflüssige Ufersicherung (Faschine), Folie: 11, 2. Juni 2006
Gewässerausbau und Gewässerunterhaltung Negative Folgen von Gewässerausbaumaßnahmen: Begradigung => hohe Fließgeschwindigkeiten, dadurch Tiefenerosion, kaum Geschiebeablagerungen, keine strömungsgeschützen Bereiche, Hochwassergefahr für Unterlieger Ufersicherung => Defizite in der Gewässerdynamik, Mangel an Flachwasserbereichen (Jungfischlebensräume), fehlende laterale Vernetzung mit der Aue Sohlenbefestigung => Beseitigung des Kieslückensystems, Mangel an Kolken (Adultfischlebensräume), kaum Geschiebeablagerungen, dadurch Laichplatzverlust für Kieslaicher, Lebensraumverlust für bodengebundene Arten, herabgesetzte Selbstreinigungskraft, Nahrungsmangel Fischbiologische Konsequenzen: Artenarmut (keine Besiedlungsmöglichkeit für anspruchsvolle Arten), Dominanz von Allerweltsarten, geringe Dichten, Folie: 12, 2. Juni 2006
Gewässerausbau und Gewässerunterhaltung Häufige Gefährdungen für Fischlebensräume im Rahmen naturferner Unterhaltungsmaßnahmen sind: Erhalt oder Erneuerung von Ufersicherungen Räumung von Totholz Räumung der angelandeten Gewässersohle Lösungen In der freien Landschaft muss Gewässerunterhaltung auf das absolut Notwendige beschränkt werden. Die Eigendynamik des Gewässers ist konsequent zu fördern, Ufersicherung zu unterlassen. Ausweisung von Gewässerrandstreifen statt Nutzung bis an den Gewässerrand., Folie: 13, 2. Juni 2006
Gewässerausbau und Gewässerunterhaltung Naturnahe Gewässer, die über ausreichend Raum verfügen, benötigen keine Ufersicherung, denn die Ufer sind flach und kaum durch Erosion geprägt. Die Auenvegetation wirkt als Schutzstruktur für Fische und als hydraulische Bremse. Unlängst durchgeführte massive Ufersicherung in der freien Landschaft - eine völlig naturferne Maßnahme zum Schaden der ökologischen Funktionsfähigkeit., Folie: 14, 2. Juni 2006
Gewässergüte Die stoffliche Belastung kann in folgende Gruppen unterteilt werden: Organische Stoffe Anorganische Stoffe (Konzentrationsabhängig) Gefährliche Stoffe (Umweltgifte) In der Abwasserbehandlung werden organische und anorganische Stoffe behandelt. Die organische Belastung der Gewässer wird anhand der Lebensgemeinschaft wirbelloser Tiere ermittelt (Saprobiensystem). Über diese Indikatororganismen - deren ökologische Ansprüche bekannt sind - lassen sich auch zurückliegende Belastungen erfassen. Fische haben je nach Art und Stadium einen unterschiedlichen Sauerstoffbedarf., Folie: 15, 2. Juni 2006
Abwasserbelastungen Dauerbelastungen Punktuelle Einleitungen über Kläranlagen (organische Stoffe, darunter nicht im Klärprozess erfassbare Antibiotika, Hormone, Arzneimittelrückstände) Diffuse Quellen aus Landwirtschaft, Weinbau, Siedlungsflächen, Straßenverkehr, Luft, belasteten Böden (Gülle, Pestizide, Herbizide, Treibstoffrückstände, Ruß, u. v. a.) Stoßbelastungen bei Niederschlagsereignissen (Regenüberläufe, Straßenverkehr) und Unfällen bzw. Störfällen (u. a. Chemikalien, Gülle, ungeklärte Abwässer), Folie: 16, 2. Juni 2006
Abwasserbelastungen Organische Belastung und Feinsedimente - das Ende für Kieslaicher Organische Belastungen und Feinsedimente bedingen Sauerstoffdefizite im Kieslückensystem, wodurch Kieslaicher wie Forelle, Lachs, Äsche und Elritze dramatische Reproduktionsausfälle erleiden können. Auf dem Substrat siedelnde Bakterien, die sog. Biofilme, zehren den Sauerstoff auf; Ablagerungen feiner Trübstoffe blockieren die Frischwasserzufuhr, Folie: 17, 2. Juni 2006
Abwasserbelastungen Was bringen naturnah strukturierte Gewässer für die Gewässergüte? Der Stoffumsatz und Schadstoffabbau erfolgt über ein breites Spektrum von Bakterien und anderen Mikroorganismen. Je mehr natürliches Substrat und Totholz für die Besiedlung verfügbar ist und je höher der physikalische Sauerstoffeintrag an Rauschen und Schnellen ist, umso höher ist die Selbstreinigungskraft. In monotonen Gewässern, in Staubereichen und in stark durch Feinsedimente belasteten Gewässern ist die Selbstreinigungskraft deutlich herabgesetzt., Folie: 18, 2. Juni 2006
Abwasserbelastungen Stauraumspülungen und Belastungen aus Tongruben können lang wirkende Schädigungen verursachen, etwa durch den Eintrag von großen Mengen Faulschlamm und Feinsedimenten. Das Ablassen von Teichen kann den Eintrag von Bakterien, Algen, Futterresten, standortfremden Fischen und Faulschlamm verursachen. Schlammablagerungen in der Forellenregion nach Ablassen eines Stausees - eine schwere und noch lange wirkende Belastung, Folie: 19, 2. Juni 2006