DV Frühling 2015 3. Entwicklungen der Rahmenbedingungen des Milchmarktes
Rahmenbedingungen des Milchmarktes Themen 1. FROMARTE in Zahlen 2. Marktlage / Käsehandelsbilanz 2007-2014 3. Frankenaufwertung 4. Forderungen an die Rahmenbedingungen des Bundes 5. Branchenorganisation Milch 6. Emmentaler Switzerland 7. Kurz, mittel- und langfristige Herausforderungen / Perspektiven der Branche 8. Fazit
FROMARTE in Zahlen 500 gewerbliche Käsereien ca. 1 100 000 000 kg verarbeitete Milch ⅓ der Jahresproduktion, Milch von 9 700 Produzenten 76.46 Rp./kg Milch im 2014 (Durchschnitt Gewerbe) 65-85 Rp./kg Milch am 1.04.2015 (Bandbreite Gewerbe) ca. 115 000 t Käse ⅔ der Schweizer Käseproduktion, vorwiegend Naturkäse aus silofreier Milch 80% Anteil am Käseexport von 68 255 t im Jahr 2014 800 1 000 Millionen CHF Umsatz/Jahr 2 400 Arbeitsplätze vorwiegend im ländlichen Raum 300 Lernende (MT und MP im Gewerbe)
Marktlage Zahlen 2014 Zunahme der Milchproduktion in der Schweiz auf 3 540 532 Tonnen (+3.3% oder +111 921 Tonnen) Durchschnittlicher CH-Milchpreis von 66.90 Rp./kg (+1.94 Rp./kg) Industrie 65.15 Rp./kg (+2.06 Rp./kg) Gewerbe 76.46 Rp./kg (+2.84 Rp./kg) Durchschnittlicher EU-Milchpreis von 38.03 ct./kg (+0.22 ct./kg) Zunahme der Käseproduktion in der Schweiz auf 185 331 Tonnen (+1.4% oder +2 626 Tonnen) Zunahme Käseexport auf 68 255 Tonnen (+0.6% oder +428 Tonnen) Zunahme Käseimport auf 53 793 Tonnen (+3.3% oder +1 730 Tonnen) Zunahme beim Pro-Kopf-Konsum von Käse in der Schweiz um 330 Gramm auf 21.37 Kilogramm
Käsehandelsbilanz 2007 2014 Käseexport Käseimport Wechselkurs (Tonnen) (CHF/kg) (Tonnen) (CHF/kg) (CHF/ ) 2007 59 303 10.10 37 329 9.13 1.6539 2014 68 255 9.55 53 793 7.30 1.2030 Differenz +8 952-0.55 +16 464-1.83 Die Bilanz ist wertmässig besser als mengenmässig Die gewerblichen Käsereine haben sich auf die Bedürfnisse des Marktes ausgerichtet und es geschafft, dank der ausserordentlichen Qualität und Vielfalt ihres Sortiments, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und im Export Marktanteile zu gewinnen
Effekt Frankenaufwertung Entscheid der SNB vom 15.01.2015 : Aufhebung des Mindestkurses Käseexport von 68 255 Tonnen im Jahr 2014, davon 56 125 Tonnen in Europa (82.2% der Exporte, bzw. 30.2% der gesamten Käseproduktion) Konsequenzen Lagerabwertung von CHF 25-30 Mio. Schweizer Käse für Endkonsumenten in Europa schlagartig teurer Importkäse deutlich billiger Bis jetzt nur einzelne Auslistungen Die Volumeneffekte als Folge unserer Preiserhöhungen sind schwierig abzuschätzen (in Deutschland und Italien sind sensible Preisschwelle überschritten worden)
Effekt Frankenaufwertung Massnahmen der Käsebranche Vorsichtige Freigabe der Produktionsmengen (Sortenkäse) Preiserhöhungen im Export um 10-15% (auf Stufe Handel) Margenverzicht Finanzielle Unterstützung der Exporte (zu Lasten der Käser und Milchproduzenten) Erhöhung Marketingbeiträge (zu Lasten der Käser und Milchproduzenten) Anpassung der Käsepreise, bzw. der Milchpreise Preise im Inland (CH-Markt) auf dem bestehenden Niveau gehalten Ziel Marktanteile im In- und Ausland halten (Verkaufsförderung, Erschliessung neuer Märkte, Innovation, Swissness-Werte)
Forderungen an die Rahmenbedingungen des Bundes Weiterführung der Verkäsungszulage (15.0 Rp.) und der Siloverzichtszulage (3.0 Rp.) Keine sektorielle Öffnung der weissen Linie mit der EU, bei allfälliger weiteren Grenzöffnung wird Agrarfreihandel bevorzugt Kurzfristige Aufstockung der Mittel zur Absatzförderung (+10 Mio. CHF) Verlängerung der Allgemeinverbindlichkeit für den Standardvertrag der Branchenorganisation Milch und für die Mengensteuerung der Sortenorganisation Emmentaler Switzerland Aufstockung der Exportbeiträge im Rahmen des Schoggigesetzes um einen Kompensationsgrad von 85% sicherzustellen
BO Milch Allgemeine Informationen Die Wiedereinführung eines Stützungsfonds (Schoggigesetz) auf Stufe BO Milch ist vom Tisch Das System für die Festlegung des Richtpreises für die Milch des A-Segments wird (unverändert) weitergeführt Die Mitgliederbeiträge werden rückwirkend per 1.01.2015 um 0.002 Rp. Auf 0.010 Rp. je kg produzierte/vermarkte Milch reduziert Die 10. Delegiertenversammlung der BO Milch findet am Dienstag, 28. April 2015 statt
BO Milch LTO -Preis als Mindestpreis für verkäste Milch Mitteilung an die Mitglieder der BO Milch vom 29. September 2014 Der LTO+ Preis ist massgebend als Mindestpreis für verkäste Milch Auszug aus dem Reglement Segmentierung des Milchmarktes: «Der für verkäste Milch ausbezahlte Preis darf nach Abzug der Verkäsungszulage und nach Bereinigung von Wechselkurs, MwSt., Gehalt und Verkauf Rampe/ab Hof den LTO Preis nicht unterschreiten» Kontrolle und Sanktionen durch BO Milch Keine mittel- und langfristige Gefährdung der Verkäsungszulage
BO Milch Kontrolle LTO -Mindestpreise 10 grosse Käsereien auf dem Korrespondenzweg kontrolliert im Dezember 2014 und Januar 2015 5 Milchverarbeiter mit Käseherstellung um Stellungnahme gebeten (Selbstdeklaration) 13 Betriebe haben korrekte Preise, bzw. Massnahmen zur Einhaltung vorgelegt Zwei Käsereien haben die Zustellung von Unterlagen verweigert. Beim ersten Fall wurde eine letzte Aufforderung gesendet mit der Androhung, als nächsten Schritt die Sanktionskommission der BO Milch einzuschalten. Beim zweiten Fall werden gelegentlich die Daten an Ort und Stelle kontrolliert Weitere Massnahmen folgen nach Absprache mit FROMARTE
BO Milch Segmentierung Das bisherige Segmentierungssystem bleibt unverändert und die bestehende Allgemeinverbindlichkeit wird per 1. Januar 2016 wieder beantragt Ziel: Wertschöpfung (im Inland) aufrechterhalten Die Milchmenge kann mit der Segmentierung nicht gesteuert werden Umsetzung nach wie vor problematisch Die Einhaltung der Segmentierung wird konsequent kontrolliert «Mit den LactoFama-Geldern wird der C-Milch Einkauf optimiert»
BO Milch Umsetzung Segmentierung auf Stufe gewerbliche Käsereien Lösungsansätze/Vorschläge Käsereien, welche Milch als A-Milch einkaufen und diese Milch teilweise als nicht verkäste Milch weiterverkaufen, müssen gegenüber ihren Produzenten durch folgende Massnahmen Transparenz aufzeigen und ihnen im Fall von C-Milch die Wahlfreiheit lassen. Käsereien, welche die Milch als A-Milch an andere gewerbliche Käsereien weiterverkaufen, sind von dieser Massnahme nicht betroffen Auf der Milchgeldabrechnung der Käserei gegenüber dem Produzenten oder Lieferanten muss ersichtlich sein, welcher Teil der Milch nicht im Betrieb verwertet worden ist und welchen Preis die Käserei dafür bezahlt Auf der Milchgeldabrechnung muss ersichtlich sein, dass ein Teil dieser Milch möglicherweise ins B- und oder C-Segment weiterverkauft worden ist. Es reicht dafür ein Satz im Sinne von: Ein Teil der weiterverkauften Milch ist möglicherweise als Milch für das B- oder C- Segment verwertet worden
BO Milch Umsetzung Segmentierung auf Stufe gewerbliche Käsereien Lösungsansätze/Vorschläge Die Milchproduzenten sind regelmässig darüber zu informieren, falls für die kommenden Monate Milch als nicht verkäste Milch weiterverkauft werden muss Falls bekannt ist, welcher Teil der Milch in den kommenden Monaten als C-Milch deklariert werden wird, muss der Produzent die Wahlfreiheit haben, diese zu produzieren oder nicht Falls diese Punkte erfüllt sind, verzichtet die BO Milch darauf, die reglementskonforme Segmentierung auf jeder Milchgeldabrechnung einzufordern
Emmentaler Switzerland Ausrichtung nach Ablauf der allgemeinverbindlichen Mengensteuerung Ablauf Allgemeinverbindlichkeit per Ende Juni 2015 Das Mengensteuerungs-System der ES hat sich bewährt. Die Preise konnten seither um ca. 35 % angehoben werden und der Lagerbestand hat sich normalisiert. Mit einem neuen Modell ab Sommer 2015 soll das Erreichte gesichert und weitergeführt werden Weiterführung der Mengensteuerung auf privatrechtlicher Basis Angebot und Nachfrage im Gleichgewicht halten erneuter Preiszerfall abwenden / Restgeld-Modell hinfällig akzeptable Wertschöpfung für sämtliche Gruppierungen Reglements-Anpassungen betreffend die Mengensteuerung sind zur Zeit nicht vorgesehen. Allfällige Anpassungen des Reglements frühestens per 1.1.2016
Emmentaler Switzerland Ausrichtung nach Ablauf der allgemeinverbindlichen Mengensteuerung Abschluss eines standardisierten Käsekaufvertrags ES (KKV) Der im allgemeinen Teil des KKV festzulegende Basispreis sowie die Kalkulationshilfen im individuellen Teil des KKV sollen eine längerfristige Preisstabilität sichern, ohne den Mitgliedern der ES die Freiheit zur individuellen Vertrags- und Preisfestlegung zu entziehen Zudem besteht die Möglichkeit, den Geldfluss treuhänderisch über ES abzuwickeln
Emmentaler Switzerland Ausrichtung nach Ablauf der allgemeinverbindlichen Mengensteuerung Die a.o. ES-Delegiertenversammlung vom 23. Januar 2015 hat die vorgeschlagene Anpassung der Statuten (Einführung des standardisierten KKV) deutlich zugestimmt Weitere Themen / Herausforderungen Verkaufsförderung Warenausgleich / Status des Affineurs Projekt Schaufenster Emmentaler
Kurz- und mittelfristige Herausforderungen der Branche Aufwertung des Schweizer Frankens (15.01.2015) Aufhebung der Milchquote in der Europäischen Union im 2015 Folgen der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative auf die Beziehungen zwischen der Schweiz und der Europäischen Union bzw. auf die Bilateralen Verträge Folgen für die Schweiz eines allfälligen Freihandelsabkommens zwischen den USA und der Europäischen Union (TTIP)
Mittel- und langfristige Perspektiven der Branche Wachstum der Weltbevölkerung Starke Zunahme des Konsums an Milchprodukten in den Schwellenländern Gute Perspektiven (Exportchancen) für die europäischen Milchunternehmen
Fazit Vision FROMARTE Dezentrale gewerbliche Milchverarbeitung trägt zur Erfüllung der Verfassungsaufträge bei Überschaubare Betriebsgrösse, die eine Nachfolgeregelung ermöglicht Gut ausgebildete Fachleute, die in der Lage sind, einen Betrieb profitabel, effizient und marktorientiert zu führen Status des selbständigen Milchkäufers nicht durch wettbewerbsverzerrende Massnahmen gefährden, Milchkäufer sollen wenn möglich Besitzer des Betriebs sein Qualitativ hochstehende Produkte, die sich am Markt abheben/differenzieren (z.b. Rohmilch, AOP, Marken) und eine entsprechende Wertschöpfung generieren Auszeichnung am Markt sowohl mit traditionellen Produkten wie auch mit Innovationen