Betriebsvorstellung wie wir unsere Milchviehherde managen Hilmar Bernd Schulte Holte / Landkreis Leer 10. Milcherzeugerforum 06.12.2016 in Harsefeld Foto mit Goldener Olga Bertraud und Hilmar Schulte Hilmar Bernd Schulte 1
Betriebsentwicklung 1985: Vater übernimmt Betrieb im Ortskern von Holte Anbindestall für 50 Kühe + Nachzucht keine Erweiterungsmöglichkeit am alten Standort! 2004: Aussiedlung des Betriebes an den Ortsrand Bau eines Liegeboxenlaufstalls für 56 Kühe plus Nachzucht 2006: Bau Wohnhaus, Maschinenhalle, Kälberaußenhaltung (Iglus) 2007: Stallerweiterung um eine Liegereihe (+ 28 Kuhplätze) 2011: Bau Kälberstall mit 2-Flächenbucht (Kälber 3-6 Monate) 2013: Erweiterung Milchviehstall um 70 Plätze + 1 Melkroboter 2016: Bau Trockensteher- / Abkalbebereich auf Stroh + Strohlager Betriebskennzahlen 100 ha LN (47 ha Eigentum, 53 ha Pacht) überwiegend Sandboden, teils tiefgepflügt, 25-30 Bodenpunkte 70 ha Grünland (davon 12 ha im Landschaftsschutzgebiet) 30 ha Ackerland (24 ha Mais, 6 ha Ackergras) Viehbestand: 140 Milchkühe 90 Stück weibliche Nachzucht 1 Limousin-Deckbulle für Rinder 2
Arbeitsorganisation Arbeitskräftebesatz: 2,6 AK Vater und Sohn: je 1 AK Mutter: 0,6 AK Arbeitsorganisation - Vater: Füttern Kühe u. Rinder, Boxenpflege, gesamte Außenwirtschaft - Sohn: Kälberaufzucht, Herdenmanagement (Tiergesundheit, Fruchtbarkeit, Besamungen), Klauenpflege, Boxenpflege, Betreuung AMS - Mutter: Melken im alten Stall, sämtliche Büroarbeiten Kälberaufzucht Biestmilch von der Mutter (sofort, innerhalb 1-2 Stunden) 1. Tag Biestmilch, dann 14 Tage Vollmilch, danach MAT-Tränke max. 7 Liter pro Tag, Tränkedauer 10 Wochen, Fütterung mit Nuckeleimer Kälberkorn ad lib, Luzerneheu + Heu 2-3 Wochen in Iglus, danach in Gruppeniglu (ca. 6-10 Wochen) Fütterung ab 7. Woche: Kuh-TMR + 1 kg Kraftfutter 3
Kälber- und Jungrinderaufzucht Abgesetzte Kälber im Kälberstall (2-Flächenbucht) mit Auslauf Fütterung: TMR der Kühe + 1 kg Kraftfutter ab 7. Monat im Spaltenbodenstall mit Hochboxen und KKM-Matten Sommer: Weidehaltung bis max. Mitte Oktober (wetterabhängig) Besamung ab 14 Monaten (gewichtsabhängig) Trockensteher Trockenstehdauer ca. 40 Tage Haltung im Liegeboxenstall mit Hochboxen, 10-14 Tage vor Kalbung auf Stroh Fütterung einphasige Mischration (ca. 5,9 MJ NEL / kg T) Ration: 18 kg Mais- und 14 kg Grassilage, 1,5 kg Stroh, 1 kg Kraftfutter, 100 g Mineralfutter mit sauren Salzen, 100 g Futterkalk (> wenig Milchfieber) 4
Abkalbung/ Frischabkalber 10-14 Tage vor der Kalbung im Strohstall (2 Buchten mit je 7x10 m) 95 % der Tier kalben ohne Geburtshilfe Kalb wird sofort von der Mutter getrennt (> Kalb ins Iglu) Wichtig: schnelle Wasseraufnahme, danach Fressen die Kühe bei Bedarf Ca-Boli + Ca/P-Infusion (Milchfiebervorsorge > ältere Tiere) wenn Kühe nicht in Milch kommen > Ketosetest + evt. Behandlung wenn alles normal ist > Kühe kommen am 2. Tag in die Milchviehherde angeschleppter Abkalbebereich Liegeboxenlaufstall für Kühe 3-Reiher Liegeboxenstall / Laufgänge 4 m bzw. 3 m breit Hochboxen mit KKM- bzw. Meadow-Matten Spaltenboden mit Spaltenschieber Boxenpflege 4 x täglich, 2 x täglich Einstreu von je 200 g Strohhäcksel/Kalk älterer Stallteil: Fischgrätenmelkstand / neuer Stallteil: Melkroboter Ventilatoren sollen noch nachgerüstet werden (Hitzestress) 5
Fütterung der Kühe Bestes Grundfutter als Basis für eine optimale Fütterung - regelmäßige Grünlanderneuerung (Umbruch 9 ha / Nachsaat 5-20 kg/ha) - optimale Silierung und Lagerung / Fahrsilos für 1. Schnitt GS und Maissilage Fütterung - Teilmischration für 22 l Milch / selbstfahrender Futtermischwagen - Ration: 23 kg Maissilage, 21 kg Grassilage, 1 kg Luzerneheu, 250 g Stroh, 2,5 kg Kraftfutter, 130 g Mineralfutter, 100 g Futterkalk - KF über Transponder (Nordkraft NK Lac 215) bzw. AMS (Nordkraft NK 244-Spez.) - im AMS max. 6-7 kg KF / insgesamt max. 11 kg Kraftfutter pro Kuh u. Tag Melkarbeit erfolgt zweigleisig Doppel-7er Fischgrätenmelkstand im alten Stallteil (Mutter melkt gerne!) DeLaval-Melkroboter im neuen Stallteil AMS: Milchleistung um 500-700 Kg gestiegen (> pos. erste 100-150 Tage + Färsen) aktuell: knapp 60 Kühe, 2,7-2,8 Melkungen, fast 2.000 kg Milch pro Tag Ziel: 2.100 kg Milch je Tag (= 33-34 kg Milch je Kuh+ Tag) 6
Herdenmanagementmaßnahmen im Betrieb Tierkontrolle - AMS-Daten konsequent auswerten (2 x 15 Min. pro Tag) - dann sofortige Kontrolle auffälliger Tiere - Melkstandkühe: Melker erfasst auffällige Tiere (Flocken, Milchrückgang u. ä.) Klauenpflege - 1 x jährlich generell und nach Bedarf (lahmende Kühe) - Tiere mit akuten Problemen sofort behandeln - Klauenbäder 1 x pro Monat Brunstkontrolle mit Bewegungssensoren - funktioniert noch nicht zufriedenstellend Gesundheitskontrolle durch Tierarzt - regelmäßig jeden 2. Montag (TU, Sterilitätskontrolle ab 14 Tag nach Kalbung) - Fruchtbarkeitsergebnisse haben sich verbessert Herdenmanagementmaßnahmen im Betrieb (2) Trockenstellen - alle Kühe mit antibiotischem Trockensteller - visuelle Euterkontrolle bei Trockenstehern - wenig akute Euterprobleme nach dem Kalben wichtig: saubere Kühe - saubere Boxen (4 x täglich Boxenkontrolle!) - Abflammen der Euter (nach Bedarf) Reinigungsbürsten zur Fellpflege - Tiere bleiben sauberer / positiv für Wohlbefinden - Pendelbürste hat Vorteile Spaltenroboter - saubere Laufflächen (Klauengesundheit) 7
Leistungskennzahlen des Betriebes Milchkontrolljahr >> 2014/15 2015/16 Milch-Kg (MLP-Jahresabschluss) 10.074 9.600 Abgangstiere: Nutzungsdauer (Monate) 36,2 42,0 Lebenstagsleistung( kg M/Tag) 14,1 15,7 Erstkalbealter (Monate) 25,4 25,1 Merzungsrate (%) 20,3 23,6 Zwischenkalbezeit (Tage) 391 392 ØZellzahlen 129.000 139.000 Kälberverluste lt. MLP (= Totgeburten in %) 6,1 3,5 Auch bei uns läuft nicht alles problemlos! Q-Fieber im Milchviehbestand gesamter Bestand (> 3 Monate) wird gegen Q-Fieber geimpft - Antikörper bei Betriebsleitern nachgewiesen Probleme vor der Impfung: - hohe Anzahl Nachgeburtsverhaltungen - viele Kühe mit unerklärlichem Fieber, gerade unter Stressbedingungen (Geburt, Klauenpflege etc.) - Leistungsspitzen wurden nicht erreicht - Fruchtbarkeit insgesamt negativ beeinflusst 8
Unsere Ziele für die kommenden Jahren keine Aufstockung der Herde in nächster Zeit Flächenzupacht, wenn Gelegenheit besteht (nicht um jeden Preis!) Ziel: homogene Herde hinsichtlich Milchleistung und Exterieur keine wesentlich höhere Milchleistung angestrebt Milchinhaltsstoffe weiter verbessern (> höherer Milchauszahlungspreis) Lebenstagsleistung weiter erhöhen (> insbesondere über längere Nutzungsdauer) Betrieb soll immer vorzeigbar sein (> Öffentlichkeitsarbeit wichtig) gute Lebensqualität für den Familienbetrieb (geregelte Freizeit am Wochenende, Urlaub) Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! 9