Sprechzettel. Mehr Frauen in die Aufsichtsräte! Düsseldorf, 15. Dezember 2006

Ähnliche Dokumente
AR-Mitgliedschaft Ausschussvorsitz. AR-Vorsitz + (x10) (x8) Bayer E.ON

Frauen in die Aufsichtsräte der Börsenunternehmen der Landeseinrichtungen

} Priska Hinz. Mitglied des Deutschen Bundestages Bildungs- und forschungspolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Pressekonferenz DSW-Aufsichtsratsstudie , Berlin

Aktionärsstruktur von DAX-Unternehmen (Teil 1)

Fluktuation in den DAX-30-Vorständen weibliche und männliche Vorstände im Vergleich

Grafiken zur DSW-Aufsichtsratsstudie 2013

Inlands- und Auslandsumsatz von DAX-Unternehmen Das Wachstum findet im Ausland statt.

hw.design DAX-30 ONLINE- GESCHÄFTS- BERICHTE 2013 STUDIE

Die höchsten Gehälter Deutschlands!

Beschlussfassung über die Entlastung der Mitglieder des Vorstands ohne Herrn Dr. Ulrich Schumacher

Halbjahresbericht. DAX Source ETF. Halbjahresbericht zum zum für das Rumpfgeschäftsjahr vom bis

der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 1899 der Abgeordneten Horst Becker, Johannes Remmel und Barbara Steffens Grüne Drucksache 14/5097

FK 1. kurz kurz lang lang. lang lang. kurz kurz FK FK FK FK FK FK FK FK. lang. lang. kurz. kurz. kurz. lang

Entwicklung der Dax-30-Unternehmen im Geschäftsjahr Eine Analyse wichtiger Bilanzkennzahlen

DAX-VORSTANDSSTUDIE 2017

harald weygand / Marco Strehk Das große Chartbuch

Wem gehört der DAX? Analyse der Aktionärsstruktur der DAX-Unternehmen 2014

NORD/LB AM Aktien Deutschland LS. Halbjahresbericht für das Wertpapier-Sondervermögen für die Zeit vom bis

Die Kapitalverflechtungen hinter dem DAX 30

Da die Höhe der Zulage seid ihrer Einführung 2007 nicht angepasst wurde, ist eine Anhebung nunmehr erforderlich.

DAX/MDAX- AUFSICHTSRATSSTUDIE 2017

Thema. Datum. Juli Kirchhoff Consult AG. 1 Studie Prognoseberichterstattung DAX

Gesetz zur Änderung des Abgeordnetengesetzes NRW (AbgG NRW)

Auswirkungen auf Konzernabschlussgrößen in % Langfristiges Vermögen Schulden EBIT EBITDA n M 11,58 17,47 8,49 66,83 SD 19,14 37,80 23,12

Pro und Contra Frauenquote. Hintergrund und aktuelle (politische) Diskussion

Eine inhaltliche Analyse der Prognoseberichterstattung in den Geschäftsberichten 2010 der DAX30-Unternehmen

Frauen in Geschäftsführung & Aufsichtsrat der Top 200 und börsennotierten Unternehmen in Österreich. Frauen.Management.Report.2015 Arbeiterkammer Wien

7. Definitive Beteiligungen der DAX-30-Firmen

Studie zur Vergütung der Vorstände in den DAX 30-Unternehmen im Geschäftsjahr 2008

Die DAX Aufsichtsräte

Deutsche Bank. Deutsche Bank Aktiengesellschaft - Hauptversammlung 2013 Abstimmungsergebnisse

hw.design DAX 30 ONLINE- GESCHÄFTSBERICHTE 2012 STUDIE

Beschlussempfehlung und Bericht

Halbjahresbericht zum 31. Januar 2015

Aktionäre in Deutschland

Beschlussempfehlung und Bericht

Technology meets Strategy Digitale Trends Hartmut König Director Specialist Sales Marketing Cloud

Einladung zur 3. ordentlichen Hauptversammlung der ThyssenKrupp ag. 1. März 2002, Grugahalle, Essen. ThyssenKrupp

Gesetz zur Änderung der Verfassung für das Land Nordrhein-Westfalen

Fünftes Gesetz zur Änderung des Schulgesetzes für das Land Nordrhein-Westfalen (5. Schulrechtsänderungsgesetz)

Vorwort...5 Vorbemerkung...6 Abbildungsverzeichnis...13 Tabellenverzeichnis...15 Verzeichnis der Anlagen...17 Abkürzungsverzeichnis...19 Abstract...

Luft nach oben. Presseinformation

Format- und Inhaltsgrundlage der Nachhaltigkeits- und Umweltberichte (aktuell) CSR- Statement (Kurzbericht)

Beschlussempfehlung und Bericht

Antrag. Drucksache 16/1892. LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN 16. Wahlperiode Datum des Originals: /Ausgegeben:

STUDIE PROGNOSEBERICHTERSTATTUNG UND PROGNOSEGENAUIGKEIT IM DAX 30

Listen für die Stadtverordnetenversammlung der Kommunalwahlen

Besetzung der Ausschüsse und Arbeitsgruppen des Vorstandes

Frauenquote für Führungspositionen?

Zusammenstellung des endgültigen Wahlergebnisses Ratswahl Bad Honnef am 30. August 2009

6. Direkte Beteiligungen der DAX-30-Firmen

Beschlussempfehlung und Bericht

Diese Initiative wird mehrheitlich von den Prüfungsausschussvorsitzenden der folgenden Unternehmen getragen: Dame Alison Carnwath DBE

In der laufenden Förderperiode (1. Januar 2007 bis 31. Dezember 2013) setzt das Land die folgenden Strukturfonds der Europäischen Union um:

12. Verbandspokal des DBSV Erwachsene 2014 Recurve und Compound am 17. und 18. Mai 2014 in Karlsruhe(BW)

Milliarden-Entlastung der Kommunen durch die vollständige Übernahme der Grundsicherung

DAX30 Unternehmen und Nachhaltigkeit

Ehepaar 4er

Aufsichtsrat der Klinikverbund Südwest GmbH

weibliche Aufsichtsratsmitglieder in DAX 30-Unternehmen Stand:

Das optimale Aktienportfolio aus Sicht eines Analysten

Königspaare. Königspaar / 10

Ungeachtet dessen gilt, dass Frauen, die sich bewusst von diesem Familienfinanzierungsmodell lösen wollen, anders behandelt werden als Männer.

Studie zur Vergütung der Vorstände in den DAX- und MDAX-Unternehmen im Geschäftsjahr 2012

Schützenkönig 1. Ritter 2.Ritter Vogelkönig Vogelkönigin Pistolenkönig Schützenkönigin 1. Dame 2.Dame

Karrierechancen von Frauen. Analysen, Strategien und Good Practices. Unter Mitarbeit von Barbara Langes und Thomas Lühr

Öffentlichen Zugang zu Informationen über klinische Studien umfassend sicherstellen

Kindheitspädagoginnen und Kindheitspädagoginnen (Sozialberufe-

Das Thema Corporate Governance in der Berichterstattung deutscher Meinungsführermedien

1. Information zu 6 Absatz 2 Satz 1 und Absatz 3 Satz 1 der Satzung der künftigen Allianz SE (Bestellung des ersten Aufsichtsrats

Personaloffensive für den wissenschaftlichen Nachwuchs starten

der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 1264 vom 10. November 2011 der Abgeordneten Schulze Föcking und Astrid Birkhahn CDU Drucksache 15/3308

Nr Name Bereich Stimmen

SCHÜTZENVEREIN HUBERTUS Hofstetten e.v. König- und Meisterschaftsschießen 2012

Eine inhaltliche Analyse der Prognoseberichterstattung in den Geschäftsberichten 2011 und Halbjahresberichten 2012 der DAX30Unternehmen

Beschlussempfehlung und Bericht

Adress-Liste zur Mitwitzer Bibel - handgeschrieben

NORD/LB AM Aktien Deutschland LS. Halbjahresbericht für das Wertpapier-Sondervermögen für die Zeit vom bis

Weiterhin kaum Frauen in den Vorständen großer Unternehmen (D): Auch Aufsichtsräte bleiben Männerdomäne

Abbildungsverzeichnis

Schreiber Sportgemeinschaft Bremen u. Salzggitter u. München Emmerich/ Lübeck Saarbrücken Dortmund Düsseldorf Mainz Magdeburg Goch/Kleve Startzeit

TOP 6: Wahlen zum Aufsichtsrat. Lebensläufe der Kandidaten.

Entwicklung der Dax-30-Unternehmen Juli September 2013

Online-Appendix zu. Effektive Prävention ethisch-moralisch bedingter Unternehmenskrisen Eine fallbasierte Untersuchung in Deutschland und den USA

Hessischer Tennis-Verband e.v. Mannschaftsmeisterschaft 2015/2016

Sonderpädagogischer Förderbedarf bei Schülerinnen und Schülern in der Stadt Hamm welche Zahlen, Daten und Fakten hat die Landesregierung?

Hauptausschuss (13 stimmberechtigte Mitglieder) Voswinkel, Marc

Lähmt die Frauenquote die Arbeit der Verwaltungsräte der nordrhein-westfälischen Studentenwerke?

Sehr geehrte Damen und Herren,

HV & Internet Ist die Online-HV auf dem Vormarsch?

Studie zur Vergütung der Vorstände DAX- und MDAX-Unternehmen im Geschäftsjahr 2013

Listenplatz 1 Frank Lortz MdL , Dipl. Betriebswirt FH Seligenstadt. Listenplatz 7 Hildegard Ripper , Juristin.

Vizepräsident Dipl.-Ing. Lutz Bandusch ArcelorMittal Hamburg GmbH. Senator Frank Horch BWVI d FHH

5.7 Partei- und Fraktionsvorsitzende

Recht der Daten und Datenbanken im Unternehmen

Wie verlief der Semesterstart an der Fachhochschule Bochum wirklich?

Mannschaftswertung Damen

Energiemonitoring und Fortschrittsbericht Energiewende in NRW schafft Transparenz und Faktenbasis

Gesetz über die Festsetzung des Steuersatzes für die Grunderwerbsteuer

Transkript:

Düsseldorf, 15. Dezember 2006 Sprechzettel Barbara Steffens MdL, stellvertretende Fraktionsvorsitzende und frauenpolitische Sprecherin Reiner Priggen MdL, stellvertretender Fraktionsvorsitzender und Wirtschaftspolitischer Sprecher Mehr Frauen in die Aufsichtsräte! Zu Beginn des 21. Jahrhunderts sind Frauen - insbesondere in der Wirtschaft -keineswegs auf einem dynamischen Vormarsch in Führungspositionen. Ihr Anteil nimmt nur äußerst schleppend zu, stagniert in einzelnen Bereichen oder verzeichnet sogar Rückläufe. Besonders dort, wo in Unternehmen Entscheidungen mit Breitenwirkung getroffen und hohe Einkommen erzielt werden, sind Frauen noch kaum zu finden. In deutschen Großunternehmen ist der Frauenanteil an Führungspositionen mit 5 Prozent in den letzten Jahren nahezu unverändert gering (2. Bilanz Chancengleichheit). In den 100 größten deutschen Unternehmen ließen sich 2004 nur vier Frauen in Vorstandspositionen finden. Von den 192 Vorstandspositionen in den DAX30-Unternehmen wird keine von einer Frau besetzt. Auch in den Aufsichtsräten deutscher Unternehmen sind Frauen kaum vertreten. Den Aufsichtsräten obliegt gewöhnlich die Überwachung der Geschäftsführung sowie die Bestellung des Vorstandes eines Unternehmens. Wichtige unternehmerische Planungen und Entscheidungen müssen häufig dort genehmigt werden. Somit kommt einem Sitz in diesem Entscheidungsgremium höchste Bedeutung zu. Nur 7,5 Prozent der Mitglieder von Aufsichtsräten in deutschen Unternehmen sind Frauen (DIW, 2005). Diese 7,5 % haben ihr Mandat in den wenigsten Fällen der Unternehmensseite, sondern zu über 80 Prozent den ArbeitnehmerInnenvertretungen zu verdanken. In 68 der 100 umsatzstärksten Unternehmen wurde mindestens eine Aufsichtsrätin von Gewerkschaften berufen (DIW, 2005). Hingegen ist in 32 dieser 100 Unternehmen der Aufsichtsrat allein in der Hand von Männern. Verantwortlich: Rudolf Schumacher (Pressesprecher) Bündnis 90/Die Grünen im Landtag NRW Pressestelle Telefon 02 11/884-2180, -2887 Telefax 02 11/884-2871, -2890 E-Mail gruene@landtag.nrw.de http://www.gruene.landtag.nrw.de

Damit wird zu Recht das Fazit gezogen, dass bei der Besetzung von Aufsichtsratsposten mit Frauen eher die Minderheitenquote des Betriebsverfassungsgesetzes und die Gleichstellungsverpflichtungen der Gewerkschaften Früchte getragen hätten als die freiwillige Vereinbarung der Bundesregierung mit den Spitzenverbänden der Privatwirtschaft. Angesichts der erheblichen gesellschaftlichen und demografischen Veränderungen ist es zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft unerlässlich, das Potenzial an hochqualifizierten Frauen besser zu nutzen. Das Beispiel Norwegen zeigt, wenn ein Staat seinen Verfassungsauftrag zur Gleichstellung ernst nimmt, kann er viel tun. In weltweiten Vergleichen zur Geschlechtergleichstellung belegt Norwegen jeweils Spitzenplätze. Erreicht wurde dies in den vergangenen 30 Jahren mit einem umfassenden System aus Quoten und aktiver Förderung. Die jüngste Maßnahme beinhaltet eine gesetzliche Quote für Spitzenpositionen in der Privatwirtschaft. Seit Anfang 2006 muss eine neu gegründete norwegische Aktiengesellschaft mindestens 40 Prozent Frauen im Aufsichtsrat vorweisen. Bestehende Unternehmen haben noch bis Ende 2007 Zeit die Vorgabe zu erfüllen. Die an der Börse gehandelten norwegischen Unternehmen hatten in einer Vorlaufphase zunächst Zeit ihre Aufsichtsräte freiwillig zu quotieren. Begleitet wurde dies durch den Aufbau einer Datenbank mit über 4.000 qualifizierten Frauen, die bereit waren Aufsichtsratsposten zu übernehmen. Damit wurde dem gängigen Argument, es gäbe nicht genügend qualifizierte Frauen, entgegen gewirkt. Ziel unseres Antrags ist es, dass die Landesregierung sich auf Bundesebene für eine sanktionsfähige Quotierungsregelung im Aktiengesetz einzusetzt, mit dem Ziel, dass Aufsichtsräte deutscher Aktiengesellschaften bis 2010 zu 40 Prozent mit Frauen besetzt sein müssen, begleitend für NRW eine zentrale Datenbank aufbaut, in die sich qualifizierte Frauen eintragen können, die als Aufsichtsrätinnen zur Verfügung stehen. 2/2

Daten und Fakten zum Grünen Antrag "Quote für Aufsichtsgremien börsennotierter Unternehmen einführen" I. Die Rechtslage in Norwegen "Gesetz über Aktiengesellschaften" vom 13. Juni 1997, das für die norwegischen allgemeinen Aktiengesellschaften ("asa") gilt Dieses Gesetz wurde am 19.12.2003 dahingehend geändert, dass das "board/verwaltungsrat" (norweg. styre), in dem Vorstand und Aufsichtsrat zusammengefasst sind, zukünftig zumindest zu 40 % von Frauen besetzt sein muss. Hierzu wurden die Paragraphen 6-11 geändert bzw. eingefügt. Die Gesetzesänderung in den Paragraphen 6-11 ist zum 1.1.2006 in Kraft getreten. Dabei wird Aktiengesellschaften, die vor dem 1.1.2006 gegründet wurden, eine Übergangsfrist von zwei Jahren eingeräumt. Spätestens dann müssen sie die Vorgabe erfüllen. Neue Aktiengesellschaften müssen die Vorgabe sofort erfüllen. Andernfalls werden sie nicht registriert. Die Quotierung erfolgt getrennt für Eignerseite und AN-Seite. Anfang 2006 erfüllten in Norwegen 86 von 491 Gesellschaften die Anforderungen (17,5 %). In 215 Gesellschaften waren zu diesem Zeitpunkt überhaupt keine Frauen vertreten. Bei Nichterfüllung droht Unternehmen (laut Presseberichten) die Zwangsauflösung. Allerdings enthält das Gesetz die Formulierung, dass die Regierung eine Zwangsauflösung unter Verweis auf wesentliche gesellschaftliche Belange verhindern kann. Überdies können sich "allgemeine" AG (asa) in "normale" AG (as) mit geringeren Anforderungen umwandeln. Dies würde aber zum Verlust der Börsennotierung führen. Verantwortlicher Minister für dieses Gesetz war Industrieminister Ansgar Gabrielsen (Konservative). II. Die Situation in Deutschland Von den 192 Vorstandspositionen in den DAX30-Unternehmen wird keine von einer Frau besetzt. Die im Antrag erwähnte Vorstandsfrau bezieht sich auf Schering. Schering ist aber nach der Übernahme durch Bayer nicht mehr im DAX notiert. Von den 544 Aufsichtsratspositionen in den DAX30-Unternehmen entfallen 68 auf Frauen. Das Gros dieser Positionen wird von der AN-Seite gestellt.

LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN 14. Wahlperiode Drucksache 14/3173 12.12.2007 Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Quote für Aufsichtsratsgremien börsennotierter Unternehmen einführen! I. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts sind Frauen - insbesondere in der Wirtschaft -keineswegs auf einem dynamischen Vormarsch in Führungspositionen. Ihr Anteil nimmt nur äußerst schleppend zu, stagniert in einzelnen Bereichen oder verzeichnet sogar Rückläufe. Zu diesem Ergebnis kommen verschiedene Studien des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Eine dezidierte Stellungnahme des Deutschen Juristinnenbundes (djb) zu dem 2006 vorgelegten Bericht der Bundesregierung 2. Bilanz Chancengleichheit Frauen in Führungspositionen bezeichnet dessen positive Bewertung, der Anteil von Frauen in Führungspositionen sei in den vergangen Jahren deutlich gestiegen, als irreführend. Mit diesem Bericht wird erneut die freiwillige Vereinbarung zwischen Spitzenverbänden der deutschen Wirtschaft zur Förderung der Chancengleichheit in der Privatwirtschaft bilanziert. Der djb belegt, dass der Bericht im Wesentlichen zu seinen optimistischen Ergebnissen kommt, weil er keine qualitative Definition von Führungsposition berücksichtigt. II. Besonders dort, wo in Unternehmen Entscheidungen mit Breitenwirkung getroffen und hohe Einkommen erzielt werden, sind Frauen kaum noch zu finden. In deutschen Großunternehmen ist der Frauenanteil an Führungspositionen mit 5 Prozent in den letzten Jahren nahezu unverändert gering (2. Bilanz Chancengleichheit). Bei kleinen Unternehmen mit weniger als 20 Beschäftigten ging der Anteil von Frauen in höheren Positionen zwischen 2002 und 2004 sogar leicht zurück (DIW, 2006). In den 100 größten deutschen Unternehmen ließen sich 2004 nur vier Frauen in Vorstandspositionen finden. Und gerade mal eine Frau sitzt in den Vorstandsgremien der Dax-30-Konzerne. Datum des Originals: 12.12.2007/Ausgegeben: 12.12.2007 Die Veröffentlichungen des Landtags Nordrhein-Westfalen sind einzeln gegen eine Schutzgebühr beim Archiv des Landtags Nordrhein-Westfalen, 40002 Düsseldorf, Postfach 10 11 43, Telefon (0211) 884-2439, zu beziehen. Der kostenfreie Abruf ist auch möglich über das Internet-Angebot des Landtags Nordrhein-Westfalen unter www.landtag.nrw.de.

LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 14. Wahlperiode Drucksache 14/3173 Auch Aufsichtsräte deutscher Unternehmen sind weit von einer geschlechtsparitätischen Besetzung entfernt. Ihnen obliegt gewöhnlich die Überwachung der Geschäftsführung sowie die Bestellung des Vorstandes eines Unternehmens. Wichtige unternehmerische Planungen und Entscheidungen müssen häufig vom Aufsichtsrat genehmigt werden. Somit kommt einem Sitz in diesem Entscheidungsgremium höchste Bedeutung zu. Mit 7,5 Prozent sind Frauen in den Aufsichtsräten von deutschen Unternehmen immer noch deutlich unterrepräsentiert (DIW, 2005). Zudem haben sie ihr Mandat in den wenigsten Fällen der Unternehmensseite, sondern zu über 80 Prozent den ArbeitnehmerInnenvertretungen zu verdanken. In 68 der 100 umsatzstärksten Unternehmen wurde mindestens eine Aufsichtsrätin von Gewerkschaften berufen (DIW, 2005). Hingegen ist in 32 dieser 100 Unternehmen der Aufsichtsrat allein in der Hand von Männern. Somit wird in den Veröffentlichungen des DIW wie auch des djb zu Recht das Fazit gezogen, dass bei der Besetzung von Aufsichtsratsposten mit Frauen eher die Minderheitenquote des Betriebsverfassungsgesetzes und die Gleichstellungsverpflichtungen der Gewerkschaften Früchte getragen hätten als die freiwillige Vereinbarung der Bundesregierung mit den Spitzenverbänden der Privatwirtschaft. III. Angesichts der erheblichen gesellschaftlichen und demografischen Veränderungen ist es zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft unerlässlich, das Potenzial an hochqualifizierten Frauen besser zu nutzen. Um den Anteil von Frauen in Spitzenpositionen der Privatwirtschaft wirkungsvoll zu erhöhen, muss auch der Staat den beteiligten AkteurInnen klare Anreize für eine Verhaltensänderung setzen. Freiwillige Vereinbarungen, auf die auch die nordrhein-westfälische Landesregierung setzt, reichen ebenso wenig aus wie Diskriminierungsverbote. Das Beispiel Norwegen zeigt, wenn ein Staat seinen Verfassungsauftrag zur Gleichstellung ernst nimmt, kann er viel tun. In weltweiten Vergleichen zur Geschlechtergleichstellung belegt Norwegen jeweils Spitzenplätze. Erreicht wurde dies in den vergangenen 30 Jahren mit einem umfassenden System aus Quoten und aktiver Förderung. Die jüngste Maßnahme beinhaltet eine gesetzliche Quote für Spitzenpositionen in der Privatwirtschaft. Seit Anfang 2006 muss eine norwegische Aktiengesellschaft mindestens 40 Prozent Frauen im Aufsichtsrat vorweisen. Die an der Börse gehandelten norwegischen Unternehmen hatten in einer Vorlaufphase zunächst Zeit ihre Aufsichtsräte freiwillig zu quotieren. Begleitet wurde dies durch den Aufbau einer Datenbank mit über 4.000 qualifizierten Frauen, die bereit waren Aufsichtsratsposten zu übernehmen. Damit wurde dem gängigen Argument, es gäbe nicht genügend qualifizierte Frauen, entgegen gewirkt. Seit Januar diesen Jahres ist in Norwegen rechtskräftig, dass neu gegründete börsennotierte Unternehmen die 40-prozentige Quote für Aufsichtsratsposten sofort erfüllen müssen. Bestehende Unternehmen haben noch bis Ende 2007 Zeit die Vorgabe zu erfüllen. Wird dieses Ziel nicht erreicht, drohen Sanktionen bis hin zum Verlust der Börsennotierung. Die Einhaltung der Quote, die für beide Geschlechter gilt, wird mit den Kontrollroutinen des Handelsregisters durchgesetzt. IV. Angesichts des grundgesetzlichen Auftrags zur Gleichstellung und der komplexen Herausforderungen, die sich der Wirtschaftsregion NRW zukünftig stellen, ist auch die Politik hierzulande gefordert, neue Wege zu beschreiten. 2

LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 14. Wahlperiode Drucksache 14/3173 Vor diesem Hintergrund fordert der Landtag die Landesregierung auf, sich auf Bundesebene für eine sanktionsfähige Quotierungsregelung im Aktiengesetz einzusetzen, mit dem Ziel, dass Aufsichtsräte deutscher Aktiengesellschaften bis 2010 zu 40 Prozent mit Frauen besetzt sein müssen, begleitend für NRW eine zentrale Datenbank aufzubauen, in die sich qualifizierte Frauen eintragen können, die als Aufsichtsrätinnen zur Verfügung stehen. Johannes Remmel Sylvia Löhrmann Reiner Priggen Barbara Steffens und Fraktion 3

Vorstand Aufsichtsrat Unternehmen Vorsitz Mitglieder Frauen Vorsitz Mitglieder Frauen Frauen in besonderen Ämtern Amt Besonderheit adidas AG Herbert Hainer 4 0 Henri Filho 12 2 Sabine Bauer Qualitätsreferentin, Global Operations, Heidi Thaler-Veh Mitglied des Gesamtbetriebsrats, Allianz SE Michael Diekmann 12 0 Dr. Henning Schulte-Noelle 12 3 Claudia Eggert-Lehmann Angestellte Dresdner Bank AG Mitglied im Aufsichtsrat Dresdner Bank Prof. Dr. Renate Köcher Geschäftsführerin Institut für Demoskopie Allensbach Aufsichtsrat BASF AG, Infineon Techologies AG, MAN AG Margit Schoffer Angestellte Dresdner Bank AG Mitglied im Aufsichtsrat Dresdner Bank Altana AG Dr. h. c. mult. Nikolaus Schweickart 4 0 Justus Mische 12 2 Susanne Klatten Betriebswirtin, MBA, stv. Vorsitzende Yvonne D'Alpaos-Götz Freigestellte Betriebsrätin BASF AG Dr. Jürgen Hambrecht 9 0 Prof. Dr. Jürgen Strube 20 2 Prof. Dr. Renate Köcher siehe Allianz AG Eva Kraut Vorsitzende des Betriebsrats der BASF IT Services GmbH Bayer AG Werner Wenning 4 0 Dr. Manfred Schneider 20 1 Petra Kronen Betriebsratsvorsitzende des Werks Uerdingen der Bayer AG BMW AG St Dr. - Ing. Norbert Reithofer 6 0 Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Dr.-Ing. E.h. Joachim Milberg 20 1 Susanne Klatten siehe Altana AG / Asufsichtsrat Commerzbank AG Klaus-Peter Müller 9 0 Dr. h.c. Martin Kohlhaussen 21 3 Dr. Sabine Reiner Sonja Kasischke Astrid Evers Continental AG Manfred Wennemer 7 0 Dr. Hubertus von Grünberg 20 0 DaimlerChrysler AG Dr. Dieter Zetsche 9 0 Hilmar Kopper 20 0 Deutsche Bank AG Dr. Josef Ackermann 5 0 Dr. Clemens Börsig 21 6 Heidrun Förster Stellvertretende Vorsitzende Sabine Horn Henriette Mark Margret Mönig-Raane Gabriele Platscher Karin Ruck Deutsche Börse AG Reto Francioni 6 0 Kurt F. Viermetz 21 1 Birgit Bokel Deutsche Lufthansa AG Wolfgang Mayrhuber 3 0 Dipl.-Ing. Jürgen Weber 20 1 Patricia Windaus Deutsche Post AG Dr. Klaus Zumwinkel 8 0 Dr. Jürgen Weber 20 6 Marion Deutsch Vorsitzende des Betriebsrats Deutsche Post AG, Niederlassung Brief Annette Harms Stellv. Vorsitzende des Betriebsrats Postbank Silke Qualla-Weiß Vorsitzende des Betriebsrats DHL Ingrid Matthäus-Meier Sprecherin des vorstands der KfW Steffanie Weckesser Vorsitzende des Betriebsrats Deutsche Post AG, Niederlassung Express Margrid Wendt Vorsitzende des Betriebsrats Deutsche Post World Net Deutsche Postbank AG Prof. Dr. Wulf von Schimmelmann 10 0 Dr. Klaus Zumwinkel 20 5 Marietta Auer Rosemarie Bolte Annette Harms Sabine Schwarz Christine Weiler Deutsche Telekom AG René Obermann 6 0 20 3 Monika Brandl Ursula Steinke Waltraud Litzenberger E.ON AG Dr. Wulf H. Bernotat 7 0 Ulrich Hartmann 20 2 Gabriele Gratz Eva Kirchhof Fresenius Medical Care Dr. Ulf M. Schneider 5 0 Dr. Gerd Krick 13 3 Dr. Gabriele Kröner Christel Neumann Mitglied des Gesamtbetriebsrats, Ilona Oesterle Betriebsrätin Henkel KGaA Vz. Prof. Dr. Ulrich Lehner 7 0 Dipl.-Ing. Albrecht Woeste 18 3 Andrea Pichottka Vorstandssekretariat des Hauptvorstandes Dr. Anneliese Wilsch-Irrgang Vertreterin der Leitenden Angestellten Dr. Friderike Bagel Rechtsanwältin / Steuerberaterin Hypo Real Estate Holding AG Georg Funke 5 0 Kurt F. Viermetz 6 0 Infineon Technologies AG Dr. Wolfgang Ziebart 4 0 Max Dietrich Kley 16 3 Prof. Dr. Renate Köcher Prof. Dr. Doris Schmitt-Landsiedel Lehrstuhl für Technische Elektronik TU München Kerstin Schulzendorf Mitglied des Betriebsrats Infineon Dresden Linde AG Prof. Dr. - Ing. Wolfgang Reitzle 7 0 Dr. rer. pol. Manfred Schneider 16 0 MAN AG St Dipl.-Ing. Håkan Samuelsson 6 0 Dr.-Ing. Ekkehard D. Schulz 20 1 Dr. rer. pol. Renate Köcher Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie Allensbach METRO AG St Dr. Hans-Joachim Körber 4 0 Dr. Eckhard Cordes 20 4 Anja Kiehne-Neuberg Bereichsleiterin Personal- und Organisationsentwicklung der Kaufhof Warenhaus AG Marianne Meister Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats der Metro Großhandelsgesellschaft mbh Sylvia Raddatz Kfm. Angestellte, Real SB-Warenhaus GmbH, Sparte Extra-Verbrauchermärkte Renate Rohde-Werner Einzelhandelskauffrau, Kaufhof Warenhaus AG Münchener Rück AG Dr. jur. Nikolaus von Bomhard 11 0 Dr. jur. Hans Jürgen Schinzler 20 3 Kerstin Michl Mitarbeiterin der Münchener Rückversicherungs Gesellschaft Ingrid Müller Mitarbeiterin der Münchener Rückversicherungs Gesellschaft Judy Võ Mitarbeiterin der Münchener Rückversicherungs Gesellschaft RWE AG St Harry Roels 5 0 Dr. Thomas R. Fischer 20 3 Simone Haupt Dagmar Schmeer Dagmar Mühlenfeld SAP AG Henning Kagermann 7 0 Prof. Dr. h.c. mult. Hasso Plattner 16 3 Helga Classen Stellvertretende Vorsitzende, Stellvertretende Datenschutzbeauftragte,Mitglied des Aufsichtsrates seit: 1993,Aktuelle Amtszeit bis: 2007 Christiane Kuntz-Mayr Development Manager Dr. Barbara Schennerlein Principal Consultant Siemens AG Dr. rer. pol. Klaus Kleinfeld 10 0 Prof. Dr. jur. Dr.-Ing. E. h. Heinrich v. Pierer 20 2 Hildegard Cornudet* Gesamtbetriebsratsvorsitzende der Siemens Business Services GmbH & Co. Birgit Grube TUI AG Dr. Michael Frenzel 6 0 Dr. Jürgen Krumnow 20 4 Jella Susanne Rechtsanwältin Carmen Riu Güell Unternehmerin Petra Oechtering Reiseverkehrskauffrau Ilona Schulz-Müller Genderbeauftragte des Bundesvorstands der ver.di Vereinte ThyssenKrupp AG Dr.-Ing. Ekkehard D. Schulz 8 0 Dr. Gerhard Cromme 20 0 Volkswagen AG St Dr.-Ing. e. h. Bernd Pischetsrieder 6 0 Hon. Prof. Dr. techn. h.c. Dipl.-Ing. ETH Ferdinand 20 1 Elke Eller Industriegewerkschaft Metall - Vorstand Gesamtergebnis: Vorstandsmitglieder aller DAX-Unternehmen 192 Aufsichtsratsmitglieder aller DAX-Unternehmen 544 davon Frauen 0 davon Frauen 68 Stand Dezember 2006 Frauenanteil in den Vorständen in % 0% Frauenanteil in den Aufsichtsräten in % 12,50% Frauenantei lin Vorständen und Aufsichtsräten zusammen in Prozent: 9,24%