Eine Frage der Haltung Eltern(bildungs)arbeit in der Migrationsgesellschaft

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Transkript:

Eine Frage der Haltung Eltern(bildungs)arbeit in der Andreas Foitzik/ Lusine Minasyan Fachdienst Jugend Bildung Migration BruderhausDiakonie Reutlingen

Projekt Eltern für Ausbildung Erfahrungen aus dem Projekt ELAN (Partizipative Elternbildung)

Gliederung Projektvorstellung Vorbemerkung Mögliche Barrieren Schlüsselprozesse Kontaktaufnahme Eltern anerkennen Schlüsselpersonen Sprache Schlussbemerkung 3

Fachdienst Jugend Bildung, Migration Träger: BruderhausDiakonie Reutlingen Standorte in Reutlingen, Bad Urach, Metzingen, Münsingen, Nürtingen und Kirchheim u.t. Jugendmigrationsdienst Jugendsprachkurse Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen (BVB) Vertiefte Berufsorientierung Innovative Projekte (Elternarbeit, Migrantenorganisationen, Antidiskriminierungsarbeit, Jugendprojekte) Interkulturelle Öffnung und Netzwerkarbeit 4

Projekt Eltern für Ausbildung Laufzeit: August 2012 September 2014 Gefördert durch Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Ba-Wü und aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds Muttersprachliche Informationen über das deutsche Bildungssystem und Orientierungswissen über den Berufswahl der Kinder Hausbesuche Begleitung und Vermittlung in die Agentur für Arbeit und andere professionelle Strukturen Informationsveranstaltungen (auch) in Muttersprache 5

Projekt ELAN: Elternbildungsprojekt Laufzeit: Januar 2009 März 2015 Gefördert durch Mittel des Europäischen Integrationsfonds Kooperation mit Migranten - (Vereinen) und -Initiativen und Bildungseinrichtungen und der Vereine untereinander Bildungsangebote für Eltern Qualifizierung von Eltern als Multiplikator/-innen Fortbildungen, Fachtagungen und Publikationen 6

13 Grundsätze der Eltern(bildungs)arbeit in der aus dem Buch Eine Frage der Haltung Melahat Altan/ Andreas Foitzik/ Jutta Goltz

Vorbemerkungen Eine migrationssensible Arbeit mit Eltern ist weniger eine Frage der richtigen Methode als eine Frage der Haltung. Die Grundsätze sind der Versuch, Haltungen als Qualitätsstandards beschreiben. Auch Haltungen sollten nicht dem Zufall überlassen, sondern institutionell verankert werden. 8

Vorbemerkungen Eine migrationssensible Arbeit mit Eltern ist keine sonderpädagogische Disziplin. Es kommt vielmehr darauf an, das Allgemeine besonders gut zu machen (Franz Hamburger). 9

Vorbemerkungen An die Weiße, die meine Freundin sein will: Vergiss, dass ich schwarz bin. Vergiss nie, dass ich schwarz bin. Pat Parker 10

Vorbemerkungen Auch diese Grundsätze entgehen damit nicht dem Differenzdilemma. Sie gelten weitestgehend für die Arbeit mit ALLEN Eltern. Sie gelten NICHT für die Arbeit mit ALLEN Eltern mit Migrationshintergrund. 11

Vorbemerkungen Toleranz sollte nur eine vorübergehende Haltung sein, sie muss zur Anerkennung führen, dulden heißt beleidigen. J.W. Goethe 12

Praxisbezug Eltern(bildungs)arbeit in der Mögliche Zugangsbarrieren auf Seiten der Eltern fehlendes Wissen über (deutsches) Schul- und Ausbildungssystem, fehlende Netzwerke Sprache eigene Schulbiographie im Herkunftsland prekäre Lebenssituationen Diskriminierungserfahrungen Schuldgefühle und Scham 13

Praxisbezug Eltern(bildungs)arbeit in der Mögliche Zugangsbarrieren auf Seiten der Einrichtungen Haltung Eine deutsche Schule oder eine Schule in Deutschland? Ritualisierte Abläufe und Strukturen fehlende Zeit fehlende kulturelle Diversität im Kollegium 14

Grundsatz 2: Frühe Kontaktaufnahme und Beziehungsangebote Wir nehmen den Kontakt zu Eltern auf, bevor es Konflikte gibt und bemühen uns um einen durchlaufenden normalen Kontakt. Bestehende Spannungen erschweren die Kontaktaufnahme. Es geht um eine Normalisierung der Kontakte. Über den Aufbau einer Beziehung ermöglichen wir eine gute Auseinandersetzung im Konfliktfall. 15

Grundsatz 3: Die Eltern sind Expert/innen ihrer Situation Wir gehen davon aus, dass Eltern ihr Kind am besten kennen, grundsätzlich für das Kind das Beste wollen und auch daran interessiert sind, das Kind zu unterstützen. Diese wertschätzende Haltung ist die Grundlage der Zusammenarbeit. Unsere Aufgabe ist es, dass Eltern die Möglichkeiten und Grenzen dieser Gesellschaft kennen und sich in ihr orientieren können. Nur so können sie gute Entscheidungen treffen. Diese Entscheidungen akzeptieren wir. 16

Grundsatz 5: Keine Fragen beantworten, die niemand gestellt hat! Wir unterstützen Eltern dabei, sich im deutschen Bildungssystem zurechtzufinden. Wir eröffnen Räume, in denen sie sich über Erziehungsfragen auseinandersetzen können. Wir achten dabei aber darauf, dass sie selbst Subjekte der Auseinandersetzung bleiben und nicht selbst zu Objekten von Erziehungsmaßnahmen werden. Ziel ist, dass Themen und Inhalte der Elternbildung weitgehend von den Eltern selbst bestimmt werden. 17

Praxisbezug Eltern(bildungs)arbeit in der Elternarbeit als Bildungsraum 18

Grundsatz 7: Schlüsselpersonen sind wichtig! Wir bemühen uns um die Kooperation mit Schlüsselpersonen dies können andere Migranteneltern sein, aktive Nachbar/innen aus dem Gemeinwesen, Vertreter/innen aus den Vereinen usw. Die Schlüsselpersonen werden aktiv in die Gestaltung der Kontaktaufnahme und/ oder der Durchführung von Angeboten eingebunden. Dabei achten wir auf eine Kooperation auf Augenhöhe. 19

Praxisbezug Eltern(bildungs)arbeit in der Schlüsselpersonen Zugänge Individuelle Begleitung Chancen und Grenzen der Zusammenarbeit Qualifizierung, Zertifizierung Augenhöhe Finanzielle Entschädigung 20

Grundsatz 8: Verständigung organisieren Nicht die mangelnden Deutschkenntnisse der Eltern sind das Problem, für das wir eine Lösung brauchen, sondern die Tatsache, dass die Mitarbeiter/in der Einrichtung und die Eltern nicht auf die gleiche Sprache zurückgreifen können. Nicht einer ist oder macht ein Problem, sondern beide haben ein Problem. Ausgehend von dieser Prämisse brauchen wir klare Standards für die Sprachmittlung und tragfähige Konzepte für die Umsetzung. 21

Praxisbezug Eltern(bildungs)arbeit in der Sprache Angebote in Muttersprache Sprachinseln bei Informationsveranstaltungen Erfahrungen aus Heimatländern berücksichtigen und als Modelle oder als Vergleich nutzen ReferentInnen und ExpertInnen aus Migrantenkreisen ansprechen 22

Grundsatz 12: Elternarbeit braucht Zeit Die hier beschriebene Form von Elternarbeit mit den auch individuellen Zugängen ist zeitaufwendig. Erfolge stellen sich nicht unmittelbar ein, Vertrauensaufbau braucht Ausdauer und Geduld. Beides, sowohl die notwendige Arbeitszeit als auch ein langer Atem muss nach den jeweiligen Möglichkeiten und Grenzen institutionell abgesichert werden. 23

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Andreas Foitzik/ Lusine Minasyan Fachdienst Jugend Bildung Migration BruderhausDiakonie Reutlingen

Grundsatz 1: Repräsentation der Vielfalt als Einladung zur Partizipation Wir zeigen den Familien mit Migrationshintergrund und der Öffentlichkeit, dass in unserer Einrichtung Menschen mit unterschiedlicher familiärer Herkunft willkommen und anerkannt sind. Wir signalisieren: ihr seid hier keine Gäste, es ist eure Einrichtung. Eine solche Öffnung ist auf bewusste symbolische Zeichen angewiesen. 25

Grundsatz 4: Die Botschaft ist Wir brauchen euch! Unser Anliegen ist, die Kompetenzen und Ressourcen der Eltern einzubeziehen. Dies erfordert einen Paradigmenwechsel in der Wahrnehmung der Eltern - weg vom Defizitblick. Mit einer ressourcenorientierten Elternarbeit unterstützen wir die Kompetenzen der Eltern, die eigenen Ziele zu vertreten, sie zu verfolgen und ihr Leben aktiv zu gestalten. Dabei anerkennen wir formelle wie informelle Ressourcen und Selbsthilfepotentiale von anderen Personen, Gruppen und Netzwerken. 26

Grundsatz 10: Die eigenen Konzepte sind nicht normal! Wir müssen uns die Mühe machen, unsere pädagogischen Strukturen und Konzepte insbesondere in möglichen kulturellen Konfliktfeldern transparent zu machen, begründen und vermitteln zu können. Dies hilft uns selbst, einen Standpunkt zu entwickeln. Von da aus können wir bestimmen, welche Standards nicht verhandelbar sind und was im Dialog mit den Nutzer/innen immer auch Gegenstand der Weiterentwicklung sein kann. 27

Grundsatz 11: Elterliche Sorgen ernstnehmen Wir anerkennen die fürsorglichen Motive der Eltern, auch wenn wir die daraus resultierenden restriktiven Haltungen und Einschränkungen nicht teilen. Auf dieser Basis bemühen wir uns um den Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung. Wir vermitteln den Eltern offen, wo sie sich sicher sein können, von uns informiert zu werden, wo es dabei aber auch Grenzen gibt. Auch den Jugendlichen sagen wir, was wir nicht verschweigen wollen/können. 28

Grundsatz 9: Familiensprachen anerkennen Wir sehen die muttersprachlichen Kompetenzen der Eltern als Ressource und nicht als Störung. Wir konfrontieren die Eltern nicht ständig mit der Erwartung, sie sollten zuallererst Deutsch lernen. Wenn möglich versuchen wir in der Arbeit mit Eltern, muttersprachliche Kommunikationsmöglichkeiten zu schaffen sowohl über sprachhomogene Gruppen, aber auch über Dolmetscherangebote bei gemischten Veranstaltungen. 29

Grundsatz 13: Elternarbeit erfordert Selbst- Reflexion Jede pädagogische oder sozialarbeiterische Arbeit braucht Räume der persönlichen und teaminternen Reflexion. Dies gilt insbesondere für die Arbeit mit Gruppen, die sich durch kulturelle Differenz und/oder eine prekärere gesellschaftliche Positionierung von der jeweils eigenen lebensweltlichen Erfahrung unterscheiden. Dafür erarbeiten wir Standards und stellen Ressourcen zur Verfügung. 30

Grundsatz 6: Eltern stärken Nach dem Empowermentansatz versuchen wir Eltern darin zu unterstützen, ihre Bedürfnisse und Rechte zur Geltung zu bringen. Ziel ist nicht, dass sie im bestehenden System möglichst reibungslos funktionieren, sondern dass sie selbst die Verfügungsgewalt über sich und ihre Angelegenheiten wiedererlangen. Dafür braucht es geschlossene Räume, in denen diese Gruppen ihre eigenen Bildungsprozesse organisieren können. Migrantenorganisationen können hier wichtige Partner sein. 31