Interkulturelle Öffnung der Werkstatt - Schlagwort oder gelebte Wirklichkeit?
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- Ingelore Gerhardt
- vor 7 Jahren
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1 Interkulturelle Öffnung der Werkstatt - Schlagwort oder gelebte Wirklichkeit? Vortrag auf der Werkstattmesse 2011 in Nürnberg Pinar Can, Gabriele Rössler 1
2 Gliederung 1. Hintergrund 1. Migration nach Deutschland 2. Menschen mit Behinderung und Migrationshintergrund 2. Interkulturelle Öffnung 1. Begriffe 2. Ziel und Umsetzung 3. Interkulturelle Öffnung der WfbM 1. Zielsetzung 2. Vorgehen der BWB 4. Konzept der Interkulturellen Öffnung einer WfbM 1. Akteure 2. Strukturen 3. Prozesse 4. Befähigung 5. Fazit 2
3 1.1 Migration nach Deutschland 3
4 1.1 Migration nach Deutschland Deutschland ein Zuwanderungsland? Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund an der Bevölkerung knapp 13% (in Berlin 26%) Rahmenbedingungen: Status als Zuwanderungsland war politisch lange umstritten Mangelnde Integration als Thema v.a. nach Publikation der PISA-Studien 4
5 1.1 Migration nach Deutschland Deutschland als Zuwanderungsland Nationaler Integrationsplan (2007) Memorandum für eine Kultursensible Altenhilfe (2002) Verordnung zur Erhebung der Merkmale des Migrationshintergrundes (Migrationshintergrund- Erhebungsverordnung - MighEV); (2010) 5
6 1.1 Migration nach Deutschland Ein Migrationshintergrund liegt vor, wenn die Person nicht die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt oder der Geburtsort der Person außerhalb der heutigen Grenzen der BRD liegt und eine Zuwanderung in das heutige Gebiet der BRD nach 1949 erfolgte oder der Geburtsort mindestens eines Elternteils der Person außerhalb der heutigen Grenzen der BRD liegt sowie eine Zuwanderung dieses Elternteiles in das heutige Gebiet der BRD nach 1949 erfolgte. 6
7 1.1 Migration in Deutschland 7
8 1.1 Migration in Deutschland Sinus Sociovision Studie 2008 Acht verschiedene Migranten-Milieus identifiziert Bürgerliche Migranten-Milieus Adaptives Bürgerliches Milieu Statusorientiertes Milieu Ambitionierte Migranten-Milieus Multikulturelles Performermilieu Intellektuell-kosmopolitisches Milieu 8
9 1.1 Migration in Deutschland Sinus Sociovision Studie 2008 Acht verschiedene Migranten-Milieus identifiziert Traditionsverwurzelte Migranten-Milieus Religiös- verwurzeltes Milieu Traditionelles Arbeitermilieu Prekäre Migranten Milieus Entwurzeltes Milieu Hedonistisch-subkulturelles Milieu 9
10 1.2 Menschen mit Behinderung und Migrationshintergrund Menschen mit Migrationshintergrund / Migranten und Behinderung die Frage an WfbM doppelte Benachteiligung? doppelter Integrationsbedarf? 10
11 1.2 Menschen mit Behinderung und Migrationshintergrund Folgen Hinweise auf mangelnde Teilhabe Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund z.b. in WfbM geringer als in der Gesamtbevölkerung Abbrüche Abbrüche der beruflichen Bildung nach Förderschule Hinweise auf Nutzung alternativer, unzureichender Hilfestrukturen Teilhabe verbessern durch Interkulturelle Öffnung der WfbM 11
12 1.2 Menschen mit Behinderung und Migrationshintergrund Zugangsbarrieren in WfbM und andere Angebote für Menschen mit Behinderung - Ängste vor ausländerrechtlichen Konsequenzen - Diskriminierungserfahrungen - Sprachbarrieren - keine muttersprachlichen Fachkräfte - fehlende Informationen über die Angebote - bürokratische Arbeitsweise - Stolz, Zurückhaltung, Skepsis, Leidensbereitschaft (vgl. Sabine Handschuk, Hubertus Schröer) 12
13 2.1 Interkulturelle Öffnung - Begriffe Varianten der Multikulturalität Multikulturalität I Vermeiden eines Gegeneinander kultureller Gruppen -> nur statistisch existente Multikulturalität Multikulturalität II Nebeneinander kultureller Gruppen Ziel: friedliche Koexistenz Multikulturalität III Miteinander kultureller Gruppen -> Interkulturalität 13
14 2.1 Interkulturelle Öffnung - Begriffe Interkulturelle Öffnung: Zugangsbarrieren abbauen, Anerkennung und Respektierung der kulturellen Verschiedenartigkeit in einer / durch eine Einrichtung Interkulturelle Kompetenz: Kompetenz der Beschäftigten in einer Einrichtung, mit kulturellen Unterschieden angemessen umzugehen Kultursensibilität: praktische, bewusste (reflektierte) Umsetzung der interkulturellen Kompetenz durch Beschäftigte 14
15 2.2 Interkulturelle Öffnung Ziel und Umsetzung - Angebote allen Menschen zugänglich machen unabhängig von (sozio-) kultureller Herkunft - bewusste Gestaltung des Prozesses - Berücksichtigung von allen Ebenen: - Organisations-, Personal- und Qualitätsentwicklung - Bestandteil des Qualitätsmanagements - kritische Analyse der Organisationsstruktur - beinhaltet (selbst-) reflexive Lern- und Veränderungsprozesse 15
16 2.2 Interkulturelle Öffnung Ziel und Umsetzung - Zugangsbarrieren und Abgrenzungsmechanismen werden in den zu öffnenden Organisationen abgebaut - Selbstverständlichkeit entstehen zu lassen, Rücksicht zu nehmen auf ethnisch-multikulturelle Verschiedenheiten - kulturelle Unterschiede gelten als Mehrwert - Anerkennung wird geschaffen 16
17 2.2 Interkulturelle Öffnung Ziel und Umsetzung Interkulturelle Öffnung soll diese Strukturen verändern zum Beispiel durch: - Einstellung von Fachkräften mit interkultureller Kompetenz - interkulturelle Qualifizierung des Personals (Fortbildungen zur Interkulturellen Kompetenz) 17
18 2.2 Interkulturelle Öffnung Ziel und Umsetzung Vorteile des Erwerbs interkultureller Kompetenz reibungslosere Arbeitsabläufe bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt Vorteile weniger Konflikte Zeitersparnis zufriedenstellendere Ergebnisse auf beiden Seiten weniger Stress 18
19 3.1 Interkulturelle Öffnung der WfbM - Zielsetzung - Beachtung der UN-Konvention zur Teilhabe - Gedanke der inklusiven Werkstatt - Beitrag der WfbM zur Gleichstellung in doppelter Hinsicht (Menschen mit Migrationshintergrund, Menschen mit Behinderung) - Beseitigung von Unterversorgung / Versorgungslücken - Gewinnung neuer Mitarbeitergruppen 19
20 3.2 Interkulturelle Öffnung der WfbM - Vorgehen der BWB - Problemanalyse in der BWB - Sichtung der vorhandenen Ansatzpunkte, z.b. - Akteure mit interkulturellen Kompetenzen - Wunsch und Wollen, sich diesem Thema zu stellen - keine Angst vor Lücken und Fehlern - Umsetzung - Anpassung 20
21 4.1 Konzept - Akteure Mitarbeiter/innen mit Behinderung selbst - Eltern / Familien - Betreuer Fachpersonal - Gruppenleiter - Begleitende Dienste Beteiligte aus weiteren Netzwerken - Integrationsbeauftragte - Migrantenselbsthilfeorganisationen 21
22 4.1 Konzept - Akteure Menschen mit Behinderung - Sprachbarrieren - Angst vor Diskriminierung und Ablehnung - mangelnde Informationen über die Angebote und fehlende Erfahrungen mit Hilfesystem - aufwendiges Antrags- und Genehmigungsverfahren - Überzogene Erwartungen - Mangelnde Beteiligung 22
23 4.1 Konzept - Akteure Fachpersonal - Missverständnisse und Vorurteile (Stereotypisierung und Ängste) - Überforderungsgefühl und Kompetenzverlustängste - Beharren auf eingespielten Wissen- und Handlungsroutinen - sich-nicht-zuständig-fühlen - Verunsicherung und fehlende Reflexion eigenen kulturellen Hintergrunds 23
24 4.1 Konzept - Akteure Netzwerke Dolmetscherdienste; Kulturberater Migrantenselbsthilfeorganisationen Spezielle Angebote für Menschen mit Migrationshintergrund Integrationsbeauftragte der Kommunen und Kreise 24
25 4.2 Konzept - Strukturen Information - Statuserhebung des Anteils an Menschen mit Migrationshintergrund bei den Mitarbeiter/innen und im Fachpersonal - Informationsmaterialien in Sprachen und über die Zugangswege der Menschen mit Migrationshintergrund - Transparente Informationspolitik (Möglichkeiten und Grenzen offen benennen) 25
26 4.2 Konzept - Strukturen Sonstige Voraussetzungen - Wissen um die Besonderheiten anderer Kulturen - Verpflegung - Räumlichkeiten 26
27 4.3 Konzept - Prozesse Sprachliche Voraussetzungen - Informationsmaterial - Sprachschulung - Dolmetscherdienste Kommunikation - gemeinsame Sprache - Angebote für Menschen mit Sprach- /Sprechproblemen - Wissen um Kommunikationsstile 27
28 4.3 Konzept - Prozesse Zeit- und Terminplanung - Feiertage - Ruhezeiten Gruppenzusammensetzung - Berücksichtigung von Wünschen hinsichtlich der Betreuung - Kulturelle Zusammensetzung von Gruppen 28
29 4.4 Konzept - Befähigung Vermittlung kulturellen Wissens über eigene Kultur über andere Kulturen Respekt und Toleranz zeigen fordern Reflexion fördern über Selbstverständnis über eigene Ängste und Erwartungen 29
30 5. Fazit Beispiel BWB Die BWB eine kultursensible Werkstatt Das Konzept der BWB zur interkulturellen Öffnung - Sprache, Kommunikation - Befähigung der Gruppenleiterinnen und Gruppenleiter - Bereitstellung von Informationen für Eltern und Betreuer - Angebote des gegenseitigen Lernens entwickeln - Rahmenbedingungen schaffen - Vernetzung 30
31 5. Fazit Interkulturelle Öffnung bleibt Schlagwort, wenn sie sich auf die Übersetzung von Broschüren oder das Angebot eines schweinefleischfreien Mittagsgerichts beschränkt. Es wird gelebte Wirklichkeit, wenn Probleme nicht verdrängt, sondern immer wieder neu und anders gelöst werden. 31
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