Kreditvergabe und Zahlungsmoral Japan
Japan (Februar 2012) Kreditvergabe und Zahlungsmoral Tokio (gtai) - Die Kreditaufnahme in Japan ist für deutsche Unternehmen auch bei den heimischen Banken unproblematisch. Eine Kreditverknappung ist nicht zu erkennen. Im Zahlungsverkehr mit inländischen Unternehmen gibt es oft Abweichungen von internationalen Gepflogenheiten. Banküberweisungen und Wechsel sind die häufigsten Zahlungsverfahren. Die Zahlungsmoral ist insgesamt sehr hoch. Inkassoverfahren und Schuldeneintreibung spielen nur eine untergeordnete Rolle. Kreditvergabe Auch wenn die konjunkturelle Lage Japans derzeit kompliziert ist und es viele Sorgen um die finanzielle Position des Landes geben mag, ist die Aufnahme von Krediten für deutsche Unternehmen in Japan unproblematisch. Geld ist sowohl bei japanischen als auch bei ausländischen Banken erhältlich. Dabei werden gerade die einheimischen Finanzinstitute als sehr entgegenkommend beschrieben, da sie ihre Stellung im internationalen Geschäft stärken wollen. Vor allem große ausländische Unternehmen können hiervon profitieren. Voraussetzung für die Kreditaufnahme ist, dass das ausländische Unternehmen in Japan geschäftlich tätig werden darf und entsprechend registriert ist. Die Kreditbedingungen werden im internationalen Vergleich als attraktiv beschrieben. Größere Kreditnehmer erhalten dabei oft die besseren Konditionen. Die verlangten Sicherheiten entsprechen den internationalen Gepflogenheiten; bei bekannten Namen kann dies zum Beispiel eine Garantieerklärung der deutschen Muttergesellschaft sein. Auch im Falle von mittelständischen ausländischen Unternehmen, deren Name in Japan weniger geläufig ist, verlangen heimischen Banken keine übermäßigen Sicherheiten. Sollte eine deutsche Firma dennoch in einer solchen Situation einmal auf Probleme stoßen, empfehlen Marktkenner, sich zum Beispiel mit der deutschen Hausbank über die weitere Vorgehensweise zu beraten. Hat sich im Übrigen die ausländische Firma erst einmal als Kreditnehmer bewährt, werden weitere Darlehen von den japanischen Banken meist sehr unbürokratisch gewährt, berichten Landeskenner. Obwohl Japan generell ein hochentwickelter Finanzierungsmarkt ist, gibt es in der Praxis immer wieder Abweichungen von international üblichen Formen des Zahlungsverkehrs. So sind zum Beispiel Anzahlungen bei Geschäften in Japan eher unüblich. Auch Akkreditive oder Bankgarantien sind für viele japanische Unternehmen ungewohnte Instrumente. Vorgezogen werden Industriemaschinenhändlern zufolge die in Japan eingeübten Verfahren, selbst wenn sie mehr Geld kosten. Japanische Firmen weichen ungern von Standardabläufen ab. Allerdings entscheidet der Einzelfall. Daher kommt es durchaus vor, dass mit dem Abnehmer einer neuen Anlage oder Ausrüstung eine Anzahlung (bei Auftragserteilung), eine Hauptzahlung (bei Verschiffung) und einen Rückbehalt (nach Abnahme) vereinbart wird. 30:60:10 sind eine häufige Relation. Germany Trade & Invest www.gtai.de 1
Japan (Februar 2012) Zahlungsmoral Die Zahlungsmoral solventer japanischer Unternehmen ist im Allgemeinen sehr gut. Sie legen großen Wert darauf, Vereinbarungen einzuhalten und die geschäftlichen Beziehungen zu ihren inund ausländischen Kunden keinen unerwünschten Reibungen auszusetzen. Denn einmal eingegangene Partnerschaften sollen auch schwierige Zeiten überdauern. Wie Landeskenner herausstellen, gilt jedoch auch: Je größer ein Unternehmen ist, desto schlechter sind die Zahlungskonditionen, desto höher ist aber andererseits die Zahlungsmoral. Wechsel ( tegata ) und Banküberweisungen sind die häufigsten Zahlungsverfahren. Dabei nimmt die Verwendung von Wechseln jedoch allmählich ab. Die Zahlungsziele liegen gegenwärtig häufig zwischen 90 und 180 Tagen. Zahlungsverspätungen sind selten, denn es gibt ein striktes Clearing-System der Banken. Wird ein Wechsel nicht eingelöst, erstellt die Bank des Schuldners einen entsprechenden Negativbericht, der den anderen Banken des Clearing-Systems zugeleitet wird. Platzt innerhalb von sechs Monaten ein weiterer Wechsel, werden alle Bank-Transaktionen des Schuldners für zwei Jahre gesperrt. Dies ist gleichbedeutend mit Insolvenz, da fast alle Banken in irgendeiner Form in Clearing-Systeme eingebunden sind. Wie schon nach der internationalen Finanzkrise 2008/2009 kam es auch nach dem großen Erdbeben im Nordosten Japans im März 2011 in Einzelfällen zu Abweichungen von den gewohnten Formen des Zahlungsverkehrs. So baten Firmen zum Beispiel um eine Verlängerung von Zahlungszielen, da eine ihrer Fabriken durch die Katastrophe zerstört oder beschädigt worden war. Ferner wurden fällige Zahlungen dadurch gestreckt, vereinbarte Lieferdaten auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Schließlich war auch zu beobachten, dass Maschinenbestellungen auf Leasingfirmen umgestellt wurden, und der eigentliche Kunde im Anschluss die Maschine nur geleast hat. Landeskenner betonen jedoch, dass aus diesen vereinzelten Beispielen nicht auf eine Lockerung der generell guten Zahlungsmoral in Japan geschlossen werden kann. Factoring ist nach Händlerangaben noch nicht sehr verbreitet, aber im Kommen. Die International Factors Group (IFG) gibt die Zahl der Factoring-Unternehmen in Japan für 2009 mit sieben und ihren in- und ausländischen Umsatz mit 83,7 Mrd. Euro an. Im Jahr 2010 war Japan IFG zufolge mit einem Anteil von 7,3% der weltweit fünftgrößte Factoring-Markt: Bei einem globalen Volumen von 1,36 Bill. Euro errechnet sich hieraus für Japan ein Umsatz von 99,6 Mrd. Euro. Große einheimische Factoring-Firmen sind Mizuho Factors (verbunden mit der Mizuho Corporate Bank), SMBC Finance Service (Sumitomo Mitsui Banking Corporation) sowie Mitsubishi UFJ Factors (Tokyo Mitsubishi UFJ Bank). Leasing-Transaktionen wurden im Kalenderjahr 2011 im Gesamtwert von 4,52 Bill. Yen durchgeführt. Im Vergleich zu 2010 war dies ein Rückgang um 2,5%. Auf informations- und kommunikationstechnische Ausrüstungen entfielen 35,8% des Transaktionswertes. Große Bedeutung hatte daneben das Leasing von Ausrüstungen für Handel und Dienstleistungen (Anteil: 13,7%), von Autos (10,9%) sowie von Industrieausrüstungen (10,5%). Am stärksten gewachsen ist 2011 das Leasing von Fabrikausrüstungen (+28,3%). Auch Bauausrüstungen (+18,8%) sowie Telekommunikationsausrüstungen (+14,8%) wurden deutlich mehr als 2010 geleast. Wichtigste Leasingfirma Japans ist Orix. Weitere bekannte Namen sind Mitsubishi UFJ Lease & Finance, Century Tokyo Leasing, Fuyo General Lease sowie Hitachi Capital. 2 Kreditvergabe und Zahlungsmoral
Bonitätsprüfung von Geschäftspartnern Bonitätsprüfungen werden fast nur von japanischen Auskunfteien erstellt. Marktführer ist Teikoku Data Bank (TDB). Ein weitere wichtige Auskunftei ist Tokyo Shoko Research (TSR), die Ende 2007 ein Gemeinschaftsunternehmen mit D&B gegründet hat. Daneben gibt es eine Reihe kleinerer Auskunfteien. Die Bonitätsprüfungen sind oft sehr detailliert und aktuell, da die Berichte häufig auf der Grundlage von Unternehmensbesuchen erstellt werden. Die Kosten richten sich nach den Inhalten und Anforderungen. Auch die Deutsche Industrie- und Handelskammer in Japan (DIHKJ) kann für eine Bonitätsprüfung kontaktiert werden. Die Kammer erstellt ihre englischsprachigen Berichte in der Regel auf der Basis der Informationen einer der großen heimischen Auskunfteien. Es ist mit einer Bearbeitungszeit von bis zu vier Wochen zu rechnen. In Japan ansässige ausländische Händler nutzen daneben auch die Informationen ihrer örtlichen Verkäufer für inoffizielle Bonitätsprüfungen. Es gibt keine verbindlichen Regelungen zur Vorgehensweise beim Forderungsausfall. Elemente wie Mahnverfahren sind unbekannt. Auch Inkassoverfahren sind unüblich. In Japan dürfen nur Rechtsanwälte und bestimmte zertifizierte Einrichtungen Schulden eintreiben. Zu Gerichtsverfahren kommt es in vielen Fällen nicht, da sie zu teuer und zeitintensiv sind. Exportfinanzierung Geschäftsbanken und spezielle Finanzierungsinstitute bieten verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten für Auslandsgeschäfte an. Die wichtigsten deutschen Kreditgeber im Exportgeschäft sind die Ausfuhrkredit-Gesellschaft (AKA) und die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Kontaktanschriften Banken: Deutsche Bank AG, Tokyo Branch, http://japan.db.com Commerzbank AG, Tokyo Branch, www.firmenkunden.commerzbank.de Bank of Tokyo-Mitsubishi UFJ, www.bk.mufg.jp Sumitomo-Mitsui Banking Corp., www.smbc.co.jp/global Mizuho Bank, www.mizuhobank.co.jp/english Auskunfteien: Teikoku Data Bank, www.tdb.co.jp/english/index.html Tokyo Shoko Research, www. tsr-net.co.jp/english Deutsche Industrie- und Handelskammer in Japan, www.dihkj.or.jp Germany Trade & Invest www.gtai.de 3
Japan (Februar 2012) Weitere Institutionen: AKA Ausfuhrkredit-Gesellschaft mbh: info@akabank.de, www.akabank.de KfW-IPEX-Bank: info@kfw-ipex-bank.de, www.kfw-ipex-bank.de Exportkreditgarantien des Bundes: Euler Hermes Kreditversicherungs-AG/Bereich Exportkreditgarantien E-Mail: info@exportkreditgarantien.de, Internet: www.eulerhermes.de Kleine und mittelständische Unternehmen können sich speziell unter folgender Telefonnummer beraten lassen: 040/88 34-90 08 Weitere Anschriften in Ihrer Nähe finden Sie unter www.agaportal.de PriceWaterhouseCoopers AG: www.pwc.de Private Exportkreditversicherer: (Sie bieten - anders als die staatlichen Programme - nur Schutz vor wirtschaftlichen Risiken) Allgemeine Kreditversicherung Coface Aktiengesellschaft (Zentrale): www.ak-coface.de Atradius Kreditversicherung (Zentrale): www.atradius.com Euler Hermes Kreditversicherungs-AG: www.eulerhermes.de PriceWaterhouseCoopers AG: www.pwc.de 4 Kreditvergabe und Zahlungsmoral
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