Geschwister. Geschwister. 1. Kind / Einzelkind. Eltern

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Transkript:

Geschwister Geschwister kaum 20% der Erdbevölkerung verwendet Bruder und Schwester Afrika: Kinder von Onkeln, Tanten, Nachbarn sind auch Geschwister Geschwisterbeziehung zeitlich ausgedehnteste im Leben kann nicht ausgesucht oder gekündigt werden hat keine kodifizierten Regeln hat die selben unbewussten Familienregeln Geschwister sind Übergangsobjekte zwischen Eltern und späteren Freunden, Partnern, Kollegen Um 1900 in Mitteleuropa 5 6 Kinder pro Frau Um 1950 2 Kinder pro Frau 2008 (Deutschland) 1,38 Kinder pro Frau Nur in ungefähr 35% der deutschen Haushalte wachsen noch Kinder auf Minderjährige Kinder 2006 in Deutschland ohne Geschwister 26% mit 1 Geschwister 47% mit 2 oder mehr Geschwistern 27% Anteil gemeinsamer Gene durchschnittlich 50% 1-jährige haben mit älteren Geschwistern genauso viel Austausch wie mit Mutter 3- bis 5-jährige verbringen mehr als doppelt soviel Zeit mit Geschwistern wie mit Eltern Eltern 1. Kind / Einzelkind Paar Paar wird zu Eltern 1. Kind / Einzelkind Beziehung als Kompromiss unterschiedlich erfahrener Beziehungsmuster aus unterschiedlichen Familien Grundlage des Systems, in das sich Kinder einpassen und ihrerseits das System beeinflussen Kind bringt das Paar zur Auseinandersetzung mit Diskrepanz zwischen Erwartungen und Realität. aus Paarbeziehung wird Dreierbeziehung zu horizontaler Beziehungsebene kommt die vertikale hinzu Elternschaft wird erfahren und eingeübt 1

Einzelkinder..dann kommt das 2. Kind inzwischen vom Sonderfall zur Regel geworden Geburt nur selten geplant in Kindheit und Schulalter mehr Außenkontakte, mehr sich selbst überlassen, mehr mit Trennung/Scheidung konfrontiert, weniger Kontinuität und Beständigkeit als Geschwisterkinder Entthronungs-Schock für das 1. Kind führt zu regressivem Verhalten Nach und nach Geschwisterbindung immer unabhängiger von den Eltern Dreiphasenmodell: 1. Phase (1-9 Monate): Eltern versuchen Kinder miteinander vertraut zu machen. 2. Phase (9-18 Monate): 2. Kind wird aktiver, 1. Kind positioniert sich ihm gegenüber 3. Phase (nachfolgend): Geschwistersystem entwickelt mehr Unabhängigkeit, Kinder regeln ihre Beziehung mehr selber Geschwisterbeziehung macht für die Kinder Beziehung auf horizontaler Ebene möglich mit Rivalität, Vergleich, Identifikation, Solidarität, Bündnis gegen Eltern.weitere Kinder Zwillinge keine grundsätzlichen Unterschiede zur 2-Kind-Familie Geschwisterkonstellation reguliert sich ähnlich wie in 2-Kind-Familie Unterschiede im Zeitmanagement der Eltern Mehr Beziehung der Geschwister untereinander Bei zweieiigen Zwillingen im Erziehungs- und Kontaktverhalten von Eltern und Umwelt wenig Unterschied zu altersunterschiedlichen Geschwistern Bei eineiigen Zwillingen häufig höheres Maß an Konformität im Erziehungsverhalten von Eltern und Umwelt Vergleichsstudien eineiiger Zwillinge zeigen, dass Verhaltenstendenzen in den Genen verankert sind, nicht aber besondere Verhaltensweisen. Für eineiige Zwillinge im Kleinkindalter schwerer, sich selbst im Spiegel zu erkennen. In der Adoleszenz Abgrenzungsbedürfnis gegeneinander ebenso deutlich wie bei anderen Adoleszenten Keine engere emotionale Beziehung zwischen eineiigen Zwillingen als zwischen anderen Geschwistern 2

1. Nischenbildung und Diversifikation Strategie der "koexistierenden Konkurrenz". Je höher die Spezialisierung, desto weniger Überlappungen. Je weniger Überlappungen, desto weniger Konkurrenz und Aggression zwischen den Geschwistern Nischenbildung erhöht die Gesamtkompetenz des familiären Systems Die Ältesten haben aus ihrer Stellung die erste Wahl in der Positionierung im Geschwistersystem, verteidigen ihre Position mit einer konservativen Haltung Veränderungen gegenüber Jüngere sind mehr bereit, Neues auszuprobieren, damit risikobereiter und offener für neue Erfahrungen Shared Invironment: gemeinsamer Erfahrungs- und Erlebnispool der Familie Non-shared Invironment: das gleiche Familiensystem wird von den Mitgliedern durch unterschiedliche Beziehungserfahrungen unterschiedlich erlebt, was zu unterschiedlichen Reaktionen und entsprechenden Rückwirkungen auf das System führt. So gibt es de facto kein Shared Invironment, also keine sich gleich auf alle Geschwister auswirkende Entwicklungsumgebung Mittlere Geburtsränge haben auch mittlere Bereitschaft zu Innovation. Mittelkinder bereiten überdurchschnittlich oft Probleme. 2. Identifikation und Kooperation Jüngere suchen Schutz, Trost bei älteren Geschwistern wie bei den Eltern. Ältere Geschwister identifizieren sich mit elterlichen Haltungen den jüngeren gegenüber. Geschwisterbeziehung ist ein Übungsfeld, aggressive Impulse zu kontrollieren. Geschwister sind darauf angewiesen, Lösungsmöglichkeiten für ihre gegenseitigen Aggressionen zu finden. Geringer Altersunterschied und Gleichgeschlechtlichkeit begünstigen wechselseitige Identifikationsprozesse. Splitparent-Identifikation: Wenn sich das ältere Kind mit einem Elternteil identifiziert, identifiziert sich das nächste Kind mit dem anderen Elternteil. 2. Identifikation und Kooperation Jüngere Geschwister zeigen weniger Eifersucht, mehr Bewunderung für die Älteren Geschwister werden zu Bundesgenossen gegen die Eltern Kooperative Geschwisterinteraktionen beim Lösen kognitiver Aufgaben: Hilfe durch ältere Schwestern fördernd ältere Brüder durch kompetitives Verhalten stimulierend größerer Altersabstand effektiver In der Geschwisterbeziehung sind psychosexuelle Erfahrungen in der horizontalen Beziehungsebene weniger bedrohlich als in der vertikalen mit den Elternfiguren. 3

3. Rivalität und De-Identifikation Rivalität zunächst beim älteren Geschwister in Form von aggressiven Verhaltensweisen bezogen auf das jüngere Geschwister - umso geringer, je größer der Altersunterschied rivalisierendes Verhalten besonders intensiv zwischen altersmäßig eng benachbarten, männlichen Geschwistern Der Einfluss elterlichen Erziehungsverhaltens auf die Regulation geschwisterlicher Rivalität 3. Rivalität und De-Identifikation Weil negative Emotionen und Aggressionen untereinander belastend sind, grenzen sich altersmäßig eng benachbarte und gleichgeschlechtliche Geschwister häufig gegeneinander ab und bauen eigene Objektbesetzungen auf: De-Identifikation / Desidentifikation : Geschwister in unmittelbarer Geburtenfolge oder gleichgeschlechtliche Geschwister verschiedener als Geschwister, die in der Geburtenfolge weiter auseinander oder gegengeschlechtlich sind. 3. Rivalität und De-Identifikation Inhalte oder Themen, um die rivalisiert wird: Kindheit: Kontrolle, Dominanz und Reife, häufig geschürt durch Eltern, die den älteren Geschwistern Vorbild- und Aufsichtsfunktionen übertragen Jugend und junges Erwachsenenalter: berufliche Anerkennung zwischen männlichen Geschwistern; zwischen Schwestern physische Attraktivität, Fitness, gutes Aussehen Längsschnittlich betrachtet nehmen Rivalitätskonflikte zwischen Geschwistern im Verlauf des Lebens ab Altersabstände Erstgeborene durch frühere Geburt größer, stärker, klüger als Nachgeborene identifizieren sich stärker als später geborene mit den Eltern und der elterlichen Rolle In der Geschwisterreihe machtorientierter, verantwortungsbewusster, weniger offen Neuem gegenüber, skeptischer, gewissenhafter. Bestimmtheit, Dominanz, Aggression, Ehrgeiz, Konservativismus, Selbstvertrauen höher. Primaten: Alpha-Position und Testosteronspiegel = Regelkreis - Alpha"männchen" sind auch weibliche Erstgeborene! 4

Altersabstände Spätergeborene offener für Erfahrungen, Tendenz zu Rebellion und Ausprobieren neuer Möglichkeiten als Suche nach der passenden Nische durch Diversifikation Im Ergebnis sozial kompetenter, beliebter, extrovertierter, kooperativer, durchsetzungsfähiger Altersabstände mittlere Geschwister den älteren und den jüngeren gegenüber benachteiligt, damit aber auch mehr Freiräume durch weniger elterliche Beobachtung Altersabstände gleichgeschlechtliche Geschwister mit geringem Altersabstand fürsorglicher und kameradschaftlicher miteinander je größer der Altersabstand, umso mehr Macht und Ansehen hat ein älteres Geschwisterkind bei den Jüngeren Geschlecht Geschlecht selbst ist kein relevanter Faktor in der Geschwisterkonstellation, wohl aber die Geschlechtsrolle. Im Familiensystem mit 2 Schwestern erstgeborene Schwestern nonkonformistischer, die Nachgeborene deutlich angepasster. In Familien mit mehr Kindern erstgeborene Schwestern ähnlich regelkonform, dominant und konservativ wie älteste Brüder. Bei nur 2 Schwestern splitparent-verhalten der älteren Schwester, sich mehr mit der (instrumentellen) männlichen Rolle zu identifizieren, die der jüngeren, mehr mit der (expressiven) weiblichen. Vertrautheit in der Geschwisterbeziehung ist größer in weiblichen Konstellationen im Vergleich zu männlichen oder gemischtgeschlechtlichen. 5

Temperament / Schüchternheit Temperament / Schüchternheit Ängstlichkeit hat physiologische Begleitreaktionen im Sinne körperlicher Stresssymptome (Herzfrequenz, Muskeltonus, Blutdruck, Cortisolausschüttung > Sympathikotonus) Ängstliche Menschen neigen (zu ca. 50% genetisch determiniert) leichter als andere zu Stressreaktionen. instinktive Reaktion, sich stressauslösenden Situationen zu entziehen, kann man Schüchternheit nennen. In der Geschwisterreihe ²/ 3 der schüchternen Kinder Spätergeborene, ²/ 3 der extrovertierten Kinder Erstgeborene Also: auch Position in der Geschwisterreihe bestimmt das schüchterne Verhalten Wenn erstgeborene Kinder schüchtern sind, besetzen sie die Geschwisterposition der jüngeren Geschwister. Schüchternheit auch durch andere Einflüsse: in belasteten Familien oder wenn ein Elternteil verstorben ist. Elternverhalten Geschwisterbeziehung im Lebensverlauf Wenn Bindung an die Eltern nicht vorhanden oder schwach ist, suchen Kinder in der Geschwisterbeziehung Kontakt, Schutz, Kommunikation. Kinder, die sich weniger geliebt fühlten, haben häufiger Verhaltensauffälligkeiten und emotionalen Störungen. Lieblingskinder, die eindeutig bevorzugt werden, sind oft verunsichert und verängstigt, leiden unter Angst vor Liebesentzug In Kindheit und Jugend wechselseitige emotionale Unterstützung Jugendliche mit guter Beziehung zu Geschwistern in Peer-Gruppe stärker und sicherer Im frühen Erwachsenenalter Kameradschaft und gegenseitige Unterstützung Zurücksetzung oder Bevorzugung durch die Mütter beeinträchtigt stärker als Zurücksetzung oder Bevorzugung durch Väter. 6

Geschwisterbeziehung im Lebensverlauf Fehlentwicklungen Im mittleren Erwachsenenalter Geschwister mehr im Hintergrund Im späteren Erwachsenenalter wieder näher zusammen Beziehungen zwischen Schwestern enger als zwischen Brüdern und Schwestern positive Bindung an weibliches Geschwister häufig als Mutterersatz Veränderung des Familiensystems durch Verlust der Eltern oder eines Elternteils ungenügendes Bindungsangebot der Eltern führt zu vermehrter Aggression und Angst Ungleichbehandlung der Kinder im Kontext elterlicher Beziehungsprobleme fördert Rivalitäten unter den Geschwistern Geschwistertod Fehlentwicklungen Therapeutische Aspekte Kinder als Partnerersatz bei Beziehungsproblemen der Eltern Parentifizierung Delegation Ersatzkinder Einzeltherapie vertikale Ebene Gruppen-/Familientherapie horizontale Ebene Gruppentherapeutische Beziehungen ähneln Geschwisterbeziehungen Einbeziehung der Geschwister in Kinder-/Jugendlichenbehandlungen: Interne Kenntnis der Familie einerseits, eigener abgegrenzter Standpunkt andererseits hilft, familiäre Strukturen transparenter zu machen 7