Shell Studie zur Jugend Entwicklung der Jugend in den vergangenen Jahrzehnten bis heute Von Andreas Burger und Christian Raubacher
Inhalt 1. Idee und Entstehungsgeschichte der Studie...3 2. Die 15. Shell Jugendstudie 2006...5 2.1. Überblick über die behandelten Themen und die angewandte Methodik...5 2.2. Näheres zu Jugendlichen Lebenswelten...7 2.2.1. Familie...7 2.2.2. Schule...9 2.2.3. Freizeit...11 3. Jugend im Umgang mit Medien...13 4. Zukunftsprognosen und eigene Meinung...15
Idee und Entstehungsgeschichte der Studie 1. Idee und Entstehungsgeschichte der Studie Die Shell-Jugendstudie ist eine Untersuchung der Einstellungen, der Werte, der Gewohnheiten und des Verhaltens von Jugendlichen in Deutschland, die vom Mineralölkonzern Shell seit 1952 herausgegeben wird. [http://de.wikipedia.org/wiki/shell- Jugendstudie] Die Studie dient dabei nicht nur zur Imageaufbesserung des global vertretenen Unternehmens, sondern liefert auch eine Vielzahl an wissenschaftlich erforschten Erkenntnissen über die Jugend. Man erhoffte sich aus den umfangreichen Ausführungen der Wissenschaftler neueste Einblicke in Bezug auf das Verhalten und die Ansichten der jungen Menschen, um das Arbeiten mit ihnen vor allem in der Nachkriegszeit zu optimieren. Besonderes Interesse und das Verlangen nach unantastbaren Ergebnissen in der Jugendforschung zeigten damals Erzieher, Lehrer und Leiter von Jugendgruppen. Aufgrund des durchschlagenden Erfolges und regen Interesses wurden jedoch nach und nach weitere Jugendstudien durchgeführt, die dann mit unterschiedlichen Themen und Schwerpunkten den Wandel der Gesellschaft aufzeigen sollten. So wurde in der Zeit des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg die erste Shell Jugendstudie mit dem Titel Jugend zwischen 15 und 24. Eine Untersuchung zur deutschen Jugend im Bundesgebiet 1952 veröffentlicht. Gerade nach den tragischen Erlebnissen des Krieges, wollte man den geistigen und seelischen Zustand der Jugend untersuchen und die Ergebnisse mit Hilfe der Shell-Gruppe für die Öffentlichkeit zugänglich machen, ohne dass der Konzern in die Forschungsarbeit und die Ausführung des Projekts Einfluss nahm. Da bereits drei Jahre später die zweite Studie erarbeitet wurde, sollten nunmehr weitere Forschungen zum Thema Jugend in regelmäßigen Abständen angestellt werden. Mitte der 60-er Jahre setzte die dritte Untersuchung Jugend. Bildung und Freizeit. Bereits zwei Schwerpunkte. Neben der Bildung wurde auch das Thema Freizeit durchleuchtet, da man erkannte, dass die Jugend der 60-er Jahre viel mehr Freizeit hatte, als ihre Vorgängergenerationen. Im darauf folgenden Jahrzehnt wurde das Hauptaugenmerk nicht auf eine global orientierte Jugendforschung gerichtet, sondern auf einen speziell gesetzten thematischen Schwerpunkt. Befasste man sich anfangs noch mit den Einstellungen der Jugendlichen zu multinationalen Gesellschaften, ging es kurz darauf schon um die Eingliederung der Jugend in die Erwachsenenwelt. Ein weiterer großer Fortschritt in Sachen Sozialforschung gelang anfangs der 80-er Jahre. So wurde in der 1981 veröffentlichten Studie zum ersten Mal untersucht wie sich die Jugendlichen selbst wahrnehmen. Ob als Popper, Punks oder Disco-Fans, man brachte nicht die Vorstellungen der Erwachsenen über die Jugend in die Studie mit ein, sondern ihre eigenen. Vier Jahre später befragte man ebenfalls zum ersten Mal nicht nur Jugendliche, sondern auch die Elterngeneration. Die Werte und Einstellungen zwischen Jung und Alt konnten verglichen werden und der Generationenkonflikt wurde unter einem völlig neuen Blickwinkel beleuchtet. Die Verbindung der Jugend zur Gesellschaft wurde anfangs der 90-er Jahre wieder verstärkt untersucht. So spielte die Wiedervereinigung in den 1992 publizierten Forschungsergebnissen eine tragende Rolle, die fünf Jahre später in der bereits 12. Shell Jugendstudie von dem legendär gewordenen Satz Die gesellschaftliche Krise hat die Jugend erreicht überschattet wurde. Im neuen Jahrtausend wurden erstmalig ausländische Jugendliche befragt und mit ihnen wurde das Spektrum auf die Gesamtheit aller Jugendlichen in Deutschland ausgeweitet. Mit der 14. Studie im Jahr 2002 konnte das 50-jährige Jubiläum der Jugendforschung gefeiert werden. Andreas Burger, Christian Raubacher 3
Idee und Entstehungsgeschichte der Studie Das neuerlich verantwortliche Forschungsteam besteht aus den erfahrenen Sozialwissenschaftlern Professor Klaus Hurrelmann und Professor Mathias Albert der Universität Bielefeld, sowie einer Arbeitsgruppe der TNS Infratest Sozialforschung. Sie beschäftigten sich in der Jubiläumsausgabe schwerpunktmäßig mit dem Wertewandel und den politischen Einstellungen der Jugendlichen. Den Blick in die Zukunft verlor der Mineralölkonzern Shell mit der Förderung der Jugendforschung jedoch nie. So verspricht sich das Unternehmen durch die Studien neueste Einblicke was ihre zukünftigen Mitarbeiter ausmacht, welche Ansichten und Vorstellungen sie haben und welche Strömungen in der Gesellschaft wesentlich sind. Im Rückblick auf die einzelnen Studien nimmt jeder Mensch einen persönlichen Blickwinkel auf die Ergebnisse ein. Ausschlaggebend dafür ist die Zeit, in der man aufgewachsen ist und somit zu der momentanen Studie zählt, gleichermaßen die Zeit, in der man zurückgreifend die Resultate wahrnimmt. Die aktuelle 15. Shell Jugendstudie erschien 2006 und trägt den Titel Jugend 2006. Eine pragmatische Generation unter Druck. [vgl. 50 Jahre Shell Jugendstudie. Von Fräuleinwundern bis zu neuen Machern. Ullstein-Verlag. 2002.] Andreas Burger, Christian Raubacher 4
Überblick über die behandelten Themen und die angewandte Methodik 2. Die 15. Shell Jugendstudie 2006 2.1. Überblick über die behandelten Themen und die angewandte Methodik Das Studiendesign der Jugendstudie besteht aus zwei Gesichtspunkten. Zum einen die repräsentativen Stichproben von Jugendlichen zur quantitativen Erhebung und zum anderen leitfaden gestützte Interviews bei nach systematisch ausgewählten Jugendlichen zur qualitativen Erhebung der Studie. Die 15. Jugendstudie wurde im Zeitraum von Januar bis Juni 2006 erarbeitet und befragte insgesamt 2532 Jugendliche im Alter zwischen 12 und 25 Jahren. Des Weiteren wurde der Faktor Ost und West durch disproportionale Fallzahlen berücksichtigt. Die Befragungen beschränkten sich nicht nur auf Jugendliche mit deutscher Staatsangehörigkeit es wurden ebenfalls Jugendliche ausländischer Nationalität befragt. Die Interviews selbst bestehen aus einer persönlich-mündlichen Befragung von insgesamt 446 geschulten Interviewern/innen auf Basis eines fest vorgegebenen, standardisierten Erhebungsinstruments. Hierbei werden die Befragungsergebnisse direkt in einen vom Interviewer mitgeführten Laptop eingegeben. Im Durchschnitt war die Dauer eines Interviews zwischen 45 und 49 min. je nach Alter der befragten Person. Die Aktuellste Jugendstudie bezieht sich zum ersten Mal auf das Thema Jung und Alt und wie die Jungendlichen ihre Zukunft in einer ständig älter werdenden Gesellschaft sehen. Außerdem werden auch die religiösen Orientierungen und die Einstellung der Jugendlichen zur Religiosität hinterfragt. Neben den ganzen neuen Themen lässt die Jugendstudie aber dennoch die Langzeit-Berichterstattung über die junge Generation in Deutschland seit 1953 nicht außer Acht und spricht weiterhin Themen wie jugendliche Lebenswelten, Rollenverständnis und Einstellung zur Politik an. Im Folgenden werden die behandelten Themen der 15. Jugendstudie aufgelistet um einen gewissen Überblick und einen Eindruck über den Umfang der Befragung zu schaffen. Das Leitmotto sowie der Titel der Studie lautet Eine pragmatische Generation unter Druck es dient als Einführung in die 15. Jugendstudie. Hierbei werden Themen wie die Lebensphase Jugend im gesellschaftlichen und demografischen Wandel, dessen Werteorientierung sowie auch Geschlechtsspezifische Muster der Lebensführung angesprochen. Außerdem wird die Politische Orientierung den Jugendlichen betrachtet. Das zweite Kapitel befasst sich mit Jugendlichen Lebenswelten: Familie, Schule, Freizeit. Dieses Kapitel wird im Folgenden repräsentativ aufgegriffen und fokussiert. Der nächste Schwerpunkt ist Politik und Gesellschaft: Einstellungen, Engagement, Bewältigungsprobleme. In diesem Absatz wird das allgemeine Interesse an der Politik sowie das Verhältnis der Jugendlichen zu den Parteien hinterfragt. Des Weiteren betrachtet man die Aktivität der Jugendlichen auf sozialer als auch gesellschaftlicher Basis. Probleme wie Alltagskonflikte, Diskriminierungserfahrungen, Schlägereien oder die Toleranz gegenüber gesellschaftlicher (Rand-) Gruppen werden ebenfalls beleuchtet. Die Studie beschränkt sich aber nicht nur ausschließlich auf nationale Themen wie man im Kapitel Die >> großen Themen <<: Demografischer Wandel, Europäische Union und Globalisierung erkennt. Hier werden akute Themen wie Globalisierung in Verbindung mit der Europäischen Union und ganz allgemeine Globale Probleme aus der Sicht der Jugendlichen wiedergegeben. Einen Einblick in den Zeitgeist und das Wertesystem der Jugendlichen gewährt das Kapitel Zeitgeist und Wertorientierung wobei nicht nur deutliche Geschlechterunterschiede festgestellt werden. Deshalb werden aber das Wertebewusstsein in der weiblichen Jugend und die Wettbewerbsorientierung in der männlichen Jugend separat betrachtet. Ein weiteres Thema ist Jugend und Religiosität in dem erst einmal der Begriff Religiosität an sich hinterfragt wird. Weitere Fragen beziehen sich dann auf Gott, die Bedeutung der Jugendlichen für die Kirche und die Betrachtung von Religiosität in Verbindung mit Werten. Andreas Burger, Christian Raubacher 5
Überblick über die behandelten Themen und die angewandte Methodik Das letzte Kapitel der Studie befasst sich mit Jugend in einer alternden Gesellschaft Die Qualitative Studie: Analyse und Portraits. Bestandteil dieses Kapitels sind Fakten wie das Alternde Deutschland, die Lage des Arbeitsmarktes und die damit verbundenen Zukunftsperspektiven für Jugendliche sowie die Situation und die Chancen der Jugend. Außerdem enthält dieses Kapitel 20 Portraits Jugendlicher die ihre eigenen Erfahrungen zu bestimmten Themen der Studie ausführlich preisgeben. [vgl. Jugend 2006. Eine pragmatische Generation unter Druck. Shell Deutschland Holding (Hrsg.). Fischer Taschenbuch Verlag. September 2006.] Andreas Burger, Christian Raubacher 6
Näheres zu Jugendlichen Lebenswelten Familie 2.2. Näheres zu Jugendlichen Lebenswelten 2.2.1. Familie Die wichtigsten Lebenswelten vieler Jugendlicher sind Familie, Schule, weiterführende Bildungseinrichtungen und Freizeit. Sie nehmen großen Einfluss auf ihre Entwicklung und ihre Perspektiven im späteren Leben. Obwohl sich die Familien im Laufe der letzten Generationen doch sehr stark verändert haben, sind sie der wichtigste soziale Rückhalt für die meisten jungen Menschen. Dabei spielt es scheinbar keine Rolle ob die Familie durch Scheidungen dezimiert ist oder sich aus Mitgliedern unterschiedlicher regionaler Herkunft zusammensetzt. Immer größeren Einfluss auf die Familie, nimmt der soziale und wirtschaftliche Status der Eltern, der sich aus finanziellen Mitteln, Bildungsabschluss und gesellschaftlichem Ansehen zusammensetzt. Je ausgeprägter dieser Status ist, desto mehr können die Eltern Selbstvertrauen und Bildung an ihren Kindern weitergeben beziehungsweise ermöglichen. Ein Drittel bildet die Mittelschicht, die zwar Bildungschancen ermöglicht, aber bei weitem nicht in dem Ausmaß wie die 30 % der gut situierten Familien. Das letzte Drittel bilden die Familien, die zum Beispiel durch lang anhaltende Arbeitslosigkeit, schlechte Schulbildung der Eltern oder geringe soziale Akzeptanz den Jugendlichen weniger umfangreiche Perspektiven bieten können und somit die Entwicklung negativ beeinflussen können. Für die Zukunft der jungen Generation hängt vieles davon ab, in welchem dieser drei Bereiche sie aufgewachsen sind, wobei man es sicher nicht verallgemeinern kann und es durchaus Ausnahmen gibt. Unabhängig von der sozialen Herkunft ist der Stellenwert der Familie. So gaben bei der Studie 2006 72% der Befragten an, dass sie eine Familie für ein glückliches Leben brauchen. Nur eine Minderheit von 17% gaben an ohne Familie mindestens genauso glücklich leben zu können und immerhin 10% sind unentschlossen. Dabei scheinen Mädchen (76 %) mehr Bedarf an einer Familie für ein glückliches Leben zu haben, als Jungen (69%). % - Angaben Jungen Mädchen Man braucht eine Familie, um glücklich zu sein 2002 66 75 2006 69 76 Man kann alleine genauso glücklich leben 2002 22 16 2006 20 15 Zeitreihenvergleich: Wandel in der subjektiven Bedeutung der Familie (vgl. 15. Studie, S.50 Abb. 2.1) Andreas Burger, Christian Raubacher 7
Näheres zu Jugendlichen Lebenswelten Familie Im Hinblick auf den eigenen Kinderwunsch gaben 62 % an, dass sie später Kinder haben wollen. Nur 6 % antworteten, dass sie keine Kinder möchten und stattliche 32 % haben noch keine konkrete Meinung. Ost West weiblich männlich 22 bis 25 Jahre 18 bis 21 Jahre 15 bis 17 Jahre Gesamt Wunsch nach eigenen Kindern nach relevanten sozialen und persönlichen Merkmalen 70 76 60 64 69 73 56 61 63 70 65 67 60 59 62 67 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Jahr 2002 Jahr 2006 Vgl. 15. Studie, S.53. Abb.2.3 Dabei spielt das Alter, Geschlecht und die soziale Herkunft einen entscheidenden Faktor was den späteren Kinderwunsch betrifft (vgl. Abbildung). Vergleicht man die aktuelle Studie mit der aus dem Jahre 2002, stellt man fest, dass der Kinderwunsch doch deutlich zurückgegangen ist. Auch die Diskrepanz zwischen Jugendlichen aus den neuen Bundesländern und denjenigen aus den alten bleibt doch unverändert hoch. So sehnen sich weit mehr ostdeutsche Jugendliche (70%) nach Kindern als ihre Gegenüber aus dem Westen (60%). Interessante Beobachtungen lassen sich auch bei den sozialen Schichten machen. So ist der Kinderwunsch bei Jugendlichen aus unteren sozialen Schichten (51 bis 59 %) um einiges geringer als bei Jugendlichen aus der Mittel- beziehungsweise Oberschicht (61 bis 70%), wobei auch hier der Rückgang im Vergleich zu 2002 festzustellen ist. Die tatsächlichen Geburtenraten sprechen allerdings eine andere Sprache und spiegeln nur vereinzelt das Umfrageergebnis bezüglich des Kinderwunsches wieder. So bleiben hochqualifizierte Frauen mit Universitäts- oder Fachhochschulabschlüssen sehr häufig sogar kinderlos, wohingegen Frauen aus unteren sozialen Schichten überdurchschnittlich viele Kinder bekommen. Wunsch nach eigegenen Kindern nach sozialer Schichtzugehörigkeit im Zeitreihenvergleich 80 70 60 50 40 30 20 10 0 64 66 67 69 70 68 59 61 62 51 Unterschicht untere Mittelschicht Mittelschicht obere Mittelschicht Oberschicht Jahr 2002 Jahr 2006 Vgl. 15. Studie, S. 54, Abb.2.4. Andreas Burger, Christian Raubacher 8
Näheres zu Jugendlichen Lebenswelten Schule 2.2.2. Schule Die Jugend von heute wird im Vergleich zu ihren Eltern beziehungsweise ihren Großeltern relativ spät berufstätig und damit auch selbstständig. Gründe hierfür sind die längeren Ausbildungszeiten und die häufiger werdenden Hochschulabschlüsse. Obwohl es in Deutschland gleiche Bildungschancen gibt, sind die realisierten beziehungsweise beabsichtigten Schulabschlüsse der Jugendlichen immer noch sehr nahe denen ihrer Eltern. % - Angaben gesamt kein oder einfacher Schulabschluss des Vaters (Volksschule) mittlerer Schulabschluss des Vaters (mittlere Reife) Abgang ohne Abschluss 1 2 1 0 Hauptschulabschluss 18 34 12 5 Realschule / mittlere Reife 36 40 43 21 Abitur / Fachabitur 45 24 44 74 höherer Schulabschluss des Vaters (Fachabitur, Abitur...) Vgl. 15. Studie, S. 66, Abb. 2.14 Dabei kann man jedoch noch weiter differenzieren. So sind junge Frauen seit Beginn der 90er Jahre regelrecht auf der Überholspur. Demnach erzielen sie an allgemein bildenden Schulen höhere Erfolge als ihre männlichen Gegenüber. Sie besuchen auch vermehrt Gymnasien und streben höhere Bildungsabschlüsse an. Aufgrund ihrer schulischen Qualifikation, bringt die weibliche Jugend bessere Voraussetzungen für den Arbeitsmarkt mit. Dass ihnen Ingenieurswissenschaften dennoch weitestgehend verschlossen bleiben, liegt immer noch an dem zu geringen Interesse und weniger an den nötigen Zugangsvoraussetzungen. So entscheiden sich nicht einmal zehn Prozent der jungen Frauen für ein Studium in den Bereichen Maschinenbau und Elektrotechnik, die ganz in Männerhand fallen und somit der altbekannten Rollenverteilung entsprechen. Betrachtet man dagegen die Zahl der Studienanfänger in Fächern wie Germanistik und Pädagogik, so wird man feststellen, dass über zwei Drittel unter ihnen Frauen sind. % - Angaben 2002 gesamt männlich weiblich 2006 gesamt männlich weiblich Hauptschule 21 24 19 19 22 17 Realschule 25 24 26 25 25 25 Gymnasium 41 39 43 43 40 47 Gesamtschule 7 6 7 5 6 5 sonstige Schulform 6 7 4 7 7 6 Vgl. 15. Studie, S. 67, Abb.2.17 Andreas Burger, Christian Raubacher 9
Näheres zu Jugendlichen Lebenswelten Schule Gleichgültig welche Schule Mädchen besuchen, im Hinblick auf die Ängste und Sorgen zeigen sie ihre Gefühle wesentlich deutlicher als gleichaltrige Jungen. Bei Männern wird es hingegen als Schwäche angesehen und wenig akzeptiert, wenn sie über ihre Ängste sprechen. Sie sind deswegen nicht weniger ängstlich als Frauen, nur können und wollen viele nicht ihre wahren Sorgen artikulieren. War es 2002 noch die Furcht vor Terroranschlägen, schlechter Wirtschaftslage, Umweltverschmutzung und Krieg in Europa hat sich dies doch innerhalb von vier Jahren stark verändert. Ein Grund hierfür könnte die wachsende Distanz zu den Terroranschlägen von 2001 sein, die in der 14. Studie noch recht jung waren. Die letzte Studie zeigte, dass vor allem nationale wirtschaftliche Probleme die Jugend bewegt. Die Angst den Arbeitsplatz zu verlieren beziehungsweise gar keinen Ausbildungsplatz zu bekommen stieg seit 2002 von 55 % auf jetzt 69 % stark an. Hinzu kommt die Befürchtung vor der schlechten Wirtschaftslage und steigender Armut. Die Angst ausgeraubt zu werden, sowie die Besorgnis vor einem Krieg in Europa oder Ausländerfeindlichkeit haben seit 2002 abgenommen. Die häufigsten Ängste Jugendlicher Diebstahl Zuwanderung nach Deutschland Bedrohung/Gewalt Ausländerfeindlichkeit in Deutschland Krieg in Europa schwere Krankheit (Krebs, AIDS) Umweltverschmutzung Terroranschläge Arbeitsplatzverlust, keinen Arbeitsplatz / Ausbildung finden schlechte Wirtschaftslage, Armut 34 31 36 33 30 36 42 49 48 61 64 52 66 55 59 65 68 74 74 76 0 10 20 30 40 50 60 70 80 männlich weiblich Vgl. 15. Studie, S. 74, Abb.2.23 Je nach Alter, Geschlecht, sozialer Schicht und geografischer Lage gewinnen und verlieren Ängste und Sorgen an Bedeutung. So können ältere Jugendliche aus eigener Erfahrung zum Teil besser mit Ereignissen und Berichten aus den Medien umgehen als jüngere. Die Angst davor die eigene Arbeitsstelle zu verlieren oder erst gar keine zu finden ist ungefähr bei allen Altersgruppen gleich hoch. Ängste, die auf die wirtschaftliche Lage abzielen, sind in den neuen Bundesländern um einiges höher als in den alten und Jugendliche aus der sozialen Oberschicht haben auch deutlicher weniger Furcht vor Arbeitslosigkeit wie diejenigen aus der unteren Schicht. Andreas Burger, Christian Raubacher 10
Näheres zu Jugendlichen Lebenswelten Freizeit 2.2.3. Freizeit In allen Shell Jugendstudien spielte die Gestaltung der frei verfügbaren Zeit der Jugendlichen eine Rolle. Waren in Zeiten des Wiederaufbaus die Freizeitmöglichkeiten noch aufgrund der fehlenden finanziellen und technischen Mittel begrenzt, so hielten schon in den 60er und 70er Jahren der American Way of Life, Rock n Roll, Schallplatten und Konzertbesuche Einzug in das Leben der jungen Generation. Im Laufe der Jahre wurden die Hobbys immer aufwendiger und geldintensiver, sodass auch hier durch teure Markenprodukte Konflikte unter Gleichaltrigen entstehen können. Die Gestaltung der Freizeit wurde immer mehr zu einem Statussymbol, das es den Jugendlichen ermöglicht sich selbst in den Mittelpunkt zu rücken und öffentlich darzustellen, falls die nötigen finanziellen Mittel vorhanden sind. Zwischen ihnen und denjenigen, deren geldliche Möglichkeiten eher begrenzt sind und damit nicht mit anderen gleichaltrigen Jugendlichen mithalten können, können schnell psychische und soziale Spannungen auftreten. Beschränkt man sich nun auf das Freizeitverhalten allgemein, ohne Rücksicht auf soziale Herkunft, stellt man fest, dass vor allem technikbezogene Aktivitäten weiter auf dem Vormarsch sind. So gewannen das Internet und DVDs einen deutlich Zuwachs gegenüber der Studie von 2002. Grundsätzlich lassen sich die einzelnen Freizeitbeschäftigungen zu fünf Freizeitstilen zusammenfassen: Kauflustige Familienmenschen (25%), Technik- Freaks (32%), gesellige Jugendliche (18%) und eine kreative Freizeitelite (25%). Häufigste Freizeitbeschäftigungen im Laufe einer Woche (Teil 1) - bis zu 5 Nennungen möglich Bücher lesen Discos, Partys, Feten im Internet surfen sich mit Leuten treffen Fernsehen Musik hören 28 25 26 31 34 38 57 58 59 62 63 66 0 10 20 30 40 50 60 70 2006 2002 Vgl. 15. Studie, S. 78, Abb.2.25 Technikfreaks, 71 % männliche Jugendliche, gehen zum Beispiel in ihrer Freizeit nicht einkaufen oder unternehmen was mit Freunden oder der Familie, während kauflustige Familienmenschen, mit einem Frauenanteil von 73 %, genau diese Aktivitäten bevorzugen. (vgl. Tabelle) Gesellige Jugendliche, die sich insbesondere mit Gleichaltrigen abgeben, besuchen viel mehr Partys, Discos oder Kneipen und legen ihr Hauptaugenmerk darauf Leute zu treffen und mit ihnen Unternehmungen anzustellen. Die kreative Freizeitelite setzt sich vermehrt aus älteren Jugendlichen mit höheren Bildungsabschlüssen (u.a. Abitur) zusammen und legt ihren Focus auf Bücher lesen, kreatives machen und Engagement in Projekten. Je nach dem zu welcher Gruppe die Jugendlichen zählen, lassen sich wieder Rückschlüsse auf die soziale Herkunft ziehen. So werden Computerspiele, Rumhängen, und Videos eher von Teenagern aus der Unterschicht bevorzugt. Andreas Burger, Christian Raubacher 11
Näheres zu Jugendlichen Lebenswelten Freizeit Häufigste Freizeitbeschäftigungen im Laufe einer Woche - bis 5 Nennungen möglich % - Angaben Kauflustige Familienmenschen Technikfreaks Gesellige Jugendliche Kreative Freizeitelite Musik hören 52 67 63 71 Fernsehen 75 80 35 27 sich mit Leuten treffen 72 47 41 67 im Internet surfen 13 58 28 46 Discos, Partys, Feten 39 20 63 14 Bücher lesen 24 11 10 69 Vereinssport 18 33 26 33 Videos / DVD 12 51 27 10 Computerspiele 8 39 20 6 Unternehmungen mit Familie 46 7 3 16 Shoppen 50 3 13 7 Vgl. 15. Studie, S. 79, Abb. 2.26 [vgl. Jugend 2006. Eine pragmatische Generation unter Druck. Shell Deutschland Holding (Hrsg.). Fischer Taschenbuch Verlag. September 2006.] Andreas Burger, Christian Raubacher 12
Jugend im Umgang mit Medien 3. Jugend im Umgang mit Medien Um einen engeren Zusammenhang zwischen Jugend und Medien herzustellen wurde eine weitere Studie mit dem Namen Jim-Studie zur Hand genommen. Diese Studie befasst sich im speziellen mit dem Medienumgang von 12-19 Jährigen Jugendlichen. Hier werden die interessantesten Themenbereiche für Sie aufgegriffen und in Kurzform beschrieben. Allgemeine Verfügbarkeit von Medien in Haushalten: Fernseher, Mobiltelefone, CD-Player, Computer und/oder Laptops sind mittlerweile in so gut wie jedem Haushalt vertreten. 95 Prozent aller Haushalte sind heutzutage online und 93 Prozent besitzen auch einen Mp3-Player. Wir sind, sozusagen wo auch immer wir uns heute bewegen, von Medien umgeben. Was natürlich auch einen nicht zu verachtenden Einfluss auf unsere Jugend nimmt, da wir praktisch mit Medien aufwachsen und rund um die Uhr mit ihnen zu tun haben. Medienbindung: Als wichtigstes Medium für Jugendliche, abgesehen vom Handy, stellt sich der Computer heraus. Gefolgt wird er von Internet und Mp3-Player. Interessant zu beobachten ist, dass der Fernseher im laufe der Jahre bei Jugendlichen immer mehr an Bedeutung verloren hat. Betrachtet man jedoch gerade am Beispiel Computer den Unterschied zwischen Mädchen und Jungen auf die Frage Am wenigstens verzichten kann ich auf so wird deutlich dass gerade im Punkto Computer ein deutlicher Geschlechterunterschied besteht. Bei den Jungen sind es 33% die auf keinen Fall auf den Computer verzichten wollen. Bei den Mädchen jedoch 16% also nur knapp die Hälfte. Allerdings werden alle anderen Medien (ausgenommen Zeitungen) von den Mädchen mehr favorisiert v.a. Bücher. Musiknutzung und Mp3: Gerade der Mp3-Player scheint bei den Jugendlichen eine rasante Entwicklung durchgemacht zu haben und hat sich innerhalb weniger Jahre vom Nischenprodukt zum Standartgerät entwickelt. Während 2003 gerade mal 14% aller Jugendlichen einen eigenen Mp3-Player besessen haben, sind es 2007 nun 85%. Somit ist der Mp3-Player eines, wenn nicht das wichtigste Medium zum speichern und abspielen von Musik geworden. Bücher: Trotz den ganzen elektronischen Medien haben Bücher immer noch eine wichtige Bedeutung bei Jugendlichen. 37 Prozent lesen immer noch regelmäßig ein Buch und ein Viertel der Jugendlichen sogar täglich. Der Anteil an Nichtlesern ist bei den Mädchen jedoch gerade mal halb so groß wie bei den Jungen. Radio: Die klassische Radionutzung ist in den letzten Jahren immer weiter zurückgegangen jedoch kann es seine Position in der gesamten Medienwelt weiterhin behaupten. Neue Empfangmöglichkeiten wie zum Beispiel das Webradio machen Radiohören wieder attraktiver für Jugendliche. Andreas Burger, Christian Raubacher 13
Jugend im Umgang mit Medien Computer: Da mit 98 Prozent so gut wie in jedem Haushalt, in dem Jugendliche zwischen 12 und 19 Jahren aufwachsen, ein Computer vorhanden ist, ist er das meist genutzte Medium. Im Bereich der Offline-Tätigkeiten lässt sich jedoch feststellen dass der frühe Spitzenreiter Computerspiele von eher lernzentrierten Zuwendungen abgelöst wurde. 53 Prozent arbeiten täglich bzw. mehrmals pro Woche für die Schule am Computer. Computerspiele fallen mit 34 Prozent auf den zweiten Platz. Wobei man auch hier wieder eine viel stärkere Nutzung seitens der Jungen erkennt. Internet: Kommunikative Tätigkeiten stehen hierbei deutlich im Vordergrund. Die meisten Jugendlichen benutzen das Internet zur Kommunikation via Instant Messenger, Email oder Chatrooms. Weiter gilt das Internet als sehr wichtiges Informationsmedium, ob für Schule oder Beruf. Weitere Anwendungsfelder sind das herunterladen und anhören von Musik und das lesen von Beiträgen in verschiedenen Newsgroups und Foren. Nicht zu vergessen ist der starke Zuwachs von Videoplattformen die in den nächsten Jahren auch eine immer größere Rolle spielen werden. Handy: Ab einem Alter von 14 Jahren kann man mittlerweile von einer Handy-Vollversorgung sprechen. Zwei Drittel aller Jugendlichen nutzen das Handy täglich. Dabei kommt die ganze bandbreite der Funktionen zur Anwendung. Dominiert werden die Anwendungen jedoch von SMS verschicken und bekommen, gefolgt von Anrufe tätigen und Fotos bzw. Videos machen und auch verschicken. Interessant zu beobachten ist, dass viele auf die im Handy neu implementierten Internetbrowser und auch die schon länger verfügbaren Mini-Spiele verzichten können. Abschließend lässt sich sagen, dass Medien eine immer größere Rolle im Leben eines Jugendlichen spielen. Vor allem in speziellen Gefühlslagen werden häufig bestimmte Medien genutzt. So ist bei Langeweile bzw. Einsamkeit das Internet hoch im Trend wohingegen bei Frust, Ärger oder Traurigkeit eher zur Musik gegriffen wird. [vgl. JIM-Studie 2007 vom mpfs (Medienpädagogischer Forschungsbund Südwest) http://www.mpfs.de/index.php?id=110] Andreas Burger, Christian Raubacher 14
Zukunftsprognosen und eigene Meinung 4. Zukunftsprognosen und eigene Meinung Die Jugend wird immer eine wichtige Rolle in der Gesellschaft spielen. Deshalb ist es wichtig Umfragen wie die Shell-Jugendstudie zu haben, dass jedem die Neigungen, Ängste, Vorlieben und Entwicklungen der Jugend zugänglich gemacht und damit auch anderen Altersklassen näher gebracht werden. Die jetzigen Jugendlichen sind die Berufstätigen Menschen und Eltern von morgen und daran wird sich nie etwas ändern. Deshalb sollte man ihnen auch immer gewisse Beachtung schenken und versuchen sie zu verstehen. Die Shell- Jugendstudie ist selbst zum Teil eine Zukunftsprognose, da sie uns offen legt welche z.b. politischen Neigungen und religiöse Richtungen die zukünftige Erwachsenen Welt einschlagen wird. Auch für Medien sind Jugendliche von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Sie sind es die mit neuen Geräten aufwachsen, sie am schnellsten lernen zu bedienen und vielleicht sogar auch Gesellschaftstauglich machen. Sicher werden viele Entwicklungen für die Geschäftswelt getätigt aber viele Medien verbreiten sich schlussendlich erst durch Jugendliche in den Haushalten. Deshalb werden Entwickler von neuen Medien auch immer ein Auge auf die Jugend werfen, und bereits vorhandene Medien werden immer wieder versuchen für Jugendliche attraktiv gestaltet zu bleiben. Andreas Burger, Christian Raubacher 15