Tag der Ökologisch-Sozialen Marktwirtschaft 2014

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Transkript:

Tag der Ökologisch-Sozialen Marktwirtschaft 2014 0

Chancen und Risiken des Emissionshandels als das marktwirtschaftliche Instrument für den Klimaschutz Christoph Kühleis Deutsche Emissionshandelsstelle (DEHSt) im Umweltbundesamt 12.09.2014, Berlin

Bedeutung des Emissionshandels (EU-ETS) Seit 2005 zentrales europäisches Instrument für den Klimaschutz Gewährleistet kosteneffiziente Einhaltung des klimapolitischen Mengenziels (Cap) im ETS-Sektor EU-ETS umfasst etwa 12.000 stationäre Anlagen in 31 Staaten Verantwortlich für rund 40 % der THG in der EU Anteil DE an EU-ETS Emissionen aktuell bei 25 % Vorgegebene Ziele wurden erreicht. Noch gelten die Ziele des EU Klimapakets 2007 für 2020: - 20 % THG zu 1990 + 20 % Ausbau Erneuerbare + 20 % Steigerung Energieeffizienz Der Emissionshandel funktioniert! 3

Preisverlauf ICE front-year EUA 2008-2014 30 25 20 Wirtschafts- und Finanzkrise Diskussion um schärfere Effizienzmaßnahmen innerhalb der EU bei anhaltend schwacher Wirtschaft 15 10 Diskussion und Entscheidung zum Backloading 5 0 Markt reagiert auf kumulierte Überschüsse im EU-ETS ICE EUA front december Quelle: ICE (Stand: 21.03.2014) 4

Preisverlauf und Überschüsse im EU-ETS Berechnung und Darstellung DEHSt 35 2.246 Mio. EUA 2.500 Mio. EUA 30 2.039 Mio. EUA 2.000 Mio. EUA 25 1.500 Mio. EUA 20 15 981 Mio. EUA 1.000 Mio. EUA 10 220 Mio. EUA 510 Mio. EUA 500 Mio. EUA 5-34 Mio. EUA 0 Mio. EUA 0-500 Mio. EUA Kumulierter Überschuss HP2 + HP3 ICE EUA front december 5

Vertrauenskrise des EU-ETS Wachsende Überschüsse und sinkende Preise Preisniveau ist bereits 2011 unter 10 Euro gesunken und liegt derzeit bei rund 6 Euro Kumulierter Überschuss liegt aktuell bei rund 2,2 Mrd. EUA Ursachen: (a) krisenbedingte Emissionsrückgänge, (b) hohe Nutzungsquoten für CER/ERU (c) mäßig anspruchsvolle Caps in 2. und 3. HP Mangelnde Glaubwürdigkeit für nachhaltigen Minderungspfad Im aktuellen Preisniveau spiegelt sich aber auch das Fehlen verbindlicher, ambitionierter und langfristiger Minderungsziele wider Verbreitete Skepsis bzgl. politischer Erfolgschancen von Maßnahmen zur Stärkung des EU-ETS Klimapolitisch kontraproduktive Entwicklung: Kohle verdrängt Gas 6

THG Emissionen der EU und langfristige Klimaziele Berechnung und Darstellung DEHSt 7.000 6.000 5.000 Klimaroadmap ESD-Emissionen ETS-Emissionen EU THGEmissionen ETS Cap ETS-Cap Verlauf mit LKF 2,2 % 4.000 3.000 2.000 1.000-1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050 7

Aktuelle Herausforderungen Stärkung des EU-ETS Festlegung verbindlicher und ambitionierter mittel- und langfristiger Minderungsziele Strukturelle Maßnahmen (backloading, Marktstabilitätsreserve): Flexibilisierung des EU-ETS sinnvoll, um die Anreizwirkung auch bei externen Schocks abzusichern Abbau der bestehenden Überschüsse 8

Anstrengungen zur Reform des EU-ETS (1) Backloading (BL) als erste Maßnahme zur Stabilisierung Reduzierung der Auktionsmengen im Zeitraum 2014-2016 um 900 Mio. EUA, aber Rückführung in 2019-2020 Bereits die Diskussion zum BL konnte den Preisverfall in 2013 stoppen; seit März 2014 wirkt effektive Verknappung (vgl. Abb.) BL ändert aber nichts an der grundsätzlichen Situation im EU-ETS und ist damit nur eine Übergangslösung Weißbuch der KOM zum Energie- und Klimapaket 2030 THG-Minderungsziel für 2030: 40% ggü. 1990 (interne Minderung) Keine Zulassung internationaler Projektgutschriften ab 2021 Anhebung des linearen Kürzungsfaktors (LKF) im EU-ETS auf 2,2% ab 2021 (bislang 1,74%) Strukturelle Reform des EU-ETS ab 2021 9

Anstrengungen zur Reform des EU-ETS (2) KOM-Vorschlag zur Einführung einer Marktstabilitätsreserve (MSR) MSR ist ein regelbasierter Steuerungsmechanismus für das jährliche Auktionsbudget ab 2021 Auktionsmengen werden automatisch: gekürzt, wenn die Marktüberschüsse einen absoluten Schwellenwert überschreiten (12 % vom Überschuss, wenn dieser > 833 Mio. EUA). erhöht, wenn die Marktüberschüsse einen absoluten Schwellenwert unterschreiten (um 100 Mio. EUA, wenn der Überschuss < 400 Mio. EUA). Bundesregierung fordert früheres Handeln MSR wird grundsätzlich unterstützt, soll aber vorgezogen und bereits ab 2018 aktiviert werden Außerdem direkte Überführung der BL-Mengen in die MSR Unterstützung durch Eurelectric und IETA 10

Mio. Emissionsberechtigungen Vergleich Vorschlag KOM und BReg für MSR Wirkungsabschätzung DEHSt 2.650 MSR (BReg) Entnahme / Rückführung von Emissionsberechtigungen (BReg) Umlaufmenge (BReg) MSR (KOM) Entnahme/ Rückführung von Emissionsberechtigungen (BReg) Umlaufmenge (KOM) 2.150 1.650 1.150 650 150-350 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 11

Einschätzungen UBA/DEHSt MSR ist geeignet, das Angebot im EU-ETS zu flexibilisieren Neben konjunkturellen Schwankungen können so auch Wechselwirkungen mit anderen Instrumenten abgefedert werden MSR sollte aber vorgezogen werden (BReg). Stützung der Anreizwirkung muss vor 2020 beginnen: Vermeidung von Lock-in-Effekten auf dem Weg zur Dekarbonisierung Kosteneffiziente Erreichung langfristiger Minderungsziele in DE und EU UBA/DEHSt empfiehlt darüber hinaus die Stilllegung von rund 1,6 Mrd. EUA aus der MSR Zeitnahe Festlegung von ambitionierten Klimaziele ist dringlich 1. Schritt: aktuelle EU-Verhandlungen zu Ziel 2030: KOM Vorschlag darf im Verhandlungsprozess nicht abgeschwächt werden. mind. EU-internes Minderungsziel von 40% und LKF im EU-ETS mind. 2,2% 12

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Christoph Kühleis E-Mail: emissionshandel@dehst.de Internet: www.dehst.de