Das Emissionshandelsystem heute

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Transkript:

Das Emissionshandelsystem heute Dr. Enno Harders LL.M. Stellvertretender Leiter der Deutschen Emissionshandelsstelle im Umweltbundesamt Die CO2-Card Emissionsquoten als marktwirtschaftliches Instrument zum Klimaschutz Aachener Stiftung Kathy Beys, Berlin, 275.2008

Überblick Emissionshandel als neues Klimaschutzinstrument Internationaler und europäischer Rahmen Kyoto-Protokoll Aufgaben der Deutschen Emissionshandelsstelle Bisherige Erfahrungen mit dem Emissionshandel Die erste Handelsperiode 2005-2007 lessons learnt Die zweite Handelsperiode 2008-2012 Aktueller Stand Emissionshandel nach 2012 Ausblick auf die aktuellen Vorschläge der Europäischen Kommission

Klimawandel und Treibhauseffekt Erwärmung der Erdatmosphäre, Wetterextreme und Naturkatastrophen (z. B. Wirbelstürme, Hochwasser), Verlagerung von Klimaanomalien (z. B. El Niño), Probleme bei der Wasser- und Nahrungsversorgung, gesamtwirtschaftliche Schäden, Artendezimierung, Abschmelzen der Polkappen/Gletscher und Steigen des Meeresspiegels Ziel: Temperaturanstieg dauerhaft auf maximal (2 Grad Celsius) gegenüber dem vorindustriellen Niveau begrenzen, dazu: Klimawandel bremsen und Anpassung an die Folgen des Klimawandels IPPC: Minderung der Treibhausgasemissionen bis 2050 um 50% gegenüber 1990, für die Industriestaaten: 80% erforderlich

Die flexiblen Instrumente des Kyoto-Protokolls 1997 Ziel: - 5,2 % bis 2012 im Vergleich zu 1990

EU-Emissionshandel auf Unternehmensebene seit 2005: Beispiel Flexibilität: Klimaschutz findet dort statt, wo er zu den günstigsten Konditionen verwirklicht werden kann. Top-Down-Ansatz: Die Festsetzung eines absoluten Cap garantiert die Zielerreichung

Klimapaket der EU-Kommission vom 231.2008 EU-weites CAP sinkt bis 2020 um 21% gegenüber dem Niveau von 2005 Einbeziehung weiterer Sektoren und Gase, weltweiter Handel

Teilnehmer am Emissionshandel in Deutschland Energiewirtschaft und emissionsintensive Industrie Die Teilnehmer sind in der EU-Richtlinie von 2003 definiert. erste Handelsperiode: 1.849 Anlagen, die knapp 50% der nationalen CO2-Emissionen verantworten zweite Handelsperiode: 1.665 Anlagen Europa: rund 1200 Anlagen, die etwa 40% der EU-CO2-Emissionen verursachen, rund 2 Mrd. t CO2 Jahresbudget

Deutsches Budget 2008-2012: 50% der nationalen CO2-Emissionen erfasst Top-Down-Ansatz garantiert Zielerreichung

Ergebnis des Zuteilungsverfahrens 2012

Emissionsberichterstattung garantiert Zielerreichung Jährliche Emissionsberichterstattung und Abrechnung ist wesentliches Erfolgskriterium, Ziele: Konsistenz Regelkonformität Glaubwürdigkeit Sanktion bei Nichterfüllung: 100 /t Kommunikationswege bei der Emissionsberichterstattung gemäß Treibhausgas-Emissionshandelsgesetz (TEHG)

Hohe Transparenz angestrebt Veröffentlichung der Teilnehmer und der Emissionen auf Anlagenebene ab dem 15. Mai jedes Jahres sind die Erfüllungsstatus der emissionshandelspflichtigen Anlagen für das Vorjahr unter https://www.register.dehst.de/exreport einzusehen Anzahl der zugeteilten Emissionsberechtigungen tatsächliche Emissionen Statusanzeige, ob ausreichend zurückgegeben wurde

Budget 2008-2012 wesentlich geringer als zuvor

Abkehr von der kostenlosen Allokation Erlöse Jan-April 2008: 335,3 Mio., 15,12 Mio. EB Durchschnittspreis 22,18 EUR pro Emissionsberechtigung. Veräußerung Ist Jan-April 2008 Veräußerung Soll 2008 Geschätzte Erlöse: 800 Mio. pro Jahr; Verwendung: 50% für Klimaschutzmaßnahmen 40 Mio. EB 0 10 20 30 40 9% des Budgets nicht mehr kostenlos 50

Zukunft: Rahmenbedingungen im Internationalen Klimaschutz IPCC hält Reduktion der Industrieländer um 25-40% gegenüber 1990 bis zum Jahr 2020 für notwendig EU hat -20% zugesagt, und -30% falls vergleichbare Minderungen anderer Staaten (in dem Fall D -40 % im Vergleich zu 1990) Bali Road Map soll bis 2009 Folgeabkommen Kyoto verhandeln: anspruchsvolle mittel- und langfristige Ziele Einbeziehung bisher nicht beteiligter Staaten sowie Entwicklungs- und Schwellenländer

Europäische Klimaschutzziele EU Klimapaket vom 231.2008 EU-Kommission schätzt Kosten auf etwa 3 pro Woche für jeden EU-Bürger (156 im Jahr).

Zusammenfassung Klimawandel ist Realität Emissionshandel wird seit 2005 in der EU auf solider Infrastruktur praktiziert Mengenbudgets werden politisch gesetzt Ausgabe von Emissionsberechtigungen sowie Überprüfung, Berichterstattung und Sanktionierung sorgen für Einhaltung der Mengengrenzen Ein CO2-Preis hat sich gebildet, Minderungsfaktoren werden in 50 % des CO2-Sektors durchgeführt Wie werden Sektoren beteiligt, die nicht im Bereich Stromproduktion und energieintensive Fabriken liegen (Private, Verkehr usw.)?

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Dr. Enno Harders E-Mail: enno.harders@uba.de Internet: www.uba.de/emissionshandel

Back up

Preisbildung: Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis Spotmarkt an der EEX EUR/EUA Der Preis für Futures 2008 (auf Basis der EUAs der zweiten Handelsperiode) liegt Mitte Mai 2008 bei ca. 25. 35,00 30,00 20,00 15,00 10,00 5,00 0,00 02 1. 20 02 06 2. 02 200 6 3. 20 02 06 4. 02 200 6 5. 20 02 06 6. 02 200 6 7. 20 02 06 8. 20 02 06 9. 02 200 6.1 0. 20 02 06.1 1. 02 200 6.1 2. 20 02 06 1. 20 02 07 2 02.20 07 3. 20 02 07 4. 02 200 7 5. 20 07 Preis in 25,00 Datum

Verbindung mit den projektbasierten Mechanismen des Kyoto-Protokolls JI und CDM im Emissionshandel ab 2008: Zuteilungsgesetz 2012 ( 18) erlaubt die Nutzung von CER und ERU zur Erfüllung der Abgabepflicht im ETS mit bis zu 22% der zugeteilten Menge pro Anlage. Summe ca. 90 Mio. t CO2/a für deutsche Anlagenbetreiber aus JI- und CDMProjekten also etwa 1/5 des deutschen jährlichen Gesamtbudgets.

Deutschland: größter Akteur in Europa