Gesundheit in Deutschland, 2006

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Transkript:

1.2.6 Krebs Zusammenfassung Krebsleiden sind nach den Herz-Kreislauf-Krankheiten die zweithäufigste Todesursache bei Frauen und Männern in Deutschland. Durch bösartige Tumoren gehen viele potenzielle Lebensjahre verloren, weil die Betroffenen oft vor dem 70. Lebensjahr versterben. Dabei fallen bei Männern vor allem Lungenkrebs und bei Frauen Brustkrebs ins Gewicht. In höherem Alter dominiert bei Männern der Prostatakrebs und bei beiden Geschlechtern der Darmkrebs. Für verschiedene Krebsarten lassen sich unterschiedliche Trends beobachten. So sinken seit 1990 die Raten neuer Lungenkrebserkrankungen bei Männern, während sie bei Frauen im Alter unter 50 Jahren ansteigen. Dies wird vor allem auf den vermehrten Zigarettenkonsum von Frauen zurückgeführt. Das Zigarettenrauchen ist der wichtigste Risikofaktor für Lungenkrebs. Darmkrebs ist bei Frauen wie Männern das zweithäufigste Krebsleiden. In der zweiten Hälfte der 1990er Jahre sind die Neuerkrankungsraten bei beiden Geschlechtern nahezu unverändert geblieben, während die Sterberaten der Frauen seit Anfang der 1980er und die der Männer seit Anfang der 1990er Jahre abnehmen. Das Darmkrebsrisiko hängt unter anderem von den Ernährungsgewohnheiten ab. Die Früherkennung von Darmkrebs ist Bestandteil des gesetzlichen Früherkennungsprogramms. Bei Brustkrebs der Frauen sind die Sterberaten in den 1990er Jahren zurückgegangen, während die Neuerkrankungsraten zugenommen haben. Durch die Einführung eines qualitätsgesicherten flächendeckenden Mammographie-Screenings soll die Brustkrebsmortalität weiter gesenkt werden. Insgesamt sind die Überlebenschancen bei Krebs heute besser als vor 20 Jahren. Vergleicht man den Zeitraum von 1985 bis 1988 mit den Jahren 1994 bis 1998, so zeigt sich, dass die 5-Jahres-Überlebensraten bei fast allen bösartigen Tumoren gestiegen sind. Das erklärt die abnehmenden Sterberaten an Krebs bei Frauen seit Beginn der 1970er Jahre und bei Männern seit Ende der 1980er Jahre bei gleichzeitig zunehmender Krebserkrankungshäufigkeit. Das Krebserkrankungsrisiko der Deutschen hat in den 1990er Jahren weiter zugenommen. Dies zeigt die aktuelle (2006) Schätzung der Krebserkrankungszahlen durch die Dachdokumentation Krebs im Robert Koch- Institut, die auf den Daten vollzählig erfassender Krebsregister der Länder beruht (siehe Abbildung 1.2.16).

Abbildung 1.2.16 Die altersstandardisierte jährliche Neuerkrankungsrate (Inzidenz) stieg bei Frauen zwischen 1990 und 2002 von 307 auf insgesamt 335 Krebsfälle pro 100.000 Einwohnerinnen. Bei Männern erhöhte sich die Zahl von 411 auf 452 Fälle pro 100.000 Personen. Das entspricht einem Zuwachs von etwa 0,8 Prozent pro Jahr, bei Frauen etwas mehr, bei Männern etwas weniger. Bei der Krebssterblichkeit (Mortalität) zeichnet sich ein sehr günstiges Bild ab. So verringert sich die altersstandardisierte Sterblichkeit bei Frauen bereits seit den 1970er Jahren, bei Männern seit Ende der 1980er Jahre. Der Rückgang der Krebssterblichkeit bei zunehmender Erkrankungshäufigkeit ist im Wesentlichen der frühzeitigeren Entdeckung und Behandlung von Krebs zu danken, die gemeinsam zu einer kontinuierlichen Verbesserung der Überlebensaussichten für Menschen mit Krebs geführt haben. Unterdessen ist die absolute Zahl der jährlich neu auftretenden Krebserkrankungen infolge des demografischen Alterungsprozesses gestiegen. Bei Männern erhöhte sich die jährliche Neuerkrankungszahl zwischen 1990 und 2002 um 39,1 Prozent (3,3 Prozent pro Jahr). Bei Frauen stieg sie um 18,6 Prozent (1,5 Prozent pro Jahr). Nach Schätzungen der Dachdokumentation Krebs erkrankten im Jahr 2002 insgesamt rund 218.000 Männer und 206.000 Frauen an einem bösartigen Tumor. Brustkrebs und Prostatakrebs rangieren auf Platz eins der Statistik. Die häufigste Krebsneuerkrankung bei Männern ist der Prostatakrebs mit etwa 48.650 Erkrankungsfällen im Jahr 2002. An zweiter Stelle steht mit 35.600 Fällen Darmkrebs. Der vormals auf Platz eins rangierende Lungenkrebs verursachte 32.550 Neuerkrankungen im Jahr 2002. Die veränderte Rangfolge ist auf den Anstieg der Prostatakrebsraten nach Einführung des so genannten PSA-Tests zurückzuführen. Mit dieser Blutuntersuchung lassen sich Tumoren der Vorsteherdrüse frühzeitig entdecken. Allerdings ist bisher nicht belegt, dass dadurch beim Prostatakrebs die Heilungschancen steigen und die Sterblichkeit sinkt. Ebenso ist denkbar, dass mit dem PSA-Test viele vergleichsweise ungefährliche Tumoren aufgespürt werden, die ohnehin nicht zum Tod der Betroffenen geführt hätten. Wegen des noch fraglichen Nutzens ist der PSA-Test kein Bestandteil der Krebsfrüherkennungs-Richtlinien und wird von den gesetzlichen Kassen nicht bezahlt.

Bei Frauen blieb der Brustkrebs mit rund 55.150 Fällen im Jahr 2002 die häufigste Krebserkrankung. Die altersstandardisierten Erkrankungsraten bei Brustkrebs steigen seit den 1980er Jahren an, während die Sterblichkeit der Frauen an Brustkrebs seit Mitte der 1990er Jahre in Deutschland zurückgeht. Beim malignen Melanom der Haut haben die geschätzten Erkrankungsfälle und -raten zwischen 1980 und 2002 bei beiden Geschlechtern deutlich zugenommen. Auch beim Darmkrebs sind in den letzten zwanzig Jahren die Zahl der aufgetretenen Erkrankungen deutlich und die Erkrankungsraten geringfügig angestiegen. Dieser Trend lässt sich auf eine verstärkte Anstrengung bei der Früherkennung zurückführen. Auch kann eine erhöhte Aufmerksamkeit die beteiligten Ärzte motivieren, die Erkrankungen häufiger als zuvor an die Krebsregister zu melden. Die Zahl neuer Krebsfälle wird bis zum Jahr 2020 deutlich steigen. Für die kommenden Jahrzehnte ist wegen der wachsenden Zahl älterer Menschen insgesamt mit einem deutlichen Anstieg der Krebserkrankungsfälle zu rechnen. Dies legen Berechnungen nahe, die auf der 10. Bevölkerungsvorausschätzung des Statistischen Bundesamtes und den vom Robert Koch- Institut geschätzten altersspezifischen Krebserkrankungsraten des Jahres 2000 beruhen (siehe Abbildung 1.2.17). Danach würde sich bis 2020 die Zahl der jährlichen Krebsneuerkrankungen bei über 65-jährigen Männern um mindestens 50 Prozent und bei über 65-jährigen Frauen um mindestens 25 Prozent erhöhen. Abbildung 1.2.17 [68] Griechische Frauen und Männer erkranken besonders selten an Krebs. Die altersstandardisierten Neuerkrankungsraten (Inzidenz) lagen im Jahr 2002 bei deutschen Frauen und Männern über dem europäischen Durchschnitt (EU-15) (siehe Abbildung 1.2.18). Unter den europäischen Männern fanden sich die höchsten Neuerkrankungsraten bei Belgiern, gefolgt von Franzosen, Luxemburgern, Italienern und Deutschen. Die niedrigsten Raten wurden dagegen bei griechischen, finnischen und irischen Männern beobachtet.

Abbildung 1.2.18 [94]

Noch häufiger als deutsche Frauen erkrankten dänische und britische Frauen an Krebs, während griechische, spanische und portugiesische Frauen im EU-Vergleich am seltensten von bösartigen Neubildungen betroffen waren. Bei Frauen zeigt sich die Tendenz zu einem Nord-Süd- Gefälle mit hohen Erkrankungsraten im Norden und niedrigen im Süden. Bei den Männern ist das Bild dagegen uneinheitlich, da sich bei finnischen und irischen Männern recht niedrige, bei italienischen dagegen relativ hohe Inzidenzraten finden. Exkurs Neue Früherkennungsmaßnahmen erhöhen die Zahl der diagnostizierten Krebsfälle. Der Einsatz neuer Früherkennungsmethoden kann zu einer empfindlicheren Erfassung von Krebserkrankungen führen. Deshalb sind steigende Erkrankungsraten nicht unbedingt Ausdruck eines erhöhten Krebsrisikos. Mitunter weisen sie lediglich auf die vermehrte Entdeckung von Vorstadien und frühen Stadien bestimmter Krebskrankheiten hin. Ziel der Krebsfrüherkennung ist indes nicht die möglichst frühe Diagnosestellung per se. Vielmehr sollen durch einen frühzeitigen Behandlungsbeginn die Heilungschancen erhöht werden. Das entscheidende Kriterium für den Erfolg von Früherkennungsmaßnahmen ist daher ein Rückgang der Sterblichkeit an Krebs. Der demografische Alterungsprozess ist ein wichtiger Trendmotor beim Krebs. Krebserkrankungsraten treten in der Regel im Alter wesentlich häufiger als in jüngeren Jahren auf. Um sinnvolle Vergleiche über längere Zeit bei einer sich verändernden Altersstruktur der Bevölkerung zu ermöglichen, werden die Raten daher altersstandardisiert. Bei der Altersstandardisierung rechnet man Veränderungen in der Altersstruktur einer Bevölkerung heraus. Altersstandardisierte Krebserkrankungsraten sind ein Maß für das relative Krebsrisiko der Bevölkerung. Die tatsächliche (absolute) Zahl der jährlich neu auftretenden Krebserkrankungen hängt dagegen stark vom Anteil älterer und alter Menschen in der Bevölkerung ab. Denn Krebsleiden häufen sich ganz unabhängig von sonstigen Risikofaktoren im höheren Lebensalter. Selbst bei stagnierenden oder sinkenden altersstandardisierten Erkrankungsraten kann sich in einer alternden Bevölkerung daher die absolute Zahl der Krebsneuerkrankungen erhöhen. Dies ist derzeit in Deutschland der Fall. Auch in den kommenden Jahrzehnten dürfte der demografische Alterungsprozess ein wichtiger Trendmotor für die Zahl der Krebserkrankungen und Todesfälle bleiben. Literatur 68 Statistisches Bundesamt (2003) Bevölkerung Deutschlands von 2002 bis 2050. 10. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung 94 GEKID, RKI (Hrsg) (2006) Krebs in Deutschland. 5. überarbeitete, aktualisierte Ausgabe. Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e.v. (GEKID) und das Robert Koch- Institut (RKI), Saarbrücken

Tabellen mit den Werten aus den Abbildungen 1.2.16 bis 1.2.18 Abbildung 1.2.16: Geschätzte Zahl und Rate jährlicher Krebs-Neuerkrankungen in Deutschland. Quelle: Dachdokumentation Krebs Geschätzte Zahl der Erkrankungen Geschätzte Erkrankungsraten (pro 100.000) Jahr Männer Frauen Männer Frauen 1990 156.900 173.726 411,0 306,9 1991 160.949 176.478 416,0 309,8 1992 165.354 179.222 420,8 312,6 1993 169.959 181.959 425,5 315,3 1994 174.574 184.683 430,0 318,0 1995 179.837 187.634 433,8 320,4 1996 185.018 190.318 437,1 322,7 1997 189.989 192.803 440,2 324,9 1998 194.777 194.901 443,1 327,1 1999 200.231 197.466 445,7 329,2 2000 206.204 200.232 447,9 331,2 2001 212.355 203.246 449,8 333,1 2002 218.252 206.011 451,6 335,1

Abbildung 1.2.17: Geschätzte Anzahl jährlich neu auftretender Krebserkrankungen bei über 65-Jährigen in Deutschland, wenn das Krebserkrankungsrisiko des Jahres 2000 unverändert fortbestünde. Quelle: Dachdokumentation Krebs (Datenbasis: Variante 1) [68] Jahr Männer Frauen 1990 87.256 108.091 1991 89.670 110.061 1992 92.495 111.808 1993 95.781 113.328 1994 99.104 114.570 1995 102.626 115.714 1996 105.768 116.292 1997 108.394 116.250 1998 110.662 115.653 1999 113.593 115.391 2000 117.429 115.576 2001 122.512 117.776 2002 127.606 119.841 2003 132.402 121.549 2004 138.002 123.902 2005 143.955 126.484 2006 149.478 128.818 2007 153.618 130.316 2008 156.920 131.325 2009 160.255 132.483 2010 162.494 133.177

2011 163.824 133.431 2012 165.325 133.890 2013 167.021 134.590 2014 169.220 135.776 2015 171.547 137.314 2016 173.591 138.829 2017 175.595 140.265 2018 177.616 141.677 2019 179.799 143.199 2020 182.041 144.657 Abbildung 1.2.18: Altersstandardisierte Neuerkrankungsraten an Krebs in der Europäischen Union 2002 (Weltstandard)(pro 100.000). Quelle: GLOBOCAN-Schätzung 2002, RKI-Schätzung für Deutschland 2002. Quelle: GEKID, RKI: Krebs in Deutschland [94] Frauen Dänemark 285,5 Großbritannien 260,6 Deutschland 258,5 Luxemburg 254,2 Schweden 251,8 Niederlande 251,4 Belgien 245,0 Österreich 238,1 Frankreich 237,2 Irland 234,9 Italien 231,7 Finnland 227,9 Portugal 191,1 Spanien 179,1 Griechenland 171,1

Männer Belgien 347,4 Frankreich 341,8 Luxemburg 339,2 Italien 321,3 Deutschland 319,7 Niederlande 314,6 Österreich 312,9 Spanien 307,5 Großbritannien 286,6 Portugal 284,6 Schweden 277,5 Dänemark 277,2 Irland 273,6 Finnland 264,1 Griechenland 234,9