Der rote Faden. Video. Morgen ist auch ein Tag oder Schluss mit dem ewigen Aufschieben. Untersuchungen zur Verbreitung. Was wird aufgeschoben?

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Transkript:

Vortrag im Rahmen der Reihe querab Morgen ist auch ein Tag oder Schluss mit dem ewigen Aufschieben Catrin Grobbin 1 Ursprung des Begriffs "Prokrastination" (lat. "procrastinatio" = Vertagung und Aufschub, "procrastino" = auf morgen verschieben, vertagen, aufschieben. "pro" = lat.: für + "cras" = lat.: morgen Ursprünglich = positiv bewertetes und kluges Verschieben besonders von militärischen Aktionen verstanden (Geduld und Ausdauer) mit Beginn der industriellen Revolution Mitte des 18. Jahrhunderts = negative Bewertung als dysfunktionales Verschieben im Sinne von Vermeidungsverhalten und Unpünktlichkeit 4 Der rote Faden Einstieg Seminarangebot + Forschung 2 Untersuchungen zur Verbreitung In westlichen Ländern (= den bisher untersuchten) weit verbreitet, v.a. an Studenten untersucht 80 90 % geben an, hin und wieder aufzuschieben, fast 50 % regelmäßig (Steel, 2007) Studie aus USA, Großbritannien, Australien, Spanien, Peru, Venezuela: Gesamtbevölkerung: 20 25 % "harte" Prokrastinierer (Ferrari et al, 2007) Deutsche Studie: zwischen 10-20 % Betroffene (Rist et al., 2006) 5 Einstieg Video Was wird aufgeschoben? Was schieben Sie vor sich her? Lassen Sie uns einige Beispiele für das Aufschieben sammeln. 3 6 Vortrag im Rahmen der Reihe "querab", 14.06.2010, Dipl.-Psych. Catrin Grobbin 1

Was wird aufgeschoben? Aus der Literatur: Gesundheit/Körper Beruf Akademische Projekte Hausaktivitäten Intrapersonelles (z.b. Selbstverwirklichung Freizeitprojekte Urlaub / Reisen Einkaufen Beziehungen Wie geht es Ihnen, wenn Sie etwas erledigt haben, das Sie vor sich her geschoben hatten? "Großes" und "Kleines" 7 10 Wie geht es Ihnen, wenn Sie etwas vor sich her schieben? Nach dem Erledigen einer aufgeschobenen Aufgabe fühlt man sich häufig sehr gut (erleichtert, stolz, entspannt...) Auch die Werbung arbeitet manchmal damit: 8 11 Aufschieben geht meist einher mit unangenehmen n (Angst, Stress, unter Druck, Frust, Enttäuschung, Scham, schlechtes Gewissen,...) Internetumfrage: Angst vor ernsten Konsequenzen in Studium oder Beruf = "stimmt vollkommen" ca. 55 % (Klein, 2007) Bei Studenten: Zusammenhang mit hohem Stresslevel und schwacher Gesundheit (Tice & Baumeister, 1997) Eine Auswahl 1. Zeitmanagement + Planung 2. Die richtigen Dinge tun 3. Selbstfürsorge 4. Gründe verstehen 5. Soziale Unterstützung 9 12 Vortrag im Rahmen der Reihe "querab", 14.06.2010, Dipl.-Psych. Catrin Grobbin 2

Zeitmanagement und Planung Zeit realistisch einschätzen lernen (z.b. Wochenplan führen), Realistische Planung machen und regelmäßig überprüfen (und überarbeiten), 2,5fache der geschätzten Zeit einplanen, Wenn es keinen Termin von außen gibt: selbst einen setzen, Eigenen Anspruch überprüfen: Abstriche möglich? 13 Die richtigen Dinge tun Prioritäten verschiedener Aufgaben beachten, Wichtigen Aufgaben, die noch nicht dringend sind, regelmäßig Zeit einräumen, Aufschiebe-Energie für andere unleidige Arbeiten nutzen ("Wohnung aufräumen statt stundenlang im Internet surfen"), Prüfen, was wirklich erledigt werden muss Evtl. wegstreichen, abgeben. 16 Selbstfürsorge "Ich hab viel zu viel zu tun!" - "Du musst einen Plan machen." www.procrastination.ca "Ich werde einen Tagesplan machen." - Später: "Wann soll ich Fernsehen einplanen?" - Viel später: "und am Donnerstag..." - "Endlich hab ich meinen Plan fertig. Alles ist unter Kontrolle..." "Ich dachte, du wärst beschäftigt? Was machst du?" "Mein Plan sieht vor, dass ich nicht vor morgen anfange." 14 Sich selbst gut kennen, Eigene Grenzen beachten, Akzeptieren, wenn es grade nicht geht, anstatt sich selbst auch noch zu bestrafen, Bewusst auch mal frei nehmen, dann ist Arbeit tabu. 17 Zeitmanagement und Planung Eigenen Rhythmus kennen (Tageszeit, wie viel Zeit am Stück, Pausen), Einfach anfangen: evtl. mit Eieruhr: auf eine Stunde begrenzen, Lernen, Prioritäten zu setzen. 15 Selbstfürsorge Aufgaben möglichst angenehm gestalten und organisieren, Sich selbst belohnen, wenn etwas geschafft ist, Sich selbst etwas Gutes tun, auch wenn man gerade nichts schafft. 18 Vortrag im Rahmen der Reihe "querab", 14.06.2010, Dipl.-Psych. Catrin Grobbin 3

Gründe verstehen Unangenehme wahrnehmen und als Signale werten = sich besser kennen lernen, Innere Uneinigkeiten / Widerstände wahrnehmen, Lernen, damit konstruktiv umzugehen (z.b. Inneres Team, Introvision,...). Seminarangebot + Forschung Infos Seminarangebot Datenerhebung Seminargruppe Evtl. Datenerhebung außerhalb Aktuelle Infos auf www.lange-bank.de 19 22 Soziale Unterstützung Darüber sprechen (und feststellen, dass man nicht allein ist), Mit anderen vernetzen und gegenseitig unterstützen, Soziale Kontrolle nutzen, Hilfe besorgen/ annehmen (Freunde, Arbeitstausch, bezahlte Hilfe). Seminarangebot + Forschung Seminartermine Aktuell: Sommersemester 2010: Fr. 27.08.2010, 14.00 19.00 Uhr Fr./Sa. 03./04.09.2010, 14.00-19.00 Uhr Mi. 29.09.+ 13.10.2010, 19.00-20.30 Uhr 20 23 Soziale Unterstützung Haben Sie sich schon einmal Unterstützung für eine Aufgabe organisiert, die Ihnen nicht so leicht fiel? (Überlegen Sie 3 Minuten jeder für sich.) Welche Hilfe könnten Sie sich für eine aktuell aufgeschobene Aufgabe organisieren? (Wieder jeder für sich) Tauschen Sie sich über Ihre Unterstützungsmöglichkeiten in Dreiergruppen aus. 21 Ab morgen wird alles anders oder?! 24 Vortrag im Rahmen der Reihe "querab", 14.06.2010, Dipl.-Psych. Catrin Grobbin 4

Ab morgen wird alles anders oder?! Steel, P. (2007): The nature of procrastination. A meta-analytic and theoretical review of quintessential self-regulatory failure. In: Psychological Bulletin, Volume 133 (1), S. 65-94, American Psychological Association, Washington. Tice, D. M. & Baumeister, R. F. (1997): Longitudinal study of procrastination, performance, stress and health: The costs and benefits of dawdling. In: Psychological Science, Vol. 8 (6), 454-458. 25 28 Ferrari, J. R. et al. (2007): Frequent Behavioral Delay Tendencies by Adults: International Prevalence Rates of Chronic Procrastination. In: Journal of Cross-Cultural Psychology, Vol. 38(4) Juli 2007, S. 458-464. Grobbin, C. (2008): Die "Lange Bank". Persönliche Gespräche und Innere Teams rund um das menschliche Aufschieben Eine qualitativ-empirische Untersuchung. Hamburg: unveröff. Dipl.-Arbeit. 26 Literatur - Ratgeber Allen, D. (2007): Wie ich die Dinge geregelt kriege. Selbstmanagement für den Alltag. Piper, München. Emmett, R. (2001): Was du heute kannst besorgen... Das Handbuch für Leute, die gern alles verschieben. Goldmann. Fiore, N. (2007): Warum nicht gleich? Vak- Verlag Guderian, C. (2003): Arbeitsblockaden erfolgreich überwinden. Schluss mit Aufschieben, Verzetteln, Verplanen! Kösel- Verlag, München. 29 Klein, B. (2007): Internetseite "Prokrastination", http://www.prokrastination.net/umfrage/ Letzter Zugriff am 12.12.2007, 16.15 Uhr Rist, F. et al. (2006): Prokrastination als verbreitete Arbeitsstörung. "Aber morgen fange ich richtig an!", In: Personalführung 6/2006, S. 64-78. Literatur - Ratgeber Passig, K. & Lobo, S. (2008): Dinge geregelt kriegen ohne einen Funken Selbstdisziplin. rowohlt Berlin. Rückert, H.-W. (2002): Schluss mit dem ewigen Aufschieben! Wie Sie umsetzen, was Sie sich vornehmen. Campus Verlag. Frankfurt/ New York. Stollreiter, M. (2006): Aufschieberitis dauerhaft kurieren - Wie Sie sich selbst führen und Zeit gewinnen. mvg Verlag, Heidelberg. 27 30 Vortrag im Rahmen der Reihe "querab", 14.06.2010, Dipl.-Psych. Catrin Grobbin 5