Clusterpolitik: akademische Kritik an der

Ähnliche Dokumente
5. W e i m a r e r W i r t s c h a f t s f o r u m " I n n o v a t i o n "

EIN PROJEKT DES SÄCHSISCHEN STAATSMINISTERIUMS FÜR WIRTSCHAFT, ARBEIT UND VERKEHR DURCHGEFÜHRT VON VDI/VDE INNOVATION + TECHNIK GMBH

Podium Möglichkeiten der INTERREG Förderung in Berlin- Brandenburg

Pharmazeutische Biotechnologie im Innovationsraum Europa

Clusterentwicklung und Clusterpolitik. zwischen Wachstum und Lock-In. Lars Schieber

Erfolgsfaktoren für Clusterstrategien. Dr. Gerd Meier zu Köcker iit Institut für Innovation und Technik

Lokale Cluster Entstehung und politische Möglichkeiten

Gemeinsame Innovationsstrategie Berlin-Brandenburg

Innovationsförderung in Niedersachsen. Dr.-Ing. Stefan Franzke

Erfolgsfaktoren für innovative Leitmärkte Prof. Dr. Knut Blind, Fachgebiet Innovationsökonomie, TU Berlin, Fraunhofer FOKUS

Positionen der IHK Nürnberg für Mittelfranken

InnovationsAllianz Hamburg

Vorstellung des EFRE-Programms und der Regionalen Innovationsstrategie für Rheinland-Pfalz

Einführung in Managementinformationssysteme

Strategische Kooperationen im Mittelstand

1. Niedersächsische EFRE-Messe

Die Entwicklung der INNOVATIONSOFFENSIVE HOLZ beruht auf den Ergebnissen der Befragungen von Unternehmen aus der Holzbranche

DIGITALE AGENDA DES LANDES SACHSEN-ANHALT. Magdeburg,

Entwicklung von wirksamen regionalen Innovationssystemen in ländlichen Regionen

Dialogforum Fachkräftesicherung

Die Rolle der Normung in der Innovations- und Technologiepolitik des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie

Forschungsstrategien von Unternehmen: Gibt es Unterschiede zwischen KMU und großen Unternehmen?

ESPRESSO - Dipl.-Ing. Martin Fabisch

Forschungs- und Innovationsstrategien zur Förderung von smart Specialisation - Beispiel Clusterpolitik in Baden-Württemberg

Wissensabsorption und internationale Wettbewerbsfähigkeit von Schwellenländen

AutoCluster.NRW Kölner Str Mülheim an der Ruhr

Validierungsförderung FLÜGGE

Lissabonner Erklärung zur Gesundheit am Arbeitsplatz in kleinen und mittleren Unternehmen KMU (2001)

OECD Urban Renaissance Studien: Berlin. Wege zu einer integrativen Strategie für sozialen Zusammenhalt und wirtschaftliche Entwicklung

NEUE PROGRAMME FÜR DEN MITTELSTAND: FÖRDERUNGEN AUS EU UND BADEN-WÜRTTEMBERG. INNOVATIONEN - INTERNATIONALISIERUNG - FINANZIERUNG - FACHKRÄFTE

Innovationspakt für die Europäische Metropolregion Nürnberg Innovationskraft für eine der bedeutendsten High-Tech- Regionen Europas

Innovationspakt für die Europäische Metropolregion Nürnberg Innovationskraft für eine der bedeutendsten High-Tech- Regionen Europas

Hessen-Umwelttech vor Ort

Empirische Analyse spezifischer Handlungsbedarfe und Potenziale in der Region Braunschweig (ehem. Reg.-Bez. Braunschweig)

Die Logik der Kohäsionspolitik

Dr. Andreas Borchardt, KiWi GmbH

Wolfgang Eichhammer Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung (ISI), Karlsruhe

How To Implement The Small Business Act

Europäische Union Investition in Bremens Zukunft Europäischer Sozialfonds. im Land Bremen ESF. Der Europäische Sozialfonds.

Standortvorteile durch Kompetenzbündelung Profilbildung für Frankfurt RheinMain durch das HOLM

Die Clusterpolitik Baden-Württembergs und ihre Einbettung in die EFRE-Strategie des Landes

CLEANTECH Initiative Ostdeutschland

URBACT III Nationaler Infotag Deutschland. Essen, 15. September 2014

Prof. Dr. Thorsten Posselt

Diversifikation und Kernkompetenzen

Workshop C4.2. HORIZONT 2020 die nächsten Schritte

ANALYSE DER CLUSTERPOLITIK

KONZEPT FÜR DIE VERGLEICHENDE ANALYSE VON LJUBLJANA UND GRAZ

Innovationen als kollektive Lernprozesse: Stärken und Schwächen des Europäischen Forschungs- und Innovationssystems

Inter-regionale Zusammenarbeit: Notwendigkeit und Herausforderung für informelle EE-Regionen

Inhaltsverzeichnis. Abbildungsverzeichnis. Tabellenverzeichnis. Abkürzungsverzeichnis

Projekt Zukunft und das Cluster Kommunikation, Medien und Kreativwirtschaft in Berlin

Bedeutung der industrienahen Dienstleistungen in Baden-Württemberg unter besonderer Berücksichtigung der Digitalisierung

Fokuspapiere zu den Dialogthemen

Flexibilität in der Aus- und Weiterbildung. Ansätze und Ergebnisse der Modellversuche

Umwelttechnik für die Erde von morgen Voraussetzungen für die erfolgreiche Überführung von F&E-Ergebnissen in die Praxis

Handlungsfelder im Bereich Berufliche Bildung und Arbeitsmarkt Beispiele aus der Praxis der GIZ

Frankreichs Innovationspolitik

Identifizierung besonderer Handlungsbedarfe und Potenziale in den Regionen Niedersachsens

Empirische Analyse spezifischer Handlungsbedarfe und Potenziale in der Region Lüneburg (ehem. Reg.-Bez. Lüneburg)

Die Position der Industrie zum HOLM. Dr. Thomas Aubel Ottmar Haardt Darmstadt, 11. Oktober 2012

Rheinberg, //

Start-ups und Familienunternehmen:

BUSINESS INNOVATION ENGINEERING CENTER BIEC

Learning for Jobs. OECD Review of Vocational Education and Training (VET) Tagung zur Zukunft der Berufsbildung Bern Westside, September 2010

Strategischer Ansatz: Networking oder Der Cluster Ansatz

Digitalisierung der Gesundheitswirtschaft als Chance für Bayern

Strukturmerkmale und Entwicklungsperspektiven selbstfinanzierter Ausbildungsverbünde

Berlin Partner for Business and Technology

EFRE-Regionalförderung in Baden-Württemberg

Breitbandausbau im ländlichen Raum

Hochschulen, Innovation, Region

Der Titel des Vortrags Modellvorhaben in zwei Zeilen

Presse-Information Karlsruhe, / Information Nr. / Seite 1 von 5

Ein Management für den MediaTech Hub Potsdam

Ausblick auf die künftige Strukturfondsförderung (EFRE) im Ruhrgebiet

Informationsveranstaltung Innovationen finden, schützen und umsetzen Strategien für kleine und mittelständische Unternehmen

Netzwerk und Wiki-Portal Powering Agriculture

Den eigenen Weg finden

1 Inhalte der Funktion Informationsmanagement

Evaluation Globe A Compendium on the Worldwide Institutionalization of Evaluation

Europäische Strukturfondsförderung Das EFRE-OP Überblick

Maschinenbau in Baden-Württemberg Hochwertige Maschinen, erstklassige Technologien, smarte Lösungen für Industrie 4.0 Baden-Württemberg ist das

Von der Strategie zur Umsetzung. Forum Public Sector Parc, CEBIT Astrid Strahm, stv. Leiterin Geschäftsstelle E-Government Schweiz

Soziale Kompetenzen als strategischer Erfolgsfaktor für Führungskräfte

Herausforderungen für die zukunftsfähige Transformation des Industriestandortes NRW Ziele und Einordnung der Veranstaltung

Wenn Studieren zum Normalfall wird: Handlungsoptionen für die Politik. Prof. Dr. Frank Ziegele Berlin,

BIM-STRATEGIE FÜR HAMBURG

Operationelles Programm (OP) EFRE NRW

EÜLÜ. Demografischer Wandel und Innovationsfähigkeit in der IT-Branche. Dr. Heidrun Kleefeld

Laura Gunkel. Akzeptanz und Wirkung. von Feedback in. Potenzialanalysen. Eine Untersuchung zur Auswahl. von Führungsnachwuchs.

niederösterreich fördert die regionen. mit ecoplus.

Chancen und Grenzen kommunaler Koordinierungs- und Planungsprozesse im Übergang Schule - Beruf

PATENTE IM INTERNATIONALEN WETTBEWERB

Effizienzfabrik- Innovationsplattform Ressourceneffizienz in der Produktion

INHALT. Impressum. Steinbeis Innovationszentrum Innovations- und Wissensstrategien ENSTOR: Energy Storage Network. Deichstraße Hamburg

Innovationen in Organisationen

It s the R&D that matters.

Transkript:

Clusterpolitik: akademische Kritik an der politischen i Realität was ist dran? Esther Schricke und Henning Kroll, Fraunhofer ISI Übersetzter Beitrag für die Konferenz Geography of Innovation, St. Etienne 26. Januar 2012 Source: istockphoto.com/alex com/alex Slobodkin Seite 1

Dr. Esther Schricke Telefon +49 721 6809-447 esther.schricke@isi.fraunhofer.de Dr. Henning Kroll Telefon +49 721 6809-181 henning.kroll@isi.fraunhofer.de Competence Center Politik und Regionen Fraunhofer-Institut für Systemund Innovationsforschung ISI Breslauer Str. 48 76139 Karlsruhe Seite 2

Zusammenfassung Häufig wird Clusterpolitik in generalisierender Weise dafür kritisiert, zu wenig auf die konkreten Gegebenheiten in Regionen angepasst zu sein In Wirklichkeit jedoch finden sich eher diverse als standardisierte Clusterpolitiken; was auch durchaus dem theoretischen Konzept entspricht Clusterpolitik ist wie jede Politik das Ergebnis politischer Prozesse, d.h. ihre Entwicklung folgt in Teilen einer fallspezifischen Logik Vor allem aber sie ist auch eingebettet in unterschiedliche Ausgangsbedingungen diverse Potenziale versus fokussierte Potenziale sowie politische Zielsetzungen Förderung von Beschäftigung versus Förderung von Innovationen Die untersuchten Beschäftigungs- und Technologiepotenziale i l zeigen, dass Clusterpotenziale regional sehr unterschiedlich verteilt sind Beschäftigungs- und Technologiecluster in vielen Fällen nicht in den gleichen Regionen nachzuweisen sind Somit spiegelt die Vielfalt der Clusterpolitiken auch die Verschiedenartigkeit von Regionen wider und ist als solches als Ergebnis einer Smart Specialisation zu sehen Seite 3

Inhalt Clusteransatz und Clusterpolitik Kritik iikund dkonzeptioneller Hintergrund Clusterpolitik in Deutschland Empirische Überprüfung: Beschäftigungs- versus Technologiecluster Politische Realität in Deutschland Fazit Seite 4

Von konzeptioneller Seite wird das Clusterkonzept als unscharf kritisiert i i Die akademische Literatur r kritisiert itii tdas Konzept als: Einen chaotischen, vagen, d.h. konzeptionell nicht ausgereiften, Ansatz. Die konzeptionelle Diskussion unter Entscheidungsträgern kritisiert es als: ein oft zu standardisiertes Vorgehen, das die Gegebenheiten vor Ort zu wenig berücksichtigt. einen zu häufig gewählten Ansatz, insbesondere in Bereichen, die nicht die nötigen Voraussetzungen aufweisen. Im Rahmen des hier zusammengefassten Forschungsvorhabens wurden diese Einschätzungen anhand der praktischen Gegebenheiten überprüft und bewertet Seite 5

Das Clusterkonzept liefert keine konkreten Handlungsanweisungen für die Politik ik Mit dem Clusteransatz t lenkte Michael Porter Anfang der 1990er Jahre vermehrte Aufmerksamkeit auf das (räumliche) Umfeld eines Unternehmens als Quelle von Wettbewerbsfähigkeit, Innovation und Wachstum Der hauptsächliche Verdienst des Ansatzes für die Politik ist, das regionale Umfeld von kooperierenden und konkurrierenden Unternehmen als treibende Kraft für deren Wettbewerbsfähigkeit zu identifizieren Für die Politik liefert dies die Begründung für unterstützende Fördermaßnahmen auf regionaler Ebene Porter legt jedoch keine klare Schablone für den Entwurf politischer Programme In der Konsequenz können und sollen Politikansätze, die Cluster fördern, daher auch theoretisch sehr unterschiedlich ausfallen Das Clusterkonzept als Politikinstrument ist folglich ein offenes Konzept, dessen Umsetzung gje nach Ausganglage g g variieren sollte Mögliche clusterpolitische Interventionsfelder lassen sich anhand des Porterschen Diamanten zusammenfassen Seite 6

Das Clusterkonzept zeigt auf, an welchen Stellen die Politik ik ansetzen kann Ansatzpunkte von Clusterpolitik Firmenstrategie, Struktur und Wettbewerb Fkt Faktorbedingungen bdi Wettbewerbspolitik Nachfragebedingungen Humankapital: Bildung, Aus- und Weiterbildung Venture Capital Spezialisierte Infrastruktur Kooperation bei Forschungsbedingungen Verbundene und unterstützende Branchen Netzwerkaktivitäten und Plattformen Öffentliche Nachfrage Internationalisierung (Teilnahme an Messen, Roadshows, Exportsicherung) g Quelle: in Anlehnung an Porter 1998, eigene Darstellung Seite 7

In Europa wie auch in Deutschland hat sich eine Fülle an Clusterinitiativen i i i entwickelt Der European Cluster Observatory listet t Über 3,000 Clusterinitiativen in Europa Davon allein über 100 in Deutschland Diese Initiativen sind in einer Vielfalt an Branchen und Technologiefeldern aktiv Quelle: European Cluster Observatory Seite 8

Clusterpolitik ist in Deutschland weit verbreitet Clusterpolitik geht in Deutschland von allen politischen Ebenen aus Bund Bundesländer Kommunen und Regionen Inzwischen finden sich in fast allen Regionen politisch geförderte Clusterinitiativen Neben einzelnen Initiativen bestehen vielfältige Programme mit zumindest implizit strategischen Charakter Quelle: eigene Darstellung Seite 9

Die dargestellten Zusammenhänge werfen Fragen auf Einerseits deutet vieles darauf hin, dass eine generelle Kritik am Clusterkonzept und seiner politischen Anwendung überzogen ist Andererseits ist bei der Vielzahl an clusterpolitischen Maßnahmen keine eindeutige, klar erkennbare Systematisierung erkennbar Aus diesem Befund leiten sich folgende Fragen ab: Ausgehend von den Rahmenbedingungen, die die Politik vorfindet: Welche Potenziale, die gefördert werden können, liegen vor? Ausgehend von den politischen Zielen die Clusterpolitik offen lässt: Welche Zielsetzungen werden mit der Clusterpolitik verfolgt? Seite 10

Beschäftigungscluster sind in Deutschland weit verbreitet, aber heterogen (1/2) Beschäftigungscluster* in Deutschland Bruttoinlandsprodukt 2009 (Quartile) * identifiziert basierend auf European Cluster Observatory Quelle: Daten und methodischer Ansatz lt. European Cluster Observatory, eigene Analyse und Darstellung Seite 11

Beschäftigungscluster sind in Deutschland weit verbreitet, aber heterogen (2/2) Die Darstellung der Beschäftigungscluster* zeigt In fast allen Regionen sind Clusterpotenziale vorhanden (Spezialisierung & kritische Masse) Die vorgefundenen Spezialisierungen unterscheiden sich Technologieintensive Branchen sind eher im Süden Deutschlands angesiedelt Traditionelle Branchen finden sich vor allem in der Mitte Deutschlands Die größten Städte sind in Dienstleistungsaktivitäten spezialisiert Auf natürlichen Ressourcen basierende Stärken finden sich vor allem im Norden und Osten Deutschlands Die Anzahl vorgefundener Beschäftigungscluster t variiert Potenziale für beschäftigungsfokussierte Clusterpolitik finden sich in vielen Regionen und dort häufig in mehreren Bereichen * Definiert entsprechend und basierend auf Daten des European Cluster Observatory Seite 12

Die Verteilung von Technologieclustern ist deutlich stärker konzentriert (1/2) Technologiecluster* in Deutschland Patentintensität (Quartile) * identifiziert ifi i basierend auf EPO-Patentanmeldungen Quelle: Methodischer Ansatz lt. European Cluster Observatory, Daten OECD und EPO, eigene Analyse und Darstellung Seite 13

Die Verteilung von Technologieclustern ist deutlich stärker konzentriert (2/2) Die Darstellung der Technologiecluster zeigt In vergleichsweise wenigen Regionen weisen die Patentdaten auf eine deutliche Clusterung technologischer Stärken hin (Spezialisierung & kritische Masse) Die räumliche Spezialisierungsmuster sind wesentlich deutlicher ausgeprägt als im Fall der Beschäftigungscluster Generell sind nicht mehr als ein oder zwei Spezialisierungsfelder pro Region vorzufinden Potenziale für technologieorientierte Clusterpolitik finden sich in wenigen Regionen, und sind dort meist auf ein bis zwei Felder begrenzt Seite 14

Beschäftigungs- und Technologiecluster finden sich selten in denselben Regionen (1/2) Regionale Spezialisierung in Technologie- und Beschäftigungscluster in Deutschland (NUTS 2-Ebene) Anmerkung: Nur für die vier hier dargestellten Technologien bzw. Beschäftigungscluster t ist ein direkter Vergleich der Daten möglich. NUTS 2-Ebene entspricht in der Regel Regierungsbezirken Quelle: European Cluster Observatory, Europ. Patentamt (EPO), eigene Darstellung Seite 15

Beschäftigungs- und Technologiecluster finden sich selten in denselben Regionen (2/2) Für einige Branchen und Technologien ist ein direkter Abgleich der räumlichen Verbreitung von Clusterpotenzialen hinsichtlich Beschäftigung und technologischer Potentiale möglich. In diesen ergibt sich folgendes Bild: Einige Regionen weisen Potenziale für beschäftigungsorientierte Clusterpolitik auf, Andere Regionen weisen Potenziale für technologieorientierte Clusterpolitik auf, Eher selten fallen technologische und Beschäftigungsspezialisierung zusammen. In der Realität fallen Clusterpotenziale hinsichtlich Technologie und Beschäftigung meist nicht zusammen Vor diesem Hintergrund müssen politische Entscheidungsträger klare Ziele definieren je nach Zielsetzung Beschäftigungsförderung vs. Innovationsförderung ergeben sich daraus unterschiedliche Herangehensweisen für die Clusterpolitik Seite 16

Clusterpolitik unter unterschiedlichen Ausgangsbedingungen Regio onale Pot tenziale Diverse Potenziale Fokussiertes Potenziale Die Ausgangsbedingungen unterscheiden sich Während einige Regionen eine diversifizierte Wirtschaftsstruktur aufweisen, bieten andere nur in wenigen Bereichen Ansatzpunkte Weiterhin stehen junge, aufstrebende Industrien großen, z.t. traditionellen Branchen und Technologien gegenüber Seite 17

Clusterpolitik verfolgt unterschiedliche Zielsetzungen Politische Zielsetzung Beschäftigungsförderung Innovationsförderung Die politische Zielsetzung unterscheidet sich Einer eher auf Erhalt oder Schaffung von Arbeitsplätzen abzielenden Politik steht die Förderung von Technologien und Innovationen gegenüber Die entsprechenden politischen Instrumente unterscheiden sich teils recht erheblich Obwohl beide Zielsetzungen verbunden sein können, ist dies nicht immer der Fall teils wird recht klar eine Zielsetzung verfolgt Seite 18

Unterschiedliche Ziele von innovations- und beschäftigungsorientierter i i Clusterpolitik li ik Innovationsorientierte Clusterpolitik Zielt auf die nationale Wettbewerbsfähigkeit Basiert auf institutionalisierter Kooperation und/oder größeren gemeinsamen Projekten Beinhaltet umfangreiche Investitionen Wettbewerbsorientierte Form von Innovationspolitik Beschäftigungsorientierte Clusterpolitik Zielt auf die Inwertsetzung regionaler Ressourcen Basiert auf der Förderung von Wertschöpfungsketten Fördert Vernetzung innerhalb und zwischen Clustern Generiert bei geringer finanzieller Ausstattung v.a. neue Ideen Moderne, stakeholder-orientierte Form der Wirtschaftsförderung Kontinuum Seite 19

Je nach Zielsetzung werden Schwerpunkte auf unterschiedliche h Aktivitäten i gesetzt Aktivitäten die je nach Ausrichtung der Clusterpolitik als wichtig erachtet werden Aktivität Innovationsorientierte Clusterpolitik Beschäftigungsorientierte Clusterpolitik Organisieren von Treffen und Etablierung Als wichtig erachtet, Als wichtig erachtet, von Netzwerken zwischen Clusterakteuren aber unzulänglich z.t. unzulänglich Beratung hinsichtlich Fördermöglichkeiten anbieten Unterstützung bei der Implementierung von Arbeitsgruppen Fokus auf Forschung und Entwicklung Wichtig im Hinblick auf FuE-Aktivitäten Breites Beratungsangebot, oft mit dem Fokus auf KMU Betrifft diverse Bereiche (z.b. Ausbildung, Einkauf, FuE, etc.) Agieren als Türöffner auf nationaler und Wichtig, um Fördermittel für FuE Weniger bedeutsam, eher europäischer Ebene einzuwerben Standortmarketing Agieren als Vermittler zwischen Wissenschaft und Wirtschaft Zur Verfügung stellen eines clusterspezifischen Budgets, um gemeinsame Projekte zu realisieren Zentrales Element vieler Aktivitäten Gängiges Element Komplementäre Tätigkeit Selten, gemeinsames Einwerben von Drittmitteln Seite 20

Ansätze von innovations- und beschäftigungs- orientierter i Clusterpolitik li ik unterscheiden sich Innovationsorientierte Clusterpolitik Beschäftigungsorientierte Clusterpolitik Bund Initiator Länder Regionen/Kommunen Wettbewerbe um Fördermittel Umse etzung Definition von Themenfeldern im politischen Prozess Vorgabe von Themenfeldern Initiierung neuer Initiativen Aufgreifen bestehender Bottom-up-Initiativen Seite 21

Faktisch orientieren sich aktuelle Strategien an Ausgangssituation i und politischem i Ziel Diverse Potenziale Beispiele e Reg gionale Potenzial Fokussierte Potenziale Beschäftigungsförderung Innovationsförderung BioRegio Politisches Ziel Seite 22

Fazit Aus analytischer Perspektive ist es nicht sinnvoll Clusterpolitik als solche zu bewerten, auch aus konzeptioneller Sicht gestaltet sich dies schwierig Die Frage sollte deshalb lauten: Welche politischen Ziele in welchem Kontext werden und wurden mit Clusterpolitik sinnvoller Weise verfolgt? Unsere Untersuchung zeigt, dass in Deutschland eine Reihe von Clusterpolitiken entwickelt wurden, die auf gezielt auf bestehenden regionalen Potenzialen aufsetzen und die mit ihnen jeweils verfolgten politischen Ziele widerspiegeln i Auch wenn die aktuelle Verbreitung des Begriffes Clusterpolitik vermutlich mittelfristig wieder etwas abnehmen wird, lässt sich daher festhalten: Viele (wenn auch nicht alle) der aktuell bestehenden clusterpolitischen li i Strategien liefern daher wichtige Erfahrungswerte und Anregungen für zukünftige Förderansätze Teile der aktuell umgesetzten clusterpolitischen Strategien können als erfolgreiche Beispiele einer strategischen Spezialisierung betrachtet und analysiert werden Konkret kann dies eine zentrale Rolle bei der für die nächste Strukturfondsperiode geforderten Erarbeitung regionaler Smart Specialisation Strategien spielen Seite 23

Anhang Seite 24

Methodisches Vorgehen Beschäftigungscluster Berechnung von Lokalisationsquotienten basierend auf den Daten zu 38 Beschäftigungsclustern des European Cluster Observatory auf NUTS 2 Ebene Cluster basieren hier auf zwei Schwellenwerten: Lokalisationsquotient 1,5 Zusätzlich wurde ein weiterer Schwellenwert definiert, der eine kritische Masse bemisst: die Beschäftigung pro Cluster, muss über dem Durchschnitt aller NUTS 2 Regionen liegen Technologiecluster Berechnung von Technologieclustern basiert auf Daten des Europäischen Patentamtes Cluster basieren hier auf zwei Schwellenwerten: Lokalisationsquotient 2,5 Anzahl der Anmeldungen pro Technologiefeld ist mindestens 1,5 mal größer als der Durchschnitt aller deutschen NUTS 2 Regionen Seite 25