Fachkräftemangel in der Fügetechnik - Bestandsaufnahme, Analyse, Maßnahmen und Ausblick

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Transkript:

Fachkräftemangel in der Fügetechnik - Bestandsaufnahme, Analyse, Maßnahmen und Ausblick 1. Bestandsaufnahme Der DVS - Deutscher Verband für Schweißen und verwandte Verfahren hat die Aufgabe, aktuelle Trends und Entwicklungen in der Schweiß- und Fügetechnik für seine Mitglieder zu analysieren, zu verfolgen und wenn möglich gemeinsam mit seinen Mitgliedern Lösungen zu entwickeln und diese umzusetzen. Eine besondere Entwicklung stellt der zunehmende Fachkräftemangel in Unternehmen der Schweiß- und Fügetechnik dar viele Unternehmen beschäftigen sich derzeit intensiv mit diesem Thema - nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa und besonders in den Vereinigten Staaten von Amerika. Um für Deutschland verlässliche Aussagen zu erhalten, wurde Ende des Jahres 2007 eine Umfrage unter allen Mitgliedsunternehmen des DVS aus Industrie und Handwerk zur Situation der Fachkräfte durchgeführt. Die Ergebnisse dieser Umfrage belegen bei einer guten Rücklaufquote in der Fragebogenaktion von fast 25% - den zum Teil bereits jetzt gravierenden Mangel an Fachkräfte in Unternehmen der Schweißund Fügetechnik. Im Folgenden sind die wesentlichen Ergebnisse dieser Umfrage zusammengefasst: 63 % der Unternehmen räumen zwar dem Thema des demographischen Wandels einen hohen Stellenwert für die weitere Entwicklung ein allerdings gibt es bei dem überwiegenden Teil der Unternehmen noch keine durchgängige Strategie, um auf diese Situation zu reagieren 75 % der befragten Unternehmen gaben an, große Schwierigkeiten zu haben, Fachkräfte für Ihr Unternehmen zu finden. Als am meisten gesuchte Fachkräfte wurden mit 53 % Schweißer(in) genannt, mit 27 %Schweißfachingenieure(in) und mit 34 % sonstige Fachkräfte wie z.b. Schlosser, Metallbauer u. a. Als Schwierigkeiten (Mehrfachnennungen waren möglich) bei der Fachkräftesuche wurden benannt: 49 % gaben an, dass keine Fachkräfte verfügbar seien, 45 % gaben an, dass die verfügbaren Fachkräfte nicht ausreichend qualifiziert seien, 22 % gaben sonstige Gründe an. Lediglich 36 % der befragten Unternehmen haben Vorsorge für in naher Zukunft ausscheidende Fachkräfte getroffen und bereits Nachfolger gefunden. 54 % der Unternehmen haben jedoch noch keine Nachfolger für Stellen, die frei werden und wiederbesetzt werden sollen, in Aussicht, so dass sich in Zukunft der Fachkräftemangel wohl noch verstärken wird. 42 % der befragten Unternehmen gaben an, dass aufgrund fehlender Fachkräfte bereits heute - und in Zukunft zunehmend - Aufträge nicht oder nur teilweise ausgeführt werden können. Als Folge hieraus sind bereits jetzt Umsatzeinbußen bei den Unternehmen zu verzeichnen. 1

Nachfolgend einige Statements der befragten Unternehmen: Ein Maschinen-, Apparate- und Stahlbau-Unternehmen schrieb: Wir, als ein großer Auftragsfertiger mit ca. 450 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von über 50 Mio. Euro, bilden pro Jahr ca. 20 junge Menschen aus, dass heißt es befinden sich immer ca. 75 junge Menschen zur Ausbildung in unserem Hause. Ebenfalls bieten wir sehr viele Plätze für Schnupperlehrlinge, Praktikanten und Diplomanden in unserem Unternehmen an. Auf diese Weise versuchen wir bereits heute, dem demographischen Problem entgegenzuwirken. Ein Maschinenbauunternehmen schrieb: Wir setzen stark auf eigene Ausbildung, aber wir haben das Problem, dass gute Fachleute gerne abgeworben werden. Damit haben wir das Problem, dass wir viel Geld in die Ausbildung der Fachkräfte stecken und dann keinen Nutzen daraus ziehen können. Es könnte mit Sicherheit durch finanzielle Unterstützung der ausbildenden Firmen Anreize geschaffen werden, dass mehr Firmen wieder ausbilden. Wir als 35 Mann-Unternehmen bilden zurzeit acht Lehrlinge aus. Natürlich ist intensive Ausbildung der richtige Ansatz, um auf den demographischen Wandel zu reagieren, aber uns erreichte auch das folgende Statement eines Stahlbau- /Metallbauunternehmens: Wir haben unseren Betrieb aufgelöst. Wesentliche Gründe hierfür waren der Wettbewerb aus Billiglohnländern sowie der verschärfte Mangel an Fachkräften. 2. Analyse Um dem Fachkräftemangel in den Unternehmen der Fügetechnik also aktiv entgegen zu wirken, wird intensive Ausbildung, ergänzt um überbetriebliche Lehrlingsunterweisung, allein nicht ausreichen, deshalb werden im DVS gegenwärtig die folgenden weiteren Überlegungen diskutiert: Arbeitnehmer müssen länger qualifiziert im Berufsleben verbleiben können! Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland muss möglich sein! Junge Menschen müssen schnell für die Fügetechnik gewonnen werden! Nachwuchsförderung muss mehr als bisher vorrangige Aufgabe in den Unternehmen und den Organisationen der Fügetechnik sein auch beim DVS selbst! Das bisher nicht genutzten Fachkräftepotential der Fügetechnik muss gezielt angesprochen werden! Das Image der Fügetechnik muss nachhaltig verbessert werden! Im Folgenden werden einige Ansätze zusammengefasst, um auf den Fachkräftemangel in der Fügetechnik zu reagieren. Es handelt sich dabei um erste Maßnahmen, weitere Maßnahmen müssen folgen! Das vorliegende Arbeitspapier versteht sich als Anregung an alle Mitglieder im DVS und an die Öffentlichkeit, die Konsequenzen aus der demographischen Entwicklung zu diskutieren und konkrete Lösungen zu entwickeln und diese umzusetzen. 2

3. Maßnahmen Wie lange können Fachkräfte im Unternehmen tätig sein? Arbeitnehmer müssen wenn möglich länger qualifiziert in den Unternehmen tätig sein und effektiv eingesetzt werden können. Für die Fügetechnik muss dabei sicherlich zwischen ausführendem Personal (wie z. B. Schweißer) und planendem oder aufsichtsführendem Personal (wie z. B. Schweißfachingenieur) unterschieden werden. Bei der erst genannten Gruppe müssen natürlich besonders arbeitsmedizinische Gegebenheiten berücksichtigt werden. In vielen Fällen wird eine längere Beschäftigung nur durch Umschulung und Weiterbildung möglich sein. Eine solche Umschulung oder Weiterbildung muss allerdings frühzeitig geplant werden und sie muss frühzeitig auch parallel zur noch laufenden Tätigkeit begonnen werden. Ein Nachlassen der körperlichen Belastbarkeit kann normalerweise nicht durch ein Mehr an Erfahrung kompensiert werden, deshalb müssen wenn möglich Arbeitsplätze abwechslungsreicher gestaltet werden. Es wird empfohlen, schon bei jüngeren Schweißern die Tätigkeit durch häufigen Wechsel der Belastung und durch Weiterbildung zu erhalten, dann können Schweißer auch später anspruchsvollere Aufgaben bewältigen, die abwechslungsreicher sind. Förderprogramme wie das Programm WeGebAU 2008 der Bundesagentur für Arbeit bieten interessante Ansatzpunkte für Unternehmen. Für Beschäftigte aus der zweit genannten Gruppe bestehen, sofern eine kontinuierliche und frühzeitig einsetzende Weiterbildung stattfindet, sehr gute Möglichkeiten, länger im aktiven Berufsleben zu bleiben. Nach Studien ist besonders in hoch qualifizierten Berufen ein altersbedingter Leistungsabbau bei den Mitarbeitern nicht zu beobachten. Warum nicht Fachkräfte im Ausland ausbilden und diese in Deutschland einsetzen? Durch Angebote zum Beispiel der GSI mbh, werden bereits heute Schulungen und Weiterbildungen im Ausland angeboten. Die Fachkräfte werden zurzeit für den lokalen ausländischen Arbeitsmarkt ausgebildet. Denkbar wäre es, natürlich unter Berücksichtigung von politischen und gesellschaftlichen Aspekten, zukünftig nicht nur für den ausländischen Arbeitsmarkt, sondern auch für den deutschen Arbeitsmarkt im Ausland auszubilden. Durch diese neuen Schulungs- und Weiterbildungsangebote könnten qualifizierte ausländische Fachkräfte für das Inland gewonnen werden. Ohne Schweißen ist nix mit Karriere und guten Verdienstmöglichkeiten! Die Ausbildung des jungen Fachkräftenachwuchses muss weiter gefördert werden. Hierfür muss der Bekanntheitsgrad der Berufsprofile in der Schweiß- und Fügetechnik erhöht und attraktiver gemacht werden. Für den Fachkräftenachwuchs muss klar sein, welche Verdienstund Karrierechancen Berufe in der Schweiß- und Fügetechnik bieten. Junge Menschen sollten hierbei zielgruppenspezifisch und über moderne Informationssysteme angesprochen werden. Um junge Menschen speziell zu fördern, sollten, zusätzliche zu bereits verfügbaren Darlehen, Stipendien vergeben werden können, die die Ausbildung erleichtern. Diese Stipendien sollten durch Spenden gespeist werden und vor allem an Studenten, Auszubildende und andere förderungswürdige junge Menschen vergeben werden. 3

Weiterhin sollte darüber nachgedacht werden, zukünftig Schweiß- und Fügetechnik zusätzlich neben der normalen Ausbildung für technische Berufe anzubieten. Der Auszubildende sollte die Möglichkeit haben, verschiedene Ausbildungsmodule der Fügetechnik einschließlich eines Abschlusszertifikates zu absolvieren, um so bereits als Berufsanfänger über spezielles Fachwissen zu verfügen. Jugend schweißt, Studentenkongress und mehr spezielle Angebote für junge Fachkräfte! Durch den DVS und seinen Einrichtungen wird bereits verstärkt eine professionelle Nachwuchsförderung betrieben. Eine bereits jetzt sehr erfolgreiche Maßnahme zur Nachwuchsförderung ist der Wettbewerb Jugend schweißt, der gerade im Oktober 2007 mit großem Erfolg abgeschlossen wurde und im Jahr 2009 mit seinem Bundeswettbewerb auf der Internationalen Fachmesse SCHWEISSEN & SCHNEIDEN im September 2009 fortgeführt wird. Mit diesem Wettbewerb werden besonders Auszubildende in handwerklichen Berufen für die Tätigkeit des Schweißens angesprochen. Darüber hinaus ist es unerlässlich, auch besonders die Gruppe der Studierenden, der jungen Wissenschaftler und jungen Ingenieure aktiv zu fördern. Eine erste erfolgreiche Maßnahme war ein Studententreff, der mit 70 Studenten anlässlich der Tagung DIE VERBINDUNGS SPEZIALISTEN und der Großen Schweißtechnischen Tagung 2007 in Basel durchgeführt wurde. Diese ersten Ansatzpunkte sollen nun konsequent weiter verfolgt werden. Anlässlich der nächsten Tagung DIE VERBINDUNGS SPEZIALISTEN und der Großen Schweißtechnischen Tagung 2008 in Dresden wird es erstmalig einen Kongress von Studenten, jungen Wissenschaftlern und jungen Ingenieuren geben. Der Kongress wird aktiv durch die Studenten vorbereitet und durchgeführt. Denn nur durch die aktive Einbeziehung von Studierenden, jungen Wissenschaftlern und Ingenieuren können Nachwuchskräfte für die Schweiß- und Fügetechnik gewonnen werden. Bei allen Angeboten an junge Fachkräfte müssen Information, Entertainment und Selbstverantwortung in einem guten Verhältnis stehen. Konsequente Nachwuchsförderung für die Fügetechnik sollte sowohl die handwerklich tätigen Fachkräfte als auch die akademisch ausgebildeten Fachkräfte im Blick haben. Auch Frauen können schweißen! Noch immer sind Frauen in Berufen der Schweißtechnik und der Fügetechnik deutlich unterpräsent. Dieses große Fachkräftepotential darf jedoch nicht ungenutzt bleiben. Als ein erster Schritt wird daher in diesem Jahr ein spezieller Ausbildungskurs für Frauen durch die GSI mbh angeboten. Die Teilnehmerinnen werden während ihrer Ausbildung und ihrem anschließend weiteren Werdegang durch den DVS begleitet. Die sich hieraus ergebenden Erfahrungen und Eindrücke der Frauen sollen dazu genutzt werden, weitere Frauen für Berufe in der Schweiß- und Fügetechnik zu gewinnen. Weitere Maßnahmen werden folgen. Neben dem zuvor genannten Ausbildungskurs wird in der Schweißtechnischen Lehr- und Versuchsanstalt Hannover, Niederlassung der GSI mbh ein Lehrgang zur Zerstörungsfreien Prüfung speziell für weibliche Arbeitnehmer angeboten. 4

Fügen ist cool, clever und clean! Berufe in der Schweiß- und Fügetechnik haben noch immer zu Unrecht den Ruf dusty, dirty and dangerous zu sein. Diesem Image wird der DVS mit der Kampagne Fügen: cool, clever and clean entschieden entgegentreten. Das Jahr der Fügtechnik, das unter dieser Überschrift steht, startet im September 2008 mit der Tagung DIE VERBINDUNGS SPEZIALISTEN in Dresden. Von März bis Juni 2009 werden neben den regionalen Jugend schweißt - Wettbewerben auch Innovationen in der Fügetechnik durch Events in einzelnen regionalen Einrichtungen präsentiert und mit Studenten, jungen Ingenieuren und Wissenschaftlern diskutiert. Im August 2009 werden die Ergebnisse der Studie zur Wertschöpfung und Arbeitsplätze durch Fügetechnik in Deutschland und Europa vorgestellt werden. Das Jahr der Fügetechnik findet seinen Höhepunkt im September 2009 mit der internationalen Fachmesse SCHWEISSEN & SCHNEIDEN in Essen. 4. Ausblick Die demografische Entwicklung in Deutschland ist bekannt. Für die Unternehmen ergibt sich unter anderem als Konsequenz, dass bereits ab dem Jahre 2010 (also in wenigen Jahren) das Angebot an Arbeitskräften zum Teil beträchtlich absinkt. Selbst hohe Zuwanderung, sollte diese denn tatsächlich erfolgen, kann diesen Trend nicht stoppen. Ursachen für diesen Trend lassen sich nicht mehr umkehren. Wenn die Gesellschaft immer älter wird, können die Erwerbstätigen nicht immer jünger werden. Konsequenzen daraus sind nicht nur ein regional wirksamer Mangel an Fachkräften, sondern auch alternde Belegschaften. Der Umgang mit alternden Belegschaften ist damit eine zentrale Herausforderung für die nächsten Jahre, gerade für kleine und mittlere Unternehmen sind alternde Belegschaften ein besonders wichtiges Thema. Unternehmen können nicht nur mit jungen Mitarbeitern erfolgreich sein. Es ist bekannt, dass Leistungskraft und Innovationsfähigkeit weniger mit dem biologischen Alter zu tun haben, als viel mehr damit, ob Menschen in ihren individuellen Lebens- und Berufsverläufen fördernden oder hemmenden Bedingungen unterliegen. Das frische Wissen der Jungen und das Erfahrungswissen der Älteren muss zusammengebracht werden. Nur wenige Unternehmen stellen sich auf das Altern ihrer Belegschaft ein. Es müssen konkrete Lösungen für Unternehmen erarbeitet werden, um mit ihren älteren Belegschaften innovativ und marktfähig zu bleiben. Der Fachkräftemangel in Unternehmen der Schweiß- und Fügetechnik ist bedrohlich. Unternehmen haben Schwierigkeiten, geeignete Fachkräfte zu gewinnen und diese zu halten. Unternehmen verlieren dadurch ihren wirtschaftlichen Schwung, und der Fachkräftemangel dämpft bereits den Beschäftigungsaufbau in Deutschland. 5

Kreative Lösungen sind gefragt: Senden Sie uns Ihre Kommentare und Anregungen! DVS Deutscher Verband für Schweißen und verwandte Verfahren Aachener Str. 172 40223 Düsseldorf Frau Dipl.-Betrw. Anke Wiesner Telefon: 0211/1591-108 Fax: 0211/1591-100 e-mail: anke.wiesner@dvs-hg.de Wir danken allen Mitwirkenden. Unser insbesondere Dank gilt: Herrn Dipl.-Ing. C. Ahrens, SLV Duisburg, Niederlassung der GSI mbh Herrn Prof. Dr.-Ing. H. Flegel, Daimler AG Herrn Dr. rer. pol. P. Hurler, Fachhochschule Neu-Ulm Herrn Dr.-Ing. Dr. sc. Tech. K.-D. Lang, Fraunhofer IZM Frau Dipl.-Betrw. S. Szczesny-Oßing, EWM Hightec Welding GmbH Herrn Dipl.-Ing. H.-M. Umbach, Handwerkskammer Braunschweig Herrn K. Windeck, Metallbau Windeck GmbH Düsseldorf, den 28. Februar 2008 6