Peter F. Schmid Sigmund-Freud-Universität Wien Institut für Personzentrierte Studien (IPS), Wien

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Transkript:

Peter F. Schmid Sigmund-Freud-Universität Wien Institut für Personzentrierte Studien (IPS), Wien MITEINANDER & EINANDER-GEGENÜBER Personzentrierte Gruppentherapie und Gruppenarbeit GwG-Akademie, Braunschweig, 23.-25. 11. 2007

MITEINANDER & EINANDER-GEGENÜBER Personzentrierte Gruppentherapie & Gruppenarbeit Die Bedeutung der Gruppe für Persönlichkeitsentwicklung: Der Mensch als Gruppenwesen die Person im System - die Gruppe als Ort der Therapie Individuum und Gesellschaft: Die Gruppe als Ort der Auseinandersetzung mit individuellen, zwischenmenschlichen und gesellschaftlichen Problemen Encounter & Präsenz: Die Kunst personaler Begegnung und wie man sie erlernen kann Indikation: Wann und für wen ist Gruppentherapie hilfreich? Setting: Zusammensetzung Vorbereitung Strukturierung Prozessreflexion: Elemente und Entwicklungsphasen in Gruppen Wirkfaktoren: Wodurch geschieht Hilfe und Veränderung? Der/die Gruppenleiter/in als Facilitator: Was ist anders als in der Einzeltherapie? Schwierige Gruppensituationen: Anfänge Problemphasen - Abschlüsse Un-Mittel-barkeit: Wie steht es mit Übungen, Methoden und Techniken? Nicht nur Gesprächs -Therapie: Kreative Formen der Gruppenarbeit, wie z.b. personzentrierte Arbeit mit dem Körper, mit Spiel und Theater, personzentrierte Aufstellungen u. a.

die vermutlich potenteste soziale Erfindung des 20. Jahrhunderts Carl Ransom Rogers 1902-1987 Zeichnung v. D. Land

Die Bedeutung der Gruppe für die Persönlichkeitsentwicklung Der Mensch als Gruppenwesen Carl Rogers: Gruppe als Anwendung der Zweierbeziehung Gruppe als Organismus Max Pagès: Gruppe als Subgruppe der Menschheit John K. Wood: Das Individuum erschafft die Gruppe, die es erschafft. Die Person im System Kommt der Gruppe eine eigene Identität zu? Lewin: Das Ganze =/= Summe der Teile Rogers: Die Weisheit der Gruppe Teilhard de Chardin: Universale Personalität Die Gruppe als Ort der Therapie

Einige Fragen zu Beginn Struktur sowenig als möglich, so viel als nötig personzentriert arbeiten kann durchaus strukturiert sein Leiter / Facilitator Der Gruppenleiter als kongruenter Gruppenteilnehmer Wer ist der Experte? Methoden und Techniken Vertrauen kennt kein um zu Ausbildung als Persönlichkeitsentwicklung, nicht als Sammeln von Handwerkszeug Gesellschaftspolitische Aspekte Personzentrierter Ansatz steht quer zu traditionellem Effizienzdenken Ein revolutionärer Ansatz im Gesundheitssystem

Gruppe Gruppendynamik Gruppenpsychotherapie /1 Gruppe =/= Ansammlung von Individuen; =/= Kollektiv; = eigenständige Größe als Schnittstelle von Individuum & Gesellschaft, in der die Person ihre sozialen und individuellen Qualitäten entfaltet mehrere Personen in direktem Kontakt mit gemeinsamen Wertvorstellungen und Normen, Interessen und Zielsetzungen spezifische, strukturierte und flexible Form von: Interaktion, Rollen, Kommunikationsmustern & Traditionen

Gruppe Gruppendynamik Gruppenpsychotherapie /2 Gruppendynamik a. Phänomen der Dynamik einer Gruppe b. Wissenschaft von der Dynamik einer Gruppe c. Methode der Gruppenarbeit als Praxis lt. a. & b Gruppenpsychotherapie - des Einzelnen in [vor] der Gruppe - der Gruppe als ganzer - durch die Gruppe

Individuum Gruppe - Gesellschaft Die Gruppe als Ort der Auseinandersetzung mit individuellen, zwischenmenschlichen und gesellschaftlichen Problemen Die Gruppe als primäre Gegebenheit Moreno: Die Gruppe als eigentlicher Ort der Psychotherapie Der Personzentrierte Ansatz als Gruppenansatz historisch, inhaltlich (philosophisch, psychologisch), personzentriert Rogers: Der Mensch ist unheilbar sozial. Die Gruppe als Schnittstelle zwischen Person und Gesellschaft Die politische Bedeutung der Gruppe liegt in ihrer antizipatorischen Funktion

Paar & Gruppe Die Gruppe als Ort der Personwerdung In der Gruppe passiert die Vielfalt des Lebens live Die Zweierbeziehung als besonderer Schutzraum Auch in der Einzeltherapie sind die Anderen präsent Der Ansatz ist personzentriert, nicht gruppenzentriert

Gruppen leiten : Facilitator sein Führung ist eine Funktion der Gruppe Führen heißt erfahren bzw. vertraut machen Der Facilitator ist ein Förderer Der Faclitator ist Gruppenmitglied Der Facilitator ist Mit-Spieler Der Facilitator ist Experte dafür, kein Experte für andere zu sein Der Facilitator setzt sein Vertrauen in die Aktualisierungstendenz, nicht in seine Fertigkeiten Der Facilitator ist ein Modell Der Facilitator ist Platzhalter für die Leiterrolle Der Facilitator ist convenor (Wood) Der Facilitator ist naiver und spontaner Forscher (Pagès) Der Facilitator ist Instrument zur Förderung des Dialogs (Pagès) Der Facilitator ist Gruppendynamiker (Balance zw. Personen & Gruppe) Die GruppenteilnehmerInnen sind Co-Facilitator

Der Mensch als Person PERSON Peter F. Schmid I. Wortherkunft und -bedeutung II. III. Begriffsgeschichte Der Mensch als Person im Personzentrierten Ansatz 1

Encounter Begegnung BEGEGNUNG ein staunendes Zusammentreffen mit der Wirklichkeit des Anderen R. Guardini, 1955

Begegnung in der Gruppe sich als Person ins Spiel bringen von Person zu Person: Einander - Gegenüber»Betroffenwerden vom Wesen des Gegenüber Stehenden«(Guardini 1955) An-Erkennung als Person statt Erkenntnis über den Anderen Widerstand dem Selbst bieten Der Klient gibt sich zu erkennen und zu verstehen Dialogische Spannung

Gegenwärtigkeit in der Gruppe Ant-Wort auf den An-Spruch Gegenwart werden: Präsenz (»prae-esse«) Gegenwärtigsein und Vergegenwärtigung des Anderen vom Wahrnehmen zum Annehmen Prinzipielle Nichtdirektivität (Absichtslosigkeit)»Leibhaftes Zusammenspiel«(Buber 1962/63) Spirituelle Dimension Handeln im Kairos Un-Mittel-barkeit Person als Antwort (auf den Anruf eines leidenden Menschen)

Literatur Schmid, Peter F., Personzentrierte Gruppenpsychotherapie. Ein Handbuch. Bd. 1: Autonomie und Solidarität, Köln (Edition Humanistische Psychologie) 1994, Personzentrierte Gruppenpsychotherapie in der Praxis. Ein Handbuch. Bd. 2: Die Kunst der Begegnung, Paderborn (Junfermann) 1996, Im Anfang ist Gemeinschaft. Personzentrierte Gruppenarbeit in Seelsorge und Praktischer Theologie. Bd. III: Beitrag zu einer Theologie der Gruppe, Stuttgart (Kohlhammer) 1998, Personzentrierte Gruppentherapie, in: Frenzel, Peter / Keil, Wolfgang W. / Schmid, Peter F. / Stölzl, Norbert (Hg.), Klienten-/ Personzentrierte Psychotherapie. Kontexte, Konzepte, Konkretisierungen, Wien (Facultas) 2001, 294-323 Schmid, Peter F. & O'Hara, Maureen, Group therapy and encounter groups, in: Cooper, Mick / O'Hara, Maureen / Schmid, Peter F. / Wyatt, Gill (Eds.), The handbook of person-centred psychotherapy and counselling, Houndmills (Palgrave) 2007, 93-106

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