Gottesdienst vom 18. Oktober 2009 Gottesbegegnung am brennenden Dornbusch (Exodus 3,1-4,17)

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Transkript:

Gottesdienst vom 18. Oktober 2009 Gottesbegegnung am brennenden Dornbusch (Exodus 3,1-4,17) Wir haben vorhin Tian Baumann getauft. Wir haben es getan in der Hoffnung, dass auch er im Laufe seines Lebens Gott begegnen darf und zum grossen Ja Gottes, das über seinem Leben steht, später sein eigenes kleine Ja dazu kommen kann. Gott begegnen. Das tönt gut. Aber ist das mehr als eine fromme Behauptung? Gott persönlich zu begegnen wäre ja schön, aber wie bitte soll das zu und her gehen? Was braucht es, dass eine Gottesbegegnung möglich wird? Wie zeigt sich Gott uns Menschen? Was sind die Konsequenzen? Diesen drei Fragen möchte ich nachgehen. Ich tue es im Hören auf das, was uns in der Geschichte von der Gottesbegegnung am brennenden Dornbusch entgegen kommt. I. Was braucht es, dass eine Gottesbegegnung möglich ist? Bei Moses begegnet mir zweierlei: Neugierde, grundsätzliche Offenheit und gleichzeitig Ehrfurcht, Respekt vor dem Heiligen. Da muss Moses gestaunt haben. Ahnungslos steigt er auf einen Berg, in Gedanken bei den Schafen und Ziegen seines Schwiegervaters, die er gerade am Hüten ist, als er plötzlich vor einem brennenden Busch steht. Dass Büsche in der Wüste brennen, kann sein, aber merkwürdig: dieser Busch verbrennt nicht. Was geschieht da? Sieht er nicht recht? Er will näher hinschauen gehen, was los ist. Doch er hört eine Stimme, die ihn stoppt. Komm nicht näher. Du stehst auf heiligem Boden. Moses zieht die Schuhe aus und bedeckt sein Gesicht. Er realisiert, dass Gott ihm begegnet. Das löst Ehrfurcht aus - Respekt vor dem, der grösser ist als wir alle zusammen und den niemand von uns ganz fassen kann. Gott begegnen zu können hat sehr viel zu tun mit unserer Bereitschaft, mit offenen Augen und Herzen zu leben und auf das achten, was um uns geschieht, unerwartet und mitten im Alltag. Plötzlich sehe ich etwas, was besonders ist, speziell, ein Wunder. Es löst Staunen aus, aber auch Ehrfrucht vor dem Leben und dem Schöpfer, der uns das alles geschenkt hat. Es kann geschehen, wenn ich wie vorhin bei der Taufe ein kleines Kind auf die Arme nehme und es mich anlächelt. Unvergesslich der Moment der Geburt. Gewaltig, was sich im Mutterleib entwickelt hat und nach grosser Anstrengung ans Licht dieser Welt kommt. Oder auch der Moment des Sterbens berührt sehr. Holy Moments! Diese Welt ist voller Wunder. Wir müssen sie nur sehen wollen. Es lohnt sich, Sendungen wie Welt der Wunder zu schauen und vermehrt staunen zu lernen. Es wird uns bewusst: Es ist uns ganz viel anvertraut, zu dem wir Sorge tragen wollen.

Das alles sind Gottesbegegnungen. Diese Welt ist voller Möglichkeiten zur Gottesbegegnung, wenn wir nur genug gut hinschauen. Das Reden Gottes ist nicht immer so spektakulär wie bei Moses am Dornbusch. Aber er spricht. Auch heute noch. Oft sind es Ideen, Gedanken. Manchmal ganz spontan oder über längere Zeit und immer wiederkehrend. Es lässt uns etwas nicht los. Nicht selten spricht Gott direkt durch sein Wort, die Bibel, oder durch Menschen, die uns begleiten. Es gibt auch Momente, da spricht er durch Bilder, Träume und Visionen. Entscheidend ist, dass wir offen für das sind, was Gott uns sagen will, auch wenn es nicht immer unseren Vorstellungen entspricht. Was bei Moses ganz überraschend geschieht, braucht bei uns Zeit. Manchmal geht es einfach darum, dass wir eine Pause einschalten. Es braucht oft Geduld, wenn eine Antwort nicht sofort kommt. Gott spricht von heiligem Boden : Wenn er spricht, ist das ein einzigartiger, eben heiliger Moment, der besondere Aufmerksamkeit verdient. Es lohnt sich, solchen Augenblicken die nötige Beachtung zu geben. Wahrnehmen zu lernen, was speziell passiert: Ich habe vor zwölf Jahren begonnen, solche Dinge im Tagebuch zu erfassen. Ich bin jetzt auf Seite 324 angelangt und es hätte noch viel mehr zu berichten gegeben. Wenn ich es lese, berührt es mich erneut und macht mir bewusst: Eigentlich begegnet mir Gott viel häufiger als ich realisiere. Ich möchte Sie einladen: Seien Sie neugierig, schauen Sie hin, was bei Ihnen und um Sie herum passiert. Seien Sie neugierig, aber respektieren Sie gewisse Grenzen. Gehen Sie nicht zu nahe heran. Und dann, wenn Sie staunen, vergessen Sie die Ehrfurcht nicht, die staunende Anbetung Gottes. Gottesbegegnung. Ich komme zur zweiten Frage: II. Wie denn zeigt sich Gott uns Menschen? Der grosse, unfassbare heilige Gott steigt herab und greift historisch fassbar ein. Gott ist aufmerksam. Selbst dann, wenn wir einen gegenteiligen Eindruck haben. Manchmal geht es aus menschlichen Sicht lange, bis wir realisieren, dass Gott um uns weiss und eingreift. Wir hören: Ich habe das Elend meines Volkes gesehen, und ihr Schreien über ihre Antreiber habe ich gehört, ich kenne eure Schmerzen. So bin ich herabgestiegen, um zu erretten und in ein schönes und weites Land zu führen. In diesen Worten steckt das, was Gott immer wieder tut und womit wir rechnen dürfen. Er sieht mein Elend. Er hört mein Schreien dort, wo ich mir in meinem Beruf oder meiner Familie gehetzt vorkomme. Er kennt meine Schmerzen: das, was mir weh tut und mich

verletzt ist. Sein Ziel ist es, mich aus der Enge in die Weite zu führen. Ein Gott, der befreit, auch von einengenden Gottesvorstellungen von einem Gott, der uns durch unerfüllbare Gebote Lasten auferlegt und dem wir nie genügen können. Auszug aus der Sklaverei in die Freiheit. Exodus! Was in der Gottesbegegnung am Dornbusch angekündigt wird, ist historisch fassbar. Das Volk Israels hat diese Befreiung wirklich erleben dürfen, auch wenn es ein langer und mühsamer Weg war. Auch später greift Gott ein und zeigt sich in dieser Welt. Am eindrücklichsten in Jesus Christus. Historisch klar fassbar und mit Nachwirkung bis heute. Sonst hätten wir heute nicht getauft und wären gar nicht zusammen gekommen. Das Eingreifen Gottes in die Geschichte der Menschheit ist für mich auch sehr deutlich geworden in dem, was wir in diesen Tagen feiern: Der Fall der Berliner Mauer im November 1989. Es hat angefangen mit Montagsgebeten in Leipzig. Zuerst war es eine winzige Gruppe, die sich sammelte und in schlichten Gebeten für Frieden einstand. Zuletzt war es eine riesige Bewegung, die nicht mehr zu stoppen war. Der Chef der Geheimpolizei in Leipzig sagt im Rückblick in einem Dokumentarfilm: Wir waren auf alles gefasst, nur nicht auf Kerzen und Gebete. Der grosse unfassbare Gott kommt uns immer wieder ganz nahe. Wer ist denn dieser Gott? Wie heisst er? So fragt Moses. Gott gibt eine zweifache Antwort. Zuerst: Ich werde sein, der ich sein werde. Oder wie Martin Buber, der jüdische Philosoph, übersetzt: Der ich bin da. Gott lässt sich nicht mit einem Namen fixieren. Er ist und bleibt unfassbar. Er übersteigt alle Gottesbilder, die sich Menschen machen können. Er IST einfach. Er zeigt sich, wo und wann er will. Es geht darum, dass wir offen sind und uns überraschen lassen, wie er sich immer wieder neu und anders und oft über Generationen hinweg doch als derselbe zeigt. Ein Gott, der sich nicht fixieren lässt. Und der sich gleichzeitig identifiziert mit konkreten Menschen und ihrer Lebensgeschichte. Gott sagt zu Moses, der fragt, was er sagen soll, wer denn sein Gott ist: Ich bin der Gott eurer Vorfahren, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Das ist mein Name für immer und ewig, und so soll man mich anrufen von Generation zu Generation. Ein Gott, der sich jede Freiheit lässt und gleichzeitig mit konkreten Menschenleben, mit unserer persönlichen Biographie, verbindet und unser Leben befreiend prägen will. So wie er sich bei Abraham, Isaak und Jakob zeigt, die alles andere als unantastbare heilige Figuren sind aber Menschen, die trotz allem Gott erleben und für seine Gegenwart bis heute Zeugen sind.

Das macht Mut, mich ebenso prägen zu lassen und auf Gottes Geschichte bei mir einzulasssen. Ich komme zur letzten Frage rund um diese Gottesbegegnung am brennenden Dornbusch: III. Was sind die Konsequenzen einer Gottesbegegnung für uns Menschen? Die Gottesbegegnung des Moses dient nicht bloss seiner persönlichen Auferbauung, so dass er von sich aus nun sagen kann, er sei besonders erleuchtet und sich entsprechend bewundern lässt. Das ist nie das Ziel echter Gottesbegegnung. Moses bekommt einen Auftrag, eine persönliche Berufung. Er soll das Volk Israel aus der Gefangenschaft in Ägypten in die Freiheit führen. Echte Gottesbegegnung ist nie Selbstzweck. Sie führt zum Dienst am Mitmenschen. Nur so ist sie glaubwürdig. Dieser Auftrag allerdings führt bei Moses zu Widerstand. Er findet es gut, wenn Gott eingreift und Missstände in dieser Welt verändert. Aber bitte nicht mit ihm. Wer soll ihm glauben? Wenn schon, dann gibt es andere, die besser dazu geeignet sind. Ich bin überzeugt: Wir alle begegnen Gott. Jede und jede unter uns persönlich und anders. Damit verbunden haben wir einen Auftrag, unseren Mitmenschen zu dienen. Wie bei Moses geht es darum, dass mit unserer Hilfe Menschen den Weg aus der Gefangenschaft in die Freiheit finden. Es gibt unzählige Formen von Gefangenschaften: Umstände, die Menschen in ihrer Entwicklung behindern. Es ist mehr Veränderung möglich, als wir für möglich halten. Das ist die urbiblische Überzeugung. Was bei Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich. So die Jahreslosung 2009 (Lukas 18,27). Das bedeutet allerdings nicht, dass wir bloss zuschauen bis Gott eingreift. Die Gottesbegegnung des Mose zeigt: Gott greift ein, aber er braucht dazu Menschen. Er tut es in Partnerschaft mit uns. Das Beispiel von Moses zeigt aber auch, dass Gott niemanden ins Wasser wirft und dieser dann allein schauen muss, wie er schwimmt. Gott nimmt berechtigte Widerstände ernst. Einwände sind durchaus erlaubt. Wir haben es gehört: Auf den Einwand von Moses, die Leute werden ihm nicht glauben, schenkt er ihm zwei Zeichen. Der Stab, der zur Schlange wird und der sich zurück verwandelt, als er sie am Schwanz packt. Die Hand, die weiss an Aussatz wird und nachher wieder gesund.

Auf den anderen Einwand, dass er kein Redner ist, stellt Gott Moses dessen Bruder, Aaron, zur Seite. Er ist rhetorisch sehr begabt. Gott schickt nicht nur, er rüstet aus. Er gibt uns besondere Gaben, mit denen wir den Mitmenschen dienen können, und stellt uns andere Menschen zur Seite, so dass wir es zusammen tun können. Auf diesem Weg kann niemand sich vom Auftrag, den Gott gibt, abmelden. Es geht darum, zu tun, was persönlich und gemeinsam möglich ist und zu vertrauen, dass Gott dies brauchen und noch viel mehr darüber tun wird. Das ist der Punkt! Dazu eine kleine Geschichte: Ein Schüler kam zu einem Rabbi und fragte: Früher gab es Menschen, die Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen haben. Warum gibt es die heute nicht mehr? Darauf antwortete der Rabbi: Weil sich niemand mehr so tief bücken will. Gott ist dort, wo jemand schwach ist und meine Hilfe braucht. Gott ist dort, wo jemand nicht alleine weiter weiss und meine Nähe braucht. Gott ist dort, wo jemand ausgestossen wird und meine Liebe braucht. Gott ist überall dort, wo leidende Menschen erfahren: Ich bin für dich da. Amen.