Bildungsprojekt für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge Kurzbeschreibung: Das Bildungsprojekt für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge setzt dort an, wo kein anderes Bildungsangebot greift oder passend ist. Die Jugendlichen wohnen in Wohngemeinschaften der Caritas Flüchtlingshilfe in Vorarlberg. Außerhalb des Pflichtschulalters besteht die dringende Notwendigkeit zur Schaffung von Tagesstruktur und eines dem Alter entsprechenden niederschwelligen Bildungsangebots auch mit dem Ziel, je nach individueller Befähigung, die Jugendlichen baldmöglichst und nachhaltig ins reguläre Bildungssystem weiter zu vermitteln. Auch das Kennenlernen von Land und Leuten, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Leben in verschiedenen Kulturen sind immer präsente Unterrichtsthemen. Seit Mai 2012 läuft das Bildungsprojekt für umf mit Erfolg. Täglich kommen die 14-18 Jugendlichen das gesamte Schuljahr begleitend (parallel zum Regelunterricht an öffentlichen Schulen) zum Unterricht in die Kursräumlichkeiten nach Feldkirch. Ein Teilnehmer konnte im vergangenen Projektjahr in einen Hauptschulabschlusskurs einsteigen und zwei Jugendliche traten in diesem Zeitraum in ein Lehrverhältnis über. Projektbeschreibung: 1) Was war Ihre Motivation das Projekt/die Initiative zu starten? Die Caritas Vorarlberg betreut in zwei Wohngemeinschaften unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (umf). Die Jugendlichen sind zwischen 15 und 18 Jahre alt. In den meisten Fällen kommen die Jugendlichen ohne Deutschkenntnisse und oftmals auch ohne Schulbildung nach Vorarlberg und haben auf Grund ihres Alters keine Möglichkeit im Pflichtschulsystem unterzukommen. Die Entscheidung im Asylverfahren lässt oftmals lange auf sich warten, die leeren Tage müssen dringend strukturiert und mit Tätigkeiten ausgefüllt werden.
Das Bildungsprojekt bietet diesen umf eine geregelte Tagesstruktur und den jeweiligen Vorkenntnissen der Jugendlichen entsprechend, einen niederschwelligen Zugang zu Bildung. 2) Welche Ziele im Wissens-, Bildungs- und Erfahrungsaustausch verfolgen Sie? Das Projekt verfolgt sowohl kurzfristige als auch langfristige Ziele. Die kurzfristigen Ziele umfassen: Geregelte Tagesstruktur Alphabetisierung in Deutsch Deutsch als Fremdsprache Orientierung in Vorarlberg/Österreich Erarbeitung kultureller Unterschiede und Gemeinsamkeiten Perspektiven (schulisch/beruflich) erarbeiten Lernen lernen Langfristige Projektziele sind: Vorbereitung auf den Hauptschulabschlusskurs und ggf. Begleitung desselben Berufliche Orientierung Berufsvorbereitung, Bewerbungstrainings Bildung/Wertevermittlung Es werden verschiedene Unterrichtsmethoden eingesetzt. Ein Hauptfocus liegt bei der Vermittlung der deutschen Sprache hier wird neben der Arbeit mit Lehrbuch und elektronischen Lernprogrammen auch auf ein Lernen mit allen Sinnen Wert gelegt. Theoretisch Erlerntes und Besprochenes soll auch Draußen kennengelernt werden. Exkursionen und Betriebsbesichtigungen werden regelmäßig zu unterschiedlichen Themenbereichen unternommen wichtig sind hier Erfahrungen
mit der Welt außerhalb des Flüchtlingsheims und die Eröffnung von neuen Perspektiven. Der Unterricht findet parallel zu den Unterrichtszeiten an öffentlichen Schulen immer an den Vormittagen in Räumlichkeiten der Caritas Flüchtlingshilfe in Feldkirch statt. Ein Einstieg in das Projekt ist sofort nach Ankunft des jeweiligen Jugendlichen in Vorarlberg möglich. Die Lehrpersonen und Projektmitarbeiter sind mit den BetreuerInnen der Wohngemeinschaften in engem Kontakt und Austausch. Klar kommunizierte Regeln geben den Rahmen für den Projektbesuch vor (Regelmäßige verbindliche Teilnahme, Kommunikation bei Fehlzeiten, Teilnahmebestätigungen ). 3) Welche Wirkungen hatte es/sollte es haben? Ein strukturierter Tagesablauf ist für die Jugendlichen notwendig und konnte durch das Bildungsprojekt klar geschaffen werden. Da der Unterricht täglich stattfindet, ist in den meisten Fällen auch ein sehr guter Lernfortschritt, insbesondere bei den grundlegend notwendigen Alphabetisierungs- und Sprachkenntnissen, zu verzeichnen. Den Einblick in unsere regionale Welt bieten auch die regelmäßigen Exkursionen und Betriebsbesichtigungen. Kleinere Projektarbeiten ermuntern auch zu selbständigem Erarbeiten von verschiedenen Themenbereichen (z.b. im Rahmen des Modulartigen EDV-Unterrichts). 4) Was ist aus Ihrer Sicht das Besondere an Ihrem Projekt? Das Bildungsprojekt startete im Mai 2012. In dieser Pilotphase des ersten Jahres hat sich der Bedarf bestätigt das Projekt läuft sehr gut. 14 bis 18 umf nehmen regelmäßig am Unterricht teil. Wegen der teilweise sehr unterschiedlichen Sprachund Bildungsniveaus der Schüler, müssen sich die Lehrer in der Unterrichtsgestaltung auch sehr flexibel nach dem Bedarf und den vorhandenen
Fähigkeiten richten. Dies stellt laufend große Herausforderungen an das Projekt, die gemeistert werden müssen. Das Projekt ist Angebot für jeden umf ab dem Tag seiner Ankunft in Vorarlberg und ermöglicht den sofortigen Zugang zu Basisbildung und möchte den Jugendlichen neben einer geregelten Tagesstruktur auch bestmögliche Voraussetzungen für einen evtl. späteren Einstieg in das reguläre Schulsystem, einen Hauptschulabschlusskurs und/oder für den Beginn einer Lehre bieten.
Fotos:
Caritas d. Diözese Feldkirch, Flüchtlingshilfe Dienstleistungen DSA Martin Fellacher Wichnergasse 22 6800 Feldkirch martin.fellacher@caritas.at