Kabinettsumbildung in Frankreich

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Transkript:

LÄNDERBERICHT Kabinettsumbildung in Frankreich /frankreich SARKOZY STÄRKT DIE POSITION SEINER ENGEN VERTRAUTEN UND ERNENNT MITTERRAND ZUM MINISTER Der französische Präsident Nicolas Sarkozy hat am 23. Juni 2009 eine umfassende Kabinettsumbildung vorgenommen. Es ist das dritte Revirement in seiner knapp zweijährigen Amtszeit, das er bereits am Vortag in einer sorgsam vorbereiteten Grundsatzrede vor beiden Parlamentskammern im Versailler Schloss (die ein historisches Novum darstellte) ankündigte. Nach einer erfolgreichen EU-Präsidentschaft in der zweiten Jahreshälfte 2008, dem guten Abschneiden der Regierungspartei UMP bei den Europawahlen und wieder steigenden Umfragewerten für Sarkozy stellte die Kabinettsumbildung einen folgerichtigen Schritt dar, sich für die Präsidentschaftswahl in 2012 politisch, strategisch und personell neu zu positionieren und die zum Teil ins Stocken geratene Reformagenda, mit der er seine Präsidentschaft vor zweieinhalb Jahren begann, zu reaktivieren und voranzutreiben. Sarkozys Grundsatzrede vom 22. Juni 2009 in Versailles So glich die Versailler Grundsatzrede des Präsidenten denn auch mehr einem Rechenschaftsbericht zur Lage der Nation, die weniger an die Parlamentarier, als vielmehr die Bevölkerung gerichtet war. Wenngleich sie keine grundsätzlich neuen Politikansätze enthielt, zog der Präsident jedoch eine nüchterne Zwischenbilanz der Wirtschaftskrise und verdeutlichte die künftigen innen-, wirtschafts-, finanz- und sozialpolitischen Prioritäten der Regierung in der zweiten Phase seiner Amtszeit. Sarkozy fasste damit erstmalig das Reformprogramm mit seinen Zukunftsinvestitionen vor dem Parlament zusammen. In einigen parteienübergreifenden Passagen wertete der Präsident die Krise auch als Chance für das französische Wirtschaftsmodell, rief zur Durchsetzung französischer Werte auf und verlangte letztlich einen neuen Sozialpakt mit Gewerkschaften wie Unternehmern. Die mit der Bekämpfung der Wirtschaftskrise und der Finanzierung der Zukunftsinvestitionen verbundenen zusätzlich anfallenden umfangreichen Haushaltsdefizite bezeichnete er als gute Defizite, da eine Sparpolitik selbstmörderisch wäre. Zum Finanzierungsausgleich sind Staatsanleihen und Steuerreformen vorgesehen. Frankreichs hohes Staatsdefizit wird in diesem Jahr voraussichtlich auf 7 Prozent des BIP ansteigen und überschreitet damit die Grenze des EU-Stabilitätspakts erheblich. Die Regierungsumbildung vom 23. Juni 2009 Die bereits seit Längerem erwartete dritte Umbildung der Regierung Fillon wurde am Tag nach Sarkozys Rede offiziell angekündigt sie trat mit sofortiger Wirkung in Kraft, da das neue Kabinett bereits am 24. Juni zur wöchentlichen Sitzung einberufen wurde. Nach den Europawahlen, bei denen der Landwirtschaftsminister Michel Barnier und Justizministerin Rachida Dati als EU-Abgeordnete gewählt wurden und gemäß den Regelungen des Wahlge-

2 /frankreich setzes ihr Ministeramt niederlegen müssen, sollte diese Umbildung ursprünglich nur eine kleine Anpassung darstellen, um die ausgeschiedenen Minister zu ersetzen. Doch wurde sie kurzfristig zu einer umfangreichen Kabinettsumbildung. Viele Minister, vor allem die engen Vertrauten von Sarkozy wechseln das Ressort und werden damit befördert. Acht neue Minister und Staatssekretäre treten in die Regierung ein in erster Linie UMP-Schwergewichte, welche die verschiedenen Strömungen innerhalb der Regierungspartei vertreten sollen. Auf die Öffnung der Regierung und somit die Einbeziehung von Politikern aus dem linken Lager und dem Zentrum wie sie 2007 vorgenommen wurde, um ein parteiübergreifendes Kabinett zu bilden und die Opposition zu schwächen konnte dieses Mal verzichtet werden: Nur ein Vertreter des MoDem (der zentristischen Partei von François Bayrou), Michel Mercier, wird zum Minister ernannt. Keine neuen Sozialisten treten der Regierung bei. Auch den Grünen wurde kein Posten angeboten, obwohl nach deren Rekordergebnissen bei den Europawahlen in den Medien darüber spekuliert worden war. Als coup kann aber die Ernennung von Frédéric Mitterrand zum Kulturminister bezeichnet werden. Der Neffe des ehemaligen Staatspräsidenten François Mitterrand (1981-1995) kann aber nicht als Vertreter des linken Lagers betrachtet werden. 1995 hatte er sich schon von seiner Familie distanziert und öffentlich zur Wahl von Jacques Chirac appelliert. Wegen seines Familiennamens wird dem PS aber symbolisch ein Stück seines sozialistischen Erbes genommen, was indirekt einen neuen Schlag für die Opposition darstellt. Die Anzahl der Ministerien wurde seit 2007 leicht erhöht und erreicht nun 18 (in der ersten Regierung Fillon waren es 15). Dabei ist mit 4 Ministerinnen der Frauenanteil unter den Ministern drastisch gesunken. Somit wird die Parität ein Wahlversprechen Sarkozys, die 2007 fast erreicht worden war, nicht mehr gewährleistet. Dafür ist in den letzten zwei Jahren die Anzahl der Staatssekretäre von 4 auf 19 gestiegen; 47% unter ihnen sind Frauen. Um der kulturellen Vielfalt Frankreich Rechnung zu tragen, wurde weiterhin darauf geachtet, dass auch Personen aus den Überseegebieten oder mit ausländischer Abstammung der Regierung angehören. Minister, die in ihren Posten bestätigt worden sind Nicht zuletzt diejenigen, die ihr Ministerium behalten, können als Sieger dieser Kabinettsumbildung betrachtet werden. Dazu zählt in erster Linie der Premierminister François Fillon, der sich das Vertrauen des Präsidenten zur Führung der Regierungsgeschäfte weiterhin sichert. Die Finanzministerin Christine Lagarde und der Haushaltsminister Eric Woerth bleiben auf ihren Posten, um das Land aus der Finanz- und Wirtschaftskrise zu führen. Nach den guten Ergebnissen der Grünen bei den Europawahlen wird Umweltminister Jean-Louis Borloo ebenfalls in seinem Amt bestätigt. Auch Bernard Kouchner (Außenministerium), Hervé Morin (Verteidigung) und Roselyne Bachelot (Gesundheit) sowie Eric Besson (Einwanderung), Valérie Pécresse (Hochschulen) und Patrick Devedjian (wirtschaftlicher Aufschwung) sehen sich weiterhin mit ihrem Regierungsposten betraut. Minister und Staatssekretären, die den Posten wechseln Einige Minister werden mit einem neuen Amt befördert, vor allem Schwergewichte der Regierung und enge Vertraute des Staatspräsidenten. So wird Innenministerin Michèle Alliot- Marie, die einstige innerparteiliche Konkurrentin Sarkozys um die Kandidatur zur Präsidentschaftswahl im Jahr 2006, nun Justizministerin. Sie erhält zudem den Ehrentitel Ministre d Etat (Staatsministerin), der bisher nur dem Umweltminister vorbehalten war, und wird somit protokollarisch die Nummer 3 der Regierung. Der langjährige Freund, politische Weggefährte und engste Berater Sarkozys, Brice Hortefeux, der vor kurzem in das Amt des Arbeitsministers berufen wurde, übernimmt jetzt das Innenministerium. Erziehungsminister Xavier Darcos wurde zum Arbeitsminister berufen. Staatsekretär Luc Chatel bleibt Presse-

3 sprecher der Regierung und wird Erziehungsminister. Bruno Le Maire, der erst im Dezember 2007 an der Stelle von Jean-Pierre Jouyet als Staatssekretärs für europäische Angelegenheiten berufen wurde, bekommt das Agrarministerium. Rama Yade wird dagegen abgestraft: Da die französische Öffentlichkeit sie als Politikerin sehr schätzt, darf sie zwar in der Regierung bleiben, muss aber ihren Posten als Staatssekretärin für Menschenrechte aufgeben und das Sportressort übernehmen. Neue Minister und Staatssekretären /frankreich Überraschend und medienwirksam tritt Frédéric Mitterrand, zuletzt Direktor der Villa Medici in Rom, der neuen Regierung bei. Als Vertreter der kulturellen Welt soll er die Zusammenarbeit mit Künstlern und Intellektuellen verbessern. Michel Mercier, der als Schatzmeister des MoDem bis jetzt hinter François Bayrou stand, nimmt jetzt Abstand von der zentristischen Partei die bei den Europawahlen eine klare Niederlage erlitt und wird Minister der ländlichen Gebiete und Raumordnung. Christian Estrosi, der 2008 die Regierung verlassen hatte um sich auf sein neues Amt als Bürgermeister von Nizza zu konzentrieren, kommt jetzt als Industrieminister zurück. UMP-Schwergewichte wie Senator Henri de Raincourt (zuständig für die Beziehungen zum Parlament) oder der Abgeordnete Pierre Lellouche (Staatssekretär für europäische Angelegenheiten) gehören ebenfalls der neuen Regierung an. Die Ärztin mit maghrebinischer Herkunft Nora Berra, die dieses Jahr für die UMP als EU- Abgeordnete gewählt wurde, wird Staatssekretärin für die ältere Generation. Die aus Guadeloupe stammende Beraterin von Sarkozy im Elyséepalast, Marie-Luce Penchard, übernimmt das Ressort der Überseegebiete. Ausgeschiedene Minister und Staatssekretären Wie geplant, nehmen Landwirtschaftsminister Michel Barnier und Justizministerin Rachida Dati ihr EU-Mandat wahr und verlassen die Regierung. Kulturministerin Christine Albanel wird nach dem Scheitern des Hadopi-Gesetzes zur Bekämpfung der Internetpiraterie abgestraft. Da sie in ihrem Regierungsamt in erster Linie nur unzureichende Ergebnisse lieferten, erleiden Christine Boutin (Wohnungsbau), Yves Jégo (Überseegebiete), Bernard Laporte (Sport), Roger Karoutchi (Beziehungen zum Parlament) und André Santini (öffentlicher Dienst) das gleiche Schicksal und müssen die Regierung ebenfalls verlassen. Es folgen eine Übersicht mit biographischen Angaben der neuen Regierungsmitglieder sowie ein Überblick über das gesamte Kabinett.

4 /frankreich Frédéric MITTERRAND: Minister für Kultur und Kommunikation Frédéric Mitterrand wurde als Neffe des ehemaligen Staatspräsidenten François Mitterrand am 21. August 1947 in Paris geboren. Er hat Geschichte und Geographie am Institut d Etudes politiques (IEP Paris) studiert und war zuletzt Leiter der französischen Kunstakademie in der Villa Medici in Rom. Er gehört keiner politischen Partei an. Berufliche Laufbahn 1968-1971 Dozent für Wirtschaft, Geschichte und Geographie an der Ecole active bilingue in Paris 1971-1986 Direktor des Programmkinos Olympic Palace, Entrepôt und Olympic Entre pôt Seit 1981 Filmproduzent, Fernsehmoderator, Regisseur von Dokumentarfilmen 2000-2003 Präsident der Kommission zur Förderung des französischen Kinos 2003-2005 Programmdirektor des Senders TV5 Seit 2005 Fernsehmoderator bei Pink TV Seit 2006 Radiomoderator bei France Culture 2008-2009 Direktor der Villa Medici, Kunstakademie Frankreichs in Rom In der Öffentlichkeit ist Frédéric Mitterrand vor allem als Fernsehmoderator und durch seine Kommentare anlässlich festlicher Ereignisse in den europäischen Königshäusern bekannt.

5 Michel MERCIER: Minister für den ländlichen Raum und Raumordnung /frankreich Michel Mercier ist am 7. März 1947 in Bourg-Thizy geboren. Er schloss sein Studium am IEP Paris ab und unterrichtete als Dozent der Rechtswissenschaften. Michel Mercier ist nicht Mitglied der UMP, sondern des MoDem, der zentristischen Partei von François Bayrou. Politische Laufbahn 1971-1977 Gemeinderat in Thizy (Rhône) 1977-2001 Bürgermeister von Thizy Seit 1978 Abgeordneter des Generalrats im Département Rhône 1982-1990 Vizepräsident des Generalrats im Département Rhône Seit 1990 Präsident des Generalrats im Département Rhône 1992-1993 Vizepräsident des Regionalrats Rhône-Alpes 1993-1995 Abgeordneter (Rhône) in der französischen Nationalversammlung Seit 1995 Senator (Rhône) Weitere Ämter Schatzmeister der Partei Mouvement Démocrate (MoDem) Seit 2002 Präsident der zentristischen Fraktion im Senat 2004-2008 Vizepräsident der Versammlung der Départements Frankreichs

6 Christian ESTROSI: Minister im Wirtschafts-, Industrie- und Arbeitsministerium, zuständig für Industrie /frankreich Er ist am 1. Juli 1955 in Nizza geboren und war vor seiner politischen Karriere Hochleistungssportler. Er ist Mitglied der UMP Politische Laufbahn 1983-1990 Stadtrat von Nizza 1985-1993/ Abgeordneter des Generalrats im Département Alpes-Maritimes Seit 2001 1988-1993/ Abgeordneter (Alpes-Maritimes) in der Nationalversammlung 1997-2005 1992-1998 Vizepräsident des Regionalrats Provence-Alpes-Côte-d Azur 1994-1997 Mitglied des Wirtschafts- und Sozialrats 1998-2002 Abgeordneter des Regionalrats Provence-Alpes-Côte-d Azur 2007-2008 Staatssekretär für die Überseegebiete, der Innenministerin Michèle- Alliot Marie beigeordnet Seit 2008 Bürgermeister von Nizza Weitere Ämter Seit 2002 Präsident der UMP im Département Alpes-Maritimes Seit 2008 Stellvertretender Generalssekretär der UMP

7 Henri de RAINCOURT: Minister im Premierministeramt, zuständig für die Beziehungen zum Parlament /frankreich Er ist am 17. November 1948 in Saint-Valérien (Yonne) geboren, von Beruf Landwirt und ehemaliges Mitglied der zentristischen Partei UDF. Politische Laufbahn 1977-2003 Bürgermeister von Saint-Valérien (Yonne) 1980-2008 Abgeordneter im Generalrat des Départements Yonne 1992-2008 Präsident des Generalrats im Département Yonne Seit 1986 Senator Seit 2008 Präsident der UMP-Fraktion im Senat Weitere Ämter Seit 2002 Mitglied des politischen Büros der UMP Seit 2002 Vizepräsident der UMP im Senat

8 Pierre LELLOUCHE: Staatssekretär im Außenministerium, zuständig für Europäische Angelegenheiten /frankreich Er wurde am 3. Mai 1951 geboren und ist Rechtsanwalt. Er hat am Institut d Etudes politiques (IEP) in Paris studiert und in Harvard den Doktortitel der Rechtswissenschaften erworben. Pierre Lellouche ist Mitglied der UMP. Politische Laufbahn 1989-1992 Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Programm für Wissenschaften und Inter nationale Angelegenheiten an der Universität in Harvard sowie in der Maison des sciences et de l homme in Paris 1978-1988 Wissenschaftlicher Mitarbeiter und stellvertretender Direktor des Institut français des relations internationales (Ifri) 1989-1995 Diplomatischer Berater des Bürgermeisters von Paris, Jacques Chirac 1995 Beauftragter des französischen Staatspräsidenten, Jacques Chirac 1993-1997 Abgeordneter (Val d Oise) der Nationalversammlung Seit 1997 Abgeordneter (4. Wahlbezirk Paris) der Nationalversammlung Seit 2001 Mitglied des Stadtrats in Paris Mitglied der Delegation zur Europäischen Union in der Nationalversamm- Seit 2002 lung 2002-2004 Vizepräsident der Parlamentarischen Versammlung der NATO Seit 2004 Präsident der Parlamentarischen Versammlung der NATO Weitere Ämter 1980-1992 Verfasser von Leitartikeln in den Magazinen Le Point und Newsweek Seit 1988 Verfasser von Leitartikeln bei Valeurs actuelles

9 Seit 1990 Verfasser von Leitartikeln in der Tageszeitung Le Figaro Seit 1988 Seit 2006 Dozent an der ENA und am IEP Paris Zunächst Sekretär, dann Hauptdelegierter der UMP, zuständig für Verteidigung /frankreich Nora BERRA: Staatssekretärin im Ministerium für Arbeit, soziale Beziehungen, Familie und Solidarität, zuständig für die ältere Generation Sie wurde 1963 geboren und ist algerischer Abstammung. Von Beruf Allgemeinmedizinerin, arbeitete sie zuletzt als Ärztin in der Abteilung für Immunologie an den Hospices civils in Lyon. Nora Berra ist Mitglied der UMP. Politische Laufbahn 2001-2008 Stadträtin in Neuville-sur-Saône (Rhône) Seit 2009 Stadträtin in Lyon Seit 2009 Abgeordnete des Europäischen Parlaments

10 Benoist APPARU: Staatssekretär für Wohnungsbau und Städteplanung im Staatsministerium für Ökologie und nachhaltige Entwicklung /frankreich Er wurde 1969 geboren und schloss 1992 sein Studium des internationalen Wirtschaftsrechts an der Universität Paris I ab. Er ist Mitglied der UMP. Politische Laufbahn 1995-2000 Parlamentarischer Assistent des Abgeordneten der Nationalversammlung, Bruno Bourg-Broc 1997 Nationalsekretär des RPR (Rassemblement pour la République), zuständig für Jugend 2001-2002 Berater bei Euro RSCG Corporate Seit 2001 Referent des Bürgermeisters von Chalons-en-Champagne (Marne), zuständig für Jugend und Kommunikation 2002-2004 Kabinettsleiter des Erziehungsministers Xavier Darcos 2005-2007 Berater und stellvertretender Direktor im Kabinett der Ministerin für soziale Kohäsion und Parität, Catherine Vautrin Seit 2007 Abgeordneter (Marne) der Nationalversammlung

11 Marie-Luce PENCHARD: Staatssekretärin im Innenministerium, zuständig für die Überseegebiete und Gebietskörperschaften /frankreich Sie ist am 14. Februar 1959 in Guadeloupe geboren, Mitglied der UMP und studierte Wirtschaftswissenschaften. Politische Laufbahn 2008-2009 Sekretärin der UMP, zuständig für die Überseegebiete Seit 2008 Fachberaterin im Kabinett des Staatspräsidenten, Nicolas Sarkozy Seit 2009 Politische Beraterin der UM

12 Überblick KABINETTSUMBILDUNG REGIERUNG FRANÇOIS FILLON 23. JUNI 2009 NEUE MINISTER UND STAATSSEKRETÄRE /frankreich Frédéric Mitterrand Michel Mercier Christian Estrosi Henri de Raincourt Pierre Lellouche Nora Berra Marie-Luce Penchard Benoist Apparu Minister für Kultur und Kommunikation Minister für den ländlichen Raum und Raumordnung Minister für Industrie, dem Wirtschaftsminister beigeordnet Minister im Premierministeramt, zuständig für die Beziehungen zum Parlament Staatssekretär im Außenministerium, zuständig für Europäische Angelegenheiten Staatssekretärin im Arbeitsministerium, zuständig für die ältere Generation Staatssekretärin im Innenministerium, zuständig für die Überseegebiete und Gebietskörperschaften Staatssekretär für Wohnungsbau und Städteplanung im Staatsministerium für Ökologie und nachhaltige Entwicklung ÄNDERUNGEN IM KOMPETENZBEREICH Michèle Alliot-Maire Brice Hortefeux Xavier Darcos Luc Châtel Bruno Le Maire Valérie Létard Neuer Kompetenzbereich Staatsministerin für Justiz und Staatsbürgerrechte Minister des Inneren, der Überseegebiete und der Gebietskörperschaften Minister für Arbeit, Soziale Beziehungen, Familie, Solidarität und Städte Erziehungsminister, Regierungssprecher Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Fischerei Staatssekretärin im Umweltministerium, zuständig für nachhaltige Entwicklung Ehemaliger Kompetenzbereich Ministerin für innere Angelegenheiten, Überseegebiete und Gebietskörperschaften Minister für Arbeit, Soziale Beziehungen, Familie, Solidarität und Städte Erziehungsminister Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, zuständig für Industrie und Konsum, Regierungssprecher Staatssekretär im Außenministerium, zuständig für Europäische Angelegenheiten Staatssekretärin im Arbeitsministerium, zuständig für Solidarität

13 Jean-Marie Bockel Staatssekretär im Justizministerium Staatssekretär im Verteidigungsministerium, zuständig für Kriegsveteranen Rama Yade Staatssekretärin im Gesundheitsministerium, zuständig für Sport Staatssekretärin im Außenministerium, zuständig für Menschenrechte /frankreich Hubert Falco Staatssekretär im Verteidigungsministerium, zuständig für Verteidigung und Kriegsveteranen Staatssekretär im Umweltministerium, zuständig für Raumplanung ÄNDERUNGEN IN DER BEZEICHNUNG Neuer Kompetenzbereich Ehemaliger Kompetenzbereich Jean-Louis Borloo Christian Blanc Nadine Morano Staatsminister für Ökologie, Energie, nachhaltige Entwicklung und das Meer, Beauftragter der grünen Technologien und der Verhandlungen über das Klima Staatssekretär im Premierministeramt, zuständig für die Entwicklung der Hauptstadtregion Staatssekretärin im Arbeitsministerium, zuständig für Familien und Solidarität Minister für Umwelt, Energie, nachhaltige Entwicklung und Raumplanung Staatssekretär im Umweltministerium, zuständig für die Entwicklung der Hauptstadtregion Staatssekretärin im Arbeitsministerium, zuständig für Familien KEINE ÄNDERUNGEN Kompetenzbereich Christine Lagarde Bernard Kouchner Patrick Devedjian Roselyne Bachelot- Narquin Hervé Morin Eric Besson Valérie Pécresse Laurent Wauquiez Ministerin für Wirtschaft, Industrie und Beschäftigung Minister für auswärtige und europäische Angelegenheiten Minister im Premierministeramt, zuständig für die Umsetzung des Konjunkturprogramms Ministerin für Gesundheit, Jugend und Sport Verteidigungsminister Minister für Immigration, Integration, nationale Identität und solidarische Entwicklung Ministerin für Hochschulen Staatssekretär für Beschäftigung im Wirtschaftsministerium

14 /frankreich Nathalie Kosciusko- Morizet Dominique Bussereau Fadela Amara Alain Marleix Anne-Marie Idrac Alain Joyandet Chantal Jouanno Martin Hirsch Staatssekretärin im Premierministeramt, zuständig für Zukunftsforschung und digitale Wirtschaft Staatssekretärin im Umweltministerium, zuständig für das Transportwesen Staatssekretärin im Arbeitsministerium, zuständig für Städtepolitik Staatssekretär beim Minister für innere Angelegenheiten, Überseegebiete und Gebietskörperschaften, zuständig für innere Angelegenheiten und Gebietskörperschaften Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium, zuständig für Außenhandel Staatssekretär im Außenministerium, zuständig für Zusammenarbeit und Frankophonie Staatssekretärin im Umweltministerium, zuständig für Ökologie Hoher Kommissar, zuständig für aktive Solidarität gegen Armut und für die Jugend AUSGESCHIEDENE MINISTER UND STAATSSEKRETÄRE Michel Barnier Rachida Dati Christine Albanel Christine Boutin Yves Jégo Bernard Laporte André Santini Roger Karoutchi Landwirtschaftsminister Justizministerin Kulturministerin Ministerin für Wohnungsbau Staatssekretär für die Überseegebiete Staatssekretär im Gesundheitsministerium, zuständig für Sport Staatssekretär, zuständig für den öffentlichen Dienst Staatssekretär im Premierministeramt, zuständig für die Beziehungen zum Parlament