Ausführungen von Philip von dem Bussche. Sprecher des Vorstandes der KWS SAAT AG. anlässlich der Bilanzpressebesprechung in Hannover

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Transkript:

Ausführungen von Philip von dem Bussche Sprecher des Vorstandes der KWS SAAT AG anlässlich der Bilanzpressebesprechung in Hannover am 29. Oktober 2009 Meine sehr geehrten Damen und Herren, in den vergangenen 12 Monaten haben die Volkswirtschaften rund um den Erdball die Auswirkungen der heftigsten Rezession der Nachkriegszeit gespürt. Die KWS konnte trotz dieser Verwerfungen ihren profitablen Wachstumskurs fortsetzen. Ich beleuchte diesen Erfolg mit einigen Schlaglichtern: Die Pflanzenzüchtung hat mit jährlichen Züchtungsfortschritten von 1 2 % zu erheblichen Wohlfahrtsgewinnen in unserer Volkswirtschaft beigetragen. Mit intensiver Forschung & Entwicklung hat KWS als eines der führenden Unternehmen in Deutschland maßgeblich an diesem Züchtungserfolg mitgewirkt. KWS investiert in großem Umfang in Forschung und Entwicklung, um auch weiterhin die Pflanzenzüchtung voran zu bringen und das organische Wachstum des Unternehmens zu sichern. Die Basis des Erfolges von KWS sind die etablierten Märkte für Zuckerrüben, Mais in West- und Mitteleuropa sowie Raps und Getreide. Hier werden wir unsere führende Position absichern und ausbauen. Unser Wachstum wollen wir erzielen in den neuen Märkten o Zuckerrüben und Mais in Osteuropa und China, o Mais in den USA, Frankreich sowie Südost- und Südeuropa, o mit Energiepflanzen und o Kartoffeln.

Rede Bilanzpressebesprechung Philip von dem Bussche Seite 2 von 7 Die Pflanzenzüchtung hat in den vergangenen Jahrzehnten mit 1 2 % Zuwachs pro Jahr den entscheidenden Anteil an den jährlichen Ertragssteigerungen der Landwirtschaft. Weitere Fortschritte in der modernen Landtechnik, in der Düngung und im Pflanzenschutz führen dazu, dass die Flächenerträge der wichtigsten Kulturpflanzen in Deutschland Jahr um Jahr insgesamt um knapp 3 Prozent gesteigert werden. Das hat in den vergangenen 25 Jahren zu einer Verdoppelung der Erträge und damit zu erheblichen Wohlfahrtsgewinnen in der Volkswirtschaft geführt. Durch den Produktivitätszuwachs konnte (und musste) die Landwirtschaft im Zeitverlauf ihre Produkte zu stetig sinkenden Marktpreisen anbieten. Der Produktivitätsfortschritt in der Landwirtschaft landet also in der Konsequenz beim Verbraucher: Der Nutzen für Verbraucher und Gesellschaft sind spürbar niedrigere Konsumausgaben bei deutlich verbesserter Qualität. Während vor etwa 50 Jahren die Ausgaben für Lebensmittel noch zwischen 25 30 % des Gesamteinkommens beanspruchten, sind es heute nur noch gut 10 %. Das ist eine Ersparnis von weit über 100 Mrd. pro Jahr, die für andere Konsum- oder Vorsorgezwecke zur Verfügung stehen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, KWS als führendes Pflanzenzüchtungsunternehmen in Deutschland hat maßgeblich an diesem Züchtungsfortschritt mitgewirkt. Züchtungsfortschritt bedeutet dabei mehr als nur eine möglichst hohe Ertragssteigerung. Er verbessert darüber hinaus die Qualität, Pflanzenwachstum und die Pflanzengesundheit durch immer bessere, gesündere, leistungsfähigere und angepasste neue Sorten. Zuchtbzw. Ertragsfortschritt hat also viele Gesichter und wird Jahr für Jahr beständig in allen Kulturpflanzen erzielt. Und die Herausforderungen an die Pflanzenzüchtung nehmen zu. Aufgrund der rasant wachsenden Weltbevölkerung steigt die Nachfrage nach Lebensmitteln, Futtermitteln und Energie ständig. Die FAO schätzt, dass sich allein die Nachfrage nach Lebensmitteln bis 2050 etwa verdoppeln wird. Die landwirtschaftlichen Nutzflächen sind aber begrenzt und die fossilen Energiereserven in absehbarer Zeit erschöpft. Hinzu kommt der Klimawandel, der eine enorme Anpassung der Landwirtschaft nötig macht und zum Umdenken bei der Energieerzeugung führt. Daher planen wir schon heute weitere Quantensprünge in der Züchtung für das eigene Land und eine lebensfähige Weltgemeinschaft von morgen. Wenn es nicht

Rede Bilanzpressebesprechung Philip von dem Bussche Seite 3 von 7 gelingt, die pflanzlichen Arten und Sorten möglichst schnell an den Klimawandel anzupassen, gefährden wir mittel- und langfristig die Nahrungs- und Energieversorgung von vielen Milliarden Menschen. Ohne neue und rasch greifende Züchtungsmethoden wird die Versorgung aller Menschen aufgrund von klimatisch bedingten Ernteausfällen und Ertragsverlusten nicht mehr möglich sein. Der Klimawandel wird damit zur größten Herausforderung für die Pflanzenzüchtung. Das höchste Züchtungsziel für alle Regionen der Erde wird die Ertragssteigerung und Ertragsstabilität unter sich vielfach ändernden Klimabedingungen. Wie ist dieses Ziel zu erreichen? Seit jeher ist die Genetik der Motor des Züchtungsfortschritts. Unser zunehmendes Wissen über die Bausteine des Lebens lässt die Pflanzenzüchtung quasi fortwährend aus dem Vollen schöpfen. Diese Wissens-Erweiterung generiert permanent Fortschritt und Wachstum ohne wesentlichen Verbrauch von endlichen Ressourcen. Auch die Grüne Gentechnik verwendet keine neuen Gene, sondern nur solche, die in der Natur überall vorkommen. Pro Tag nehmen wir Milliarden fremder Gene mit der Nahrung in uns auf. Und die gezüchteten Kulturpflanzen, die uns heute ernähren, haben nichts mehr gemein mit den ursprünglichen Wildformen, die nahezu alle giftig und somit ungenießbar für den Menschen waren. Sie mussten deshalb in großem Ausmaß genetisch verändert werden. So wie aus einem Wolf ein Dackel oder ein Bernhardiner wurden, so veränderten die Züchter und die Evolution ein Gras in unseren heutigen Hochleistungsweizen. Daher sollten wir vergleichsweise gezielte und begrenzte Eingriffe wie die Grüne Gentechnik viel gelassener beurteilen. Wir gehen davon aus, dass sich insgesamt die Anbaufläche für gentechnisch veränderte Sorten weltweit in den nächsten fünf Jahren nahezu verdoppeln wird. Schon heute übertrifft diese Fläche mit 125 Mio. Hektar die gesamte Ackerfläche Europas. In Gebieten mit intensiver Landwirtschaft wie Nord- und Südamerika wird bereits heute ein hoher Prozentsatz (je nach Kulturart bis zu 95 %) der Anbaufläche mit gentechnisch veränderten Sorten angebaut. Auch Europa als Gebiet mit intensiver Landwirtschaft wird sich dieser Entwicklung langfristig nicht verschließen können.

Rede Bilanzpressebesprechung Philip von dem Bussche Seite 4 von 7 Seit mehr als 150 Jahren züchtet KWS Pflanzen für die gemäßigten Klimazonen. Unsere wichtigsten Erfolgsfaktoren sind die langjährige Erfahrung, die Unabhängigkeit, eine solide Eigenkapitalbasis und besonders die hohe Forschungsintensität mit einer engen Verzahnung von Mikrobiologie und Züchtung. Dort sehen wir unsere Kernkompetenz in der direkten Verbindung von klassischer Züchtung und moderner Biotechnologie, wie sie vor allem am Standort Einbeck umgesetzt wird. Um unsere guten Marktpositionen weiter auszubauen, haben wir im Berichtsjahr die Investitionen im Vorjahresvergleich annähernd verdoppelt. Darunter fielen unter anderem der Bau eines umweltgerechten und ressourcenschonenden Entwicklungszentrums am Stammsitz in Einbeck. Für dieses Projekt wurde KWS im Mai 2009 mit dem Preis Energieoptimiertes Bauen 2009 vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie ausgezeichnet. Mit den getätigten Investitionen haben wir gezielt neue Arbeitsplätze geschaffen. Dadurch erhöhte sich im abgelaufenen Geschäftsjahr die Zahl der Beschäftigten weltweit um rund 10 % und in Deutschland um knapp 8 % also allein in Deutschland fast 100 neue Arbeitsplätze! Davon hat besonders unser Firmenstandort Einbeck profitiert. Wichtig für den nachhaltigen Erfolg unseres Unternehmens ist nicht nur die Quantität, sondern besonders die Qualität der Arbeitsplätze und damit die Motivation der Mitarbeiter. Dies hat auch die Bundesfamilienministerin gewürdigt und die KWS im Juni 2009 mit dem Preis Familienfreundlicher Betrieb ausgezeichnet. Meine Damen und Herren, KWS hat mit einer Strategie des organischen Wachstums in den vergangenen Jahren gezeigt, dass sich Investitionen in Forschung und Entwicklung und damit in qualifizierte Mitarbeiter auch in steigenden Umsätzen und Erträgen niederschlagen. Gleichwohl werden wir uns in der Zukunft auf stärker zyklische Entwicklungen in unseren Märkten einstellen müssen, aber langfristig betrachtet bewegen wir uns in der Agrarwirtschaft in einem soliden Umfeld mit guten Wachstumsperspektiven. Bei Zuckerrüben ist KWS international die Nummer 1,

Rede Bilanzpressebesprechung Philip von dem Bussche Seite 5 von 7 ebenso bei Mais und Getreide in Deutschland, sowie die Nummer 2 in Europa. In diesen etablierten Märkten werden wir unsere führende Marktposition festigen und ausbauen. Im Bereich Mais ist die langfristige Produktentwicklungsstrategie aufgegangen, so dass wir hier in den vergangenen Jahren den größten Wachstumsschub realisieren konnten. Für das laufende Geschäftsjahr rechnen wir mit einem erneuten Umsatzanstieg von gut 5 %. Dieser soll vor allem aus den USA kommen. Dort wird der Anteil höherpreisiger, gentechnisch mehrfachresistenter Sorten ( Triple Stack ) weiter zunehmen. In Europa gilt es, das sehr gute Absatzniveau in den nördlichen Regionen zu halten und unsere Marktposition im südlichen und östlichen Europa zu verbessern. Schwer einzuschätzen sind die Risiken im Hinblick auf die Liquiditätslage der Landwirtschaft, vor allem in Südost- und Osteuropa. Wir planen den Ausbau unserer Saatgutproduktionskapazitäten. Nachdem entsprechende Vorhaben in Rumänien und der Ukraine erfolgreich abgeschlossen wurden, sollen im neuen Geschäftsjahr weitere Investitionsprojekte in Frankreich, der Türkei, in Chile sowie in Russland eingeleitet werden. Die Herstellungskosten pro Stück werden insgesamt leicht unter denen des abgelaufenen Geschäftsjahres erwartet. Auf der Ebene des Betriebsergebnisses im Mais rechnen wir mit einem Anstieg in gleicher Relation wie die Umsatzausweitung. Für das Segment Zuckerrüben sehen wir trotz historischer Höchststände bei den Zuckernotierungen im laufenden Jahr kaum weiteres Wachstumspotenzial. Während in der EU-27 vor allem in Südeuropa die Anbaufläche für Zuckerrüben leicht rückläufig sein wird, dürften in Osteuropa, in Vorderasien und in Ostasien die Anbauflächen wieder ausgeweitet werden. Die Entwicklung in der EU-27 ist mit der Reform der Zuckermarktordnung ebenso abgeschlossen wie die Einführung von Roundup Ready Sorten in Nordamerika. Daher werden in diesen Regionen Zuwächse nur durch weitere Marktanteilsgewinne zu erzielen sein. Sollte sich die allgemeine Wirtschaftslage bessern, sehen wir Chancen vor allem in Osteuropa, in Vorderasien und in Nordafrika. Da sich in diesen Regionen im Vergleich zur EU-27 nur relativ geringe Margen erzielen lassen und sie zudem mit erhöhten Vertriebsaufwendungen verbunden sind, erwarten wir daraus jedoch nur geringe Ergebnisbeiträge. Unser Ziel bleibt es, in der Zuckerrüben-Produktentwicklung

Rede Bilanzpressebesprechung Philip von dem Bussche Seite 6 von 7 durch weitere Ertragssteigerungen die Wettbewerbsfähigkeit der Zuckerrübe so weit zu erhöhen, dass sie ohne Subventionen langfristig mit dem Zuckerrohr konkurrieren kann. Im Wirtschaftsjahr 2008/2009 haben sich die Erzeugerpreise für Getreide hauptsächlich aufgrund überdurchschnittlicher Erträge zur Ernte 2008 deutlich verschlechtert. Solche Einkommensverluste der Landwirte führten in der Vergangenheit regelmäßig zu einem stärkeren Nachbau und dem Verzicht auf zertifiziertes Hochleistungssaatgut. Vor diesem Hintergrund rechnen wir für 2009/2010 mit einem deutlich niedrigeren Umsatz- und Ergebnisniveau im Segment Getreide. Gute Wachstumschancen sehen wir bei den Energiepflanzen und unseren neu gestarteten Kartoffel-Aktivitäten sowie in den Märkten Osteuropa und China. Bei der Energieversorgung gewinnen Pflanzen zunehmend an Bedeutung. Bei KWS entfallen inzwischen rund 15 Prozent des Umsatzes auf den Sektor Energiepflanzen. In der Betrachtung von Bioenergie ist die Energie- und Nährstoffbilanz sowie der Beitrag zum Klimaschutz von entscheidender Beutung. Besonders Biogas bietet gegenüber anderen erneuerbaren Energiequellen eine Reihe von Vorteilen. Durch die Nutzung der ganzen Pflanze ist in Europa Biogas der effizienteste Weg zur Erzeugung von Bioenergie. Zudem hat es niedrige Produktionskosten, ist vielseitig verwendbar, kann dezentral gewonnen werden und bietet Versorgungssicherheit zu jeder Jahres- und Tageszeit. KWS ist das einzige Züchtungsunternehmen mit einem eigenen Zuchtprogramm im Bereich Biogas. An unserem Firmensitz in Einbeck unterstützen wir diesen Ansatz auch durch eine Biogasanlage vor Ort. Darüber hinaus werden die Dienstwagen der KWS zügig auf Bio-Erdgas umgestellt. Die USA setzen vor allem auf Bio- Kraftstoffe. Auch beim Ethanol wird die zweite Generation also die Nutzung der ganzen Pflanze einen weiteren Produktivitäts-Schub bringen. Mit dem Anbau von Energiepflanzen kann sich die Landwirtschaft neue alternative Einkommensquellen erschließen.

Rede Bilanzpressebesprechung Philip von dem Bussche Seite 7 von 7 Unsere neuen Kartoffelaktivitäten, die im Joint Venture mit Van Rijn betrieben werden, sind im ersten Jahr gut angelaufen. Es zeigt sich, dass die gewünschten Synergien realisiert werden konnten. Durch die Bündelung der Kräfte wurden die Züchtungsaktivitäten intensiviert und das internationale Geschäft weiter ausgebaut. Weil große Kartoffel-Verarbeiter wie zum Beispiel McCain am liebsten mit international breit aufgestellten Partnern kooperieren, hat van Rijn KWS einen klaren Wettbewerbsvorteil, denn die meisten Konkurrenten sind lokale Anbieter. Osteuropa und China sind für KWS wichtige Zukunftsmärkte mit langfristigen Wachstumschancen. Wie mein Kollege Hagen Duenbostel vorhin schon erläuterte, hat die Wirtschaftskrise besonders die osteuropäischen Länder getroffen. Die Tendenz dort geht zu immer größeren Agrarbetrieben, die mit hohem Fremdkapitaleinsatz arbeiten. Die Risiken der Währungsschwankungen und Forderungsverluste sind gestiegen. Gleichwohl sucht KWS die Zusammenarbeit mit starken und stabilen Partnern in diesem Wirtschaftsraum gleichermaßen sowohl bei Zuckerrüben, Mais und Getreide. China hat sich nach den USA zum weltweit zweitwichtigsten Maismarkt entwickelt. Das Land strebt eine deutlichere Intensivierung der Produktion an. Daher baut KWS hier eine eigene Forschungs-, Züchtungs- und Vermarktungsplattform aus. Sie sehen, meine Damen und Herren, wir haben viel erreicht und uns noch mehr für die Zukunft vorgenommen. Wir sind uns sicher, dass wir weiterhin wesentliche Fortschritte erreichen werden für KWS, für die Pflanzenzüchtung in Deutschland und für die nachhaltige globale Entwicklung. Oder wie es unser Unternehmens- Claim so schön beschreibt: Zukunft säen seit 1856. Philip von dem Bussche (es gilt das gesprochene Wort) Hannover, den 29.10.2009