Hirngerecht Sprachen lehren und lernen: Was sagt die Neurodidaktik? Prof. Dr. Kristian Folta-Schoofs AG Neurodidaktik Institut für Psychologie Universität Hildesheim (c) Prof. Dr. Kristian Folta-Schoofs!!! http://www.fruehe-kindheit-niedersachsen.de!
Anatomie und funk.onale Organisa.on der perisylvischen Sprachregion: Eine SEHR vereinfachtes neuronales Modell der menschlichen Sprachproduk.on
Neurolinguis.sche Perspek.ven Anatomie Neurolinguis.sche Sichtweise H primäre Hörrinde (A1) M Mundregion der primären motorischen Rinde B Motorisches Sprachzentrum (Broca- Areal) W AssoziaAves Sprachzentrum (Wernicke- Areal) Art ArAkulaAon Phon Phonologisches Lexikon Sem SemanAsches Lexikon Goldenberg, 2007
Einige linguis.sche Fachausdrücke SEMANTIK: PHONEME: PHONEMATIK: MOTORIK: BEDEUTUNG SPRACHLICHER ÄUSSERUNGEN (z.b. MAMA = meine MuWer) LAUTE, DIE WÖRTER VONEINANDER UNTERSCHEIDEN (z.b. M- A, SCH) ZUSAMMENSETZUNG VON WÖRTERN AUS PHONEMEN (z.b. M- A- M- A). VORAUSPLANUNG VON SPRECHBEWEGUNGEN (z.b. "l" in "klug" und "wild") ZIELGERICHTETE STEUERUNG VON MUSKELN ARTIKULATION: STIMMSPRACHLICHER AUSDRUCK SEMANTISCHES GEDÄCHTNIS: SEMANTISCHES LEXIKON: PHONEMATISCHES LEXIKON: VERZEICHNIS DES WISSENS ÜBER SICH SELBST UND DIE WELT VERZEICHNIS DER WORTBEDEUTUNGEN VERZEICHNIS DER PHONEMATISCHEN WORTSTRUKTUREN ORTHOGRAPHISCHES LEXIKON: VERZEICHNIS DER GANZHEITLICHEN "GESTALT" VON WÖRTERN
Anatomie und funk.onale Organisa.on der perisylvischen Sprachregion Anatomie Neurolinguis.sche Sichtweise Motorische Umsetzung der Lautstruktur Analyse der Lautstruktur Wortbedeutung Goldenberg, 2007
Ein psychologisches Modell des Informa.onsflusses beim Sprechen Ganzwort- Route Goldenberg, 2007
Was das orthographische Lexikon alles kann!
Hirngerecht Sprachen lehren und lernen: Was sagt die Neurodidak.k? Allgemeiner Zeitrahmen für den Neuerwerb einer Sprache: - Mindestens 60 angeleitete Übungsstunden pro Kurs - Mindestens 5 angeleitete Sitzungen pro Woche - Danach: Eigenverantwortliche Forgührung mit geringerer aber regelmäßiger Trainingsfrequenz (z.b. 2 x wöchentlich) und Übertragung neuerworbener sprachlicher Fähigkeiten in RouAnen des Alltags Ziel: AutomaAsierung und Flexibilisierung von neuen sprachlichen Fähigkeiten in verschiedenen kommunikaaven SituaAonen des Alltags. Lehr- /Lernebenen: - SEMANTISCHES LEXIKON / WORTBEDEUTUNG - PHONEMATISCHES LEXIKON / LAUTSTRUKTUR - SPRACHPRODUKTION / ARTIKULATION - ORTHOGRAPHISCHES LEXIKON / GANZHEITLICHE WORTERKENNUNG
Seman.sches Lexikon / Wortbedeutung O AKTIVIERUNG VON INHALTEN DES SEMANTISCHEN LEXIKONS: Vorbereitung: Verschiedene Bildstapel mit semanasch verwandten Bildern pro Stapel zusammenstellen (Bilder von Gegenständen und Handlungen des täglichen Lebens) Aufgabe: Zu einzelnen Bildern passende Wörter finden lassen Wird das Wort nicht gefunden: Vorsprechen Nachsprechen lassen Aufschreiben lassen Anschließend: - PräsentaAon von semanasch verwandten Bildern - Nachsprechen und/oder Schreiben von semanasch verwandten Wörter O WISSEN ÜBER AUSSEHEN UND EIGENSCHAFTEN DER DINGE TRAINIEREN: Darstellung von Gegenständen und Handlungen durch Zeichnungen, Gesten und/oder die Ausführung von Pantomimen
O Die korrekte Ar.kula.on von einzelnen Phonemen trainieren - Modellhames Vorsprechen - Vorgabe des Sprechrhythmus - Visuelle Darstellung der richagen Mund und Zungenstellung - Fehler korrigieren! O Die phonema.sche Struktur von Wörtern und Sätzen trainieren Melodic- IntonaAon- Technik: Phonema.sches Lexikon / Lautstruktur Silben von Wörtern im rhythmischen Wechsel zwischen einem hohen und einem Aefen Ton sprechen und/oder singen lassen (Der rhythmische Gang der "Melodie" erleichtert die motorische Planung der ArAkulaAon und trainiert die Abfolge von arakulatorischen Bewegungen) O Übung der phonema.schen Unterscheidungsfähigkeit - Darbietung von Bildpaaren, die sich nur in einem Phonem unterscheiden (s.g. phonemaasche Minimalpaare, z.b. Tanne Wanne Kanne) - Fehler werden korrigiert! Der Übergang zu einem höheren Schwierigkeitsgrad erfolgt erst, wenn der niedrigere Schwierigkeitsgrad fehlerfrei gemeistert wurde
Sprachproduk.on / Ar.kula.on O Möglichst viele sprachliche Anreize bieten, um die SprachprodukAon anzuregen: - Fragen stellen - Ermunterung zu sprachlichen Äußerungen - Unvollständige Wörter und Sätze ergänzen lassen - Wörter und Sätze nachsprechen lassen - Alltagsbezug herstellen - Sprachäußerungen belohnen - Auf die Korrektur von Fehlern verzichten! O Flexibles Umschalten zwischen sprachlicher und nicht- sprachlicher KommunikaAon üben
Orthographisches Lexikon / Ganzheitliche Worterkennung - Computergestütztes WorWraining mit immer kürzeren Darbietungszeiten am Bildschirm - Buchstaben, Buchstabengruppen oder Wörter schnell auf Papier aufzeichnen lassen - Buchstaben, Buchstabengruppen oder Wörter mit dem Finger in die Lum zeichnen lassen - Buchstaben, Buchstabengruppen oder Wörter in der Vorstellung zeichnen lassen WichAg: - Zuerst Buchstaben, dann Buchstabengruppen und zuletzt ganze Wörter trainieren - Zuerst häufige Buchstaben, dann selten vorkommende Buchstaben, und zuletzt seltene Buchstabengruppen oder Wörter üben! - Gravierende Fehlleistungen vermeiden!
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!!! (c) Prof. Dr. Kristian Folta-Schoofs!!! http://www.fruehe-kindheit-niedersachsen.de!