Grußwort des Regierungspräsidenten Dr. Thomas Bauer zum Workshop "Sinus-Studie Migranten-Milieus in Deutschland" am 09.07.2009 in Ansbach im SS 339 ANREDE Ich begrüße Sie zu dem Workshop "Sinus-Studie Migranten- Milieus in Deutschland" im Ansbacher Schloss, dem Sitz der Regierung von Mittelfranken, und darf mich bei Ihnen herzlich für Ihr Kommen und Ihr Interesse bedanken. Mein besonderer Dank gilt Ihnen, Frau Vorhoff, dass Sie aus Freiburg heute hierher zu uns nach Ansbach gekommen sind. Seit dem In-Kraft-Treten des Aufenthaltsgesetzes 2005 und der gesetzlichen Anerkennung der Integration als Staatsaufgabe widmen sich vermehrt wissenschaftliche Einrichtungen diesem Thema. An neueren Studien darf ich nur erwähnen - die 2005 von der Bertelsmann-Stiftung herausgegebene Studie "Erfolgreiche Integration ist kein Zufall", in der Best- Practice-Beispiele aufgezeigt wurden; - die 2007 veröffentliche Expertise von INBAS- Sozialforschung "Integrationslotsen: Modelle von Engagement und Integration Erfahrungen und Umsetzungsstrategien";
- 2 - - oder die Studie "Ungenutzte Potenziale. Zur Lage der Integration in Deutschland" des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung, die bei ihrer Veröffentlichung im Januar dieses Jahres besondere Beachtung fand. Über diese Studien erfahren wir meist aus den Medien, also aus Fernsehen, Radio und Presse und dort notwendigerweise in einer verkürzten Form. Dies war gerade an der erwähnten Studie des Berlin-Instituts zu sehen, deren Aussagen plakativ verkürzt und damit verschiedentlich auch verfälscht worden sind. Diese und andere Untersuchungen selbst zu studieren, in ihren Kontext zu stellen, sie in Handlungsanleitungen umzusetzen und für den eigenen Alltag nutzbar zu machen, ist ein eigenes Geschäft, für das ich darf das ganz salopp sagen - den Praktikern vor Ort häufig die Zeit fehlt. Diesem Umstand ein Stück weit entgegenzuwirken ist Sinn und Zweck dieses Workshops. Hier sollen theoretische, wissenschaftliche Ergebnisse dargestellt und mit der alltäglichen Praxis konfrontiert werden. Im besten Fall ergeben sich dann aus dieser Diskussion Konsequenzen für Ihr, für unser tägliches Handeln vor Ort, für die Ausrichtung, für die Schwerpunkte der Integrationsbemühungen.
- 3 - Ein paar Worte zu dem Titel des heutigen Workshops "Sinus- Studie: Migranten-Milieus in Deutschland": "Sinus" bzw. "Sinus Sociovision" ist der Name eines Instituts in Heidelberg, das als Spezialist für psychologische und sozialwissenschaftliche Forschung und Beratung gilt. Es wurde 1978 gegründet und ist seit 1998 Teil eines größeren Dienstleisters (Sociovision S.A.) mit Sitz in Paris. Hauptbetätigungsfelder des Instituts sind Marketing und Kommunikationsberatung. Der wissenschaftliche Ansatz des Instituts besteht darin, die in der Gesellschaft vorhandenen Milieus, also die Lebensverhältnisse, die natürlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Gegebenheiten, die auf den Einzelnen oder eine Gruppe einwirken, zu identifizieren und zu beschreiben. Diese "Lebensweltforschung" hat also das Alltagsbewusstsein und Alltagshandeln, hat Lebensstile und zugrunde liegende Wertorientierungen zum Gegenstand, um gewachsene Gruppierungen (eben Milieus) zu beschreiben und im Zeitablauf zu verfolgen. Die "Sinus- Milieus" fassen also Menschen zusammen, die sich in Lebensauffassung und Lebensweise ähneln; diese bilden die Zielgruppen etwa des Marketings oder wie hier der Integrationsbemühungen. Die Studie über die "Migranten-Milieus in Deutschland" ist in den Jahren 2006 bis 2008 entstanden und im März diesen Jahres veröffentlicht worden. Auftraggeber waren u. a. das Bun-
- 4 - desministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, die Konrad- Adenauer-Stiftung, der Bundesverband für Wohneigentum und Stadtentwicklung sowie der Deutsche Caritasverband. Auf Grund der zahlreichen Auftraggeber hat die Studie mehrere Teile, und zwar einen allgemeinen Teil sowie für den jeweiligen Auftraggeber einen Exklusivteil. Da die von uns begleiteten Integrationsmaßnahmen überwiegend von den Wohlfahrtsverbänden geleistet werden, haben wir den Deutschen Caritasverband als Mitauftraggeber gebeten, die Studie und ihren Exklusivteil vorzustellen. Ich danke nochmals Ihnen, Frau Vorhoff, dass Sie hierzu bereit sind. Der Leitgedanke der Bayerischen Staatsregierung, dass Integration nur im Dialog erfolgreich sein kann, besagt, dass im Integrationsprozess nicht nur die Migranten gefordert und gefördert werden müssen, sondern dass sich auch die einheimische Bevölkerung auf die in den letzten Jahrzehnten entstandene "Gesellschaft der Vielfalt" einstellen und damit auseinandersetzen muss. Dies müsste die Grundlage für eine parallele Studie sein, die untersucht, welche "einheimischen" Milieus bereits in der "Gesellschaft der Vielfalt" leben und in welchen es noch Vorbehalte gegen die Integration von Migranten gibt. Doch dieses ist wie
- 5 - gesagt ein neues Thema. Heute wenden wir uns den Migranten und den Milieus zu, in den sie leben. Ich wünsche uns einen interessanten Nachmittag und bitte Frau Vorhoff jetzt um ihren Vortrag.